Auf den ersten Blick natürlich nichts. Der erste Eindruck ist, daß dieses virtuelle Cafe von einem Dipl.-Psych.namens Hans-Reinhard Schmidt [02] geführt. Seine beruflichen Qualifikationen kann sich jeder auf der Zunge zergehen lassen: "Diplompsychologe, Klinischer Psychologe u. Psychotherapeut (BDP), Familientherapeut (EAP), Psychologischer Psychotherapeut, Supervisor (BDP)". Erst bei näherer Betrachtung fallen dem kritischen Leser einige Merkwürdigkeiten ins Auge.
Auf Seite 8 [03] empfiehlt Herr Schmidt dem Leser
seiner "ADS-Kritik" einen
"absoluten Leckerbissen" [04]; er serviert ihn am
28.2.2002 im zehnten Abschnitt von oben.
Dieser Bissen entpuppt sich als ein Link zu einem Video von Dr.
Fred A. Baughman auf dessen Hompage www.adhdfraud.org
[05], wo dieser noch zahlreiche andere Aussagen über ADHD macht "(Exposing the Fraud of ADHD)".
Herr Schmidt betont "eine seiner
schärfsten Aussagen ist diese: "ADHS wurde
erfunden, um Psychopharmaka zu verkaufen!""
. Er rät, sich dieses Video "nicht
durch die Lappen gehen" zu lassen und regt an: "Ich finde, dieses Video sollte man
deutsch synchronisieren und der deutschen Öffentlichkeit
vorstellen." Ich vermute, dafür würden die
Herren Kaeding, Kent und Vogelsang ihm anerkennend auf die
Schulter klopfen.
Wem nun die zuletzt aufgeführten Namen fremd sind, kann sich
auf der Webseite von Scientology-Kritik [06] das nötige Wissen
aneignen. Der Jurist Ingo Heinemann informiert hier mit einer der
größten deutschen Dokumentensammlungen über die weitreichenden
Aktivitäten dieser "Religionsgemeinschaft".
Fragt man sich, wer Fred A. Baughmann ist, wird man auf diesen
Webseiten von seiner Zugehörigkeit beim CCHR, einer
"Tochtergesellschaft" der Scientology, erfahren:
Also, wenn man nicht alles selber prüft ... . Da
entdecke ich doch auf der Seite "ADS-Kritik
6" [11] so eine Liste mit dem Titel "Methylphenidat (Ritalin)"
mit 15 Punkten, bei der behauptet wird, sie stamme von der US
Drug Enforcement Agency (DEA) des US Justizministeriums aus dem
Jahr 1995. Als interessierter Mensch schaue ich gleich bei
der DEA nach und finde unter der besagten Überschrift nicht etwa
die vorgenannte Liste, sondern einen völlig anderen Beitrag Methylphenidat
(Ritalin) [12]. Herr Schmidt hatte ja die Quelle seines
Textes zunächst nicht genannt. Ich fand dann aber die
englisch-sprachige Version dieser 15-Punkte-Liste unter http://www.psychtruth.com/Pages/US_Dept_of_Justice_DEA_Evaluation_Ritalin.htm
[13]. Es ist aus meiner Sicht ganz offensichtlich, welche
Absichten mit dieser Website verfolgt werden. Wer sich
dafür interessiert, kann sich sein eigenes Bild davon machen.
Nachzutragen wäre noch der Hinweis auf die Website http://psychtruth.com/Books.htm
[14]. Dort werden Bücher angeboten, wie z.B. von Mary Ann
Block, zu der ich mich gleich auch noch äußern werde.
Im Forum der-drugstore [15] veranlaßten bestimmte Vorgänge Herrn Schmidt, dann doch die Quelle seines Textes bekanntzugeben, indem er folgende Zeile hinzufügte: "Quelle: http://www.blockcenter.com/Articles2/ritalin_dea.htm" [16]. Dem Leser wird gleich auf der Hauptseite www.blockcenter.com [17] mitgeteilt, dass er sich auf den Webseiten von Dr. Mary Ann Block befindet, die nun ganz zufälligerweise auch die Autorin der o.g. Bücher ist. Ein Schelm, der sich hier etwas Böses denkt! Ich fand noch andere interssante Infos im Web, z. B. eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel "The Roots of the Ritalin Controversy" [18]. Dort konnte ich auf der Seite 13 lesen: "Dr. Block is affiliated with several other anti-Ritalin groups. She is a medical consultant for the Citizens Commission on Human Rights, which was founded by the Church of Scientology...". Ob Herr Schmidt kein Englisch kann? Ach nein, er hat sicherlich nur nicht die Zeit, Hinweise im Internet zu lesen. Schade, ich hätte ihm zu gerne noch weitere folgende Hinweise zukommen lassen, die Frau Dr. Block als Mitglied des CCHR ausweisen:
Als das Cafe Holunder noch ein Forum war, war auch ein Dr. H.G. Vogelsang dort Gast. Am 17. Dezember 01 wurde der Betrieb des Forums eingestellt, jedoch die Beiträge blieben als "best of" in einem Archiv auf Herrn Schmidts Webseiten erhalten. Weitere Seitenumstellungen haben es mir erschwert, alle Beiträge wiederzufinden, jedoch im Google-Archiv [23] war ein Posting vom 30.8.01 noch zu finden. Man beachte, Dr. Vogelsang empfiehlt die Zeitschrift raum&zeit [24], insbesondere einen Beitrag von Horst Wimmer "in der aktuellen Nr. 113, Sept./Okt. 2001" [25].(Vorsicht beim Anklicken des Links, nicht versehentlich diesen Artikel kaufen!)
Dr. Vogelsang erscheint am 2.9.01 mit weiteren vier Postings im Archiv des Cafe Holunder, bei Fundsachen: ADS-Foren kritisch betrachtet Teil 1 [26].
Herr Schmidt unterstützt diese Aussagen mit Bemerkungen wie "der leichtfertige Umgang mit der Diagnose ADS und der Verordnung von Methylphenidaten", "Man lese auch das Zitat von Herrn Vogelsang hier weiter unten" und "Instant-Kinderärztin".
Einige Hintergrundinfos, um das Bild von Dr. H.G.Vogelsang abzurunden:
Erneut wird auf Herrn Schmidts Domain "ADS-Kritik" die Zeitschrift raum&zeit empfohlen: Auf Seite 8 [3] führt mit Datum 2.3.2002 ein Link zur entsprechenden Homepage. "Preiser" tituliert hier den Artikel "Ritalin und Kriminalität II" des Autors Horst Wimmer aus der Ausgabe 116 jener Zeitschrift "Starker Tobak: RITALIN UND KRIMINALITÄT" und verspricht: "Das ist sehr spannender Lesestoff! Der bekannte Kriminalhauptkommissar Wimmer schaut hinter die Kulissen!" Über die Wissenschaftlichkeit des Inhaltes besagten Artikels mag sich jeder ein eigenes Urteil bilden, hier lässt er sich nachlesen [34]. Meine Meinung dazu ist nicht sehr schmeichelhaft. Der Herausgeber, die Ehlers Verlag GmbH, versieht die Zeitschrift "raum&zeit" mit dem Untertitel "die neue Dimension der Wissenschaft". Ich finde ihn in gewisser Weise passend.
Folgende Kritik an dieser Zeitschrift möchte ich dem Leser nicht vorenthalten:
In Zusammenhang mit Horst Wimmers Artikeln in dieser
Zeitschrift ermuntert Helmut Kaeding auf Michael Hinz/Kents
Webseite http://www.psychopolitik.de/2701-Aufruf.doc
[37] folgendes: "Mitmachaktion:
Ein Aufruf der Zeitschrift raum & zeit" und weiter: "Besorgt
Euch die Zeitschrift, schreibt Leserbriefe und versorgt die
Redakteure mit Informationen. ... Gebt der Redaktion von
raum&zeit Rückendeckung, denn sie tut wertvolle
Arbeit."
Eine Vorstellung der Herren Kaeding und Hinz/Kent
findet sich wie eingangs erwähnt hier: http://www.ingo-heinemann.de
[06].
An sich erscheint die Suche nach Erfahrungsberichten nichts
Bedenkliches zu haben, oder?
Der Empfänger solcher Berichte erfährt vom Schreiber doch
einige sensible Angaben, wie Namen, Adresse und Fakten. Nun
könnte er diese anonymisieren und veröffentlichen, um damit
lediglich(?) die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Er könnte
diese Kontakte aber auch dazu nutzen, den Leuten seine (evtl.
kostenpflichtige?) Beratung oder anderweitige Unterstützung
(z.B. bei Prozessen?) anzubieten.
In den USA wurden in den letzten Jahren etliche gerichtliche Klagen gegen Novartis eingereicht, darunter sowohl Einzel- als auch Sammelklagen. Einzelheiten sind nachzulesen bei Litigation Management, Inc. (LMI), und zwar im Kapitel Attention-Deficit / Hyperactivity Disorder and Pharmacotherapy [38].
Was ich schon lange vermutete, wurde mir bei ritalin dangers [41] bestätigt. Hier wurde ganz unverblümt dazu aufgerufen, sich an Sammelklagen zu beteiligen. Die Übersetzung des Aufrufs lautet sinngemäß: "Achtung, Eltern mit Kindern, die Ritalin bekommen. Ein Team von Anwälten arbeitet jetzt an einer Sammelklage gegen die Hersteller von Ritalin. Ihnen entstehen keine Kosten. Wenn Sie mitmachen möchten, senden Sie eine eMail an ... Wir sind der Ansicht, daß wir etwas gegen diese Drogen, die man unseren Kindern gibt, unternehmen müssen. Die Nebenwirkungen, die von diesen Drogen kommen können, sind den Anspruch nicht wert, unseren Kindern zu helfen ...". Ich frage mich - oder vielleicht Herrn Schmidt? - , wer wohl ein derart starkes Interesse an einem solchen Prozeß haben konnte, daß er sogar bereit war, ein hohes finanzielles Risiko einzugehen. Wer die amerikanischen Verhältnisses kennt, weiß, daß eine einzelne natürliche Person damit überfordert wäre.
Die Anwälte Benoit,
Alexander, Harwood, High & Butler [42] haben sich dazu
geäußert in California
Anti-SLAPP Statute Used to Defeat Ritalin Class Action [40].
Dort liest man sinngemäß: "Beträchtliche
Werbung ist hinsichtlich einer Reihe von Gruppenklagen
festgestellt worden, die im Jahr 2000 begannen
und die die Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivitäts Störung
("ADHD") und die Medikation Ritalin® betrafen."
Sie trauen sich auch, die Drahtzieher zu benennen. Weiter unten
steht: "Zusätzlich stellen
diese aktuellen Gruppenklagen die zweite Welle der juristischen
Angriffe auf Ritalin® dar. Die erste Welle, ausgebrochen in den
späten 1980er und frühen 1990er Jahre durch mindestens einen
der gleichen Rechtsanwälte, die mit dem aktuellen Fall befasst
sind, und durch einen Arm der Scientology-Kirche
unterstützt, beinhaltete den gleichen Typ von
unbegründeten Behauptungen über Betrug und Verschwörung des
DSM ..."
Über die Hintergründe der Gruppenklagen kann man noch manches lesen bei den Anwälten Porzio, Bromberg und Newman [43] aus New Jersey: The Conspiracy Theory: Plaintiffs' Latest Weapon in the Battle for Class Certification [39]. Der Artikel beginnt etwa folgendermaßen: "Frisch aus ihrer Schlacht in den Tabakkriegen und anderer Massenrechtstreite gegen die Asbestindustrie, Diätmittelhersteller, HMOs und Waffenfabrikanten zielen Zivilkläger jetzt auf Methylphenidat, ein Psychostimulanz mit dem Handelsnamen Ritalin ..."
In Deutschland sammeln auch einige Leute Erfahrungsberichte:
Müssen wir damit rechnen, dass in absehbarer Zeit auch die deutschen Gerichte mit Prozessen gegen Novartis bemüht werden?
Und noch jemand sammelt Erfahrungsberichte über ADS:
Es entzieht sich meiner Kenntnis, was tatsächlich mit den erhobenen Daten geplant war. Es wurden aber keine Anstrengungen unternommen, die Rückfragen zu beantworten und die Bedenken zu zerstreuen. Für den Anspruch, eine "wissenschaftliche Studie" erstellen zu wollen, ist diese Reaktion mager.
Sollte einer der angegebenen Links nicht erreichbar sein, kann man sich unter Angabe der nebenstehenden Nummer an Hermine Granger wenden und eine Kopie anfordern.
13. 8. 2003
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