Dorian Gray
Wie wild du loderst durch meinen Körper, Eitelkeit
wie bös du mich leitest, zu schlimmster Untat bereit
war ich doch erst ein Jüngling bar jedes Tadel
mit einem Wesen wie Schnee, mit Zügen wie von göttlich´ Adel
so lauschte ich glaubend der gift´gen Zunge Wort
mit unbedachtem Wunsch sprach meine Reinheit ich hinfort
zu spät um zu lösen den Blick von meiner Schönheit Bildnis
ach, schleichend wird aus unschuldig erhab´ner Seele dörre Wildnis
Farben auf Leinwand leiden meiner Statt das Alter nun
unberührt bleibt meines Antlitz Perfektion wider meines schlechten Tun
denkst du an mich, Silberhaar und Alters Hässlichkeit vergiss
ich liebte meiner Larve Abbild wie einst Narziss
doch ist es nicht genug, die Welt mit ew´ger Jugend zu betören
ich muss meines Seelenspiegel Abscheulichkeit zerstören
nicht verstand ich, in welcher Hülle mein wahres Ich gewohnt
bis ich mit scharfem Dolch mich selber mit dem Tod entlohnt
nun drängt in mir der Frage Sturm, den entseelten Leib betrachtend
zöge ich, all meines Wissen Macht verachtend
die viel zu kurze ew´ge Jugend dem profanen Leben vor
so schrie ich ein "ja" heraus, der Mensch bleibt doch ein eitel Tor