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Feenmorgen

Mit schüchternem verstohl´nem Blick
lugt Sonnenschein um Berges Grat
zu finden meines Tags Geschick
schreit ich mit Wanderstab zur Tat
aus Morgenwiesen strömt ein Duft
von tausend einer Blüte
süss geschwängert ist die Luft
laut preis ich Frühlings Güte
darauf ein helles Lachen klingt
so lieblich und so zart
als ob ein Schmetterlinge singt
wird nur mein Sinn genarrt?
doch schon seh ich sehr nahe mir
gleich drüben bei dem Bache
geschmückt mit sanfter Flügelzier
ein Feelein und ich lache
ein niedlich Ding, hübsch anzusehen
nicht grösser als mein Finger
es zu betrachten bleib ich stehn
nie sah ich solcher Dinger
"oh Feenmädchen, zierlich fein
ich trau nicht dieser Sicht
kannst du wohl lebendig sein?
täuschet mich das Licht"?
"ich sitz hier wippend auf dem Zweig
und schaue einen Narren
du möchtest wohl dass ich dir zeig
wo mehr der Meinen harren"
"nur zu gern würd ich mit dir gehen
ob träumend oder wach
das Feenland mit dir zu sehen
doch tief ist hier der Bach"
"vertraue mir, ich kann dich tragen
bin ich auch noch so klein
wär ich du so würd ich´s wagen
und nicht ängstlich sein
denn stark bin ich", verriet sie keck
"doch fehlet dir der Mut
so bleibst du besser von mir weg"
darauf packt mich die Wut
und wie ich trete an die Stelle
wo ich sie gesehen
entschwindet sie in aller Schnelle
mein Fuss kann nicht mehr stehen
mit lautem Zetern falle ich
in des Wassers Kälte
ziehe dann ans Ufer mich
wo ich auf sie schelte
"du treulos Herz", ruf ich zur Maid
"dein Schönheit ist nur Schein
wer sich am Unglück Andrer weid
der kann nicht ehrbar sein"
sie schwirrt herum und lacht mich an
mit heller Stimme fein
"oh, wie so töricht dieser Mann
was hübsch ist, muss nicht lieblich sein"