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Die Stille eines Sommermorgens

Über dem Kiesweg flimmerte die Hitze
Nur hin und wieder strich ein Windhauch über die Felder, sanfte Bewegung in die Ähren bringend, die sich rechts und links von ihm erstreckten wie ein gelbes Meer.
Es war wie jeden Sonntag. Die Glocke vom nahen Dorf erklang. Seine Augen fanden den Kirchturm mit der goldenen Spitze, die sich über dieses weite Land erhob und alles sah, Freud und Leid, und dazu schwieg.
Er ging langsam weiter und lauschte auf das Knirschen bei jedem seiner Schritte. Er roch den würzigen Duft gemähter Wiesen, den er so gern hatte, doch heute nicht wahrnahm.
In dieser vormittaglichen Ruhe eines Sonntags, der wie jeder Sonntag war, vernahm er das Summen einer Biene, die sich auf die Blumen am Wegrand niederliess.
Merkwürdig, dachte er, wie still es ist. Wie oft bin ich nun schon diesen Weg gegangen, doch nie war es so still.
Er kam an die Wegekreuzung, an der die Birke stand, die ihm oft an heissen Tagen Schatten gespendet hatte und er setzte sich auf die Holzbank unter ihr wie er es immer tat. Er blickte hinüber zum Dorf und sah das kleine Haus verschwommen in der sommerlichen Hitze, die das Land in einer trägen Regungslosigkeit erstarren liess. Es war so nah, doch Unerreichbar für ihn.
Und wie er da sass auf der Bank unter der Birke, wo er immer sass und zu dem Haus am Dorfrand hinblickte überfiel ihn die Erinnerung mit Macht.
Er stand auf und ging davon. Weg von der Birke und der Bank. Weg von der Stille und seinem Leben.
Er lauschte auf das Knirschen bei jedem seiner Schritte. Es klang als würde etwas in ihm zerbrechen. Dabei strich ein Windhauch über die Kornblumen und berührte sein Gesicht ganz sanft. So zärtlich wie sie ihn berührt hatte.
Und die Stille war unerträglich, weil ihr helles Lachen fehlte