Site hosted by Angelfire.com: Build your free website today!

Archiv der gefälschten Geheimdokumente

Akte 225: Fanbrief eines kleinen Zielgruppenmonsters

 (maustaste)

25.05.2001



Liebes TaxiOrangeTeam vom ORF!

 

Ich bin so froh, dass es TaxiOrange gibt, weil man so viele nette Leute kennenlernt und man ein Lebkuchenherz gewinnt, wenn man euch einen Schleimbrief schreibt.

 

Am liebsten habe ich die Nikola, weil sie so lustig ist und überhaupt, weil ich auch keine normalen Semmerln mag. Der Papa sagt auch immer, ich bin ein verwöhnter, heikler Fratz. Und sie kann sogar ganz gut lesen, was der Martin in sein Tagebuch geschrieben hat. Wenn ich groß bin, dann möchte ich auch so gut Grimassen schneiden können wie sie und mich gegenüber meinen großen Brüdern durchsetzen können, wenn sie mir mein Nutella-Brot wegfressen.

 

Und überhaupt am liebsten habe ich die Vicky, weil sie so schön nach der Schrift spricht. Und sie ist überhaupt keine Tussi, sondern ist ein ganz normaler Mensch geblieben und hat so vielseitige Interessen wie Mode, Discos, Bräunungsstudios, Boutiquen, Fitnesscenter, Lifestyle aller Art usw. Und urgescheit ist sie auch. Wie hätte sie sonst das Casting bestehen und den Führerschein machen können? Mein Papa hat gesagt, er würde mit der Vicky gerne eine Nacht verbringen und Schachspielen. Aber die Mama hat ihm eine geklescht.

 

Eigentlich mag ich am liebsten die Nicy, weil ich auch eine harte Jugend habe und weiß, wie das ist, wenn Geld herumliegt in den Schultaschen der anderen. Und weil sie so lustig ist mit ihrem Umkleidesack. Aber sie soll nicht mehr über die armen Kinder weinen und aus ihrem Sack herauskommen.

 

Die Martina ist mir am liebsten, weil sie immer so fröhlich tanzt, wenn sie Musik hören. Und weil sie immer den Buben die Meinung sagt, wenn sie sich schlecht benehmen und ungezogen sind und immer auf den anderen herumhacken müssen. Ich würde mich auch aufregen, wenn ich im Bett liege, und die anderen lassen den armen Martin abwaschen. Die sollten einmal darüber nachdenken, wie das so ist, wenn man nicht schlafen kann, weil die anderen über das Abwaschen reden. Wenn ich sie treffe, muss ich sie fragen, warum sie ihren Freund Müsli nennt. Ich finde Müsli grauslich - ein Nutella Brot ist mir lieber.

 

Den Killy habe ich sowieso am liebsten, weil er so lustig ist und immer feine Streiche spielt und überhaupt ist er ein gutes Vorbild, sagt meine Mama, weil er sich immer so gründlich die Zähne putzt. Aber der Papa sagt, es sei eines Mannes unwürdig, auf den Knien herumzurutschen und den Boden zu reinigen und dass er die langhaarigen Gammler nicht mag. Es macht mir nichts aus, wenn der Killy den Boden putzt, weil er immer soviel Spaß hat. Verstehen kann ich ihn aber nicht, weil er so schlecht Deutsch spricht. Welche Sprache spricht man eigentlich in Salzburg?

 

Die Claudia habe ich am liebsten von allen, weil sie so arm ist und sie alle für einen Buben halten. Dabei weiß doch ein jeder, dass Buben nicht Claudia heißen können. Aber sie neckt den Killy und die anderen so lieb - genauso wie ich meine Brüder, wenn ich ihnen „Memme, Memme, Memme“ nachbrülle. Sie ist so gescheit, weil sie etwas ganz Schweres studiert, das ich nicht schreiben kann. Und sie sagt immer so wenig, weil sie immer vor dem Sprechen denkt und dann könnte ich auch nichts reden.

 

Am allerliebsten habe ich den Georg, weil er immer so gut drauf ist. Aber er ist etwas schüchtern und sooo bescheiden, dass ich ihn schon lange nicht mehr im Fernsehen gesehen habe. Mir sind die schüchternen Buben lieber als die frechen, aber ein bisschen mehr reden sollte er schon, weil man sonst glauben könnte, dass er gar nicht mehr da ist.

 

Der Didi ist mir am liebsten, weil er so jung ist und es schon so weit gebracht hat. Er ist Präsident und das will etwas heißen in so jungen Jahren. Und er kann unheimlich gut dichten und komponieren. Das Lied von der Süßen gefällt mir ganz besonders gut und ich kann alle Strophen auswendig. Wenn seine CD herauskommt, werde ich sie mir sofort von meinen Freundinnen auf Kassette kopieren, weil ich auch sparsam bin - genauso wie er. Wir sind uns überhaupt sehr ähnlich. Ich werde auch eine Diät machen, weil ich auch ein bisschen dick bin von den Nutella-Broten.

 

Ganz besonders am liebsten habe ich den Jürgen, obwohl er ein Schantinger ist. Er ist immer so nett zu den anderen und hat für sie gekocht und so. Und dass er sie mit seinem Hubschrauber besucht und über den Kutscherhof fliegt, finde ich super. Ich habe mir auch aus Drahtkleiderbügeln einen Kuschelteddybären gebastelt, aber der Onkel Doktor hat, wie er mir die Augen verbunden hat, gesagt, dass die Menschheit durch das Fernsehen immer mehr verblödet. Und die Mama hat mir Fernsehverbot gegeben, was mir aber nichts ausmacht, weil ich momentan eh nichts sehen kann.

 

Also am liebsten mag ich den Sladan, weil er sooo fesch ist und sooo süß und sooo cool. Wenn ich einmal groß bin, dann werde ich ihn heiraten, aber den Bart muss er sich abrasieren. Er kann dann immer die Brotscherzel haben, weil ich die eh nicht mag. Ich glaube, dass wir gut zusammenpassen, weil ich auch so eine Frisur habe, wie er und die Tochter von den Simpsons

 

Den Martin habe ich eigentlich schon am liebsten, obwohl er so komische Sachen macht, die ich nicht verstehe. Und nackig zwischen angezogenen Leuten in der Sonne sitzen ist unkeusch, hat unsere Religionslehrerin gesagt, und eine Sünde. Und ein Künstler soll er auch sein, was ich eigentlich nicht glaube, denn er kann ja gar nicht singen und Mandoline spielen kann er auch nicht. Aber mein Papa ist auch Hausmeister gewesen, bevor das mit der Nachbarin passiert ist, und darum mag ich den Martin und ich möchte seine dritte Freundin sein, weil wir dann zu viert so gut miteinander Karten spielen könnten.

 

Und die Sandra habe ich am liebsten, weil sie so wie meine Mama ist, nur viel, viel, viel schöner. Meine Mama sitzt auch am liebsten auf der Couch und raucht und meckert mit dem Papa herum und dann vertragen sie sich wieder und ich weiß nicht wie es weitergeht, weil ich dann Fernsehen gehen muss. Und die Sandra ist auch so lieb zu ihrem Sohn, wie die Mama zu mir, wenn sie nicht besoffen ist - die Mama meine ich, nicht die Sandra.

 

Aber am allerliebsten habe ich den Alex. Ich finde es richtig super, dass ein Linzer Installateur als echter Wiener Taxler eine zweite Chance kriegt. Und er ist so ehrlich, dass er das von seinen Jugendsünden gleich der Dodo gesagt hat, weil sonst hätten sie ihn nicht genommen, wenn er gelogen hätte. Meine Brüder sagen auch immer, dass er ihr großes Vorbild ist und ich immer von der Nachbarin aus für ihn anrufen soll. Am schönsten finde ich, dass er für die Armen und Schwachen eintritt - oder heißt es auf die Armen und Schwachen? Egal, - und dass er früher für die armen Kinder Medikamente besorgt hat, damit sie sich besser fühlen. Dass er den Baum mit Kloreiniger bearbeitet hat und ihm die Blätternadeln abgerissen hat verstehe ich nicht ganz, aber er wird schon wissen warum, weil er so unheimlich lässig ist.

 

Bekomme ich jetzt so ein Lebkuchenherz? Ich möchte eines mit der Dodo ihrem Bild darauf. Und dann werde ich ihr Nutella ins Gesicht schmieren und mit der Gabel solange darauf einstechen, bis die Küche voll ist mit schmierigen Lebkuchenherzbröseln.

 

lg

 

euer mausilein

 

 

zurück zum Aktenverzeichnis