Hof Rodenbüsch und seine Hofleute von
Gregor Brand
I. Der Hof Rodenbüsch
Über einen Zeitraum von fast 700 Jahren, also etwa 25 Generationen lang, gab es, zwischen Bettenfeld und dem 1138 gegründeten Kloster Himmerod gelegen, den Hof Rodenbüsch, der dem Zisterzienserkloster gehörte. Wenn nicht bereits vorher dort eine Siedlungsstelle war, dann wurde der Hof spätestens wenige Jahre nach der Gründung des Klosters errichtet. Jedenfalls wird Rodenbüsch schon in den Fünfziger Jahren des 12. Jahrhunderts dokumentarisch erwähnt. Als einer dem Kloster selbst nächst gelegenen Höfe war er sowohl für die unmittelbare Versorgung der Mönche und Brüder, aber darüber hinaus in wirtschaftlicher Hinsicht vor allem durch seine Erträge und Abgaben sowie die von den Hofleuten zu leistenden Dienste von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Jahrhundertelang bot Rodenbüsch den Pächtern der Hofstelle und ihren Angehörigen nicht nur eine solide ökonomische Basis, sondern verschaffte ihnen sogar eine wirtschaftliche Überlegenheit gegenüber dem Durchschnitt der dörflichen Bevölkerung.
In bevölkerungs- und familiengeschichtlicher Bedeutung war der Hof Rodenbüsch insbesondere für Bettenfeld und Meerfeld, aber auch für andere nahegelegene Ortschaften wie etwa Musweiler und Deudesfeld, von grundlegender Bedeutung. Die meisten eingesessenen Familien der Dörfer Bettenfeld und Meerfeld stammen von den Hofmänner-Familien aus Rodenbüsch ab. Ohne die Kenntnis der Verwandtschaftsverhältnisse der Hofleute bleibt jede Familiengeschichte dieser umgebenden Dörfer ausgesprochen lückenhaft.
Bei dem damaligen Hof Rodenbüsch (villa de Rudenbusch) handelte es sich um eine für mindestens zwei Pächterfamilien eingerichtete Wohn- und Wirtschaftsstätte, den Oberhof und den Unterhof. Dementsprechend waren zwei Wohnhäuser vorhanden, zwei steinerne Scheunen mit Stallungen sowie eine dritte Scheune mit Fachwänden. Außerdem gab es ein Backhaus, eine Schmiede, Schweineställe und Schuppen und noch zwei Schafställe. Die Schafzucht spielte für Rodenbüsch stets eine wichtige Rolle. In manchen Zeiten wurden eigens Schafhirten eingestellt; namentlich bekannt ist etwa der Schafhirt Philipp Weiler aus dem 18. Jahrhundert. Sämtliche Gebäude waren, wie damals in dieser Gegend üblich, mit Stroh gedeckt.
Die Besitzverhältnisse des Hofes lassen deutlich werden, warum die Hofmannsstellen begehrt waren; sie gehen weit über die ansonsten für die Eifel eher typischen kleinbäuerlichen Verhältnisse hinaus. Zum Hof Rodenbüsch gehörten 6 Morgen Gärten, 4 Morgen Pesche um den Hof herum, 300 Morgen gutes Wildland, 30 Morgen Ackerland, 30 Morgen Wiesen und 40 Morgen Wald. Den Hauptertrag lieferte die Viehzucht, aber auch andere Wirtschaftszweige, etwa die Obstzucht4 , wurden mit Erfolg betrieben. Wäre die Hofstelle nicht rentabel gewesen, hätte das Kloster vermutlich nicht Anfang der Achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts 300 Reichstaler in den Neubau eines der beiden Wohnhäuser investiert. Wenige Jahrzehnte später war jedoch nach der Aufhebung des Klosters Himmerod eine völlig andere Lage eingetreten. Der Hof ging 1803 in den Besitz des Lüttichers de Wild über, wurde aber weiter von den alten Pächterfamilien bewirtschaftet. Als de Wilds Erben den Hof 1825 veräußern wollten, konnte man sich mit dem kaufinteressierten Grafen Klemens von Kesselstatt nicht einigen. Schließlich erwarb die Gemeinde Bettenfeld 1827 die Hofstelle, ließ die Gebäude abreißen und verwendete das Material teilweise zum Bau eines neuen Pfarrhauses. Als letzte Hofleute auf Rodenbüsch werden Joh. Matthias Heck, Christian Heck und Josef Müller genannt.
II. Hofleute aus der Zeit vor 1677
In den Jahrhunderten vor Anlegung der Kirchenbücher informieren uns die im Landeshauptarchiv Koblenz aufbewahrten Schöffenbücher der Herrschaft Bettenfeld-Meerfeld und die Bücher der Abtei Himmerod gelegentlich über einzelne Hofleute. Ziel dieser Auf-zeichnungen war aber nicht, die Folge der Hofleute systematisch festzuhalten oder deren Herkunft und Verwandtschaft darzustellen. Vielmehr werden die Hofleute nur in Zusammenhang mit anderen Rechtsvorgängen und Ereignissen genannt. Im Folgenden sei nur kurz auf einige dieser Hofleute aus der Zeit vor 1677 verwiesen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit, da eine umfassende Auswertung der umfangreichen einschlägigen Schöffenbücher und sonstigen Dokumente noch nicht vorliegt. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert sind Angehörige des Geschlechtes Junck (Junckhens/Jonckens, später auch Jonckels/Jongels und Jungels genannt) über mehrere Generationen auf dem Hof vertreten. Diese Familie zählte zu den ältesten Bettenfelds; in den Aufzeichnungen des Schöffenbuchs aus dem 16. Jahrhundert werden zahlreiche Joncken aus Bettenfeld erwähnt. Für Rodenbüsch wurden im Jahr 1615 Philipp und Appolonia Jungels als Pächter genannt; auch der 1560 genannte Jungh Hanssen und seine Frau Appolonia gehörten zu dieser Familie. 1587 werden im Schöffenbuch Theyssen Junckhens von Rodenbüsch und seine Hausfrau Katharina erwähnt; zur gleichen Zeit ist Barbara Junckhens von Rodenbüsch mit dem aus St. Vith stammenden Leonard Werckens, damals Schultheiß von Bettenfeld und Meerfeld, verheiratet. Aus den umfangreichen Rechtsgeschäften, die von Werckens in dieser Zeit getätigt werden, läßt sich schließen, dass er sich mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern in Meerfeld niedergelassen hat. Im 17. Jahrhundert wird dann in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges als Hofmann Martin Thies genannt, danach auch der Hofmann Ambrosius und seine Brüder Claß und Christian. Man kann davon ausgehen, dass diese Hofleute Nachfahren derjenigen aus den vorangegangenen Jahrhunderten waren.
Himmerod verpachtete eine Hofstelle auf 12 oder 24 Jahre, aber öfters auch auf Lebenszeit und gelegentlich sogar über mehrere Generationen. Diese Kontinuität der Bewirtschaftung war sowohl für die Pächterfamilien als auch für das Kloster sinnvoll. Dadurch entstand ein wechselseitiges Vertrauensverhältnis und Verbundenheitsgefühl, das noch dadurch verstärkt wurde, dass vermutlich auch schon in dieser Zeit jede neue Generation von Hofleuten verwandtschaftlich eng verbunden war mit der vorhergehenden. Andererseits gab es immer wieder Rechtsstreitigkeiten vor allem zwischen der Gemeinde Bettenfeld und dem Kloster, was angesichts der gemeinsamen Grenze und der damit verbundenen Unklarheiten über wechselseitige Rechte nicht verwunderlich ist. Bei diesen Rechtsstreitigkeiten befanden sich die Hofleute wohl durchweg in einem Interessenkonflikt, da sie einerseits an das Kloster gebunden waren, aber andererseits Familien des Dorfes entstammten und sich diesem Ort daher ebenfalls grundlegend verbunden fühlten.
III. Die Hofleute der letzten 150 Jahre des Hofes Rodenbüsch
1. Methodische Vorbemerkung
Mit dem Jahr 1677 tritt die Erforschung der Hofleutefamilien des Hofes Rodenbüsch in eine neue Phase. Dies liegt daran, dass mit diesem Jahr der damalige Bettenfelder Pfarrer Philipp Hupperath (1677 - 1686) anfing, ein Kirchenbuch (KB) seiner Pfarrei anzulegen. Statt nur gelegentlicher Erwähnungen einzelner Hofmänner beginnt nun die Zeit einer weitgehend vollständigen Erfassung der Geburten, wenn auch Lücken der Aufzeichnung vor allem bei Hupperaths unmittelbarem Nachfolger Karl Molitor (1686-1695) unverkennbar sind. Das KB erlaubt es aber nun erstmals, mit größerer Sicherheit genaue Familienbeziehungen zu rekonstruieren und zu ermitteln, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis die eine Generation der Hofleute zur nächsten steht. Eine solche Rekonstruktion, wie sie im Folgenden erstmals vorgelegt wird, setzte jedoch eine umfassende Gesamtuntersuchung der Kirchen-bucheintragungen voraus. Dies liegt einerseits daran, dass gerade im Zusammenhang mit Rodenbüsch öfters kein Familienname angegeben ist, sondern nur gesprochen wird von „Hans von Rodenbusch" oder „Rudenbuscher Johann". Schon etliche Familienforscher mußten angesichts der Schwierigkeiten resignieren, wenn sie beispielsweise bei Eintragungen aus den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts dreimal einen Hofmann Hans aus Rodenbüsch genannt fanden, ohne dass ersichtlich war, wer damit gemeint war. Überdies kam es, wie in anderen Dörfern der Eifel auch, bis weit ins 18. Jahrhundert hinein vor, dass der Nachname keineswegs immer vom Vater auf die Kinder überging, sondern öfters auch von der Mutter oder dass sogar auf mehrere Generationen zurückliegende Hausnamen zurückgegriffen wurde, die im KB vorher nie erwähnt wurden. Weiter erschwert wird die Untersuchung der Verwandtschaftsverhältnisse durch eine Vorliebe für Heiraten innerhalb der Verwandtschaft und durch die Verwendung gleicher Vornamen; dies hatte zur Folge, dass in der gleichen Zeit häufig mehrere Personen mit gleichen Vor- und Nachnamen leben. Erst mit Hilfe einer systema-tischen Erfassung der Familien und durch die Berücksichtigung der bei Heiratseinträgen (ab 1743) angegebenen Verwandtschaftsverhältnisse gelang es, die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Hofleutefamilien im Wesentlichen zu erkennen. Dies schließt natürlich nicht aus, dass sich in der Zukunft durch zusätzliche Forschungen nicht noch eine weitere Präzisierung der Verwandtschaftsverhältnisse und auch gelegentlich die Notwendigkeit einer Korrektur ergeben wird. Wie im historischen Bereich allgemein, so kann auch speziell auf genea-logischem Gebiet das Auftauchen bislang unbekannter Dokumente bisher wohlbegründete Annahmen in neuem Licht erscheinen lassen. Ich denke jedoch, dass die bisher gefundenen Ergebnisse eine wesentliche Hilfe für die Darstellung der Verwandtschaftsverhältnisse der betroffenen Familien und Ortschaften sind. Darüber hinaus können sie auch bei einer späteren vollständigen Auswertung der Schöffenbucheintragungen vermutlich wertvolle Dienste leisten. Bei den einzelnen Familien der Hofleute weise ich auf Verbindungen zu heute existierenden Familien von Bettenfeld und Meerfeld hin, damit der aktuellen Generation die Verbindung zu den genannten Familien früherer Jahrhunderte bewußt wird. Dabei sollte man sich nicht von der damaligen uneinheitlichen Schreibweise einzelner Familiennamen irritieren lassen; ob nun von Reeg, Reg, Regh oder von Fögen, Fugen, Foegen oder von Stoltz oder Stolz die Rede ist: die betreffenden Familien sind jeweils die gleichen.
2. Die Hofmannsfamilie Pütz
a) Die Hofleute Hans Pütz der Ältere und Maria Pütz
Die ersten Eintragungen im KB beginnen, wie erwähnt, im Jahr 1677. In dieser Zeit, nur wenige Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg, herrschen in der Eifel wieder einmal bedrückende und kriegerische Verhältnisse. Der französische König Ludwig XIV. versucht, linksrheinische deutschsprachige Gebiete mit Gewalt für Frankreich zu gewinnen. Während dieser harten Jahre wird der Hof Rodenbüsch hauptsächlich von Angehörigen der Familie Pütz bewirt-schaftet. Als Hofmann (villicus) wird um 1680 „Johann aus Rodenbüsch" (Jois ex Rudenbusch) erwähnt. Bei den Taufen seiner Kinder wird sein Familienname nicht genannt, doch im Jahr 1688 erscheint er bei Hans Thies als Pate unter dem Namen „Hans Pütz". Diesen Familiennamen hat er von seiner Ehefrau Maria übernommen. Bei der Taufe von Anton Jungels am 21. 7. 1680 wird sie als Taufpatin genannt: „Jois ex Rudenbusch uxor Maria vel pütz maria" (Johanns aus Rodenbüsch Ehefrau Maria, auch genannt Pütz Maria). Ein Bruder von ihr ist Bernhard Pütz - in Himmeroder Dokumenten auch als „Bernd Pfütz" bezeichnet - ; er ist in dieser Zeit ebenfalls Hofmann auf Rodenbüsch; seine Ehefrau heißt Apollonia und ist eine Schwester des Bettenfelder Hochgerichtsschöffen Hilgart Stoltz. Von diesem älteren Bernd Pütz ist der eine Generation später vorkommende jüngere Hofmann Bernd Pütz zu unterscheiden, dessen exakter verwandtschaftlicher Zusammenhang mit der älteren Hofleute-Generation aber noch nicht geklärt ist. Ein weiterer Bruder von Maria Pütz und gleichfalls Hofmann war Paschasius (Ostermann) Pütz; er gehörte um 1700 zu den Gerichtsschöffen der Herrschaft Bettenfeld-Meerfeld. Die Geschwister Maria, Paschasius und Bernd Pütz werden auch „Elsen" genannt. Sie stammen daher vermutlich wie ihre Bettenfelder Zeitgenossin Maria Elsen, deren Kinder aus der Ehe mit Peter Müller später den Namen „Zens" (Zentz etc.) führen6a, aus dem Bettenfelder Elsen-Haus. Wie aus den folgenden Ausführungen ersichtlich wird, spielen Angehörige dieser Familie Pütz nicht nur zu Beginn der Kirchenbuchzeit eine maßgebliche Rolle in Rodenbüsch, sondern bis zum Ende dieses uralten Klosterhofes. So war Johann Matthias Heck aus der letzten Hofmannsgeneration ein Ururenkel der erwähnten Hofleute Hans und Maria Pütz.
Erwähnenswert scheint mir die zu dieser Zeit enge Verbindung der Familien Pütz und Jungels zu sein. Schon bei der allerersten KB-Eintragung aus dem Jahr 1677 ist Anna Pütz Taufpatin von Christian Jungels. Auch in den folgenden Jahren gibt es zwischen den Jungels und den Rodenbüscher Pütz vielfache Patenschaftsverbindungen. Auch dies deutet darauf hin, dass es sich bei der Hofmannsfamilie Pütz um direkte Abkömmlinge der erwähnten Jonckens-Hofleute der vorangegangenen Jahrhunderte handelt.
b) Die Hofleute Hans Pütz der Jüngere und Helena Fügen
Ab 1696 werden 9 Taufen eines Hofmanns „Joes ex Rudenbusch" erwähnt; er ist mit Helena Fügen verheiratet, die einer Familie der Deudesfelder dörflichen Oberschicht entstammt. Die Deudesfelder Foegen/Fügen/Fugen (auch Vögen und Foigen)-Familie, die dort schon im Feuerstättenverzeichnis von 1563 genannt wird , stellt gerade zu Beginn des 18. Jahrhunderts mehrere Schultheiße. Einige Fügen/Foegen aus Deudesfeld lassen sich in den ersten Jahr-zehnten des 18. Jahrhunderts in Bettenfeld nieder, darunter die drei Brüder Paul, der Hofmann in Rodenbüsch wird (s. u.) , Johann Bernhard (+1765), der eine Schwester des Rodenbüscher Hofmanns und Sendschöffen Peter Regh und des Gerichtsschöffen Christian Regh heiratet, sowie der Gerichtsschöffe Bernhard Foegen (+ 1774), dessen Tochter Maria Katharina 1757 Nikolaus Grethen heiratet, einen Bruder des Bettenfelder Gerichtsschöffen und Bürgermeisters Johann Grethen.8 Auch diese Heiratsverbindungen lassen die soziale Stellung dieser Familie deutlich werden und werfen damit auch ein Licht auf das Ansehen der Rodenbüscher Hofmänner. Dazu paßt, um nur noch dieses Beispiel zu nennen, dass Christian Pütz aus Meerfeld, ein Enkel von Hans und Helena, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Schultheiß in Meerfeld ist.
Die Kinder der Hofleute Hans und Helena führen später den Namen Pütz. Es spricht alles dafür, dass es sich bei diesem jüngeren Hofmann Hans aus Rodenbüsch um einen Sohn von Hans und Maria Pütz handelt. Da Maria Pütz 1705 als Taufpatin genannt wird, kann man auch ausschließen, dass es sich hier um eine zweite Ehe von Hans Pütz dem Älteren handelt.
c) Die Hofleute Paul Pütz und Elisabeth Sachen und ihr Schwiegersohn Mathias Heck
Auch in der nächsten Generation der Hofleute ist die Familie Pütz in Rodenbüsch vertreten. Der am 4. 3. 1700 getaufte Sohn Paul (+ 24. 7. 1761) der Hofleute Hans Pütz und Helena Fugen wird ebenfalls Hofmann in Rodenbüsch und bleibt es bis an sein Lebensende. Paul Pütz ist mit Elisabeth Sachen verheiratet, einer Tochter von Peter Bach (genannt Sachen) aus Meerfeld. Eintragungen über die Taufen ihrer vier Kinder finden sich in den Jahren 1731 bis 1744. Sie werden die Vorfahren einer sehr großen Nachkommenschaft. Die älteste Tochter Maria Katharina Pütz (geb. 1731) heiratet 1754 Matthias Heck (Musweiler 1725 - Rodenbüsch 1789), der daraufhin in den Jahrzehnten bis zu seinem Tod als Rodenbüscher Hofmann genannt wird. Es handelt sich bei diesem Musweilerer um keinen „Fremden"; wie spätere KB-Eintragungen erkennen lassen, ist er mit verschiedenen Hofleutefamilien aus Rodenbüsch nah verwandt. Er gehört zu der Heck-Familie, die auch Pächter des Altenhofs stellt und der auch der Himmeroder Abt Robert Bootz (1650-1730) aus Großlittgen mütterlicherseits angehörte. Zwischen Musweiler und dem Hof Rodenbüsch bestanden überhaupt im 18. Jahrhundert - insbesondere über die Familien Regh und Stoltz - engste verwandtschaftliche Beziehungen, die durch wechselseitige Heiratsverbindungen mehrfach erneuert wurden. Die Hofleute Heck-Pütz haben fünf Kinder: Joes (1754), Mathias (1756), Maria Margaretha (1759), Christian (1762) und Maria Katharina (1764).
Nachdem seine erste Frau 1765 gestorben war, heiratete Hofmann Matthias Heck drei Jahre später die vierundzwanzigjährige Tochter Katharina seines Rodenbüscher Nachbarn, des Hofmanns Peter Regh. Aus dieser Ehe gehen vier weitere Kinder hervor (Johann Bernhard, 1769; Johann, 1771; Maria Barbara, 1774 und Johann Peter, 1776). Die Nachkommenschaft des jüngsten Sohnes Johann Peter, der wie sein Vater zweimal verheiratet war, ist besonders zahlreich. Nahezu jeder, in dessen Ahnenliste aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahr-hundert ein Namensträger Heck aus Bettenfeld oder Meerfeld erscheint, ist ein Nachkomme dieses Peter Heck.
Das hecksche Hofmannserbe selbst wird von den Nachkommen aus der ersten Ehe des Matthias Heck mit Katharina Pütz fortgesetzt. Der bereits erwähnte letzte Rodenbüscher Hofmann, Joh. Matt. Heck, ist als Sohn von Matthias Heck junior (aus dessen 1786 geschlossener Ehe mit Angela Raskopf von Großlittgen) ein Enkel von Matt. Heck und Kath Pütz. Dies bedeutet, dass drei Generationen lang jeweils ein Matthias Heck Rodenbüscher Hofmann war.
Anna Margarethe Pütz (geb. 1744), die jüngste Tochter von Paul und Elisabeth Pütz, heiratete den Johann Wilhelm Schleidweiler (geb. 1748) vom Neuenhof bei Eckfeld9 . Die Schleidweiler-Familie, die den Neuenhof im ganzen 18. Jahrhundert bewirtschaftete, hatte schon vorher zahlreiche verwandtschaftliche Beziehungen nach Bettenfeld. Höchstwahrscheinlich war Adam Schleidweiler, der Großvater von J. Wilhelm, mit einer Schwester - namens Susanna - des Bettenfelder Hochgerichtsschöffen Hilgart Weiler/Schmitz underst verheiratet, die zugleich eine Kusine des Rodenbüscher Hofmanns Hans Bernd Weiler war. Der Sohn Johann (1717-1785) von Adam und Susanna Schleidweiler heiratete vor 1739 die Maria Elisabeth Flesch. Bei ihr handelt es sich nach meiner Vermutung um eine Tochter des aus Eisenschmitt nach Bettenfeld gekommenen Küsters Johann Peter Flesch und seiner Ehefrau Lucia (Sachen). Lucia wiederum war höchstwahrscheinlich eine Tante von Elisabeth Sachen, der Ehefrau des Hofmanns Paul Pütz; dies würde bedeuten, dass Wilhelm Schleidweiler und Anna Margarethe Pütz im 3. Grad verwandt waren - ein Verwandtschaftsgrad, wie er bei den Heiraten der Hofleute und außerdem vor allem auch bei den Eheverbindungen der Schöffen-Familien in Bettenfeld-Meerfeld häufig vorkam.
Die Verbindungen zwischen Rodenbüsch und dem Neuenhof sind ein Beispiel für die engen Kontakte der Familien auf den verschiedenen größeren Höfen der Südwesteifel, mögen sie nun in Himmeroder oder in Manderscheider Besitz gewesen sein. Die Familie Schleidweiler selbst ist wohl in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus dem gleichnamigen Dorf bei Trier auf den Neuhof gekommen. Darauf deuten nicht nur der Nachname, sondern auch die für das Dorf Schleidweiler typischen Vornamen Adam und Hans Leonard hin, wie sie bei den ältesten Neuenhofer Schleidweiler vorkommen. Möglicherweise bestand eine Verbindung dieser Familie zu den Hofleuten des Himmeroder Hofes Schönfeld bei Zemmer, also zu der später „Schönhofen" genannten Familie. Sowohl die Schleidweiler vom Neuhof als auch die Pütz von Rodenbüsch-Meerfeld waren in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch auf dem Sprinker Hof bei Mückeln vertreten, wo noch eine weitere Hofmannsfamilie namens Pütz lebte, die ursprünglich über Bengel wohl von der Mosel kam. Ob zwischen diesen Bengeler-Sprinker Pütz-Hofleuten und denen von Rodenbüsch ein verwandtschaftlicher Zusammenhang besteht, ist noch nicht geklärt. Matthias Schleidweiler (Neuhof 1780 - Bettenfeld 1832), ein Sohn von Wilhelm Schleidweiler und Anna Margarethe Pütz, zog Anfang des 19. Jahrhunderts nach Bettenfeld. Von ihm stammen alle späteren Schleidweiler in Bettenfeld ab, die damit zugleich auch Nachfahren der Hofmannsfamilie Pütz aus Rodenbüsch sind.
Mathias Pütz/Poetz, der 1734 geborene einzige Sohn der Hofleute Paul und Elisabeth Pütz, heiratete 1761 in Meerfeld die Anna Elisabeth Stadtfeld. Auch über ihn sind sehr viele Bettenfelder und Meerfelder mit der Rodenbüscher Hofmannsfamilie Pütz verbunden. Das betrifft zunächst seine Nachfahren in direkter männlicher Linie. Ein Urururenkel von Matthias Pütz und Anna Elisabeth Stadtfeldt war Martin Pütz aus Bettenfeld (1919-1996), der in den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet der alten Hofstelle Rodenbüsch seinen Aussiedlerhof errichtete. Die Tochter Magdalena von Matthias Pütz und A. E. Stadtfeld heiratete 1805 den Christian Roden aus Meerfeld; von diesem Paar stammen alle nach-folgenden Bettenfelder und Meerfelder Namensträger Roden ab. Man könnte noch weitere Familien benennen, deren Untersuchung gerade für Meerfeld insgesamt zu dem gleichen Ergebnis führt: Es gibt wohl keine eingesessene Familie dieses Dorfes, die nicht auf die ein oder andere Weise von der Rodenbüscher Hofmannsfamilie Pütz abstammt.
d) Die Hofleute Matthias Pütz und Anna Barbara
Der Hofmann Matthias Pütz, dem zwischen 1735 und 1752 auf dem Hof Rodenbüsch 8 Kinder geboren wurden, war vermutlich ebenfalls ein Sohn (1697 geboren) von Hans Pütz und Helena Foegen. Bei seiner im KB nicht mit Familiennamen genannten Ehefrau Anna Barbara (+ 2. 3. 1753) dürfte es sich um die 1715 geborene Tochter des Rodenbüscher Hofmanns Hans Bernd Weiler (Weyler, im KB auch: „Schmitz") handeln, also um eine Enkelin des Hofmanns Michael Weiler/Schmitz (siehe unten). Auch der älteste Sohn von Matthias Pütz, der 1735 geborene Paul, wird wieder Hofmann in Rodenbüsch. Er stirbt, ohne Nachkommen zu hinterlassen, 1769 in Rodenbüsch.
e) Die Hofleute Matthias Stoltz und Anna Katharina Pütz sowie Hans Stolz
Ein weiteres Kind von Hans Pütz und Helena Fügen ist in Rodenbüsch als Hoffrau vertreten: die Tochter Anna Katharina. Sie wird die Ehefrau des Hofmanns Matthias Stoltz; bei ihm dürfte es sich um einen 1691 in Bettenfeld geborenen Sohn des Hochgerichtsschöffen Hilgart Stoltz handeln. Auch bei Matthias Stoltz gab es schon einen engen verwandtschaftlichen Bezug zu Rodenbüsch. Seine Tante Appolonia Stoltz war, wie erwähnt, die Ehefrau des Hofmanns Bernd Pütz. Sein Onkel Hans Stolz war ebenfalls Hofmann in Rodenbüsch; im KB wird er - wie Hans Pütz und Hans Reg zur gleichen Zeit - „Joes ex Rudenbusch" genannt. Hans Stolz 1705 geborener Sohn Martin heiratet Anna Pesch (+ 1781) aus Meerfeld und wird seitdem im KB auch „Pesch Martin" genannt; er stirbt 1782 als ältester Gerichtsschöffe („senior scabinus") der Herrschaft Bettenfeld-Meerfeld. Martins Sohn Hans Bernd Stolz heiratet 1758 die Tochter Susanna des Hofmanns Paul Pütz.
Den Hofleuten Matthias Stoltz und Anna Katharina Pütz werden drei Kinder auf Rodenbüsch geboren (Maria Elisabeth, 1720; Joes Bernhard, 1722; 1757; Susanna, 1724). Johann Bernhard Stoltz stirbt 1757 unverheiratet, ebenso wie schon seine Schwester Susanna fünf Jahre zuvor. Die älteste Tochter Maria Elisabeth heiratet Matthias Brost aus Meerfeld. Deren Sohn, der Gerichtsschöffe Peter Broost (1749 - 1795) später auch als „Broos" im KB geschrie-ben), heiratet mit Katharina Regh, einer Tochter des Rodenbüscher Hofmanns Peter Regh, wieder in die geschätzte Hofleuteverwandtschaft.
3. Die Hofmannsfamilien Fügen/Fögen und Meurers
Ein naher Verwandter der erwähnten Helena Pütz-Fügen war der bereits kurz erwähnte Deudesfelder Paul Fügen/Fögen, ebenfalls Hofmann in Rodenbüsch; bei seiner Ehefrau Anna Elisabeth handelt es sich nach meiner Vermutung um eine 1692 geborene Tochter des eben erwähnten Hofmanns Hans Stoltz; sie starb am 16. 2. 1768 auf Rodenbüsch. Von dem Ehepaar Fugen-Stoltz sind vier Taufen im KB verzeichnet. Von dem Sohn Bernhard (geb. 1724) stammen in direkter Linie heute noch in Bettenfeld vertretene Foegen-Familien ab, unter an-derem die des früheren Ortsbürgermeisters Adolf Foegen. Bernhards einzige Schwester Katharina Fugen (1720 - 1769) heiratet den aus Meerfeld kommenden Rodenbüscher Hofmann und Sendschöffen Johann Bernhard Meurers (1720 - 1798); auch von diesem Paar existieren zahlreiche Nachkommen. Ihr 1755 auf Rodenbüsch geborener Sohn Johann Bernhard Meurers starb 1806 als Ratsmitglied in Bettenfeld; er war verheiratet mit Maria Elisabeth Zens, einer Enkelin des Bürgermeisters Johann Zens und Nichte des Bürgermeisters Bernhard Zens. Ebenfalls eine Tochter von Joh. Bernhard Meurers und Katharina Fugen war Maria Katharina Meurers, die 1837 mit 86 Jahren als damals älteste Frau Bettenfelds starb. Ihre Urenkelin Katharina Thies heiratete 1879 den Meerfelder Peter Weiler; die verstorbene Bettenfelder Ehrenbürgerin Schwester Agritia Weiler war eine Enkelin dieses Paares Weiler-Thies.
4. Die Hofmannsfamilien Weiler und Regh
a) Michael Schmitz/Weiler und sein Sohn Hans Bernd Weiler
Neben Hans Pütz, Bernhard Pütz und Ostermann Pütz finden wir gegen Ende des 17. Jahrhunderts auch noch Michael Weiler als Hofmann. Im KB werden von ihm unter dem Namen „Schmidts" von 1680 an mehrere Kinder getauft. Über seine Frau Elisabeth ist er mit den Pütz-Hofleuten verwandt, denn Elisabeths Tante mütterlicherseits ist eine Schwester von Maria, Bernhard und Paschasius Pütz. Dies führt dazu, dass er im KB gelegentlich auch als „Pütz Michael" bezeichnet wird. Sein im März 1687 geborener Sohn Hans Bernhard wird ebenfalls Hofmann in Rodenbüsch. Im KB wird dieser Hans Bernd später teilweise als „Schmitz" geführt, teilweise als „Joes Bernard Weyler" oder als Joes Bernard Villicus". Seine Ehefrau Anna Maria, Mutter von 7 Kindern, entstammt ausweislich der Patenverbindungen sehr wahrscheinlich der Hofmannsfamilie Kreutz vom Himmeroder Hof Gelsdorf. Die seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Bettenfeld und Meerfeld zahlreich vertretenen Weiler-Familien sind zum weit überwiegenden Teil nicht Nachkommen dieses Hofmanns Hans Bernd Weiler, sondern seines Vetters, des Gerichtsschöffen Hilgert Weiler/Schmitz (1689-1753). Die ersten Bettenfelder und Meerfelder Namensträger Weiler sind vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Manderscheid gekommen.
b) Johann (Reg) und Appolonia Reg
Zwischen den Himmeroder Höfen Gelsdorf und Rodenbüsch bestanden in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts auch noch über eine andere Familie engste verwandt-schaftliche Beziehungen. Bei dem nach 1710 genannten Hofmann Johann Reg handelt es sich nicht um einen geborenen Reg, sondern er übernahm diesen Namen von seiner Ehefrau Appolonia (+ 25. 4. 1748). Johann „Reg" selbst stammte, wie ein Taufeintrag aus dem Jahr 1720 deutlich macht, aus Gelsdorf. Ich gehe davon aus, dass es sich bei ihm um einen Sohn des Gelsdorfer Hofmanns Hans Heinrich von Oberhersdorff handelt, der als Schwiegersohn von Friedrich Kreutz auf den Hof Gelsdorf gekommen war.
c) Peter ReghIn der auf den Gelsdorfer Johann Reg folgenden Generation war der 1705 geborene Peter Regh, Sohn der Bettenfelder Eheleute Wilhelm Regh und Elisabeth, für mehrere Jahrzehnte Hofmann in Rodenbüsch; ein Bruder von ihm war der Gerichtsschöffe Christian Regh, direkter Vorfahre der heute in Bettenfeld lebenden „Plonien" Regh, aber auch Vorfahre aller aus Bettenfeld stammenden Lersch-Familien. Der Familienname von Peter Reghs Ehefrau Susanna wird im KB nicht genannt, wahrscheinlich handelt es sich bei ihr um die 1713 geborene Tochter von Johann aus Gelsdorf und Appolonia Reeg. Peter Regh und Susanna ließen zwischen 1735 und 1759 12 Kinder taufen. Ihre Tochter Katharina (1750 - 1804) heiratete, wie erwähnt, den Meerfelder Gerichtsschöffen Peter Broost. Katharina Brost, eine Enkelin dieses Paares, vermählte sich 1819 in Meerfeld mit dem aus Luxemburg stammenden Michael Goerens (später auch „Gierens), dessen Vater, der Zimmermannssohn Paul Goerens, 1820 im Alter von 67 Jahren als Müller auf der Meerfelder Mühle starb. Susanna Gierens, Michaels Tochter, heiratete Nikolaus, einen Sohn des oben erwähnten Matthias Schleidweiler vom Neuenhof.
5. Weitere Hofleute und Bewohner des Rodenbüscher Hofes
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind auf dem Hof Rodenbüsch die gleichen Familien vertreten wie schon seit vielen Jahrzehnten vorher. Neben den bereits erwähnten Matthias Heck war auch Christian Heck, ein anderer Sohn von Matthias Heck und Katharina Pütz, Hofmann in Rodenbüsch. Er hatte 1790 die mit ihm im 3. Grad verwandte Hofmannstochter Anna Margarethe Regh geheiratet, deren Eltern Johann Bernhard und Anna Elisabeth Foegen die Hofmannstradition ihrer Familien fortgesetzt hatten.
Ebenfalls eine Fortsetzung alten Hofmannserbes gab es bei den Hofleuten Johann Bernhard Pütz und Maria Elisabeth Regh. Ihr Sohn Johann heiratete 1792 Susanna Foegen; eine Enkelin dieses Paares war Susanna Pütz, die sich mit dem aus Röhl nach Bettenfeld gekommenen Johann Holzemer vermählte.
Mit dem zur letzten Generation der Rodenbüscher Hofleute gehörenden Joseph Müller kam zwar ein neuer Name auf den Hof, doch bestanden auch bei ihm vielfältige verwandtschaftliche Verbindungen dorthin. Seine Ehefrau war Anna Elisabeth Regh, eine Großnichte des früheren Hofmanns Peter Regh und eine Enkelin des Hofmanns Johann Bernhard Meurers. Joseph Vater Johann Müller war mit Anna Bisenius, einer Verwandten des Bettenfelder Pfarrers Otto Matthias Bisenius verheiratet, Müller selbst war ein Enkel des bereist mehrfach erwähnten Gerichtsschöffen Hilgart Weiler.
Neben den Hofpächtern selbst lebten stets auch noch zahlreiche Familienanhehörige in Rodenbüsch, insbesondere unverheiratete Brüder und Schwestern der Hofleute. Sie haben gewiss eine wesentliche Rolle bei der Bewirtschaftung des Hofes gespielt und dazu beigetragen, dass die Zahl auswärtiger Arbeitskräfte trotz der umfangreich anfallenden Arbeit offenbar relativ gering gewesen ist. Nur mit ihrer verwandtschaftlichen Hilfe konnte es den Hofmännern gelingen, unter den damaligen Arbeitsbedingungen - um nur diese Arbeiten zu erwähnen - Jahr für Jahr 30 Morgen mit Roggen und 60 Morgen mit Hafer einzusäen und die Heuernte von 30 Morgen Wiesen einzubringen und außerdem auch noch zahlreiche Kinder aufzuziehen. Nur gelegentlich werden „Fremde" in Rodenbüsch genannt, so etwa 1719 Adam Gietzen und seine Frau Angela oder im Jahr 1723 Samuel Klein und seine Ehefrau Gertrud. Andererseits dürfte die Zahl solcher Personen, die vorübergehend auf dem Hof lebten und arbeiteten, doch etwas größer gewesen sein als es ihr Erscheinen im KB und Schöffenbuch widerspiegelt.
IV. Schlußbetrachtung
Die familienhistorische Betrachtung des Himmeroder Hofes Rodenbüsch hat gezeigt, dass bei der Abfolge der einzelnen Hofleute-Generationen über viele Generationen, wahrscheinlich über Jahrhunderte, eine deutliche Erbfolge herrschte. Diese folgt zwar nicht strikten Regeln, doch ist jede Generation mit der vorhergehenden verwandtschaftlich eng verbunden. In den kleinen Kreis der Hofleute-Familien gelangen keine Fremden, die nicht zur bisherigen Verwandtschaft gehören und auch nicht durch Einheirat dazustoßen. Die Heirat einer Frau aus dem bisherigen Kreis der Hofmannsfamilien scheint für Männer der einzige Weg gewesen zu sein, eine Hofmannsstelle zu erhalten. Aber auch die einheiratenden Männer selbst kommen nahezu stets aus einem engen verwandtschaftlichen und sozialen Umfeld . Dabei wären solche endogamischen Verhältnisse keineswegs zwingend gewesen. In Meerfeld und Bettenfeld gab es, wie etwa das Beispiel der Familie Goerens zeigt, immer wieder aus entfernteren Ortschaften und Gebieten zuziehende Männer, doch scheint sich ihnen in der Regel kein Weg auf eine Hofmannsstelle geöffnet zu haben. Da die Pächterstellen in Rodenbüsch von Himmerod vergeben wurden, könnte man fragen, ob das Kloster darauf Einfluß genommen hat, dass die Hofleute letztlich nur im Kreis ihrer Verwandtschaft heiraten. Dies halte ich jedoch für unwahrscheinlich. Auch die anderen, nicht zu den Hofleuten gehörenden Familien in Bettenfeld und Meerfeld - wie natürlich auch in anderen Dörfern - haben es schließlich ähnlich gehalten und bestimmte enge Heiratskreise bevorzugt. Zudem scheint es bevorzugte Familienverbindungen auch noch weit nach 1800 gegeben zu haben, als das Kloster gar nicht mehr existierte. Allzu engen Verwandtenverbindungen stand das Kirchenrecht entgegen; dementsprechend kommen Ehen zwischen Vettern und Kusinen ersten Grades grundsätzlich nicht vor. Sobald jedoch das Kirchenrecht eine Ehe (und sei es mit Dispens) zuließ - zwischen Vettern und Kusinen zweiten Grades (also nach kirchlicher Zählung im 3. Grad der Verwandtschaft) - , wurde auch von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Öfters war es so, dass es so lange vielfache Heiratsverbindungen zwischen zwei Familien gab, wie dies kirchenrechtlich noch möglich war; war diese Grenze erreicht und damit das Potential der möglichen Ehen zwischen zwei Familien erst einmal erschöpft, dann wurde eine „Pause" von etwa zwei Generationen gemacht, ehe man wieder auf die alten Verbindungen zurückgriff. Wie sich dies alles auf die persönlichen Empfindungen der beteiligten Personen ausgewirkt hat, was die Menschen in der Lebensgemeinschaft des Hofes empfunden haben, läßt sich den amtlichen Dokumenten nicht entnehmen und bleibt weitgehend der historischen Fantasie überlassen.