Die Sache mit den Baeren....

VERHALTEN,CAMPS,PROVIANT,WAFFEN UND BAERENGAS

Jeder,der auch nur glaubt vermutlich von weitem etwas baerenaehnlich gesehen zu haben,hat eine Geschichte zu erzaehlen,die oft mit der Bemerkung endet,dass es auch anders haette kommen koennen und in diesem Falle das verehrte Publikum wahrscheinlich nie in den Genuss der jeweiligen mehr oder weniger spannenden Geschichte gekommen waere.

Die Baeren in den Erzaehlungen haben auch meist die erschreckende Angewohnheit sich beim weitererzaehlen der Geschichte entweder zu vergroessern oder sogar zu vermehren, was erfahrungsgemaess von der Zuhoererschaft begruesst wird. Nach 30 Jahren in Alaska und vielen ausgedehnten Kanu- und Jagdtouren bin ich persoenlich zu dem Schluss gekommen,dass Baeren etwas gegen mich haben. Sobald ich sie sehe, fluechten sie in vollem Gallop. Ein junger Schwarzbaer,der mich entdeckte waehrend er in einer Baumkrone spielte, brach saemtliche Aeste auf seinem Weg nach unten und fiel recht unbaerenhaft die letzten zwei Meter zum Erdboden bevor er in Panik das Weite suchte. Zwei Grizzlies stolperten uebereinander beim Versuch eine steile Uferwand zu erklimmen um mir zu "entkommen" und die meisten anderen Baeren hielten von mir als Mahlzeit nach einem kurzem Blick auch nichts.

Gut,… eine Baerin in Kodiak griff mich an. Sie hatte drei Junge und als Kodiakbaerin einen Ruf zu verteidigen. Aber selbst sie erledigte ihren Angriff mit allen ungeschriebenen Anstandsregeln, die es zwischen Mensch und Baer gibt und endete ihre beeindruckende Attacke 60 Meter entfernt von mir mit einem tiefem Grollen bevor sie zu ihren voellig verdutzten Kindern zurueck trollte, die allesamt auf ihren Hinterkeulen standen und neugierig zuschauten."Aha,so wird das bemacht. Toll."
Natuerlich war ich da sehr beeindruckt, um nicht zu sagen veraengstigt und so schwer es sein mag dies zuzugeben, leicht am zittern. Immerhin stand meines Wissens nach der naechstgroessere Baum ungefaehr 35 km suedoestlich von mir.
Allerdings war meine Angst sowie das leichte Zittern meiner Haende in der kuehlen Morgenluft,wie mir spaeter auffiel,ja der einzige Sinn der Attacke gewesen."Wag dich nicht einen Schritt naeher an meine Kinder heran,du stinkender kleiner Zweibeiner!"hatte sie auf eigendlich hoeflichste Baerenart gesagt,:"..oder,....!"
Baeren sind zu Unrecht verschrien,und dies nur, weil wir Baerengeschichten am liebsten moegen wenn sie gefaehrlich klingen. Meister Petz hat im Allgemeinen nicht das geringste Interesse an Menschenfleisch, scheut Camps solange nicht irgendein photohungriger Mensch Speck auslegt und geht am liebsten seiner eigenen Wege. Camps stinken fuer ihn, Lagerfeuer sind ihm ungeheuer und laute Menschen sind ihm eher peinlich. Alles in allem hat der Baer genausoviel Angst vor uns wie wir vor ihm.
Natuerlich gibt es wie beim homo sapiens auch beim Baeren den einen oder anderen Chaoten,der ruecksichtslos ins Camp trampelt und die schreienden Bewohner zu verpruegeln sucht. Allerdings sind sie die Ausnahme der Regel.
Tausende von Jaegern,Anglern,Kanuten,Goldgraeber und andere Leute verbringen ihre Sommer in Alaskas Wildnis.Trotzdem haben wir hier nur selten Baerentote. Ungefaehr 150 Menschen sterben an Autounfaellen. Die Chance,von einem Baeren ueberfallen zu werden ist so verschwindend gering, dass es die Angst nicht wert ist.
Wenn man sich dann noch die Umstaende der Angriffe ansieht, beginnt sich ein Bild zu entwickeln,das alles andere als blutruenstige Baeren zeigt:
Unser einziger Baerentote letztes Jahr wanderte in der Brooks Range durch "undurchdringliches" Weidengestruepp und kam an eine ruhende Baerin mit Jungen. Die Attacke kam so ploetzlich und schnell,dass es keine Zeit zum Reagieren gab. Der Mann war auf der Stelle tot, sein Freund entkam unverletzt.
Das Team war nicht laut genug gewesen um die Baerin zu wecken, und als sie erwachte war ihre Grenzschwelle so weit ueberschritten,dass ihr Angriff ein simpler Reflex war. Der Mann war tot bevor die Baerin ganz wach war.

Sie hatte Junge zu verteidigen,und das tat sie. Erst einmal ist es keine gute Idee durch dichtes Gestruepp zu schleichen,und zweitens war es Pech fuer die Baerin. Nach einem genickbrechenden Prankenschlag gegen den vermeintlichen Angreifer drehte sie sich panisch um und verschwand mit ihren Jungen, denen sie nur Rueckendeckung zur Flucht hatte geben wollen im Dickicht. Der zweite Wanderer des Teams wurde von ihr nicht angeruehrt.
Die drei Baerentoten von diesem Jahr sind eine Familie, die anscheinend auf einem Campingplatz von einem Baeren belaestigt wurden,in ihr Kanu fluechteten und auf dem See daraufhin ertranken.Der Vater und das Kind waren Nichtschwimmer. Bisswunden wurden nicht gefunden,der Baer wurde aber trotzdem erschossen.
Aus Anstand den Toten gegenueber behalte ich meine Meinung ueber diesen Fall am besten fuer mich selber.....
Die meisten Abenteurer aus meiner alten Heimat sehen den Baeren als die groesste Gefahr bei ihrem Trip durch die noerdlichen Waelder, und Filme sowie unzaehlige Buecher bestetigen dies. Die Realitaet sieht anders aus,und die Wahrheit hoert sich seltsam an:
Die groesste Gefahr im Busch ist sich jeder selbst. Unvorsichtigkeit in schwierigen Lagen,aufkommende psychologische Instabilitaet durch Stress nach drei Tagen Regen und Wind, Partnerdifferenzen oder simple Anpassungsschwierigkeiten an die neue Umgebung koennen zu Fehleinschaetzungen leiten die eher zum Tode fuehren als ein schlechtgelaunter Baer.
Natuerlich haben wir keine Anpassungsschwierigkeiten und unsere Partner sind astrein. Selbstverstaendlich wissen wir alle, dass unueberlegte Handlungen dumm sind, und vielleicht ein unwissender Anfaenger sich stressen laesst,....aber wir?? Nie!!
Diese und aehnliche Bemerkungen sind an sich der Anfang vom Ende einer Tour. Die noerdlichen Waelder veraendern einen Menschen,und viele Dinge,die man nicht berechnet hat werden ploetzlich allumfassend. Meister Petz ist in keinster Hinsicht darin verwickelt.
Auf meiner ersten Tour in Nordamerika schlief ich in 48 Stunden vielleicht 20 Minuten.
Die Angst vor Baeren und Woelfen hielt mich wach. Am dritten Tage war ich so muede, dass ich mich in mein Schicksal ergab und schlussendlich schlief. Am naechsten Morgen erwachte ich ungefressen und erstaunlich frisch.

Heute, 30 Jahre und viele wundervolle Naechte im Busch spaeter schlafe ich immer noch gut,und wurde nie gestoert. Natuerlich behaupte ich nicht, dass von Baeren keine Gefahr ausgeht.Baeren haben die Faehigkeit Menschen zu toeten und alle Vorsichtsmassregeln sollten beachtet werden. Alles,was ich dem verehrten Leser klarzustellen versuche ist die Tatsache,dass die oft romantisierte Gefahr des Baeren ueberbewertet wird.
Trotzdem muss man sich natuerlich unbedingt im Klaren sein,dass man im Busch nicht wie sonst in der Zivilisation ganz oben an der Futterkette steht. Es gibt ohne Zweifel die zwar geringe aber vorhandene Moeglichkeit als Abendessen angesehen zu werden.
In diesem Falle muss ich allerdings einfuegen,dass in fast allen Faellen der letzten 80 Jahre es meist der kleinere Schwarzbaer war,der wirklich einen getoeteten Menschen anfrass. Grizzlies tuen dies anscheinend nur kurz vor dem Hungertod. Allerdings vermute ich, dass diese Information keinerlei beruhigenden Einfluss auf Kanuten oder Wanderer hat.

Nun aber zu dem Verhalten,das wir an den Tag legen sollten,wenn wir in Meister Petz's Revier eindringen:

- Die meisten Ueberlebensbuecher weisen darauf hin,dass Lebensmittel in hohe Baeume gehaengt werden sollten,und dies ist eine der Regeln,die nach kurzer Zeit im Busch zu Panik fuehren koennen,da in den meisten Gegenden keine grossen Baeume zur Verfuegung stehen.
-Auch wird gesagt,dass man Baerengloeckchen tragen soll.Manche Alaska Ranger bezeichnen diese allerdings als "Dinner bells" (Abendessengloeckchen),da sie Baeren,die an Menschen gewoehnt sind den Weg zum Futter (nicht der Mensch sondern seinen Proviant) zeigen.
-Ebenfalls wird gesagt,dass man sich auf Baeume retten soll wenn ein Baer angreift.
Schwarzbaeren sind allerdings hervorragende Kletterer und ein alaskanischer Witz besagt, dass Baeume selten eine Rettung bieten: "Der Unterschied zwischen Schwarzbaeren und Grizzlies ist,dass der Schwarzbaer hinterherklettert und der Grizzly einfach den Baum ausreisst…." Dies ist natuerlich uebertrieben, aber nicht ungreifbar weit von der Wahrheit entfernt.
Eine wirklich grosse Tanne bietet ohne weiteres Schutz vor einem Grizzly und selbst vor einem hinterherkletterneden Schwarzbaeren ist man dort sicherer als auf dem Erdboden. Allerdings wird man durch den Fluchtversuch an sich zu jagdbarem Wild da das davonlaufen einen Jagdinstikt in Baeren ausloesen kann.
-Es wird behauptet,dass man einem Baeren durch Rennen nicht entkommen kann. Auch dazu gibt es schwarzen alaskanischen Humor,der besagt:"Rennen kann einen ohne weiteres vor einem Baeren retten. Man muss ja nicht schneller als der Baer sondern nur schneller als der Tourenpartner sein…." Es ist tatsaechlich moeglich,in seltenen Faellen einen Baeren auszutricksen.Allerdings nur auf steilen Geroellfeldern und nicht auf steilem festem Boden.In Geroellfeldern kann man nach unten rennen/springen und den folgenden Baeren an sich vorbeirutschen lassen.
Zumindest habe ich dies gehoehrt.
Wer alle in verschiedenen Buechern aufgefuehrten Verhaltensmassregeln aufmerksam durchliest und vergleicht,wird feststellen,dass sich einige sehr wiedersprechen.
Jede Regel hat eine Ausnahme,manche Regeln sind Geruechte und andere wiederum koennen so surrealistisch sein als wuerde man Passanten in der Stadt dazu raten sich an Stromkablen ueber Strassen zu hangeln weil man sonst ueberfahren werden kann wenn man sie zu Fuss ueberquert.

Natuerlich rate ich aus rein rechtlichen Gruenden jedem Leser,alle halbwegs vernuenftig klingenden Regeln einzuhalten und will in keinster Weise davon abraten,dies zu tuen.

Ohne irgendwelche Behauptungen in Hinsicht auf die Richtigkeit meiner eigenen, persoenlichen und nicht unbedingt richtigen Regeln aufzustellen, will ich die wichtigsten hier trotzdem aufzaehlen:

a)Ich persoenlich mache immer ein Feuer,solange es moeglich ist und glaube fest daran,dass es Baeren imponiert,wenn man dies tut.Zumindest macht es ihnen klar,dass man exestiert (solange der Wind richtig steht) und dies schliesst auf jeden Fall ungewollte Begegnungen aus,die mehr als 70% der Unfaelle erzeugen. Solange das Feuer weit genug vom Zelt entfernt ist,schmeisse ich nachts vor dem schlafengehen nochmals ein grosses Stueck Holz auf das Feuer damit es bis morgens zumindest leicht raucht.

b)Auch campe ich so oft es geht auf grossen Kiesbaenken.Im Wald oder Unterholz ist es leicht moeglich,dass eine gemuetlich herumspazierende Baerendame sich ploetzlich unversehens mit ihren zwei Jungen mitten in einem Lager wiederfindet ohne zu wissen,was genau passiert ist.("Nanu,das war doch gestern noch nicht hier???") Wenn dann die Besatzung des Lagers auf Hektik schaltet wird sie das gleiche tuen.Da sie ihre meist ungezogenen Jungbaeren nicht schnell genug zurueckrufen kann und sie diese wie jede gute Mutter sofort als bedroht ansieht,darf man sich den Rest selber ausdenken.Kiesbaenke mit guter Sicht rundherum geben Barenmuettern eine weit groessere Chance,einer Situation aus dem Weg zu gehen die weder ich noch sie anstrebt.

c)In alaskanischen Jagdcamps in denen herrlich "duftendes" frisch geschossenes Wild haengt ist es oft Tradition,dass alle Leute in einen grossen Eimer urinieren.Dieser wird dann in hohem Schwung ueber umliegende Buesche entleert.Dies soll Baeren abschrecken. Anscheinend nach dem Motto:"Mit jemandem,der so viel Urin fabrizieren kann und sooo hoch pinkelt lege ich mich lieber nicht an…"
Es ist im Prinzip gut,sein Revier zu markieren und dabei entweder soviele Blaetter oder Aeste wie moeglich zu treffen.
Baeren haben schlechte Augen, aber eine hervorragende Nase. An Kiesstraenden markiere ich den Waldrand,im Wald versuche ich zumindest die vier Himmelsrichtungen abzustecken.Auch dies hilft den Baren und vielleicht sich selbst vor unliebsamen Ueberraschungen zu schuetzen. Hier sollte angesprochen werden,dass Frauen in der Menses dies nicht tuen sollten, da das Urin Blut enthalten kann. Tampons sollten verbrannt werden und zum urinieren sollte man eine Kuhle graben. Aeusserste Sauberkeit ist hier angesagt.
Auch will ich an dieser Stelle eine Frage nach bestem Wissen und Gewissen beantworten,die mir vor kurzer Zeit gestellt wurde:"Zieht der Geruch von Sex Baeren an ?" Weder meine Frau noch ich haben davon je in Alaska gehoehrt. Allerdings muss ich betonen,dass es beim Liebesakt besser ist Geraeusche zu unterlassen oder zumindest zu minimieren die denen eines verendenden Elchbullen gleichen.Diese koennten Baeren natuerlich aus einiger Entfernung anlocken, da sie leichte Beute erwarten.

d)Es ist mir klar,dass die Verbrennung von Plastik oder aehnlichen chemischen Stoffen die Athmosphaere verschmutzt.Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen,alle brennbare Verpackung,die mit Nahrungsmitteln zu tuen hat nach der Benutzung zu verbrennen. Unverbrennbare Stoffe,wie Dosen oder Aluminiumfolie werfe ich ebenfalls ins Feuer und tue sie erst in meinen Muellbeutel wenn sie voellig ausgebrannt sind.Der Duft eines Muellsacks mit unausgebrannten Lebensmittelbehaeltern waere viel zu appetitlich fuer Baeren.In dieser Hinsicht geht mir Sicherheit vor. Falls man grillt,sollte auch der Rost nach der Mahlzeit auf dem Feuer bleiben,bis er sauber abgebrannt ist.

e) Die generelle Regel fuer Kanuten ist,dass das Camp zwischen Boot,Lebensmitteln,Kochfeuer und Zelt ein Quadrat von 100 Metern je Seite ergeben sollte und natuerlich rate ich offiziell dazu. Allerdings fuehrt dies zu ausgedehnten Fussmaerschen.Eine Frage wie:"Hast du den Reis mitgebracht…?" kann leicht zu einem erneuten 200 Meter Lauf fuehren und auf die Dauer recht langweilig werden. Dies ist auch der Grund,wieso ich mein Leben stets aus purer Faulheit im Busch auf's Spiel setze und meine Futterkiste am Lagerfeuer als Sitzplatz benutze. In der Regel lasse ich ueber Nacht die Lebensmittel im Kanu,solange es kein Faltkanu oder Schlauchkanu ist das leicht von Baeren zerstoert werden kann.In solchen Faellen lasse ich das Futter neben/oberhalb des Kanus und uriniere links und rechts. (Achtung ! Der Fluss kann ueber Nacht steigen und alle Lebensmittel mitnehmen….auch ohne,dass es regnet.Sichere es mit Leine!)

Mein Zelt ist 20 Meter vom Feuer entfernt (Funkenflug),das Kanu ungefaehr 30-50 Meter.Bisher hat dies ohne Probleme funktioniert,aber natuerlich kann ich keinem dazu raten.Einmal,als ich morgens zum Fluss ging um mir die Zaehne zu putzen fand ich frische Baerenspuren,die am Ufer entlang bis auf 20 Meter ans Kanu herankamen und dann wieder umdrehten.Den Spuren nach war es ein Schwarzbaer,dem das Kanu zu unheimlich gewesen war.Natuerlich,….es haette anders ausgehen koennen.

f) Ich hebe mein ganzes Geschirr in einem Netzsack auf,den ich abends im Fluss versenke.Es ist unmoeglich,alle Essensgerueche vom Geschirr zu entfernen ohne es ins Feuer zu stellen.Auch dieser muss mit einer Leine gesichert werden.

Zum Ausnehmen von am Camp gefangenen Fischen suche ich einen grossen Stein,den ich ins seichte Wasser stelle.Auf diesem schuppe ich die Fische und nehme sie aus.Eingeweide und Schuppen verschwinden sofort im Wasser und hinterlassen keinen Geruch.Den groesseren Stein versenke ich spaeter in tieferem Wasser. Hier sollte ich auch erwaehnen,dass man gefangene Fische nie einfach ins Boot werfen sollte.Der Geruch wird (zumindest fuer Baeren) nie wieder zu entfernen sein.Fuer solche Situationen sollte man einen Plastiksack bereithalten,der nach der Verwertung der Beute verbrannt werden kann.Fischgeruch im Boot sollte unter allen Umstaenden vermieden werden.

Meist schlafe ich am Lagerfeuer wenn es nicht nach Regen aussieht,benutze den Rucksack als Kopfkissen und baue dahinter einen Stapel Holz auf,den ich im Halbschlaf greifen kann um das Feuer zu schueren falls es kalt ist. Wer im Zelt schlaeft,sollte allerdings keinen Proviant mit ins Zelt nehmen.Waehrend sich dies sehr logisch anhoehrt gibt es Leute,die mit ihrem kleinen Gaskocher oft in ihrem Zelt kochen um sich danach in ihrer wohlriechenden Kueche schlafen zu legen ohne sich Gedanken ueber die moeglichen Folgen zu machen.Es ist nicht unbedingt damit getan seinen Proviant aus dem Zelt zu entfernen nachdem man gekocht hat. Eine kleine Plastikplane kann guten Wetterschutz bieten um darunter zu kochen.Das Schlafzelt sollte dafuer nicht benutzt werden !

(Photo eines neugierigen Grizzlies auf Beaver Creek / Fabio Schmitz)

Soweit zu meinen persoenlichen Vorbeugungen. Nun aber zum weiterem Thema:

Ein Baer im Camp ?

Man kann damit rechnen,dass manche Baeren aus reiner Neugier in ein Camp kommen. Viele davon sind leider durch ungesaeuberte Camps mit hinterlassenen Essensresten auf diese Idee gekommen und wollen eigendlich garnichts von den Menschen. Sie kennen keinen Feind der ihnen gewachsen ist und der Geruch von verbranntem Holz und Lebensmitteln hat irgendwann in der Vergangenheit zu einigen gut schmeckenden Bissen gefuehrt.Dies sind verdorbene Baeren "Trash-bears",wie wir sie nennen.

In den allerseltensten Faellen stolpert ein unverdorbener Baer in ein Camp. Meistens versuchen sie diese zu umgehen. Aber was sollte man tuen,wenn nun wirklich ein Baer ist Camp kommt ?

Es liesse sich ein Buch darueber schreiben was man tuen oder unterlassen sollte,oder besser….ungefaehr 5 verschiedene Buecher die sich in vielen Dingen wiedersprechen wuerden. Baeren sind so verschieden wie Menschen. Keine Situation ist gleich und im Prinzip kommt es neben der Situation auch auf den Charakter des jeweiligen Baeren und Menschen an.

Ich will versuchen zumindest ein paar Punkte aufzuzaehlen:

a) Panik ist auf jeden Fall zu unterlassen,obwohl kreischen in gewissen Situationen hilfreich sein koennte.Ich rate nicht dazu.Tiere koennen Verzeiflung spueren.

b) Vermeide direkten Augenkontakt.-Ich habe dies vor langer Zeit von bissigen Hunden gelernt,da direkter,starrer Augenkontakt fuer sie Aggression bedeutet.Fuer Baeren trifft dies nicht zu,hilft aber der Person selber,da es leicht ist sich von Baerenaugen fixieren zu lassen. c) Gehe nie direkt von einem Baeren weg sondern bewege dich seitwaerts aus dem Gefahrenbereich.Nicht zu schnell,nicht zu langsam.

d) Rede mit dem Baeren mit ruhiger Stimme.Sage etwas,das dich selbst beschaeftigt:"Na so ein Mist,jetzt muss ich wirklich mein Camp fuer dich verlassen ? Na dann mach's mal gut,weisst du eigendlich wieviel Uhr es ist und….." einfach weitergehen und reden. Nie rennen. e) Falls zwei,drei oder vier Partner zusammen sind,sollte man Arm in Arm gehen.Dies macht die "Person” groesser und damit respektabler. Baeren sehen schlecht.Es hilft dabei sich anstatt auf Panik darauf zu konzentrieren,dass man einfach beleidigt ist und geht. Auch dies hat eher damit zu tuen,dass man im Kopf die Kontrolle behaelt anstatt in Panik zu verfallen. f) Baerengas ist eine gute Verteidigungswaffe,sollte allerdings nur im Notfall angewendet werden.Auch sollte man sich bewusst sein aus welcher Richtung der Wind weht,bevor man sich selbst ausser Gefecht setzt.Baerengas ist reiner Cayennepfeffer und eignet sich auch zum wuerzen von Mahlzeiten (wirklich!). Im Prinzip sollte es immer griffbereit sein und beim Abzug vom Camp bereitgehalten werden.Es ist nur bis auf 8 Meter nuetzlich.Im generellen ist dies ungefaehr die Grenze fuer Scheinangriffe,die von Baeren oft ausgetragen werden koennen. Im Falle solcher Angriffe ist Panik und Rennen voellig nutzlos,da es unwiederruflich zu einem echten Jagdangriff fuehren wird. Man kann bei einem Scheinangriff immer noch versuchen,seitwaerts abzuziehen und weiterzureden,was recht gute Erfolgschancen hat und bei richtiger Windrichtung einen Nebel von Baerengas in der Hoffnung hinter sich verbreiten,dass der Baer es in die Nase bekommt. Ein “Nebel” von Barengas bedarf kurzer Stoesse aus der Sprayflasche, die hoffentlich in die richtige Richtung zum Baren treiben (Windrichtung). Baerengas wurde allerdings nicht fuer kurze Stoesse fabriziert. Die mir bekannten 1/4 Liter-Flaschen entleeren sich in 5.6 bis 6 Sekunden. Sie wurden fabriziert um im Notfall die groesstmoegliche Menge an ‘Kampfstoff’ in kuerzester Zeit zu entleeren.

g) Meine persoenliche Geheimwaffe fuer ungewoehnliche Angriffe ist ein altes Lied von den Beatles:"We all live in a yellow submarine". Es rettete mich einmal vor einem angreifenden Elch der wutschnaubend im Fluss rueckwaerts ging als ich im Kanu zu singen began und ich gestehe, dass dies seltsam klingt. Es war nicht die Qualitaet meines Gesangs (hoffentlich) die ihn zurueck tribe sondern der Rhytmus und die Lautstaerke. Es ist wirklich zu bezweifeln, dass ein Grizzly zwei Leute angreift, die dieses alte Lied Schulter an Schulter lauten Halses singen, selbst wenn sie gradeaus von ihm weg marschieren. In der Tat bezweifele ich, dass ein Grizzly jemals auf Angriff schaltete, wenn Leute dies taten. Das Lied, aus voller Kehle gesungen, ist meine persoenliche Geheimwaffe. Ich rate allerdings nicht dazu, wenn ploetzlich ein 1/2jaehriger Grizzly um die Ecke kommt….. In diesem Falle wuerde ich einfach aufstehen, falls moeglich etwas Essen greifen und einfach wortlos zum Kanu marschieren…..auf jeden Fall weg vom jungen Baer. Jungbaeren laufen ihren Muettern jeden Tag weg und muessen wieder ‘eingefangen’ werden. Wenn die gestresste Mutter sich auch noch ein schlecht gesungenes Lied anhoehren muss, kann die Sache kompliziert werden. Die Ueberlegung ob das Lied erschreckend oder schrecklich ist, wird hier nicht aufkommen. Sie wird ihr Junges beschuetzen…… Debatten wie mit einzelnen Baeren sind hier nicht moeglich…. Entferne dich hoeflich. Dies ist wie oben erwaehnt einer der Gruende, wieso ein Feuer im Camp und breite Kiesstraende sicherer und besser als Campplaetze sind. Sie geben den Baerenmuettern Raum um ihre Kinder zurueck zu rufen und die Camper zu sehen und zu riechen. Gehoehr und Geruch sind die beiden Sinne, die Baeren die meisten Informationen liefern. Jeder, der sich in die Wildnis begibt sollte die Fairness besitzen Mutter-Baer die Chance zu geben ihre Jungen von einem Camp fernzuhalten.

Notwehr mit Schusswaffe:

Zum Schluss sollte ich wahrscheinlich ein Wort zu Waffen als Schutzmittel sagen, da ich oft darauf angesprochen werde:
Die beste Verteidigungswaffe ist eine 'Pumpgun", also ein Schrotrepetierer, der mit Patronen gefuellt ist die jeweils eine aeusserst grosses Bleigeschoss enthalten. Da die Stopkraft dieser Geschosse sehr stark ist, kann dies wahrscheinlich auch einen Grizzly aufhalten, wenn man richtig zielt.In geuebter Hand kann auch ein Revolver 41 Mag und besser ein 44 Mag Revolver dies tuen.In Alaska werden als Barenschutz groessten Teils 44 Mag und 'Pump guns" verwendet.
Der Verkauf von Langwaffen ist an Auslaender seit dem Inkrafttreten der neuen Anti-Terrorgesetzte ausser unter besonderen Umstaenden verboten. Europaeische Waffenbesitzer koennen einen Antrag stellen um persoenliche Langwaffen einzufuehren, muessen dafuer allerdings unbedingt einen alaskanischen Waffenschein loesen.
Klicken sie auf die blauen Woerter um mehr Informationen ueber Jagdscheine und Einfuhrerlaubnisse fuer Waffen zu erhalten.
Es sollte trotzdem gesagt werden, dass sich jeder im Klaren sein muss was ein Schuss auf einen Baeren bedeutet:
Verwundete Baeren sind aeusserst gefaehrlich und sie zu stoppen ist nicht leicht.Oft emfinde ich,das Leute mit geringer Waffenerfahrung mehr Probleme in der Wildnis und speziell in solch einer Situation kreiren koennen als notwendig ist. Auch muss ganz klar gesagt werden, dass Baeren nicht einfach umfallen, wenn man sie ins Herz oder den Kopf schiesst.Kugeln koennen vom Kopf tatsaechlich abprallen und ein Herzschuss gibt dem Tier immer noch bis zu 90 Sekunden um das anstehende Problem (die schiessende Person) zu erledigen.
In vieler Hinsicht finde ich es gefaehrlicher eine Waffe mit in den Busch zu nehmen als dies zu unterlassen.Dies auch deshalb, weil Leute mit Waffen sich in einer kuenstlichen Sicherheit wiegen und damit von vorne herein fahrlaessige Fehler machen.
Auch sollte dazu gesagt werden, dass alaskanischem Gesetz nach jeder in Notwehr getoeteter Baer gehaeutet werden muss und das Fell sowie der gesamte Kopf an die alaskanische Foesterei uebergeben werden muss. Danach wird der Schuetze sowie jegliche Zeugen verhoehrt. Dies wird getan um festzustellen ob Notwehr tatsaechlich im jeweiligen Falle gerechtfertigt werden kann.Falls die Spezialisten der Foersterei feststellen, dass die Geschichte nicht mit den Schussloechern im Fell oder Zeugenaussagen uebereinstimmen, geht es vor Gericht.Im Hoechstfalle gibt es Freiheitsstrafen....

Und zum Schluss noch ein paar Fakten:
Ich habe in den letzten 18 Jahren wahrscheinlich ueber 400 Teams ausgeruestet. Jedes hatte Baerengas dabei und manche brachten ihre eigenen Waffen mit.
Keiner unserer Gaeste hat je Baerenspray oder Waffen gegen einen Baeren einsetzen muessen. Drei Personen fuegten sich in verschiedenen Zwischenfaellen allerdings selbst Schaden mit dem Baerengas zu.
Trotzdem ist Baerengas immer noch die beste Waffe gegen Baerenangriffe. Wer sich offizielle Videos ueber das Verhalten gegenueber Baeren angucken moechte, kann hier mit einem Video-Schnellkurs der alaskanischen Foersterei (leider in englisch) beginnen:

Video: Baerensicherheit und Baerenspray
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Ein gewisser Respekt, Vorsicht, Umsicht und Disziplin sind immer noch die besten Voraussetzungen um mit Meister Petz gut auszukommen.

Happy Trails,
Peter

Copyright Peter Kamper

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