Kommunikation in der Wildnis:
Aber Spass beiseite.Es ist ohne weiteres moeglich im Busch in Bedraengnis zu kommen.Was dann ? Hier ein paar Antworten auf all die Fragen ueber Kommunikationsmittel,die ich in den letzten Jahren gefragt worden bin:
Viele verlassen sich auf ein "ELT",einen sogenannten "Emergency Location Transmitter",
der ein Notsignal ausstrahlt,welches von Satelitten aufgefangen,angepeilt und an die Computer von "Elmendorf Search & Rescue" in Anchorage weitergeleitet wird.
Von einem der 24 Alaska ueberfliegenden Satelliten wird dann ein sogenannter "erster Alarm" aufgenommen.Danach muss ein anderer Satellit das selbe Signal finden (zweiter Alarm),was je nach Lage des Landes (z.B. Nordhang von Mt. Mc Kinley) zwischen 20 Minuten und 1 1/2 Stunden dauern kann,da manche Satelliten am Horizont einfach nicht "durch einen Berg horchen" koennen.
Nach dem "zweiten Alarm" wird nachgeforscht,ob es irgendwelche Kommunikationsmoeglichkeiten mit dem in Frage stehenden Gebiet gibt.(Piloten,Camps,etc).Beim dritten Alarm,also einer dritten Konfirmation von einem Satelitten wird dann eine aktive Suche begonnen.Diese beginnt normaler Weise 2-6 Stunden,nachdem das Signal zum ersten Male empfangen wurde.
Alle ELT's oder PELT's (personal emergency location transmitters) senden laut "Elmendorf Search&Rescue" auf der gleichen Frequenz und werden von den Satelitten empfangen.(Damit auch europaeische Modelle).
Die einzigen zu beachtenden Dinge sind gute Batterien UND eine gute Stelle,von der man sendet,da die Notsignale im Generellen nur ueber "Sicht" zum Satelliten funktionieren.Ein steiles enges Tal waere also sehr schlecht,wenn man den Status "third Alert" (dritter Alarm),also der Empfang des Signals von zumindest drei Satelliten moeglichst schnell erreichen will.
Auch wurde mir gesagt,dass man nicht immer gleich mit Helikoptern oder der gesamten US - Airforce rechnen sollte.In den meisten Faellen werden Buschpiloten der Gegend um Hilfe bei der Aufklaerung gebeten.Eine positive Seite ist allerdings,dass die Leute an den Computern zwischen den "stossaktivierten" ELT's der Flugzeuge und den persoenlichen ELT"s unterscheiden koennen.So sagte mir Captain Demrick der US Airforce:"Bei persoenlichen ELT's muessen wir davon ausgehen,dass jemand sie per Knopfdruck aktivierte,was definitiv einen Hilferuf bedeutet,waehrend wir bei ELT's in Flugzeugen zuerst nach ueberfaelligen Flugzeugen im Flugplan suchen,da diese leicht aus Versehen aktiviert werden koennen...."
In der USA gibt es allerdings auch hohe Strafen fuer die unnoetige Aktivierung dieser Geraete.Eine der interessantesten Geschichten in dieser Hinsicht passierte vor einigen Jahren beim 1600 Kilometer-Schlittenhunderennen "Iditarod":
Alle Teilnehmer erhielten einen ELT,und als nach einigen Tagen in der Region ein Notsignal aktiviert wurde,hob sofort ein fuer alle Notfaelle ausgeruesteter Notfall-Hubschrauber ab.Sie fanden die Musherin (Schlittenhundefuehrerin) nur zwei Stunden spaeter campierend an einem Waldrand.Auf die Frage,was denn passiert waere,antwortete sie:"Och,eigendlich war ich nur einsam...." Man packte sie,Hunde und Ausruestung gegen ihren Willen in den Hubschrauber und flog sie zurueck nach Anchorage.Dort wurde sie offiziell disqualifieziert und durfte eine Strafe in Hoehe von 10000 $ bezahlen....
Handy's,hier "Cellphones" genannt,funktionieren bedingt in der Naehe von Buschdoerfern,aber nicht ueberall im Busch.Auch hat Alaska kein "GSM Netz".
Viele europaeische Handy's funktionieren hier also nicht.
Im Busch lassen sich Handy's auch der hier ueblichen Art weitgehend vergessen und sind nutzlos.Zwar sagen Verkaeufer,dass fast ganz Alaska mit Handy's zu erreichen ist,meinen damit aber nur die Gegenden,in denen es Strassen gibt.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass noch nicht einmal dies wahr ist.
Alaska bedient sich des TDMA-Systems. Ein limitiertes CDMA-System gibt es in Anchorage.
Immer wieder kommt trotzdem die Frage auf,welche deutschen Handy's in Alaska wirklich funktionieren wuerden und wendete mich mit der Frage an einen unserer Gaeste,Frau Ursel Willrett (danke !!),die in diesem Gebiet in Deutschland taetig ist.Ihre Antwort zum Thema Handy's sollte alle Unklarheiten beseitigen:
"Zuerst zu den Abk�rzungen:
GSM steht f�r Global System for Mobile Communication. Es ist das derzeit
weltweit am meisten verbreitete Mobilfunknetz der Welt mit etwa 300 Millionen
Teilnehmern. Es wird bei 900 MHz, 1800 MHz ( beide weltweit ohne Nord- und
S�damerika) und 1900 MHz (Nord- und S�damerkia) betrieben. Ich benutze es immer,
in Europa und auch in USA, wenn ich dort reise. Ein wesentliches Merkmal ist,
da� man weltweit unter immer der gleichen Nummer erreichbar ist. Der Anrufer mu�
nicht wissen, wo der Teilnehmer ist. Die Verbindung stellt das Netz automatisch
her. Ich habe es allerdings mit
meinem Handy in Fairbanks probiert, und es gibt tats�chlich kein GSM Netz dort.
Technisch funktioniert GSM als Mischung zwischen TDMA (Time Division Multiplex
Access) und FDMA (Frequency Division Multiplex Access). Das sind Verfahren, um
die Netzwerkkapazit�t, d.h. die Anzahl der in einem Bereich gleichzeitig
m�glichen Telefongespr�che, zu optimieren.
FDMA: die o.g. Frequenzen sind eigentlich Frequenzb�nder, die in Bereiche von 20
kHz aufgeteilt sind. So k�nnen mehrere Teilnehmer gleichzeitig mit einer
Funkstation telefonieren, die jeweils einen anderen 20 KHz Kanal zugeteilt
bekommen. Frequenzen sind eine knappe Resource.
TDMA: Jedes "Informationspaket" (Daten oder Sprache) wird in etwa 4 ms Paketen
�bertragen, d.h. in einem sogenannten Zeitschlitz. F�r jede Frequenz werden 8
Zeitschlitze zusammengefa�t, d.h. damit erh�lt man eine Kapazit�tserweiterung um
den Faktor 8. Oder anders ausgedr�ckt: jede Frequenz k�nnen bis zu 8 Teilnehmer
gleichzeitig zum Telefonieren nutzen, ohne da� sie sich st�ren.
CDMA: Hier hat jeder Teilnehmer den kompletten Frequenzbereich und Zeitbereich
zur Verf�gung, d.h. ein Vorteil ist, da� f�r die Daten�bertragung zun�chst eine
h�here Bandbreite zur Verf�gung steht (bei GSM wird die h�here Bandbreite >20kHz
durch Zusammenfassung mehrerer Kan�le erreicht). Es k�nnen trotzdem mehrere
Teilnehmer gleichzeitig telefonieren, indem deren Informationspakete (Sprache,
Daten) mit einem f�r diesen Teilnehmer charakteristischen Code (das ist eine
Datenfolge) �berlagert werden. Der Empf�nger sucht diesen Code wieder und holt
dann die reinen Informationspakete wieder heraus.
Das TDMA System in Alaska ist ein analoges Mobilfunksystem, auch AMPS genannt.
Euer Mobilfunkgeraet (Handy) funktioniert mit diesem Standard. Analoge System gab es auch
in Europa bevor sie von der digitalen Technik abgel�st wurden. Es ist viel
st�ranf�lliger wie das digitale GSM Netz. Auch die �berregionale Erreichbarkeit
ist nicht m�glich. Da das System schon recht alt ist, kann ich mir schon
vorstellen, da� es in fast allen Orten Alaskas die entsprechenden Funkstationen
dazu gibt.
CDMA steht f�r Code Division Multiplex Access. Das System ist ebenfalls ein
digitales Netz wie GSM auch. Es wird stark von USA aus unterst�tzt, hat aber
noch nicht die weltweite Verf�gbarkeit wie GSM. Auch die technische Stabilit�t
ist noch nicht gegeben. Da stehen massive politische und wirschaftliche
Interessen dahinter: GSM stammt aus Europa und USA hat da einige Jahr
geschlafen. Jetzt wird mit aller Macht versucht, auch hier wieder die alte
Vormachtstellung der USA zur�ckzugewinnen. In Anchorage wird sich wohl ein Netz
lohnen, da hier die meisten Teilnehmer zu erwarten sind.
Diese Zugriffsverfahren (TDMA, FDMA und CDMA) m�ssen nat�rlich in den Handies
und im Netz implementiert sein. Wenn das Handy (z.B. meines) nicht zu den
verf�gbaren Netzen pa�t, geht nichts.
Grunds�tzlich kannst Du allen G�sten aus Europa auf die Frage nach dem
Mobilfunkzugriff sagen, da� es
- mit einem GSM Telefon nicht funktioniert, auch wenn das Handy die 1900 MHz
kann
- es nur geht, wenn sie ein Telefon f�r den amerikanischen AMPS Standard haben
(das geht z.B. bei T-Mobil, einem deutschen Netzbetreiber, da� man f�r eine
bestimmte Zeit ein solches Telefon eingerichtet bekommt, ist aber Aufwand, den
ich bei einer Urlaubsreise sicher nicht machen w�rde).
- CDMA auf Anchorage limitiert ist sicher keine Alternative, die Du den Leuten
anbieten kannst.
-> Fazit: Wer nach Alaska geht, hat endlich mal seine Ruhe .F�r mich war das sehr wichtig und erholsam. Er geht auch mal einige Wochen ohne Handy.
Wer auf ein Handy nicht verzichten will,kann dies gegen entsprechende Leihgebuehren allerdings hier ausleihen.Preise sind wie folgt:
Kaution: 175 $
Miete pro Tag: 12 $ -- pro Woche 30 $ --pro Monat 75 $
vorherab gekaufte "Minuten": 60 Minuten 1$/min -- 120 Minuten 55 c/min
In Fairbanks vermietet unter anderm "Alaska prepaid Cellular and Paging Services" solche Handy's.Die Telephonnummer in Fairbanks ist 1-907-456-1105.Aus Fairbanks selbst muss nur 456-1105 gewaehlt werden.Auch kann man deren Webseite unter www.akprepaid.com besuchen.
Mehrer Teams haben diese mitgenommen,um sicher zu sein,dass sie mit der Aussenwelt Kontakt behalten,und hatten auch Erfolg damit.Natuerlich hat ein solches Geraet einen Kaufpreis,der den eigendlichen Preis der meisten Touren uebersteigt,womit es im Generellen nicht unbedingt die weiseste Investition ist.
Allerdings kann man diese Telephone in Alaska auch leihen,leider aber nicht fuer weniger als einen Monat.Kosten pro Monat sind wie folgend (unter einem Monat werden die Geraete nicht verliehen:
Leihgebuehr 120.00 - 14 Tage/ 200 $ - 4 Wochen (7-taegige Vertraege sind nicht erhaeltlich)
Aktivierung 55 $
Gespraech pro Minute 1.70 $
Kaution 200 $
Natuerlich deckt die Kaution nicht Geraete,die sich bei Kanutouren vom weltlichen Dasein verabschieden. ...Falls jemand Interesse an einem solchen Geraet hat,sollte man sich mit "Radio Fairbanks" in Kontakt setzen:
USA-907-452-1049 oder dies vor Ort in Fairbanks regeln:
In diesem Falle waehlt man nur 452-1049. Auch kann man an Radio Fairbanks per E-Mail e-mailen:
Eine andere Moeglichkeit sind VHF-Radios,die auf den Notruffrequenzen der Flugzeuge funktionieren.Wie die FAA (Federal Aviation Administration) mir sagte,ist die beste Frequenz 121.5 Mhz.Alle "internationalen Polarfluege" hoehren diese Frequenz ab.Falls also Condor in 10 km Hoehe zu sehen ist,wird man gehoehrt.Man sollte nicht vergessen,dass VHF nur auf Sichtweite funktioniert,Wolken ausgenommen.
Mit Buschpiloten ist man sich nicht so sicher,aber eigendlich sollten sie diese Frequenz auch abhoehren Allerdings kann man sich je nach Gegend Alaskas vor Beginn der Buschtour auch am Flughafen informieren,was die "Lieblingsfrequenz" der jeweiligen Gegend ist falls man ein solches Geraet besitzt.
Ich persoenlich Benutze kein GPS (global positioning System) auf meinen Kanutouren oder Wanderungen,kein Satelittentelephon oder Handy und trage in den seltensten Faellen ein ELT.Allerdings liegen dem wahrscheinlich zumeist meine eigenen romanischen Vorstellungen vom "Busch" zu Grunde,und es waere nicht nur toericht sondern gradezu fahrlaessig von mir,jemanden zu verurteilen,der dies tut oder jemandem davon abzuraten. Trotzdem gibt es auch andere Moeglichkeiten Hilfe zu rufen.
So einsam die Wildnis sein mag,ist der Luftraum ueber Alaska voll von Buschpiloten,die in ihrem gefaehrlichem Beruf ueber die Brooks Range fliegen,von Ambler nach Bettles,von Fairbanks nach Arctic Village oder von Eagle nach Circle.Die meisten kennen die Taeler und Fluesse unter sich besser als den Stand ihres Bankkontos,und sind sich ihrer Verantwortung bewusst.Tief im Busch bin ich des oeffteren von Flugzeugen ueberflogen wurden,die nur sehen wollten,ob ich "ok" war.Das leichte winken mit EINER Hand (alles o.k),und das darauf folgende typische "wackeln mit den Fluegeln" der Piloten (eine links-rechts-Bewegung mit dem Ruder),das allgemein als Gruss oder ebenfalls als "alles o.k" angesehen wird,war immer die Antwort bevor die Maschiene hinter einem Bergruecken verschwand und die Wildnis wieder in tiefe Stille verfiel.
Das heftige Winken mit BEIDEN Armen ist ein Notsignal,das kein Buschpilot uebersieht.Grosse Feuer oder mit Treibholz ausgelegte Buchstaben,die "HELP" oder "SOS" buchstabieren,sind ebenfalls recht wirksam.Ein Mensch,der mit beiden Armen winkend an einem rauchendem Feuer steht kann aus mehreren Kilometern Entfernung im Luftraum Aufmerksamkeit erregen.Rauch laesst sich leicht mit Wasser (bitte nicht zu viel ),Moos,Grass oder nassem Holz erzielen,dass man auf ein gutes Feuer wirft.Gruene Tannenzweige funktionieren allerdings am besten,da sie gleichzeitig brennen,falls die Glut gut genug ist.
Auch kann man an den meisten Fluessen damit rechnen,dass andere Kanuten,Goldsucher oder Indianer (Athabaskan,Inuit,Tlinkit etc.) innerhalb von einer Woche vorbeikommen.Falls also nicht der absolute Notstand herrscht,sollte man sich darauf einrichten ein Camp zu bauen und zu ueberleben bis Hilfe kommt.
Selten sind Situationen wirklich so ernst,wie man am Anfang annimmt,und der Flugverkehr im Busch sowie die scharfen Augen der Piloten sollten auch nicht unterschaetzt werden.
Natuerlich gibt es Situationen,in denen man unbedingt und sofort ausgeflogen werden will.Die Frage ist immer,wie teuer man das Netz der Sicherheit konstruieren will und wie naturgetreu man den Spuren der alten Trapper und Forscher im Geiste der Romantik folgen will.Raten kann ich keinem.
Es ist eine alte und oft bewiesene Theorie,dass Hilfsmittel wie Waffen,Kommunikation und viele andere Dinge nicht unbedingt helfen sondern einfach Leute arglos und unvorsichtig machen,so dass sie sich spaeter genau in den Situationen befinden,in denen sie diese Dinge brauchen anstatt von vorne herein wachsam zu sein und sich auf diese Weise zu beschuetzen.
Natuerlich koennen alle Vorsichtsmassnahmen getroffen werden.Man sollte allerdings so handeln,als wenn keine davon vorhanden waeren.Alles andere wuerde an Arroganz grenzen,....ein Benehmen ,wie ich oefters schon erwaehnte,dass in der Wildnis oft und schnell bestraft werden kann.
Copyright
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