!! Alaska Expedition Team 2004 !!

Koyukuk und Alatna River - Wettrennen mit dem Eis

Jacky, Latze und Shilo

Als ich eine kurze E-mail erhielt in der ich um Rat gefragt wurde ob entweder der Alatna oder Kobuk im September besser fuer eine Kanutour geeignet waere, zoegerte ich zuerst. In guten Jahren sind die Fluesse bis zum Oktober befahrbar, in schlechten Jahren koennen sie allerdings Mitte September unter einem arktischen Hochdruckgebiet schnell zufrieren. Die drei Freunde wollten ihre dreiwoechige Tour am 13. September beginnen.

Ich schrieb zurueck, indem ich die Moeglichkeiten eines fruehen Winters erwaehnte und vor einer Tour so spaet im Jahr warnete. In seiner Antwort schrieb Shilo:
"Es geht einzig und allein darum, dass sich jeder endschieden hat solch eine Tour machen zu wollen bei der das Lagerleben im wahrsten Sinne des Wortes (auch über Wochen) eingefrieren kann.
Des Risikos sind wir uns Bewusst, und einmal dafür entschieden, kann uns nichts mehr stoppen oder auseinander bringen."

Jacky, Latze und Shilo hatten schon einige Kanutouren hinter sich.
Unter anderem hatten sie auch den Rat River in den Northwest Territories befahren um den Little Bell River zu erreichen und hatten damit ihre Kanus ueber die noerdlichste Kontinentalscheide Nordamerikas flussaufwaerts getreidelt, was Kraft, Ausdauer und Teamgeist bedarf. "Dies ist allerdings schon lange her", meinte Shilo in seinem letzten Brief vor der Ankunft.
Die meisten meiner duesteren Wetterwarnungen fuer die geplante Tour des Dreier-Teams mit zwei Kanus wurden spaeter zur Wirklichkeit. Als ich sie nach ihrer Tour vom Flughafen abhohlte, fand ich allerdings trotzdem drei wohlgelaunte Freunde, die schon neue Abenteuer planten.

Nachdem sie wohlbehalten wieder in Fairbanks angekommen waren und wir ihre Rueckkehr ausgiebig gefeiert hatten, gab mir Latze, einer der Drei, die Photos die ergeschossen hatte.

Die Photos zeigten recht deutlich, was im Busch passiert war. Selbst die erfahrensten meiner alaskanischen Kanufreunde denen ich die Bilder zeigte, waren beeindruckt. Manche erwaehnten allerdings auch das, was viele denken werden: "Diese Tour haette ganz leicht schief gehen koennen, und was dann ? "
Es ist nicht das Wagnis einer spaeten Tour oberhalb des Polarkreises, das den Dreien den Titel " Team 2004" eingetragen hat. Es war der Teamgeist, den drei Freunde unter schlechten Bedingungen, miserablen Wetterverhaeltnissen und am Schluss unter Zeitdruck und gefaehrlichen Flussbedingungen zeigten.
Dies sollte ein Vorbild fuer all diejenigen sein, die sich eines Tages in einer aehnlichen Situation im Busch befinden.
Vielen Dank an Latze, der fast alle Photos dieses Berichtes selbst geschossen hat

Ich hoffe, dass ihnen als Leser das Vorwort die Zeit vertrieben hat um ihren Computer die vielen Bilder heruntergeladen zu lassen, die es bedarf um die Geschichte der gesamten Tour erzaehlen zu koennen. (Gesamtdatei 1.6 meg)

Middle Fork Koyukuk - Alatna River
Sept./Okt. 2004


Die Yukon River Bruecke am Dalton Highway 250 km suedlich des Einsatzpunktes am Middle Fork Koyukuk. Es regnet.
Die Spruenge im Fensterglas des Transportfahrzeuges sind typisch und zieren fast jedes Auto, dass sich auf diese lange und oft gefaehrliche Schotterstrasse wagt. Die meisten in Alaska erhaeltlichen Mietwagen sind hier nicht erlaubt:

Am selben Abend wurde das erste Camp am Koyukuk aufgeschlagen. Am kommenden Morgen lag der erste Schnee:

.....der allerdings gegen Mittag, als das Team aufbrach, weitgehend wieder getaut war:

Als sich das Wetter spaeter am Fluss von seiner schoensten Herbstseite zeigte, wurde die Gelegenheit wahrgenommen um Schlafsaecke zu lueften.
Speziell im Herbst ist das stetige Trocknen der Kleidung und Ausruestung auf solchen Touren ein 'muss' :

Der sogenannte Indianersommer zeigt die herbstliche Pracht des Landes.
Die schneebedeckten Auslaeufer der Brooks Range deuten allerdings schon auf den unabaenderlichen Vormarsch des Winters hin:

Nach wenigen Tagen treffen die drei Freunde in Bettles, einem abgelegenem Indianerdorf am Koyukuk River ein. Von hier wird ein Buschpilot sie zum Alatna River fliegen.
Wer das Bild aufmerksam beobachtet, wird im Hintergrund das erste Eis auf dem kleinen See erkennen, der in Bettles als Start-und Landebahn fuer Wasserflugzeuge benutzt wird. Der Pilot verbrachte mehrere Minuten damit, das duenne Eis auf dem See mit den Kufen des Flugzeuges zu brechen, bevor er schlussendlich startete.

Der normale Anflugspunkt fuer Touren auf dem Alatna River - Circle Lake - war schon zuweit zugefrohren um eine Landung moeglich zu machen. Nach einigem Suchen entschied sich der Pilot den weiter flussabwaerts gelegenem Hulahula-Lake zu erkunden, der auch tatsaechlich noch eine Landung zuliess. Manche Leute vermuten, dass der Bergsee auf Grund warmer unterirdischer Quellen etwas laenger als andere Seen offen bleibt.

Es bedurfte zwei Fluege um die Ausruestung der drei Freunde von Bettles bis zum See zu transportieren, da eine Cessna 185 nicht mehr als 385 kg Zuladung (ausser Pilot und Benzin) tragen darf:

Wer mit einem Wasserflugzeug in der Wildnis abgesetzt wird sollte sich moeglicht ein Paar Hueftstiefel anschaffen.
Die Entladung der Ausruestung ist nicht immer einfach:

Als der Pilot sich verabschiedete, erklaerte er zum Schluss feierlich:
"Dies war mein letzter Buschflug fuer diese Saison. Viel Glueck."

Nachdem die Ausruestung zum nahe gelegenen Alatna getragen worden ist, wird das erste Camp errichtet und die Kanus sind zum zweiten Teil der Reise bereit. Obwohl es nun schon tiefer Herbst ist, zeigt sich das Wetter gnaedig. Die Temperaturen sanken allerdings fast taeglich.

Schon nach 2 Tagen sollte es allerdings schneien. Als die drei Kanuten morgens aufwachten,zeigte sich Alaska von seiner winterlichen Seite.

Viel Schnee war noch nicht gefallen und auch trug der Fluss noch kein Eis mit sich.

Waehrend die sich verziehenden Wolken wunderschoene Bilder liefern, deutet der aufkommende blaue Himmel auf eine kalte Nacht hin.

Es gibt einige wohlausgeruestete Huetten am Ufer des Alatna, die meist Indianern in Bettles, Hughes oder Allakaket gehoehren. Diese Huetten sind meist nur gegen Baeren verschlossen, koennen aber von Menschen geoeffnet werden.

Dies allerdings sollte nur im Notfall geschehen.
Die Grundregel ist: Hinterlasse solch eine Huette immer sauberer und besser ausgeruestet als du sie gefunden hast. Hinterlasse immer mehr Holz als du vorgefunden hast, und beschaedige nichts (auch keine lebenden Baeume in der Umgebung).
Shilo, Latze und Jacky entschieden sich einen Rasttag in dieser wohl ausgeruesteten Huette einzulegen:

Durch den Tieffrost der letzten Naechte (-15 C), der tagsueber allerdings noch auf ertraegliche Temperaturen steigt sind nun fast alle Blaetter gefallen. Latze braet vor der Huette Bannok.
"Der Dreifuss fuer's Campfeuer hat hervorragende Dienste geleistet", versicherten mir die Drei spaeter.

Mit jedem Tag wird es klarer, dass der aufkommende Winter das Land nicht mehr verlassen wird. 0 Grad Celsius werden nicht mehr erreicht.

Auf dem Holzofen der Huette wird Wasser erhitzt und mit etwas Erfindungsgeist richten die Kanuten eine Duschkabine ein:

Die letzte fette Herbstente des Alatna Rivers, war immer noch nicht nach Sueden aufgebrochen.
Sie wird zu einer delikaten Mahlzeit mit Champignon-Reis und gebratenen Zwiebeln. Selber Schuld !

Kurze Zeit spaeter wird das erste Treibeis auf dem Fluss gesichtet. Der sternenklare Himmel, der auch herrliche Nordlichter mit sich bringt, drueckt Nachttemperaturen auf neue Tiefstwerte.

"Spitze !!" Jacky ist begeistert.
Die drei Freunde finden eine weitere Huette am Alatna und entschliessen sich einen weiteren Rasttag einzulegen. Wer wuerde schon im Schnee campen, wenn man seinen Schlafsack neben einem warmen Holzofen ausbreiten kann ?

Das Treibeis macht Sorgen, da es jeden Tag dicker wird. "Auf den Photos sieht man dies nicht so genau, aber manche Schollen waren bis zu 30 cm dick. Sie scheinen sich aus kleineren Stuecken zusammenzuschweissen. Wir begannen uns ernsthafte Gedanken um die Aussenhuelle unserer Kanus zu machen."
Nach laengerer Diskussion beschliessen die drei Freunde eine ihrer Plastikplanen in der Mitte zu teilen und diese als Schutz am Kiel ihrer Kanus anzubringen. (Man beachte den Fluss im Hintergrund.)

Sauber vertaut und mit Panzerband am Kiel verstaerkt.
Die Planen wuerden spaeter vom Eis durchgerieben werden. Ob die Boote allerdings ohne diese Idee den weiteren Weg nach Allakaket durchgestanden haetten ist fraglich:

Anfang Oktober am unteren Alatna. Eisschollen sind hier nicht zu sehen, was vermuten laesst, dass sie sich oberhalb dieser Flusstrecke als Daemme aufbauen, die dann unter Druck brechen um spaeter neue Mengen an Eis den Fluss hinunter zu senden.
Diese herbstlichen Eisdaemme sind gewoehnlich auch der Grund, wieso man schon frueh im Jahr bis zu 3o cm dicke Eisschollen sichten kann. Der Druck in den Daemmen presst das duenne Eis in groessere Stuecke.

Nach kurzer Diskussion wird die Alatna-Herbsttour offiziell umbenannt:

Die ersten Bugschaeden am Kielschutz sind klar ersichtlich. Das Panzerband haelt zwar, wird aber von den scharfen Kanten des Eises schwer mitgenommen.

In der Tagessonne sind die Lagerplaetze noch angenehm und die Laune ist gut.

Nachts allerdings kann es bei -20 Grad selbst am Lagerfeuer etwas ungemuetlich werden:

Waehrend viele der oben erwaehnten ersten Eisdaemme im Oberlauf hinter den drei Kanuten liegen, ist es mit der staetigen Kaelte unvermeidlich, dass nun auch vor ihnen der Fluss anfaengt zuzufrieren.
Der Alatna River geraet Anfang Oktober zusehens in den Griff des Winters.

Die ersten Portagen,bei denen sich die Kanus auf den langen Kiesbaenken als hervorragende Schlitten bewaehren
"Natuerlich haben wir uns Sorgen darueber gemacht, ob wir Allakaket mit unseren Kanus noch erreichen koennen oder rausmarschieren muessen. Jeder wuerde in solch einer Situation daran denken. Jeden Tag kam nun mehr Eis und unsere Kielschutzplanen waren schon lange durchgeschliffen. Allerdings wollten wir unsere Boote und Ausruestung auch nicht zuruecklassen und beschlossen, uns eben weiter durchzukaempfen."

Die naechsten Tage zeigten eindeutig, dass oberhalb des Polarkreises der Winter eingebrochen war. Stuermisches Wetter brachte mehr Schnee und machte das Campleben schwierig.

Die groesste Hoffnung lag darin, dass der breite Unterlauf des Alatna River mehr Wassertiefe besass und weit langsamer als der Oberlauf zufrieren wuerde. Dies sollte sich als richtig herausstellen.
"Zu dieser Zeit haben wir kaum noch Photos geschossen", meinte Shilo. "Wenn dir der Schnee bei -15 C ins Gesicht blaest, senkst du einfach den Kopf, paddelst und denkst an Allakaket."

Die Ankunft in Allakaket am Koyukuk River nahe der Muendung des Alatna:
"Die letzten Kilometer waren hart aber das Eis trat etwas zurueck, womit wir trotz stetigem Schneetreiben und Gegenwind etwas besser voran kamen," meinte Latze. "Bei unserer Ankunft in Allakaket mussten wir uns trotzdem erstmal mit der Axt eine Bresche durch's Eis schlagen um ans Ufer zu gelangen."

Shilo und sein Kanu am Ziel.
Wer das Kanu genau betrachtet, wird sich das Wetter waehrend des letzten "Gewaltmarsches" nach Allakaket gut vorstellen koennen.

Das Ende der Tour. Oberhalb der Uferbank liegt ein Pfad zum nur 300 Meter entfernten Dorf Allakaket.
Dort werden sicherlich auch die erfahrenen Dorfaeltesten den verschluesselten Kommentar des Buschpiloten aus Bettles bestaetigen: "Die Saison fuer Kanutouren auf dem Alatna und Koyukuk River ist fuer dieses Jahr hiermit offiziell beendet! "

Nachdem die Ausruestung und Boote gut verpackt sind und die drei Freunde fuer eine Nacht im Dorf untergebracht wurden, geht es am naechsten Morgen zur Landebahn. Selbst das Wetter spielt mit:

Linienfluege nach Fairbanks gibt es von den meisten Indianerdoerfern fast taeglich.
Die Maschienen tragen 8-12 Personen und ueber 20 kg Gepaeck pro Passagier sind meist nur gegen Aufpreis erlaubt. Trotzdem bieten sie eine verlaessliche Verbindung zur Aussenwelt.

Nach dem Start ein letzter Blick zurueck auf die arktische Wildnis.
Selbst im Unterlauf sind nun die Wasserwege zum groessten Teil gefrohren, was das Durchkommen mit einem Kanu fast unmoeglich macht. Bei genauerem Hinsehen sind mehrere Eisdaemme leicht zu erkennen:

Team des Jahres 2004
Latze, Shilo & Jacky

Bitte bedenken sie,dass alle Rechte fuer diese Photos und dem Bericht dem Photographen gehoehren.
Falls sie mit ihm in Kontakt treten moechten und qualitativ weit bessere Photos wuenschen oder Fragen haben, schicken sie bitte eine E-mail an:

Email: shilozo@freenet.de

Die besten Photographen und Tourenberichte:

MAJORIE & UELI - Leckere Abendessen auf dem Koyukuk

GERHARD & HARALD - Sommer auf dem Sheenjek

JAN & JENS - Rauchwolken ueber dem Sheenjek River

STEFAN UND MANDY - 24 Tage auf dem Sheenjek

MARKUS UND HEIKO - Chandelar River - die unmoegliche Kanutour

MARTINA & FLORIAN - Chandalar River - 17 Tage bis Venetie

HUBERT & MICHAEL - Canning River - Kanuen und Trekking auf dem Weg zum Eismeer

FRANZ HAGER - Bilder einer Solotour auf Beaver Creek

ROUVEN UND GERD - Beaver Creek im Herbst

KUEMMEL & HENNING - Kajaks auf Beaver Creek

ECKI & CO - Reisebericht von Beaver Creek

MARIO & IRENE - Sommer auf Beaver Creek

EVA & MARTIN - Birch Creek auf eigene Faust

ROLAND & WOLFGANG - Birch Creek im Juni

KAI & CO - Chatanika River mit Kanus und Kajaks - Ein Photoalbum

SIEGFRIED & CO - Mit zwei Familien vom Regenwald zur Tundra - Ein Reisebericht aus Alaska

Geschichten und Wissenswertes:

DIE JUENGSTEN KANUTEN UND KAYAKER

BLITZFLUT AUF BIRCH CREEK

WALDBRAENDE IN ALASKA - Forstarbeiten der Natur

IN NOT ? - Handy's, Emergency Locators und Satellitentelephone"

DIE SACHE MIT DEN BAEREN / Tips und Tricks

TRINKWASSER IN ALASKAS WILDNIS

WAFFENBESITZ, EINFUHR UND JAGEN IN ALASKA - Formulare, Tips, etc.

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