Chandalar River
Die unmoegliche Kanutour

Team des Jahres 2003
Markus & Heiko

Ich hatte Heiko und Markus schon fuer einige Fluesse in Alaska ausgeruestet als ich wieder einmal eine E-Mail von ihnen erhielt:
"Peter, hast du noch irgendeinen guten Fluss fuer uns ?"
"Fall ihr ein wirkliches Abenteuer vorhabt, versucht es mit dem Chandalar River. Ich habe ihn allerdings selbst noch nicht kanut. Ihr koennt ihn Ende Juni mit dem letztem Schmelzwasser des Winters aus der Brooks Range vom Dalton Highway aus angehen. Viele Leute sagen allerdings, dass diese nicht moeglich ist."
Die Antwort kam schnell: "Hoehrt sich gut an !" Beide Maenner waren erfahrene Buschkanuten, und hatten wie gesagt schon mehrere Touren in Alaska hinter sich in denen sie bis zu drei Wochen auf sich selbst und ihre Ausruestung gestellt waren. Dies war allerdings eine fast 4-woechige Tour und abgesehen davon begann sie mit einem Oberlauf von denen viele Leute sagten, dass er unkanubar war.
Es war das erste Mal, dass ich ein Team fuer einen Fluss ausruestete, den ich gerne machen wollte aber vorher nicht selbst in Angriff genommen hatte.


Das Chandalar Shelf am Dalton Highway Anfang Juli im Hintergrund. Hier beginnt die Tour ueber 200 km oberhalb des Polarkreises
. "Worauf habe ich mich da bloss eingelassen ??" :



Wo es weiter geht wissen wir ja, aber wie da durch ?
Der Oberlauf weisst je nach Wasserstand Stellen auf an denen das Kanu gezogen werden muss. Hindernisse, die man sich laenger anschauen sollte bevor man sie angeht sind ueberall zu finden:



"Ja, uns geht es gut".
Ein Satelittentelephon auf solch eine Tour mitzunehmen ist fuer die daheim gebliebenen meist netter als fuer die Kanuten, die sich oft gezwungen fuehlen anzurufen. Trotzdem ist ein solches Geraet auch in Notfaellen nuetzlich. Das selbe gilt allerdings auch fuer weit billigere Notrufsender.



Eine kurze Rast bevor es weiter geht.
Der Oberlauf bedarf Konzentration, Umsicht und Ausdauer.



Oft muss man anhalten um die jeweilige Situation einzuschaetzen.
Das Wasser ist seicht und der Flussboden mit Steinen besaeht. Ein gutes Auge und etwas Erfahrung sind hier dringend noetig:



Die 'North Fork' des Chandalar Rivers bringt mehr Wasser in den Fluss und die Kanuten sind gluecklich.
Trotzdem bleibt das Flussbett steinig und neigt sich im Durchschnitt immer noch mit bis zu zwei Metern pro Kilometer der weit entfernten Yukonebene zu:



Eine weitere Kurve. Eine von vielen...
Handschuhe anziehen, die Ausruestung gut verschnallt und los geht es wieder:



Die nie ganz untergehende Sonne beleuchtet auch nachts die noerdlichen Flanken der Berge.
Die Arktis zeigt sich von einer ihrer schoensten Seiten:



Wer den Fluss mit Ruhe und Vorsicht angeht kann ihn sicherlich bewaeltigen.
Wanderungen entlang des Oberlaufes belohnen allerdings auch mit wunderschoenen Aussichten und kommen dem Forschergeist zugute, der im Kanu oft zu kurz kommt:



Der fast nie von Kanuten besuchte Oberlauf des Flusses laed auch zu guten Mahlzeiten ein falls man die Kunst des Angeln versteht.
Markus hat .... zumindestens fuer noerdliche Verhaeltnisse... eine ernsthaft kapitale Aesche gefangen:



Schlechtwetter zieht von Sueden auf.
Der Fluss, ueber mehr als 200 km von den umliegenden Bergen gespeist, ist nun breiter und weit leichter zu navigieren.
Es kommt auf die Sicht der jeweiligen Kanuten an ob der schoenste oder nur der schwierigste Teil der Tour damit zu Ende geht:



Nanu ? Schnee Mitte Juli ?
Markus und Heiko waren eher ueberrascht, zumal sie schon weit von den Hochbergen der Brooks Range entfernt waren.
Gute Teams zeichnen sich dadurch aus, dass Probleme, Kaelte oder schlechtes Wetter die Moral nicht beeintraechtigen:



In der Ebene herrscht allerdings anders Wetter.
Das trockene Sommerwetter hat mit seinen Gewittern und Blitzeinschlaege einen Buschbrand verursacht.
Es gibt mehr als 500 solcher Waldbraende pro Jahr. Die wenigsten werden bekaempft, da man sie in Alaska als eine natuerliche Art der Walderneuerung ansieht die es schon seit tausenden von Jahren gibt.
Allerdings ist man besser im Kanu als auf einer Wanderung aufgehoben, wenn man dieses Naturschauspiel beobachtet:



An einem kaltem Wintertag (-45 C) vor ueber 10 Jahren startete dieses Frachtflugzeug aus der kleinen Indianersiedlung Venetie um nach Fairbanks zu fliegen.
Nach 15 Minuten in der Luft versagten drei der vier Motoren. Der Pilot machte eine Notlandung auf dem Eis des Chandalar Rivers. Das Fahrgestell wurde von gefrohrenen Eisschollen weggerissen und die Spitze des Cockpits brach weg.
Beide Piloten kamen erstaunlicher Weise fast unverletzt mit dem Leben davon. Einer von ihnen fliegt auch heute noch kommerzielle Flugzeuge im Norden Alaskas:



Die einzig wirklich grosse Gefahr im Unterlauf des Chandalar Rivers und in den meisten alaskanischen Bereichen des Yukon Rivers sind Wind und Wellen.
Keine dieser beiden Kraefte sollte je unterschaetzt werden. Dieses Photo zeigt nur eine Boehe die das Wasser aufpeitscht, aber ein Gewittersturm kann ueber 70 cm hohe Wellen innerhalb von 5 Minuten aufbauen. Je nach Kanu sollte man in solchen Situationen schnellstmoeglich Land aufsuchen:



Das Ende einer langen und erfolgreichen Tour.
24 Tage nach Beginn der Reise ist die Yukon River Bruecke in Sicht:



Heiko kam uebrigens zwei Jahre spaeter mit drei Freunden zurueck um den Oberlauf des Chandalar Rivers nochmals anzugehen.
Allerdings sollte die Tour dieses Mal nur bis zum Indianerdorf Venetie unterhalb des Chandalar Sees fuehren. Dafuer allerdings wurde eine Strecke entlang des Chandalar und eines seiner Nebenfluesse ins Auge genommen.
Die eher spannende Geschichte dieser Tour ist hier zu finden:

Chandalar River
Die Geschichte einer abenteuerlichen Kanutour



Alle Rechte fuer diese Photos gehoehren dem Photographen.(Copyright)


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