Zur Geschichte der
Brennstoffzelle
1839 beschrieb der in Swansea (Wales) geborene Physiker und Jurist William
Robert Grove (1811-1896) eine "galvanische Gasbatterie". Duch
"kalte Verbrennung" von Wasserstoff mit Sauerstoff sollte sie - mit
einen Wirkungsgrad von nahezu 100% - elektrischen Strom liefern.
Einer der ersten Wissenschaftler der die Bedeutung dieser Entdeckung erahnte,
war wohl Wilhelm Ostwald (1853-1932), der seit 1887 Direktor des ersten
Lehrstuhls für physikalische Chemie in Leipzig war. Im Jahre 1894 beschreibt
Ostwald seine visionären Ideen über die "wissenschaftliche Elektrochemie
der Gegenwart und ... der Zukunft" folgendermaßen:
"Haben wir ein galvanisches Element , welches aus Kohle und dem
Sauerstoff der Luft unmittelbar elektrische Energie liefert ...,dann stehen
wir vor einer technischen Umwälzung, gegen welche die bei der Erfindung der
Dampfmaschine verschwinden muss. Denken wir nur, wie ... sich das Aussehen
unserer Industrieorte ändern wird! Kein Rauch, kein Ruß, keine Dampfmaschine,
ja kein Feuer mehr ... ." [ 1 ]
Gleichzeitig räumte er aber bereits ein, dass es noch ein weiter Weg von
dieser Idee bis zu einer technisch funktionierende Maschine ist:
"...denn bis diese Aufgabe einmal ernst in Angriff genommen wird, wird
noch einige Zeit vergehen. Aber dass es sich hier nicht um eine unpraktische
Gelehrtenidee handelt, glaube ich allerdings annehmen zu dürfen." [1]
Wie recht hatte Ostwald mit seinen Vorhersagen. Die ersten brauchbaren
Brennstoffzellen wurden tatsächlich erst in den 50er Jahren unseres
Jahrhunderts entwickelt, um sie zur Stromversorgung an Bord der Satelliten
des amerikanischen Raumfahrtprogramms zu verwenden. Hier spielte sowohl der "astronomische"
Preis dieser Geräte, als auch die extremen Reinheitsanforderungen an die
verwendeten Gase keine Rolle. Später machte auch das Militär von der
Brennstoffzelle Gebrauch und nutzt sie u.a. für den emissionslosen und
geräuschfreien Antrieb von Elektromotoren in U-Booten. Auf der Suche nach
neuen von fossilen Kohlenwasserstoffen unabhängigen Energiequellen und mit
dem gestiegenen Umweltbewußtsein wurde gegen Ende der 80er Jahre erstmals ein
breites Interesse an der Brennstoffzelle geweckt. Die Forschungsanstrengungen
zu deren Realisierung wurden deutlich verstärkt. Insbesondere der Aspekt, daß
die BZ eine Möglichkeit zur kohlendioxidfreien Erzeugung von elektrischer
Energie darstellt, macht sie sowohl für die stationäre als auch für die
mobile Nutzungen äußerst attraktiv. Der zu ihrer Betreibung notwendige
Wasserstoff könnte als Träger chemischer Energie viele der bisher verwendeten
Energieträger ablösen. Wasserstoff wird daher bereits oft als der
Energieträger des 21. Jahrhunderts angesehen.
Die Funktion der
Brennstoffzelle (BZ)
Brennstoffzellen sind elektrochemische Stromerzeuger, die ohne den Umweg über
die Wärme, direkt aus einer chemischen Verbindung, Elektrizität erzeugen. Sie
können auch als gasbetriebene Batterien, die durch kalte, elektrochemische
Verbrennung eines Gases - in der Regel Wasserstoff- Gleichspannungsenergie
erzeugen bezeichnet werden. [1]
Die Technologie der BZ basiert auf der Umkehrung der elektrolytischen
Zersetzung des Wassers. Während bei der Wasserelektrolyse durch einen Stromfluß
die Gase Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) gebildet werden, dreht sich
diese Reaktion bei der BZ um:
Summe: 2 H2 + O2 -> 2 H2O
Diese Gesamtreaktion
wird in der BZ in zwei Einzelreaktionen getrennt, welche separat an den
beiden Elektroden erfolgen. An der Anode wird der Wasserstoff zu Protonen
oxidiert:
Anode: 2 H2
-> 4 H+ + 4 e-
während an der Kathode
der Sauerstoff umgesetzt wird:
Kathode: O2 + 4 H+ + 4 e- -> 2 H2O
An der Kathode herrscht
also Elektronenmangel und an der Anode Elektronenüberschuß. Verbindet man nun
die beiden Elektroden mit einem elektrischen Leiter, so fließt ein
elektrischer Strom. Auf Grund der Trennung der beiden Reaktionen kann der
Elektronenübergang nur durch einen äußeren Leiterkreis erfolgen. Dies ist in
dem Schema (Abbildung 1) dargestellt. Die BZ besteht demzufolge aus zwei
Elektroden, die mit Wasserstoff bzw. mit Sauerstoff versorgt werden müssen
und einer dazwischenliegenden Trennschicht, dem Elektrolyten. Dieser
Elektrolyt ist notwendig, damit sich die Gase nicht mischen und nicht in
direkten Kontakt treten können. Er ist gewöhnlich flüssig oder halbflüssig.
Auf Grund der verschiedenen Materialien, die für den ionenleitenden
Elektrolyten verwendet werden, unterscheidet man unterschiedliche BZ-typen.
Bei der hier verwendeten BZ handelt es sich um eine sogenannte
Membranbrennstoffzelle (engl. Polymer Electrolyte Fuel Cell, PEM), bei der
ein wassergequollenes, ionenleitendes Polymer als Elektrolyt dient (Bild 1)
Abb. 1: Schema einer PEM-BZ
Bild 1 PEM- Brennstoffzelle
Neben der geringen
Schadstoffemission haben Brennstoffzellen des weiteren den Vorteil eines
extrem hohen Verstromungswirkungsgrades von 40-65%. Die erzielbaren
Wirkungsgrade liegen damit deutlich höher als die von konkurrierenden
Techniken wie Ottomotoren (10-20%), Dieselmotoren (20-35%) und Gasturbinen
(15-40%). Des weiteren erlaubt die Aneinanderreihung von mehreren einzelnen
Brennstoffzellen ("Einzeller") einen modularen Aufbau
("Stacks").
Der
Verstromungswirkungsgrad eines Kohlkraftwerks liegt bei ca. 40% [3]. Der
Nachteil der BSZ liegt zur Zeit noch in dem viel zu hohen Herstellungspreis.
Bis 2016 wird jedoch ein Preisrückgang auf 1/100 des heutigen Preises
geschätzt [3].
Siemens hat in
Pittsburgh bereits ein erstes BSZ-Kraftwerk gebaut. In Nürnberg werden durch BSZ
angetriebene Busse getestet.
Quellen:
[1] WDR Computerclub
2001
[2] Weitere
Informationen finden Sie unter techni.chemie.uni-leipzig.de/bz/index.htm .
[3] Pro7-Magazin Galileo
vom 2.5.01
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