Sound Bites
SCHLAGZEILE vom 19. Februar 2000:
BECK Hansen, US-Popstar, will ein Klavier vom Dach des niederrheinischen
I'm a loser baby,
BECK:
Midnite Vultures
O-Ton Beck 1999:
"Ich möchte das Jahrtausend nicht mit einem schweren,
nachdenklichen
Millenniumsende-Album, sondern mit einer stupiden Partyplatte beenden.
Denn schlussendlich ist das Leben albern."
Spätestens seit Odelay ist uns klar, daß wir im Beck-Zeitalter leben, d.h.: in der Zeit der
Sound-Alchemie. Beck macht Musik für die zappende Generation. Mit seinem eigenen Stil,
der Anklänge von Bob Dylans Folk, Delta Blues, Country, Rock'n'Roll, HipHop und ziemlich
surreale Texte vereint, wurde er von Fans wie auch Kritikern gern als der Retter der
amerikanischen Rockmusik bezeichnet, die zum Zeitpunkt seines Auftauchens in der Szene in
einem Post-Grunge-Vakuum dahinsiechte.
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Beck bei einem TV-Auftritt in GB |
Rezension von Sea Change klicke hier
MIDNITE VULTURES ist Becks insgesamt sechster Longplayer und stilistisch der offizielle
Nachfolger des Erfolgsalbums ODELAY von 1996.
(Das sich auf Country- und Folkwurzeln berufende MUTATIONS von 1998
wurde von Beck selbst als notwendiger stilistischer "Seitensprung" bezeichnet.)
"Ich bin mit keiner Musik zufrieden, die ich gemacht habe", erklärt der Liebling der kritischen Rockpresse und der coolen Alternative-Fans. "Stille ist der einzige perfekte Sound." Doch still wollte Beck auf MIDNITE VULTURES dankbarerweise nicht sein.
Auf seinem Streifzug durch die letzten Jahrzehnte der Popmusik, ist Beck mit seinem neuen Werk diesmal beim Funk, Soul und Discosound der späten siebziger Jahre fündig geworden. Er wollte ein verrücktes Party-Album machen, und zur Hälfte ist es auch geworden.
Produziert haben MIDNITE VULTURES wieder (wie bei ODELAY) die Dust Brothers (Mitarbeiter der Beastie Boys, der Eels etc. und Meister des Lo-Fi-Sounds).
Erste Single daraus: das wunderbare witzige Sexx Laws , das Breakbeat, Steelgitarre, Banjo, Piano und massive Bläsersätze zu einem feinen Hit vereint. Genial sind auch Nicotine & Gravy, Broken Train und Get real paid . Debra dagegen hängt zwischen einer Prince-Parodie und -Hommage. "Diese Vergleiche mit Prince... naja, wenn man eine Mundharmonika angreift, klingt man wie Bob Dylan, wenn man Falsett singt, klingt man wie Prince... Wenn ich das nächste Mal eine Trompete spiele, klinge ich wie Louis Armstrong. Mich kümmert das alles nicht."
Midnite Vultures ....................... Die Musiker: Vocals,Bass,Keyboards,Guitars: Beck
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Die Songs: Sexx laws |
Party like
it's The Third Millennium! Und wie!
ist eine enorm spaßige,
saftige, sexy Funk-Orgie. Weitgehend an den 7Oer und 8Oer Jahren orientiert, ist das Album dennoch durch und durch modern. Genau das
ist die besondere Gabe von Meister Beck: ob TV-Kennmelodien, alter Motown-Soul, Beatles,
exaltierter poppiger Funk von Sly Stone, kosmische Groover
von Clinton, Roboterfunk von Kraftwerk,
David Bowie,
Electro-Fiepser, uralte Tracks - er garantiert für das
Aufbäumen des geistigen Pegels.
Dem Softporno von Nicotine & Gravy und dem Computer-Groove von Get Real Paid folgen fünf, sechs Songs für die "The Artist" sich glatt wieder in Prince umtaufen würde, wenn sie ihm nur einfallen würden. Becks hier voll ausgelebte Obsession fur den gute Prince gipfelt im supercoolen Sexfunk von Peaches & Cream, das eine ähnlich geilen Groove wie Kiss hat und von ihm mit lasziver, prinzenhafter Falsettstimme hinausgestohnt wird. Beck ist ein begnadeter, herrlich durchgeknallter Dichter vor dem Hernn. Kostprobe gefallig: "I'll feed you fruit that don't exist / lll leave graffiti where youve never been kissed" (Nicotine & Gravy). Der Schluß Debra (der Refrain: "Oooooh, I wanna care for you / And your sister/ I think her name is Debra") ist eine herrlich soulige Schmachtballade, bei der garantiert auf jeder Party der Lichtdimmer betätigt wird. |
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Überhaupt nimmt der eher scheue Beck die Dinge nicht so ernst. Die vielen offensichtlichen sexuellen Referenzen in so manchem neuen Song passen da gut im Bild. "Das ist spassig gemeint. Die moderne Alternative-Rock-Welt nimmt sich ohnehin viel zu ernst, deshalb habe ich das wohl gemacht. Es ist Musik, es ist Rock'n'Roll!"
BECK - The Story
Geboren ist er als Bek David Campbell in
L.A. am 8. Juli 1970. Schon als Kind beließ er das 'c' im Vornamen, weil ohnehin alle immer glaubten, 'Bek' müsse ein Schreibfehler sein. Nach der Scheidung seiner Eltern nahm er den Nachnamen seiner Mutter an und wurde Beck Hansen. Sein Großvater Al Hansen war ein bedeutender Künstler, der in Köln lebte und mit Beck gemeinsam Ausstellungen veranstaltete. Mutter Bibbe war schon im Alter von 13 Jahren ein Andy-Warhol-Superstar und selbst Musikerin. Beck in Konzert (Japan) Nach einem Abstecher in N.Y., wo er Teil der Anti-Folk-Szene war, spielte sich Beck durch die Coffee-Shops von L.A., bis er 1994 mit Loser ein Überraschungs-Mega-Hit einfuhr.
I'm a loser baby, singt er in Loser. Die Verbindung von Tradition und Modernem, von amerikanischem Lo-Fi-Rock und HipHop-Beats, ließ ihn in den letzten Jahren zum Retter der Rockmusik werden. Hier als Schauspieler Beck Hansen auf irgendeinen Stil festlegen zu wollen, macht keinen Sinn: Jedes neue Album klingt komplett anders als das vorige, aber nach wie vor hört man jeder Note von Beck die musikalische Besessenheit und Begeisterung an. Beck würde am liebsten jeden Abend in irgendeinem Club spielen, wenn seine Plattenfirma ihn ließe. 1997 wurde der innovationsfreudige Musiker bei der Verleihung der MTV-Video-Awards gleich fünfmal ausgezeichnet. Und zwei Grammys kamen gleich dazu. |
Beck's All Stars
(Amazon.de läßt grüßen)1994
Mellow Gold Hi! Mein Name ist Beck, musikalischer Anarchist und Prophet der Straße... Für sein Debüt Mellow Gold streifte der junge Amerikaner durch drei Jahrzehnte gesampelte Rockgeschichte, sammelte Folk, Blues, HipHop und Psychedelia. Sehr gelungen ist die Hymne Loser . Cannabis-schwangere Melodien wie Soul Sucking Jerk und Truck Driving Neighbor laden ein zum Chillen. 1994 One Foot in the Grave
Rockig, HipHopping... Beck!
1994 Stereopathetic Soul
1996 Odelay
Viele hatten Beck schon als One-Hit-Wonder abgeschrieben, da verblüffte der
manische Soundbastler mit wilden Sample-Collagen und mitreißenden Songs, in denen Country
und Hiphop eine Symbiose feiern. Odelay klingt wie 60 Jahre Radio auf einmal, aber das
Gerüst bildet eindeutig der Blues. Nett sind die Samples, die er hier und da mal
reingemischt hat: z.B. aus It's All Over Now, Baby Blue von Bob Dylan.
1998 Mutations
Eine Mixtur aus Blues,
Lounge, Folk, Country und Vaudeville. Beck kann eine wunderschöne Platte machen, ohne das
er auf trendige In- Stile setzen muss. Nicht der angesagte
Breakbeat-Sample-Hip-Pop-Lo-Fi-Künstler, sondern der schlitzohrige
Folk-Country-Jungmeister ist hier am Werk mit wunderbaren Cyber-Country-Songs, wie Cancelled
Check, folkigen Pop-Balladen, wie Cold Brains, und
einer Retro-Exotica-Nummer namens Tropicalia. Auch wenn MUTATIONS nicht groovt
wie ODELAY , es ist
ein herzergreifend frisches, natürliches, einfach schönes Stück Musik.
1999 Midnite
Vultures
1999
2 CD-BOXRezension von Sea Change klicke hier