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Die Geisterstadt

Ich hei?e Elena, und ich betreibe diese Seite. Ich habe nichts zu verkaufen. Ich habe nur mein Motorrad und die absolute Freiheit, es zu fahren, wohin mich meine Neugier und der Damon der Geschwindigkeit treiben. Diese Seite wird von der Autorin selbst aufrechterhalten. Wenn der Netzverkehr zu gro? ist, kann sie gelegentlich nicht erreichbar sein.


Foto von Elena


Motorradfahren

Ich fahre schon mein ganzes Leben Motorrad, und uber die Jahre habe ich verschiedene Modelle gehabt. Meine Suche nach dem perfekten Motorrad endete mit der Big Ninja. Sie hat 147 PS, ein sattes Motorengerausch, sie ist schnell wie eine Gewehrkugel und auch auf langen Reisen bequem.

Ich reise viel, und eines meiner Lieblingsreiseziele liegt nordlich von Kiew: die sogenannte "tote Zone" von Tschernobyl, 130 Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Warum mein Lieblingsziel? Weil man dort lange Strecken auf leeren Stra?en fahren kann.

Die Menschen haben die Gegend verlassen, und die Natur macht sich breit. Es gibt dort herrliche Walder und Seen.

Wo die Stra?en nicht von LKWs und Armeefahrzeugen benutzt wurden, sind sie noch im selben Zustand wie vor 20 Jahren, abgesehen von gelegentlichen Grasbuscheln und ein paar Baumen, die eine Spalte gefunden haben, um darin zu wurzeln. Die Zeit allein ruiniert Stra?en nicht, deswegen bleiben sie, wie sie sind, bis sie wieder fur den normalen Verkehr geoffnet werden... in ein paar hundert Jahren.


Karte von der Geisterstadt


Strahlung

Zu Beginn unserer Reise mussen wir etwas uber Radioaktivitat lernen. Es ist wirklich sehr einfach. Das Gerat zur Messung der Radioaktivitat hei?t Geigerzahler. Schaltet man ihn in Kiew ein, wird er ungefahr zwolf bis 16 Mikrorontgen in der Stunde messen. In einer typischen Stadt in Ru?land oder Amerika hat man zehn bis zwolf Mikrorontgen pro Stunde. Mitten in vielen europaischen Stadten herrschen 20 mikroR pro Stunde, das ist die Strahlung der Steine.

1000 Mikrorontgen pro Stunde = 1 Millirontgen, und 1000 Millirontgen = 1 Rontgen. Also ist ein Rontgen 100.000mal mehr als die durchschnittliche Strahlung einer typischen Stadt. Eine Dosis von 500 Rontgen uber funf Stunden hinweg ist fur Menschen todlich. Interessanterweise braucht es bei dieser Dosis zweieinhalb mal langer, um ein Huhn zu toten, und mehr als 100mal langer, um eine Schabe umzubringen.

Solche Strahlung kann man in Tschernobyl heute nicht mehr finden. In den ersten Tagen nach der Explosion strahlten manche Orte dicht am Reaktor mit 3.000 bis 30.000 Rontgen. Die Feuerwehrleute, die den Reaktorbrand loschen sollten, wurden an Ort und Stelle von der Gammastrahlung gebraten. Die Reste des Reaktors wurden unter einem Sarkophag aus Stahl und Beton begraben, so da? es jetzt relativ sicher ist, in diesem Gebiet zu reisen, solange man die Stra?e nicht verla?t und sich nicht an den falschen Orten aufhalt...

Die Karte oben zeigt unsere ganze Reise durch die tote Zone. Die Strahlung ist in den Boden gegangen und findet sich jetzt in Apfeln und Pilzen. In Asphalt wird sie nicht gespeichert, so da? Reisen durch diese Gegend moglich sind.

Ich habe noch nie Probleme mit den Dosimeter-Mannern gehabt, die an den Kontrollpunkten sitzen. Sie sind Experten, und wenn sie Radioaktivitat an einem Fahrzeug entdecken, dann verpassen sie ihm eine chemische Dusche. Dazu zahle ich nicht die paar Male, wo „Experten“ versucht haben, unter einem Vorwand mich zu duschen – das hatte eher was mit Biologie zu tun als mit Biophysik.

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