Diese Maßnahmen reduzierten den Strahlungspegel, aber nicht genug, um die Stadt bewohnbar zu machen...
Anscheinend sind alle kontaminierten Orte verdammt – früher oder später verlassen die Menschen sie komplett.
Poleskoje ist eine sehr alte Stadt; auf alten Karten findet man sie unter dem Namen Mogilne – was auf Ukrainisch „am Grabe“ bedeutet. Der Grund dafür ist, daß Großherzog Igor von Kiew hier im Jahre 945 nach Christus getötet und begraben wurde.
Seit damals hat die Stadt viele Namen getragen; sie überlebte die Invasion der mongolischen Horden im 13. Jahrhundert, die große Hungersnot von 1933, den Großen Vaterländischen Krieg von 1941-1945, und dann starb sie langsam an der tödlichen Strahlungsdosis, die in der Nacht des 26. April 1986 aus Tschernobyl kam.
Die Bewohner kämpften um das Leben ihres Heimatortes, und im Jahre 1991 lebten noch zwölftausend Menschen hier. Aber als diese öffentliche Uhr 1999 stehenblieb, lag die Stadt schon in den letzten Zügen, und bald waren auch die letzten 1000 Bewohner fortgegangen.
Jetzt hat sich endlich das Schicksal ihres alten Namens erfüllt.
Auf den Dächern wachsen Bäume. So kennzeichnet die Natur Orte, in denen das unterste zuoberst gekehrt ist.
Es gibt keinen Weg, diesen jüdischen Friedhof zu betreten.
Aufgewühlte Erde zeigt, daß bereits wilde Tiere hier waren.
Es ist etwas sehr Trauriges an dieser Stadt. Tausend Jahre haben Menschen hier gelebt, große Geister haben ihre Ideen diskutiert, normale Leute das Tagesgeschehen, kleine Geister die anderen... Man hört hier keine Stimmen mehr, Wildschweine durchwühlen die Wohnstätten, Wölfe beobachten das verlassene Gebiet einer Stadt, die vom Menschen erbaut und zerstört wurde, ein aufgegebenes Revier, das jetzt ihnen gehört...