Bremen: Ulrichsplatz
Ehre für schwulen Bürgerrechtler
Einweihung: 31 August 2002 um 16:00 Uhr!
Einweihung Ulrichsplatz 2002: Fotos!
27. Juni 2001Ehre für schwulen Bürgerrechtler
Beirat Mitte will „Ulrichs-Platz"
Von unserem Redakteur
Volker JunckWer war Karl Heinrich Ulrichs? Das wussten die meisten Mitglieder des Beirats Mitte bis zur jüngsten Sitzung im Ortsamt am Dobben auch nicht. Nachdem ihnen historische Aufklärung zuteil geworden war, stimmten die Fraktionsvertreter von CDU, SPD, Grünen und PDS einhellig der Taufe des bislang namenlosen Platzes im Ostertor beim „Café Engel" auf den Namen „Ulrichs-Platz" zu. Einstimmig fiel auch das Votum zur Umbenennung der aufgepeppten Kulturmeile zwischen Goethe-Theater und ehemaligem Polizeihaus von „Am Wall" in „Paula-Modersohn-Becker-Straße" aus.
Wer die berühmte Worpsweder Malerin war, weiß in Bremen jedes Kind. Aber Karl Heinrich Ulrichs? Er war, wie den Beirats-Fraktionen durch ein Papier des Bremer Autors Jörg Hutter erläutert wurde, ein namhafter Kämpfer für die soziale Gleichstellung von Schwulen und Lesben. Der 1825 auf dem Gut Westerfeld bei Aurich geborene und 1895 im italienischen Aquila gestorbene Jurist machte sich einen Namen durch sexualwissenschaftliche Forschungen über Das Räthsel der mannmännlichen Liebe. In Bremen intervenierte er 1867 für den der Homosexualität angeklagten Theater-Direktor Friedrich Carl Feldtmann, der daraufhin „nur" zu einer einjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.
Ulrichs, der sich als Homosexueller immer für die Straffreiheit gleichgeschlechtlicher Liebe einsetzte, hatte damals den Bremer Senator Ferdinand Donandt zum großen Gegenspieler. Dessen Forderung nach Strafverschärfung für gleichgeschlechtliche Beziehungen mit Gefängnis bis zu fünf Jahren fand 1871 Eingang in das Bürgerliche Strafgesetzbuch.
Nun soll Ulrichs ganz in der Nähe seines Bremer Engagements für den Theater-Direktor geehrt werden. Der Name „Ulrichs-Platz" ist bereits in die offizielle Vorschlagsliste des Amtes für Straßen und Verkehr der Baubehörde aufgenommen. Die Hausnummern rings um den im Volksmund als „Ostertor-Platz" bekannten Freiraum blieben unangetastet. Ein würdiger Rahmen für die Taufe wäre das Viertel-Fest im kommenden Jahr, das nach einjähriger Pause wieder steigen soll. Der Beirat nominierte einen Festausschuss, der die Konzepte verschiedener interessierter Ausrichter zu prüfen hat. In diesem Jahr war es wegen der strengen Auflagen des Stadtamtes abgeblasen worden.
Nähere Informationen (und Karte von Ulrichsplatz):
Jörg Hutter's Homepage
Und das ist auch gut soSchwules Plätzchen
Ostertorplatz und der Homo-Aktivist
Das Viertel wird schwul, zumindest ein kleines Plätzchen vor dem Café Engel - dem Namen nach. Der schwule Jurist Karl-Heinrich Ulrichs (1825 - 1895) soll der Namensvetter des bisher offiziell namenlosen Dreiecks sein. Inoffiziell kursiere der Name "Ostertorplatz", bestätigt Norbert Cäsar vom Haushaltswarenladen, seit 50 Jahren an Ort und Stelle. Bei der Bezeichnung "Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz" weigere sich seine Zunge: "Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll, ,Ostertorplatz' hat sich doch eingeprägt." Herr Ulrichs sei ihm noch nie über den Weg gelaufen.
Das wird sich ändern. Der Beirat Mitte hat jetzt beschlossen, dass die Zeit für die Würdigung eines "Vorkämpfers für die rechtliche Gleichstellung der Schwulen und Lesben" im Viertel gekommen ist. Auf Anregung des Rat-und-Tat-Zentrums und des Grünen Jörg Hutter stimmte der Beirat einstimmig für Ulrichs. Für das Plätzchen spricht, dass keine Umbenennung stattfindet und Anlieger ihre Adressen und Briefköpfe behalten können, erklärt Klaus auf dem Garten (SPD) vom Beirat Mitte. Für Herrn Ulrichs spricht, dass er sich im Jahre 1867 für den wegen Unzucht angeklagten und auch verurteilten Bremer Theaterdirektor Friedrich Carl Feldtmann stark gemacht hatte, sagt Hutter.
Es sei auch mal im Gespräch gewesen, den Platz nach einer engagierten Lesbe zu taufen, sagt Hutter. Diese Idee sei im Sande verlaufen, weil die Lesbenbewegung erst später begann und in der Homo-Geschichte keine aufmüpfige Bremer Lesbe aufzutreiben war. Eiken Bruhn
taz Bremen Nr. 6481 vom 27.6.2001, Seite 24, TAZ-Bericht, Eiken Bruhn
Nähere Informationen (und Karte von Ulrichsplatz):
Jörg Hutter's HomepageReturn to Top of Page
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