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Nordamerikas Indianer: Sind sie verwandt mit den Indios im Süden ?

 

Vielleicht kamen Einwanderer mit Booten nach Südamerika ?

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Pawnee Häuptling
Mandan Häuptling
Chippewa Häuptling
Creek Indianer
Mohawk Häuptling
Osage Indianer
Häuptlingssohn der Iowa
Winnebago Häuptling
Seneca Indianer
Ponka Indianer
Blackfoot Häuptling
Häuptling der Sauk und Fox

 

Eine Spekulation lautet deshalb: Die Südamerikaner seien gar nicht mit den Nordamerikanern verwandt. Vielmehr erreichten sie den südlichen Kontinent per Schiff von Polynesien aus, wo ähnliche religiöse Vorstellungen herrschten. Wegen der Eiszeit lag der Meeresspiegel einst so niedrig, daß die Südseemenschen mit einfachen Booten von Insel zu Insel »hüpfen« konnten.

Unumstritten ist nur: Es gab die ClovisKultur, deren Mitglieder von der Jagd auf Großwild lebten - und das Ende dieser Zivilisation bedeutete den Beginn nachfolgender Indianerkulturen.

Die bekanntesten: Folsom, Plano, Adena, Hopewell und Cochise. Sie gelten als Vorfahren der verschiedenen historischen Stämme und hatten alle eines gemeinsam: Da die Wildtiere der ClovisKultur ausgestorben waren, mußten sie zum Überleben eine neue Strategie entwickeln.

Die Cochise zum Beispiel befanden sich nach dem Verschwinden des Großwilds im Südwesten Amerikas. Die Wüste, die sie bewohnten, wurde zunehmend ungünstig für die Jagd. Deshalb wendeten sie sich vor 7000 oder 8000 Jahren der Landwirtschaft zu. Vor allem Mais und Kürbisse bauten sie an. Nebenbei jagten sie Rehe, Antilopen und Hasen.

 

Indianerstämme vermischten sich - und „gingen unter"

 

Was den Untergang der Cochise verursachte, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Sie hatten aber direkte Nachkommen, die Mogollon-Indianer. Sie jagten mit Pfeil und Bogen, lebten in Hütten oder unterirdischen Behausungen, und sie bauten riesige Bewässerungskanäle (im heutigen US-Bundesstaat Arizona). Doch auch diese Kultur verlor ihre Eigenständigkeit. Um 800 v. Chr. vermischte sie sich so sehr mit anderen Stämmen, zum Beispiel mexikanischer Herkunft, daß sie nach Ansicht der Forscher untergegangen ist. Ihre Menschen lebten in anderen Indianerstämmen weiter.

Einige Stämme entwickelten einen ausgeprägten Ahnenkult, zum Beispiel die Adena-Kultur die vor rund 3000 Jahren den Südosten Nordamerikas beherrschte. Die Hopewell-Indianer im Osten und Mittelwesten bauten ihren Toten vor 2300 Jahren Hunderte von Bestattungshügeln. Manche dieser bis zu 20 Meter hohen »Mounds« hatten die Form von Tieren.

Sogar Städte gab es in der Frühzeit Amerikas. Zum Beispiel Cahokia, am Ohiofluß gelegen. Um 700 n. Chr. lebten dort mindestens 30 000 Indianer - mehr Menschen als in irgendeiner damaligen Stadt Europas. - Cahokia erstreckte sich über zehn Kilometer und verfügte über 85 künstliche Erdhügel. Der größte ragte 30 Meter empor. Die Menschen wohnten in Hütten zu Füßen der Anhebungen.

Zu den ältesten der heute noch lebenden Indianerstämme gehören die Pimaund Papago-Indianer sowie die Hopi. Sie siedeln noch immer im Bundesstaat Arizona. Die Vorgeschichte vieler anderer Stämme läßt sich dagegen nicht mehr rekonstruieren - die Forscher haben zu wenige Anhaltspunkte. Die Archäologie ist nur begrenzt ergiebig, und die Indianer selbst hinterließen keine schriftlichen Zeugnisse.

Über die Irokesen zum Beispiel ist nur bekannt, daß sie irgendwann aus dem Südosten kamen und dann in den Wäldern Neuenglands lebten. Die Sioux hatten ihren Ursprung ebenfalls im Osten, wo sie wahrscheinlich Ackerbau betrieben. Dann zogen sie aus unbekannten Gründen in Richtung Mississippi, wo sie weiterhin die Felder bewirtschafteten. Erst später wurden sie zu einem Jägervolk - als die Weißen sie aus ihren angestammten Gebieten vertrieben.

Die neue Welt hinkte der Entwicklung in Europa hinterher

Es ist schwer zu beurteilen, wie sich Amerika entwickelt hätte, wenn es 1492 von Kolumbus nicht wiederentdeckt worden wäre. Die Mayas hatten damals schon eine Schriftsprache, und die Azteken waren auf dem besten Weg dahin. Dennoch war Amerika die arme Kusine Europas, das zu dieser Zeit schon den Buchdruck kannte.

Amerika entwickelte sich langsamer als die Alte Welt. Gründe dafür gab es viele. Es mangelte an Großwild (Ausnahme: Bison), an domestizierbaren Herdentieren (Ausnahme: Lama), an Getreidesorten (Ausnahme: Mais). Zwar verfügten auch die Uramerikaner über Erfindungsgeist und schufen trotz aller Widrigkeiten eine Hochkultur. Doch sie entstand relativ spät. Und nie erreichte sie das Format einer griechischen oder chinesischen Kultur.

Genaugenommen waren die Indianer Amerikas aber Verwandte, die man nur aus den Augen verloren hatte. Das Abschiednehmen lag viele tausend Jahre zurück. So lange, daß Kolumbus seine Vettern und Kusinen gar nicht mehr erkannte.

 

Im frühen Amerika: Hunderte von Sprachen und Stämmen

Amerika, ein sprachliches Babylon. Rund 2000 Sprachen wurden zwischen Alaska und Feuerland gesprochen, bevor die ersten Europäer den neuen Kontinent betraten. Ca. 200 bis warscheinlich sogar 500 verschiedene Sprachen konnte man früher allein in Nordamerika hören, schätzen die Wissenschaftler.

Fest steht das einige Sprachen nicht miteinander verwandt sind als das Deutsche mit Japanisch. Die Unterschiede sind so gross das man sie in 18 bis 50 verschiedene Familien einteilen könnte.

Die Arapaho verfügen über ein sehr dürftiges Vokabular, und sie artikulieren auf quasi unverständliche Weise, wußte der britische Entdecker Sir Richard Burton um 1860 zu berichten. Um die Sprache der Cheyenne sei es auch nicht viel besser bestellt: Sie bestehe aus gewöhnlicher Pantomime, begleitet von Grunzlauten. Eine grob gezimmerte Grammatik, ein paar hundert Wörter für das Wichtigste: Primitive Völker sprechen primitive Sprachen, so der voreilige Schluß.

Dabei ist es möglich, daß Burton tatsächlich Cheyenne- Indianer gesehen hat, die »Pantomime« verwendeten. Der Grund dafür war aber kein Sprachdefizit: Die Cheyenne lebten nomadisch als Büffeljäger im Gebiet der Plains, und sie beherrschten eine lautlose Verkehrssprache. Die wurde von Indianern der gesamten Prärie verstanden und benutzt. Sie konnten sich mühelos mit Angehörigen fremder Stämme verständigen, konnten handeln, Verträge schließen, Jägerlatein und Legenden erzählen - alles ohne ein einziges Wort. Durch eine raffinierte Zeichensprache-ähnlich der Gebärdensprache, die Gehörlose auf der ganzen Welt verstehen - überwanden die Cheyenne mühelos alle sprachlichen Hürden. Die indianische Zeichensprache war ein äußerst effektives Verständigungsmittel - zugeschnitten auf die Belange von Sprechern, die sonst keine gemeinsame Sprache hatten.

Die Stärke dieses lautlosen Systems war Flexibilität. Das Zeichen für kalt (Arme vor der Brust gekreuzt) bedeutete zum Beispiel Winter. Durch einen fragenden Ausdruck konnte es zu Wie viele Winter? oder zu Wie alt bist du? werden. Nicht immer verstand jeder Indianer sofort alle Zeichen seines Gesprächspartners. Doch man konnte so lange experimentieren, bis die Verständigung klappte.

Die Weite der Prärie verlangte auch nach weithin sichtbaren optischen Verständigungsmitteln. Das interessanteste besteht darin, Rauch aufsteigen zu lassen, schrieb der Amerikaner Josiah Gregg 1844, wodurch viele wichtige Informationen über eine große Entfernung übermittelt werden, je nach Art, Größe, Anzahl oder Wiederholung der Rauchsäulen, die in der Regel durch das Verbrennen trockenen Grases entstehen.

Rauchfeuer wurden jeweils am höchsten Punkt der Umgebung entzündet, so daß die Signale bis zu 80 Kilometer weit sichtbar waren. Um eine Rauchsäule zu produzieren, wurden die Flammen mit einer Decke fast erstickt, dann wurde sie ruckartig zur Seite gezogen. Auf diese Weise entstand je nach Technik entweder eine gerade, senkrechte Säule oder eine ballonförmige Schwade. Anders als bei der Zeichensprache gab es für Rauchsignale jedoch keinen standardisierten Code. Die Apachen im Norden New Mexicos kannten beispielsweise nur drei Arten von Rauchsignalen. Eine einzelne Säule bedeutete: Achtung - etwa, wenn eine Gruppe beschloß, ihren Lagerplatz zu verlassen, oder wenn Feinde in Sicht waren, die zunächst nur beobachtet werden sollten. Zwei Feuer, die zwei Rauchsäulen nebeneinander entstehen ließen, das hieß: »Alles in bester Ordnung. Drei oder mehr Rauchsäulen nebeneinander verkündeten: Alarm, Feinde im Land ! Je größer die Gefahr, um so mehr Rauchsäulen stiegen empor.

Damals hoffte man noch, bei den Indianern eine echte Steinzeitsprache zu finden. Doch diese Hornung sollte sich nicht erfüllen. Heute weiß man, daß alle Kulturformen des Menschen über komplette Sprachen verfügen - Naturvölker ebenso wie unsere vermeintlich hockentwickelten Industrienationen.

Viele Indianersprachen haben die Eigenschaft, das, was unsere Sprache in einem Satz ausdrückt, in einem einzigen Wort zu sagen. "Inkorporierend" (einverleibend) nennen Linguisten solche Sprachen. Der Name "Der mit dem Wolf tanzt" ist ein bekanntes und harmloses Beispiel.

Indianersprachen drücken Feinheiten aus, die in unserer Sprache übergangen werden: Oft maß der Sprecher genau angeben, ob er eine Aussage bezeugen kann oder ob er sie nur vom Hörensagen weiß: Der deutsche Satz "Er hackt Holz" würde in der nordkalifornischen Wintu-Sprache "pi k'upabe" lauten - aber nur, wenn man den Vorgang mit eigenen Augen gesehen hat. Wenn man den Holzhacker nur gehört hat, sagt man "pi k'upanthe". Wenn man nur vom Hörensagen von ihm weiß, heißt es "pi k'upake". Und wenn man lediglich annimmt, daß der Mann Holz hackt, weil er das regelmäßig tut, lautet die korrekte Verbform "pi k'upa'el".

So haben zum Beispiel bei den Yana in Kalifornien die meisten Wörter für Männer andere Formen als für Frauen. Wenn ein Mann "Grizzly Bär" sagt, so heißt das "t'en'na". Frauen sagen dagegen "t'et". "Hirsch" heißt in der Männersprache "bang", in der Frauensprache "ba". Männer gebrauchen die Männerwörter nur, wenn sie mit Männern sprechen. In allen anderen Situationen werden die Frauenwörter benutzt. Verwechslungen geben Anlaß zu größter Heiterkeit.

Keineswegs humorvoll reagierten die Indianer vieler Stämme dagegen, wenn jemand gegen. ein sprachliches Tabu verstieß. "Das schwerste Verbrechen, das jemand begehen kann, ist "pet-chi-eri", das bloße Aussprechen des Namens eines verstorbenen Verwandten", schrieb der Ethnologe Stephen Powers 1877 über die Karuk-Indianer in Kalifornien. "Es ist eine tödliche Beleidigung für die Hinterbliebenen und kann nur gesühnt werden durch die gleiche Summe Blutgeld, die auch für Mord gezahlt wird. "Der Grund: Man war überzeugt, daß sich der Geist des toten Verstorbenen durch das Aussprechen seines Namens gestört fühlte.

Manche Sprachtabus wechselten sogar mit den Jahreszeiten: Bei den kanadischen Kwakiutl-Indianern hatten die angesehensten Männer des Stammes zwei verschiedene Namen: einen für den Sommer und einen für den Winter. Den Winternamen erhielten sie von ihren Schutzgeistern, und da diese ihren Schutzbefohlenen nur im Winter erschienen, durften die Winternamen nicht im Sommer ausgesprochen werden. Umgekehrt war es verboten, in der kalten Jahreszeit Sommernamen zu verwenden. Viele Unterscheidungen, die unsere Sprache penibel vermerkt, sind in den Sprachen Nordamerikas dagegen unwichtig. Zum Beispiel die Trennung zwischen Singular und Plural: Einem KwakiutlIndianer ist es - zumindest sprachlich - völlig egal, ob er ein Haus oder mehrere Häuser sieht. Die Grammatik macht hier keinen Unterschied.

Für die Navajo ist es sogar unwichtig, ob ein Gegenstand blau oder grün ist. Dafür haben sie zwei verschiedene Wörter für schwarz. Aber heißt das, daß ein Navajo den Unterschied zwischen Grün und Blau nicht erkennt? Denken die Indianer anders, weil ihre Sprache anders funktioniert?

Über die Hälfte der Indianersprachen Nordamerikas sind verschwunden, und auch den übrigen macht der allgegenwärtige Einfloß des Englischen zu schaffen. Es gibt heute kaum noch eine Indianersprache in den USA und in Kanada, die nicht akut vom Aussterben bedroht wäre. Längst nicht alle Indianergemeinden nehmen das Sterben ihrer Sprachen tatenlos hin. Viele Stämme haben Unterrichtsprogramme entwickelt, um den Kindern die Wörter und Grammatik ihrer Vorfahren wieder beizubringen. Trotzdem werden wohl nur ein paar der größten Sprachen langfristig überleben: Die der Navajo, Cree, Ojibwa, Dakota, Cherokee und Eskimos könnten es schaffen.

Von den übrigen werden nur Spuren bleiben, ein paar bunte Halme in der sprachlichen Monokultur. Zahllose amerikanische Ortsnamen sind indianischen Ursprungs, rund die Hälfte der 50 US-Bundes- staaten tragen indianische Namen, von Alabama über Iowa bis Wyoming. Und ein paar indianische Vokabeln wie Tabak, Mais oder Mokas- sin sind inzwischen fester Bestandteil unserer Sprache. Vieles aber ist bereits unwiederbringlich verloren. Besonders jüngere Indianer beklagen den Verlust ihrer Sprache und Kultur: Jedesmal, wenn einer unserer Alten stirbt, ist es, als würde eine ganze Bibliothek in Flammen aufgehen.