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"Mädchen" mit Eistee-Faible

Uni-Party mit einer Trierer Band, die auf unkonventionelle Tour erfolgreich ist

Roland Morgen

Mit normalen Maßstäben ist diesen Leuten nicht beizukommen. Wenn fünf männliche Popmusiker ihre Band "Mädchen" nennen, dann ist das schon ziemlich schräg. Wenn besagtes Quintett sich dann noch der Erfindung der "Weltneuheit Instant-CD" rühmt, die man aus Granulat selber herstellen könne, dann ist das schon sehr abgedreht. Wenn aber diesem offensichtlichen PR-Jux zahlreiche Plattenhändler auf den Leim gehen und der von ihnen georderte Tonträger-Rohstoff sich als Eistee-Granulat (Geschmacksrichtung Zitrone) entpuppt - "dann haben wir erreicht, was wir wollten", verkündet Schlagzeuger Daniel Dücker mit aufgesetzter Unschuldsmiene: "Wir sind dank unserer rührigen Idee dicke im Gespräch."

Sind sie tatsächlich, denn die zu Wochenbeginn veröffentlichte echte "Mädchen"-Platte, die CD-Maxi-Single "Du" (erschienen bei Hidden Force Music), fand beim Handel große Resonanz: "Unsere gesamte Erstauflage von 800 Exemplaren ist komplett aufgekauft worden." Nun muß flugs nachgepreßt werden.

Für die aus Trier stammende Combo, die 1995 nach Köln übersiedelte, ergänzt diese nette Episode eine ohnehin schon umfangreiche Anekdoten-Sammlung in einer drehbuchreifen Rockmusiker-Karriere: Schlagzeuger Dücker, die Gitarristen Oliver Malat und Rob Negelen sowie Oliver "Zliq" Weber, allesamt Mittzwanziger, musizieren schon seit Schülerband-Zeiten gemeinsam, damals unter dem Namen "Sev:n:inch". Lohn für die Kontinuität war 1992 der Final-Sieg beim Bundesrockfestival in Bayreuth.

Der Triumph beim bedeutendsten deutschen Nachwuchswettbewerb paßte ins Bild von Propheten, die im eigenen land nichts gelten: Beim regionalen Trierer Rockförderpreis waren die sehr selbstbewußt agierenden "Sev:n:inch" zuvor gescheitert. Wie einstmals bei "Pur" öffnete der Titel der besten deutschen Nachwuchsband den Einstieg ins Profi-Geschäft. Sony nahm die Trierer unter Vertrag, ließ sie 1994 mit großem Aufwand eine CD-ROM ("That's what she said") produzieren - und schnell wieder fallen. Kritiken gut, Verkaufszahlen mäßig - das war's.

Als 'Mädchen" mit dem Kölner Stefan Flach am Baß backen die Ex-Überflieger in eigener Regie kleinere Brötchen und spannen Trierer Kumpels mächtig ein. Auf der aktuellen Single gibt es den Titel "Du" in sechs verschiedenen Versionen, an denen unter anderem Oliver Malats Bruder Daniel und ein alter Wegbegleiter, Josef Bach, mitgemixt haben. Das Video entsteht unter Leitung von Julia Nohr, aus Trier stammende Absolventin der Kunsthochschule Köln. Für das "Mädchen"-Management zeichnet Michael Smilgies verantwortlich, der diesen Job früher für "Fury in the Slaughterhouse" machte.

Ihr nächstes Heimspiel geben die "Mädchen" morgen, Freitag, bei der Semester-Eröffnungsfete an der Uni Trier. Außerdem mit von der Partie im A/B-Foyer sind "Die 5 im grünen Bett" und "Strawberry Headache". Beginn 21 Uhr.

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