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Großeltern

(Entstanden beim Lesen von "Das verborgene Wort" von Ulla Hahn)

Für mich (und viele meiner Generation wohl auch) waren Großeltern ziemlich alte Menschen mit weißen Haaren. Vielleicht hatte ich auch besondere Großeltern? Sie hatten immer Zeit, unternahmen mit mir alles das, was es zu Hause nicht gab, wie zum Beispiel Ausflüge in den Wald, wo der Opa mir alle Bäume erklärte oder eine Gabel schnitzte für den mitgebrachten Kartoffelsalat. Sie besuchten mit mir fast jedes Jahr das große Schützenfest, und wenn mir (auch jedes Mal) auf dem Rückweg fürchterlich übel wurde vom vielen Karussell fahren und Durcheinanderessen, hatte meine Oma immer eine alte Zeitung mit, um die Straßenbahn zu putzen nach dem Malheur. 

Bei den Großeltern war ich immer die Hauptperson, durfte alles fragen. Wenn die Oma grad mal nicht in der Nähe war, ließ der Opa mich Holz hacken oder mit seinem immer scharfen Messer herumschnitzen. 
Er brachte mir die Achtung vor allem bei, was lebt und wächst, und die Oma, die immer bei der Hausarbeit sang, dass man bei allem, was man tut, fröhlich sein kann.
Beide hatten in ihrem Leben und den beiden Weltkriegen viel Schweres erlebt, waren auf ihre Art sehr  christlich, eingestellt, und lebten ihren Glauben. Die Art, wie sie ihn mir erklärten, war sehr einfach, und der Hauptsatz war: Unrecht Gut gedeihet nicht! Und: Gott sieht alles..
Außerdem wurde alles verziehen, wenn man es nur bereute, und möglichst nicht wieder tat. Andererseits wurden beide nie müde, mir das Wunder, das uns täglich umgibt (das alles in solch großer Vielfalt wächst, wir leben und zu essen haben, Freunde unser Leben bereichern, wir uns über so vieles freuen dürfen etc.) immer wieder aufzuzeigen.

Erst jetzt, wo ich selbst Großmutter bin, wird mir langsam klar, wie viel Liebe ich von ihnen bekam.
Ich denke aber auch, dass es leichter ist, diese Liebe zu zeigen, wenn man den Stress des selbst Eltern-Seins, das so viel, und immer wieder neue Übung braucht, bereits hinter sich gelassen hat.