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Shakespeare in Love

DREHBUCH

In den Hauptrollen:

Joseph Fiennes

Will Shakespeare

Gwyneth Paltrow

Viola de Lesseps

Colin Firth

Lord Wessex

Geoffrey Rush

Philip Henslowe

Tom Wilkinson

Hugh Fennyman

Martin Clunes

Richard Burbage

Simon Callow

Mr. Tilney

Ben Affleck

Ned Alleyn

Judi Dench

Königin Elisabeth

Imelda Staunton

Violas Amme

Rupert Everett

Christopher Marlowe

 

 

Regie

John Madden

Drehbuch

Marc Norman und Tom Stoppard

Produzenten

David Parfitt, Donna Gigliotte, Harvey Weinstein, Edward Zwick, Marc Norman

Ausführende Produzenten

Bob Weinstein, Julie Goldstein

Musik

Stephen Warbeck

Verleih und Vertrieb

Miramax Films, Universal Pictures und Bedford Falls Company

Dauer

123 Minuten

 

 

Oscars für:

Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Hauptdarstellerin (Gwyneth Paltrow), Beste Nebendarstellerin (Judi Dench), Beste Filmmusik, Beste Kostüme, Beste Ausstattung

Drehbuchversion nach der Filmfassung erstellt von Beate Herrmann, April/Mai 1999

 

Shakespeare in Love

DREHBUCH

(Einblendung: "London 1593". Himmel, dann Einblendung:

"In den goldenen Tagen des Elisabethanischen Theaters wetteiferten zwei Schauspielhäuser um Autoren und Zuschauer. Nördlich der Stadt lag das Curtain Theater, die Heimat von Englands berühmtestem Schauspieler Richard Burbage. Jenseits des Flusses lag die Konkurrenz, erbaut von Philip Henslowe, einem Geschäftsmann mit Geldproblemen... das Rose Theater..."

Ein heruntergekommenes Gebäude wird sichtbar, Wind und Wetter ausgesetzt. Im Innern liegen ein paar Requisiten herum, auf dem Boden liegt ein altes, verschmutztes Plakat einer längst zurückliegenden Aufführung von "The lamentable Tragedie of the Moneylender reveng'd - Die beklagenswerte Tragödie vom gerächten Geldverleiher". Die Schreie eines Gefolterten werden hörbar. Hinter der Bühne stehen drei Männer um einen Mann herum, der an Händen und Füßen gefesselt auf einem Stuhl sitzt und dessen Füße über ein Feuer gehalten werden. Der Gefolterte ist Henslowe, der unglückliche Theaterbesitzer. Fennyman, sein Gläubiger, hat seinen Buchhalter Mr. Frees und seinen Handlanger Mr. Lambert dabei.)

Fennyman: Henslowe, wißt Ihr, was einem Mann geschieht, der seine Schulden nicht bezahlt? Seine Stiefel fangen Feuer! Warum jault Ihr so? Wo ich schließlich der Betrogene bin! Was bin ich, Mr. Lambert?

Lambert: Betrogen, Mr. Fennyman.

Fennyman: Wie schlimm betrogen, Mr. Frees?

Frees: Zwölf Pfund, einen Schilling und vier Pence, Mr. Fennyman, mit Zinsen.

Henslowe: Ah, ich kann bezahlen!

Fennyman: Wann?

Henslowe: In zwei, drei Wochen spätestens. Um Himmels willen!

Fennyman: Hoch damit. Wie wollt Ihr den Betrag von....

Frees: ...sechzehn Pfund, fünf Schilling und neun Pence...

Fennyman: ... Zinsen in drei Wochen aufbringen?

Henslowe: Ich habe ein neues, wunderbares Stück!

Fennyman: Wieder rein damit.

Henslowe: Es ist eine Komödie!

Fennyman: Nase abschneiden.

Henslowe: Eine neue Komödie von William Shakespeare!

Fennyman: Und die Ohren.

Henslowe: Mit Beteiligung! Dann wären wir Partner, Mr. Fennyman!

Fennyman (zögernd): Partner?

Henslowe: Es ist für jeden etwas darin. Mehrere Verwechslungen, Schiffbruch, ein Piratenkönig, es spielt ein Hund mit, und die Liebe triumphiert!

Lambert: Das hab' ich gesehen. Es hat nichts getaugt.

Henslowe: Aber es ist diesmal von Shakespeare!

Fennyman: Wie heißt das Stück?

Henslowe: "Romeo und Ethel, die Piratentochter".

Fennyman: Guter Titel! (Er geht zum Vorhang und zieht ihn mit einem Ruck auf, so daß man das Theater sieht.) So ein Stück braucht seine Zeit. Ihr sucht Euch Schauspieler, Ihr probt, ich würde sagen, wir eröffnen in zwei Wochen. Da hätten wir fünfhundert Stehplätze zu zwei Pence das Stück, dazu kommen noch vierhundert Sitzplätze zu drei Pence, ein Penny extra für Sitzkissen, sagen wir zweihundert Sitzkissen, nehmen wir mal an zwei Vorstellungen - wieviel macht das, Mr. Frees?

Frees (der eifrig mitgerechnet hat): Zwanzig Pfund, auf den Penny, Mr. Fennyman.

Fennyman: Sehr richtig!

Henslowe: Aber was bekommen Darsteller und Autor?

Fennyman: Einen Anteil am Gewinn.

Henslowe: Den haben wir nie!

Fennyman: Natürlich nicht!

Henslowe (beeindruckt): Oh Mr. Fennyman, ich glaube, Ihr wißt, wie man wirtschaftet!

Fennyman: Unterschreiben!

(Frees hält Henslowe ein Papier hin und bewegt es hin und her, damit Henslowe, dessen Hände ja noch gefesselt sind, so etwas wie eine Unterschrift fabrizieren kann.)

Fennyman: Also, "Romeo und Ethel, die Piratentochter". - Ist es bald fertig?

Henslowe: Oh, ich zweifle nicht daran, daß er ihm gerade den letzten Schliff gibt!

(Henslowe begibt sich mit schmerzenden Füßen auf den Weg zu Wills Behausung. Wir sehen Will, wie er an seinem Schreibtisch sitzt und eifrig schreibt. Er übt aber nur seine Unterschrift in allen möglichen merkwürdigen Variationen und knüllt ständig Papiere zusammen und wirft sie in die Gegend. Diese landen neben einem Totenschädel, in einer Truhe voller Schriftsätze und in einem Becher mit der Aufschrift "Present of Stratford-upon-Avon". Als die Uhr zur vollen Stunde schlägt, versenkt Will seinen Federkiel in einem schon reichlich ramponierten Apfel und klettert die Leiter zu seinem Hochbett hinauf, das unter der Dachschräge liegt, um sich die Stiefel anzuziehen. Er hat offenbar einen Termin. Henslowe platzt herein.)

Henslowe: Will! Will! Habt Ihr mein Schauspiel? Sagt mir, es ist fast fertig! Sagt mir, Ihr habt angefangen!

Will (müht sich mit seinen Stiefeln ab): Wer zweifelt, daß Sterne brennen, und daß die Sonne sich bewegt... (Er wird dieses Zitat später in "Hamlet" verwenden.)

Henslowe (wühlt auf dem Schreibtisch herum): Nein, nein! Wir haben keine Zeit dafür! Redet Prosa! Wo habt Ihr mein Stück?

Will (tippt sich an die Stirn): Alles wohl hier drinnen verschlossen.

Henslowe (läßt sich erleichtert auf einen Stuhl fallen): Gott sei's gedankt! (dann zweifelnd) Verschlossen?

Will: Sowie ich meine Muse finde...

Henslowe: Wer ist es dieses Mal denn?

Will (springt vom Hochbett herunter): Es ist wie immer Aphrodite!

Henslowe: Aphrodite Baggot, die es hinter der billigen Taverne treibt?

Will (steckt sich Geld ein und kickt mit dem Fuß den Stuhl weg, auf den Henslowe seine Füße aufgestützt hatte): Oh Henslowe, Ihr habt keine Seele, was wißt Ihr von der inneren Leere, die den Gefährten braucht?

Henslowe (rennt Will hinterher, der das Haus verläßt): Will, ich bin ein toter Mann und im Arsch obendrein! Mein Theater ist seit zwölf Wochen wegen der Pest geschlossen, und meine Schauspieler müssen die Gasthöfe von England bereisen, während Mr. Burbage und die Chamberlain's Men bei Hofe geladen sind, und sie bekommen zehn Pfund, damit Sie Euer Stück spielen, das mein persönlicher Autor auf mein Risiko für mich verfaßt hat, als Ihr noch grün und dankbar wart!

Will (dreht sich zu ihm um): Welches Stück? "Richard der Bucklige"?

Henslowe: Nicht doch, heute will man Komödie, Will, Komödie, wie "Romeo und Ethel"!

Will (lacht auf): Von wem ist das denn?

Henslowe: Von niemandem! Ihr wolltet es für mich schreiben! Ich habe Euch drei Pfund vorgeschossen!

Will: Ihr schuldet mir immer noch sechs Pfund für einen meiner "zwei Herren aus Verona"!

Henslowe: Will, wir wollen uns um Geld doch nicht entzweien, ich, Euer väterlicher Freund, Ihr, mein Versenschmied. Wenn die Pest vorbei ist, hat Burbage ein neues Drama von Christopher Marlowe für das Curtain und ich habe gar nichts für das Rose!

Will (bleibt stehen und legt bittend seine Hände zusammen): Mr. Henslowe, bitte leiht mir fünfzig Pfund.

Henslowe (entgeistert): Fünfzig Pfund, wofür denn?

Will: Burbage bietet mir eine Partnerschaft bei den Chamberlain's Men. Für fünfzig Pfund ist meine Zeit als armer Gaukler vorbei!

Henslowe (empört): Oh! Schneidet mir das Herz raus! Werft meine Leber den Hunden vor!

Will (antwortet für ihn): Also nein.

(Will und Henslowe überqueren einen belebten Markplatz, auf dem Makepeace, ein puritanischer Prediger, seine Tirade auf jeden losläßt, der vorbeikommt.)

Makepeace: ...Die Schauspieler bringen die Unsittlichkeit zu Euren Weibern und den Ungehorsam zu Euren Kindern! (zeigt mit der Hand in Richtung des Rose Theaters) Und diese Rose, wie Ihr sie auch benennt, muß eklig duften! Ich sage, die Pest auf beide Eure Häuser!

(Im Vorbeigehen nimmt Will dankbar Notiz von seinen Worten und speichert diese im Gedächtnis ab.)

Henslowe: Wo wollt Ihr denn hin?

Will: Zu meiner wöchentlichen Beichte.

(Er bleibt vor einer Tür stehen, neben der etliche Schilder angebracht sind. Sie sagen "Dr. Moth", "Apothecary", "Alchemist", Astrologer", "Interpreter of Dreams" "Priest of Psyche". Es scheint sich um eine Art von Psychiater zu handeln. Will geht hinein. Henslowe bleibt verdutzt zurück.)

Will (liegt hingegossen auf der Couch des Psychiaters): Worte, Worte, Worte.... Früher, da hatte ich die Gabe, aus Worten Liebe zu formen wie ein Töpfer Gefäße aus Ton. Liebe, die Königreiche umstürzt. (richtet sich auf) Liebe, die zwei Herzen aneinanderfesselt, es komme, was immer da wolle. Für Sixpence den Vers hätte ich im Nonnenkloster eine Orgie verursacht. Aber jetzt....

Dr. Moth: Und dennoch sagt Ihr mir, daß Ihr's mit Frauen treibt... (zieht sein Buch zu Rate) Die schwarze Sue, die fette Phoebe, Rosalind, Burbages Kostümnäherin, Aphrodite, die es hinter der billigen Taverne treibt...

Will (unwillig): Ja, ab und zu schon, was soll es? Ich habe die Gabe eingebüßt!

Dr. Moth: Ich will versuchen, Euch zu helfen. Erzählt es mir, in Euren eigenen Worten.

Will (lehnt sich zurück und schließt die Augen): Es ist, als wäre mein Kiel gebrochen. Als wäre das Organ meiner Einbildungskraft verschrumpelt. So als wäre die mächtige Säule meines Genies ineinandergefallen.

Dr. Moth (ahnt etwas): Interessant!

Will: Es kommt nichts mehr.

Dr. Moth: Überaus interessant!

Will: Es ist, als würde man ein Schloß mit einem nassen Fisch knacken!

Dr. Moth (spricht seine Vermutung aus): Sagt mir, ist Euch der Akt der Liebe letzthin öfter mißlungen? (Wills Gesichtsausdruck sagt "Wie konnte er das wissen?") Wie lang, wenn ich fragen darf?

Will (versteht die Frage nicht): Eine ordentliche Länge, kein Grund zur Beschwerde, aber neuerdings...

Dr. Moth: Nein, nein. Habt Ihr nicht ein Weib und Kinder?

(In der Sanduhr, die die Stunde terminiert, ist nicht mehr viel Sand übrig.)

Will: Ich war ein Bursche von achtzehn, Ann Hathaway eine Frau um die Hälfte älter...

Dr. Moth: Eine Frau mit Vermögen?

Will (achselzuckend): Sie hatte ein Häuschen. Und eines Tages war sie im dritten Monat schwanger...

Dr. Moth: Und Eure Geschlechter?

Will: Das sind mütterlicherseits die Ardens...

Dr. Moth: Nein, nein. Euer gemeinsames Bett?

Will: Vier Jahre und hundert Meilen entfernt in Stratford. Ein kaltes Bett seit der Geburt der Zwillinge. Die Verbannung war mir nur willkommen.

Dr. Moth: Und nun seid Ihr frei für die Liebe...

Will: ...und kann doch weder lieben noch schreiben.

Dr. Moth (denkt kurz nach und greift dann nach einem gläsernen Armreif in Form einer Schlange): Hier ist ein Armreif, der in Psyches Tempel auf den Höhen des Olymp gefunden wurde. Sehr preiswert, nur vier Penny. Schreibt Euren Namen auf ein Papier und führt es in die Schlange ein.

Will (betrachtet den Armreif fasziniert): Und das wird mir helfen?

Dr. Moth: Die Frau, die die Schlange trägt, träumt von Euch, Eure Gabe kehrt zurück, und die Worte werden wieder fließen wie ein Strom. Bis nächste Woche.

(Will händigt ihm vier Penny aus.)

Henslowe (der draußen vor der Tür gewartet hat und sich in einem Trog mit Wasser die schmerzenden Füße kühlt): Und jetzt, wohin?

Will (läuft an ihm vorbei): Zum Palast, nach Whitehall!

(Will ist durch einen Hintereingang im Palast angekommen, wo sich die Chamberlain's Men gerade auf ihren Auftritt vorbereiten. Er zwinkert zwei als Frauen verkleideten Schauspielern zu und nähert sich Mr. Kempe, dem Clown, der mit einem Totenschädel in der Hand wie eine Parodie von Hamlet aussieht.)

Will: Hals- und Beinbruch, Mr. Kempe. (zum Hund gewandt) Dir auch, guter Crab.

Kempe: Crab ist nervös. Das erste Mal im Palast. Wann schreibt Ihr eine Tragödie für mich? Ich könnte es!

Will (lacht auf): Nein, Ihr würdet noch Seneca komisch machen!

Burbage (im Schlepptau der bildhübschen Rosalind, die Will verstohlen zulächelt): Der Hund kommt nicht in der ersten Szene vor, Mr. Kempe, vielen Dank. Wie geht es Euch, Will?

Will (stemmt die Arme in die Hüften): Ich warte auf mein Geld für dieses Stück, Burbage.

Burbage: Nicht von mir, ich habe es nur gestohlen. (zu Rosalind) An meinem Ärmel fehlt ein Knöpfchen, beste Rosalind, wo hat meine Kostümnäherin die Augen? (wieder zu Will) Wann kommt Ihr endlich zu den Chamberlain's Men?

Will: Sowie ich fünfzig Pfund habe.

Burbage: Schreibt Ihr etwas?

Will (betrachtet sich selbstverliebt in einem Spiegel und tätschelt seine Wange): Eine Komödie, fast fertig. Piratenkomödie, wunderbar.

Burbage: Bringt sie mir morgen.

Will: Henslowe hat mich schon dafür bezahlt.

Burbage: Wieviel?

Will (betrachtet eingehend seine Fingernägel): Zehn Pfund.

Burbage: Ihr lügt.

Will: Oh nein, er will "Romeo" für Ned und die Admiral's Men.

Burbage (seufzt): Ned ist dafür der Falsche.

Henslowe (kommt hereingestürmt): Will !

Burbage (leise zu Will): Hier habt Ihr zwei Goldstücke. Ihr bekommt noch zwei, wenn sie fertig ist.

Will: Gut.

Henslowe (aufgebracht): Burbage, Ihr sollt hängen, wie es einem Dieb gebührt!

Burbage: Die Königin hat es befohlen, sie liebt Komödien, und der Oberhofzensor begünstigt uns.

Henslowe: Und welche Vergünstigungen müßt Ihr Mr. Tilney gewähren?

Burbage: Fragt selbst.

Tilney (kommt dienstbeflissen hinterm Vorhang vor und kündigt an): Sie kommt!

(Trompetenklänge. Die Königin trifft ein und setzt sich auf ihren Thron. Alle geladenen Gäste, darunter Lord Wessex, Sir und Lady de Lesseps mit Tochter Viola und deren Amme, setzen sich wieder hin. Zwei Schauspieler, einer davon Burbage, betreten die Bühne mit einem Kratzfuß. Die Aufführung der "Zwei Herren aus Verona" beginnt.)

Condell als Valentin: Red' mir nicht länger zu, mein guter Proteus. Hausbacken bleibt, wer...

(Hinter der Bühne schreibt Will "William Shakespeare" auf ein Blatt Papier, faltet es klein und stopft es in das Maul des Schlangenarmreifs. Rosalind schlingt ihre Arme um Wills Nacken und küßt ihn.)

Rosalind: Wann schreibst Du mir mal ein Sonett, Will?

Will: Ich habe die Gabe verloren.

Rosalind: Du hast sie nur in meinem Bett gelassen. Komm und hol' sie Dir zurück!

Will (streift ihr den Armreif über): Du sollst mir meine Muse sein, Rosalind.

Rosalind: Burbage gehört meine Arbeit, aber Dir gehört mein Herz!

(Husten aus dem Zuschauerraum unterbricht den erneuten Kuß der beiden.)

Will (unwillig): Hörst Du? Die Schwindsüchtigen haben sich verschworen. Will Shakespeare hat ein Drama, gehen wir und husten es in Fetzen!

(Das Stück ist weiter fortgeschritten.)

Kempe (ringt "verzweifelt" mit dem Hund): Mein Vater jammert, meine Mutter weint, unsere Magd jault und unsere Katze ringt die Hände! Und dieser unbarmherzige Köter vergießt keine Träne! - Sogar meine Großmutter, die gar keine Augen hat, die hat sich blindgeweint...

(Das Publikum lacht sich einen Ast. Auch die Königin lacht aus vollem Halse.)

Henslowe (vor Lachen wiehernd zu Will, der gähnt): Seht Ihr‘s? Komödie! Liebe und etwas mit einem Hund! Heute will man sowas!

(Der einzige, der sich nicht begeistert, ist Lord Wessex. Er hat die schöne Viola de Lesseps ins Auge gefaßt, die dies nicht bemerkt, dafür deren Amme. Viola hat Will bemerkt, der mittlerweile gedankenverloren am Rande steht. Ihr Gesichtsausdruck zeigt, daß sie ihn sehr anziehend findet.)

Königin Elisabeth (wirft eine Nuß zum Hund auf die Bühne): Gut gespielt, Master Crab! Ich empfehle Euch weiter!

(Valentins Monolog)

Condell als Valentin:
Welch Licht ist Licht, wenn es mir Silvia nicht zeigt?
Welch Freud' ist Freude, wenn Silvia nicht da ist?
Außer, daß man sich vorstellt, sie ist da
Und sich ernährt vom Schatten der Vollkommenheit...

(Der Königin fallen vor Langeweile die Augen zu. Doch Viola ist begeistert und bewegt stumm die Lippen mit. Sie kann den Text offenbar auswendig.)

(Will kommt nach Hause, wirft seine Jacke von sich und nimmt einen Federkiel vom Schreibtisch. Dann dreht er sich einmal im Kreis wie ein Hund, reibt den Kiel zwischen seinen Handflächen und spuckt in die rechte Ecke. Er setzt sich und fängt nach kurzem Nachdenken an zu schreiben.)

Viola (macht sich bettfertig und unterhält sich mit ihrer Amme): Gefiel Dir Proteus oder Valentin besser? Proteus vom Sprechen her, Valentin vom Aussehen.

Amme: Oh, ich fand den Hund gut, der war komisch.

Viola: Silvia hat nicht viel Eindruck auf mich gemacht. Seine Finger waren rot vom Raufen, und er sprach wie ein Schulbengel seine Lektion. (seufzt) Theaterliebe wird nie wie wahre Liebe, solange das Gesetz verlangt, daß unsere Heldinnen von schmalbrüstigen Knaben in Weiberkleidung gespielt werden müssen! - Ach, wann können wir wieder eine sehen?

Amme: Wenn die Königin es befiehlt.

Viola: Nein, Amme, im Theater, wieso nicht?

Amme (putzt ihr die Ohren): Haltet mal still. Schauspielhäuser sind nichts für wohlgeborene junge Frauen.

Viola: Ach Unsinn, ich bin nicht so wohlgeboren!

Amme: Wohlbetucht ist genau wie wohlgeboren, und wohlvermählt ist noch mehr als das. Lord Wessex hat vorhin zu Euch hingesehen.

Viola: All diesen Männern am Hof fehlt jede Poesie. Sie sehen nicht mich, sie sehen das Vermögen meines Vaters. Doch ich - ich will Poesie in meinem Leben. Und ich will Abenteuer. Und ich will Liebe, Liebe, vor allem Liebe.

Amme: Wie Valentin und Silvia?

Viola: Nein! Nicht diese kunstvollen Posen der Liebe! Ich will Liebe, die das Leben aus allen Fugen wirft. Die unbesiegbare, die nicht zu bezähmende, Aufstand in den Herzen, gegen den keiner etwas tun kann, und wenn er auch ins Verderben führt. Liebe, wie sie die Bühne niemals gesehen hat. Ich werde die Liebe erfahren, oder ich werde meine Tage...

Amme: ...als Amme beschließen?

Viola: Ach, aber ich würde auch Valentin und Silvia sein wollen. (küßt die Amme) Ach gute Amme, Gott schütze Dich, und gute Nacht. (Sie geht zum Fenster und sieht sehnsuchtsvoll hinaus.) Ich würde gern ein Leben lang schlafen, wenn ich mich in eine Truppe von Schauspielern träumen könnte.

Amme (hält ihr einen Zweig hin): Putzt Euch die Zähne, während Ihr träumt. - Ausspucken.

(Viola lächelt verträumt, während sie sich mit dem Zweig die Zähne abbürstet. Sie schmiedet einen Plan.)

(Der Morgen dämmert. Will ist erschöpft am Schreibtisch eingeschlafen. Henslowe wird auf dem Weg zu ihm plötzlich von zwei Gestalten gepackt und in die andere Richtung geschleift.)

Fennyman: Dieses Mal ziehen wir die Stiefel vorher aus!

Henslowe (erschrocken): Was hab' ich getan, Mr. Fennyman?

Fennyman: Alle Theater sind geschlossen wegen der Pest.

Henslowe: Ach so, das!

Fennyman: Auf Anweisung des Oberhofzensors!

Henslowe: Mr. Fennyman, darf ich eine Bemerkung über das Theatergeschäft machen? (Sein Hinterkopf knallt an eine Säule.) Au! Unser natürlicher Zustand ist eine Abfolge von unüberwindbaren Hindernissen auf dem Weg zur Katastrophe.

Fennyman: Und was sollen wir tun?

Henslowe: Gar nichts. Seltsamerweise geht es immer gut aus.

Fennyman: Wie das?

Henslowe: Das weiß ich nicht. Es ist ein Wunder!

Lambert (dümmlich): Soll ich ihn erwürgen, Mr. Fennyman?

Ausrufer (schwingt eine Glocke): Die Theater sind wieder zu öffnen! Der Oberhofzensor Mr. Tilney gibt den Befehl, die Theater sind wieder zu öffnen!

Frees: Mr. Fennyman, Mr. Tilney läßt die Theater wieder öffnen!

Henslowe (nutzt die allgemeine Verblüffung in aller Bescheidenheit aus, um sich aus Lamberts Umklammerung zu befreien und sich schleunigst aus der Gefahrenzone zu begeben): Dann darf ich wohl...

Fennyman (ruft ihm hinterher): Wo ist mein Stück?

Henslowe (wiegelt ab): Oh, das geht voran, es geht voran!

Fennyman (zu Frees und Lambert, wie um sich selber zu beruhigen): Es geht voran.

(Das tut es in der Tat. Will, der die Nacht zum Tage gemacht und geschrieben hat, stürmt mit den Manuskriptseiten in der Hand aus dem Haus, wobei er beinahe Henslowe umrennt.)

Henslowe: Will, ich habe wundervolle Neuigkeiten!

Will (küßt im Weiterlaufen enthusiastisch die Blätter in seiner Hand): Die hab' ich auch! "Romeo und Rosalind", Szene I. Gott, bin ich gut!

Henslowe (irritiert): Rosalind? Ihr meint Ethel?

(Doch Will ist schon weg.)

(Will stürmt ohne anzuklopfen in Burbages Wohnung und rennt die Treppe hinauf.)

Will: Richard! - Burbage!

(Er reißt die Tür zum Schlafzimmer auf. Tilney und Rosalind fahren erschreckt auseinander. Rosalind hält sich schützend die Bettdecke vor den Körper.)

Will (geschockt): Mr. Tilney!

Tilney (zieht seine Hosen hoch): Wie Ihr hab' ich Burbage leider verpaßt!

Will (zu Rosalind): Du wärest unsterblich geworden! (zu Tilney) Sagt Burbage, er wird das neue Stück von Shakespeare nicht spielen.

Tilney: Was sollte das Burbage kümmern? Er bereitet schon das Curtain für Kit Marlowe vor.

Will: Ihr habt die Bühnen geöffnet?

Tilney: Ganz recht, Master Shakespeare.

Will: Aber die Pest?

Tilney: Äh, sicher, natürlich. Aber er war mir einfach zu viel zu Hause...

(Will verläßt diese Stätte. Als er an einem Papierkorb vorbeikommt, in dem ein Feuer brennt, wirft er seine Seiten hinein.)

(Will betritt eine Schenke, in der sich außer Henslowe noch jede Menge Schauspieler aufhalten.)

Henslowe: Will? Habt Ihr es fertig?

Will (rafft sich auf): Ja, so gut wie. Guten Morgen, Master Nol. Er muß eine schöne Rolle spielen!

Nol (strahlt): Ja!

Will: Und wir brauchen Ralph als Piratenkönig!

Henslowe (steigt auf den Tisch und pfeift): Ned Alleyn und die Admiral's Men sind auf Tournee. Ich suche Darsteller! Diejenigen von Euch, die noch unbekannt sind, haben die Chance, bekannt zu werden!

Schauspieler: Wie steht's mit dem Geld, Mr. Henslowe?

Henslowe: Es kostet Euch nicht einen Penny! Vorsprechen in einer halben Stunde!

(Allgemeiner Aufbruch, Will vergräbt voller Kummer sein Gesicht in den Händen.)

Henslowe: Ralph Bashford, ich hätte was für Euch, aber ich höre, Ihr wärt der König der Säufer?

Ralph (beleidigt): Ich saufe niemals, wenn ich spiele!

(Allgemeines Gelächter und "Das möcht' ich erleben!"-Rufe. Die Schenke leert sich in Sekundenschnelle.)

Will (zum Barkeeper): Gib mir Mandragora zu trinken.

Barkeeper: Ohne alles, Will?

Stimme: Gebt meinem Freund einen Becher besten Branntwein.

(Will dreht sich zu dem Mann um, der etwas weiter unten an der Bar sitzt. Es ist Christopher Marlowe, sein schärfster Konkurrent.)

Will: Kit!

Marlowe: Wie geht es Euch, Will?

Will: Wunderbar, wunderbar.

Marlowe: Burbage sagt, Ihr habt ein Stück?

Will (hält eine Münze hoch): Das stimmt, und das Geld, das es mir bringt. (zum Barkeeper) Ich bestehe darauf, einen Becher für Mr. Marlowe. (zu Marlowe) Ich höre, Ihr habt ein neues Stück für das Curtain?

Marlowe: Nichts Neues, mein "Dr. Faustus".

Will: Ah. Ich liebe Euer frühes Werk! (zitiert) "War dies das Antlitz, das der Schiffe tausend trieb, das turmgekrönte Ilium zu verbrennen?"

Marlowe: Ich habe ein neues, das fast fertig und noch besser ist. "Das Massaker von Paris".

Will (schnauft beeindruckt): Guter Titel.

Marlowe: Und Eures?

Will: "Romeo und Ethel, die Piratentochter." (seufzt) Ja, ich weiß, ich weiß.

Marlowe: Und worum geht es?

Will (ausweichend): Um irgend so einen Piraten... (gibt zu) Ich habe noch nicht ein Wort geschrieben.

Marlowe (nachdenklich): Romeo ist... Italiener, immerzu wankelmütig verliebt...

Will: Ja, das ist gut. Doch dann begegnet er...

Marlowe: ...Ethel.

Will: Meint Ihr?

Marlowe: Der Tochter seines Feindes.

Will (nachdenklich): Der Tochter seines Feindes!

Marlowe (kommt in Fahrt): Sein bester Freund wird im Duell vom Bruder Ethels ermordet... oder sowas. Sein Name ist Mercutio.

Will: Mercutio! Guter Name!

Henslowe: Will, alle warten auf Euch!

Will: Ja, ich komme! (zu Marlowe) Viel Glück für Euer Stück!

Marlowe: Ich dachte, Ihr schreibt es für Burbage?

Will (ertappt): Das ist ein anderes Stück.

Marlowe: Ein anderes, das es noch nicht gibt?

(Will macht eine hilflose Geste und läuft Henslowe hinterher.)

(Das Vorsprechen ist in vollem Gange. Will und Henslowe sitzen auf der Galerie, während ein Schauspieler nach dem anderen sein Glück versucht, alle mit dem gleichen Text.)

Schauspieler: War dies das Antlitz, das der Schiffe tausend trieb, das turmgekrönte Ilium zu verbrennen?

Henslowe: Danke schön!

Straßenjunge: War dies das Antlitz, das der Schiffe tausend trieb, das wurmgekrönte, äh turmgekrönte...

Henslowe (brüllt): Danke schön!

Zweiter Schauspieler: War dies das Antlitz...

Dritter Schauspieler: Ich möchte eine Szene aus "Faustus" sprechen, von Christopher Marlowe.

Henslowe: Wie erfrischend! (sieht zu Will, der verzweifelt die Augen an die Decke gerichtet hat.)

Dritter Schauspieler: ...zu verbrennen? Oh Helena, schenk' mir Unsterblichkeit in einem Kuß!

Wabash (mit starkem Stottern): W-w-w-war d-dies das A-Antlitz...

Henslowe (unerwartet): Wirklich gut, Mr. Wabash. Ausgezeichnet. Meldet Euch beim Inspizienten! (entschuldigend zu Will, der ihn entrüstet ansieht) Mein Schneider. Will Schauspieler werden. Ich habe hie' und da Schulden. Nun, ich denke, das waren wohl alle. War Euer Romeo dabei?

Will: Auf keinen Fall!

Henslowe: Ich gehe an meine Arbeit, Ihr an Eure.

(Will hat sich vor Erschöpfung lang auf eine Bank gelegt. So merkt er erst nicht, daß ein neuer Schauspieler eingetroffen ist.)

Viola (in Männerkleidung und mit Hut auf dem Kopf): Darf ich beginnen, Sir?

Will (dreht den Kopf): Euer Name?

Viola: Thomas Kent. Ich... ich möchte etwas von einem Autor vortragen, der die Herzen aller Schauspieler regiert.

(Will seufzt bloß. "Nicht schon wieder Marlowe!" sagt sein Gesicht.)

Viola:
Welch Licht ist Licht, wenn es mir Silvia nicht zeigt?
Welch Freud' ist Freude, wenn Silvia nicht da ist?
Außer, daß man sich vorstellt, sie ist da
Und sich ernährt vom Schatten der Vollkommenheit.
Wenn ich bei Silvia in der Nacht nicht sein kann,
Hat keine Melodie das Nachtigallenlied.
Und wenn ich Silvia nicht am Tage seh',
Ist es kein Tag, der meines Auges würdig.
Sie ist mein ganzes Sein, und ich hör' auf zu sein,
Wenn nicht viel schöner....

Will (hat sich aufgerichtet und schaut gebannt auf die Bühne. Seine Verblüffung über das Hören der eigenen Verse ist Begeisterung über die Schauspielkunst des Jungen gewichen.): Nehmt den Hut ab!

Viola (erschrocken): Meinen Hut?

Will: Wo habt Ihr das gelernt?

Viola: I... Ich....

Will: Ich will Euch sehen, nehmt den Hut ab!

Viola: Seid Ihr Ma... Master Shakespeare?

Will (plötzlich voller Feuereifer): Wartet dort! Wartet dort!

(Er poltert in Lichtgeschwindigkeit die Treppe hinunter, während Viola flüchtet, vorbei an den anderen Schauspielern. Will ist ihr hart auf den Fersen. Er rennt an den Schauspielern vorbei.)

Nol: Will, wo habt Ihr meine Rolle?

Will: Wo ist der Junge?

Alle (verständnislos): Welcher Junge denn? - Was hat er es denn so eilig?

Wabash (schüttelt ihm begeistert die Hände): V-v-viel Erfolg!

(Will stürmt aus dem Theater und knöpft sich im Laufen die Jacke zu. Er verfolgt Viola durch das belebte Viertel bis zum Flußufer. Viola ist in ein Boot gestiegen und läßt sich nach Hause rudern. Will springt in das nächste Wassertaxi und ruft dem Bootsmann zu)

Will: Folgt diesem Boot!

Bootsmann: Soll mir recht sein, Meister! (betrachtet ihn genau) Euer Gesicht kenn' ich! Seid Ihr vom Theater?

Will (ungnädig): Ja!

Bootsmann: Ja, in irgendwas hab' ich Euch schon mal gesehen. Was mit 'nem König!

Will: Sagt bloß!

Bootsmann (stolz): Ich hatte schon mal Christopher Marlowe bei mir im Boot!

(Will verdreht die Augen. Ein privater Landesteg kommt in Sicht. Thomas alias Viola springt aus dem Boot und läuft auf ein hochherrschaftliches Haus zu.)

Will (richtet sich auf und deutet mit der Hand darauf): Kennt Ihr das Haus?

Bootsmann: Sir Robert de Lesseps‘.

(Viola rennt atemlos die Treppe zu ihrem Zimmer hoch. Im Laufen nimmt sie den Hut ab, die langen, blonden Locken fallen herunter. Will rennt auf das Haus der de Lesseps zu.)

Lady de Lesseps (zur Amme): Wo steckt sie nur? Unsere Gäste kommen bald! Lord Wessex auch, mit der Absicht, um eine Braut zu feilschen. Mein Gemahl will das Geschäft noch heute abschließen, verbrieft, besiegelt und gefeiert. (Viola, noch in Hosen, macht die Tür auf, sieht ihre Mutter und schließt die Tür schleunigst wieder. Lady de Lesseps hat sie nicht gesehen.) Denn morgen früh schon gedenkt er mich hinaus aufs Land zu schleifen, und dort werden wir uns drei Wochen aufhalten, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen.

(Da öffnet Viola wieder die Tür. Sie hat sich eilends umgezogen und macht einen Knicks vor ihrer Mutter.)

Viola: Gott schütze Euch, Mutter. Heißes Wasser, Amme. (Die Amme macht große Augen.)

Will (an der Küchentür): Ich suche Master Thomas Kent.

Küchenmädchen: Wen, Sir?

Will: Den Schauspieler.

Amme (schickt das Küchenmädchen weg): Wer will etwas von ihm?

Will: Will Shakespeare. Poet. Dramatiker des Rose.

Amme: Master Kent ist... mein junger Neffe.

Will (drückt ihr einen Brief in die Hand): Ich werde warten.

Amme: Viel nützen wird's Euch kaum.

(Dann knallt sie ihm die Tür vor der Nase zu.)

(Die Amme schüttet heißes Wasser in Violas Badewanne. Viola ist in ein Badetuch gewickelt.)

Viola (liest Wills Brief): Romeo Montague, junger Mann aus Verona.

Amme (unbeeindruckt): Verona? Schon wieder?

Viola: Eine Komödie über verfeindete Familien, die sich am Ende deshalb wieder versöhnen, weil Romeo als Knabe dem Hause Capulet aus der Wiege gestohlen wurde und bei der Mutter der Montagues zum Mann gereift ist, wobei wiederum den Montagues zur selben Zeit ein kleines Mädchen von den Piraten entführt wurde!

Amme (hilft Viola in ihr Kleid): Mylady, Eure Eltern...

Viola (strahlt): ...werden sich ab morgen für drei Wochen auf dem Land aufhalten! Ist Master Shakespeare nicht ein schöner Mann?

Amme: Für einen Scharlatan sieht er nicht übel aus.

Viola: Wie kannst Du nur! Dabei gibt er Thomas Kent das Leben, von dem Viola de Lesseps immer geträumt hat!

Amme: Mylady, wenn Eure Eltern wieder da sind, muß ich es sagen!

Viola (packt beschwörend die Hände der Amme): Das wirst Du nicht tun! So wahr ich Dich liebe und Du mich liebst, Du bindest mir die Brust und kaufst mir die Perücke eines Knaben!

Will (auf dem Rückweg, trifft ein paar Musikanten): Master Plum, was bringt Euch her?

Plum: Mich bringen fünf Schillinge her, Will, wir spielen zum Tanz auf.

(Da kommt ein Reiter rücksichtslos in wildem Galopp die Auffahrt hinaufgeprescht. Die Musiker und Will müssen zur Seite springen, um nicht unter die Hufe zu geraten. Der Reiter ist Lord Wessex, der seine üblichen guten Manieren an den Tag legt. Er wirft einem Diener die Zügel hin und schreitet ins Haus.)

(Drinnen ist die Abendgesellschaft in vollem Gange. Wir sehen, daß Will am Rande steht. Er hat sich mit den Musikern hereingeschlichen, musiziert mit ihnen und bedient sich nun vom Tablett eines vorbeikommenden Dieners.)

Will (zum Diener): Ich suche Master Thomas Kent.

Diener (bezieht sich auf die Häppchen): Oh, sie gönnten es mir nicht. Sir Roberts Anordnung.

(De Lesseps und Wessex besprechen "Geschäfte".)

De Lesseps: Sie ist eine Schönheit, Mylord, wie sie ein König um die Mitgift einer Muskatnuß zur Kirche führen würde.

Wessex: Meine Plantagen in Virginia sind aber leider etwas höher belastet. Ich habe einen alten Namen, der Euch bei Hofe förderlich sein wird, wenn Euer Enkel ein Wessex ist. Ist sie fruchtbar?

De Lesseps: Oh, das wollen wir hoffen. Wenn nicht, schickt sie zurück.

Wessex: Ist sie fügsam?

De Lesseps: So gut wie jedes Maultier, denke ich, doch wer sich auf ihr im Sattel bewährt, wird Rubine in den Satteltaschen finden.

Wessex (nickt): Sie gefällt mir.

(Er begibt sich auf die Tanzfläche. Wills Augen suchen den Raum nach Thomas Kent ab, da bleiben sie an Viola hängen, die einen Tanz mit Partnertausch anführt. Es ist Liebe auf den ersten Blick.)

Will: Bei allen Sternen unterm Himmel, wer ist sie?

Plum: Viola de Lesseps. Träumt weiter, Will.

(Will, wie in Trance, verläßt die Musiker und mischt sich unter die Tanzenden, während er Viola immer im Auge behält, bis er vor ihr steht. Viola erkennt ihn sofort, ihr Blut gerät in Wallung.)

Viola: Master Shakespeare!

(Dann führt sie der Tanz zu Lord Wessex.)

Wessex: Mylady Viola.

Viola (mühsam die Fassung bewahrend): Mylord?

Wessex: Ich habe mit Eurem Vater gesprochen.

Viola: Na und, Mylord? Ich spreche mit ihm jeden Tag.

(Der Tanz führt Viola und Will wieder zusammen. Die beiden sehen sich tief in die Augen.)

Viola (zu Will): Werter Herr, ich hörte, Ihr wärt ein Dichter. (Sie lächelt ihn an, aber Will bringt keinen Ton heraus. Er ist stumm vor Anbetung.) Aber ein Dichter ohne Worte?

(Will versucht etwas zu sagen, da wird er von Wessex am Arm gepackt und von der Tanzfläche geschleift. Viola sieht ihm aufgewühlt hinterher.)

Wessex (lächelt grimmig): Ein Dichter?

Will (der langsam aus der Narkose erwacht, aber keine Gefahr wittert): Noch bis eben war ich ein Dichter, aber vor diesem Bild der Schönheit sind meine Gedichte wie das Krächzen der Raben im Tower.

(Wessex hält ihm einen Dolch an die Kehle.)

Will (erschrocken): Was habe ich verbrochen?

Wessex: Ihr begehrt, was mir gehört. Auch wenn ich hier kein Blut vergießen darf, werd' ich Euch schon noch erwischen. Habt Ihr einen Namen?

Will (schluckt): Christopher Marlowe, zu Diensten, Sir.

(Wessex schubst ihn aus dem Raum.)

(Später am Abend. Will hat sich im Garten versteckt. Viola tritt auf den Balkon hinaus.)

Viola (träumerisch): Romeo, Romeo. Ein junger Mann aus Verona. Eine Komödie von William Shakespeare.

Will (ruft von unten): Mylady!

Viola (erschrocken): Wer ist da?

Will (löst sich aus seinem Versteck und läuft bis zum Balkon): Will Shakespeare!

Amme (ruft von innen): Madam!

Viola (zur Amme): Ja, gute Amme, gleich, ja gleich! (zu Will) Ihr, Master Shakespeare?

Will: Eben der, leider!

Viola: Aber warum leider?

Will: Ein armer Gaukler!

Viola: Dann wahrlich leider. Denn ich hielt Euch für den größten Poeten, den es auf der Welt gibt, der mein Herz in Bann schlägt, wie wohl niemand sonst es kann!

Will: Aber der bin ich auch!

Amme: Madam!

Viola: Ja, gleich! (zu Will) Ich komme noch mal wieder! (Sie geht hinein.)

Will (drückt sich an die Mauer): Oh ich armer Narr des Schicksals! Ich werde dafür büßen müssen! (Er stellt sich wieder unter den Balkon, auf dem Viola gerade wieder erscheint, und streckt die Arme nach ihr aus.) Oh Mylady, meine Liebste!

Viola: Wenn man Euch findet, wird man Euch töten!

Will (breitet beide Arme aus): Sie werden kommen, wenn Ihr ruft!

Viola: Nein, um alles auf der Welt nicht!

Amme: Madam!

Viola: Ja doch, gleich!

(Sie geht wieder hinein und Will beginnt, an einem Baum hinaufzuklettern. Gerade als er auf Höhe der Balkonbrüstung ist und den Kopf darüber hebt, sieht er sich plötzlich Aug' in Aug' mit der Amme, die fürchterlich zu schreien anfängt. Will fällt herunter und landet im Gestrüpp. Er macht, daß er wegkommt. Zuhause angekommen, macht er die Nacht zum Tage und schreibt in einem Anfall von Inspiration die ersten Szenen seines neuen Stücks.)

(Erster Tag der Proben. Manuskriptseiten werden verteilt. Fennyman ist auch da.)

John Hemmings als Simson: Zieht, wenn Ihr Männer seid! Gregorio, zeig ihnen, wie man richtig kämpft!

Nol als Benvolio (liest vom Blatt ab): Ihr Narren, fort, steckt Eure Schwerter ein, Ihr wißt nicht, was Ihr tut!

Henslowe (sieht besorgt die Seiten durch und sagt zu Will): Es fängt gut an, aber dann dieses langweilige Jammern um Rosalind. Wo ist die Komödie, Will? Wo ist der Hund?

(Will hört ihm nicht zu, sondern begrüßt überschwenglich die Schauspieler.)

Henslowe (zu Ralph): Findet Ihr das komisch?

Ralph: Erst war ich Piratenkönig, jetzt bin ich Amme. Das ist komisch.

Will (nimmt Henslowe beiseite): Uns fehlen wenigstens sechs Männer. Die, die wir haben, bringen kaum ein Wort an und spucken und stottern hervor, man sollte sie wieder in die Gosse schicken. Mein Romeo kommt nicht, eine Katastrophe.

Henslowe: Da wir von Katastrophen reden, Will, uns fehlen noch vier Akte!

Straßenjunge: Sir!

Will: Wer bist Du, Bursche?

Straßenjunge: Ich bin Ethel, Sir, die Piratentochter.

Will (reißt ihm wütend die Mütze vom Kopf): Von wegen, soweit kommt's noch!

(Als der Junge seine Mütze aufhebt, sehen wir seinen tiefgekränkten Blick.. Dieser Junge könnte noch gefährlich werden.)

Will (springt auf die Bühne, zu den anwesenden Schauspielern): Einen Augenblick Ruhe, bitte! Herrschaften! Danke! Seid mir willkommen! Willkommen! Willkommen.

Fennyman (mißtrauisch): Wer ist das?

Henslowe: Niemand, nur der Autor.

Will: Wir stehen heute alle gemeinsam vor dem Aufbruch zu einer großen Reise.

Henslowe (zu Fennyman): Es ist so üblich, am ersten Tag der Proben eine kleine Rede zu halten. Das schadet keinem. Autoren lieben das.

Will: Ihr wollt nun wissen, welche Rollen Ihr spielen werdet, doch das findet sich alles im Laufe der Zeit...

Fennyman (springt auf die Bühne und schubst Will beiseite): Ich mache das! Hört mir zu, Gesindel ! Schauspieler gibt es zehn für'n Penny, und ich, Hugh Fennyman, halte Eure Nüsse in meiner Hand...

(Weiter kommt er nicht, denn die Tür des Rose schwingt mit Getöse auf und ein paar Männer betreten geräuschvoll den Raum, allen voran Ned Alleyn, der eitle Star der Truppe.)

Alleyn (voller Pathos): Meine Freunde! Die Admiral's Men kehren nach Hause zurück!

Henslowe (erfreut): Ned!

Alleyn: Henslowe! Ich freu' mich wirklich! Was denn, und James! Ich grüße Euch!

(Viele Schauspieler sind auf die Neuankömmlinge zugelaufen, ein allgemeines Begrüßen beginnt.)

Fennyman (sauer, daß er unterbrochen wurde): Wer ist das?

Alleyn (zieht sein Schwert halb aus der Scheide, steckt es wieder hinein und brüllt theatralisch): Schweigt still, Elender! Ich bin Hieronimo! Ich bin Tamberlaine! Ich bin Faustus! Ich bin Barrabas, der Jude von Malta! (dreht sich zu Will um) Ach ja, Master Will, und ich bin Heinrich VI. (breitet die Arme aus) Wie ist der Name unseres Stücks, und was werde ich spielen?

Fennyman: Einen Moment, Sir...

Alleyn (fährt ihn an): Wer seid Ihr?

Fennyman (eingeschüchtert): Ich bin - ich bin das Geld.

Alleyn (gnädig): Dann dürft Ihr bleiben, solange Ihr den Mund haltet. Merkt auf und lernt! Ihr werdet begreifen, wie ein Genie Legenden erschafft!

Fennyman (respektvoll): Danke, Sir!

Will (zu Alleyn): Wir suchen verzweifelt nach einem Mercutio, Ned. Ein junger Edelmann aus Verona.

Alleyn: Aha. Und der Titel des Schauspiels?

Will: "Mercutio".

Henslowe (verblüfft): Seit wann?

Will (schießt ihm einen Blick zu): Pscht!

Alleyn: Dann will ich ihn spielen!

(Die allgemeine Erleichterung ist groß, und Will fängt an, voller Eifer die Neuankömmlinge zu begrüßen.)

Will: Mr. Pope, Mr. Philips, altes Schlachtroß, ich freu' mich! (Dann fällt sein Blick auf einen jungen Schauspieler und er faßt ihn unterm Kinn.) Oh Sam, mein hübsches Kind! Oh! Seid Ihr bereit, Euch wieder zu verlieben?

Sam (etwas heiser): Wie immer, Master Shakespeare!

Will (greift ihm besorgt zwischen die Beine): Eure Stimme, sie ist nicht gebrochen?

Sam (mit etwas höherer Stimme als vorher): Nein! Nein, nein. Nur ein Anflug von Erkältung!

Will: Master Henslowe, Ihr habt Eure Darsteller. Ausgenommen Thomas Kent.

Fennyman (zu Will): Ich habe - ich habe ihn als Tamberlaine gesehen. Er war wundervoll.

Will: Ja, ich hab's auch gesehen.

Fennyman: Es war natürlich prächtig geschrieben. Es gibt keinen wie Marlowe.

(Will verdreht die Augen.)

(Will geht ruhelos vor dem Theater auf und ab, auf der Suche nach Thomas Kent. Der Junge von vorhin sitzt an einer Ecke, Mäuse turnen auf ihm herum.)

Will (leutselig): Beim nächsten Mal vielleicht.

Straßenjunge (achselzuckend): Ich hab' schon mal gespielt. Die haben mich in "Titus Andronicus" hingerichtet. Wenn ich mal Stücke schreibe, dann welche wie "Titus".

Will (geschmeichelt): Es gefiel Dir?

Straßenjunge: Das Kopfabhacken hat mir gefallen. Und wenn die Tochter mit den Messern verstümmelt wird.

Will: Wie ist Dein Name?

Straßenjunge: John Webster. (hält eine Maus am Schwanz hoch) Ja, hierher Kätzchen! (Eine Katze kommt angelaufen.) Mit viel Blut, das sind die richtigen Stücke!

Will (angeekelt): Ich muß wieder hinein. (Die Maus quiekt.)

(Will gibt das Warten auf und geht ins Theater zurück, wo die Proben in vollem Gange sind.)

Will: Wir überspringen ihn vorläufig.

Henslowe (alarmiert): Was? Wen?

Will: Romeo.

Henslowe: Oh, der mit Eurem Brief gekommen ist?

Will: Was?

(Henslowe zeigt auf die Bühne.)

Nol als Benvolio: Guten Morgen, Vetter!

Viola als Romeo (in Männerkleidung, mit Perücke und Schnurrbart): Ist der Tag so jung?

Nol als Benvolio: Eben schlug es neun.

Viola als Romeo: Weh mir, wie dehnt der Gram die Zeit!

Nol als Benvolio: Welcher Gram zerdehnt denn Romeos Stunden?

Viola als Romeo: Daß ich nicht das besitze, was sie kürzt.

Will (beeindruckt): Gut!

Nol als Benvolio: Mit Liebe?

Viola als Romeo: Ohne!

Nol als Benvolio: Also ohne Liebe?

Viola als Romeo (voller Feuer): Ohne Gunst, die jene verwehrt, die ich lieben muß!

Will (mischt sich ein): Nein, nein, geht sparsam damit um! (Er springt auf die Bühne.)

Viola (unsicher): Ja, Sir.

Will: Wißt Ihr, was ich meine?

Viola: Nein, Sir.

Will: Er spricht von einer Schlampe, der wir nie begegnen. Wie wollt Ihr Euch noch steigern, wenn Ihr Julia trefft?

Henslowe: Julia? Ihr meint Ethel!

Will (fährt ihn entnervt an): Herrgott, warum muß ich ertragen, daß mich hier jeder ständig unterbricht? (zu Viola) Was wollt Ihr im zweiten Akt tun, wenn Romeo seine große Liebe trifft?

Viola (zaghaft): Ah, ich bedaure sehr, Sir, ich kenne den zweiten Akt noch nicht.

Will (stutzt): Selbstverständlich nicht. Den muß ich ja noch schreiben! Sofort noch mal!

(Er geht Richtung Ausgang und kommt dabei an Ned vorbei, der stirnrunzelnd das Blatt mit der Szene studiert.)

Alleyn: Will, wo ist Mercutio?

Will (tippt sich an die Stirn): Hier, wohl verschlossen. Ich lege die Szene in Eure geübten Hände. Ich muß ein Sonett schreiben.

Henslowe (besorgt): Ein Sonett? Ihr meint eine Komödie!

(Will beachtet ihn nicht und geht ein Stockwerk höher in seine kleine Schreibecke. Viola sieht ihm hinterher, Aufstand im Herzen. Er fängt das Sonett an: "Für Lady Viola de Lesseps. Durch die Hand von Thomas Kent")

Viola (noch als Thomas verkleidet, läuft die Treppe zu ihrem Zimmer hoch, das Sonett in der Hand. Sie lehnt sich an die Mauer und liest den Anfang des Sonetts): "Soll ich Dich einem Sommertag vergleichen? Viel lieblicher und sanfter bist Du doch." (Sie seufzt beglückt auf.) "Der rauhe Wind mag durch die zarten Knospen streichen..."

(Plötzlich hört man lautes, erregtes Sprechen.)

Wessex (zur Amme): Zwei Stunden beim Gebet?

Amme: Lady Viola ist fromm, Mylord.

Wessex (verärgert): Frömmigkeit ist für den Sonntag! Und zwei Stunden lang beten ist nicht Frömmigkeit, sondern Selbstgefälligkeit!

Amme: Es wäre wohl besser, uns morgen wieder aufzusuchen, Mylord.

Wessex (sauer): Es wäre besser, sie von den Knien aufzuscheuchen und ihr beizubringen, daß sie den Rest der Woche einem anderen Herrn Achtung schuldet!

(Viola tritt ein, im Kleid, aber noch mit Schnurrbart. Die Amme schafft es gerade noch, ihn wegzuzupfen, bevor Lord Wessex sie erblickt.)

Wessex (verbeugt sich): Mylady Viola!

Viola (knickst): Lord Wessex! Ich habe Euch warten lassen!

Wessex: Das habe ich gemerkt! - Aber das ist das Privileg der Schönheit.

Viola: Ihr schmeichelt nur, Mylord.

Wessex: Nein. Ich habe mit der Königin gesprochen. Ein Wessex braucht ihre Zustimmung, wenn er sich ein Weib wählt, und wenn die Zustimmung erteilt ist, ist sie Befehl.

Viola (nichtsahnend): Wollt Ihr Euch denn vermählen, Mylord?

Wessex: Euer Vater sollte Euch etwas besser informieren. Er hat mich für Euch gekauft. Er wird zu unserer Hochzeit wieder da sein, am Samstag in zwei Wochen. (Pause) Es ist Euch gestattet, Euch zu freuen.

Viola (fassungslos): Aber wenn ich Euch doch nicht liebe, Mylord?

Wessex (peinlich berührt): Derlei Erwägungen spielen wohl keine Rolle. Euer Vater war ein simpler Krämer! Eure Kinder tragen ein Wappen, und ich bekomme mein Vermögen zurück. Nur dieses Thema steht heute zur Diskussion. Virginia wird Euch gefallen.

Viola (entgeistert): Virginia?

Wessex: Gewiß. Mein Vermögen liegt in meinen Plantagen von Tabak fest. Ich brauche viertausend Pfund, um aus meinen Investitionen Gewinn zu schlagen. Ich denke, Tabak gehört die Zukunft. Wir fahren auch nicht für lange - drei oder vier Jahre...

Viola (seufzt gequält auf): Warum ich?

Wessex: Es waren Eure Augen. Nein, Eure Lippen.

(Er geht auf sie zu und küßt sie trotz ihres heftigen Widerstands. Sie gibt ihm eine schallende Ohrfeige.)

Wessex: Wollt Ihr Euch Vater und Königin widersetzen?

Viola: Die Königin hat eingewilligt?

Wessex: Sie will Euch in Augenschein nehmen, in Greenwich, am Sonntag. Seid unterwürfig, bescheiden, dankbar und wortkarg.

Viola (macht die Augen zu): Ich werde meine Pflicht zu tun wissen, Mylord.

(Viola schreibt an Will, sie weint dabei. Sein Sonett liegt auf ihrem Schreibtisch.)

Viola: "Master Will, Dichter, der meinem Herzen der Liebste ist, ich beschwöre Euch, verbannt mich aus dem Euren - ich werde Lord Wessex heiraten. Eine töchterliche Pflicht und ein königlicher Befehl."

(Probe der Tanzszene in Akt I, Szene V. Der Tanz geht schief, und es ist Violas Schuld, die total unkonzentriert ist.)

Alleyn (der die Oberaufsicht führt, wütend): Die Dame nach vorn, der Herr nach hinten. Die Dame nach vorn, der Herr nach hinten! Seid Ihr die Dame, Mr. Kent?

Viola (murmelt): Tut mir wirklich leid, Sir.

(Sie wirft einen sehnsuchtsvollen Blick auf Will, der gerade an ihr vorbeigeht.)

Will (zu Alleyn): Gefällt Euch der Monolog nicht?

Alleyn: Doch, der Monolog ist großartig. "Nun seh' ich wohl, Frau Mab hat Euch besucht." Ausgezeichnet, und schön lang. Aber danach verschwindet er auf die Länge einer halben Bibel!

Will (greift zu Neugeschriebenem): Da, Ihr habt das Duell. Ein solches Gefecht von Worten und Degen hab' ich noch niemals geschrieben, und niemand sonst. Er stirbt mit soviel Poesie und Feuer wie noch nie ein anderer. (zitiert mit Pathos) "Die Pest auf beide Eure Häuser!"

(Er klopft ihm auf die Schulter, nickt ihm aufmunternd zu und macht sich dann aus dem Staub. Ned braucht eine Weile, um seine Worte zu begreifen. Dann blickt er ungläubig auf.)

Alleyn: Er stirbt? (Doch der Autor ist entflohen.)

(Will stürmt aus dem Theater und prallt mit Burbage zusammen.)

Burbage: Will, wo bleibt mein neues Stück denn?

(Will macht einen kleinen Hüpfer und wirft dabei beide Arme in einer "Wie soll ich das wissen?"-Geste in die Höhe und eilt weiter. Burbage sieht ihm kopfschüttelnd hinterher.)

(Viola, als Thomas verkleidet, läßt sich in einem Boot nach Hause rudern. Da hört sie hinter sich eine Stimme. Es ist Will, der ihr in einem anderen Boot folgt.)

Will: Hat sie meinen Brief erhalten?

Viola (hält ihren Brief hoch): Ja, und dieser ist für Euch.

(Will steigt in ihr Boot um, ergreift den Brief, läßt sich neben sie auf die Bank fallen, liest und ist erschüttert.)

Will: Oh Thomas, sie will das Band zerschneiden! Und ich bin machtlos, bewegungslos und kraftlos, wie eine Marionette ohne Fäden!

Bootsmann (amüsiert ob der Wortwahl): Schriftsteller, oder?

Will (fährt ihn an): Ruder Dein Boot! (zu Viola) Sie schreibt, ich soll mich fernhalten. Sie wird die Frau von Lord Wessex! Was soll ich tun?

Viola: Wenn Ihr sie liebt, müßt Ihr tun, was sie sagt.

Will: Und unser beider Herzen brechen?

Viola: Ihr kennt ihr Herz nicht, nur das Eure!

Will: Sie liebt mich, Thomas!

Viola: Hat sie das gesagt?

Will: Nein. Und doch ist dieser Brief befleckt von Tränen. Hat sie geweint, als sie ihn Euch gegeben hat?

Viola: Äh, ich erhielt den Brief durch die Hand der Amme.

Will: Eurer Tante?

Viola: Ja, meiner Tante. - Aber vielleicht hat sie ein wenig geweint. - Sagt mir, wie Ihr sie liebt, Will.

Will: Wie eine Krankheit - und ihre Heilung in einem.

Viola (atemlos): Oh ja. So wie Regen und Sonne. Wie Kälte und Hitze. Ist Eure Liebste schön, Will? (reißt sich kurz zusammen) Ah, ich kam vor kurzem erst vom Lande, ich hab' sie noch nicht recht gesehen. - Sagt mir, ist Eure Liebste schön?

Will (schwärmerisch, rückt ganz nahe an Viola heran): Oh Thomas! Wenn ich so schreiben könnte, wie ihre Augen schön sind! Ich bin geboren, hineinzublicken und mich zu finden!

(Er blickt ihr direkt in die Augen.)

Viola (ergriffen): Und... und ihre Lippen?

Will (rückt noch näher heran): Ihre Lippen? Die morgenfeuchte Rose würde am Stamm verdorren vor wilder Eifersucht!

Viola (kann sich beinahe nicht mehr halten): Und ihre Stimme? Wie das Lied der Lerche?

Will: Tiefer. Sanfter. Nichts von dem scharfen Zwitschern. Ich würde die Nachtigallen aus ihrem Garten verbannen, um nur ihr Lied zu hören.

Viola: Oh, dann singt sie auch?

Will: Ja, ständig, ganz ohne Zweifel. Und spielt die Laute, sie hat ein Ohr dafür. - Und ihr Busen! Soll ich den Busen Euch beschreiben?

Viola (versucht, sich zusammenzureißen): Was ist mit ihrem Busen?

Will (verzückt): Oh Thomas! Wie ein Paar Pfirsiche, so rund und vollkommen wie goldene Äpfel!

Viola: Dann tut sie recht daran, Eure Liebe von sich fernzuhalten, denn welche Frau könnte diesem Bild genügen? Aus der Nähe betrachtet, wo ihre Augen, Lippen, Stimme vielleicht nicht verführerischer sind als meine? Selbst wenn es so wäre, kann eine Dame von Reichtum und edler Abstammung jemals mit einem armen Schauspieler und Dichter glücklich werden?

Will (inbrünstig): Oh ja, bei Gott! Liebe weiß nichts von Vermögen und von Abstammung! Sie erblüht auch zwischen der Königin und dem armen Vagabunden, der den König spielt! Und diese Liebe, wenn sie blüht, soll beiden heilig sein, denn verleugnete Liebe schändet die Seele, die wir Gott schulden! Also sagt meiner Herrin, daß William Shakespeare im Garten auf sie warten wird!

(Er hat Viola an den Schultern gepackt und kurz durchgeschüttelt. Sie fällt vor Erregung beinahe in Ohnmacht. Ein einziges Gegenargument fällt ihr noch ein.)

Viola: Aber was ist mit Lord Wessex?

Will (überzeugt): Für einen Kuß nehm' ich es mit Tausenden von Wessexes auf!

Viola (kann nicht mehr an sich halten und küßt ihn): Oh Will!

(Dann springt sie aus dem Boot und wirft dem Bootsmann eine Münze hin, während Will völlig perplex guckt. Er begreift gar nichts mehr.)

Bootsmann: Danke, Mylady!

Will (fassungslos): Lady?

Bootsmann: Das ist Viola de Lesseps. Ich kenn' sie, seit sie klein war. Darauf fällt doch keiner rein! (Dann greift er unter seinen Sitz und holt ein Manuskript hervor, das er Will hinhält.) Wie es sich ergibt, schreibe ich selber auch ein bißchen. Es wird nicht lange dauern, es zu lesen! Ich nehme an, Ihr kennt die Buchhändler gut?

(Doch Will ist schon aus dem Boot gesprungen und läuft Viola hinterher. Ohne zu zögern klettert er am Baum zu ihrem Balkon hinauf. Er kommt in dem Moment durch die Balkontür ins Zimmer, als Viola auf der anderen Seite durch die Tür tritt. Ihre Haare hat sie bereits gelöst. Die beiden starren einander an.)

Will: Könnt Ihr einen Narren lieben?

Viola: Und Ihr einen Schauspieler?

(Dann laufen die beiden aufeinander zu und stürzen sich in einen leidenschaftlichen Kuß. Plötzlich weicht Will zurück.)

Will: Wartet! Ihr seid noch ein Mädchen und habt Euch vielleicht in mir ebenso getäuscht wie ich in Thomas Kent!

Viola: Seid Ihr der Autor der Schauspiele William Shakespeares?

Will (nickt): Der bin ich.

Viola: Dann küß mich weiter, denn ich habe mich nicht getäuscht!

(Sie fangen wieder an, sich zu küssen. Man sieht, wie die Amme von außen auf Violas Zimmer zugeht. Als sie erregtes Kichern hört, bleibt sie stehen und legt ein Ohr an die Tür. Will und Viola nesteln gegenseitig an den Knöpfen ihrer Jacken herum.)

Viola: Ich weiß nicht, wie entkleidet man einen Mann?

Will: Das ist auch für mich ungewohnt.

(Beide müssen lachen und küssen sich wieder. Die Amme schleift einen hölzernen Schaukelstuhl mit Lehnen vor die Tür und bezieht Wachtposten, damit niemand die beiden stört. Sie fühlt sich sehr unbehaglich und rutscht unruhig hin und her. Die Szene überfordert sie. Will und Viola sind mittlerweile halb ausgezogen. Will streift ihr das Hemd über den Kopf und ist erstaunt, als er sieht, daß ihre Brust fest mit Bandagen umwickelt ist. Er findet das lose Ende, und Viola beginnt sich zu drehen, bis das Band aufgewickelt ist. Die Amme vor der Tür hat angefangen, sich wie wild mit dem Fächer Luft zuzuwedeln. Will küßt Viola und zieht sie aufs Bett herunter. Bald darauf ist von draußen das rhythmische Knarren des hölzernen Bettes zu hören. Ein Stubenmädchen mit einem Tablett in der Hand kommt auf das Zimmer zu und bleibt erstaunt stehen, als es das Knarren hört. Die Amme fängt an, mit dem Schaukelstuhl im Takt zu knarren, um das Geräusch zu übertönen. Sie wedelt das Stubenmädchen weiter.)

Amme: Geh nur, nur zu!

(Will und Viola liegen nebeneinander, beide noch leicht außer Atem.)

Viola: Das hätte ich niemals erwartet. Daß etwas besser als ein Schauspiel sein kann!

Will (zustimmend): Oh doch!

Viola: Sogar als Dein Schauspiel!

Will: Mmh. (dann, in seiner Eitelkeit gekränkt, stirnrunzelnd) Hmm?

Viola: Und dabei war es nur mein erster Versuch!

(Sie lehnt sich zu ihm herüber, und die beiden fangen erneut an, sich zu küssen.)

(Es ist früher Morgen. Die Amme ist in ihrem Schaukelstuhl eingeschlafen. Ein Hahn kräht. Will erwacht und bewegt sich, worauf Viola, die auf ihm gekuschelt daliegt, auch erwacht.)

Viola (noch im Halbschlaf): Will... Du willst doch nicht fort von hier?

Will (dreht sich zu ihr): Ich muß. Sieh doch, wie hell das Fenster ist.

Viola: Mondlicht!

Will: Nein, eben hat mich der Hahn aufgeweckt.

Viola (zieht ihn zu sich herunter): Das war die Eule, bleib' bei mir!

Will (gibt nach und fängt an, sie abzuküssen): Ach, soll Henslowe doch warten!

Viola (stutzt und schiebt ihn weg): Mr. Henslowe?

Will (knabbert an ihr herum): Mmh. Ich pfeif' ihm was auf seine Seiten!

Viola (energisch): Oh nein, nein, nein, nein!

Will (protestiert): Es ist noch Zeit! Es ist noch dunkel!

Viola: Es ist heller Tag. Du hast doch den Hahn gehört!

Will: Das war die Eule! Glaub mir, Herz, es war die Eule!

(Viola gibt ihm einen Schubs, daß er aus dem Bett fällt. Sie setzt sich auf.)

Viola: Wie würden wir auf der Probe ohne neue Szene dastehen?

(Will richtet sich auf. Sein Blick ist voller Entsagung.)

Amme (klopft an die Tür): Mylady, das Haus erwacht. Es ist ein neuer Tag.

Viola (in das Bettlaken gehüllt, öffnet ihr fröhlich): Es ist eine neue Welt!

(Probe, die erste Kußszene zwischen Romeo und Julia steht auf dem Plan. Romeo schmeißt sich nach allen Regeln der Kunst an Julia heran. Will hat sich an eine Säule geschmiegt. Er hält sie mit beiden Händen umfaßt und himmelt seine Viola an.)

Sam als Julia: Nein, Pilger, lege nichts der Hand zuschulden für diesen frommen Gruß, den sie erweist. Die Hand des Heil'gen darf Berührung dulden, und Hand zu Hand ist frommer Pilger Kuß.

Viola als Romeo: Hat nicht der Heilige Lippen, so wie der fromme Pilger auch?

Sam als Julia: Ja, Pilger, Lippen, um damit zu beten.

Viola als Romeo: Oh dann, Du Heilige, laß Lippen wie die Hände tun und beten, daß nicht der Glaube der Verzweiflung weiche.

Sam als Julia: Ein Heiliger darf nur erhören, doch sich nicht bewegen.

(Will ist in Violas Blickfeld. Sie schenkt ihm einen heimlichen, innigen Blick und verpaßt prompt ihren Einsatz..)

Sam: Stichwort!

Alleyn (aufgebracht): Schlag' mich der Donner!

Viola als Romeo (schaut schuldbewußt auf ihren Text): Dann beweg' Dich nicht, und was mein Mund erfleht, ergreift er.

(Sie küßt Sam zart auf die Lippen, es ist kein besonders inniger Kuß. Doch es ist schon zuviel für Will, der sich abrupt von der Säule löst und ein paar Schritte in ihre Richtung macht.)

Viola als Romeo: So wird mein Mund durch Deinen befreit von jeder Sünde.

(Will zupft an seinen Haaren, er ist die personifizierte Eifersucht.)

Sam als Julia: So trägt mein Mund dafür der Sünde Schuld?

Viola als Romeo: Dein Mund und Sünde? Oh Vorwurf, süß erfunden! So gib mir meine Schuld zurück!

(Sie beugt sich vor, um Sam erneut zu küssen.)

Will (hält es nicht mehr aus und geht dazwischen): Ja! Ja, äh, schon fast richtig, nur etwas mehr... laßt mich.

(Er schubst Sam auf die Seite und stellt sich Viola gegenüber.)

Will als Julia: So trägt mein Mund dafür der Sünde Schuld?

Viola als Romeo: Dein Mund und Sünde? Oh Vorwurf, süß erfunden! So gib mir meine Schuld zurück!

(Die beiden versinken in einem leidenschaftlichen Kuß, Sam guckt erstaunt.)

Viola als Romeo (lächelt fein und spricht Julias Text): Ihr küßt wie nach dem Buch!

(Will, der sich völlig vergessen hat, beugt sich vor, um Viola noch einmal zu küssen, da stoppt ihn Ned.)

Alleyn (sarkastisch): Prächtig, Will! So ein Glück, daß Ihr hier wart! Wie wär's, ich könnte doch Euer Stück fertig schreiben, während Ihr...

Will (entschuldigend): Ja, macht weiter. Jetzt die Amme. Wo ist Ralph?

Ralph als Amme (stolpert herein): Madam, Eure Mutter will Euch ein Wörtchen sagen.

(Will hat sich hinter den Vorhang geflüchtet, wo er versucht, sich zu sammeln. Er preßt sein Kinn an die Mauer. Viola hat ihn im Blickfeld.)

Viola als Romeo: Wer ist ihre Mutter?

Ralph als Amme: Wohlan, junger Herr, sie ist die Herrin unseres Hauses hier. Gar eine gute Herrin, klug und ehrsam auch. Ich hab' die Tochter, die Ihr spracht, gestillt. Ich sag' Euch wohl, wer sie dereinst bekommen wird, in dessen Beutel klingelt's!

Viola als Romeo: Ist sie eine Capulet?

(Ralph, die Amme nickt zustimmend.)

Viola als Romeo: Oh teurer Preis, mein Leben liegt in meiner Feinde Hand!

(Sie macht ein paar Schritte auf den Vorhang zu, hinter dem Will steht und streckt ihre Hand hindurch. Will ergreift diese und küßt sie ab.)

Nol als Benvolio: Komm fort, laß uns gehen, der Spaß wird bald vergeh'n!

Viola als Romeo: Umso schlimmer wohl ist es um mich gescheh'n!

(Sie wirbelt hinter den Vorhang und stürzt sich in eine Umarmung mit Will, der nur darauf gewartet hat.)

Sam als Julia (zu Ralph, der Amme): Komm zu mir, Amme. Wer ist der junge Edelmann?

Ralph als Amme: Der einzige Sohn und Erbe des alten Tiberio.

Viola (hinterm Vorhang zu Will): Oh, laß es wieder Nacht sein!

Ralph als Amme: ... Ich weiß es nicht.

Sam als Julia: Dann geh' und frag' ihn, Amme! Und wär' er vermählt, so sollte mir die Gruft zum Brautbett werden!

(Will löst sich von Viola. Diese protestiert.)

Viola: Nein, geh' noch nicht!

Will: Ich muß. Ich muß!

Alleyn (aus dem Off): Einfach grauenhaft!

(Will läuft die Treppe hinauf in seine Schreibecke. Es folgt noch einmal sein kleines Ritual: umdrehen, Kiel zwischen den Händen reiben und ausspucken. Dann fängt er an zu schreiben.)

(Viola sitzt halb angezogen in ihrem Bett. Will liegt in ihrem Schoß.)

Viola (liest): Doch still, was schimmert durch das Fenster dort? Es ist der Ost, und Julia die Sonne.Geh auf, Du holde Sonne und töte die Sichel des Mondes, die schon vor Eifersucht und bleich vor Gram, daß Du, obwohl ihr dienend, soviel schöner bist als sie. (ergriffen) Oh Will!

Will (bescheiden): Ja, manches kann man sprechen.

Viola (liest weiter): Es ist meine Herrin, oh es ist meine Liebste. Oh daß sie's wüßte, es schon wäre! Der feine Glanz von ihren Wangen beschämt die Sterne, so wie das Sonnenlicht die Lampe.

(Während sie liest, streichelt Will ihre Wange. Sie lächelt ihn an. Die Szene wird als Probe im Theater fortgeführt.)

Viola als Romeo: Und würden ihre Augen nicht noch aus luft'ger Höhe solchen Glanz verbreiten, daß Vögel sängen und dächten, es sei Tag? Oh, wie sie auf die Hand dort ihre Wange lehnt! Oh, wäre ich der Handschuh doch auf dieser Hand, um diese Wange zu berühren!

Sam als Julia: Weh mir!

(Die Szene springt nun immer zwischen dem Theater und Violas Zimmer hin und her.)

Will als Julia (spricht unter Violas Küssen): Oh Romeo, Romeo! Warum denn Romeo? Verleugne Deinen Vater...

Sam als Julia (steht auf dem Balkon und liest ab): ... Verleugne Deinen Vater, Deinen Namen. Willst Du das nicht, so schwöre Dich zu meinem Liebsten, und ich bin länger keine Capulet!

Viola als Romeo: Soll ich nun sprechen oder soll ich weiter horchen?

(Will bläst die Kerze aus und streift Violas Nachtgewand herunter.)

Will als Julia: Welchen Mann bist Du, der von der Nacht beschirmt, sich unversehens drängt in mein Geheimnis?

Viola als Romeo: Mit Namen wüßte ich Dir nicht zu sagen, wer ich bin. Mein Name, teures heil'ges Wesen, ist mir verhaßt, weil er Dir feind sein muß. Hätt' ich ihn aufgeschrieben, ich zerriß das Wort!

(Will fährt mit beiden Händen an Violas nackten Schultern hoch.)

Will als Julia: Die Gartenmauer ist hoch, schwer zu erklimmen, und diese Stätt' ist tot, bedenk' nur, wer Du bist. Wenn einer meiner Vettern Dich hier fände, wenn er Dich sähe, er würd' Dich töten.

(Es ist spät. Die Probe wird bei Fackelbeleuchtung fortgesetzt. Eine Menge Schauspieler sehen zu.)

Viola als Romeo: Und doch, es droht mir mehr Gefahr von Deinen Augen als von zwanzig ihrer Schwerter! Blick Du nur freundlich, so bin ich gegen ihren Haß gefeit.

Sam als Julia: Ich wollt' um alles nicht, daß sie Dich sähen.

Viola als Romeo: Vor jenen hüllt mich Nacht in ihren Mantel. Liebst Du mich nicht, so laß sie mich nur finden.

(Will und Viola begeben sich in die Horizontale.)

Will als Julia: Gute Nacht, gute Nacht. So sanfte Ruh' und Frieden sei auch Dir geschenkt, wie ich's im Herzen fühle. - Oh, so unbefriedigt willst Du mich verlassen?

Viola (widerspricht sanft): Das ist mein Text!

Will: Oh, aber meiner ist es auch!

Viola als Romeo: So unbefriedigt willst Du mich verlassen?

Sam als Julia: Was für Befriedigung kann ich Dir geben?

Viola als Romeo: Gib Deinen Schwur der Liebe für den meinen.

(Will und Viola lieben sich.)

Will als Julia: So grenzenlos ist meine Liebe wie die See, so weit und tief. Je mehr ich davon gebe...

Will und Viola zusammen: ...umso mehr hab' ich. Denn beide sind unendlich.

Violas Amme (klopft an die Tür): Madam!

Sam als Julia: Ich hör' im Hause Rufen. Liebster, lebe wohl.

Ralph als Amme: Julia!

Viola: Ja, Amme, gleich!

Sam als Julia: Ja, Amme, gleich! Sei treu mir, edler Montague!

Will (voller Leidenschaft): Warte einen Augenblick, ich will noch einmal kommen!

Sam als Julia: Warte einen Augenblick! Ich will noch einmal kommen!

Viola als Romeo: Oh selige, beseelte Nacht!

(Will und Viola liegen nebeneinander. Will ist schon eingeschlafen. Viola dreht an ihren Haaren und sieht ihn an.)

Viola als Romeo (wie zu sich selbst): Doch fürcht' ich, weil mich Nacht einhüllt, dies alles war nur Traum, zu schmeichelnd schön, um von Bestand zu sein.

Sam als Julia: Wirb nun nicht länger, überlaß mich meinem Gram. Und tausendmal gut' Nacht!

Viola als Romeo: Tausendmal schlimmer ist die Nacht ohne Deine Liebe.

Sam: (zu Ralph) Ich kann mich in diesem Kleid nicht bewegen! Darin komm' ich mir vor wie ein Schwein! Ich habe keinen Hals in diesem Schweinekleid!

(Will schreibt eine Seite fertig und gibt sie Peter, dem Bühnenmanager. Ned betritt die Schreibecke.)

Will (zu Peter): Wie ist es?

Peter (achselzuckend): Oh, es geht so.

(Als Peter den Raum verläßt, zieht Will ein Gesicht. "Typisch!" sagt es.)

Will (wappnet sich): Ned, ich weiß, ich weiß...

Alleyn (unerwartet): Es ist gut.

Will (verwundert): Ha?

Alleyn: Der Titel wirkt nicht so recht.

Will: Ah...

Alleyn: "Romeo und Julia", nur so als Vorschlag.

Will (ironisch): Danke, Ned. Ihr seid ein Ehrenmann.

Alleyn (im Hinausgehen): Und Ihr seid ein Scheißhaufen.

(Drunten geht die Probe weiter.)

Sam als Julia: Um welche Stunde soll ich morgen zu Dir schicken?

Viola als Romeo: Wenn es neun Uhr geschlagen.

Sam als Julia: Das will ich tun, zwanzig Jahre sind's bis dahin, doch ich vergaß, warum ich Dich zurückgerufen...

(Henslowe und Peter sitzen am Rande der Bühne, Peter hat Henslowe gerade die neuesten Seiten gegeben. Ein häßlicher Hund sitzt neben den beiden.)

Henslowe (ungläubig): Ihr meint, es ist gar kein Hund darin?

Fennyman (erdolcht die beiden mit Blicken): Pscht! Ruhe!

Peter: Der Mönch vermählt die beiden heimlich, dann kriegt Ned einen heftigen Streit mit einem von den Capuletsen, als Romeo das verhindern will, gerät er Ned in die Quere, ich meine, Mercutio in die Quere, und Tybalt erschlägt Mercutio und Romeo erschlägt Tybalt, und danach verbannt der Fürst Romeo aus Verona.

Henslowe (erleichtert): Und deswegen macht er eine Reise und erleidet Schiffbruch auf der Insel des Piratenkönigs?!

Fennyman (der gebannt der Probe zusieht, verärgert): Um Gottes willen! Laßt endlich Euer Geschwätz und verschwindet! Hinaus! (Er gibt dem Hund einen Tritt. Dann wendet er sich zu Sam und Viola, die ihre Probe unterbrochen haben.) Verzeiht die Unterbrechung, bitte. Bitte sehr!

Sam als Julia: ...und dann zurück ihn zieht am seidenen Faden, denn liebevoll mißgönnt sie ihm die Freiheit.

Viola als Romeo: Ich wünscht', ich wär' Dein Vögelchen!

Sam als Julia: Ach, wärst Du's doch! Ich würde Dich gewiß zu Tode lieben! Gut' Nacht, gut' Nacht! So lieblich tut der Abschied weh, daß gute Nacht ich ruf', bis ich den Morgen seh'.

(Hinter der Bühne wird ein Duell geprobt, Ralph in seinem Ammenkostüm vertreibt sich die Zeit mit Jonglieren.)

(Es ist Morgen. Will und Viola liegen nebeneinander. Man hört Kirchenglocken. Will öffnet die Augen. Viola erwacht mit einem Ruck und setzt sich auf. Irgend etwas beunruhigt sie, aber sie kommt nicht drauf, was es ist.. Will zieht sie wieder aufs Kissen zurück..)

Will: Sonntag. Es ist Sonntag. (Die beiden kuscheln sich aneinander.) Ich habe etwas geträumt. Der Mönch, der die beiden verheiratet, wird ihr Schicksal.

Viola: Aber nimmt es ein gutes Ende für die Liebe?

Will: Vielleicht im Himmel. Es kann keine Komödie mehr daraus werden. Ein breiter Fluß liegt zwischen meinen Liebenden, und die Familie, das Schicksal, die Pflicht... alles unwandelbar wie die Natur.

Viola (ernüchtert): Ja, das ist nicht das Leben, Will. Es ist nur gestohlene Zeit.

(Plötzlich werden Stimmen hörbar.)

Amme: Habt Geduld, Mylord!

Wessex (wütend): Geduld? Soll Ihre Majestät auch Geduld haben?

Viola (erinnert sich): Sonntag! Greenwich!

(Sie hat sich mit einem Schrei aufgerichtet. Will guckt verständnislos. Die Amme und Wessex laufen die Treppe hinauf, die Amme bemüht, vor ihm bei Violas Zimmer zu sein.)

Wessex (bleibt stehen): Damit wir uns recht verstehen: Die Königin, Gloriana Regina, Gottes erwähltes Gefäß, durch das er sein Licht auf uns alle ergießt, ist heute in Greenwich, und bereit, im Laufe ihres abendlichen Festes mit Wohlwollen, wie ich hoffe, meiner zukünftigen Frau freundlichst Audienz zu gewähren, und wenn ich zum Essen zu spät komme, verzeiht mir der Drachen das nie! Also schert Euch zum Zimmer Eurer Herrin und treibt sie heraus, mit oder auch ohne ihr Untergewand!

(Will und Viola ziehen sich an. Will versucht verzweifelt, Viola umzustimmen.)

Will: Das kannst Du nicht! Nicht für die Königin selbst!

Viola: Was sollte ich stattdessen tun? Vielleicht Dich heiraten?

Will (getroffen): Und Frau eines armen Gauklers sein? Kann ich mir das für Viola wünschen, außer vielleicht im Traum? Wenn ich beim harten Licht des Tages meinem Begehren nur frei folgen dürfte!

Viola (spitz): Du folgst Deinem Begehren bei Nacht schon frei genug. Und wenn das alles war, muß ich jetzt nach Greenwich.

Will: Dann werde ich mit Dir gehen.

Viola: Das kannst Du nicht! Wessex würde Dich töten!

Will: Fechten kann ich auch!

Viola: Theaterfechten! (Sie steht auf und nimmt seinen Kopf in ihre Hände.) Ach Will! Als Thomas Kent gibt es keinen für mich als Dich, aber als Viola fließt der breite Fluß zwischen uns, und ich muß am Samstag in einer Woche Wessex' Frau werden.

Wessex (randaliert immer noch): Ich schleif' sie heraus, auf Befehl der Königin!

(Die Tür zu Violas Zimmer öffnet sich, sie schreitet heraus. Sie hat ein wunderschönes Kleid an.)

Viola: Guten Morgen, Mylord.

Wessex (beeindruckt von ihrer Erscheinung): Mylady, die Flut wartet auf niemanden, aber ich schwöre, auf Euch würde sie warten.

(Will erscheint hinter ihr in Kleid und Häubchen, das Häubchen halb vors Gesicht gezogen, um den Bart zu verdecken.)

Will (mit hoher Stimme): Oh, und da sind wir endlich!

Wessex (betroffen): Ihr wollt Eure Wäscherin mitnehmen?

Will (kichert albern): Ihre Anstandsdame. Lady Violas Base vom Lande. (Viola kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Amme schließt vor Entsetzen die Augen. Will knickst.) Meiner Treu, Ihr seid aber ein hübscher Galan, ganz wie sie gesagt hat. (huldvoll) Ihr dürft mich Miss Wilhelmina nennen!

Wessex (faßt Viola am Arm): Ja, wenn sich später eine günstige Gelegenheit findet, vielleicht.

Will: Oh Mylord, so leicht schüttelt Ihr mich nicht ab. Sie hat mich niemals mehr gebraucht, ich schwör's bei Euren Hosen!

(Wessex, Viola und Will sind in Greenwich eingetroffen. Ein Feuerwerk wird abgebrannt. Die Königin erscheint. Will verbeugt sich, bis Viola ihn knufft und ihn erinnert, daß er knicksen sollte. Ein Kammerdiener kommt auf Wessex zu.)

Wessex: Jetzt?

Kammerdiener: Jetzt!

Wessex (zu Viola): Die Königin fragt nach Euch. Antwortet gut. (nimmt Will beiseite) Gibt's einen Mann?

Will: Einen Mann, Mylord?

Wessex: Es gab einen Mann, einen Dichter, Theaterschreiber oder sowas. Besucht er sie noch?

Will: Ein Theaterschreiber?

Wessex: Ja, so ein dreister, billiger Federfuchser. Marlowe, so hieß er, Christopher Marlowe! Hat er sie wieder mal aufgesucht?

Will (tut, als ob er nachdenkt): Marlowe? Ja, der war da. Schöne Weste, aber diese schrecklichen Verse!

Wessex (ergrimmt): Dieser Hund!

Viola (in einem Hofknicks erstarrt): Euer Majestät!

Königin Elisabeth: Stellt Euch aufrecht hin, Kind. (betrachtet sie genau) Ich kenne Euch. Ihr kommt zu allen Theateraufführungen in Whitehall, in Richmond...

Viola (bejahend): Euer Majestät.

Königin Elisabeth: Was gefällt Euch so besonders?

Viola (nimmt Anlauf): Euer Majestät...

Königin Elisabeth: Heraus damit, Kind! Ich weiß, wer ich bin! Gefallen Euch Geschichten von Königen und Königinnen, oder Waffentaten? Oder die höfische Liebe?

Viola: Ich liebe das Theater. Daß dort Geschichten für mich von einer Truppe gespielt werden, das ist in der Tat...

Königin Elisabeth (zurechtweisend): Man spielt sie nicht für Euch, man spielt sie für mich! - Und?

Viola: Und ich liebe die Dichtkunst, über alles andere.

Königin Elisabeth: Mehr als Lord Wessex? (Gekicher der Höflinge) Mylord, wenn Euch Eure Frau verlorengeht, solltet Ihr sie im Theater suchen. (Erneutes Gekicher) Theaterschreiber lehren uns nichts über die Liebe. Sie machen sie hübsch, sie machen sie komisch oder sie machen sie unzüchtig. Sie können sie nicht wahrhaftig schildern.

Viola (platzt heraus): Doch, das können sie! (Die Höflinge raunen. Die Königin betrachtet sie sinnend. Wessex schnauft verblüfft. Da merkt Viola, was sie da gesagt hat und versucht zu retten.) Ich meine, Euer Majestät, noch tun sie es nicht, noch haben sie es nicht, aber ich glaube, daß es einen gibt, der es kann!

Wessex (greift ein): Lady Viola ist so unerfahren in der Welt, wie Euer Majestät weise sind. Wahrhaftigkeit ist der Erzfeind der Schauspielkunst, darauf wette ich mein Vermögen.

Königin Elisabeth: Ich dachte, Ihr wärt hier, weil Ihr keins hättet?

(Noch mehr Gekicher, Wessex lächelt gequält.)

Königin Elisabeth: Nun, es will wohl niemand Eure Wette halten, scheint es.

Will (ruft mit hoher Stimme): Fünfzig Pfund!

(Ein Raunen geht durch die Menge.)

Königin Elisabeth (amüsiert): Fünfzig Pfund? Eine wahrlich würdige Summe für eine würdige Frage: Gibt es ein Stück, das uns die wahrhafte Natur der Liebe zeigt? Ich will die Zeugin dieser Wette sein und will darüber richten, wenn eine Entscheidung erforderlich ist. (Die Höflinge klatschen.) Doch noch sehe ich keinen Anlaß dazu. (erhebt sich von ihrem Thron und schreitet hinunter) Gibt es noch mehr Feuerwerk? Es wäre beruhigend nach der Aufregung von Lady Violas Audienz. (vertraulich zu Wessex) So nehmt sie denn. Aber Ihr seid ein gewaltiger Narr. Sie ist gepflückt worden, seit ich sie zuletzt sah, aber nicht von Euch. Eine Frau spürt so etwas!

Wessex (in plötzlicher Erkenntnis erstarrt): Marlowe!

(Marlowe, ein Manuskript in der Hand, betritt Burbages Haus.)

Marlowe: Burbage?

(Man hört ein knarrendes Bett von oben. Rosalind sitzt rittlings auf Burbage.)

Burbage: Wer ist da?

Marlowe: Marlowe! (Er geht die Treppe hinauf und betritt das Schlafzimmer.) Heute nachmittag müßt Ihr meinen "Dr. Faustus" spielen. Verausgabt Euch nicht über Gebühr!

Burbage: Und? Was wollt Ihr, Kit?

Marlowe (ignoriert das sich ihm bietende Bild von Rosalind und Burbage im Bett): Mein "Massaker von Paris" ist vollendet.

Burbage: Was, Ihr habt den letzten Akt?

Marlowe: Wenn Ihr das Geld dafür habt.

Burbage: Gleich morgen früh.

Marlowe: Und gleich morgen früh werde ich es Euch bringen.

Burbage (zu Rosalind): Au! Wollt Ihr wohl nachlassen, Madam!

Marlowe: Zwanzig Pfund, bei Lieferung.

Burbage: Ach, was soll so ein bißchen Geld Männer wie uns entzweien? Und wenn ich wirklich ein Stück brauche, dann wartet auf mich schon eines, eine Komödie von Shakespeare.

Marlowe: Oh, "Romeo"? (schüttelt den Kopf) Das schreibt er für Henslowe.

Burbage: Niemals!

Marlowe (schon halb zur Tür hinaus): Nun, ich muß nach Deptford. Ich empfehle mich Euch besonders, Miss Rosalind.

Burbage: Ich habe Shakespeare zwei Goldstücke für "Romeo" gegeben!

Marlowe: Kann wohl sein. Aber Ned Alleyn und die Admiral's Men proben es schon für das Rose.

Burbage: Dieser Verräter! Betrüger und Dieb!

(Er springt auf und schleudert dabei Rosalind aus dem Bett. Diese fällt hin, der gläserne Schlangenarmreif zerbricht an der Wand. Sie fängt an, die Stücke aufzuheben. Das Maul der Schlange ist vor Burbage gerollt, der es aufhebt und den Zettel, der noch darin steckt, auffaltet. Was er liest, bereitet ihm kein Vergnügen. Es ist Wills Autogramm.)

(Die Chamberlain’s Men, allen voran Burbage, mit Hund, sind auf dem Weg zum Rose Theater. Ihre Gesichter sind grimmig. Im Rose treffen gerade die Montagues und die Capulets aufeinander.)

Nol als Benvolio: Bei meiner Seele, da kommen die Capulets.

Alleyn als Mercutio: Bei meiner Sohle, mich schert es nicht.

James Hemmings als Tybalt: Schließt Euch mir an, ich will mit ihnen sprechen. (stemmt die Arme in die Hüften, bombastisch) Ihr Herren guten Tag, ein Wort mit einem von Euch.

Alleyn (fällt aus der Rolle): Wollt Ihr das wirklich so sagen? - Auf Position!

(Die Szene wird wiederholt.)

Nol als Benvolio: Bei meiner Seele, da kommen die Capulets.

Alleyn als Mercutio: Bei meiner Sohle, mich schert es nicht.

James Hemmings als Tybalt: Schließt Euch mir an, ich will mit ihnen sprechen. Ihr Herren guten Tag, ein Wort mit einem von Euch.

(Da schwingt krachend die Tür auf, die Chamberlain’s Men stürmen herein. Will guckt alarmiert.)

Alleyn als Mercutio (läßt sich nicht stören): Nur ein Wort mit einem von uns? Gebt noch was drauf, laßt es ein Wort und einen Hieb sein!

(Burbage stürmt auf die Bühne.)

Burbage: Wo ist der diebische Kritzler, der seine Feder in fremde Tintentöpfe tunkt?

Will (springt gleichfalls auf die Bühne): Was will dieser Pöbel?

(Burbage schleudert ihn an eine Säule und zieht sein Schwert.)

Burbage: Zieht, wenn Ihr glaubt, ein Mann zu sein!

(Will schnappt sich Neds Schwert, die Chamberlain’s Men schwingen sich auf die Bühne, und im Nu ist die schönste Schlägerei im Gange. Crab, der Hund, kläfft und schnappt nach jedem Hosenbein, das in seine Nähe kommt. Henslowe sieht verwirrt im Manuskript nach, wo diese Szene wohl steht.)

Fennyman (der eine noch längere Leitung hat, zu Henslowe): Wundervoll! Wundervoll! (zeigt auf die Bühne) Und ein Hund! (Er reibt sich begeistert die Hände. Was für eine großartige Show!)

Henslowe (hat jetzt begriffen, daß weder die Szene noch die zusätzlichen Schauspieler im Stück vorkommen und springt auf die Bühne): Ich bitte Euch, Freunde! Ich bitte Euch! Nicht mit meinen Requisiten! Bitte!

(Viola schlägt sich tapfer. Mit einer nichtangezündeten Fackel wehrt sie einen Angreifer ab.)

Viola: Will!

(Will gibt einem Kontrahenten einen gezielten Tritt zwischen die Beine und kämpft sich zu ihr durch.)

Will: Ein Schauspielerdisput! Völlig normal.

(Da wird er unsanft angerempelt. Er fällt von der Bühne und reißt Viola mit. Unter der Bühne befindet sich ein Hohlraum. Er schubst Viola hinein.)

Will: Versteck Dich!

(Dann schwingt Will sich wieder auf die Bühne. Der Kampf ist in vollem Gange. Die Sitzkissen werden als Schilde benutzt, und so ist die Luft bald voller Federn. Ralph spuckt etliche davon aus. Henslowe versucht verzweifelt, seine Requisiten zu retten und wird beinahe über den Haufen gerannt. Viola öffnet die Falltür des Hohlraums, die auf die Bühne führt. Will hat gerade einen Schwerthieb verpaßt bekommen und läßt sich dankbar durch die Öffnung der Falltür plumpsen.)

Viola (befühlt die Wunde): Du bist verletzt!

(Dann versinken die beiden in einem Kuß.)

Will: Mir träumte letzte Nacht von einem Schiffbruch. Du wurdest an eine weit entfernte Küste geworfen.

Viola (schluchzt auf und fällt ihm um den Hals): Oh, noch nicht! Noch nicht!

(Jemand schwingt einen Baumstamm durch die Luft.)

Henslowe: Nein, den brauchen wir für die Balkonszene!

(Jetzt dämmert Fennyman, daß hier etwas nicht stimmen kann. Er kämpft sich zu Henslowe durch und reißt ihm das Manuskript aus der Hand. Dort findet er die Bestätigung.)

Fennyman: Meine Investitionen! Lambert! VERGELTUNG!

(Lambert und Fennyman machen kurzen Prozeß mit den verbliebenen Chamberlain’s Men. Burbage ist angeschlagen. Er schwankt. Fennyman nimmt Henslowe einen Totenkopf aus der Hand und versetzt Burbage damit einen Hieb. Burbage fällt von der Bühne und bleibt bewußtlos liegen. Der Kampf ist vorbei.)

(Die Schauspieler fallen bester Laune in das Bordell ein, das Fennyman gehört.)

Fennyman (breitet die Arme aus): Was für ein Triumph! Die Fässer und die Schenkel geöffnet, und gratis für alle! Oh, welch erhabener Tag!

Viola (sieht sich vorsichtig um): Ist das eine Schenke, Will?

Will: Es ist auch eine Schenke, ja.

Hure (setzt sich auf Wills Schoß): Ich weiß noch, wer Du bist! Du bist der Dichter!

(Will ist erst peinlich berührt, weil Viola dabei sitzt, doch dann ist er geschmeichelt.)

Will: Wilhelm der Eroberer!

(Viola zieht aufgebracht die Hure von Wills Schoß herunter.)

Hure: Oh, nicht alle auf einmal, nur einer zur Zeit!

(Sie läuft weiter. Eine zweite Hure nähert sich dem Tisch. Sie hat Becher voller Wein dabei, die sie jetzt verteilt.)

Zweite Hure (zu Viola): Oh, was ein hübscher Bengel! Sag' mir, was Du suchst, ich helf' Dir, es zu finden.

Viola (japst): Ein Haus von zweifelhaftem Ruf!

Will (grinst): Das stimmt, Thomas, aber davon zweifellos das Beste! Komm, trink, ehe der Wein schal wird!

(Auf Violas Gesicht breitet sich ein verschwörerisches Grinsen aus. Was für ein Abenteuer!)

Fennyman: Seid willkommen in meinem besten Haus! Trinkt auf die Admiral's Men!

Alle (heben ihre Becher, auch Viola): Die Admiral's Men!

(Eine Gestalt läuft durch die dunklen Gassen von London, sie sieht verzweifelt aus. Es ist Peter.)

Sam (zu einer Hure, die sein Gesicht abknutscht): Wirklich, ich fand es recht schön.

Fennyman (schon recht angetrunken, setzt sich zu Will und Viola an den Tisch): Master Kent, Ihr habt noch gar nicht Euren Pinsel befeuchtet.

Viola (verblüfft): Meinen Pinsel?

Will (erheitert und leicht angesäuselt, greift rettend ein): Mr. Fennyman, weil Ihr ein Freund des Theaters seid, müßt Ihr in meinem Stück mitspielen. Ich schreibe gerade einen Apotheker, eine zwar kleine, aber wichtige Rolle.

Fennyman (überwältigt): Beim Himmel! Ich danke Euch!

Hure (zu Ralph): Worum geht es denn in dem Stück?

Ralph: Weißt Du, da ist also diese Amme...

(Peter nähert sich im Laufschritt unserer "Schenke".)

Fennyman (mit schwerer Zunge): Ruhe, Ruhe, Ruhe! Master Shakespeare hat mich eben gebeten, die Rolle des Apothekers zu spielen!

(Will ist in seinem Sitz nach unten gerutscht, in der vergeblichen Absicht, sich unsichtbar zu machen. Mehrere der Schauspieler richten ihre Augen zur Decke oder prusten verhalten los.)

Henslowe (verwirrt): Was denn für ein Apotheker? Will, was für eine Geschichte wird das? Wo ist der Schiffbruch? Wie soll diese Komödie enden?

Will (guter Laune): Bei Gott, ich wünschte, ich wüßte es!

Henslowe: Tja, wenn Ihr es nicht wißt, wer dann? Also gebt uns Piraten, Narren und ein glückliches Ende, oder wir schicken Euch wieder nach Stratford, zu Eurer Frau!

(Das kommt bei der ganzen Truppe gut an, nur nicht bei Will und Viola. Will sieht Viola hilflos an und will etwas sagen, doch diese reißt sich los und rennt mit Tränen in den Augen nach draußen. Will läuft ihr durch die Schenke hinterher, wird aber an der Tür von Peter aufgehalten, der eben zur Tür hereinkommt. Er versucht, ihn abzuschütteln, aber dessen Nachricht ist zu wichtig. Er ist ziemlich aufgewühlt.)

Peter: Will, Mr. Henslowe, hört mir zu! Ein schwarzer Tag für uns alle! Eine Nachricht aus einer Schenke in Deptford! Marlowe ist tot! (Im Raum wird es schlagartig still. Alle starren Peter ungläubig an.) Ermordet! Er wurde in einer Schenke in Deptford erstochen!

Will (erschüttert): Was hab' ich getan?

Alleyn: Er war der beste von uns allen. Ein großes Licht ist erloschen.

(Will reißt sich von Peter los und stürzt nach draußen. Er fällt in eine Pfütze. Man sieht, wie er zittert.)

Will: Gott vergib mir! Gott vergib mir!

(Er steht auf und wankt die Straße entlang. Er ist in einer Kirche angelangt und kniet vor dem Altar, die gefalteten Hände hoch erhoben, weinend und betend.. Ein paarmal schlägt er sich mit ihnen vor die Brust. Er ist wie von Sinnen. Sein eigenes persönliches Fegefeuer.)

Will: Gott vergib mir, vergib mir diese Sünde. Ich wußte nicht, was ich tat! Um Christi Willen...

(Wessex reitet auf seinem Pferd und singt dabei. Er ist bester Laune. Dies ist ein Mann, der eine wunderbare Nachricht erhalten hat.)

Wessex: ...Im schönen Monat Mai ritt ich fürbaß geschwi-hind. Über glitzernd Tau so frisch und frei, da traf ich ein hübsches Ki-hind! (Viola und ihre Amme kommen ihm auf Pferden entgegen.) Ihr seht traurig aus, Mylady. Soll ich mit Euch ausreiten?

Viola: Heute werde ich nicht ausreiten, Mylord.

Wessex: Von hier sah's wie ein Pferd aus.

Viola: Ich bin auf dem Weg zur Kirche.

Wessex (bemüht verständnisvoll): Oh ja, gewiß, ich verstehe. Das steht ja wohl zu erwarten.

Viola: Ja, das steht wohl zu erwarten. Heute ist Sonntag.

Wessex: Und ein Tag der Trauer obendrein. Ich habe den Burschen nur einmal bei Euch gesehen.

Viola (verständnislos): Trauer? Wer ist tot, Mylord?

Wessex: Oh, ich dachte nicht, daß ich die Nachricht überbringen würde! Ein schwerer Verlust für die Bühnendichtkunst und für das Tanzen.

Amme (entsetzt): Mylady!

Viola (der Ohnmacht nahe): Er ist tot?

Wessex: Letzte Nacht in einer Schenke erstochen. So, kommt, beten wir für seine Seele.

(Die Amme stützt Viola auf ihrem Weg zu den Kirchenbänken. Viola ist teilnahmslos, wie erstarrt. Der Chor betritt singend die Kirche. Wessex war wohl lange nicht mehr in einer Kirche. Er sieht sich interessiert um. Doch was er sieht, läßt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Eine abgerissene Gestalt taucht aus einem Seitengang auf. Es ist Will. Er streckt anklagend einen Finger nach Wessex aus.)

Wessex (entsetzt): Verschone mich, Geist. Bitte verschone mich, Geist. Verschone mich. Um Christi Willen, verschone mich!

(Er flieht mit wehenden Rockschößen aus der Kirche. Jetzt ist Viola aufmerksam geworden. Sie hebt den Kopf und sieht Will, der sie mit waidwundem Blick ansieht und dann aus der Kirche wankt. Sie braucht einen Moment, um es zu begreifen, doch dann rafft sie ihr Kleid und stürzt ihm hinterher.)

Viola: Will !

(Er breitet die Arme aus, sie stürzt sich hinein.)

Viola: Oh mein Liebster! Ich dachte, Du wärst tot!

Will: Es ist schlimmer. Ich habe gemordet.

(Viola sieht ihn entsetzt an.)

(Violas Pferd grast auf einer Wiese, die an einem Fluß liegt. Will liegt auf dem Rücken, noch voller Schuldgefühle. Viola sitzt neben ihm auf der Wiese.)

Will: Marlowes Handschrift war in meinem "Titus Andronicus", und mein "Heinrich VI" war ein Haus, das auf seinem Fundament ruhte.

Viola: Du hast früher nie so gut von ihm gesprochen.

Will: Er war ja früher auch nicht tot. Ich würde all meine zukünftigen Stücke für all die seinen geben, die nun nicht mehr kommen.

Viola (mit rotgeränderten Augen): Du lügst. Du lügst am Fluß hier genauso wie Du in meinem Bett gelogen hast.

Will (richtet sich auf und sieht sie an): Meine Liebe ist keine Lüge. Ich habe eine Frau, ja, und ich kann die Tochter von Sir Robert de Lesseps nicht heiraten. Das war Dir klar, ohne daß Du von meiner Frau in Stratford wußtest, und doch hast Du mich in Dein Bett kommen lassen.

Viola: Aus unreifer Liebe. Ich war verliebt in den Dichter und bezahlte ihm den Preis für sein Sonett.

Will: Ich bin wohl getäuscht worden.

Viola: Ja, Du bist getäuscht worden. Weil ich gar nicht wußte, wie sehr ich Dich liebte. Ich liebe Dich, Will - über alle Poesie hinaus!

Will (küßt sie): Oh, meine Liebste! Du darfst mich nie wieder verlassen!

Viola (nimmt sein Gesicht in ihre Hände): Als ich glaubte, Du wärst tot, tat es mir nicht leid um die Stücke, die Du niemals schreiben würdest, nur darum, daß ich nie wieder Dein Gesicht sehen würde. Ich sah unser Ende, und es wird kommen...

Will: Du kannst Wessex nicht heiraten!

Viola: Und wenn nicht Dich, wieso nicht Wessex? Wenn ich Wessex abweise, dann weiß die Königin warum, und das wäre auch das Ende für Will Shakespeare.

Will (versucht, ihre Argumente mit Küssen zu ersticken): Nein. Nein!

Viola (unter Tränen): Aber ich werde zu Lord Wessex gehen, als ob ich eine Witwe wäre, die vorher einem Anderen die Treue geschworen hat!

(Wir sind im Rose Theater. Will teilt Blätter an die versammelten Schauspieler aus, die um ihn herum sitzen. Er ist gefaßt und konzentriert.)

Will: Für den Mord an Julias Vetter Tybalt, der Romeos Freund Mercutio getötet hat, wird Romeo verbannt. Doch der Mönch, der Romeo und Julia heimlich traut...

Edward: Bin ich das, Will?

Will: Ja, Edward. Der Mönch, der sie getraut hat, gibt Julia ein Gift zu trinken. Doch es ist ein besonderes Gift. Es läßt sie scheinen wie tot. Julia wird in die Gruft der Capulets gebracht, aber sie wird wieder zum Leben und zur Liebe erwachen, wenn Romeo an ihrer Seite steht.

(Zustimmendes Gemurmel der Truppe)

Ich bin noch nicht fertig. Ein böser Zufall verhindert, daß Romeo den Brief bekommt, in dem der Mönch ihm den Plan beschreibt. Romeo erfährt nur, daß Julia tot ist. Und so geht er zu einem Apotheker...

Fennyman (in freudiger Erkenntnis): Das bin ich!

Will: ...und kauft ein tödliches Gift. Er geht in die Gruft und nimmt dort Abschied von Julia, die daliegt, kalt wie der Tod. Er trinkt das Gift. Er stirbt an ihrer Seite. Und sie erwacht und sieht ihn neben sich, und so zieht Julia seinen Dolch und nimmt sich das Leben.

(Atemlose Stille. Viola hat die Augen zugemacht. Nur Henslowe zieht ein Gesicht.)

Henslowe (mißvergnügt): Nun, da werden sie sich wälzen vor Vergnügen!

Fennyman (bewegt): Traurig - und wundervoll! Ich habe eine blaue Samtmütze, die gut passen wird. Ich habe eine ganz ähnliche solche Mütze an einem Apotheker gesehen, ganz ähnlich...

(Er bricht verlegen ab, als Henslowe ihn entrüstet ansieht.)

Alleyn (anerkennend): Ja, so wird es gehen. Aber eine Szene fehlt noch - zwischen Vermählung und Tod...

(Will sieht ihn an, er denkt nach.)

(Will legt Viola ein Manuskript auf die Bettdecke. Viola hat noch ihr Knabenkostüm an.)

Will: Das Stück - für Dich neu abgeschrieben. Ich habe es den Schreiber von Bridewell machen lassen. Er hat eine recht schöne Handschrift.

(Viola löst die Schlaufe, die die Seiten zusammenhält. Will blättert eine bestimmte Seite auf.)

Will: Es hat eine neue Szene.

Viola (hält ihm das Manuskript hin): Würdest Du sie für mich einlesen?

Will als Julia (kann es auswendig): Willst Du schon fort? Der Tag ist doch noch fern. Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche, die eben jetzt Dein banges Ohr durchdrang. Des Nachts singt sie auf dem Granatbaum dort. Glaub' mir, mein Herz, es war die Nachtigall.

Viola als Romeo (liest): Es war die Lerche, die Verkünderin des Morgens, und nicht die Nachtigall. Sieh doch, wie dort das weichende Gewölk im Osten schon ein neid'scher Streifen säumt. Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt. Der heit're Tag tanzt gipfelhoch wie auf den Zehenspitzen. Jetzt heißt mein Abschied Leben, Verweilen Tod.

(Sie sieht ihn bewegt an. Die Szene wird im Rose Theater hinter der Bühne fortgesetzt. Will und Viola sprechen die Zeilen, küssen sich dabei und fangen an, sich zu entkleiden.)

Will als Julia: Dies' Licht ist nicht das Tageslicht, ich weiß es wohl. Es ist ein Meteor, der von der Sonne ausgehaucht, als Fackelträger durch die Nacht Dir dient. Ein Weggefährte, der den Weg nach Mantua Dir leuchten soll. Drum geh noch nicht! Noch tut die Flucht nicht not!

Viola als Romeo: Laß sie mich fangen, ja mich zu Tode bringen. Ich füg' mich gern, wenn Du's so haben willst. Zum Gehen reizt mich nichts, ich bleibe froh. Komm, Tod, willkommen! Julia will es so.

(Will fängt an, ihre Brustbandage aufzuwickeln. Eine Maus kommt durch ein Loch in der Wand. Dahinter sehen wir John Webster, der sich die Szene ansieht und die Stirn runzelt. Er muß nachdenken. Wenig später drückt Tilney ihm ein Goldstück in die Hand.)

Tilney: Du wirst es weit bringen, fürchte ich. Ich hoffe, wir arbeiten öfter zusammen!

Fennyman (steht vor dem Theater und probt): Solch tödlich' Gifte hab ich wohl, doch Mantuas Gesetz sagt Tod - Tod für einen jeden, der sie feil gibt. Drauf Romeo. Drauf ich wieder. Gebt dies in welche Flüssigkeit Ihr wollt... (Er ist steckengeblieben.) Wie geht's weiter? Wie geht's weiter? Wie geht's weiter?

(Wessex kommt im Galopp vors Theater geritten, drückt Fennyman die Zügel in die Hand und eilt hinein.)

Viola als Romeo: So silbrig süß erklingt bei Nacht die Stimm' der Liebenden...

(Wessex kommt durch die Tür gestürmt und zieht sein Schwert.)

Wessex: Shakespeare! (Will greift sich ein Schwert und kommt auf Wessex zu. Dieser haut ihm mit einem gezielten Schwerthieb das Manuskript aus der Hand.) Vermess'ner kleiner Tintenschmierer! Ich zeig Euch, welcher Platz Euch gebührt: Die Hölle!

Will: Ihr seid auf meinem Territorium!

Wessex (zu den Hemmings-Brüdern, die eingreifen wollen): Bei Gott, ich nehm' es mit Euch allen auf!

Will: Ich bin mehr als genug!

(Die beiden beginnen zu kämpfen und springen auf die Bühne.)

Will: Aus dem Weg!

(Die Schauspieler spritzen verschreckt auseinander. Ein erbitterter Kampf entbrennt. Wills Schwert wird ihm von Wessex aus der Hand geschlagen. Er greift sich eines, das in den Kulissen liegt und macht einen Ausfallschritt. Er hätte Wessex getötet, wenn, ja wenn es sich nicht um eine Requisite mit Knopf statt scharfer Klinge handeln würde. Will geht in Abwehr ein paar Schritte rückwärts und fällt ziemlich unsanft von der Bühne. Wessex nähert sich ihm langsam und bedrohlich. Doch Will, der am Boden liegt, gibt nicht auf. Die beiden ringen miteinander. Will zwingt Wessex zu Boden. Er schneidet ihm mit einem Schwert einen Teil seines Mantels ab. Jetzt ist sein Blick gnadenlos.)

Will: Ehrenwerte Freunde! Dies ist der Mörder von Kit Marlowe!

(Ned und Peter schauen sich verblüfft an. Ned macht ein paar Schritte auf Will zu.)

Alleyn: Will...

Wessex: Ich war froh über seinen Tod, weil ich Euch für ihn hielt. Ich kenne keinen Marlowe!

Alleyn: Will, es ist wahr. Es war eine Gasthausprügelei. Marlowe griff an und kriegte das eigene Messer ins Auge. Nur ein Streit um das Bezahlen...

Henslowe: Das Plakat? Oh Eitelkeit, oh Eitelkeit!

Alleyn (fährt ihn an): Nicht das Plakat! Das Bezahlen!

Will (läßt erleichtert sein Schwert fallen und lehnt sich mit der Hand an eine Säule): Oh Gott! Ich bin frei von Schuld!

(Tilney betritt das Theater.)

Tilney: Wo ist sie?

Wessex (rappelt sich hoch): Schließt es!

Tilney (nimmt erschrocken seine Mütze ab): Mylord Wessex!

Wessex (gedemütigt und fuchsteufelswild): Hier im Rose macht sich ein Arsch breit, der scheißt auf meinen Namen! Reißt es Stein für Stein ab, wühlt es unter und streut Kalk drauf!

(Und mit diesen starken Worten verläßt ein humpelnder Wessex das Theater.)

Henslowe (verwirrt): Mr. Tilney, was soll das heißen?

Tilney: Zuchtlosigkeit und Aufrührertum!

Webster: Bitte, Mr. Tilney, Sir, da vorne ist sie!

Tilney: Wo, Bursche?

Webster (zeigt auf Viola, die neben Sam steht, der sein Julia-Kostüm mit Perücke trägt): Da ! Ich hab' ihre Dutten gesehen!

Tilney (marschiert auf die Bühne): So, was haben wir denn da auf der Bühne? Ein Weibsbild! Ich sage, dieses Theater ist geschlossen!

Henslowe: Warum, Sir?

Tilney (mit puterrotem Kopf und Schaum vor dem Mund): Wegen Unsittlichkeit und gröbster Schamlosigkeit! Und wegen verbotener Zurschaustellung einer Frau auf der Bühne!

(Er geht auf Sam zu und hebt dessen Kleid hoch. Die versammelten Schauspieler gucken ungläubig. Da bemerkt auch Tilney seinen Irrtum. Viola hat sich an den Rand der Bühne geschlichen. Leider ist sie dort in Websters Reichweite, der beschließt, einzugreifen. Er wirft eine seiner Mäuse hinten zwischen Hals und Kragen ihres Kostüms. Viola schreit auf und versucht wild, die Maus abzuschütteln. Dabei verliert sie ihre Perücke, und die langen, blonden Haare werden sichtbar.)

Webster (zeigt auf Viola): Nicht der! Die!

Tilney: Die hab' ich gemeint!

Henslowe (entgeistert): Er ist eine Frau!

Tilney: Das Theater ist geschlossen! Ich lasse es öffentlich bekanntmachen!

(Er rauscht hinaus. Die Truppe steht wie vom Donner gerührt.)

Henslowe: Ned, ich schwöre Euch, ich wußte nichts davon!

Viola (versucht Will zu schützen): Niemand wußte es.

Webster (zeigt auf Will): Der schon! Ich hab' gesehen, wie er sie begrabscht hat!

Henslowe (verzweifelt): Es ist alles aus.

Viola (geht langsam von der Bühne ab, wobei sie sich ihren Schnurrbart abzupft): Es tut mir so leid, Mr. Henslowe. Ich wollte so gern Schauspieler sein. Es tut mir so leid, Will!

(Will schließt voller Verzweiflung die Augen. Sagen kann er nichts. Viola begibt sich zum Ausgang. Niemand hält sie auf, alle sind wie erstarrt. Sie kommt an Wabash vorbei.)

Wabash: Ihr wart w-w-w-w-wundervoll!

Viola (gerührt): Ich danke Euch.

(Sie wirft einen letzten Blick zurück. Dann rennt sie hinaus. Ned nimmt ein paar Seiten des Manuskripts und zerreißt sie in kleine Fetzen. Fennyman, noch immer seine kostbaren Zeilen murmelnd, betritt die Szenerie. Er betrachtet verständnislos all die verzweifelten Gesichter.)

Fennyman: Ist alles in Ordnung?

(Die Amme betritt Violas Zimmer, um das Essen abzuräumen. Viola hat es nicht angerührt. Sie sitzt auf ihrem Bett und liest ihr persönliches Manuskript von "Romeo und Julia". Sie ist in Tränen aufgelöst. Die Amme nimmt das volle Tablett und verläßt den Raum.)

(Alle Schauspieler, auch Henslowe, Fennyman und Will sitzen in einer Schenke und ertränken ihren Kummer. Es herrscht gedrückte Stimmung. Fennyman nimmt die Sache recht egoistisch auf.)

Fennyman: Ich wäre gut gewesen. Ich wäre wunderbar gewesen!

Ralph: Wir beide wären wunderbar gewesen!

(Dann nimmt er einen Schluck, verdreht die Augen und knallt mit dem Kopf auf den Tisch. Sein Ende eines langen Besäufnisses. Da wird knarrend die Tür aufgestoßen und die Chamberlain’s Men kommen herein, ein paar haben Kopfverbände. Burbage trägt den rechten Arm in einer Schlinge. Fennyman dreht sich um.)

Fennyman: Lambert! Bring ihn um!

(Lambert greift nach einer gefährlich aussehenden Waffe, die an der Wand hängt. Burbage streckt in Abwehr die linke Hand aus.)

Burbage: Das kann warten! - Der Oberhofzensor verabscheut uns allesamt als fahrende Händler von hochtrabendem Schwulst. Aber mein Vater, James Burbage, hatte die erste Lizenz zur Bildung einer Truppe von Schauspielern von Ihrer Majestät, und er entlockte den Dichtern die Literatur ihrer Zeit. Wir müssen zeigen, daß wir Männer von Format sind. Will Shakespeare hat ein Stück. Ich habe ein Theater. Das Curtain gehört Euch.

(Alle starren ihn sprachlos an. Henslowe schluchzt gerührt auf.)

(Draußen ist es windig. Ein Mann mit einem Eimer Kleister und einem Stapel Plakate versucht, diese anzukleben. Etliche fliegen ihm davon. Er schafft es, eines an einen Pfosten zu kleben. Wir lesen die Aufschrift.

Plakat:

Mit Genehmigung von Mr. Burbage
eine Hugh Fennyman Produktion
von Mr. Henslowes Darbietung
der Admiral's Men
in einer Aufführung
der ausgezeichneten und beklagenswerten Tragödie
von ROMEO UND JULIA
Mit Mr. Fennyman als Apotheker

(Will kommt aus dem Theater. Er knöpft sich die Jacke zu. Henslowe läuft ihm hinterher.)

Henslowe: Will, wir brauchen noch einen Romeo!

(Will beachtet ihn nicht. Er läuft weiter und rempelt dabei Leute aus dem Weg. Er ist auf dem Weg zum Fluß. Die Amme hilft Viola in ihr Hochzeitskleid. Sie weint dabei. Viola unterzieht sich teilnahmslos der Prozedur. Sie hat längst keine Tränen mehr. Wessex und de Lesseps machen den Handel perfekt. De Lesseps unterschreibt Papiere. Lady de Lesseps schluchzt in ihr Taschentuch.)

Wessex: Mein Schiff liegt an der Bankside und segelt mit der Nachmittagsflut nach Virginia. Bitte weint nicht, Lady de Lesseps, Ihr gewinnt eine Kolonie!

De Lesseps: Und Ihr, Mylord, gewinnt fünftausend Pfund, mit diesen Anweisungen von meiner Hand.

Wessex (wirft seine Geldbörse auf den Tisch): Schießt mir doch fünfzig oder so in Gold vor, ich habe am Dock noch einige Außenstände.

(De Lesseps seufzt und schließt seine Geldschatulle auf.)

Wessex: Ah, die Braut!

(Viola und die Amme sind zur Tür hereingekommen. Viola trägt einen Mantel über ihrem Hochzeitskleid. Sie sieht traurig und wunderschön aus.)

Viola: Guten Morgen, Mylord. Wie ich sehe, seid Ihr offen für's Geschäftliche. Also wollen wir zur Kirche.

(Will rennt wie besessen auf Violas Haus zu. Da kommt ihm eine Kutsche entgegen. Er muß sich an die Wand drücken, um die Kutsche vorbeizulassen, die Wessex und seine Braut zur Kirche bringt. Er sieht ihr außer Atem und verzweifelt hinterher. Kirchenglocken sind zu hören.)

(Lord und Lady Wessex kommen aus der Kirche, beklatscht von den Umstehenden. Ein Windstoß trägt ein Plakat in Wessex' Gesicht. Er reißt es wütend weg, und es landet bei Viola. Diese nimmt es und liest die Ankündigung für "Romeo und Julia". Sie drückt es ohne ein Wort der Amme in die Hand. Wessex hält ihr galant den Schlag der Kutsche auf. Als Viola eingestiegen ist, wirft sich die Amme an Wessex' Brust. Viola nutzt dies aus, um auf der anderen Seite ungesehen aus der Kutsche zu fliehen.)

Amme: Oh Mylord! Seid gut zu ihr, Mylord!

Wessex: Das bin ich!

(Er versucht, sich zu befreien, doch die Amme läßt ihn nicht aus der innigen Umarmung los.)

Amme: Und Gott beschütze Euch!

Wessex: Vielen Dank, Amme. Nun laßt los. So ist's gut. (Er stellt sich in Positur und ruft den Umstehenden zu.) Die Flut wartet auf keinen! Lebt wohl! Und seid mir alle herzlich willkommen in Virginia!

(Dann steigt er ein. Er braucht einen Moment, um zu begreifen, daß er alleine in der Kutsche sitzt..)

(Die Leute laufen in Scharen auf das Curtain Theater zu. Das Theater füllt sich schnell. Eine Äpfelverkäuferin bietet im Theater ihre Ware feil. Das gemeine Volk drängt sich auf den Stehplätzen vor der Bühne, die feineren Leute begeben sich auf die Sitzplätze in der Galerie. Hinter der Bühne regieren Nervosität und Lampenfieber. Alleyn probt seine "Frau Mab"-Rede. Will legt sich den Gürtel des Romeo-Kostüms um. Fennyman kommt auf ihn zu, die blaue Samtmütze in der Hand.)

Fennyman: Master Will, ist das in Ordnung?

(Will nickt unglücklich. Henslowe sieht Sam gurgeln.)

Makepeace (versucht die Massen zurückzuhalten): Aus Laster machen sie eine Schau! Aus Sündhaftigkeit und Stolz und Hoffart machen sie eine Schau! Sie machen ein wahres Geschäft aus dieser Schau!

(Doch die Menge schleift ihn unerbittlich mit in das Theater. Er findet sich im Rund vor der Bühne wieder, es gibt kein Entkommen. Er wird sich das Stück ansehen müssen. Will beißt voller Nervosität an seinen Nägeln herum. Da fällt sein Blick auf Wabash.)

Wabash (probt): Z-z-z-zwei Häuser...

Will (sieht ihn entgeistert an und sagt zu Henslowe): Wir sind verloren!

Henslowe: Nein, es wird schon alles gut werden!

Will (zeigt auf Wabash): Wie das?

Henslowe: Das weiß ich nicht. Es ist ein Wunder!

(Ein Trompeter verkündet den Beginn des Schauspiels. Die Menge wird still. Der Prolog beginnt. Henslowe schubst Wabash auf die Bühne. Dieser atmet tief durch und geht unsicher ein paar Schritte vor. Das Publikum starrt ihn voller Erwartung an. Die Spannung steigt. Will schließt die Augen und fängt an zu beten.)

Wabash (stottert): Z-z-z-zwei... (dann plötzlich hebt er zu einem eindrucksvollen Vortrag an.)
Zwei Häuser, beide gleich an Rang und Würde, hier in Verona, wo zu Gast wir sind,
erwecken neuen Groll und Streit aus alter Fehde, daß Bürgerblut von Bürgerhand verrinnt.
Aus beider Feinde unheilvollem Schoß entspringt ein Liebespaar, das einem bösen Stern geweiht,
und mit dem eig'nen jammervollen Los bringt es zum End' der Väter langgehegten Streit.

(Viola und ihre Amme eilen auf das Theater zu.)

... Wollt Ihr geduldig Euer Ohr uns leihen, und es von Mängeln, so es not tut, noch befreien!

(Will hat verwundert die Augen wieder geöffnet. Das Publikum applaudiert heftig. Als Wabash hinter die Bühne zurückkehrt, packt ihn Will am Arm.)

Will: Wundervoll!

Wabash (strahlt): W-w-war es g-gut?

(Die Handlung beginnt. Die Hemmings-Brüder betreten die Bühne.)

John Hemmings als Simson: Auf mein Wort, Gregorio, wir wollen uns nicht verkohlen lassen!

James Hemmings als Gregorio: Oh nein, denn dann wären wir ja Kohlköpfe!

John Hemmings als Simson: Ich meine, ich werde den Koller kriegen und vom Leder ziehen...

Sam (mit gebrochener Stimme): Master Shakespeare?

Will (in Gedanken): Hals- und Beinbruch, Sam. (Er stutzt) Sam?

Sam (ganz klar im Stimmbruch): Ich kann nichts dafür, Master Shakespeare. Gestern konnte ich es noch!

Will (entsetzt): Sprecht mir was vor. Sagt mir eine Zeile!

Sam (holpert): So lieblich tut der Abschied weh...

(Will schiebt ihn beiseite und greift sich an den Kopf.)

Henslowe (der mitgehört hat): Noch so ein kleines Problem.

Will (völlig fertig): Und was machen wir nun?

Henslowe: Die Show muß - Ihr wißt schon...

Will: Weitergehen?

Henslowe (versucht ihn zu beschwichtigen): Julia soll erst in zwanzig Seiten auftreten. Alles wird gut werden.

Will: Wie das?

Henslowe: Ich weiß es nicht. Es ist ein Wunder!

(Viola und ihre Amme sind im Theater eingetroffen und suchen sich auf der Galerie Plätze. Sie nehmen dicht bei Burbage und Rosalind Platz, die etwas am Rande stehen. Drunten geht die Szene weiter.)

John Hemmings als Simson: Ich will ihnen im Vorbeigehen ein Gesicht schneiden. Sie mögen es hinnehmen, wie sie wollen.

James Hemmings als Gregorio: Nein, wie sie es wagen.

John Hemmings als Simson: Ich will ihnen eine Nase drehen, wenn sie es hinnehmen, haben sie die Schande.

Armitage als Abraham: Dreht Ihr uns etwa eine Nase, Herr?

John Hemmings als Simson: Ich drehe eine Nase, Herr.

Henslowe (bahnt sich einen Weg durch das Publikum): Verzeihung, darf ich mal. Verzeihung, darf ich mal. Entschuldigung. Verzeihung. (bei Burbage angelangt) Ich muß mit Euch reden!

Amme: Pscht!

Henslowe (flüstert): Wir haben keine Julia!

Burbage (vergißt zu flüstern): Wir haben keine Julia?

Viola: Keine Julia?

Henslowe (dreht sich zu ihr um): Es wird schon werden, Madam.

Viola: Aber was ist denn mit Sam?

Henslowe (perplex): Wer seid Ihr?

Viola: Thomas Kent!

Henslowe (hat plötzlich eine Eingebung): Kennt Ihr die Rolle?

Viola (strahlt): Wort für Wort, ja!

(Henslowe und Burbage tauschen einen Blick. Wessex kommt in vollem Galopp auf das Theater zugeritten. Das Stück nähert sich dem Punkt, an dem Julia ihren ersten Auftritt hat.)

Will als Romeo (zu Benvolio): Gut, ich begleit' Euch, nicht um des Schauspiels Freuden, an meiner Göttin Glanz will ich allein mich weiden.

(Er geht hinter die Bühne und sinkt völlig verzweifelt in sich zusammen.)

(Philips und Ralph betreten die Bühne. Das Publikum bricht in Gelächter aus.)

Philips als Lady Capulet: Amme, wo ist meine Tochter? Ruft sie mir her!

Ralph als Amme: Oh, bei meiner Jungfernschaft, bis ich zwölf Jahre war, ich rief sie schon. He, Lämmlein! Mein kleines Mädchen! Daß Gott behüte, wo steckt das Kind? Mein Lämmlein! Mein kleines Mädchen! Meine Julia!

(Will hält sich die Ohren zu und duckt sich wie in Erwartung eines Schlages. Er hat sein Gesicht in den Händen vergraben - kurz: er bietet ein Bild des Jammers. Sam, der sich hinter der Bühne leise Mut zugesprochen hat, will auf sein Stichwort hin auf die Bühne. Da wird er von Henslowe gepackt und zurückgezogen. An ihm vorbei schreitet Viola auf die Bühne. Sie hat ihren Mantel ausgezogen, die ausladenden Reifröcke unter dem Kleid entfernt und die Haare gelöst. Man sieht ihr wunderschönes Hochzeitskleid.)

Viola als Julia: Was ist? Wer ruft?

(Das Publikum raunt. Die Schauspieler auf der Bühne zucken zusammen. Wessex, der eben eingetroffen ist, traut seinen Augen nicht. Will nimmt verwundert die Hände von den Ohren. Die Amme bekreuzigt sich.)

Burbage (hinter der Bühne): Die legen uns dafür in Ketten!

Henslowe (ungerührt): Bis nachher im Kerker.

Ralph als Amme (nach kurzer Schockphase): Eure Mu... Eure Mutter!

Viola als Julia: Mutter, hier bin ich, wie kann ich Euch dienen?

Philips als Lady Capulet: Nun, die Sache ist diese... Amme, bitte geh, wir wollen vertraulich sprechen. - Nein, bitte komm, ich habe mich besonnen. Wir wollen Dich dazu hören. Du weißt, mein Kind hat schon ein hübsches Alter.

Ralph als Amme: Gewiß, ich kenn' ihr Alter auf die Stund' genau.

Philips als Lady Capulet: Sie zählt noch keine vierzehn Jahr'.

Ralph als Amme: Da wett' ich vierzehn meiner Zähne drauf. Doch leider habe ich nur vier, ich arme Frau! Wie lang ist's bis Johannistag?

(Will hat sich aufgerappelt und ist zu einer Stelle gelaufen, wo er die Bühne einsehen kann. Auf seinem Gesicht breitet sich ein Strahlen aus, als er seine geliebte Viola sieht. Er kann es nicht fassen. Er schluckt gerührt. Der Dialog auf der Bühne ist nicht mehr hörbar. Man sieht nur Wills Gesicht, und dann sieht Viola in seine Richtung und lächelt ihn an. Die Zeit scheint stillzustehen.)

Philips als Lady Capulet: Sag mir, Tochter Julia, wie steht's mit Deinem Wunsch, Dich zu vermählen?

Viola als Julia: Ich wagt' von dieser Ehr' noch nicht zu träumen.

(Schwertkampf zwischen den Montagues und den Capulets. Romeo versucht, Mercutio und Tybalt zu trennen. Da trifft Tybalts Schwerthieb Mercutio unter Romeos Arm hindurch.)

Will als Romeo: Guter Mercutio!

Alleyn als Mercutio (sinkt in sich zusammen): Ich bin verwundet!

Will als Romeo (hält ihn an den Schultern): Sei guten Mutes, die Wunde kann so schwer nicht sein!

Alleyn als Mercutio: Nicht gar so tief wie ein Brunnen - noch so weit wie eine Kirchenpforte...

(Ein Trupp finster aussehender Männer mit Hellebarden, angeführt von Tilney, läuft im Gleichschritt auf das Theater zu. Währenddessen probt Fennyman hinter der Bühne immer noch. Auf der Bühne hat derweil Romeo Tybalt getötet.)

Nol als Benvolio: Flieh Romeo, hinfort, von hinnen! Die Bürger sind in Wehr und Tybalt tot! Steh' nicht und gaffe! Der Fürst verdammt zum Tode Dich, wenn sie Dich fassen! Fort! Hinweg mit Dir!

Will als Romeo (läßt sein Schwert fallen): Oh, ich armer Narr des Schicksals!

Nol als Benvolio: Was weilst Du noch lange?

(Will rennt hinter die Bühne und sieht sich Auge in Auge mit Viola. Auf der Bühne geht die Szene weiter.)

Erster Bürger: Wo lief er hin, der den Mercutio totschlug, der Mörder Tybalt, wer hat ihn gesehen?

Nol als Benvolio: Tybalt liegt dort erschlagen.

Will (zu Viola): Ich armer Narr des Schicksals. Du bist verheiratet?

(Sie stehen wie angewurzelt. Viola ist unfähig zu antworten.)

Will: Wenn Du vermählt wärst, sollte mir die Gruft zum Brautbett werden.

(Das löst ihre Erstarrung. Sie schluchzt auf und läuft auf ihn zu, die beiden fallen sich in die Arme. Als sie sich wieder voneinander lösen, stehen sie mitten auf der Bühne. Es ist die Abschiedsszene. Will als Romeo beginnt den Balkon hinunterzusteigen.)

Viola als Julia: So gehst Du wahrhaft fort? Geliebter! Herr! Ja, Gemahl und Freund! Ich will nun jeden Tag zu jeder Stunde von Dir hören, denn die Minute wird viel' Tage zählen. Ach, wenn die Rechnung aufgeht, bin ich hoch in Jahren, eh' endlich Romeo ich wiederseh'.

Will als Romeo: Leb wohl!

Viola als Julia: Oh, denkst Du, daß wir uns je wiederseh'n? Mir ist, als säh' ich Dich tief unten, als lägest Du tot auf dem Grund des Grabs. Und wenn mein Auge mich nicht trügt, so siehst Du bleich aus.

Will als Romeo: Dann, Liebste, glaub' mir, in meinen Augen tust Du's auch. Der trock'ne Schmerz trinkt unser Blut. Leb wohl. Leb wohl.

(Der Mönch gibt Julia den Trank.)

Edward als Mönch: Nimm dieses Fläschchen, wenn Du Dich zu Bett begibst, den destillierten Saft darin trink aus. Nicht Atemzug noch Wärme soll bezeugen, daß Du lebst, und in der geborgten Larve dürren Todes sollst Du verweilen zweiundvierzig Stunden lang, und dann erwachen wie aus einem süßen Schlaf.

Will als Romeo: Komm, heda, Apotheker! (Es ist Fennymans großer Augenblick. Er kommt unsicher auf die Bühne.) Komm hierher, Mann. Ich sehe, Du bist arm. Hier. Dies sind vierzig Dukaten, gib mir dafür ein Quentchen Gift, das schärfste...

Fennyman als Apotheker (setzt zu früh ein): Solch tödlich' Gifte hab ich wohl, doch Mantuas Gesetz sagt Tod für einen jeden, der sie feil gibt.

Will als Romeo: Fürchtest Du...

Fennyman als Apotheker (schneidet ihm das Wort ab): Nur meine Armut, nicht mein Wille beugt sich.

Will als Romeo (drückt ihm das Geld in die Hand und nimmt das Fläschchen): Nicht Deinem Willen, Deiner Armut zahl' ich.

(Tilney und seine Soldaten nähern sich dem Theater.)

Will als Romeo (hält die scheintote Julia in seinen Armen): Augen, der letzte Blick. Arme, die letzte Umarmung. Ihr Lippen, die ihr das Tor des Atems seid: siegelt mit einem gült'gen Kuß den ewigen Vertrag mit dem Wucherer Tod. (nimmt das Fläschchen in die Hand und schraubt es auf) Komm, bitterer Führer. Komm, Du widriger Gefährte. Verzweifelter Lotse, nun wirf mit einem Mal Dein meeresmüdes Schiff auf seegepeitschte Felsen. (hebt das Fläschchen in einem letzten Toast in die Höhe) Auf meine Liebste! (trinkt das Gift und fängt an zu husten) Oh, wack'rer Apotheker! Dein Trank wirkt schnell. (küßt Julia zum letzten Mal) Mit diesem Kusse sterbe ich.

(Er fällt zurück und stirbt. Das Publikum ist bewegt. Die Amme schluchzt in ihr Taschentuch.)

Viola als Julia (wacht mit einem Ruck auf): Wo ist mein Gemahl? Wohl bin ich mir bewußt, wo ich sein muß, und wo ich bin, wo ist mein Romeo?

Violas Amme (aufgewühlt aus dem Zuschauerraum): Tot!

Viola als Julia (sieht den toten Romeo neben sich:) Was ist das? Ein Fläschchen fest verklemmt in meines Liebsten Hand? Gift, wie ich sehe, war sein Ende vor der Zeit. (sie zieht seinen Dolch) Oh willkommener Dolch Du! Dies sei Deine Scheide! Dort roste und laß mich ruh'n! (ersticht sich, fällt auf Romeo und stirbt)

(Es ist totenstill im Zuschauerraum.)

Wabash als Fürst (spricht den Schlußmonolog):
Nur düst'ren Frieden will dieser Morgen bringen.
Die Sonn', so scheint's, verhüllt in Trauer ihr Gesicht.
Kommt mit, wir sprechen noch von diesen traur'gen Dingen,
und manches soll vergeben sein, doch manches muß auch vor Gericht.
Denn niemals gab's ein jammervoll'res Los
als dies - der Julia und ihres Romeos!

(Wabash verbeugt sich tief und wartet auf den Applaus. Doch es bleibt totenstill. Er verharrt in gebückter Haltung. Die Schauspieler hinter der Bühne sehen sich besorgt an. Da fängt Mr. Kempe an zu klatschen. Die Erstarrung des Publikums löst sich. Auf tiefe Rührung folgt frenetischer Jubel. Die Huren heulen ungeniert. Makepeace verteilt begeistert Kußhände in Richtung Bühne und schreit "JA! JA!" Henslowe sieht sich um. Der Groschen fällt: Es ist ein Bombenerfolg. Die Schauspieler kommen auf die Bühne. Will und Viola richten sich auf und fangen sofort wieder an, sich zu küssen, bis sie merken, daß sie sich besser den anderen anschließen sollten. Sie laufen nach vorne und verbeugen sich mit den anderen. Henslowe pfeift und streckt die Arme im Triumph aus. Da stürmen Wachtposten auf die Bühne, stampfen dreimal mit ihren Hellebarden auf und schreien: "Gott schütze die Königin"! Die Schauspieler springen erschreckt auseinander.)

Tilney: Ich verhafte Euch im Namen von Königin Elisabeth!

Burbage (stürmt auf die Bühne und rempelt einen der Wachtposten aus dem Weg): Ihr verhaftet wen, Mr. Tilney?

Tilney (im Blutrausch): Ich verhafte alle! Die Admiral's Men, die Chamberlain's Men, und obendrein jeden einzelnen von Euch Tunichtguten, die Ihr die Frechheit habt, Euch mir und der Autorität Ihrer Majestät zu widersetzen!

Burbage: Widersetzen? Ihr habt das Rose schließen lassen, ich habe es nicht wieder geöffnet!

Tilney (zeigt anklagend auf Viola): Dieses Weibsbild ist ein Weibsbild!

Alleyn (versucht zu retten): Was, ein Weibsbild? Ihr meint diese Ziege?

Tilney (tobt): Ich lasse Euch alle in Ketten legen! Im Namen Ihrer Majestät, Königin Elisabeth...

(Da hört man eine gebieterische Stimme von den oberen Rängen.)

Königin Elisabeth: MR. TILNEY ! (Sie nimmt ihre Kapuze ab. Das gesamte Theater erstarrt in einer tiefen Verbeugung.) Geht vorsichtig mit meinem Namen um, Ihr nutzt ihn ab! (Sie kommt von ihrem Platz heruntergeschritten. Das Meer teilt sich vor ihr. Sie schreitet auf die Bühne.) Die Königin von England besucht keine öffentlichen Darbietungen von Unzüchtigkeit. Also ist hier etwas aus den Fugen! (zu Viola) Kommt her, Master Kent, laßt mich Euch ansehen. (Viola geht ein paar Schritte vor und macht einen weiblichen Knicks, besinnt sich und ändert ihn in eine männliche Verbeugung ab. Die Königin besieht sie sich genau.) Ja, die Täuschung ist wahrhaft verblüffend, und Euer Irrtum, Mr. Tilney, ist leicht zu vergeben. (Tilney verbeugt sich verblüfft und unterwürfig.) Aber ich weiß so manches über eine Frau in einem Männerberuf, ja, bei Gott, darüber weiß ich so einiges. (milde) Von Euch hab' ich genug gesehen, Master Kent. (Viola geht wieder ein paar Schritte zurück.) Ich wünschte, Lord Wessex wäre hier!

(Wessex versucht, sich unsichtbar zu machen.)

Webster (zeigt auf Wessex): Das ist er, Madam!

Wessex (schwach): Euer Majestät...

Königin Elisabeth: Es galt, eine Wette zu entscheiden, glaube ich, darüber, ob ein Schauspiel die wahrhaftige Natur der Liebe zeigen könnte. Ich fürchte, Ihr habt sie heute verloren.

(Wessex verbeugt sich.)

Königin Elisabeth (zu Webster): Du bist ein emsiger Bursche. Hat Dir das Stück gefallen?

Webster: Daß sie sich erstochen hat, fand ich schön, Euer Majestät.

(Die Königin sieht ihn sinnend an, worauf er verlegen zu Boden sieht.)

Königin Elisabeth: Master Shakespeare! (Will tritt vor und verbeugt sich tief.) Bei Eurem nächsten Besuch in Greenwich kommt als Ihr selbst. Wir müssen über manches sprechen.

(Auf Wills Gesicht ist der Anflug eines Lächelns zu sehen. Sie verläßt das Theater, Wessex stürmt über die Außentreppe nach draußen und fängt sie ab.)

Wessex (verbeugt sich außer Atem): Euer Majestät!

Königin Elisabeth: Was denn, Lord Wessex? Ist Euch schon die Frau verlorengegangen?

(Fast das ganze Schauspieler-Ensemble, unter ihnen Viola, hat sich nach draußen begeben. Auch das Volk drängt sich schaulustig aus dem Theater.)

Wessex: In der Tat bin ich um eine Braut verlegen. Und mit der nächsten Flut soll mein Schiff in die neue Welt segeln. Wie soll dies nun enden?

Königin Elisabeth: Wie alle Geschichten, in denen die Liebe versagt bleibt: Mit Tränen und einer Reise. Wen Gott im Stand der Ehe vereint hat, den kann nicht einmal ich scheiden.

(Viola macht verzweifelt die Augen zu.)

Königin Elisabeth (zu Viola): Master Kent! (Viola tritt vor und macht einen tiefen Kratzfuß.) Lord Wessex hat, wie ich es prophezeit habe, seine Frau im Theater verloren. Geht ihr Lebewohl sagen und schickt sie hinaus. Es ist Zeit, offene Rechnungen zu begleichen.

(Viola versucht, ihre Tränen zurückzuhalten.)

Königin Elisabeth (zu Wessex): Wie hoch war diese Wette?

Wessex: Fünfzig Schilling. (Ein Blick von der Königin) - Pfund.

Königin Elisabeth: Gebt sie nur Master Kent, er wird sie in die richtigen Hände bringen.

(Wessex gibt Viola seine Börse.)

Königin Elisabeth (zu Viola): Sagt Master Shakespeare, das nächste Mal möchte ich etwas Heiteres haben. Sagt, was Ihr wollt.

(Die Königin begibt sich zu ihrer Kutsche. Sie kommt an eine mächtige Pfütze, doch bis die Hofschranzen endlich ihre Mäntel abgenommen und über die Pfütze geworfen haben, ist sie schon durchgeplanscht.)

Königin Elisabeth: Zu spät, zu spät.

(Viola betritt den Raum hinter der Bühne, wo Will allein in seinem Kummer steht.)

Will: Mylady Wessex...

(Sie können erst beide nichts sagen. Dann hält sie ihm Wessex' Börse hin.)

Viola: Die arme Gauklerzeit ist vorbei. Fünfzig Pfund, Will, für den Poeten der wahren Liebe.

Will (schüttelt den Kopf): Ich bin mit dem Theater fertig. Die Bühne ist nur für Träumer. Was hat der Traum uns angetan?

Viola: Aber es waren doch wir selbst, die es getan haben. Und wie mein Leben auch verlaufen mag, ich würde es nicht anders haben wollen.

Will: Ich habe Dir wehgetan, und ich bedaure es tief.

Viola: Wenn Du mir dadurch wehtust, daß Du nicht mehr schreiben willst, dann hätte ich mehr zu bedauern. - Die Königin befiehlt etwas Heiteres, Will, eine Komödie.

Will (bitter): Ein Komödie! Was wäre mein Held für ein Mensch? Der ärmste Teufel des Königreichs, krank vor Liebe?

Viola: Es ist immerhin ein Anfang. Mach aus ihm doch einen Herzog, und Deine Heldin...

Will (untröstlich): ...in die Ehe verkauft, und auf dem Weg nach Amerika!

Viola: Auf See also. Eine Schiffsreise in eine neue Welt.

Will (wohl Wunschdenken): Ein Unwetter. Alle gehen zugrunde!

Viola: Sie landet an einer weiten und fremden Küste. Sie wird zum Herzog gebracht... Orsino.

Will: Orsino? Guter Name!

Viola: Doch weil sie um ihre Tugend fürchtet, kommt sie zu ihm als Junge verkleidet.

Will: Und so kann sie ihm nicht sagen, daß sie ihn liebt...

Viola: Aber es wendet sich zum Guten.

Will: Wie das?

Viola (lächelt unter Tränen): Das weiß ich auch nicht. Es ist ein Wunder!

(Dann fallen sich die beiden in die Arme.)

Will: Du wirst niemals alt für mich werden, nicht verblassen, nicht sterben.

Viola: Und Du nicht für mich!

Will: Leb wohl, meine Liebste! Und tausendmal leb wohl!

Viola: Und schreibe mich gut!

(Will nickt, Viola gibt ihm einen letzten Kuß und rennt aus dem Theater, Will sieht ihr hinterher.)

(Will sitzt an seinem Schreibtisch und beginnt, das Stück "Twelfth Night - Was Ihr wollt" zu schreiben.)

Will (nur Stimme): Meine Geschichte beginnt auf See. Eine gefahrvolle Reise in ein fremdes Land. Ein Schiffbruch. Die wilden Wasser brüllen und tosen. Ein wackeres Schiff wird ganz in Trümmer geschlagen, und all die hilflosen Seelen, die in ihm waren, ertrinken.

(Körper und Schiffsteile wirbeln unter Wasser.)

Alle - bis auf eine. Eine Dame, deren Seele größer ist denn der Ozean, und deren Geist stärker als die Umarmung der See.

(Viola kämpft sich einen Weg an die Wasseroberfläche.)

Sie findet nicht ein nasses Ende, sondern den Anfang eines neuen Lebens an einer fremden Küste.

(Sie geht einen langen, einsamen Strand entlang. Auf Wills Gesicht erscheint ein Lächeln.)

Es wird eine Liebesgeschichte, denn sie wird meine Heldin bleiben, für alle Zeit. Und ihr Name soll - Viola sein.

(Er schreibt: "Viola: What country..." Während der Abspann läuft, geht Viola noch immer auf den Horizont zu, ihrer schönen neuen Welt entgegen.)

E N D E