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'chair Artikeln - auf Deutsch

silverchair gnadenlos laut!
"Ehrlich - ich bin total aufgeregt." Daniel Johns (16) trippelt zwei Stunden vor dem Auftritt von silverchair nervoes in der Garderobe des Muenchener "Strom"-Clubs auf und ab. "Ich weiss, das wir in Germany schon viele Fans haben, und die wollen wir bei unserem allerersten Auftritt auf keinen Fall enttaeuschen." Fuenzehn Minuten spaeter ist von der Nervositaet jedoch nichts mehr zu spueren: Als das Licht in der Halle erlischt und beschwoerende, duestere Moenchsgesaenge durch den Saal schallen, stehen Chris, Ben und Daniel hochkonzentriert auf der Buehne. Mit dem brachialen Grunge-Titel "Leave me out" eroeffnen die drei das Konzert. Daniel, der umstrittene Maedchenliebling, ueberascht seine Fans dabei mit einem neuen Outfit: Statt eines T-Shirts (bisher sein Markenzeichen) traegt er ein weisses Hemd und eine bunte, gestreifte Krawatte. Auch Chris Joannou (16) verbluefft das Publikum mit einem neuen Look - die lange Maehne ist ab, der Bassist hat seit kurzem einen radikalen Kurzhaarschnitt. Chris wirbelt wild ueber die Buehne und pumpt droehende Basslaeufe aus seinem Instrument, die zusammen mit den wuchtigen Drum-Beats von Ben Gillies (16) das Fundament des gnadenlos laufen silverchair-Sounds bilden. Darueber droehnt Daniels Gitarre - dunkle, rauhe Riffs, die an Nirvana erinnern. Der tierisch harte Sound kommt bei den Kids, die kaum aelter sind als die Mitglieder von silverchair, total an. Schon bei "Findaway", der dritten Nummer, stuermen die ersten Stagediver die Buehne. Nur mit Muehe koennen die Ordner verhindern, dass ein paar Maedchen Saenger Daniel vor Begeisterung um den Hals fallen. Immer wieder muessen die Ordner die enthusiastischen Fans vom Buehnenrand ins Publikum zurueckdraengen. Mit polternden, duesteren Heavy-Haemmern peitschen die drei jungen Australier die Stimmung zusaetzlich hoch. Songs wie "Faultline" und "Tomorrow" bringen Bewegung ins Publikum, die 600 Besucher verwandeln sich in eine wild wogende Masse. Auf der Buehne ist Daniel, der aussieht wie der kleine Brider von Kurt Cobain, der absolute Blickfang. Mit seiner coolen Show bringt er die Girls zum Ausrasten. Einen Moment lang steht er unbeweglich am Mikrofon und bruellt mit seiner tiefen, kraeftigen Stimme seine Wut auf Kriegsverbrecher, geldgierige Machthaber und ruecksichtslose Mitmenschen in den Saal, dann reisst er urplotzlich seine Gitarre hoch, laesst sie aufjaulen wie einen getretenen Hund und huepft mit riesigen Saetzen auf die andere Buehnenseite, wo er wie verrueckt zu headbangen beginnt und seine blonde Maehne wirbeln laesst. Das ist zuviel fuer einige Maedchen: "Daniel I love you!" rufen sie ihm hysterisch zu. Er laechelt verlegen und bedankt sich artig fuer die Komplemente. Doch dann wird er wieder ernst und kuendigt den Hoehepunkt des Abends, die duester-melancholische Ballade "Suicidal Dream" (dt.: Selbstmoerderischer Traum), an. "Das ist ein Song ueber einen Menschen, der sich nicht mehr zu helfen weiss", sagt Daniel mit bedrueckter Stimme. Die gellenden Begeisterungsrufe, mit denen die Fans die ersten Gitarrenakkorde begleitern, verstummen bald - mit geschlossenen Augen hoeren die Kids zu. Mit dieser Nummer beweisen silverchair eindrucksvoll, dass sie zu Recht als die legitimen Nachfolger von Nirvana gehandelt werden. Das belegt auch die furiose Version ihres Grungeknallers "Israel's Son", mit dem sich die Band nach einer Stunde von ihren Fans verabschiedet. Nach der Deutschland-Tour kehren silverchair zurueck nach Australien, wo sie im Studio am Nachfolger ihres Debuet-Albums "Frogstomp" arbeiten. Das zweite Album soll im Herbst erscheinen. Im Sommer wollen silverchair fuer mehrere Open-Air-Festivals noch einmal nach Europa kommen.
Errichtet: 27. Dezember '99

Email: s339086@student.uq.edu.au