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Aus dem Bordell in den Konzertsaal.

Mitte des 19. Jahrhundertes war Südamerika ein grosser Schmelztiegel verschiedener Rassen und Kulturen. Auch in Uruguay und Argentinien trafen Indianer, afrikanische Sklaven und europäische Immigranten aufeinander. Ihre Sehnsüchte, ihr Heimweh und ihre Musik: Spanische Habaneras, deutsche Seemannslieder, afrikanische Rhythmen, der Walzer, Polkas und Mazurkas. Ein neuer Tanz, indem sich diese verschiedenen Faktoren vermischen, ensteht in den Borde11en der Stadte. Der Tango wird der sinnliche Tanz der Seeleute, Prostituierten und der Armen, der ihren GefOhlen Ausdruck verleiht: "Mein Schift verlaBt den Hafen, um nie wieder zurückzukehren, niemals werde ich dich wiedersehen, ich tanze um zu vergessen", erzahlt ein Tangotext.
Die bessere Geselischaft will den Tango erst kennenlernen, nachdem er ca. 1910 die Pariser Salons erobert hatte. Dann kehrt der Tango zurOck nach Buenos Aires und kommt auch nach New Vork. Amerikanische Tanzerinen tragen Kissen unter ihren Kleidern um blaue Flecken zu vermeiden.
Aber noch immer warnen Geistliche und Konservative vor dem verderblichen Tango. La Cumparsita und EI Choclo werden Welterfolge. In den sechziger Jahren dann die groBe Revolution. Astor Piazzolla bringt den Neuen Tango, den Nuevo Tango in alie grossen Konzertsale der Welt. Mit seinem Quinteto Tango Nuevo spielt der klassisch geschulte Komponist und Bandoneonist Tangos in denen Jazz, Latin und klassische Musik verarbeitet sind. Inzwischen hat der Tango einen festen Platz im Repertoire bekannter klassischer Solisten: Yo-Yo Ma und Gidon Kremer sind nur zwei von vielen Beispielen.

Unsere CD Tango Clásico gibt eine Obersicht der verschiedenen Aspekte des Tangos. Traditionelle Tangos wie La Cumparsita, Piazzolias Lo que vendra (mein Favorit) und auch die Tangos klassischer Komponisten -Albéniz und Milhaud -erzahlen ihre Geschichten von Heimweh und Sehnsucht. Ich selbst bin ein groBer Fan von Astor Piazzolia, dem Mann, der den Tango zur Kunstform machte und dessen Musik für mein Cello geschrieben zu sein scheint.

Anne Knappstein.