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Jaws (John Williams)

von Matthias Noe

Expanded Varese Sarabande Release
1. Main Title
2. The Empty Raft
3. The Pier Incident
4. The Shark Cage Fugue
5. Shark Attack
6. Ben Gardner's Boat
7. Montage
8. Father And Son
9. Into The Estuary
10. Out To Sea
11. Man Against Beast
12. Quint's Tale
13. Brody Panics
14. Barrel Off Starboard
15. The Great Shark Chase
16. Three Barrels Under
17. Between Attacks
18. The Shark Approaches
19. Blown To Bits
20. End Titles

 

 

 

Decca Release
1. Main Title
2. Chrissies Death
3. Promenade
4. Out To Sea
5. The Indianapolis Story
6. Sea Attack Number One
7. One Barrel Chase
8. Preparing The Cage
9. Night Search
10. The Underwater Siege
11. Hand To Hand Combat
12. End Titles








 

 

 


 

 

Dun-Dun Dun-Dun Dun-Dun Dun-Dun Dun-Dun DUN Dun Dun-Dun DUN...  

Selten hat es wohl ein Film(komponist) geschafft, mit den einfachsten musikalische Ideen von Anfang an eine Signatur für die gesamte Spielzeit eines Films zu finden. John Williams "Main Title" aus "Der weiße Hai" (engl. Titel u. CD-Titel: "Jaws") ist nicht nur unter Filmmusikfans bekannt, wie ein bunter Hund. Egal, wann man es hört, man denkt automatisch an drohende Gefahr aus tiefen Gewässern, an eine Welt der schwimmenden Ungeheuer unter der ruhigen Oberfläche.
DER WEIßE HAI, der die Geschichte des Badeortes Amity, in dessen Gewässern ein Menschenfresser fröhlich Touristen und Einheimische dezimiert, erzählt,  ist einer von Spielbergs besten Filmen und in puncto Spannungsaufbau und Timing wegweisend gewesen. Der 1975 noch unbekannte Regisseur bekam von den Produzenten RICHARD D. ZANUCK u. DAVID BROWN, die sein Kinodebut SUGARLAND EXPRESS bereits produziert hatten, den Auftrag PETER BENCHLEY Buch "JAWS" (dt.~ Kiefer, Gebiss(e)) zu verfilmen, nachdem er sein ausdrückliches Interesse daran betont hatte. Nun die Dreharbeiten mit dem mechanischen Hai (nach Spielbergs Anwalt "Bruce" genannt) waren ein Desaster. Das mechanische Pendant zum "Killer der Meere" war ein äußerst schwerfälliger Mechanismus, durch die damaligen Möglichkeiten der Robotertechnik (bis zu Stan Winston's JURASSIC PARK- Dinos dauerte es noch knapp 20 Jahre) extrem im Realismus eingeschränkt und nur in etwa einem Drittel der ursprünglich geplanten Szenen einsetzbar. Doch Spielberg wollte, dass das Publikum merkte, dass der Hai anwesend ist (z.B. am Anfang, wo man nur die Auswirkungen des Untiers sieht, sein Angesicht abgesehen von einer Rücken-/Schwanzflosse jedoch bis zur Hälfte des Films verborgen bleibt). Also musste John Williams Spielbergs ursprüngliches Musikkonzept ("melodisch und doch unheimlich") überarbeiten und eine Signatur finden, die dem Zuschauer vermittelt, dass das Untier anwesend ist, ohne es zu sehen.
Heraus kam jenes von Streichern getragene Dreiton-Motiv, dass zusammen mit Bernard Herrman's "Geigengequietsch" (abfällige Bezeichnung) aus Psycho das wohl größte musikalische Klischee der Filmgeschichte ist [Trevor Rabin's Score zum modernen Hai-Thriller DEEP BLUE SEA (1999)enthält in Anlehnung am Anfang ein ähnliches Motiv].
Die Musik war eine frühe Ankündigung vom Genie des Komponisten John Williams und ist seit gut einem Jahr auf zwei Veröffentlichungen erhältlich, die sich inhaltlich gleichen, wobei es sich bei dem Decca-Release um die Originalaufnahme handelt und bei der Varèse-Veröffentlichung um eine tonqualitativ bessere Neuaufnahme unter dem Taktstock von Joel McNeely. Des weiteren gibt es noch ein drittes, das 75er Original-Release, dass in knapp über einer halben Stunde nur Teile der Musik enthält und somit durch die 2000er Veröffentlichungen abgesetzt wurde, die einen viel besseren Blick auf die Musik ermöglichen! 

JAWS ist nicht nur ein Synonym für die richtungsweisende Vertonung von Filmen, sondern auch für deren geschickten Einsatz. Z.B glaubt ab der Hälfte des Filmes jeder Zuschauer, dass die Musik ihn bei Angriffen des Hais vorwarnt. Und genau ab diesem Punkt tut sie genau das nicht mehr. Somit ist sie sowohl kompositorisch, als auch von ihrem Einsatz her ein Geniestreich.
Doch die Musik auf dieses Zweiton-Motiv zu reduzieren ist genauso falsch, wie Herrman's PSYCHO auf jene Duschszene herabzulassen. Besonders hervorzuheben ist hier MONTAGE. Es präsentiert im Gegensatz zum Hai-Thema eine hübsche romantische Melodie die im Film die Ankunft der Touristen in Amity Island begleitet. Und die düster-unheimlichen Stücke BEN GARDNER’S BOAT und QUINT’S TALE sind das Fundament, auf dem der Zuhörer auf das Gleiß zur später aufkommenden Panik geleitet wird. Auch OUT TO THE SEA ist hier eindeutig melodischer anglegt und beinhaltet so etwas wie ein „Gefährten“-Thema, dass die drei Männer, die den Hai auf hoher See fangen wollen, musikalisch charakterisiert und bei dramatischen Ereignissen um sie herum ein meist kurzes Gastspiel hat. Nicht so aber in MAN AGAINST BEAST, dem wohl besten Stück des Soundtracks, dass alle drei Hauptthemen beinhaltet (Hai, Montage, Gefährten) und diese äußerst gekonnt variiert und speziell dem Hai-Thema eine noch elektrisierendere Wirkung verschafft, während das Gefährten-Thema hier in seinem triumphalen Übermut ebenfalls hervorragend zur Geltung kommt! Weiterhin herausragend präsentiert sich das Dreiton-Motiv (vor allem in der Wirkung) bei THE PIER INCIDENT , das einen Zwischenfall an einem Steg schildert, bei dem einer von zwei Fischern gerade so der Bestie entkommt, sowie bei INTO THE ESUTARY, dass eine der brutalsten und zugleich dramatischsten Szenen unterlegt, jene, in der eine Meute von Touristen am Strand einen Paddler in einer Bucht vergebens vor dem Untier warnt und bei dessem Ableben zusieht. Die Streicher formieren sich in einer ansteigenden Geschwindigkeit, und lassen somit im Zuschauer eine Panik regelrecht aufquellen. Gerade in diesen Szenen ist man der Musik, teils unbewusst, ausgeliefert und sie spielt mit dem Zuschauer wie selten zuvor oder danach eine Filmkomposition, auch von Williams. Nach diesem Auf und Ab, dass die hervorragende(n) CD(s) so markant macht, bekommt man zum Schluss wieder das lyrische Gefährten-Thema zu hören, auf einer Flöte, von Streichern begleitet, dass den ohnehin perfekte Eindruck komplettiert!

 DAS HEIßT: Wer die CD(s) nicht schon hat und sich nur im Entferntesten Filmmusikfan nennt sollte zugreifen. Mein Favorit ist zwar die Decca-Version, Leute die jedoch die Varèse-Neueinspielung mit mehr Zusatzmaterial im Booklet besitzen können sich beruhigen, da den Unterschied für mich nicht die Ton-Qualität ausmacht, sondern die Tatsache Williams’ und nicht McNeely’s Version zu hören. Hier sollte man sich nicht zuviel Gedanken machen, beide sind von erster Klasse und repräsentativ für die Musik, die definitiv zu den Highlights der Filmgeschichte gehört!