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Die Lage und die Perspektiven des Ungartums in der Woiwodina, 27. Mai 1995.

DIE LAGE UND DIE PERSPEKTIVEN DES UNGARTUMS IN DER WOIWODINA

Als Folge des Bürgerkriegs haben etwa vierzigtausend, vorwiegend junge Ungarn das Land verlassen. Wegen der anhaltenden Krise ist ihre Rückkehr ungewiss. In den Staatsinstitutionen und noch nicht privatisierten Unternehmen gibt es unter den arbeitslos gewordenen Angestellten weiterhin verhältnismäßig mehr Ungarn. Für das Ungartum ist es besonders von Nachteil, daß die von dem Minister für Schulwesen ernannten serbischen Schuldirektoren in den meist gemischtsprachigen Schulen die ungarischen Pädagogen zu verdrängen versuchen. Unter wirtschaftlichen. Verhältnißen welche von maffia-wirtschaftlichen Elementen unfrei sind, befinden sich die ungarischen Unternehmen natürlich in schwierigerer Lage. Die Verbürgerlichung ist sonst ein langsamer Prozess und das Ungartum wird unter solchen Bedingungen immer mehr in den Hintergrund gedrängt.

Es ist der Grund dafür, daß sich die Fortgegangenen in Ungarn ein Existenz aufbauen möchten, aber es gibt gar solche welche nach Westeuropa, Australien oder Amerika weitergehen möchten.

Für, in der Woiwodina gebliebenen Ungarn bedeutet die Autonomienkonzeption der Demokratischen Gemeinschaft der Ungarn in der Woiwodina (DGUW) eine reale Basis für das Verbleiben. Diese Vorstellung ist im Einklang mit der 1201 Empfehlung des Europäischen Rates worin das Modell der Personalautonomie eine dominante Rolle erhielt, hat zweierhafte Bedeutung. In diesen Rahmen können die Ungarn über ihre Schulung, Bildung und Informationswesen selbständig entscheiden. Anderseits, der Politrat ist dafür geeignet, daß er die politischen Interessen des Ungartums in der Woiwodina als ein Ganze aufdeckt, ausdrückt und repräsentiert. Die Legitimität des Politrates sichert die Tatsache, daß er unter Berücksichtigung des Grundsatzes des politischen Pluralismus entsteht.

Die Autonomiekonzeption der DGUW stößt von Anfang an auf politischen Widerstand. Der Angriffsgrund liegt darin, daß dieses Modell das Ungartum in der Woiwodina als politisches Subjekt hervorhebt.

Der Nationalismus von Groß-Serbien welcher sich aufstaatspolitische Ebene emporhob wirft schon die Gedanke einer Autonomie weg.

Die aufgeklärten serbischen Nationalisten, unter denen die ehemaligen Amtstraeger vor 1988 dominieren, versammeln sich in dem Woiwodiner Klub und in der Woiwodiner Demokratischen Reformpartei.

Mit politischer Unterstützung, es wäre bei den Wahlstimmungen sichtbar, kann diese Gruppenversammlung nicht rechnen, aber mit Unterstützung der serbischen Macht und von ihr kontrollierter Minderheitspresse beschäftigt sie sich mit den Autonomiefragen in immer attraktiverer Form.

Die Vertreter des aufgeklärten serbischen Nationalismus anerkennen die Tatsache, daß ein Drittel der Bevölkerung in der Woiwodina nichtserbisch ist, aber die Minderheitskollektivität ein politisches Subjektum darstellt welche die Autonomiekonzeption betreibt und nach ihrer Meinung die serbischen Interessen gefährdet. Trotz der Tatsache, daß dies eine große Mehrheit der hier lebenden Serben bei den Wahlen schon dreimal abstimmte, treten sie für die Autonomie von der Woiwodina ein.

Einerseits, weil dieses Modell in Aera des Einparteiensystems bewies, daß es die Minderheiten untergeordnet hielt und trug den immer mehr zunehmenden Assimilationsprozessen bei, deren Leidenden die Minderheiten waren und sie gleichzeitig eine günstige internationale Beurteilung erhielt. Anderseits, weil die ungarischen politischen Gruppensammlungen in der Woiwodina, wie z. B. die restauierte Opposition die die Amtstraeger vor 1988 vereinigt, oder die Tonangebende in dem Bund der Ungarn in der Woiwodina, um ihre Position besorgte örtliche Selbstverwaltungsführer die mit lieberalen Ideen umwobene Autonomiekonzeption der Woiwodina anerkennen.

Der Ziel der serbischen Macht ist klar. Weil sie für die groß-serbische Politik keine ungarischen politischen Gruppensammlungen gewinnen konnte, möchte, mit der Idee von der Autonomie der Woiwodina die Autonomiebestrebungen des Ungartums in der Woiwodina sie stören und spalten.

Die Tätigkeit der aufgeklärten Vertreter des serbischen Nationalismus, in Betracht auf die groß-serbischen Machtintereßen, ist ungefährlich. Die serbische Mehrheit in der Woiwodina würde die Autonomie von der Woiwodina durch Stimmenmehrheit nicht annehmen. Gleichzetig, neben der Autonomiekonzeption der DGUW, eine Konzeption von der Autonomie der Woiwodina, könnte als Alterna-tive auf dem internationalen Parkett erscheinen und damit die Aussichten der Autonomiebestrebungen des Ungartums in der Woiwodina vermindern.

Es ist also verständlich, daß auf diese Weise die von der DGUW vertretene Autonomiekonzeption von mehreren Seiten unter starkem Druck steht. Da die DGUW über kein eigenes Blatt verfügt, ist es logisch, daß der politische Druck über die Presse, vor allem über unter staatlichem Einfluß stehende Zeitung namens Magyar Szó, erfolgt.

Wie beeinflußt das alles die Autonomiebestrebung der etwa dreihunderttausend Ungarn in der Woiwodina?

Auf Grund der Erfahrungen der etwa zweitausend Aktivisten die in vierzehn Kreisorganisationen und neunzig Sektionen tätig sind, kann man feststellen, daß der politische Druck erfolglos blieb. Die große Mehrheit der Ungarn in der Woiwodina unterstüzt die Autonomiekonzeption der DGUW.

Das Ungartum in der Woiwodina will eine Autonomie. Mehrmals hat es mit Wahlstimmen bestätigt, daß es selbst entscheiden möchte in wichtigen, seine nationale Selbstidentität betreffenden Fragen, vor allem was die Schulung, Bildung und Informationswesen betrifft. Umsonst erklären die aufgeklärten serbischen Nationalisten und die, sie folgende, Zeitung Magyar Szó, daß die Autonomiekonzeption der DGUW zur Assimilation führe, die große Mehrheit der Ungarn in der Woiwodina unterstützen die Autonomienkonzeption der DGUW.

Die DGUW ist auch weiterhin die einzige politische Kraft welche das ganze Ungartum in der Woiwodina konstitutionell umfaßt. Und sie ist die einzige Organisation welche politisch legitim auf dem politischen Parkett im In- und Ausland auftreten kann mit dem Ziel der Verwirklichung des Autonomiemodells welches sie vertretet.

Wegen Verwirklichung der Autonomiebestrebungen des Ungartums in der Woiwodina, strebt die DGUW nach Dialoge und Übereinstimmungen mit allen serbischen Kräften. Gleichzeitig diktiert der politische Realismus, daß sie im Einklang mit demokratischen und internationalen Normen Forderungen erfüllen muß um internationale Unterstützung zu erhalten.

Verständnis und Unterstützung erwartet die DGUW wie von der Regierung der Republik Serbien, so auch von den Leitern des jugoslawischen Friedensprozesses, beziehungsweise, von internationalen Organisationen.

Mai 1995

DER VORSTAND DER DGUW