Erich Sinner
Eine weite Reise/Uhura 1

Uhura Message 1

1997

Ich liege im Bett, ziehe nochmals an der schlecht gedrehten Cigarette und loesche sie dann aus. Nichts. Ich merke noch nichts. Immer noch nichts. Es ist dunkel im Raum. Im Bett neben mir liegt RM und schlaeft. Die anderen sind noch nicht da. Ich drehe mich auf die Seite und schaue in die Nacht hinaus. Ploetzlich.....)

Mann, wie das heiss loslauft, von ganz unten kommt's rauf, in den Ohren, komisch, da rauscht es, es fluestert, mehrere Stimmen fluestern uebereinander, durcheinander, neinnein, ich nehm das Zeug nimmer, ganz bestimmt nicht, ich muss das der Christl sagen, sie ist doch so dagegen. Aber warum nimmt sie's nicht selbst, mein Gott, da ist doch nichts dabei, sie soll's doch mal nehmen, sie wird schon nicht krepieren. Ich krepier' ja auch nicht. Ich meine, die Chancen, dass ich draufgehe sind doch gering. Na gut, es koennte ja sein, einerseits waer' das ja selbstverstaendlich, aber andererseits, andererseits, nein, hoffentlich muss ich nicht sterben, andererseits, wo war ich stehengeblieben? Im Bauch, da ist doch ein Feuer drin im Bauch. Orange? Rot? Orange ist es, wie Moos kriecht es umher. Mein Bauch ist ein Trog, ein Holztrog, mit blauem Wasser drin, er versinkt jetzt, der Trog, oder nein, er versinkt nicht, er wird nur tiefer, der Wasserspiegel senkt sich, das ganz blaue Wasser, ein See ist mein Bauch, ich steh' auf einem Berg und seh' auf den See hinunter, der himmelblau ist. Oder ist er rot? Feuriges Moos? Moosiges Feuer? Orange? Was macht denn die Frau, die Schraeg auf mich zureitet, in ihrer mittelalterlichen Ruestung? Wer reitet so spaet durch Nacht und Wind, warum reitet die Frau ohne Kind? Ganz weiss wird sie, ich seh' nur mehr die weisse Kontur der Frau, die mit ihrem Gefolge auf mich zureitet und nichtnaeherkommt. Ich muss austreten, ich muss unbedingt austreten und 'n paar Kubiqmeter Wasser vergiessen, mich moeglichst Atue muss ich das tun.
(Ich stehe auf und taste mich durchs finstere Zimmer)
Der Korridor ist aber lang! Und so breit! Ist das ueberhaupt der Korridor? Komisch, man braucht auf diesem Korridor nicht zu gehen, es genuegt, wenn man die Beine hebt, dann geht der Boden darunter weg. Wie lang meine Beine sind! Ich schreite ja wie Ludwig der XIV. Sonnen- oder Mondkoenig? Ist ja wurscht. Wo hoert denn dieser Korridor auf? Jetzt geh' ich schon zwei Stunden ueber diese Autobahn, ohne ein Auto zu begegnen und immer noch ist die Toilette so weit entfernt! Aber mit macht das nichts aus. Ich bin schon oefters kilometerweit ueber Autobahnen gegangen. Ha, jetzt bin ich angekommen. Warum baut man diese verdammten Toiletten nicht ins Zimmer? Oder das Zimmer in die Toilette? Ich muß in den Spiegel schauen, denn meine Mutter merkt's an meinen Augen, wenn ich gekifft hab'. Ja wirklich, meine Augen sind halb zu, nicht ganz, aber immerhin halb zu. Das macht nichts, meine Mutter ist ja nicht da.
(Ich geh' in die Toilette und komm' wieder raus.)
So, jetzt geh' ich schlafen. Himmel, was hat man denn mit diesem Korridor angesteltt? Auf einmal schmal! Aber ich hab schon Platz in dieser Schlucht, ich schon. Wo sind denn die Stalaktiten und Stalagmiten? Ach ja, die gibt's nur in Hoehlen und das ist eine Schlucht.
(Ich komme an den Fenstern vorbei.)
Soll ich rausspringen, soll ich aus dem Fenster springen, jetzt, da, aus dem Fenster? Nein ich tu's nicht, besser nicht.
(Das Fenster ist hinter mir.)
Aber das naechste, soll ich aus dem naechsten Fenster springen, los spring! nein, spring nicht, du springst nicht, ich weiss es, du nicht.
(Ich lache, auch dieses Fenster ist nun hinter mir.)
Jetzt, die Chance muss ich nuetzen, ich muss zum naechsten Fenster rausspringen. Ach nein, ich brauch' mir nichts vorzumachen, ich werde nie springen. Ich hab mal gelesen, dass einer im LSD-Rausch geglaubt hat, er sei ein Voeglein und zum Fenster rausgesprungen ist. Der Kerl war dann tot, logisch.
(Ich bleibe stehen und schaue zum Fenster raus.)
So ein Spinner, der musste doch wissen, dass er nicht fliegen konnte. So hat er getan
(Ich hebe beide Arme und schwinge sie auf und ab.)
und ist rausgesprungen. Nein, wirklich, der Kerl muss schon beachtlich doof gewesen sein.
(Ich geh ins Zimmer.)
Ich darf michjetzt nicht ins Bett legen, denn dort werd' ich verrueckt, dieser bloede Shit, warum hab' ich denn wieder gekifft? Da schlaeft RM mit seinem Bart, er weiss von nichts. Ich moechte mich jetzt ins Bett legen und traeumen. Das waer' fein. Ich kann's ja versuchen.
(Ich leg mich ins Bett.)
RM schlaeft mit seinem Bart. Ob er echt ist? Jaja, der ist schon echt.
(Durch Anspannen der Beinmuskeln lasse ich meine Kniescheibe auf und ab huepfen.)
Ich darf das nicht tun, das schadet vielleicht.
(Ich mache weiter.)
Ich darf das nicht tun! Immer das Gleiche: wenn ich gekifft hab', tue ich mir immer alles zufleiss. Dieser doofe Bewegungszwang! Los, nimm dich zusammen, lass das!
(Ich geb' ruhe.)
Nein, einmal mach' ich's noch, nur einmal.
(Ich lasse die Kniescheibe nochmals huepfen.)
Mensch, hab ich einen Durst, wenn ich nicht bald was zu trinken krieg, krepier ich. Seit wann ist denn mein Mund behaart? Ich muss schnaufen. Oder vielleicht bild' ich mir das nur ein. Luft brauch ich, ich ersticke ja, ich muss ganz tief einatmen, sonst bin ich tot. Aber dieser Durst, mein Mund ist ganz ausgetrocknet, wie eine trockene Hoehle in der Sahara schaut er aus. Ob das bei Andreas Hofer auch so war? Hat der jemals Durst gelitten? Das war schon ein Kerl, dieser Hofer, sooo einen Bart hatte der, viel den laengeren als RM. War Hofers Bart ueberhaupt echt? Der von RM schon, der ist ganz echt. Oder doch nicht?
(Die Tuer geht auf, CM und IM kommen herein. Ich stelle mich schlafend.)
Vielleicht sind die beiden so wie meine Mutter und merken, daß ich gekifft habe. Aber die wuerden eh nichts sagen, sie sind nicht verheiratet. Soll ich doch sprechen, soll ich? Nein, besser nicht. Oder doch, soll ich?
(Die beiden sprechen ueber die Taube, die ueberm Fenster ein Nest gebaut hat.)
Ich: Das ist eine Taube, keine Schwalbe.
CM: Ha ja niemand gesagt, dass es eine Schwalbe ist.
Ich: Doch doch. Du. Oder nicht?
CM: Nein, ich nicht.
Ich: Jedenfalls ist das eine Taube. Weihnachten ist nah.
CM: Bist du besoffen?
Ich: Nein. Ich hab' nur gesagt, dass Weihnachten nah ist. Oder darf ich das vielleicht nicht?
CM: Doch, du bist besoffen.
Ich: Nein.
Ich darf nichts mehr sagen, ich muss still sein, sonst merken sie was. Komisch, meine Fuesse.....soll ich einen Knoten machen, in meine Fuesse? Den Weberknoten? Wie geht jetzt der?
(Ich strample mit den Fuessen.)
So, das ist der Weberknoten, jetzt hab ich meine Fuesse verknotet. Wer hat meinen Kopf in einen Schraubstock gepresst? Das tut weh. Genau an den Schlaefen. Maschinengewehre. Ich liege zwischen zwei Maschinengewehren, die gerade nach vorne feuern. Ich sehe die Kugeln, die gluehend nach vorne flitzen, von links und von rechts, es ist unheimlich still, ich hoere ploetzlich kein Geknatter mehr, die Maschinengewehrgarben flitzen rot nach vorn, vereinigen sich dort, und.....die Dame in der prunkvollen Ritterruestung reitet schon wieder von schraeg obe auf mich zu. Sie wird weiss, ganz weiss mit schwarzem Rand. Hinter ihr reiten ihre Gefolgsleute, aber sie kommen nicht naeher. (GB und FG kommen herein.)
Ich: Habt ihr das gehoert? Habt ihr gehoert, was CM gesagt hat? Er hat gesagt, dass das eine Schwalbe ist. Das ist doch eine Taube!
FG: Was hast du denn?
Ich: Eine Schwalbe, hat er gesagt, ist das! Dieser Mensch kann nicht einmal eine Taube von einer Schwalbe unterscheiden!
FG: Bist du besoffen?
zu CM: Ist er besoffen? Der spinnt ganz schoen.
Ich: Weihnachten ist nah.
RM wacht auf: Jaja, er ist besoffen, schau mal, er kann ja nicht einmal mehr die Augen aufhalten.
Ich: Nein, ich bin nicht besoffen. Draussen regnet's.
RM: Na und? Gib zu dass du besoffen bist.
Ich: Der Hagel, weisst du, der Hagel.
RM: Jaja, der Hagel, toc auf den Kopf und jetzt ist was kaputt bei dir.
Ich: Nein, falsch. Ein Hagelkorn macht toc, aber ein Hagelkorn faellt nie allein. Deswegen macht's immer toctoctoc...
RM: Ich verstehe, ich verstehe. Du solltest weniger saufen.
Ich: Kennst du den Unterschied zwischen einem Regenkorn, nein einen Regen-tropfen, Tropfen heisst das, nicht Korn, und einer Schneeflocke?
RM: Jetzt beginnt er auch noch mit dem Schnee!
Ich: Ein Regentropfen macht platsch und die Schneeflocke hoert man nicht. Zu Weihnachten.
Mein Bauch, warum brennt mein Bauch schon wieder? Oranges Feuer und unten, zwischen den Fuessen, ist's rot, das Feuer. Es glueht. Das ist fein, ganz wohlig fuehlt sich das an. Oh, jetzt meine Fuesse....gruenes Feuer....ich krieg keinen Atem mehr, ogottogott, ich kann nimmer schnaufen, Luft, muss ich ersticken?
Ich: Weihnachten ist nah. Wisst ihr, wie die Tauben heissen? Er heisst Christoph, sie Christine, ein Kind Christophchen und das andere Christinchen. Und alle schreiben sich....Hagelkorn. Familie Hagelkorn.
CM: Halt's Maul, ich will schlafen.
Ich: Der Hagel, weisst du, toctoctoc. Weihnachten ist nah.
(DB kommt herein.)
Ich; zu CM: Siehst du das Christkind? Jetzt ist das Christkind gekommen. Will wer eine Gauloises? Wer eine Gauloises will, wird gebeten, sich zu mir zu begeben. Zuendhoelzer hab ich aich. Niemand? Will niemand eine Gauloises?
RM: Der spinnt total.
IM: Wer braucht Zuendhoelzer?
Ich: Ich, komm her.
(IM kommt, will mir ein Zuendholz geben.)
Ich: Was machst du da? Hier hast du die Zuendhoelzer.
(Ich reiche ihm meine Zuendholzschachtel.)
IM: Aber du hast doch gesagt, dass du welche willst?
Ich: Nein, Du, du hast mich gefragt, ob cih Zuendhoelzer habe. Hier hast du sie. Willst du eine Gauloises? Willst du? Hier.
(Ich reiche ihm das Paket.)
IM: Nein, danke. Du bist wirklich besoffen und streitest es auch noch ab.
Ich: Ich bin nicht besoffen. Der Hagel. Du willst keine Gauloises?
IM: Nein. Hoer auf.
Ich: Waaas, du kommst zu mir her, ohne eine Gauloises zu wollen? Los, hau ab. Hau ab, sag ich dir, geh ins Bett.
(Kopfschuettelnd geht er.)
Der CM hat gesagt, das ist eine Schwalbe. Der CM spinnt doch! Wenn das keine Taube ist, dann bin ich ein...ein...Weihnachten ist nah.
RM: Ich geb dir fuenf Minuten. Wenn du in fuenf Minuten nicht das Maul haeltst, dann gibt's Krach.
Ich: Ist dein Bart ueberhaupt echt? Ich hab das Gefuehl, das da was faul ist, an dem Bart.
RM: Aufhoeren, hab ich gesagt. Aufhoeren!
Eine Warze. Was macht denn diese Warze da vor meinen Augen? Das ist Mao's Warze. Wie kommt denn die da her? Und De Gaulle hatte sooo eine Nase. Aber De Gaulle, De Gaulle, der ist ja tot!
Ich: De Gaulle ist gestorben. Wisst ihr das schon? Herzschlag. Aus, amen.
Muss ich kotzen? Mir ist verdammt schlecht. Ich glaube, ich muss wirklich kotzen. So ein Bloedsinn. Ich kotze einfach auf den Boden.
Ich, zu RM. der neben mir schlaeft: Kannst du schwimmen?
RM: Wieso?
Ich: Nur so. Nichts besonderes. Ist dein Bart echt?
RM: Bittebitte hoer auf! Halt mal endlich deine Schnauze!
Sooo schlecht ist mit. Nein, eigentlich doch nicht. Mir ist gar nicht schlecht. Jetzt fluestern sie wieder in meinen Ohren. Was ist denn das fuer eine Sprache? Das Gefluester wird lauter, immer lauter, das fluestert schreiend, das tut weh, ganz klar versteh ich die Worte, aber diese Sprache kenn ich nicht. Der Schraubstock. Schon wieder! Das ist ja direkt laestig. Warum dreh ich den Schraubstock nicht ganz zu, passieren kann mir ja nichts, denn ich bilde mir alles nur ein. Oder doch nicht? Nein, das ist Ernst, blutiger Ernst. Was wuerde denn die Sigi dazu sagen? Oder die Heidi? Die Heidi spritzt sich alles Moegliche. Die ist schon bald kaputt. Sowas koennte mir nie passieren, mir nicht. Ich spritze ja auch nicht, ich rauche nur. Heute war's das letzte Mal. Ich tu's nimmer, ganz bestimmt nie mehr, oder hoechstens noch einmal, zweimal. Oefter nicht. Oder vielleicht noch fuenfmal, zehnmal. Vielleicht hundertmal. Tausendmal? Aber mehr als hunderttausendmal nicht. Hoechstens eine Million Mal. Eine Million Mal ist nicht viel. Oder eigentlich ist das doch viel, aber mir mach das nichts aus. Ich moechte jetzt schlafen, ich bin muede. Wer haut mir denn einen Nagel zwischen die Augen? Oder ist das kein Nagel? Das ist eine Eisenstange, armdick. Nein, ein Baum, ein Tannenbaum. Tannenbaum?
Ich: Weihnachten ist nah.
(Niemand antwortet mir, alle schlafen schon.)
Die haben's gut, die wissen nicht, was ein Joint ist. Die sind zu beneiden. Ich bedaure sie. Sie wissen nicht, wie gut ein Joint ist. Manchmal glaubt man....diese Frau in der Ruestung, hoch zu Ross, wer ist denn die? Ich hab sie noch nie gesehen. Aber schoen ist die.
Sie hat ein weises Gesicht. Und wie anmutig sie durch Nacht und Wind reitet! Ohne Kind. Erlkoenig, ich moecht dir mal begegnen. Ist es der Erlkoenig, der in meinen Ohren fluestert? Er un seine Freunde, Bekannten, Verwandten? Jedenfalls fluestern sie in meinem Ohr. In allen beiden Ohren. Koennen sie nicht deutsch? Komische Sprache das.
(RM bewegt sich. Ich singe Stille Nacht, Heilige Nacht und schweige, als RM einen Schuh nach mir wirft.)
Warum kann ich nicht schlafen? Ich moechte schlafen. Aber bei diesem Maschinengewehrgeknatter koennte niemand schlafen. Wo gehen die gluehenden Projektile hin? Ich sehe die Maschinengewehre nicht, aber ich weiss, dass sie links und rechts von mir aufgebaut sind. Gerade nach vorne fliegen die roten Projektile und in der Ferne, dort wo sie sich treffen....die Frau, schon wieder diese Ritterin. Frau, geh heim, geh schlafen. Oder bitte, wenn du willst, reite ruhig auf mich zu. Du erreichst mich doch nie, das hab ich schon gemerkt. Du kannst mir keine Angst machen. Also, reite ruhig weiter. Reite hinein in meinen Bauch. Soll ich in meinen Bauch hineintauchen? Nein, wer weiss, vielleicht kann ich in diesem Zustand nicht schwimmen. Mein Bauch ist kein Trog, mein Bauch ist ein See. Mein Bauch ist ein moosbewachsener Holztrog mit himmelblauem Wasser drin. Mein Bauch ist ein See. Ich befinde mich auf dem Grund des Sees und sehe auf seine Oberflaeche hinauf. Da schwimmt wer im himmelblauen Wasser. Ich sehe die Fuesse und den Unterkoerper. Eine weisse Badehose hat der Mensch an. Das ist eine Frau. Wahrscheinlich ist das die Ritterin. Soll ich sie bei den Fuessen packen und herunterziehen? herunter in meinen Bauch, ins orange Feuer meines Bauches? Am Hals juckt's, das macht der Joint, jetzt krieg ich am Hals einen Ausschlag, lauter Pickel, Forunkel. Kleine Berge, Krater, die ganz schnell wachsen und morgen, bevor ich aufwache, schon groesser sind als ich und mich erdruecken, ersticken. Die Vulkane speien Feuer und begraben mich unter der Lava. Und in ein paarhundert Jahren wird Schliemann kommen und mich ausgraben und die Leute werden mich besichtigen, durch den freigelegten Mund einsteigen. Sie werden mich besichtigen wie Pompej, ein Fremdenfuehrer wird die Leute in mir herumfuehren....ich moechte mal nach Pompej fahren und dort....ob die Frau in der Ritterruestung auch schon durch Pompej geritten ist? Wer weiss. Solche Leute reiten immer ueberallhin. RM's Bart ist nicht echt, jetzt weiss ich es. Morgen frueh reiss ich ihm ihm herunter. Ich lass mich doch nicht verarschen. Glaubt er wirklich, ich falle auf seinen falschen Bart herein? Mich kriegt der nicht dran, morgen frueh entlarve ich ihn. Vielleicht kennt er die Frau in der Ritterruestung, ich muss ihn mal fragen. Vielleicht ist es seine Tante. Ein glueck, dass niemand gemerkt hat, wie ich vorhin einen Knoten in meine Fuese machte. Wie spaet ist es jetzt? Unwichtig. Morgen frueh ueberzeuge ich den CM, dass das keine Schwalbe ist, sondern eine Taube, eine Friedenstaube. Oje, schau mal, da steigen lauter Blasen auf, sie kommen aus meinen Schuhen, Seifenblasen mit praechtigen Farben, sie steigen auf, schweben durch den Raum, und schweben durch die Wand. Seltsam, sie platzen nicht. Sie sind stabiler als Christbaumkugeln, sie koennen sogar durch die Wand. Mein Herz pumpt ganz laut, hoffentlich wacht niemand auf davon. Und mein Atem rasselt, aber ichhabe keinen Durst mehr, es ist mehr Musik als Rasseln. Ich fuehle mich wohl, frei, ich habe kein Beduerfnis nach irgendwas, ich moechte bloss immer so daliegen und den Regen hoeren, Weihnachten, Erlkoenig, ich fuehle mich orange und rot und wohl und frei, ich fuehle mich wohl, wohl, wohl wohl wohl wohl wohlwohlwohlwohl
(Ich schlafe ein.)

(1972)

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