Uhura Message 1
1997 |
Ich liege im Bett, ziehe nochmals an der
schlecht gedrehten Cigarette und loesche sie dann aus. Nichts.
Ich merke noch nichts. Immer noch nichts. Es ist dunkel im Raum.
Im Bett neben mir liegt RM und schlaeft. Die anderen sind noch
nicht da. Ich drehe mich auf die Seite und schaue in die Nacht
hinaus. Ploetzlich.....)
Mann, wie das heiss loslauft, von ganz
unten kommt's rauf, in den Ohren, komisch, da rauscht es, es
fluestert, mehrere Stimmen fluestern uebereinander, durcheinander,
neinnein, ich nehm das Zeug nimmer, ganz bestimmt nicht, ich
muss das der Christl sagen, sie ist doch so dagegen. Aber warum
nimmt sie's nicht selbst, mein Gott, da ist doch nichts dabei,
sie soll's doch mal nehmen, sie wird schon nicht krepieren. Ich
krepier' ja auch nicht. Ich meine, die Chancen, dass ich draufgehe
sind doch gering. Na gut, es koennte ja sein, einerseits waer'
das ja selbstverstaendlich, aber andererseits, andererseits,
nein, hoffentlich muss ich nicht sterben, andererseits, wo war
ich stehengeblieben? Im Bauch, da ist doch ein Feuer drin im
Bauch. Orange? Rot? Orange ist es, wie Moos kriecht es umher.
Mein Bauch ist ein Trog, ein Holztrog, mit blauem Wasser drin,
er versinkt jetzt, der Trog, oder nein, er versinkt nicht, er
wird nur tiefer, der Wasserspiegel senkt sich, das ganz blaue
Wasser, ein See ist mein Bauch, ich steh' auf einem Berg und
seh' auf den See hinunter, der himmelblau ist. Oder ist er rot?
Feuriges Moos? Moosiges Feuer? Orange? Was macht denn die Frau,
die Schraeg auf mich zureitet, in ihrer mittelalterlichen Ruestung?
Wer reitet so spaet durch Nacht und Wind, warum reitet die Frau
ohne Kind? Ganz weiss wird sie, ich seh' nur mehr die weisse
Kontur der Frau, die mit ihrem Gefolge auf mich zureitet und
nichtnaeherkommt. Ich muss austreten, ich muss unbedingt austreten
und 'n paar Kubiqmeter Wasser vergiessen, mich moeglichst Atue
muss ich das tun.
(Ich stehe auf und taste mich durchs finstere Zimmer)
Der Korridor ist aber lang! Und so breit! Ist das ueberhaupt
der Korridor? Komisch, man braucht auf diesem Korridor nicht
zu gehen, es genuegt, wenn man die Beine hebt, dann geht der
Boden darunter weg. Wie lang meine Beine sind! Ich schreite ja
wie Ludwig der XIV. Sonnen- oder Mondkoenig? Ist ja wurscht.
Wo hoert denn dieser Korridor auf? Jetzt geh' ich schon zwei
Stunden ueber diese Autobahn, ohne ein Auto zu begegnen und immer
noch ist die Toilette so weit entfernt! Aber mit macht das nichts
aus. Ich bin schon oefters kilometerweit ueber Autobahnen gegangen.
Ha, jetzt bin ich angekommen. Warum baut man diese verdammten
Toiletten nicht ins Zimmer? Oder das Zimmer in die Toilette?
Ich muß in den Spiegel schauen, denn meine Mutter merkt's
an meinen Augen, wenn ich gekifft hab'. Ja wirklich, meine Augen
sind halb zu, nicht ganz, aber immerhin halb zu. Das macht nichts,
meine Mutter ist ja nicht da.
(Ich geh' in die Toilette und komm' wieder raus.)
So, jetzt geh' ich schlafen. Himmel, was hat man denn mit diesem
Korridor angesteltt? Auf einmal schmal! Aber ich hab schon Platz
in dieser Schlucht, ich schon. Wo sind denn die Stalaktiten und
Stalagmiten? Ach ja, die gibt's nur in Hoehlen und das ist eine
Schlucht.
(Ich komme an den Fenstern vorbei.)
Soll ich rausspringen, soll ich aus dem Fenster springen, jetzt,
da, aus dem Fenster? Nein ich tu's nicht, besser nicht.
(Das Fenster ist hinter mir.)
Aber das naechste, soll ich aus dem naechsten Fenster springen,
los spring! nein, spring nicht, du springst nicht, ich weiss
es, du nicht.
(Ich lache, auch dieses Fenster ist nun hinter mir.)
Jetzt, die Chance muss ich nuetzen, ich muss zum naechsten Fenster
rausspringen. Ach nein, ich brauch' mir nichts vorzumachen, ich
werde nie springen. Ich hab mal gelesen, dass einer im LSD-Rausch
geglaubt hat, er sei ein Voeglein und zum Fenster rausgesprungen
ist. Der Kerl war dann tot, logisch.
(Ich bleibe stehen und schaue zum Fenster raus.)
So ein Spinner, der musste doch wissen, dass er nicht fliegen
konnte. So hat er getan
(Ich hebe beide Arme und schwinge sie auf und ab.)
und ist rausgesprungen. Nein, wirklich, der Kerl muss schon beachtlich
doof gewesen sein.
(Ich geh ins Zimmer.)
Ich darf michjetzt nicht ins Bett legen, denn dort werd' ich
verrueckt, dieser bloede Shit, warum hab' ich denn wieder gekifft?
Da schlaeft RM mit seinem Bart, er weiss von nichts. Ich moechte
mich jetzt ins Bett legen und traeumen. Das waer' fein. Ich kann's
ja versuchen.
(Ich leg mich ins Bett.)
RM schlaeft mit seinem Bart. Ob er echt ist? Jaja, der ist schon
echt.
(Durch Anspannen der Beinmuskeln lasse ich meine Kniescheibe
auf und ab huepfen.)
Ich darf das nicht tun, das schadet vielleicht.
(Ich mache weiter.)
Ich darf das nicht tun! Immer das Gleiche: wenn ich gekifft hab',
tue ich mir immer alles zufleiss. Dieser doofe Bewegungszwang!
Los, nimm dich zusammen, lass das!
(Ich geb' ruhe.)
Nein, einmal mach' ich's noch, nur einmal.
(Ich lasse die Kniescheibe nochmals huepfen.)
Mensch, hab ich einen Durst, wenn ich nicht bald was zu trinken
krieg, krepier ich. Seit wann ist denn mein Mund behaart? Ich
muss schnaufen. Oder vielleicht bild' ich mir das nur ein. Luft
brauch ich, ich ersticke ja, ich muss ganz tief einatmen, sonst
bin ich tot. Aber dieser Durst, mein Mund ist ganz ausgetrocknet,
wie eine trockene Hoehle in der Sahara schaut er aus. Ob das
bei Andreas Hofer auch so war? Hat der jemals Durst gelitten?
Das war schon ein Kerl, dieser Hofer, sooo einen Bart hatte der,
viel den laengeren als RM. War Hofers Bart ueberhaupt echt? Der
von RM schon, der ist ganz echt. Oder doch nicht?
(Die Tuer geht auf, CM und IM kommen herein. Ich stelle mich
schlafend.)
Vielleicht sind die beiden so wie meine Mutter und merken, daß
ich gekifft habe. Aber die wuerden eh nichts sagen, sie sind
nicht verheiratet. Soll ich doch sprechen, soll ich? Nein, besser
nicht. Oder doch, soll ich?
(Die beiden sprechen ueber die Taube, die ueberm Fenster ein
Nest gebaut hat.)
Ich: Das ist eine Taube, keine Schwalbe.
CM: Ha ja niemand gesagt, dass es eine Schwalbe ist.
Ich: Doch doch. Du. Oder nicht?
CM: Nein, ich nicht.
Ich: Jedenfalls ist das eine Taube. Weihnachten ist nah.
CM: Bist du besoffen?
Ich: Nein. Ich hab' nur gesagt, dass Weihnachten nah ist. Oder
darf ich das vielleicht nicht?
CM: Doch, du bist besoffen.
Ich: Nein.
Ich darf nichts mehr sagen, ich muss still sein, sonst merken
sie was. Komisch, meine Fuesse.....soll ich einen Knoten machen,
in meine Fuesse? Den Weberknoten? Wie geht jetzt der?
(Ich strample mit den Fuessen.)
So, das ist der Weberknoten, jetzt hab ich meine Fuesse verknotet.
Wer hat meinen Kopf in einen Schraubstock gepresst? Das tut weh.
Genau an den Schlaefen. Maschinengewehre. Ich liege zwischen
zwei Maschinengewehren, die gerade nach vorne feuern. Ich sehe
die Kugeln, die gluehend nach vorne flitzen, von links und von
rechts, es ist unheimlich still, ich hoere ploetzlich kein Geknatter
mehr, die Maschinengewehrgarben flitzen rot nach vorn, vereinigen
sich dort, und.....die Dame in der prunkvollen Ritterruestung
reitet schon wieder von schraeg obe auf mich zu. Sie wird weiss,
ganz weiss mit schwarzem Rand. Hinter ihr reiten ihre Gefolgsleute,
aber sie kommen nicht naeher. (GB und FG kommen herein.)
Ich: Habt ihr das gehoert? Habt ihr gehoert, was CM gesagt hat?
Er hat gesagt, dass das eine Schwalbe ist. Das ist doch eine
Taube!
FG: Was hast du denn?
Ich: Eine Schwalbe, hat er gesagt, ist das! Dieser Mensch kann
nicht einmal eine Taube von einer Schwalbe unterscheiden!
FG: Bist du besoffen?
zu CM: Ist er besoffen? Der spinnt ganz schoen.
Ich: Weihnachten ist nah.
RM wacht auf: Jaja, er ist besoffen, schau mal, er kann ja nicht
einmal mehr die Augen aufhalten.
Ich: Nein, ich bin nicht besoffen. Draussen regnet's.
RM: Na und? Gib zu dass du besoffen bist.
Ich: Der Hagel, weisst du, der Hagel.
RM: Jaja, der Hagel, toc auf den Kopf und jetzt ist was kaputt
bei dir.
Ich: Nein, falsch. Ein Hagelkorn macht toc, aber ein Hagelkorn
faellt nie allein. Deswegen macht's immer toctoctoc...
RM: Ich verstehe, ich verstehe. Du solltest weniger saufen.
Ich: Kennst du den Unterschied zwischen einem Regenkorn, nein
einen Regen-tropfen, Tropfen heisst das, nicht Korn, und einer
Schneeflocke?
RM: Jetzt beginnt er auch noch mit dem Schnee!
Ich: Ein Regentropfen macht platsch und die Schneeflocke hoert
man nicht. Zu Weihnachten.
Mein Bauch, warum brennt mein Bauch schon wieder? Oranges Feuer
und unten, zwischen den Fuessen, ist's rot, das Feuer. Es glueht.
Das ist fein, ganz wohlig fuehlt sich das an. Oh, jetzt meine
Fuesse....gruenes Feuer....ich krieg keinen Atem mehr, ogottogott,
ich kann nimmer schnaufen, Luft, muss ich ersticken?
Ich: Weihnachten ist nah. Wisst ihr, wie die Tauben heissen?
Er heisst Christoph, sie Christine, ein Kind Christophchen und
das andere Christinchen. Und alle schreiben sich....Hagelkorn.
Familie Hagelkorn.
CM: Halt's Maul, ich will schlafen.
Ich: Der Hagel, weisst du, toctoctoc. Weihnachten ist nah.
(DB kommt herein.)
Ich; zu CM: Siehst du das Christkind? Jetzt ist das Christkind
gekommen. Will wer eine Gauloises? Wer eine Gauloises will, wird
gebeten, sich zu mir zu begeben. Zuendhoelzer hab ich aich. Niemand?
Will niemand eine Gauloises?
RM: Der spinnt total.
IM: Wer braucht Zuendhoelzer?
Ich: Ich, komm her.
(IM kommt, will mir ein Zuendholz geben.)
Ich: Was machst du da? Hier hast du die Zuendhoelzer.
(Ich reiche ihm meine Zuendholzschachtel.)
IM: Aber du hast doch gesagt, dass du welche willst?
Ich: Nein, Du, du hast mich gefragt, ob cih Zuendhoelzer habe.
Hier hast du sie. Willst du eine Gauloises? Willst du? Hier.
(Ich reiche ihm das Paket.)
IM: Nein, danke. Du bist wirklich besoffen und streitest es auch
noch ab.
Ich: Ich bin nicht besoffen. Der Hagel. Du willst keine Gauloises?
IM: Nein. Hoer auf.
Ich: Waaas, du kommst zu mir her, ohne eine Gauloises zu wollen?
Los, hau ab. Hau ab, sag ich dir, geh ins Bett.
(Kopfschuettelnd geht er.)
Der CM hat gesagt, das ist eine Schwalbe. Der CM spinnt doch!
Wenn das keine Taube ist, dann bin ich ein...ein...Weihnachten
ist nah.
RM: Ich geb dir fuenf Minuten. Wenn du in fuenf Minuten nicht
das Maul haeltst, dann gibt's Krach.
Ich: Ist dein Bart ueberhaupt echt? Ich hab das Gefuehl, das
da was faul ist, an dem Bart.
RM: Aufhoeren, hab ich gesagt. Aufhoeren!
Eine Warze. Was macht denn diese Warze da vor meinen Augen? Das
ist Mao's Warze. Wie kommt denn die da her? Und De Gaulle hatte
sooo eine Nase. Aber De Gaulle, De Gaulle, der ist ja tot!
Ich: De Gaulle ist gestorben. Wisst ihr das schon? Herzschlag.
Aus, amen.
Muss ich kotzen? Mir ist verdammt schlecht. Ich glaube, ich muss
wirklich kotzen. So ein Bloedsinn. Ich kotze einfach auf den
Boden.
Ich, zu RM. der neben mir schlaeft: Kannst du schwimmen?
RM: Wieso?
Ich: Nur so. Nichts besonderes. Ist dein Bart echt?
RM: Bittebitte hoer auf! Halt mal endlich deine Schnauze!
Sooo schlecht ist mit. Nein, eigentlich doch nicht. Mir ist gar
nicht schlecht. Jetzt fluestern sie wieder in meinen Ohren. Was
ist denn das fuer eine Sprache? Das Gefluester wird lauter, immer
lauter, das fluestert schreiend, das tut weh, ganz klar versteh
ich die Worte, aber diese Sprache kenn ich nicht. Der Schraubstock.
Schon wieder! Das ist ja direkt laestig. Warum dreh ich den Schraubstock
nicht ganz zu, passieren kann mir ja nichts, denn ich bilde mir
alles nur ein. Oder doch nicht? Nein, das ist Ernst, blutiger
Ernst. Was wuerde denn die Sigi dazu sagen? Oder die Heidi? Die
Heidi spritzt sich alles Moegliche. Die ist schon bald kaputt.
Sowas koennte mir nie passieren, mir nicht. Ich spritze ja auch
nicht, ich rauche nur. Heute war's das letzte Mal. Ich tu's nimmer,
ganz bestimmt nie mehr, oder hoechstens noch einmal, zweimal.
Oefter nicht. Oder vielleicht noch fuenfmal, zehnmal. Vielleicht
hundertmal. Tausendmal? Aber mehr als hunderttausendmal nicht.
Hoechstens eine Million Mal. Eine Million Mal ist nicht viel.
Oder eigentlich ist das doch viel, aber mir mach das nichts aus.
Ich moechte jetzt schlafen, ich bin muede. Wer haut mir denn
einen Nagel zwischen die Augen? Oder ist das kein Nagel? Das
ist eine Eisenstange, armdick. Nein, ein Baum, ein Tannenbaum.
Tannenbaum?
Ich: Weihnachten ist nah.
(Niemand antwortet mir, alle schlafen schon.)
Die haben's gut, die wissen nicht, was ein Joint ist. Die sind
zu beneiden. Ich bedaure sie. Sie wissen nicht, wie gut ein Joint
ist. Manchmal glaubt man....diese Frau in der Ruestung, hoch
zu Ross, wer ist denn die? Ich hab sie noch nie gesehen. Aber
schoen ist die.
Sie hat ein weises Gesicht. Und wie anmutig sie durch Nacht und
Wind reitet! Ohne Kind. Erlkoenig, ich moecht dir mal begegnen.
Ist es der Erlkoenig, der in meinen Ohren fluestert? Er un seine
Freunde, Bekannten, Verwandten? Jedenfalls fluestern sie in meinem
Ohr. In allen beiden Ohren. Koennen sie nicht deutsch? Komische
Sprache das.
(RM bewegt sich. Ich singe Stille Nacht, Heilige Nacht und schweige,
als RM einen Schuh nach mir wirft.)
Warum kann ich nicht schlafen? Ich moechte schlafen. Aber bei
diesem Maschinengewehrgeknatter koennte niemand schlafen. Wo
gehen die gluehenden Projektile hin? Ich sehe die Maschinengewehre
nicht, aber ich weiss, dass sie links und rechts von mir aufgebaut
sind. Gerade nach vorne fliegen die roten Projektile und in der
Ferne, dort wo sie sich treffen....die Frau, schon wieder diese
Ritterin. Frau, geh heim, geh schlafen. Oder bitte, wenn du willst,
reite ruhig auf mich zu. Du erreichst mich doch nie, das hab
ich schon gemerkt. Du kannst mir keine Angst machen. Also, reite
ruhig weiter. Reite hinein in meinen Bauch. Soll ich in meinen
Bauch hineintauchen? Nein, wer weiss, vielleicht kann ich in
diesem Zustand nicht schwimmen. Mein Bauch ist kein Trog, mein
Bauch ist ein See. Mein Bauch ist ein moosbewachsener Holztrog
mit himmelblauem Wasser drin. Mein Bauch ist ein See. Ich befinde
mich auf dem Grund des Sees und sehe auf seine Oberflaeche hinauf.
Da schwimmt wer im himmelblauen Wasser. Ich sehe die Fuesse und
den Unterkoerper. Eine weisse Badehose hat der Mensch an. Das
ist eine Frau. Wahrscheinlich ist das die Ritterin. Soll ich
sie bei den Fuessen packen und herunterziehen? herunter in meinen
Bauch, ins orange Feuer meines Bauches? Am Hals juckt's, das
macht der Joint, jetzt krieg ich am Hals einen Ausschlag, lauter
Pickel, Forunkel. Kleine Berge, Krater, die ganz schnell wachsen
und morgen, bevor ich aufwache, schon groesser sind als ich und
mich erdruecken, ersticken. Die Vulkane speien Feuer und begraben
mich unter der Lava. Und in ein paarhundert Jahren wird Schliemann
kommen und mich ausgraben und die Leute werden mich besichtigen,
durch den freigelegten Mund einsteigen. Sie werden mich besichtigen
wie Pompej, ein Fremdenfuehrer wird die Leute in mir herumfuehren....ich
moechte mal nach Pompej fahren und dort....ob die Frau in der
Ritterruestung auch schon durch Pompej geritten ist? Wer weiss.
Solche Leute reiten immer ueberallhin. RM's Bart ist nicht echt,
jetzt weiss ich es. Morgen frueh reiss ich ihm ihm herunter.
Ich lass mich doch nicht verarschen. Glaubt er wirklich, ich
falle auf seinen falschen Bart herein? Mich kriegt der nicht
dran, morgen frueh entlarve ich ihn. Vielleicht kennt er die
Frau in der Ritterruestung, ich muss ihn mal fragen. Vielleicht
ist es seine Tante. Ein glueck, dass niemand gemerkt hat, wie
ich vorhin einen Knoten in meine Fuese machte. Wie spaet ist
es jetzt? Unwichtig. Morgen frueh ueberzeuge ich den CM, dass
das keine Schwalbe ist, sondern eine Taube, eine Friedenstaube.
Oje, schau mal, da steigen lauter Blasen auf, sie kommen aus
meinen Schuhen, Seifenblasen mit praechtigen Farben, sie steigen
auf, schweben durch den Raum, und schweben durch die Wand. Seltsam,
sie platzen nicht. Sie sind stabiler als Christbaumkugeln, sie
koennen sogar durch die Wand. Mein Herz pumpt ganz laut, hoffentlich
wacht niemand auf davon. Und mein Atem rasselt, aber ichhabe
keinen Durst mehr, es ist mehr Musik als Rasseln. Ich fuehle
mich wohl, frei, ich habe kein Beduerfnis nach irgendwas, ich
moechte bloss immer so daliegen und den Regen hoeren, Weihnachten,
Erlkoenig, ich fuehle mich orange und rot und wohl und frei,
ich fuehle mich wohl, wohl, wohl wohl wohl wohl wohlwohlwohlwohl
(Ich schlafe ein.)
(1972)
|