Uhura Message 1
1997 |
I
Wie so oft saß er auch heute wieder
in diesem billigen Pornokino etwas außerhalb der Stadt.
Es ist das einzige Kino, das diese Filme in einer schamlosen
Konsequenz zeigt, und somit das einzige, das er auch mit konsequenter
Regelmäßigkeit besucht. Pornofilme haben für
ihn sehr viel mit Meditation, mit Wahrhaftigkeit zu tun. Sie
machen wenige klare Vesprechen und halten sie. Sie halten ihr
Versprechen in einer Form, innerhalb der es nichts wirklich Neues
gibt. Warum auch. Keine Lügen, keine Kompromisse, keine
tiefschürfende Psychogramme irgendwelcher nichtexistenten,
fiktiven Personen. Pornofilme sind für ihn ohnehin das ultimative
Ziel der Filmindustrie, das sie seit ihren Anfängen anstrebt
und das sie, obwohl sie sich dessen nicht bewußt ist, schon
längst erreicht hat. Der Rest, also alles, was über
dieses Versprechen hinausgeht, ist uninteressant, Inhalt ist
störend und im schlimmsten aller Fälle nur billiges
Alibi.
Und das ist gut so. Es erheitert ihn immer, wenn er über
diese Filme sinniert, und wenn er immer wieder zum selben Schluß
kommt. Solange es Pornofilme geben wird, wird er sich auf diese
Stunden freuen, auf die Ruhe und das Gefühl, daß die
Welt, trotz allen Chaos, doch noch in geregelten Bahnen verläuft.
Wie immer, wird er sich auch heute nur die ersten 20 Minuten
anschauen. Es ist genau die Zeit, die einem durchschnittlichen
Pornofilm genügt, um seine Munition vorzuführen. Es
ist diese Munition die ihn vor allen Dingen interessiert. Das
sind die kleinen und für ihn reizvollen Neuheiten, für
die er sein Geld gerne und, wie gesagt, mit beharrlicher Konsequenz
ausgibt.
Auch wenn ihn seine Gewohneit zunächst daran hinderte das
wahrzunehmen, heute ist es nicht so wie sonst. Er war pünktlich
wie immer im Kinosaal. Er hatte sich auch seinen gewohnten Platz
irgendwo in der Mitte der linken Hälfte ergattern können,
weil das Kino nur recht spärlich besetzt war. Nur, hinter
ihm saß ein alter Mann, der ihn durch seine Präsenz
unangenehm ins Bewußtsein fiel. Es war nicht das erste
Mal, daß in seiner unmittelbaren Nähe jemand Platz
genommen hätte. Er hatte keine Probleme damit, machte er
doch aus seinem Hang zu Pornofilmen seit jeher kein Geheimnis.
Doch heute war es anders.
Geräusche wie die von aufziehbaren Spielzeugautos erinnerten
ihn immer wieder daran, daß hinter ihm jemand saß.
Und der alte Mann, das spürte er, war nicht nur hier, um
sich diesen Film anzusehen, der darüberhinaus, so gut wie
durch gar nichts aus der Reihe viel.
Für ihn wären es nur die gewohnten meditativen 20 Minuten
gewesen. Sie hätten es werden sollen. 20 Minuten, aus denen
er wieder die Energie für die nächsten zwei drei Tage
bekommen wollte.
Aber das sollte nie wieder so sein. Er wird sich in Zukunft bis
zum Ende ins Pornokino verkriechen, ohne jemals wieder das Gefühl
der Ruhe zu erfahren, an das er sich bis heute mit Erfolg geklammert
hatte. Oft denkt er zurück, wie er sich hätte verhalten
können, und nie fand er eine auch nur entfernt plausible
Möglichkeit, wie er aus der Falle hätte entkommen können.
Schicksal würden es seine wenigen Freunde nennen. Ihm ist
es einerlei. Er konnte nichts daran ändern. Sein Weg schien
ihm vorgezeichnet. Er würde dasselbe noch einmal machen,
so grausam es auch war, was auf ihn zukam. Er würde sich
über Jahre hinweg weiterhin die billigen Pornofilme ansehen
um das Gute, wie er es naiverweise nannte, im Menschen zu sehen.
Trotz allem. Trotz minimalster Möglichkeit, auch nur eine
Spur dieses Guten wirklich zu finden.
II
Es war ihm wie gesagt nicht wirklich bewußt,
daß der Mann hinter ihm saß und nur den richtigen
Augenblick abwartete, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er
konzentrierte sich auf die Leinwand, auf die ersten Szenen, versuchte,
den dünnen erzählerischen Faden, der die einzelnen
Szenen zusammenhalten sollte, zu verstehen und bis zum Ende durchzuspielen.
Nach der ersten Szene, die erwatungsgemäß eintraf
(das waren in etwa die 20 Minuten) würde er aufstehen und
das Kino zufrieden verlassen.
Heute hatte der Film kaum begonnen, als sichder Mann hinter ihm
nach vorne lehnte und ihm mit ausgestreckter Hand ein mechanisches
Etwas vor die Augen hielt. Es war ein schwarzer Käfer, wie
ihm der erste Blick verriet.
Intuitiv griff er danach, ohne das "Nimm, das ist ein Geschenk
für dich!" des alten Mannes abzuwarten. Erst nachdem
er den Käfer, der schwer und kalt in seiner Handfläche
lag, einige Minuten angestarrt hatte, drehte er sich um und blickte
in ein vor Freude strahlendes, unrasiertes Gesicht.
"Für mich? Ein Geschenk? Von wem?"
"Du mußt es nicht nehmen, wenn du nicht willst,"
kam es, in einem Tonfall, der weder schmeichlerische Falschheit,
noch versteckte Tücke verriet.
Er blickte wieder auf den Käfer, und er erschrak, als dieser
sich plötzlich zu bewegen begann, begleitet von demselben
Geräusch, das er Minuten vorher hinter seinem Rücken
wahrgenommen hatte. Fast gelähmt blickte er auf das stählernde
Spielzeug in seiner Hand, das seine Farben mit dem Lichtspiel
auf der Leinwand ständig wechselte, und, obwohl der Käfer
scheinbar so gebaut war, daß er sich durchaus auf seinen
sechs Beinen fortbewegen konnte, nicht vom Fleck kam.
Der Mann saß immer noch hinter ihm. Er spürte wie
er vor Zufriedenheit strahlte. Ein flüchtiger Blick verriet
ihm sogar, daß dieser sich mit kindlicher Freude in den
Geschehnissen auf der Leinwand vor ihnen verlor.
Was sollte er tun? Das schwarze Spielzeug in seiner Hand war
ihm unheimlich. Das Gefühl das er dabei hatte, war jenem
nicht unähnlich, das ihn immer dann überfiel, wenn
er ein ihm unbekanntes Gebiet betrat. Kurze Schwindelgefühle,
Herzklopfen, leichte Angstzustände, aber nicht unbedingt
unangenehm. Adrenalin in allerbester Qualität und exakt
richtig dosierten Mengen.
Wieder ein Blick zurück, diesmal mit einem Lächeln
auf dem Gesicht, und ein geflüstertes "Danke!"
verließ unerwarteterweise seine Lippen. Es war ja ein Spielzeug,
wie es ihm, warum sollte er lügen, seit jeher gefiel.
III
Gedankenverloren blickte er auf die Leinwand,
er spürte das leichte Krabbeln des schwarzen Käfers
in seiner Hand und konnte, auch nachdem bereits mehr als die
Hälfte des Films vorbei war, nicht vorhersehen, wie wohl
die nächste Szene zustandekommen würde. Das erstaunte
ihn zwar, doch es verwunderte ihn noch mehr die Tatsache, wie
wenig ihn das heute kümmerte.
Erst ein Stechen oberhalb seines linken Auges riß ihn wieder
in die schäbige Umgebung des Kinosaales zurück, ließ
ihn wieder die Kälte des Käfers in seiner Hand spüren
und die Dialoge der Darsteller unangenehm laut erscheinen. Das
Stechen nahm zu und veranlaßte ihn, die andere freie Hand
an das Auge zu führen, um den sinnlosen Versuch zu unternehmen,
durch die Berührung den Schmerz zu lindern. Das Stechen
wurde stärker, trieb ihm Tränen in die Augen und ließ
ihn, unmerklich aber doch zutiefst schmerzerfüllt, nach
vorne beugen. Gedanken nach dem Warum und Woher waren nicht vorhanden.
Der Schmerz hatte ihn in all seiner Arroganz und Brutalität
für mehr als eine halbe Stunde in der Gewalt. Der Film war
bereits zu Ende und der eine oder andere Zuschauer kam bereits
in den Saal um sich die nächste Vorstellung anzusehen, als
er endlich aufzustehen in der Lage war und den Kinosaal verlassen
konnte.
Erst später fiel ihm auf, daß er, obwohl er den Käfer
spürbar umklammert hielt, keinen Gedanken mehr an den alten
Mann verschwendet hatte, der übrigens immer noch da saß
und teilnahmslos abwartete, bis die neue Vorstellung beginnen
würde.
So gut es ging verbarg er seine Schmerzen, als er den Vorraum
des Kinos durchschritt und schließlich ins Freie gelangte.
IV
Es war gerade zwölf Uhr mittags vorbei,
die Luft war warm, die Sonne stand fast senkrecht über ihn.
Wenige Meter vom Kinoeingang entfernt, begann eine kleine verdreckte
Parkanlage, die auch untertags nicht von den Müttern mit
ihren Kinderwagen genutzt wurde. Der Schmerz über dem Auge
hatte wieder nachgelassen und gab ihm die Gelegenheit, sich das
Geschenk des alten Mannes etwas genauer anzusehen.
Der Käfer hatte eine tiefschwarze, aber dennoch reflektierende
Oberfläche. Es war Metall, ganz ohne Zweifel, ein Metall
aber, das die Wärme seiner Umgebung nicht in sich aufzunehmen
imstande war. Die Fühler und die sechs Füße (die
sich immer noch leicht bewegten) waren nahezu perfekt jenen eines
echten Käfers nachempfunden.
Sie schienen so natürlich, daß es ihn dazu verleitete,
den Käfer auf die meterhohe Mauer, an der er gerade vorbeiging,
zu stellen, nur um zu sehen, ob wohl vom Fleck kommen würde.
Zu seinem Erstaunen blieb dieser stehen, sobald er ihn nicht
mehr berührte, die Bewegungen hörten auf und begannen
wieder, als seine Finger das stählerne Insekt wieder umklammerten.
Das Spielzeug gefiel ihm. Kein Zweifel, daß er es, auf
so seltsamen Weg er auch erhalten haben mochte, nicht mehr aus
der Hand geben würde.
V
Das Stechen oberhalb seines linken Auges
war inzwischen wieder so unerträglich geworden, daß
er sich ernsthaft überlegte, die verhaßte Apotheke
in seiner Straße aufzusuchen.
Hinzu kam, daß sich das Stechen kaum merklich, aber unaufhaltsam
auf das Auge zubewegte. Als er glaubte, einen Glassplitter im
Augapfel zu haben und er das, von den Schmerztränen gerötete
Auge gar nicht mehr aufbekam, war er auch schon kurz vor dem
Eingangstor seines Hauses. Er machte die zwei Schritte mehr,
um den Apotheker um Hilfe zu bitten. Doch dieser konnte oder
wollte ihm weder Schmerzmittel noch Ratschläge geben. Der
Apotheker hatte nur auf den Käfer geblickt und hatte sein
bereits abweisendes Verhalten durch einen eisigen Blick noch
verstärkt. Der Apotheker redete nur mehr dummes Zeug und
versuchte ihm auf sehr deutliche Art und Weise klarzumachen,
daß er gehen sollte.
Fluchend und wütend verzog er sich in seine Wohnung, durchsuchte
alles und fand nur Schlafmittel. Er nahm es, in der Hoffnung,
daß, wenn er wieder aufwachte, endlich keine Schmerzen
mehr zu haben. Während er auf die Wirkung des an sich starken
Betäubungsmittels wartete, dachte er darüber nach,
was er wohl tun würde, wenn dies nicht der Fall sein sollte.
Mehrmals hatte er geglaubt, daß der Schmerz seinen Höhepunkt
erreicht hatte, und immer wieder mußte er erfahren, daß
er sich getäuscht hatte.
Hätte er einen klaren Kopf behalten, er hätte bemerkt,
daß mit steigendem Schmerz in seinem Auge, die Temperatur
des Käfers sank. Hätte er einen klaren Kopf behalten,
dann hätte er spätestens jetzt die Verbindung zwischen
dem Käfer und seinen Schmerzen hergestellt. Hätte er
einen klaren Kopf behalten, dann hätte er auch die leichten
Vibrationen des Käfers in seiner Hand gespürt, hätte
gemerkt, wie die Temperatur seiner linken Körperhälfte
um ein oder zwei Grad gesunken ist. So aber dachte er nur an
eines: Die Schmerzen mußten weg, und koste es das Auge.
Hatte er nicht letzthin etwas über ein paramedizinisches
Versuchslabor gelesen, das auf kommerzieller Basis die Welt der
Augen erforschte, das Augen von Unfallopfern ankaufte und wieder
verkaufte, Netzhäute austauschte, wie der Vorführer
im Kino seine Pornofilme? Die konnten ihm möglicherweise
helfen. Der Apotheker konnte ihm wohl eine Adresse dieses Versuchslabors
angeben. Er würde sich das Auge herausschneiden lassen,
es verkaufen ohne über den Preis zu diskutieren. Es sollte
nur weg.
Während der Käfer in seiner linken Hand ungehindert
leicht zappelte, und er sich anstrengen mußte, seine Gedanken
gegen den Schmerz im Auge in klare Bahnen zu leiten, schlief
er ein.
VI
Zu seinem, trotz allem, großen Erstaunen
war der Schmerz verschwunden, als er erwachte. Völlig. Etwas
benommen erhob er sich, kontrollierte wie spät es wohl war.
Fast 36 Stunden hatte er geschlafen. Auch gut, denn er hatte
Ruhe sowieso nötig gehabt, nach all den Nächten die
er sich herumgetrieben hatte in letzter Zeit. Die Wohnung war
auch nachts nicht dunkel, denneine Leuchtschrift, die direkt
vor seinem Fenster angebracht worden war und auf die zweifelhaften
Qualitäten des billigen Restaurants im Erdgeschoss des Nachbargebäudes
hinwies, lieferte ihm ein Licht, das in seiner Intensität
der Sonne nicht nachstand.
Und so sah er auch den Käfer, der ihm im Schlaf aus der
Hand gefallen war und nun starr auf dem Rücken liegend,
neben dem Bett lag. Er hob ihn auf, nahm ihn in seine linke Hand,
umklammerte ihn, wie er es zuvor ihm Kino gemacht hatte, doch
er bewegte sich nicht. Nicht mehr. Es tat ihm etwas leid, hatte
er doch eine gewisse Sympathie für das Spielzeug entwickelt
und das leichte Krabbeln in seiner Hand hatte war ihm sehr angenehm
gewesen.
Erst später sollte er verstehen, daß das stählerne
Tier mittlerweile seine Aufgabe erfüllt hatte.
VII
Er wußte nicht warum sie ihn ausgewählt
hatten. Er hatte von "Eat my I" noch nie gehört,
hatte nie etwas mit dieser subversiven Bewegung auch nur im entferntesten
zu tun gehabt. Er hatte sich immer von all dem Zeug ferngehalten.
Er hatte x-mal den Job gewechselt, um dem Drängen der jeweiligen
Kollegen oder Vorgesetzen auszuweichen, sich doch mit ihrer,
scheinbar einzig wahren Sichtweise der Welt auseinanderzusetzen.
Er hatte immer gedacht, es wären nichts als Lügen,
mal besser, mal weniger gut verpackt und als Wahrheit verkauft.
Ein Allgemeinplatz, den er gar nicht mehr diskutierte. Mit niemandem.
Die Wahrheit war für ihn ein zu vermeidender Begriff. Er
begnügte sich damit, Wahrheit mit Nicht-Lügen zu definieren.
Zu sein was er war, und das genügte ihm. Billig und eines
der wenigen Überbleibsel, die ihn an die Erziehung seiner
Eltern erinnerte.
VIII
"Eat my I" war eine von der
Distrikt-Regierung in aller Stille aber trotzdem aufs Schärfte
verfolgte Untergrundbewegung, deren Ziel es war dem Menschen
sprichwörtlich die Augen zu öffnen. "Eat my I"
hatte elektronische Schaltkreise entwickelt - das Innere des
Käfers, war damit ausgerüstet - die mit sub-sonischen
Wellen gezielt auf das Bewußtsein und die Sinnesaufnahme
einwirkten. In seinem speziellen Falle wurde die Fähigkeit
des linken Auges so verfeinert, daß er - sobald er seine
Wohnung verlassen würde und auf den ersten Menschen treffen
würde - ganz klar den Wahrheitsgehalt der Gedanken und der
Worte seiner Gegenüber erkennen würde. Er würde
nicht Gedanken lesen können, er würde nur durch die
steigende Hitze in seinem Auge wissen, daß sein Gegenüber
lügt. Er würde erst mit der Zeit damit umgehen können,
würde Monate brauchen, um den genauen Sinn seines ständig
tränenden Auges zu verstehen und er wird seine Konsequenzen
daraus ziehen. Sein Lügenauge, wie er es nannte, wird ihn
dazu bringen, umherzuirren, um nicht völlig den Glauben
an sich zu verlieren, um nicht zum Racheengel der Wahrheitssekte
zu werden und der Lüge mit Gewalt zu begegnen. Das hieße
nämlich ein Massaker auszulösen. Das hieße seinen
Distrikt auszulöschen.
IX
Den Käfer hatte er behalten wollen,
doch der zerfiel nach einigen Wochen und gab ihm den bestätigenden
Hinweis auf den Ursprung seiner Veränderung. Auf der Innenseite
des linken Flügels war "Eat my I" eingraviert.
Es war das erste Mal daß er diesen Namen hörte, und
es war der Anfang seiner Suche nach Kontaktpersonen, die ihm
mehr über zu "Eat my I" erzählen konnte.
Seine Suche sollte erfolglos sein und ihn nur davon überzeugen,
daß es für ihn besser und sicherer wäre, alle
Spuren und Hinweise, die ihn mit "Eat my I" in Verbindung
bringen könnte, zu löschen. Seine Fähigkeit mit
seinem Auge Lügen zu sehen, sollte ihn dazu bringen, sein
linkes Auge schließlich mit einer mechanische Optik zu
vertauschen. Doch das nütze ihm nicht viel. Der Glaube an
die Möglichkeit war längst nicht mehr vorhanden.
Immer wieder fand er sich in einem Pornokino wieder, doch er
machte dies aus Gewohnheit. Er sehnte sich nach der Ruhe, die
die billigen Filme in ihm ausgelöst hatten. Die mechanische
Optik erlaubte es ihm zwar durch verschiedene Spielereien die
Filme anders zu sehen, doch der Unterhaltungswert sank auf ein
Minimum und sein regelmäßiger, zweistüngiger
Aufenthalt im Kino wurde, an schlechten Tagen, zur Tortur. Eine
Tortur, die nur durch die Erinnerung an das Spiel von früher
geringfügig erleichtert wurde. Der Käfer hatte sein
Auge zum Lügenauge gemacht, sein Leben zur Langzeit-Hölle.
(September 1997)
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