Ja, in der Schenke hab ich auch gesessen, Mir ward wie andern zugemessen; Sie schwatzten, schrieen, händelten von heut, So froh und traurig, wie's der Tag gebeut, Ich aber saß, im Innersten erfreut; An meine Liebste dacht ich wie sie liebt? Das weiß ich nicht; was aber mich bedrängt Ich liebe sie, wie es ein Busen gibt, Der treu sich einer gab und knechtisch hängt. Wo war das Pergament, der Griffel, wo, Die alles faßten? Doch so war's! ja, so! |
Sitz ich allein, Wo kann ich besser sein? Meinen Wein Trink ich allein; Und niemand setzt mir Schranken; Ich hab so meine eignen Gedanken. |
So weit bracht es Muley, der Dieb, Daß er trunken schöne Lettern schrieb. |
Ob der Koran von Ewigkeit sei? Darnach frag ich nicht! Ob der Koran geschaffen sei? Das weiß ich nicht! Daß er das Buch der Bücher sei, Glaub ich aus Mosleminen-Pflicht.
Daß aber der Wein von Ewigkeit sei, |
Trunken müssen wir alle sein! Jugend ist Trunkenheit ohne Wein; Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend, So ist es wundervolle Tugend. Für Sorgen sorgt das liebe Leben Und Sorgenbrecher sind die Reben.
Da wird nicht mehr nachgefragt, |
Solang man nüchtern ist, Gefällt das Schlechte; Wie man getrunken hat, Weiß man das Rechte; Nur ist das Übermaß Auch gleich zu Handen, Hafis, o lehre mich, Wie du's verstanden! Denn meine Meinung ist Nicht übertrieben: Wenn man nicht trinken kann, Soll man nicht lieben, Doch sollt ihr Trinker euch Nicht besser dünken: Wenn man nicht lieben kann, Soll man nicht trinken. |
Warum du nur oft so unhold bist? |
Du weißt, daß der Leib ein Kerker ist: Die Seele hat man hinein betrogen; Da hat sie nicht freie Ellenbogen. Will sie sich da- und dorthin retten, Schnürt man den Kerker selbst in Ketten; Da ist das Liebchen doppelt gefährdet; Deshalb sie sich oft so seltsam gebärdet. |
Wenn der Körper ein Kerker ist, Warum nur der Kerker so durstig ist? Seele befindet sich wohl darinnen Und bliebe gern vergnügt bei Sinnen, Nun aber soll eine Flasche Wein, Frisch eine nach der andern herein. Seele will's nicht länger ertragen, Sie an der Türe in Stücke schlagen. |
Setze mir nicht, du Grobian, Mir den Krug so derb vor die Nase! Wer mir Wein bringt, sehe mich freundlich an, Sonst trübt sich der Eilfer im Glase. |
Du zierlicher Knabe, du komm herein! Was stehst du denn da auf der Schwelle? Du sollst mir künftig der Schenke sein; Jeder Wein ist schmackhaft und helle. |
Du mit deinen braunen Locken, Geh mir weg, verschmitzte Dirne! Schenk ich meinem Herrn zu Danke, Nun, so küßt er mir die Stirne.
Aber du, ich wollte wetten,
Glaubst du wohl mich zu betrügen, |
Sie haben wegen der Trunkenheit Vielfältig uns verklagt Und haben von unsrer Trunkenheit Lange nicht genug gesagt. Gewöhnlich der Betrunkenheit Erliegt man, bis es tagt; Doch hat mich meine Betrunkenheit In der Nacht umhergejagt. Es ist die Liebestrunkenheit, Die mich erbärmlich plagt, Von Tag zu Nacht, von Nacht zu Tag In meinem Herzen zagt, Dem Herzen, das in Trunkenheit Der Lieder schwillt und ragt, Daß keine nüchterne Trunkenheit, Sich gleich zu heben wagt. Daß keine nüchterne Trunkenheit Ob's nachtet oder tagt, Die göttlichste Betrunkenheit, Die mich entzückt und plagt. |
Du kleiner Schelm, du! Daß ich mir bewußt sei, Darauf kommt es überall an. Und so erfreu ich mich Auch deiner Gegenwart, Du Allerliebster, Obgleich betrunken. |
Was in der Schenke waren heute Am frühsten Morgen für Tumulte! Der Wirt und Mädchen! Fackeln, Leute! Was gab's für Händel, für Insulte! Die Flöte klang, die Trommel scholl! Es war ein wüstes Wesen Doch bin ich, lust- und liebevoll, Auch selbst dabei gewesen.
Daß ich von Sitte nichts gelernt, |
Welch ein Zustand! Herr, so späte Schleichst du heut aus deiner Kammer; Perser nennen's Bidamag buden, Deutsche sagen Katzenjammer. |
Laß mich jetzt, geliebter Knabe! Mir will nicht die Welt gefallen, Nicht der Schein, der Duft der Rose, Nicht der Sang der Nachtigallen. |
Eben das will ich behandeln, Und ich denk, es soll mir klecken, Hier, genieß die frischen Mandeln, Und der Wein wird wieder schmecken.
Dann will ich auf der Terrasse
Schau, die Welt ist keine Höhle, |
Jene garstige Vettel, Die buhlerische, Welt heißt man sie, Mich hat sie betrogen, Wie die übrigen alle. Glaube nahm sie mir weg, Dann die Hoffnung! Nun wollte sie An die Liebe; Da riß ich aus. Den geretteten Schatz Für ewig zu sichern, Teilt ich ihn weislich Zwischen Suleika und Saki. Jedes der beiden Beeifert sich um die Wette, Höhere Zinsen zu entrichten. Und ich bin reicher als je, Den Glauben hab ich wieder! An ihre Liebe den Glauben! Er, im Becher, gewährt mir Herrliches Gefühl der Gegenwart. Was will da die Hoffnung! |
Heute hast du gut gegessen, Doch du hast noch mehr getrunken; Was du bei dem Mahl vergessen, Ist in diesen Napf gesunken.
Sieh, das nennen wir ein Schwänchen,
Doch vom Singschwan will man wissen, |
Nennen dich den großen Dichter, Wenn dich auf dem Markte zeigest; Gerne hör ich, wenn du singest, Und ich horche, wenn du schweigest.
Doch ich liebe dich noch lieber,
Reim auf Reim will was bedeuten. |
Schenke, komm! Noch einen Becher! |
Herr, du hast genug getrunken; Nennen dich den wilden Zecher! |
Sah'st du je, daß ich gesunken? |
Mahomet verbietet's. |
Liebchen! Hört es niemand, will dir's sagen. |
Wenn du einmal gerne redest, Brauch ich gar nicht viel zu fragen. |
Horch! Wir andern Musulmanen, Nüchtern sollen wir gebückt sein, Er, in seinem heilgen Eifer, Möchte gern allein verrückt sein! |
Denk, o Herr, wenn du getrunken, Sprüht um dich des Feuers Glast! Prasselnd blitzen tausend Funken, Und du weißt nicht, wo es faßt.
Mönche seh ich in den Ecken,
Sag mir nur, warum die Jugend,
Alles weißt du, was der Himmel, |
Eben drum, geliebter Knabe, Bleibe jung und bleibe klug! Dichten zwar ist Himmelsgabe, Doch im Erdenleben Trug.
Erst sich im Geheimnis wiegen, |
Dichter | |
Niedergangen ist die Sonne, Doch im Westen glänzt es immer; Wissen möcht ich wohl, wie lange Dauert noch der goldne Schimmer? | |
Schenke | |
Willst du, Herr, so will ich bleiben, Warten außer diesen Zelten; Ist die Nacht des Schimmers Herrin, Komm ich gleich, es dir zu melden.
Denn ich weiß, du liebst, das Droben,
Und das hellste will nur sagen:
Denn vor Gott ist alles herrlich
Einer sitzt auch wohl gestängelt
Solches hast du mich gelehret,
Eule will ich deinetwegen
Und da wird es Mitternacht sein, | |
Dichter | |
Zwar in diesem Duft und Garten Tönet Bulbul ganze Nächte, Doch du könntest lange warten, Bis die Nacht so viel vermöchte.
Denn in dieser Zeit der Flora,
Sieh dich um, sie kommt! wie schnelle!
Und auf roten, leichten Sohlen
Geh nur, lieblichster der Söhne, |
So hab ich endlich von dir erharrt In allen Elementen Gottes Gegenwart, Wie du mir das so lieblich gibst! Am lieblichsten aber, daß du liebst. |
Der schläft recht süß und hat ein Recht, zu schlafen, Du guter Knabe, hast mir eingeschenkt, Vom Freund und Lehrer, ohne Zwang und Strafen, So jung vernommen, wie der Alte denkt. Nun aber kommt Gesundheit holder Fülle Dir in die Glieder, daß du dich erneust. Ich trinke noch, bin aber stille, stille, Damit du mich, erwachend nicht, erfreust. |