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Auf Dot-Commando bin ich tatsächlich aus reinem Zufall gestoßen, ich kannte die Vorgängerband "Die Blumen des Bösen" vom Hörensagen und diversen Samplerbeiträgen, später las ich dann ,daß die Band sich aufgelöst hätte aber einige Bandmitglieder unter neuem Namen weitermachen wollen. Das erste Lebenszeichen war dann der song "Wir" auf der vorletzten Plastic Bomb CD. So war ich denn völlig unvorbereitet als eines Tages ein Demo von der Band, die sich "Dot.Commando" nannte bei mir ins Haus geflattert kam. Kurz reingehört und schon wußte ich, daß dieser Mix aus Punk und Coldwave einfach geradezu dafür prädestiniert war um ins Interzone zu kommen, und dank der Ermunterung des Bekannten der Band der mir das Demo geschickt hatte kontaktierte ich sofort Kaktus,den Sänger des Dot.-Commando und erhielt promt Antwort... aber lest selbst :

Wer ist alles Dot.Commando, könnt ihr euch bitte mal alle kurz
vorstellen ?

Das dot.commando besteht aus Kaktus (Gesang), Waldek (Gitarre) und Kornel (Saxophon, Keyboard und Programmierung) sowie Zak, unserem Sequencer. Wir machen seit zusammen seit 1998 Musik, zunächst noch als "Die Blumen des Bösen" und nun seit Sommer 2000 unter dem Namen dot.commando.

Wie kam es dazu ,daß sich die Blumen des Bösen aufgelöst haben und ihr nun
unter dem Namen Dot.Commando weitermacht?

Nach dem Release unserer 99er Scheibe "Aus Ruinen" waren wir mit den Fliehenden Stürmen für 9 Tage auf Tour durch Deutschland und unser damaliger Bassist, der gleichzeitig auch der Bandgründer der Blumen des Bösen war, empfand damals schon nicht mehr den ganz großen Spaß bei Livedates. Das zog sich dann so dahin bis zum Sommer 2000, als wir kaum mehr live spielten. Wir hatten dann noch einen Abschiedsgig im Stuttgarter Limelight (RIP), und danach stiegen wir drei aus der Band aus. Da "Die Blumen des Bösen" ohne den Bassisten kein Originalmitglied mehr gehabt hätten und es eigentlich seine Band war, haben wir uns entschlossen, eben unter anderem Namen weiterzumachen, da bei uns dreien die Lust am spielen immer noch da war und wir auch einige neue Sachen ausprobieren wollten.

Wieso der Name "Dot.Commando" ? Ursprünglich hatte ich etwas von "Mod-M" gelesen, wollt ihr gezielt eine "Computerwelt" oder "Internet" Symbolik mit eurem Namen verbinden?

Der Name dot.commando leitet sich von dem Begriff "dot.com’s" ab, der Bezeichnung für internet-basierte Firmen, die in den letzten Jahren als das "next big thing" galten. Der Name Mod-M war lediglich ein Zwischenstadium und es hat deswegen auch ein paar Verwirrungen gegeben, aber seit Oktober 2000 heissen wir nur noch dot.commando. Natürlich haben wir bei diesem Namen auch eine Verbindung zur Computer- und Internetwelt. Der Name steht einerseits symbolisch für die immer weiter Einzug nehmende Technisierung unseres Alltags und andererseits aber auch für das etwas Bedrohliche, dass dahintersteckt (daher "commando"). Desweiteren hat auch der Begriff "dot.commando" selbst inzwischen Einzug in die Computerwelt gefunden. Es bezeichnet Leute, die Experten auf einem bestimmten Wissensgebiet sind und dieses Wissen in Internet-Foren mit anderen Usern teilen. Vom musikalischen Aspekt her ging es uns darum, die Technisierung unserer Musik (aka Einzug des Sequencers) auch im Namen zu verdeutlichen. Es geht dabei auch um die Symboliken, die man mit Technik verbindet: Kälte, Mechanik, Monotonie, Entfremdung.

Wovon handeln eure Songs? "Zonengrenze 84" ist ja so eher eine DDR oder
Eiserner Vorhangs Thematik während ich in "Wir" eher so eine Art
"Illuminaten-Thematik" sehe, sind eure songs "politisch" oder "Sozialkritisch" zu
interpretieren?

Die Themen der Songs sind recht verschieden, sie handeln aber grundsätzlich von Themen, die mit der Technisierung der Welt einhergehen. Allerdings behandle ich diese Themen in meinen Texten sehr persönlich, wie z.B. in "Linse", in dem es um die zunehmende Überwachungsmentalität des Staates und die Auswirkungen auf den einzelnen Menschen geht. "Zonengrenze 84" steht ein wenig Abseits der anderen Texte, es ist ein Erlebnisbericht über einen Besuch hinter dem Eisernen Vorhang, dem realen Besuch im Jahr 1984 sowie dem nachempfundenen Besuch im Jahr 1999, als wir in den fünf neuen Bundesländern auf Tour waren. In "Wir" geht es tatsächlich um eine Art Illuminaten-Thematik. Es beschreibt die Kräfte, die hinter allem stehen, die wir aber nicht bewusst wahrnehmen, sozusagen die unsichtbaren Lenker. Das kann man ganz konkret auf die Konzernbosse münzen, aber auch etwas abstrakter auf die Mechanismen, wie Macht heutzutage funktioniert und ausgeübt wird, im Kleinen wie auch im Großen. "Nicht im Bild" ist ein weiteres typisches Textbeispiel. Da geht es um den 11. September, aber nicht unter dem Blickwinkel des Anschlags an sich, sondern um das, was die Kamera eben nicht aufzeichnet, nämlich das Leid und das Sterben, das abseits jeden Tag stattfindet, z.B. in unterversorgten Ländern. Diese Menschen haben eben nicht das Glück, dass CNN jede Sekunde festhält, sie sind eben nicht im Bild...

Ich weiss nicht, ob man unsere Songs allgemein als politisch oder sozialkritisch bezeichnen kann, einige sicherlich, andere hingegen sind jedoch wohl zu persönlich, sie sind wenn dann selbstkritisch oder beschreiben einen Zustand, ohne ihn unbedingt zu werten.

Wenn ich eure Musik so mit der der Blumen vergleiche fällt mir sofort auf ,daß
z.b. der Gesang härter geworden ist und mehr electro-Elemente einzug gehalten
haben z.b. ist in Wir ja ein Teil der Melodie von "Das Model" von KRAFTWERK zu
hören. Findet ihr ,daß die Blumen eher stilistisch in den 80ern verwurzelt waren
und Dot.Commando musikalisch "zeitgemäßer" klingt?

Ne ganze Menge in einer Frage. Ich fange mal mit dem rein "technischen" an. Ja, der Gesang ist härter und das ist auch gewollt, da insgesamt die Intensität und Dichte der Musik in unseren Augen zugenommen hat. Da würden Melodien manchmal nicht passen. Ausserdem sind auch die Aussagen, die wir machen, etwas "härter", auch von daher der rauhere Gesang. Das hatte sich in Endphase der Blumen auch schon ein wenig herauskristallisiert, Lieder wie "Sakrament des Büffels" oder "Ende der Reise" gingen schon in die Richtung. Die Electro-Elemente sind gewollt und kommen natürlich durch den verstärkten Einsatz von Sequencer-Teilen ins Spiel. Die Electro-Elemente sind natürlich auch ideal zur Umsetzung des inhaltlichen Konzepts, die Technisierung des Alltags darzustellen.

Ich stimme voll zu, dass die Blumen in den 80ern, vor allem den frühen, hängengeblieben sind. Und eigentlich war es auch unser Ziel, den Sound etwas zu modernisieren, wenn ich mir jedoch die Reviews zu unserem Demo so durchlese, so kommt die Sprache fast immer auf die Worte "Wave" "80er", "nostalgisch". Scheint uns also nicht so ganz gelungen zu sein....liegt wohl daran, dass wir alle drei eben Kinder der 80er sind.

Was waren eure Einflüsse als ihr angefangen habt diese Art von Musik zu machen?
Bilde ich es mir nur ein oder sind ist bei Dot.Commando mehr Coldwave
herauszuhören?

Ich denke, wenn man nur dot.commando nimmt und die Blumen mal aussen vor lässt, dann sind Bands, an denen wir uns orientieren recht eng umrissen: Fliehende Stürme, EA80, Verbrannte Erde, LSK, von Waldek ein wenig Sisters of Mercy und von Kornel noch polnische Wavebands der 80er wie z.B. Siekiera (die bei mir inzwischen übrigens ein sehr großer Einfluß sind).Die Einflüsse laufen aber wohl eher unterbewusst, wir haben einfach einen Schnitt gemacht, den Sequenzer dazugenommen und mal geschaut, wie es sich so entwickelt. Was vielleicht so eine Art kleine Vorbildfunktion hatte, was wir aber wohl nie erreichen werden, sind Industrialbands wie Lard oder Skinny Puppy, da stammen gewisse Ideen her, wie z.B. die teilweise etwas verqueren Drumbeats (wie bei "Wir")

Wie würdet ihr selbst euren Musikstil beschreiben?

Klingt zwar doof, aber irgendwie wissen wir selber nicht so genau, wie wir es nennen sollen. Düster-Punk ? Wave-Punk ? Industrialized Wave ?? Wir wissen es nicht und das hat schon so einige Konzertveranstalter auf die Palme gebracht...

Was sind so eure Lieblingsbands?

Oh, da hast du drei Personen und drei vollkommen verschiedene Geschmäcker. Bei mir reicht das von Düster-Punk über normalen Punk aus aller Welt über Gothic-Rock und ein wenig EBM und Industrial bis zu Ambient-Sachen und Gitarrenpop der 80er Jahre. Meine aktuellen Faves sind Anorak Girl, Dirx, Fallen, Penetration, Kiev und Attaque77 aus Argentinien.

Kornel ist eigentlich ein Jazzer und hört auch dementsprechend sehr viel aus dieser Richtung, aber auch sehr viel polnische Musik der 80er bis heute, von Wave und Punk bis zu experimentellen Sachen wie Klaus Mitfoch. Bei Waldek kann man als Faves wohl New Model Army, Depeche Mode, die Guano Apes und auch einige polnische Sachen wie z.B. O.N.A. nennen.

Wie sind eure Auftritte im neuen Line-up verlaufen und mit wem habt ihr
zusammen gespielt?

Die Auftritte waren von so lala bis richtig gut, kam eigentlich immer auf den Sound an, man kennt das ja...gespielt haben wir bisher mit den Fliehenden Stürmen, Fallen, Konflikt (Slowakei), Der Trick ist zu atmen, sowie mehreren regionalen Acts verschiedener Stilrichtungen. Am meisten Spass haben mir persönlich die Auftritte mit den Stürmen und Fallen gemacht, mit denen wir auch in Zukunft öfter zusammen spielen wollen. Vom Auftrittsort her war es bisher in Frankfurt im Café Exzess (Gruß an den Dirk) und in Mannheim am nettesten.

Habt ihr in absehbarer Zeit noch Auftritte oder vielleicht sogar eine Tour?

Bei uns ist konzertmäßig zur Zeit Sommerpause, aber wir haben vor, im Herbst ein paar Wochenenden zu spielen, vor allem in den fünf neuen Bundesländern und im Norden, da wir bisher vor allem den Süden beackert haben. Eine Tour ist zur Zeit weder zeitlich noch vom Aufwand her drin, da wir nicht den nötigen Bekanntheitsgrad haben. Ausserdem ist es nicht so einfach, mit unserer Musik bei den typischen Punkläden anzukommen, da wir ja doch eher ein Nischenpublikum bedienen

Wann werdet ihr ein Album veröffentlichen? Habt ihr schon entsprechende
Kontakte zu einem Label geknüpft?

Da wir alle drei arbeitsmäßig ziemlich bis sehr eingespannt sind, betreiben wir die Band nur als Hobby und werden wohl deswegen vorerst keine Platte veröffentlichen. Wir werden wohl jedoch in absehbarer Zeit ein zweites Demo mit 5 neuen Liedern einspielen und das wie das erste Demo auch auf DIY-Basis unters Volk bringen. Wenn sich dann jemand für uns interessiert, kann es sein, dass wir irgendwann mal ne ganze Platte machen. Das vorherrschende Ziel ist es aber eigentlich nicht. Wir haben Spass daran live zu spielen und ab und zu ein paar neue Songs aufzunehmen und sind damit eigentlich zur Zeit ganz zufrieden, da auch ausser von uns selber kein Erwartungsdruck auf uns liegt.

Was macht ihr Hauptberuflich?

Waldek arbeitet in der Logistikbranche, Kornel ist Screen- und Multimediadesigner, was sehr hilfreich bei der Erstellung unserer Homepage ist, und ich bin noch Student, arbeite aber in Teilzeit nebenbei in der Erwachsenenbildung.

Habt ihr befreundete Bands die ihr gerne empfehlen wollt?

Oh ja ! Meine persönlichen Favoriten, menschlich und musikalisch, sind Fallen aus Mannheim, die den klassischen Düster-Punk mit etwas straighteren Punk-Elementen mischen. Unbedingt anhören, sind auch live verdammt gut. Ansonsten natürlich die Fliehenden Stürmen, mit denen wir befreundet sind, aber die braucht man wohl nicht mehr weiter zu empfehlen. Sehr nett sind auch die Jungs von Verbrannte Erde aus Gera, auch sehr zu empfehlen.

Seid ihr noch in eventuelle Nebenprojekte involviert neben D.C.?

Dot.commando schluckt eigentlich unser aller Freizeit schon recht komplett, Nebenprojekte im Sinne von Band gibt es nicht. Ich klimper ab und zu mit dem Computer ein wenig rum und mache so Ambient-Zeug, ist aber eher für mich selber, denn für irgend eine Hörerschaft.

In letzter Zeit sehe ich verstärkt eine Entwicklung ,daß einige Bands aus der
Wave-Gothic Szene sich wieder mehr in Richtung Punk entwickelt z.b. Cinema
Strange und der ganze Deathrock Kram oder auch Gruppen wie Murder at the Registry
oder meinetwegen sogar AFI... Wie beurteilt ihr diese Entwicklung  (Ihr kommt ja
genau von der anderen Seite, ihr Seid hauptsächlich in der Punk/Indie Szene
bekannt und kommt aus der Ecke die viele oft "Düsterpunk" nennen)?

Ich finde das sehr gut, denn wenn man sich mal die Wurzeln anschaut, so sind Punk, Wave und Gothic ja sehr eng verwandt, haben sich aber leider sehr weit auseinanderentwickelt. Leider verstehen sich ja auch die verschiedenen "Gruppierungen", also Punks und Goths nicht mehr allzu gut und da finde ich es gut, dass sich da wieder so was wie eine Schnittmenge entwickelt. Ich denke, ein gegenseitiger Blutaustausch kann eigentlich nur gut tun, da die beiden Szenen für sich gesehen in den letzten Jahren doch eher stagnieren. Für uns persönlich ist das so ne Sache: wir kommen zwar vom Punk her, haben dort aber in diesem Sinne auch keine echte Verwurzelung, aber noch viel weniger in der Düster-Szene. Es ist, wie ich vorhin auch erwähnt habe, leider immer noch so, dass es anscheinend nur ein Nischenpublikum für Musik in unserer Richtung gibt, für die Punks sind wir wohl nicht laut genug und haben zu viel technischen Kram dabei, für die Gothic-Ecke sind wir jedoch wieder zu sehr im Punk verwurzelt. Ich denke, dass vielleicht gerade Bands wie AFI, die ja auch recht "populär" sind, diesen Graubereich etwas mehr in das öffentliche Interesse rücken können. Hätten wir nichts dagegen...

Ist es euch wichtig zu einer bestimmtem Bewegung wie der Punk oder Wave-Szene
dazuzugehören oder seht ihr euch primär als (Musikalische-) Individualisten?

Ich verfolge recht aufmerksam, was sich in den Szenen so tut, allein auch weil ich ne Punk-Radioshow bei der Wüsten Welle Tübingen mache. Allerdings geht es uns drei als Einzelpersonen und auch als dot.commando so, dass wir wohl in keiner Szene so richtig dabei sind. Das hat jedoch nichts damit zu tun, dass wir auf Teufel komm raus Individualisten sein wollen, sondern wohl eher damit, dass vor allem Waldeks und Kornels Wurzeln eben weder im einen noch im anderen Bereich liegen.

Was mich ein wenig an diesen Szenen stört sind so Dinge wie Kleider-Ordnung usw. Mit so was kann ich nix anfangen und auch die vermehrte Tendenz gewisser Fanzines, sich als Szenepolizei aufzuspielen bringt mich diesem ganzen Szene-Ding nicht unbedingt näher.

Noch irgendetwas das ihr den Lesern/Mir mitteilen möchtet... Letzte Worte?

Wir möchten uns bedanken, für die Möglichkeit, uns in der "Interzone" vorzustellen ! Ansonsten hört unsere Musik und besucht fleissig unsere Homepage. Wenn uns jemand buchen will, wir sind wochenends eigentlich immer zu haben. Schön, dass sich auch jemand in Heftform mit unserer kleinen "Szene" beschäftigt !!!

Eure Kontaktadresse :

dot.commando

c/o Martin Roeder

Römerstr. 14

72072 Tübingen

http://www.dot-commando.de

Vielen Dank!

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