Commodore C 65

"Bitte? C65? Wir kennen ja viel von Commodore. Aber ein C65?"
Das hört man oft. Auch bei C64 und/oder Amiga-Spezialisten, die diese Rechner besser als die Entwickler kennen. Der C65 ist wohl das unbekannteste Gerät, das man in West Chester je entwickelt und zur Serienreife gebracht hat, inklusive fertigen Formen für das Gehäuse, Tastatur von Fremdanbietern, spezielle Floppy (1581-kompatibel) usw. Es sollte der Nachfolger des C64 werden. Mit Stereo-Sound à la Amiga, 4096 Farben, bis 800 x 600 Bildpunkte, 800-KB-Floppy (3,5 Zoll) im Computer eingebaut, internationale Umlaute, bis 2 MB Speicher usw. sollte er sowohl die alten C64-Programme "fahren" können (in der Originalgeschwindigkeit) als auch mit seinem 16-Bit-Prozessor (von MOS angepasster 65816, der alle 6502-Befehle direkt ausführen kann) und 4 MHz Takt eine neue Ära einleiten. Doch bei der Vorstellung 1991 an die Marketingstrategen wurde festgestellt, dass der C65 nur den gerade gut gehenden A500-Markt schädigen könnte, da Umsteiger, denen die Leistung des "alten Zugpferds" C64 nicht mehr ausreichte, oftmals der Marke treu blieben und zum Bruder aus gleichem Hause wechselten. Und man erkannte (wohl in einem guten Moment des Marketings), dass die Einführung einer zweiten, nicht-PC-kompatiblen Computerlinie immens teuer und risikoreich sein musste.
Also wurde der C65 gestoppt. Als CBM 1993 Geldsorgen bekam, verkaufte man sowohl die fertigen Prototypen als auch noch nicht montierte Platinen, Floppys und Gehäuse. Zum ersten Mal konnte man den C65 (auch als C64DX bezeichnet) kaufen. Vor allem Sammler und Commodore-Begeisterte griffen zu. Einige Exemplare schafften per Direktimport auch den Weg in die BRD. Heute kursieren etwa 200 Geräte unter Sammlern hin und her, mit denen man eigentlich nichts anfangen kann, da es außer Demos und handverlesener PD nichts an Software gibt.

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