Commodore SR 4190 R
Trotz allem erwies sich der Markt der Rechenmaschinen als
zu hart, um Geld zu verdienen. Damals überschwemmte Japan den
nordamerikanischen Büromaschinenmarkt mit billigen mechanischen
Addiermaschinen. Ein letzter Versuch war Tramiels Reise nach Japan, um den
amerikanischen Vertrieb irgendeines Anbieters von elektronischen Tischrechnern
aus Fernost zu bekommen. Denn dem findigen Geschäftsmann war längst klar, dass
das Ende der mechanischen Ära im Büromarkt gekommen war. Nach seiner Rückkehr
bewegte er Commodore weg von den mechanischen Addierern und verkaufte ab 1969
seinen ersten elektronischen Tischrechner. Allerdings stellte Commodore das
Gerät nicht selbst her, er ließ nur das Logo aufkleben. Basierend auf einem
Bowmar LED-Display und einem Texas Instrument Chip, war er so einfach, das erst
Sir Clive Sinclair etliche Jahre später das Design vereinfachen und verkleinern
(und damit CBM und TI Konkurrenz schaffen) konnte. Zum ersten Mal seit langer
Zeit hatte CBM keine Geldsorgen mehr, der Rechner verkaufte sich schneller, als
man ihn herstellen konnte. Alle waren verrückt nach einem Ding, das nur die
vier Grundrechenarten beherrschte, weit über 100 Dollar kostete (damals etwa
200 €) und auch noch dauernd ausverkauft war.
Aber bald sollte CBM ein neues Problem bekommen. Texas Instruments wollte mehr
vom Kuchen. Nur die ICs an Commodore verkaufen, das war den Managern von TI zu
wenig. Sie brachten 1975 eine eigene Serie von Rechnern auf den Markt, die halb
so teuer wie die von CBM waren. Die Chips von Texas Instruments kosteten Tramiel
45 Dollar pro Rechner im Einkauf. TI stellte sie für 12 Dollar her. Durch die
große Nachfrage wurden größere Stückzahlen produziert, und die Preise pro
Chip fielen auf 1 Dollar (dieser rasche Preisverfall ist in der EDV-Branche so
üblich. Moores Gesetz sagt aus, alle 18 Monate verdoppelt sich die Leistungsfähigkeit
der Hardware) Commodore hatte alle Lager voll mit Rechnern, deren Chips den
alten, hohen Preis gekostet hatten. Nach Jahren des steigenden Profits machte
man 1975 einen Verlust von 5 Millionen Dollar, einem Zehntel des Umsatzes.
Tramiel lernte seine Lektion: Niemals von jemandem abhängig sein. Er sagte später:
"Von da an wusste ich, der einzige Weg, im Geschäft zu bleiben, war,
es komplett zu kontrollieren." Das Ende der Taschenrechnerära war
gekommen.