bruno.mayer40@gmail.com Information Kommunikation Motivation Kunst Natur Historie Wissenswertes Historisches Erlebnisse über um und auf dem einzigartigen Felsmonolith |
VORWORT
Toni
146,
mein Mann, war kein Freund großer Worte.
Er tat. Sein Leben ruhte auf drei
Säulen.
Da war die Familie, der all seine Sorge
galt.
Da war die Gemeinschaft, für die er wirkte, als Funktionär der guten alten Schule, unentgeltlich: Als Obmann der Raiffeisenkasse und des Fremdenverkehrsvereines in der Gemeinde. Im Jahre 1936 wurde er mit 21 Jahren der jüngste geprüfte Feuerwehrhauptmann der Steiermark. Als kleiner Dorfkaufmann wurde er in den Aufsichtsrat der Adeg AG Österreich, nach Wien entsandt, wo er zukunftsweisende Wege für seine Organisation mit vorbereitete und umsetzte. Von diesen Bereichen seines Lebens berichtet die vorliegende Schrift nicht. Die dritte Säule im Leben meines Mannes war die Welt der Berge. Goldene Nadeln von der Hochgebirgsgruppe, des Alpenvereines und des Bergrettungsdienstes legen davon Zeugnis ab - wie dieses Buch. Zufälle waren es, die Bruno Mayer mit meinem Mann bekannt machten und von 1985-1989 zu einem regen Gedankenaustausch und Briefwechsel führten. Der GRIMMING, seine Routen, seine Gipfel, seine Sagen und seine Tragödien waren oft die Themen. Bruno Mayer hat viel davon aufgezeichnet. Es ist eine Erinnerung für die ich Ihm danke. Pürgg, am 6. Juli 1992 Dorli Adam LIEBE BEGEISTERTE DER POESIE UND DER NATUR
Alle Erinnerungen
an meine Bergerlebnisse,
Empfindungen und Gedankengänge am
Grimming wurden wieder geweckt und
auch neue Erkenntnisse traten
dabei hervor.
Toni verdanke ich sehr viel, ohne ihn gäbe es dieses Buch nicht. Im Vordergrund steht das alpine Umfeld, aber auch Gedanken im Wechsel des Lebens zwischen Geburt und Tod, im Wechsel der Jahreszeiten zwischen Licht und Dunkelheit, fanden ihren Niederschlag. Mit Hilfe meiner Notizen und den allgemeinen Quellen, war die Niederschrift eine angenehme lange Beschäftigung. Wenn man etwas gerne tut ist man Ende einerseits schwermütig andererseits erfüllt. Meine Neigung zum Grimming hat sich herumgesprochen und ich bekam auch manche nützliche Unterlage, oder manchen Hinweis von ganz unerwarteten Quellen. Mein Versuch war es: - Erlebtes festzuhalten, Historisches aufzuzeichnen und auch der Erzählung, der Phantasie, den Bergsprüchen und Gedichten Freiraum zu geben. Ich lade Sie ein zu einer gedanklichen Grimming Wanderungen – oder wer weiß? Vielleicht wird auch Ihr Interesse geweckt und Sie wollen den Berg persönlich kennen! Ohne den Reiz anderer Berge abzuwerten - gestehe ich freimütig meinen großen Hang zum Grimming ein. Die Höhen und Tiefen zu überwinden, dabei hilft der Grimming mir wie ein Partner. Seit der ersten Auflage im Jahre 1992 ist es lange her, viele dürften die Neuauflage nicht mehr erwartet haben, für mache ist sie auch schon zu spät. Aus 153 Seiten wurden 304 und dazu gibt nun auch ein Bilderbuch. Mein Dank gilt dem Hause Adam in Pürgg, dem Heimatmuseum Franz Strick in Bad Mitterndorf, der Bergmusik Stefan Kukula in Öblarn, dem Schirmherrn Lois Strobl in Untergrimming und allen Literaten und Wanderern deren Schriften und Eintragungen verwendet wurden. An alle Natur- und Kunstfreunde richte ich den Bergsteigergruß. Berg Heil Wien Mittwoch, 20010725 Nach einer
Höhenwanderung, von der
Klosterneuburger Hütte über den
Zinken zum Schießeck zur
Steinbachhütte, in den Wölzer
Tauern, beschloß ich wieder einmal
den Allvater Grimming aufzusuchen.
Es war sommerliches Schönwetter,
mein Kurs war eine breite Rinne
etwa in der Fallinie zum Kulmberg.
Bis zum Wandeinstieg stärkte ich
mich öfters mit Erdbeeren, dann
ging es in den mäßigen
Schwierigkeitsstufen, bis zum
Einbruch der Nacht, zügig
aufwärts. Eine Felsspalte bot mir
ein gastliches Nachtquartier, eine
schöne Bergnacht unter dem
leuchtenden Sternenzelt begann und
brachte einem erfrischenden
Schlaf. Es kam ein wundersames
Erwachen, die jungen Gämsen lugten
neugierig nach dem Wanderer in der
Morgendämmerung. Nur den
Eingeweihten wird die Faszination
eines morgendlichen höher Strebens
ein Begriff sein, ich war an einem
Punkt angelangt, wo jede weitere
Schilderung meines Empfindens, nur
eine Verflachung im Vergleich mit
dem Erlebten darstellen würde.
Als ich die Gipfelebene erreichte entstieg die Sonne dem lohenden Rahmen des Horizontes, würzig dufteten die taufrischen Gräser und der Speik als ich gipfelwärts schritt. Einige lichte Wolken standen regungslos, sonn` durchleuchtet am Horizont. Schon schmückte die Sonne die höchsten Häupter der Berge mit ihren zartroten Strahlen. Bis in`s Innerste war ich ergriffen - wer noch nie allein, einem inneren Ruf folgend, einen hohen Berg bestieg, dem ist die weihevolle Stimmung fremd, welche der Zauber schier weltentrückter Höhen erregt, mich erfaßte er damals ganz gewaltig. Kurz bevor ein schweres Gewitter in seiner vollen Stärke niederging, erreichte ich nach dem Abstieg über den Normalweg meinen Ausgangspunkt. ⇑⇓ Kulm Nordwand Biwak Di 19910730 - 31 Nach einer nächtlichen Reise von Wien, erlebte ich in der Nähe von Bad Mitterndorf, ein wunderschönes Erwachen eines beginnenden Tages im Frühling. Aus der dunklen Nacht tauchte langsam der Schatten des Felsenriesen Grimming auf, dessen Umriss immer mehr an Kontrast und Farbe gewann. In diesem Widerspiel bildeten sich silberne Streiflichter am östlichen Horizont, die Frühlingsnacht wich dem dämmernden Morgen, der auch mit dem fröhlichem Gesang der Vögel begrüßt wurde. Es schimmerte und lohte nun als plötzlich das Tagesgestirn mit seinem Feuerrad das Haupt des Bergkönigs Mont Styria rosig färbte. Die Sonne durchbrach mit ihren ersten Strahlen den frostigen Nebel des jungen Morgens, flutete den Berghang vom Gipfel abwärts mit goldenen Licht und erhellte auch bald das Tal. Scheinbar verweilte sie auf einer Felsenkanzel, die sich in der Mitte der grünen Gämsengärten, gleich einem Adlerhorst oder einem Gämsen Standplatz, erhob. Hier ruhten sich die Strahlen der Mutter Sonne scheinbar aus, glitten dann aber gemächlich abwärts, um auch die Niederungen ganz mit ihrer Schönheit zu erfüllen. 19850401
Über die Aussicht am Gipfel des Grimmings ist schon viel geschrieben worden. Eine Zeit lang hat sie als nicht lohnend gegolten, und dieses Urteil zusammen mit der Fabel von den großen Schwierigkeiten des Aufstieges waren die Ursache, warum der Berg lange Zeit nur selten bestiegen wurde. Heute wird der Grimming mit seiner Fernsicht weit höher geschätzt und vielleicht sogar überschätzt. Die Wahrheit liegt hier in der Mitte. Wohl ist die Fernsicht, der Höhe eines so frei aufragenden Gipfels entsprechend, sehr umfassend, aber die nächsten Hochgebirge wie Totes Gebirge, Dachstein und Niedere Tauern sind wegen der Breite der Täler schon zu weit entfernt, um einen günstigeren Eindruck zu machen als von einem der niedrigeren Aussichtspunkte der nahen Umgebung aus. Dazu nimmt der Zug der Sölker Tauern einen großen Raum ein, und über die hohen Gebirge sehen wir nur an wenigen Stellen hinweg. So ist es immer wieder der großartige Tiefblick, in das auf das vielfach gewundene Ennstal, der uns von all den Herrlichkeiten der Ferne ablenkt und wir werden nicht müde, auf die winzigen Ortschaften, Häuser und weißen Linien der Straßen hinab zusehen, die wie eine Landkarte ausgebreitet unter uns liegen. Dieses Bild empfinden wir als etwas, was wir in einer so packenden Art noch nirgends erlebt haben. Der Grimming ist eben wie eine Säule, die uns zur Wolkenhöhe emporhebt. Neue schwierige Klettersteige wurden in den letzten zwanzig Jahren begangen: Von D.E.C Fuchs, L.Langsteiner und Lehrhofer am 18930521 eine Abart des Klachauer Weges. Franz X.Kleinwächter und Alfred v. Radio-Radiis 18980807. Sie stiegen vom rechten Ast der Großen Schneegrube auf. Am 19000506 entdeckte Alfred v. Radio den Multereck Anstieg. Eine Abart des Klachauer Weges machte Emil Gutmann am 19030802, indem er vom Kar nach einer blockerfüllte Rinne den Westgrat bestieg. Am 19040526 erstiegen Karl Greenitz und Ing. Hans Reindl den Südostgrat. Den Ostgrat fälschlich Südostgrat erkletterten Karl Domenig und Karl Greenitz am 19050622 Norbert Damberger und F.Riegele bezwangen die Nordwand des Multerecks am19070616Richard Gerin und Otto Pitschmann stiegen am 19110623 zwischen dem Dambergerweg und der Kalten Rinne auf. Quelle Mons Styria altissimus ÖAV JB 1918 Sobald, wir Kinder die Windeln entbehren konnten, durften wir unseren Vater auf seinen Bergwanderungen begleiten. Abgesehen von den Besteigungen des Großglockners, des Dachsteins, der Bischofsmütze, des Sonnblicks und des Hafners waren meine Eltern mehr Almgeher als Alpinisten. Es war eher meine Mutter, die sich in felsiges Terrain gewagt hatte, mein Vater war nicht gänzlichschwindelfrei gewesen. Den Grimming nannten meine Eltern immer respektvoll: Einen Berg der nicht für jeden zugänglich sei. Meine erste Begegnung mit dem Grimming hatte ich, als Lehrling bei einer Anhalter Reise: Ich schlief in der Nähe von Untergrimming, in einer Heuscheune. Nach dem traumhaften Schlaf im duftenden Heu, mit den Träumen und Phantasien eines Jugendlichen, erwachte ich erst nach Sonnenaufgang. Schlaftrunken, rieb ich mir die Augen aus, entfernte das Heu von der Kleidung und machte mich auf die Socken. Nach kurzer Wanderung wurde ich Passagier eines landwirtschaftlichen Ochsen Gespannes, im beschaulichen Tempo ging es Richtung Mitterndorf. Dabei war ausreichend Zeit die Gegend zu betrachten - doch bald war mein Blick nur mehr vom Grimming gefesselt. - Schon am Tag zuvor hatte ich, in der Abend Dämmerung, die Silhouette des gewaltigen Berges gesehen, nun aber stand er im vollem Licht der Sonne vor mir. Das ist unser Grimma sagte der Fuhrmann in einer Art wie man Fremden ehrfürchtig sein Bestes zeigt. Dieser erste Eindruck blieb mir unbewußt erhalten, auch heute noch, wenn der Grimming in meinem Blickfeld auftaucht, spüre ich ihn wieder. Doch der Grimming ist nun für mich nicht mehr der große unbekannte Berg sondern ein alter rätselhafter Bekannter. Damals jedoch war es wohl so wie später bei der Marine: - Ich habe das Kreuz des Südens am Himmel zwar wohl gesehen, aber doch nicht gänzlich wahrgenommen. In der Zeit des Aufbruches, in der Zeit der Wegsuche und bei den ersten Paarungs Begierden eines jungen Menschen stehen geruhsame Betrachtungen nicht im Mittelpunkt. Von meiner frühen Kindheit her entwickelte ich mich, vielleicht wegen meiner drei Geschwister, zum Sonderling. Der Segen einer Kindheit auf dem Lande, mit dem Aufwachsen in der Natur im Rhythmus der Jahreszeiten, in dem wir Kinder einen großen Freiraum besaßen, förderte meine Neigung zum Einzelgänger. Damals hatte jedes Haus im Ort einen Stall mit Kleintieren, wir hatten Hühner Ziegen und jeweils ein oder zwei Schweine oder fallweise auch einige Hasen. Mein Hang zum Alleinsein hatte meinen Eltern viel Kummer bereitet: Einmal fanden sie mich erst, nach langer Suche um Mitternacht friedlich im Heuschober schlafend. Ein anderes mal, suchten schon die gesamten Einwohner des Ort erfolglos nach mir und fanden mich nicht. Mit dem Graslower Franz† alias Korea - ein Dorforiginal mit Gasthausverbot, grub ich im alten Silberbergwerk nach Silber. Unter Tag ist es immer Nacht, in unserem Silberrauch hatten wir kein Silber gefunden aber jedes Zeitmaß verloren. Nach dem Tod seiner Frau, hatte mein Onkel, Willi Ronijak bis zu seinem Lebensende, mit der Jäger- und Försters Witwe Rosa+, im Mautner - Markof Jagdhaus in Niederstuttern, eine Lebensgemeinschaft. Bei diversen Besuchen und bei Gesprächen, mit den Kindern von Willi, stand auch oft der Grimming im Mittelpunkt - und immer wurde mit großem Respekt von ihm erzählt.
Vom Bergbesitzer Nord der Creditanstalt
Wien, mit ihrem
damaligen Generaldirektor Hannes Androsch,
hatte ich einst ein
schriftliches Verbot, für
die Auflage eines
Gipfelbuches am Berg
Trojani, erteilt bekommen.
Bei der Feierstunde am Kreuz
war das Zitat des
Creditanstalt
Forstdirektors:
Auch der GRIMMING hat kein Gipfelbuch und inIch unternahm einen Lokalsaugenschein und dadurch kam es zu meiner ersten Grimmingbesteigung. DER GIPFELBUCHBEHÄLTER Der Abendgang, von Kulm aus wurde, erst nachdem ich den Handdynamo verlor, zu einer besinnlichen Nachtwanderung auf den Grimming. Dem Nachtanstieg folgte ein geruhsamer Schlaf im Biwak und am nächsten Tag ein besonders eindrucksvoller Sonnenaufgang, am Gipfel. Aber siehe da! Der Gipfel Buch Behälter konnte nach der Entriegelung nach unten aufgeklappt werden und enthielt das verleugnete Gipfelbuch. Auch hier wurden die Hausverstands Mängel der CA Herren bestätigt. Zugegeben! Auch mir war es nicht auf Anhieb gelungen den Gipfel Buch Behälter zu öffnen, aber was soll`s, - die Ursache meines ersten Grimming Besuches war die CA gewesen, bei anderen Begleitumständen hätte ich mich dafür dankbar erwiesen. Einige Jahre später habe ich erfahren, dass ToniAdam146 diesen Behälter, neben anderen Kreuzteilen, auf den Grimming getragen hatte. In vollen Zügen genoß ich den Sonnentag und die Verzauberung der Gipfel Hochfläche des Berges, von dem ich damals noch nicht wußte, dass er mein weiteres Leben entscheidend beeinflussen wird. Erst am späten Nachmittag, nach langen Faullenzen und vielen Tiefblicken an den Abbruchs Kanten der Gipfelhochfläche, ermahnte ich mich zu den unvermeidlichen Abstieg. ⇑⇓ Kulm Gipfelbiwak Do 19840823-24 Beim Aufstieg am Südostgrat erscholl, in den Wänden der Schnee- und der Wolkengrube, von Stainach, von Irdning, von Öblarn und von St. Martin her, Glockengeläute. Der weihevolle Auftakt wurde von Gämsen Pfiffen ergänzt. Die Tiere unterbrachen ihre Äsung in den Gämsen Gärten, verhofften und sprangen bergwärts ab, ich als Eindringling hatte sie vertrieben. Ja so ein Schluck Gämsen Schweiß als Stärkung - hätte auch meinen Aufstieg beschleunigt, zum Jäger war ich allerdings nicht geboren. Der Esterl Hans+. ein alter Wilderer erzählte mir einst: Er habe öfters Gämsenblut getrunken, dann war der weite Rückweg mit der Beute über Berge und Täler leichter zu bewältigen gewesen. Allein am Gipfel? Ein Segelflieger grüßte mich mit Flügel schwenken. Jeder schöne Tag neigt sich einmal dem Ende zu, doch wenn sich Sonnenpracht, in die Herrlichkeit der Sterne verwandelt, wird alles andere bedeutungslos. Der Vollmond zeigte sein Bleichgesicht am Horizont, ich schritt zur Biwak Schachtel und hinterlegte ein neues Biwak Buch. Als Nachtschwärmer war mein Vorhaben zu schlafen bald vergessen, eine magische Macht zog mich wieder hinaus ins Freie. Es wäre mir sündhaft vorgekommen diese Nacht ungenützt mit Schlaf zu vergeuden, ich fühlte da würde ich etwas Unwiederbringliches versäumen. Es war auch dann wirklich ein zauberhaftes Stimmungsbild: - Die Gipfelhochebene lag im gleißenden Vollmondlicht. Ich bewegte mich geruhsam an der Felsenkante entlang, im Westen verglimmten dunkelrot der Sonne letzten Spuren, der laue Wind brachte irgendwo vom Tal her die Musik eines Gartenfestes, der Himmel hatte sich mit der Pracht aller seiner Sterne geschmückt und im Tale entzündeten sich die Lichterketten der Straßenbeleuchtung und die Fenster der Häuser, ein Hauch des Überirdischen umschwebte mich. Die Konturen des Vollmondes mit all seinen Kratern zeichnete sich immer schärfer ab, ich wandelte traumverloren, aber doch mit allen meinen Sinnen und Gedanken beschäftigt dahin ohne mich dabei voll auf den Weg zu konzentrieren - wie es eben bei solchen Gemütszuständen vorkommt: Nach dem Multereck übersah ich den Abgang zur kleinen Schneegrube und geriet in die Welt der Gämsen- und Krummholzgärten. Wiederum wurde ich zum unerwünschten Eindringling und habe, beim Abwärtgleiten durch das Krummholzgeäst, die Nachtruhe von drei Latschenböcken gestört. Nach der Grasleiten, in der auslaufenden Schlucht, mußte ich mich längere Zeit mit der Suche, nach dem verlorenen Gebirgsstock, befassen. Der Abschluß des alpinen Teiles war nicht mehr besonders romantisch aber sehr mühsam, er war die Durchdringung eines bodenlöchrigen, mit dichten Dornengestrüpp bewachsenen Geländes. Die
Zeit wo sich am östlichen
Horizonte Lichtstreifen
abzeichneten, die Zeit des
Abschiedes von Luna der
Mondgöttin, meiner treuen
nächtlichen Begleiterin,
war gekommen. Schwermut
überfiel mich als ich von
ihr durch das erscheinende
Tagesgestirn getrennt
wurde. So ist es eben im
Leben, man kann viel
aufnehmen und viel geben
was aber bleibt ist nur
die Erinnerung an
vergangene Zeiten und
Menschen. Die Zukunft und
die Gegenwart bieten aber
ein weites Feld der
Gestaltung. In den
folgenden Jahren träumte
ich noch oft von dieser Nacht
der Nächte und immer
wenn ich aufwachte -
verspürte ich die
Erinnerung daran, so wie
die Kußabdrücke der
Geliebten.
Wie gelähmt - verharrten wir, - allmählich löste sich der Schock und wir beide waren erleichtert und froh, dass des Leichtsinnigen Gedankenlosigkeit nicht unser Verderben geworden war. Wenn man so unmittelbar mit einer Todesgefahr konfrontiert wird, beschäftigen sich die Gedanken automatisch öfters mit dem Tod, die Vergänglichkeit des Lebens zeichnet sich kontrastreicher ab. Nicht gestillte Gelüste der Macht, der Gier, des Neides und der Falschheit verlieren an Bedeutung, es tritt eher der Drang auf - mit sich selbst ins Reine zu kommen. Vom Unterbewußtsein kommt das von der Kinderzeit ausgehende, verdrängte Sündenregister zu Tage und fordert seinen Tribut und der Weg wird wieder einmal mit guten Vorsätzen gepflastert. Dreimal am Grimming, in der Zinnober Wandrinne mit dem Kaiserkreuz, auf der Weißrinnspitze und an der Schlüsselstelle des Lärchkogel Anstieges sollte mir in der ferneren Zukunft, das Leben wie ein zweites Geburts Geschenk erscheinen. Doch bei diesen, zum damaligen Zeitpunkt noch zukünftigen, nun aber bei der Niederschrift schon vergangenen, Ereignissen war ich immer im Alleingang der Gefahr ausgesetzt gewesen. Bei einem Grimming - Rettungseinsatz im Jahre 1948, schied zuerst der Rettungsmann Franz Maier durch Erschöpfung, währenddessen die Kameraden Hilfe holten schied auch der verletzte Bergführer Karl Resch. Der Verursacher der Rettungsaktion war ein leichtsinniges Linzer Bürschlein gewesen. Auf Grund dieser Tragödie wurde dann eine Biwak Schachtel, am Grimming Gipfel, errichtet. Ja der Grimming! Er ist nun auf seinen markierten Wegen ein viel bestiegener Berg geworden. Dann auf der Gipfelfläche hatten wir uns von dem bedrohlichem Vorfall etwas gelöst, die schöne Gipfelaussicht und die leiblichen Bedürfnisse waren nun wichtiger. Das Orgelkonzert des Windes, durch die Lüftungsröhre der Biwak Schachtel, war der Lohn meiner Mühseligkeit, mit der ich bei meinen letzten Besuch in der Diogenes Stube, die Papierknäuel aus dieser Lüftungsröhre entfernt hatte. Da wurde mir dann erst bewußt, dass sie nicht grundlos in der Röhre gewesen waren.
In der Nacht hatte ein arges
Unwetter getobt, nun gab es, wie
es in den Bergen oft vorkommt,
dichten Nebel. Die Hand vor dem
Gesicht verschwamm,
gespensterhaft war die
Gipfellandschaft, oft schien es,
wir würden auf den Höhengrat im
Grau verschmelzen und durch die
Lüfte schweben. Dann wieder
tauchten Schattenrisse von
Felsen auf, in der Kleinen
Schneegrube löste sich alles um
uns alles in einen trostlosen,
grauen Brei auf.
Es war der Biologiestudenten FranzEbner aus Kindberg. Der
Tote wurde noch am gleichen Tag
gefunden und geborgen. Er war zur
Erkundung der Fauna und Flora für
die, vor ihm gestandene
Dissertation, am Grimming
unterwegs gewesen. Ein Sturz mit
einem Genickbruch, verursacht
durch ein für Bergsteiger
ungeeignetes Aluminium
Traggestell, war die Ursache
seines Todes gewesen.Wehe dem, der da keinen Pfad und keine Markierung hat, er geht im Kreis. Auch mir ist dies schon einmal passiert, plötzlich stieß ich auf Menschenspuren und merkte lange Zeit nicht, dass es meine eigenen waren. Auch mein Gemüt war von diesem düsteren Stimmungsbild befallen, ich erinnerte mich an den gestrigen Vorfall, und daran wie nahe der Sensenmann an meinem Bergfreund Stefan vorbei gehuscht war. Wie nahe wir beide, beim Abstieg in der Schneegrube, an einem tödlich abgestürzten Bergsteiger vorbei geschritten sind; haben wir später, bei der Heimreise im Auto, im Radio erfahren. Dort wo sich der Multereckweg vom Südostgratweg trennt, war der Kreis unserer Bergfahrt geschlossen, wir ließen die Nebeldecke über uns liegen und blickten hinab auf den grünen Ennsboden. Der Grimming mit seinen vielen Gesichtern war uns gnädig gesinnt gewesen und wir nahmen dankbar von ihm Abschied. Bei meiner nächsten Fahrt zum Grimming habe ich in Kindberg gehalten - am frischen Grab konnte ich nicht andachtslos vorbei fahren. ⇑⇓ Niederstuttern Gipfelbiwak Sonne Sa 03. Niederstuttern So 19850804 Die Nacht vor einem Bergereignis, ist bei mir nicht nur mit Schlaflosigkeit, sondern auch von besonderer Anspannung ausgefüllt. In dieser Nacht war es nicht, die Ruhe vor dem Sturm, sondern die große Unruhe wegen einem verheerenden Sturm. Dieses Unwetter mit Blitz, Donner und Wolkenbruch war kein gutes Omen, für die Wettererwartung des kommenden Bergtages, gewesen. Gott sei Dank! War es ein reinigendes Gewitter gewesen, ein verheißungsvoller Tag dämmerte uns, als unsere Gruppe, an der Grimming Hütte vorbei, dem Gipfel zustrebte. Nach schönen Anblicken von vielen Gämsen, trennten wir uns von den geübten Bergsteigern, die den Südostgrat beschritten. Die Tiefblicke vom Multereck in das Ennstal bis zum Gesäusetor, mit dem Großen Buchstein und dem Großen Ödstein sind ein faszinierender Höhepunkt. Immer wieder wird die Frage gestellt: Wenn es da unten im Tal so schön ist, warum geht man dann auf den Berg hinauf? Die Antwort darauf ist leicht: Erst der Gesamtüberblick, der nur von einem erhöhten Standplatz aus erfolgen kann, zeigt die ganzheitliche Schönheit und die Harmonie einer Landschaft. Die höchste Stelle am Hohen Grimming, die in der Kaiserzeit mit Hocheck benannt wurde, ist fast immer das Ziel aller Bergsteiger. Auch im Leben sucht und findet man, in den Niederungen des Alltags, immer wieder weiterführende Erhebungen. Die Freude des Wiedersehens mit der Öblarner Bergmusik3, sie waren von Kulm aus anstiegen, war sehr innig. Fünf Mann hoch: Stefan Kukula Flügelhorn, Johann Galler Flügelhorn, Johann Greimeister Posaune, Pepi Köberl Gitarre, Anton Zettler Klarinette und dazu noch eine Marketenderin, das war eine starke Besetzung. Liebe Bergfreunde, ihr Frauen und Männer, ihr Jungen und Alten. Ich freue mich über alle die gekommen sind und heiße euch am Gipfel herzlichst willkommen. Von dem Schirmherrn Almvater Johann >, der auf Grund seines Alters nicht mehr dabei sein kann, richte ich ein herzliches Berg Heil an alle Anwesenden aus. Für die, die mich nicht kennen, es werden sehr viele sein - auch ich kenne mich zeitweise kaum, stelle ich mich als ein unverbesserlicher und unheilbarer Bergnarr vor. Zu Beginn unserer Feierstunde wollen wir zuerst alle an diejenigen, die nicht mehr unter uns weilen, die uns aber viel bedeutet haben und auch an alle die mit dem Grimming verbunden waren, in Stille gedenken. — An Franz Ebner, Harald Mayer, den Schartenspitz Kreuzaufsteller Jürgen Ewers und seine Braut Trude Umshaus, Bergretter Karl Resch und Franz Maier, Hanni Kren und alle anderen, die auf dem Grimming verunglückt sind. An Josefine Jug - Initiatorin zur Aufstellung der Biwackschachtel am Grimminggipfel, an Paula Grogger, Gjergj Fishta, Anton Schubert, sie sind durch ihre Schriftwerke unvergeßlich. An den Schriftsteller, Heimatforscher und Komponist Karl Reiterer 1860-1934, ihm ist die heutige Feierstunde gewidmet. Werte Freunde der Natur! Bei den älteren Leuten ist vielleicht Karl Reiterer durch sein Buch Der Walsbauerntod noch in Erinnerung, es wird die gezielte Bauervertreibung von Donnersbach geschildert. Vom Landschaftmuseum Trautenfels, am Fuße des Grimming, wo ein Teil seines Nachlaßes für die Öffentlichkeit unzugänglich archiviert ist, gab es leider keine Unterstützung für meine geplante Zusammenführung von Reiterers Werke in seinem Heimatort, St.Peter im Sulmtal. Anmerkung: Auch mit der Hilfe von Trautenfels wurde später dann die Werk Zusammenführung durchgeführt. Dieses Berggedenken soll den Dichter Karl Reiterer auch der jungen Generation wieder etwas näher bringen. Der Waldbauern Tod ist kein stattlicher Band moderner Heimatklänge, er entwirft aber in lehrreicher Weise ein klares Bild über den Niedergang der Waldbauern von Donnersbach und Donnersbachwald und deren Kultur. Für die Familienforschung werden markante Punkte geboten, Geschlecht um Geschlecht gingen, zum Schaden der Gemeinde, des Landes und des Staates, verloren. Ich habe es, ohne auf Gewinn und poetische Beigaben bedacht zu sein, seit jeher geliebt, über Kultur geschichtliche Verhältnisse der Gegenwart und der Vergangenheit, dem Leser die nackte Wirklichkeit vor die Augen zu führen. Vorwort Waldbauer Tod KarlReiterer Graz, im März 1928 Sommerliche Schwüle, über dem Dachstein aufziehende Gewitter Wolken, ließen ein Gewitter erahnen, mahnten zum gemeinsamen Abstieg nach Kulm. Ich kletterte als Letzter noch im untersten Teil des Gipfelaufbaues, als vom Felsenkar herauf Musik erklang. Die Bergmusik, spielte Abschiedswaisen, von der Nordwand der Schartenspitze her schwebte der Widerhall der Töne und der gesamte Raum war erfüllt vom Klang: Wenn ich durch geh' durchs Tal. Zum Ausklang durften wir dann, Dank der Försters Witwe Rosa†, - von ihr bekamen wir den Schrankenschlüssel, auf dem Forstweg zur Grimming Hütte fahren. Während es drinnen in der Hütte immer gemütlichen wurde, begann draußen ein gewaltiges Toben der Elemente: Blitze zuckten Donner grollten, der Wettersturm brach den Bäumen die Äste ab und wirbelte sie durch die Luft. Die Böen fegten alles hinweg was nicht eisern mit dem Boden verwachsen war, es folgten Wolkengüsse und Hagelschläge. Wehe dem! Der solchem Naturereignis schutzlos ausgeliefert ist. Der Grimming zeigte uns sein zweites Anlitz, dass seinem Namen nun mehr als gerecht wurde. Es war als wollte er uns noch einmal veranschaulichen wer hier der Herr war und welche Gewalt er ausüben konnte. Wir aber waren voll Demut und Dank erfüllt und, weil uns der Allvater Grimming von dieser Unbill verschont hatte. ⇑ Niederstuttern ⇓ Kulm Sa 19850818 Abgang von Trautenfels, der Wegrand war voll mit Schneeglöckchen, aber schon ab der Grimminghütte lag schuhtiefer Neuschnee. Nach der Abzweigung zum Multereck war das Krummholz mit einer schweren Neuschneelast bedeckt, an der Unterseite der Äste waren nadelförmige Eiskristalle. Der Wegverlauf war nicht mehr erkennbar, oft war ich gezwungen diese Äste als Haltegriffe zu verwenden, beim Auslassen schnellten sie dann, von ihrer Last befreit in die Höhe und schüttelten dabei ihren Restschnee ab. Vom Staub des Pulverschnees entstand dabei jeweils eine kleine, mich kurzfristig bestäubende Wolke. Auf Steilhängen im Latschengestrüpp empor zu steigen ist auch im Sommer kein Vergnügen, im Winter bei hoher Schneedecke und hartem Schnee geht man darüber hinweg. Kritisch wird es im Frühjahr, wenn die Latschen schon teilweise vom Schnee befreit sind - das Gestrüpp die Ausschmelzungen und Dolinen sorgen für entstehende Hohlräume im Schnee. Da kann es schon vorkommen, dass man bis zur Brust einbricht oder versinkt. Ein schöner Anblick von zwei Gämsen, sie verhofften lange mit neugierigen Lichtern, entschädigt mich für die vorausgegangene Schwierigkeit. Nach dem problemlosen Wand Überstieg gelangte ich ungewollt in die Kleine Schneegrube, es dämmerte bereits, Nebel fiel ein, er verschmolz mit dem Schnee und mit der Dämmerung von Grau zu Schwarz. - Sich nach einem Nachtquartier umzusehen dazu war es zu spät, deshalb ging ich blindlings weiter. Toni >, hatte mir, mir von unterirdischen Kaminen und Höhlen in der Schneegruben Schlußwand erzählt, und während ich diese Niederschrift tätige, befinde ich mich bereits in einer gastlichen Wandfuß Höhle, um im Vergleich zu einem Schneelager, eine luxuriöse Nacht zu verbringen. Immer wieder auf's Neue bin ich fasziniert von dem Echo in den Felsen Karen und von der Schönheit der Freinächte im Gebirge. Hier gibt es wenige abträgliche Ausnahmen: - Ich denke dabei an eine Gewitternacht am Gipfel des Hochtores, die ich stehend im Biwak Sack verbrachte, damals bekam ich eine Ahnung von der Ewigkeit. Wasser von oben und von innen bis mir die Schwimmhäute wuchsen: Es war in der Schlucht Verschneidung abseits des Gesäuse Hochtor Peternpfades, ich schlief bereits in einer geschützten Nische der Nordwand. - Es kam ein kühles Erwachen, in meiner Nische kam plötzlich ein Bach heraus, er trieb mich hinaus ins Freie. – Ein Wolkenbruch hatte neben mir die Schlucht zur stürzenden Brandung verwandelt, ich aber war gezwungen in der Traufe des Wandüberhanges zu verharren. Ich bin ein ausgesprochener Nachtfalter und beneide die Menschen die frühzeitig, wie auf Befehl, einschlafen können. Dem zur Folge lasse ich meinen Gedanken, die tagsüber eher zweckgebunden sind, bis zum Schlaf ihren freien Lauf. Nicht ist erhebender als das Fallen der Nebelschleier im Gebirge, es geschah in dieser Nacht nur für einen kurzen Augenblick: Tief unten lag der Ennsboden, unter den nächtlichen Himmel als ferne Schattengrößen waren die Niederen Tauern zu sehen, aber überall auf den Höhen und im Tal brannten die Osterfeuer. Der Morgen begann vielversprechend, auf dem Weg zum Multereck Kamm war eine Passage zwischen den Felsabbrüchen derart mit einem Überhang von Schnee Anwehungen versehen, dass die Querung nur mit Seilsicherung möglich war. Beim Aufstieg zum Multereck erklang von Pürgg her die feierliche Blasmusik, von der höchsten christlichen Feier, der Auferstehung des Herrn. Es war eine Bergfahrt bei der alle meine Ausrüstungsgegenstände zum Einsatz kamen. Ein Wunder der Natur, war ein gewaltiger Schneebalkon südseitig auf dem Höhengrat zwischen dem Multereck und dem Grimming. Als ich am Gipfel ankam, begann starker Schneefall verbunden mit Nebel, deshalb zog ich mich schleunigst auf meinen Spuren wieder zurück. Der Abstieg erforderte Ruhe und Aufmerksamkeit, es kam mir zu gute, dass ich beide Eigenschaften manchmal besitze. Weit unten gab es ein Treffen mit fünf Gämsen, zu meiner Freude verharrten sie lange. Von der hohen Felswand unter der ich bei meiner, Toni Adam Gedenkbegehung im Winter des Vorjahres lange Zeit die Schneeflocken betrachtet hatte, fielen ständig Eisklumpen. Vielleicht waren die Gämsen dadurch abgelenkt gewesen und hatten mich deshalb nicht sofort gewittert. An dieser Stelle nahm ich auch Abschied vom Grimming der mir, wie schon so oft, erlebnisreiche Tage beschert hatte und mich auch diesmal gnädig entließ. ⇑⇓ Trautenfels Karsa: 19910330-31 Von Kulm ausgegangen, hatte ich vor, die Schartenspitze über das Heil zu besteigen. Die Sonneneinstrahlung verursachte jedoch Lawinenabgänge vom Höhenkamm des Grimmingstockes, deshalb peilte ich den Hohen Grimming an. Dort, - dachte ich würde es etwas ruhiger sein, aber auch hier gab es einige gemäßigte Schneebewegungen in den Lawinengängen. Sehr mühsam kämpfte ich mich im Schartenkar, am ansteigenden Wandfuß, zum Einstieg des Gipfel Aufbau voran, doch bei einer Randkluft wurde mein Vordringen gänzlich gehemmt. Am Rande eines ins Kar reichenden, von Lawinen gebildeten Kegels, nutzte ich die durch den gepressten Schnee entstandenes Lawinenbett zur Erleichterung des Anstieges. Durch das ständige Schneegeschiebe hatte sich der Lawinenkegel schon so verflacht, dass sich die von der Wandschlucht nachkommenden Naßschnee Mengen strähnenförmig auf die Seitenränder verteilten. Das stellte ich aber erst dann fest, nachdem sich der Schnee unter mir bewegte und mit mir abwärts fuhr. Durch einen gewagten Sprung in die Rundkluft verließ ich die ungebetene Fuhre. Nun goß sich ein Teil dieser Schneeprozession über mich hinweg und dabei dachte ich mir:
Es
war der letzte Schub gewesen,
durch den Tiefstand der Sonne
und der damit gesunkenen
Temperatur, kehrte wieder Ruhe
ein.
Bald wurde auch ich umhüllt vom Nebel des allgewaltigen Berges, es dunkelte bereits als ich beim Biwak ankam. Doch es war mir kein freundlicher Empfang beschieden, der letzte Besucher hatte die Türe offen gelassen, die Diogenes Stube war voll geweht mit Schnee und mußte geräumt werden. Belohnt wurde ich durch den folgenden Tiefschlaf mit Frühlingsträumen: – Dabei erklang ein Vogelgesang in der vielstimmigen Harmonie des ewigen Frühling, das Hauptthema war ein zweistimmigen Kuckucksruf, den ich auf der Himmelsleiter, beim Aufstieg zur Toni Adam Gedenkstätte, gehört hatte. Abwechselnd dazu klang der Kuckucksruf in einer höheren Tonlage, wie ich ihn gestern, im Wald beim Anstieg gehört hatte. Der Kuckockruf eines Gesanges gestörten Kuckuck`s, wie ich ihn einst in jungen Jahren, bei einer Wanderung vom Admonter- zum Eisenerzer Reichenstein vernommen hatte, erscholl dazwischen und versuchte immer wieder zu dominieren und das Thema vorzugeben. Nach der erholsamen Nacht kam ein Schlechtwettertag mit Schneetreiben, vom Besuch des nahen Gipfels nahm ich Abstand und stieg eiligst nach meinen fast verwehten Spuren ab. Nach dem Wandausstieg ließ ich mich am Lawinenkegel auf einer kleinen Schneeanhäufung sitzend abwärts tragen und erreichte schnell und sicher den Karboden. Unterhalb der Nebeldecke löste sich auch der Alpdruck der Angst und der Gefahr, der mir noch unbewußt im Genick saß, mir wurde wieder leichter zumute. Der ganze Tag stand noch zu meiner freien Verfügung, obwohl ich nichts besonders unternahm und mich ganz der Bergidylle verschrieb, war er bald vorbei und ich begann mit der Quartiersuche. Die Gämsenlosung, sie war das Schlagwort der folgenden Nacht — und auch gleichzeitig meine Schlafunterlage geworden. Ein Wandriß erweitert sich oben zu einem durch Felsen überdachten Gämsendom mit weiterführenden Kaminen. Ich sitze im Gämsendom und mache nach einen musikalischen Morgenruf meine Niederschrift: In der Nacht hat es zweimal gedonnert, am Morgen sah ich zwei Gämsen zur Äsung von Frühlingsgräsern, wie Pfeile, bergab laufen. Das Wetter ist besser geworden die Nebelschleier, der gegenüberliegende Wand des Kleinen Grimming, lichteten sich und lösten sich auf. Nun erst konnte ich die sagenhafte Schönheit meines Schlafplatzes voll erkennen, wenn das Wetter hält was es verspricht, werde ich versuchen am linken Domrand vorbei zu kommen um einen Vorstoß nach Osten zu machen. Ausnahmsweise mit Hilfe von Seil und Haken überstieg ich die Krummholz Kante, kurzzeitig sah ich durch ein Nebelfenster Bad Mitterndorf, dann jedoch begann ein Dauerregen. Außer einem Wildkadaver und einer markanten Felsenquerspalte habe ich nichts Besonderes mehr wahrgenommen. Wenn man aber bei Schlechtwetter noch hoch im abschüssigem Terrain ist, sucht man vorwiegend einen Ausweg der in meinen Fall ein Abweg sein mußte. Kurz vor der Jausen Station Kulm sah ich dann, von dem zum Grimming führenden markierten Weg, eine Gruppe Wanderer zurückkommen. Später erfuhr ich dann vom Wirt, sie hätten vorgehabt den Grimming zu besteigen, er hatte sie aber eindringlich davor gewarnt, denn nur Narren würden sich, bei dieser Jahreszeit und bei solchem Wetter, auf den Grimming hinauf wagen. Somit bin ich somit dem von mir selbst verbreiteten Ruf, des unverbesserlichen Bergnarren, voll gerecht geworden - dachte ich. ⇑ Kulm Gipfelbiwak Do 09. Gämsendombiwak 10. ⇓ Kulm 19910511 Am Abend bin ich bei Schönwetter, von Klachau aus bis zum Eintritt der Finsternis, aufgestiegen und habe im Gämsengarten geschlafen. Heute gleichfalls bei Schönwetter komme ich flott voran, oben im beginnenden Fels setzte ich, für einen eventuellen Rückzug wegen Schlechtwettereinfall, Markierungspunkte. Bald war mein Schlafplatz, von meinem zweiten Nordwand - Anstiegsversuch erreicht. Er war genau über der Wand des Latschengarten, an der mein erster Anstiegsversuch, – den ich damals noch berauscht von der Nacht in der Kukula Hütte unternommen hatte, gescheitert war. Nun betrat ich Neuland, ein mit Krummholz bewachsener Grat leitete mich höher. Ein Quergang führte zu einem einzigartigen, teilweise mit Latschen bewachsen, Tableau unter einer kleinen Felswand. Diese, von der Schöpfung ausgestattete, wundersame Stelle empfand ich als einen Wink des Schicksals - lange verweilte ich dort im Berggedenken an, Toni Adam und der Anbringung einer Gedenkschrift. Die Nordwände vor seiner Haustüre in Pürgg, waren für Toni eine besondere Leidenschaft gewesen. Darin hatte er auch einige Erstbegehungen durchgeführt. Der weiterführende Grat wurde extrem ausgesetzt und an einer Stelle sogar durchlöchert, die Alternative, ein immer schmäler werdendes Felsband endete mitten in der Wand. Es blieb mir nicht erspart, wieder tief nach rechts in eine Plattenschlucht abzusteigen, dort schien ein Weiterkommen, allerdings unter einer erhöhten Steinschlag Gefahr, möglich zu sein. Der Rückzug hatte sich gelohnt, über Schneefelder und Schutthalden ging es zügig aufwärts. Weil ich schwitzte nahm ich, kurzzeitig bei einer Verschnaufpause, den Kletterhelm vom Kopf und gerade in diesem Augenblick zischte bedenklich nahe an meinem Haupt ein Steingeschoß vorbei. Es blieb aber bei dem gefährlichen Einzelgänger, nur weiter oben, schon in der Nähe der Hochfläche, war plötzlich hinter mir ein lautes Gepolter! - Ich drehte mich um und sah noch wie die gröhlende Gesellschaft abwärts kollerte - dann von einem Schneefleck kurzfristig zum Schweigen gebracht wurde, und sich dann leiser werdend in der Tiefe verlor. Mein Glück auf den zurückgelegten Weg war größer gewesen war als mein Verstand. Vor etwa neun Jahren, gab es im großen nördlichem Felsabbruch über der Girtstatt, einen Felssturz 6 bei dem auch Häuser beschädigt wurden. Girtstatt, das Girt kommt vom Gurte wechseln bei den Wagenpferden die einst die Große Kloch'n hinunter fuhren, heute noch heißt es die Kleine- und Große Klachau. Glücklich und erleichtert schritt ich auf der Hochebene zum Gipfel des Grimmings und schlief im Biwak. Mit einem Bergerlebnis bereichert und um eine Erfahrung reicher, stieg ich am Normalweg nach Kulm ab. ⇑ Klachau Gämsengarten Biwak Fr 05. Gipfelbiwak 06. ⇓ Kulm 19910707 Erst bei der Anreise zum Grimming fiel mir ein, dass ich meine Bergschuhe vergessen hatte. Beim Mittagessen, im Gasthaus Alt in Öblarn traf ich meinen Freund, Stefan Kukula von der Öblarner Bergmusik, wir fuhren zu seiner Hütte. Durch dieses zufällige Zusammentreffen konnte ich erstmalig an dem Brauch; der Aufstellung eines Hüttenmaibaumes teilnehmen. Anschließend gab es einen Hüttenzauber mit vielen jungen Leuten, der Baum aber mußte bewacht werden, denn auch das Umschneiden eines frisch aufgestellten Maibaumes, vor dem ersten Mai, ist ein alter Brauch. Mit den von Stefan geborgten Schuhen wählte ich, bei mittel schönem Wetter, den Normalanstieg von Niederstuttern. Beim Eintritt in die kleine Schneegrube brach plötzlich, durch die Sonneneinstrahlung, in der Grubenwand eine Schmelzwasser Zisterne auf und sorgte kurzzeitig für einen Wasserfall. Das plötzliche Geräusch des Aufbrechens und dann dieses seltene Ereignis war überraschend, doch hatte ich es schon einmal im Mai am Ödstein erlebt. Später, kurz unter der zum Multereckes hinauf führenden Schneide, begann es zu regnen und Nebel zog auf, ich zog schon die Umkehr in Erwägung. Jedoch nach einem Besuch der naheliegenden Anhöhe verwarf ich diesen Entschluß, denn das Wetter zeigte nun einige Lichtblicke. Bei einer Rast am Multereck visitierte mich neugierig eine Dohle, der Grimming ist auf den Normalanstiegen im Sommer ein viel begangener Berg, die Vögel haben sich darauf eingestellt, ihren Nahrungsanteil von den Touristen zu bekommen. Etwas weiter oben, am nächsten Höhenrücken, waren lange zwei Vogelspuren im Schnee sichtbar. Neugierig geworden folgte ich den ungewohnten Spuren und sie führten mich zu dem wandernden Pärchen, bestehend aus Schneehahn- und Schneehenne. Es war ja Maienzeit und auch am Grimming Grat, wo noch der Winter herrschte, hatte der Liebesfrühling schon begonnen. Nach einem Gipfelbesuch begab ich mich zur Nachtruhe in die nun neue Biwak Schachtel Vielen Dank an die Errichter der neuen vorbildlich eingerichteten Gipfelunterkunft es bleibt nur zu hoffen, dass der ausgezeichnete Zustand erhalten bleibt. Von der Nacht, in dem drei Sterne Hotel gestärkt, nahm ich gemächlich Abschied. Beim Abstieg erfreute ich mich an dem vielen Petergstamm, dessen goldene Blüten, als Zeichen des Frühlings, wie Sterne von den Felswänden herab leuchteten. ⇑⇓ Niederstuttern Gipfelbiwak 19920501-02 SO-GRAT17 20030937 Sa NL 1003 Gesamtfuhren Der
Grimmingfranz hatte einen
Sturz mit dem Fahrrad und
scheidet für die
SO-Gratbegehung aus. Nach
einem tiefen Schlaf in der
Pension des GrimmingFranz, bin ich
mit dem Larchkogelweg -
Kamerad Pepi noch bei
Dunkelheit zum SO-Grat
unterwegs. Wir sind die
ersten die einstiegen aber
auch die letzten die am
Gipfel ankommen. Mehrere und
längere Pausen verhalfen uns
zu einem bequemen Anstieg.
In der Großen Schneegrube stellen wir
fest, dass nur der Namen an
den einstigen Schnee
erinnert.
Zum Unterschied vom Großglockner - wo am gleichen Tag der Gipfel wegen Massenandrang gesperrt war, kann dies am Grimming nicht vorkommen. Eigentlich hat der Grimming gar keinen richtigen Gipfel sondern nur eine, mit einem Kreuz versehene, höchst gelegene Stelle der almartigen Hochfläche. Die Panoramakundigen unterhielten sich darüber: Ob der Ötscher, der Großvenediger, der Hochkönig, oder auch viele andere Berge, zu sehen wären. Dem Auge bleibt allerdings keine einzige Erhebung im gesamten Umkreis verborgen. Die Namenszuordnung ist jedoch bei den weniger markanten Berggestalten, nur mit Kompass und Landkarte möglich. Pepi wollte unbedingt die Spalte sehen, wo einst das alte Kaiserkreuz lag. Dort sind nun durch den Schneerückgang weitere unschöne, alte Relikte zum Vorschein gekommen. Ein voll ausgenützter Tag ist für eine Grimmingbesteigung gerade die richtige Dosis. Beim Poetschen Paul erfahren wir von einem Mödlinger, dass sich heute 193 Leute in das eingetragen hatten. Übrigends der Pötschen Paul ist ein vulgo Name, denn so hieß die ehemalige Kulmer Jausenstation. In Wirklichkeit heißt der Pötschen Paul - Wilfried war Eisenbahner und ist mit einer jung aussehenden Frau verheiratet. Er behauptet jedoch von sich im Hinblick auf seine Gemahlin: Ich bin mit dem falschen Zug unterwegs. Aber sonst ist er, dem Grimming ähnlich, ein sympathischer, feiner Mann mit allen ebenbürtigen guten und schlechten Eigenschaften. Nur von dem Grabgesang des Wanderer Schirmherrn LoisStrobl aus Untergrimming ist er nicht, besonders begeistert. Alle Grimmingbegeher waren heute sehr diszipliniert gewesen. Auch auf der Schotterritsche, dem linken Queraufgang zum SO-Grat, hielten sich die losgetretenen Steine in folgenlosen Grenzen. Der Tod als Gefährte. Ein Stürmer des SO-Grat Marathon hätte fast einen Nervenzusammenbruch erlitten. Was war passiert? Er glaubte er hätte sein, am Rucksack befindliches, Schweißtuch verloren. Die Anzahl der Besucher wird sicher über 193 gewesen sein, denn erfahrungsgemäß tragen sich nicht alle in das Gipfelbuch ein. Schnell sind 5 Tage am Grimming vorbei – aber bis zur nächsten Wiederkehr werden sie wohl im Gedächnis verweilen. Ü
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E S J A H
R E S 1985
Einige
wettermäßige Aufhellungen am
Vormittag, ermunterten mich zu
einer Grimming Bergfahrt. Der Grimming, als
unübersehbarer Einzelberg,
bezaubert mich durch seine
Eigenheiten immer mehr.
Diesmal fand ich in der Nähe
von St. Martin, am Ufer der
Salza einen Parkplatz und
gleichzeitig den
Ausgangspunkt.
Den Gämsen nach zog auch ich höher, oft starrten mich die Jungtiere noch mit neugierigen Lichtern, von ihren Standplätzen an. Gämsen Standplätze sind immer die schönsten Plätze – dachte ich mir als ich zu einer Felsenkanzel kam. Sie gab den Blick auf den Stausee frei, ein guter Platz für eine Stärkung und eine Rast. Wer in der Natur nicht ausgiebig rastet und nur hastet, versäumt sehr viel im Leben. Gestärkt und erholt setzte ich meine Wegsuche fort, nach einem längeren Quergang entschied ich mich zur Besteigung einer Steilschlucht. Eine Höhle lockte in der linken Schlucht Wand zur Erforschung, doch ließ ich sie gleichfalls links liegen. Bei einer ungünstigen Stelle der Schlucht Verengung wurde es dunkel, dichter Schneefall setzte ein. Während man sich oft in den weichsten Federbetten im Schlaf hin und her wälzt und wie gerädert aufwacht, können einige Stunden Ruhe, in der unangenehmsten Körperhaltung, im Freien erholsamer sein. Der Morgen begann mit einem Zwischenhoch, nach einer Seillänge, war der Rückzug die Parole, der Neuschnee hatte den Fels in eine für mich unüberwindliche rutschige Barriere verwandelt. Ein Dürrling, mit dem ich am Vortag den Schlucht Ein-stieg gekennzeichnet hatte, wies mir den Weg zurück zu meiner Felsenkanzel. Einige Stunden verweilte ich auf diesem schönen Aussichtspunkt, um aus der mir unbekannten Perspektive alles anzusehen. Mir persönlich bekannte Berggestalten der Niederen Tauern grüßten aus der Ferne, ich aber konnte mich vom unbekannten Anlitz des Grimmings kaum lösen. An den Felshängen des gegenüberliegenden Hochknall lösten sich Staublawinen, nach freien Fall donnerten sie zum Pass Stein hinab, kurze Zeit schwebte der Staub - einer Wolke ähnlich über dem Stausee. Die schmale Paßstraße war im Bereich der Lawinengänge ohnehin noch unter dem Schnee verborgen. In den Bergen ist es ähnlich wie im Leben: – Wer aussichtslos auf einem Höhepunkt steht hat keinen Überblick. Die Hoffnung auf eine Besserung soll jedoch nie aufgeben werden, wer in einer oft scheinbar aussichtslosen Situation geduldig ausharrt, dem wird manchmal eine Belohnung zu Teil, wie sie sonst nur Göttern vorbehalten ist. Unterhalb der Felswände des Mittereckes, der Zehnerspitze und des Krautschwellereckes wanderte ich ostwärts. Meine Begleiter waren Gämsen, sie sahen in mir nicht mehr den fremden Eindringling der ihre Standplätze besetzte, sondern eher einen Weg Gefährten der gleich wie sie, durch den Neuschnee, von der Höhe des Berges abgedrängt worden ist. Im Regelfall vertreibt der Wanderer dem Jäger das Wild, ich hatte zwei Erlebnisse wo es umgekehrt war. Ins Revier pirschende Jäger hatten mir jeweils, nach Freinächten am Morgen, einst den schönen Anblick genommen. Voll Bewunderung blickte ich immer wieder hinauf zum Höhenkamm. Alle Felsspitzen hatten weiße Schneekappen auf, eine Zinne davon sah wie ein Betrunkener aus, sie hatte ihre Schneekappe ganz schief am Haupt. Währenddessen ich Lawinenreste, bestehend aus lauter kleinen Schneebällen, überschritt, erglühte die Zwölferspitze im Schein der Abendsonne. Das von der St. Martiner Grimmingscharte herunter führenden Lawinenbett, verschaffte mir mit den Firngleitern die Abfahrtspiste bis zum Forstweg. Am Rücken liegend, ruhte ich mich auf einem Stapel von Brennholz aus. Mein Geist war angespannt von den vielen Eindrücken — eigenartig stark glänzten die Sterne, es trat auch dann die angekündigte Mondfinsternis. Ich fand einen alten Hohlweg, so blieb es mir erspart mich am Forstweg hinab zu quälen. Bald entließ mich auch der dunkle Wald, es bezauberte mich die Frühlingswelt einer schönen Maiennacht. Nach mehrmaligen besinnlichen Verweilen, im Dämmerzustand zwischen wachen und schlafen, gelangte ich zum Ausgangspunkt. Der neue Tag brach an, trotz der Warntafel, die vor einer Flutwelle warnte, beendete ich die Bergfahrt durch eine Fußwaschung in der Salza. ⇑ Schluchtbiwak 03. ⇓ St. Martin 19850504. Es war still, nur das Rauschen der Salza klang wie leise Musik in meinen Ohren. Der Anmut der Mondnacht, das Glitzern der Sterne hatte mich in eine voll Erwartung frohe Stimmung versetzt. Die geisterhafte Silhouette des Grimmings ragte über mir in den zauberhaften Nachthimmel. Auf der mir bekannten Felsenkanzel erwartete ich die Ablöse der Nacht: Fahler Dämmerschein gefolgt von violetten Feenschimmer und blaugrauen Färbungen erscheinen, Sterne blinken im Verblassen, es wechselt zu einer purpurnen Pracht transparent übermalt mit magischem Violett, im zarten Himmelsblau kündigte sich ein Feuerzauber an und wie Feuergeschoße treffen die ersten Strahlen den Berg der Berge. Sein weißes Haupt leuchtet in königlichem Purpur auf, plötzlich loderte es auf wie ein Dauerblitz, der Berg brennt lichterloh. Über den Wäldern den Wiesen lag noch ein leichtes Dämmern, sie waren noch mit Nebel umschattet und von den kühlen Schwingen der Nacht überzogen. Auf dem Grimming jedoch herrschte bereits ein munteres Treiben, die gefiederten Waldsänger begrüßten mit melodischen Gezwitschere den jungen Tag. Jeder Sonnenaufgang ist ein Wunder der Schöpfung, eine Farbensymphonie, eine Neugeburt im ewigen Planetenzyklus, doch dieses mal hatte mich das Erscheinen des Tagesgestirnes besonders stark ergriffen. So saß ich nun gedankenverloren — bis auch mich das goldene Licht, der neugeborenen Sonne, umfing. Nach einer Genußkletterei war ich oben, langsam stapfte ich auf der tragenden Schneedecke zum Mittereck. Es war ein entscheidender Wendepunkt in meinem Lebens, an dem ich angekommen war, in der Nacht die ich auf dem Mittereck verbrachte. Auch am Sonntag war mir das Wetter gut gesinnt, ich schritt auf der Grimminghöhe über die Zehnerspitze zum Krautschwellereck und dann zur St. Martiner Grimmingscharte. Vor der Zwölferspitze kehrte ich um, Eis und Schnee hätten ein weiteres Vordringen zu riskant gemacht. ⇑ E-Werk Mittereck Biwak Sa 11. ⇓ St .Martin 19850511-12 Mein Geist, mein Körper war durch den profanen Stadtalltag am Tiefpunkt angelangt, spät am Abend war ich am Ausgangspunkt an der Salza eingetroffen. Schleppend quälte ich mich nun bergan, unterhalb der St. Martiner Grimmingscharte verirrte ich mich in den linken Zweig einer Steilschlucht, und nächtigte im Steilterrain. Nur wenige Stunden an den Hang gelehnt hatte ich in dieser ungewohnten Zwangslage geruht, doch noch nie hatte sich mein Gesamtbefinden in so kurzer Zeit, so erheblich gebessert, ich fühlte mich wie neugeboren. Alle Nächte die ich bisher im Freien verbracht hatte waren sehr bedeutungsvoll gewesen, doch diese Freinacht war für mich Neuland. Es ist kaum zu glauben was eine Frühlingswoche im Mai in der Berglandschaft verändern kann! Der Lenz mit all seinen Gesellen hatte mehr wie ganze Arbeit geleistet, - wo das letzte mal noch tiefer Schnee lag, wuchsen bereits die verschiedensten Pflanzen. Ich näherte mich der imposanten Felserhebung des Zwölfers, der Nebel von der Ennswiesen und dem Mitterndorfer Talboden, begann langsam aufzusteigen und verhüllte mir meine Tiefblicke. Es war nicht absehbar wie sich das Wetter weiter entwickeln würde, auch der von mir angestrebte Zwölfer verschwand in den Wolken. Soviel hatte ich allerdings schon von ihm gesehen, dass ich ganz der Meinung war, seine Besteigung läge weit über den Grenzen meiner Fähigkeiten. Nicht immer, aber in gewissen Situationen ist es am besten abzuwarten, mir war es dabei auch möglich noch Tee trinken zu können. Erfahrungsgemäß, sieht vieles schwieriger aus als es wirklich ist. Das dampfende Gebräu, mit dem geistigen Zusatz belebte mich, meine Gedanken suchten eigene Wege, mancher Knoten der Erinnerung wurde gelöst sich, Bilder die irgendwo in meinen grauen Zellen ein Schattendasein geführt hatten, tauchten wieder auf. Es ist ja wie so oft im Leben, das Wertvollste liegt im Verborgenen und die Augenblicke — es schürfen zu können sind rar. Alle Quellen des Erkennens, des Empfindens erquicken nur am Ursprung mit ihrer unverfälschten Kraft den sensiblen Rutengänger. Die Gedankenwelt ist raum- und zeitlos, aber sie ist doch fest verankert und mit allen Abschnitten des menschlichen Daseins verbunden, mit all den bewußten und unbewußten Wahrnehmungen. Ich habe zu den Bergen eine besondere Beziehung aufgebaut, es hat mich nie befriedigt sie nur als Mittel zur Selbstbestätigung zu sehen. Das Ersteigen eines Gipfel ohne eine innere Einkehr, hat mich nie befriedigt. Bei berühmten Berggestalten, wie zum Beispiel dem Glockner habe ich einst das Handtuch geworfen, seine Besteigung wurde für mich bedeutungslos. Abgesehen von der Dachstein Besteigung, waren es vorwiegend einsame und unbekannte Berge, die mich anzogen und immer reich belohnt haben. Bei den entscheidenden Wegabschnitten eines Aufstieges halte ich stets gerne inne - um mich mit dem gewählten Berg anzufreunden. Bei berühmten Berggestalten, wie zum Beispiel dem Glockner habe ich einst das Handtuch geworfen, seine Besteigung wurde für mich bedeutungslos. Abgesehen von der Dachstein Besteigung, waren es vorwiegend einsame und unbekannte Berge, die mich anzogen und immer reich belohnt haben. Bei den entscheidenden Wegabschnitten eines Aufstieges halte ich stets gerne inne - um mich mit dem gewählten Berg anzufreunden. Einst biwakierte ich mit meinen zwei Kleinkindern in der, Fussischarte der Wölzer Tauern: — Die goldene Abendsonne fiel auf ein Schneefeld unterhalb der Trojani Südwand. Mit freien Auge konnten wir eine Horde Gämsen und deren lustiges Getümmel beobachten. — Die vergnügten Gämsen liefen rechts und links neben dem Schnee empor und fuhren sitzend und springend im Schnee hinunter. Oft kam es vor, dass sie paarweise oder in Rudeln, in den verschiedensten Posen, abwärts fuhren. Dieser, voll von sich überbietenden Bewegungsabläufen schöne, Anblick, war ein Gämsenspiel vor Sonnenuntergang, wie man es im Leben wahrscheinlich nur einmal erleben kann. Ja was wären die Berge ohne die Gämsen? Immer wieder bewundere ich diese Geschöpfe und deren Kletterfähigkeit. Einmal bin ich sogar kurz, einem dieser Tiere Aug im Aug gegenüber gestanden: Es war morgens, nachdem ich aus dem Südwand Ausgang der am Kleinen Ödstein, herauskam. — Der Gams stand, auf der Erhöhung des Wintergartens unmittelbar vor meinem Kopf. Noch heute sehe ich deutlich seine großen, schwarzen und magischen Augen vor mir. Zweimal, als ich nach dem Aufstehen am Morgen vor dem Biwak stand, hätte mich fast ein Gams, nieder gerannt: Am Waidhof Höhengrat der Totenkarspitze, war es in einer unübersichtlichen, schmalen Krummholzgasse, plötzlich sauste ein Gams um die Biegung, es gab es kein Ausweichen, erst kurz vor mir kehrte er um und verschwand so spukartig wie er gekommen war. Bei einer Nächtigung im Zelt, an einer trichterförmigen - Krummholz Engstelle unterhalb der Ödstein Südwand, war tiefer Neuschnee gefallen. Am Morgen hatte es aufgehört zu schneien, doch dichter Nebel hüllte alles ein. Ich stand vor dem Zelt: Plötzlich sauste wie ein Pfeil ein Gams knapp an mir vorbei. Hätte ich nicht den Windstoß und den mit den Läufen aufgewirbelten Schneestaub deutlich gespürt, hätte ich an meiner Wahrnehmung ernstlich gezweifelt. In allen drei Fällen sind der Gams und ich zuerst zu Tode erschrocken, ich habe aber dann aber immer so herzlich, wie selten im Leben, gelacht. Das Gamswild ist die Krönung unserer Berge. Die Gämse, als einzige Antilope der Alpen bekannt, ist ein sehr geselliges Wild und lebt fast ausschließlich in großen Rudeln über der Waldgrenze. Mit wilden Brunft Gebährden, fegen die Böcke im November wie die höllischen Teufel über die Schneehänge, dass der Schneestaub nur so nachwirbelt. Die Wendigkeit und Eleganz, mit der dieses Wild seinen gefährlichen Lebensraum beherrscht, grenzt an das unglaubliche Akrobatische. Die Hörner des Bocks sind nur etwas stärker, sonst gibt es keinen Unterschied zu den Hörnern der Geiß. Angeschossene Gämsen haben auch schon, mit ihren Hörnerspitzen, Jäger mit in den Abgrund gerissen. Der Gamsbart war einst sehr begehrt, diese auf dem Rücken gewachsenen langen schwarzen Grannenhaare mit den schneeweisen Spitzen, dem sogenannten Reif, der den Bart erst besonders wertvoll macht, war ein Statussympol der Jägerschaft. Der Klingsbichel Franz+ aus Pusterwald, war ein Bartbinder. Ein echter Gamsbart, war nur für ganz Reiche erschwinglich, die meisten getragen Bärte sind an der Innenseite, wo es nicht so augenscheinlich war, mit Hirschgrannen ausgefüllt. Die Zeit ist das Unbestechlichste im Leben, sie läßt sich weder drängen noch verzögern. Ihr Gesetz ist unantastbar. Bei manchen Menschen verschwinden, kurz vor ihrem Dahinscheiden, alle Zeitbegriffe und Gedankenketten. Ihr ganzer Lebensablauf, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft erscheinen auf einer Ebene. Die oft zusammenhanglos erscheinenden Worte, ergeben aber oft einen versteckten Sinn. Von sterbenden Menschen ist viel Wertvolles zu erfahren, vor allen Dingen lernt man mit der Vergänglichkeit umzugehen. Der Tod, er gilt auch bei manchen Religionen als der Höhepunkt des Lebens. Wie grausam wäre doch die Unsterblichkeit der Götter für uns Menschen. Ja die liebe Zeit sie kann alles! - Dösen, dämmern, entgleiten, quälen, trennen, töten, vertreiben und zermürben. Sie entflieht dem Glücklichen und peinigt dem Langweiler, sie heilt die Wunden, sie zeigt was gut und was schlecht war, sie vergeht von selbst und holt uns aber doch immer wieder einmal ein. Ja man kann sie nehmen, schenken, verlieren und finden, sie kommt und geht, sie rennt davon und kommt nie wieder und ist doch immer wieder da. Nur die Gedanken sind in der Lage in allen Zeitebenen zu wandern, sie sind frei - wie es in einem Lied auch beschrieben wird, sie können mit keinem Zeitmaßstab gemessen werden. Für uns Menschen sind die Kinder die anschaulichsten Uhren, ihr Wachstum zeigt uns, den Jahresringen der Bäume gleich, den Zeitablauf. Letzten Endes wird ein alter Mensch im Geist wieder einem Kinde ähnlich. Die Zeit ist Leben, der Stillstand ist Tod. Es kommt alles zu seiner Zeit, wie seinerzeit. Es gibt die Geburtsszeit, die guten und schlimmen Zeiten, Gehzeiten, Stehzeiten, Zwischenzeiten, Tages-, Nacht- und Umlaufzeiten und Lebenszeiten. Zur Sterbezeit sagen die Menschen: Die letzte Stunde schlägt oder die Uhr ist abgelaufen. Aber wie ist es mit dem Ablaufdatum? Nach meinen Höhenmesser müßte ich jetzt bereits frei schweben. Sagte ein Bergsteiger einst auf dem Gipfel des Großen Ödsteines, zu mir. Es gibt kein Ablaufdatum sondern nur ein Ende. Aber was kommt nach der Endzeit? Die Anwort ist ganz einfach: Etwas was wir nicht mehr erleben können, nur wollen es die Wenigsten wahrhaben. Umsonst schreibt man nicht auf die Totenkränze den Irrtum lebe wohl. Irgend etwas passierte nördlich unter mir, ich fühlte es förmlich. In dem sich auflösenden Nebel sah ich eine Gämsengeiß in einer Mulde stehen, obwohl sie mich gewittert hatte verweilte sie. Irgend etwas schien ihr wichtiger zu sein als meine Anwesenheit, – die Ursache kam nun langsam auch zum Vorschein. Nun sah ich sie, es war ein frisch geborenes Gämsenkitz, es machte gerade die ersten Aufstehversuche, stand aber bald auf den wackeligen Läufen. Um hier, nicht noch länger zu stören, begab ich mich auf die andere Seite des Höhengrates. Dieses Erlebnis hat dazu beigetragen, dass ich mich losgelöst von meinen Ängsten und unvoreingenommen dem Gipfelaufbau des Zwölfers näherte. Die
Sonne lachte wieder vom
Himmel, was von der Ferne
unüberwindbar ausgesehen
hatte, erwies sich auch für
mich als bewältigbar. Es
ist wie mit des Lebens
Hürden, man muß sich nur
Zeit nehmen und viel
Geduld aufwenden um sie
überwinden zu können. Sie
zu umgehen kann, wie ja
oft auch im Gebirge, erst
recht in den Abgrund
führen. Es gibt Berge
an denen führt kein Weg
vorbei sondern nur darüber,
– dachte
ich als ich mich über den
röhrenartig ausgewaschenen
Felsen des Gipfelgrates
dem Grabkreuz am Gipfel
näherte. Ein Verweilen in
einer Bergandacht, die
Eintragung in ein
wertvolles Gipfelbuch –
sind Höhepunkte des
Lebens. Das sanft
ansteigende Steinfeld ist
eine schräge Wiesenfläche,
das war eine Überraschung
der angenehmen Art. Im
erholsamen Spaziergang
gelangte ich auf die
Steinfeldspitze. Später habe
ich dann erfahren, dass die
Abseilstelle des auch
südlich umgangen werden
kann.
Wie ich es auf der Rax in der breiten Rinne gesehen habe, fahren heutzutage Extremsportler mit Schi in Steilschluchten ab, wo mir schon beim bloßen hinab schauen, die Knie schlottern. Doch hier am Grimmingrat mit diesen Urzeitschi der damaligen Zeit? – Sicherlich, auf den Westseiten des Kleinen Grimming, des Zwölfers und vom Mittereck nach Heilbrunn gibt es geeignete Geländeformen für Schitouren, doch dazwischen müßten gefährliche Abschnitte überwunden werden. Von meiner Jugendzeit her, sind mir solche alten Schi noch in Erinnerung, auf sie haben wir damals ein sogenanntes, Steig- und Gleitwachs aufgetragen und mit dem Stachelbügeleisen geglättet. Seehundfelle waren ja nicht erschwinglich, wir hatten auch eine sogenannte Vater Unser Bindung, damit konnte man mit angeschnallten Schiern knien, was für die Andächtigen zum Beten und für die Jäger zum Schießen ein Vorteil war, für die Abfahrt war es aber nur ein Nachteil. Anmerkung: Im Jahre 1999 suchte ich diese Schi am Heil und fand aber nur mehr einen davon. Er lag 60 Meter von der Felsnische entfernt, kurz vor der Wandabbruchkante und war bereits zur Hälfte verwittert, im nächten Jahr wäre er mit dem Schnee wieder weiter gewandert und wie seine zweite Hälfte in der Tiefe zerschellt.Er wurde dem Heimatmuseum Strick in Bad Mitterndorf übergeben. Anbei Zeitungsartikel aus der Grimming - Chronik über die Grimming Erstüberschreitung im Jahre 1956 im Winter. Zum Schiteil selbst: Ich habe am Montag mit Franz Salfellner gesprochen, er hat ihn sofort erkannt. Es waren zwei Paar Schi die sie bei der Überschreitung hinterlassen haben, denn am Kleinen Grimming und der Schartenspitze waren sie ein Hindernis. Schon damals waren es schon sehr alte Schi, an den Riemen vor und nach der Bindung waren Holzkeile, als Ersatz für die nicht vorhandenen Steigfälle, angebracht. Heimatmuseum Strick in Bad Mitterndorf Herr Strick 19990827 Vor 40 Jahren: Winter - Überquerung des Grimming. Am Montag den, 19561217 überquerten die beiden bekannten Mitterndorfer Brüder, Franz und Hans Salfellner 28 und 26 Jahre alt, zum ersten Mal im Winter das gesamte Grimmingmassiv in seiner Längsausdehnung. Um Mitternacht brachen sie bei Vollmondschein vom Salza - Stausee aus, in die dicht verschneiten Berge auf und nach 16 Stunden kamen sie in Untergrimming wieder ins Tal. Diese Bergtour stellte, vor allem wegen ihrer Länge, erhebliche Anforderungen an die Alpinisten, sie wurde jedoch von beiden als nicht besonders schwer bezeichnet. Begünstigt durch das schöne Wetter und gesichert durch eine Verständigungsmöglichkeit mit ihren Bergkameraden, hatten die zwei Bergsteiger die Tour in vorbildlicher Weise vorbereitet und durchgeführt. Hans Salfellner verunglückte, am 19691212 in der Nähe des elterlichen Hofes bei der Waldarbeit.
Franz Salfellner ist Bauer und bewirtschaftet naturnah und ökologisch den Bergbauernhof, vulgo Schradenbauer in Obersdorf. Das Brüderpaar unternahm in seiner Jugend viele Bergtouren und war immer mit der Natur eng verbunden. Der Redaktion ist nicht bekannt, ob diese Winterüberschreitung des Grimmingmassives wiederholt wurde. Quellen: Zeitung Der Ennstaler. Weitere Winterüberschreiter waren: Sigurd Fahringer mit Fredl Pöllinger. Tonaufzeichnung Einweihung der Toni Adam Biwak Schachtel 1992. So plötzlich wie das Unwetter begonnen hat, setzte es wieder aus. Es war für mich eine winzige Kostprobe von dem, was der Gipfelkreuz Aufsteller der Schartenspitze, Jürgen Ewers mit seiner Braut Traute Umshaus, bei ihrer letzen Überschreitung von der Schartenspitze zum Grimming ins Jenseits erlitten. Jetzt hieß es schnell handeln, gegen meinem Grundsatz bestieg ich nur mit dem Sturmgebäck die Dame des Hauses die Schartenspitze, wie Toni Adam sie liebevoll genannt hat. Eine sonderbare Gemütsstimmung hatte von mir Besitz ergriffen als ich am Gipfel ankam, doch die Situation gab mir keine Zeit für Ergriffenheit. Aus dem mit Wasser gefüllten Gipfelbuch Behälter entnahm ich das Gipfelbuch und schlug mit dem Pickel die erforderlichen Entwässerungslöcher in den Behälterboden. Die Ostseite der Schartenspitze sah für einen Abstieg nicht besonders einladend aus, die Felsabhänge waren voller Schnee und Eis. Die Abenddämmerung mahnte zum Abgang, denn ohne Ausrüstung wäre diese Nacht hier oben nicht glimpflich verlaufen. Im Lager, in der vorher erwähnten Felsnische und dem Altschidepot, war ich nur teilweise durch den Felsenüberhang geschützt. Deshalb war die Regennacht zwar feucht, doch keineswegs fröhlich. Schönwetter war die Entschädigung für die unendlich erschienene Nacht, meinen Fund habe ich zurückgelassen. Fast den ganzen Tag quälte ich mich mühsam, über die eisbedeckte steile Platte der Heil hinab in's Schartenkar um dann, über den markierten Nordanstieg, den Hohen Grimming zu besteigen. Bei traumhaft schönen Wetter regte sich kein Windhauch auf der Hochfläche des Grimming Gipfels. Eine ideale Voraussetzung für einen Ruhetag. Bei den Aufräumungsarbeiten in der Biwak Schachtel verging die Zeit wie im Flug. Es muß auch einmal ausgesprochen werden, dass es auch unter den Bergsteigern und Wanderern Umwelt Sünder gibt. Es war keine Ritze in der guten Stube, in der nicht ein Teebeutel, eine Konservendose oder sonstige Abfallrelikte deponiert waren. Besonders schwierig erwies sich das Entfernen der Papierknäuel aus dem Entlüftungsrohr. Zu guter letzt fand ich eingebettet in Kerzen- und Fackelresten eine verrostete Mundharmonika. Die zweite Nacht in der guten Stube war angenehmer, durch das ganztägige Auslüften gab es keine Modrigkeit mehr. Nebelabstieg über das Multereck, Weiterwanderung zur Wolkengrube, zur Jausengrube dann auf endlos erscheinenden Wildpfaden durch das Krummholz zum St. Martiner Güterwegsystem und auf den bekannten Hohlweg zum Ausgangspunkt. Auf den letzten hundert Metern gaben mir Neugierige das Geleit. Ich kümmerte mich wenig darum nahm meinen Hut vom Kopf, den darin hatte den Frühlingsgruß, den blauen Enzian in Schnee eingebettet verwahrt. – Dies hat mir zwei Vorteile gebracht, ich hatte immer einen kühlen Kopf behalten und der Enzian blieb frisch. Die Neugierigen die mich besonders erstaunt anschauten, hinderten mich nicht meine gewohnte und wohltuende Fußwaschung in der Salza durchzuführen. Mit dem Gelöbnis bald wieder zu kommen, nahm ich Abschied von dem mir lieb gewonnen Gebirgszug. Ein gütiges Schicksal möge mir bescheiden die Berge, die mir in der Jugend den Weg wiesen, noch viele Jahre besteigen zu können. Im Alter sollten sie noch immer so sein, wie einst als ich sie als Kind das erste mal sah. Später erfuhr ich dann die Ursache des Aufmarsches der Neugierigen: Übereifrige Beamte der Gendarmerie hatten in mir einen Selbstmörder, der sich in der Salza ertränkt hat, vermutet, deshalb war man von meiner Auferstehung überracht. Ein diesbezügliches Erkundungs Telefonat wurde von den Beamten auch mit meiner Frau getätigt. Der Anlaß zu der Vermutung war: Ich hatte meine Reisekleidung sorgsam auf einem Kleiderbügel im Innern des Autos hängen gehabt. Ob ein Selbstmörder vor dem Ertränken noch seine Kleider sortiert ist fraglich? Ich hätte es nicht getan, denn sonst wäre mir beim Sterben kalt geworden. So endete, mit einem heiterem Nachklang, eine vom Anfang bis zum Ende herrlich gewesene Bergfahrt. ⇑ St. Martin Biwak unter St. Martiner Scharte Mi 15. ⇒ Längsüberschreitung Steinfeldscharte Biwak 16. Grimming Gipfel Biwak Sonne 17. Gipfel Biwak Sonne 18. ⇓Multereck Wolkengrube Grimmingtor unter den Felsabhängen ⇓ nach St. Martin 19850515-19. DAS
KRUMMHOLZGESTRÜPP
Bei sommerlichen Schönwetter
Aufstieg vor der Staumauer des
Salzastausees. Nach einer
Genußkletterei, in den mir nun
schon bekannten Terrain, erwartete
mich nach der Überwindung der
Abbruchkante eine Überraschung. Wo
ich einst mühelos auf der
tragenden Schneedecke dahin
geschritten bin, mußte nun
mühevoll durch das Krummholz
kriechen oder ein Latschentarzan
sein. Hier helfen die Pfade des
Wildes weiter, allerdings heißt
es sich so wie Tier auf allen
Vieren zu bewegen. Um so schöner
war dann die Freinacht am
Höhengrat des
Krautschwellereckes2.Eine traumhafte Wanderung am Höhenkamm, ein herrlicher Schönwettertag mit einer Biwak Nächtigung am Hohen Grimming. Das gute Wetter blieb standhaft, auf der Gipfelebene gab es sehr viel zu erkunden. In der nördlichen Umgehung der Erhebungen zog ich dann zum Multereck und stieg gemächlich ab. Das Schönwetter hatte allerdings auch die Quelle, im ersten Felswand Überstieg, zum Versiegen gebracht, der Durst konnte aber dann in der Grimminghütte gelöscht werden. ⇑E-Werk Mittereck Biwak 02. ⇒Längsüberschreitung Grimming Gipfel Biwak 03. ⇓ Multereck 19860802-04 ⇑ Lärchkogel ⇒ Längsüberschreitung Ost West Gamsspitz Biwak 08. Multereck Hoher Grimming Schartenspitze Kleiner Grimming Zwölfer St. Martiner Scharte ⇓ Krungler Alm 19920808-09. Leben und Tod, Tag und Nacht, der Kreislauf der Schöpfungs Vielfalt im Umlauf der Zeit, in ewiger Veränderung. Das Erscheinen der Sonne ist zwar eine Alltäglichkeit, aber trotzdem bleibt es – so wie die Jahreszeiten ein wundersames Geheimnis. Noch nie habe ich der Berge Anlitz so greifbar nah gesehen – oder vielleicht auch noch nie so genau betrachtet. Es liegt nicht nur daran, dass im Herbst die Sonne tiefer steht und gleich einem Scheinwerfer auf Kulissen – auch die Alpen, mit all ihren versteckten Winkeln, Kanten und Vertiefungen, ausleuchtet. Die Ursache liegt auch darin: Dass jedes Bild auch vom Gemütszustand des Betrachters abhängt. Auch im des Lebens Herbst ändert sich der Blickwinkel, die Nahsicht wird durch Kurzsichtigkeit getrübt aber die Nachsicht wächst, die Weitsicht wird schärfer und aufmerksamer doch die Sehkraft schwindet. Nachdem man: – In der Jugendzeit abgehoben hat um nach den Sternen zu greifen, im Mannesalter versucht hat weltbewegende Taten zu vollbringen, führt das Alter immer näher zurück zur Mutter Erde. Hier auf der St. Martiner Grimming Scharte habe ich nun mein Spurenkreuz vollendet. Nach einer zweimaligen Längs Überschreitung des Höhengrates, von Osten nach Westen, bin ich heuer entgegengesetzt gewandert und hier von der Scharte aus nördlich abgestiegen. Zwischen dem Hohen Grimming und der Schartenspitze, an einigen ausgesetzten Stellen des Grates, hatte ich Empfindungen wie ich sie damals bei meinen ersten Gehversuchen auf schwindelnden Höhen erlebt habe. Es war nicht der klettertechnische Schwierigkeitsgrad im Alleingang ohne Seil, sondern das Schwindelgefühl bei den Tiefblicken in das Schartenkar und in die Jausengrube. Meine Angstvorstellung war der Absturz und die danach folgende Auflösung der Einheit meines Körpers durch den Aufprall. – Das Ergebnis führt ab einer gewissen Fallhöhe immer zum Tod, doch der Zustand der gestorbenen menschlichen Hülle kann dabei sehr unterschiedlich sein. Wenn man wie ich, im Leben so wie am Berg den Schwindel nie ganz verkraftet, ist man auch sensibilisiert für die diffizile Wahrnehmung der eventuellen Fallhöhe. Ob der Abgrund aus 30- oder aus 300 Metern und noch mehr zwischen den Füßen zu sehen ist, darin liegt ein gewaltiger Unterschied. Ein eigenartiges Gefühl mit einem kribbeln, einer geschlechtlichen Überreizung ähnlich, steigt dabei von den Füßen am ganzen Körper empor, läßt die Knie schlottern und jagt den Puls in die Höhe, oder aber auch – es führt zur totalen körperlichen und geistigen Lähmung. Erst wenn sich eine Lösung, ein Weg abzeichnet ist der Schock überwunden. Noch einmal davon gekommen, denkt man sich dann, und es sollte eine Warnung bleiben. Piloten von Kampfflugzeugen lösen per Knopfdruck, Tod und Zerstörung aus, die neueste Kriegstechnik hat bereits automatische EDV Vernichtungsprogramme. Was fühlen die Verantwortlichen für diese Mordsysteme, was fühlen die Auftraggeber, die Entwickler und die Anwender der Zerstörung und Mordtechnik? Gibt es auch bei Ihnen ein seelisches Trauma? Auftragskiller machen ihre verderbliche Arbeit wegen des Geldes, die von der Waffenindustrie gekaufte Politiker, die Kriege anzetteln, machen es aus Gier, sind schlimmer als die Killer. Die ruchlosesten Täter sind aber die Auftraggeber in den Führungsetagen der global vernetzten Vernichtungs- und Suchtwirtschaft. Gibt es überhaupt noch Verwerflicheres? - Leider ja, die hinter den getarnten Strohmänner stehenden Aktionäre, die Illuminaten und die Banken. Mit rein gewaschenen Blut- und Schwarzgeld wollen sie sich auch noch mit großzügigen Spenden die Wohltat kaufen. Einzelne entscheidende Ausnahmen, sind bei den Trägern der Macht nicht die Regel. Trotzdem ist es nicht gerecht, die Gesamtheit der Machtträger zu verteufeln, denn hypothetisch gesehen: - Wäre nur einer davon ehrlich, würde man ihm ein Unrecht tun. Solange noch Hoffnung besteht - ein Leben retten zu können ist ein Rettungseinsatz immer motivierend und menschlich aufbauend. Es gibt aber nichts Schlimmeres – wie wenn es nur mehr um das Sammeln von Leichenteilen geht, dies ist immer ein arges Zerren an der seelischen Substanz. – Erzählte mir einmal ein Berg Rettungsmann. Eine lang andauernde Schönwetterfront herrschte — ein gutes Omen für eine Bergfahrt. Gestern war ich spät von einem Betriebsausflug nach Wien zurück gekommen und gleich weiter zum Grimming gefahren. Es war mir wie in meinen jungen Jahren gegangen, da hatte ich auch vor Bergfahrten keinen Schlaf gefunden. Was war also näher liegender gewesen — als diese schlaflose Zeit dazu zu nützen um mich der Ursache meiner Schlafstörung, dem Grimming, zu nähern. Bei dieser nächtlichen Reise war unbewußt der Entschluß in mir gewachsen - noch einmal mein Glück, am Höhengrat des Grimmings, zu versuchen. Vom Ufer der Salza ausgehend tauchte ich, einen Schatten gleich, in die Dunkelheit der Landschaft ein. Vom milden Licht der Mondsichel begleitete, ging ich auf dem Wiesenweg nach St. Martin. Mein Körper hatte sich im gemächlichen Schreiten, allmählich an den Rhythmus der Bewegung gewöhnt. Die ersten Anzeichen des Tages - die Sterne wurden blässer, meine an die Dunkelheit angepaßten Augen konnten schon Einiges wahrnehmen. — Der Ennsboden schlummerte zwar noch unter einer leichten im Mondlicht matt schimmernden Nebeldecke. Das Paradiese ist auf Erden und nicht im Garten Eden — dachte ich mir. Kurze Zeit danach war auch die Sicht zur Scharte frei, sehnsuchtsvoll blickte ich empor, dann nahm mich wieder der Mischwald, der Buchenwald und später eine nach Harz duftenden Region von Nadelbäumen auf. Der Tag zeichnete sich immer deutlicher ab, ich strebte höher und höher, immer mehr überrascht von den Eindrücken, immer neue faszinierende Wahrnehmungen konfrontierten mich, bald ließ meine Aufnahmefähigkeit nach – mein Körper war zu sehr ermüdet um noch jede Einzelheit zu verkraften. Da plötzlich ober mir! — Die ersten Felserhebungen und die Augen der aufnahmebereiten Seele öffnen sich wieder im vollen Ausmaß. Das Mittereck, die Zehnerspitze, das Krautschwellereck, der Zwölfer lauter alte Bekannte. - Dieses augenblickliche auftauchen meiner Bergfreunde überkam mich wie ein momentanes Fieber. Besonders das Märchenreich unter dem Zwölfer, mit einer Anordnung von spitzen Türmen, hatte es mir angetan. Mit Phantasie sieht man darin die hochragenden, spitzen Hüte der Zauberlehrlinge in ihrem Bestreben auch zum großen Meister, dem Zwölfer, empor ragen zu wollen. Fast wäre ich dann im einsetzenden Höhentaumel, dem Drang unterlegen dort in diesem Zauberreich aufzusteigen. Eine innere Stimme der Vernunft - hielt mich aber davon ab, der Auftakt allein soll nicht zum Solistenstück ausarten. Es war doch wichtiger am, Sonntag um elf Uhr am Hohen Grimming, bei der Einweihung des Adam Biwak, zu sein. Die Distanz dahin war nicht zu unterschätzen. Die Sucht empor zu kommen ist zwar ein gewaltiger Antrieb — sie kann aber nicht ein körperlich mühevolles Ansteigen ersetzen. Ich hatte mich auf die Herausforderung eingelassen die Sonne auf der Scharte begrüßen zu wollen. Jeder Anstieg ist von Anfang an schon ein unwiederbringliches Erlebnis. Wenn man dann dem Wald entstiegen ist, wenn das Blickfeld nach oben und unten langsam fessellos wird, dann spürt man die Freiheit. So ist es mir auch heute beim Aufstieg in der Dämmerung ergangen, mit der zunehmenden Höhe wurde es mir nicht nur leichter ums Herz, sondern ich kam auch leichter und schneller vorwärts. Nun hier auf der St. Martiner Scharte habe ich noch etwas Zeit um die Erscheinung der Sonne abzuwarten. Dies ist eine Belohnung - die alle erlittenen Mühen und Plagen, sowohl im Leben, als auch bei dem vorhergegangen Aufstieg, als bedeutungslos erscheinen läßt. Je mehr die Städte wachsen, je mehr der Leistungsdruck steigt um so größer wird das Verlangen; aus den dem Alltag auszubrechen um sich zu assimilieren. Die breite Masse erliegt den Tourismus - Verlockungen in die meditorranen und fernöstlichen Ländern, dort ist ein Urlaub oft auch billiger als im eigenen Land. Menschen die der Norm der Vermarktung von Abenteuer Reisen, den künstlichen Erlebniswelten und den Freizeitzentren mit ihren Animatoren, wegen ihrer eigen Vielseitigkeit eine Absage erteilen, werden immer seltener. Man kann dies sogar noch bei den Wandersleuten fortführen, hier gibt es geführte Seilschaften in großen und kleinen Gruppen oder einfache Berggeher Bei den einfachen Berggehern und Wanderern gibt es wieder zu unterscheiden, zwischen solchen mit oder ohne Berg- und Führerliteratur, obwohl hier nicht immer eine Grenze gezogen werden kann. Viele Berge oder Routen wurden auch erstmals von Einheimischen Jägern, Almgehern oder Leuten bestiegen, die sich dessen gar nicht bewußt waren, oder aber die keinen Wert darauf legten in einem Führer verzeichnet zu sein. Nicht zu vergessen dabei sind die örtlichen klassischen Bergführer, Träger und Wegbereiter. Von den kaiserlichen war der Erzherzog Johann ein Gebirgsliebhaber – dies kommt mir beim Blick auf Öblarn, in den Sinn. Dort wird ja alle sieben Jahre seine Hochzeit mit der bürgerlichen Plochl, beziehungsweise das Theaterstück Die Hochzeit von P.Grogger aufgeführt. Der Kaiser Hansl war ja auch ein Erstbesteiger und Erstbereiter gewesen, allerdings erst dann wenn die Steige und die Reiterwege dazu angelegt waren. Hochgolling historischer Anstieg Für mich ist das Gebirge, das Meer, der Wald und die Wüste, ein unersetzlicher Freiraum. Schädigungen durch Luftverunreinigungen, durch das Ozonloch und durch radioaktive Strahlungen sind, Dank einiger von dem am erfolgreichsten verbreitetsten Lebewesen Mensch, nun leider ohnehin global wirksam. Mein Erlebnis ist immer dann am größten, wenn ich im Unbekannten schürfe und fündig werde. – Erst danach, beschäftige ich mich ausführlich mit der vorhandenen Literatur. Eine Wanderung in Freiheit kann nur ohne Voreingenommenheit, nur ohne Erwartungshaltung und unbelastet im gutem- wie im schlechten Sinn stattfinden. Jede Landschaft ist schön, jedes Wetter ist das richtige, es gibt nur Menschen mit einer falschen Ausrüstung, die an falschen Orten unterwegs sind und in deren Seelen die Falschheit dominiert. Toni Adam hat nur wenig über den Grimming geschrieben, als Grimming Liebhaber würde er zu sehr befangen sein und wäre nicht objektiv genug, schrieb er mir einmal in einem Brief. Aber ohne ihn würde ich heute nicht hier oben liegen und meine Gedanken vagabundieren lassen können, ohne ihn gäbe es kein Grimming Buch von mir. Der zweite Höhepunkt in seinem Gedenkjahr 1992, nach der Gedenklesung am Grimmingtor, ist Morgen Sonntag die Toni Biwak Einweihung am Hohen Grimming. Plötzlich nehme ich ein helles Kreuz wahr, da öffne ich gerade noch rechtzeitig die Augen um die neugeborene Sonne zu begrüßen. Das Bild meiner Vision war das Wegkreuz des geschiedenen Bildhauer Carl Hermanns, am Kreuzungspunkt des Nord Süd und des Ost West Weitwander Weges in Seeberg in der Steiermark gewesen. Wie eine Fata Morgana aber deutlich wie die Wirklichkeit war dieses Kreuz vor meinen halb geschlossenen Augen erschienen. Doch keine Vision, keine Fata Morgana kein Traum kann einen Tag wie er heute begonnen hat kopieren - denke ich mir und setze in freudiger Empfänglichkeit den Weg fort. Diesmal ging es auch am Krautschweller Loch vorbei, nach der Umgehung der Zehnerspitze gelangte ich auf den Zwölfer. Vieles hat sich bei mir geändert, seit ich vor acht Jahren hier erstmals am Gipfel stand. Die entscheidenden Stützpunkte meines Lebens waren immer hier am Grimming. Nach den Almwiesen am Steinfeld hatte ich, bei der südlichen Umgehung der Steinfeldspitze, einen ungewohnten schönen Anblick: Es war eine Kolonie von Steinböcken, sie waren nicht besonders scheu. Der Kontakt mit Menschen war ihnen noch von ihrer Zeit im Gehege in Erinnerung. Nachdem ich auch die Dame des Hauses, wie Toni Adam die Schartenspitze immer nannte, hinter mir gelassen hatte und nach besonnen Schreiten am Verbindungsgrat am Gipfelaufbau des Hohen Grimmings anlangte, freute ich mich, dass es diesmal alles angstlos abgelaufen war. Zum Gipfel wollte ich nicht mehr hinauf, ich bin zwar kein Menschenfeind, aber ich zog es vor diesen Tag mit niemanden teilen zu müssen, er sollte mir nur allein gehören. Deshalb sah ich mich lieber in der Zinnoberrinne etwas um. Nun schon alte Erinnerungen – an den nicht problemlosen Abstieg mit dem alten Grimming Kaiserkreuz beschäftigten mich. Gemächlich ging ich auch auf Herbergsuche und fand ein leicht abfallendes Rasenstück. Sonntag ist's! Dieses schöne Lied hatte einst der selige Wanderer Schirmherr Johann gesungen – nun LoisStrobl aus Untergrimming ist auch ein begnadeter Musikant und Sänger und unter seinen Schirm zu stehen bedeutet auch sehr viel. Es war eine warme und erholsame Nacht gewesen, der Körper hatte sich den, in der vorherigen Nacht, vernachlässigten Schlaf geholt. Ich staunte nicht schlecht im Schlaf bin ich, mit dem Biwacksack, 15m abwärts gewandert. Das Echo bei gegenüberliegenden Felsenwänden ist immer ein gewaltiges Phänomen, dem auch ich mit meinen bescheidenen Kenntnissen der Musik, vorausgesetzt ich bin allein, nicht widerstehen kann. Nochmals zog es mich zur Zinnoberrinne hin, der heiße Sommer hatte sie gänzlich vom Schnee befreit. Diesmal hätte es keinen Sprung mehr wie einst, in ein vor dem Steinschlag schützendes Schneeloch, geben können.
Die Berge erheben den Menschen, er wird aber auch in der Gewaltigkeit der Masse und in der Wucht dieser Gipfel, wieder ganz klein. Wir denken oft gar nicht daran welchen Wert die Berge, das Wasser und die Luft haben. Daher sind wir auch vom christlichen Standpunkt her verpflichtet die Natur zu schonen und zu schützen. Können, Bemühen, Fleiß und Schweiß stehen im Zeichen des Kreuzes, jedes Kreuz hat den Segen des Allmächtigen. Das Kreuz steht auf vielen Erhebungen unseres Kontinentes aber auch in den Tälern, mit diesem Zeichen bekennen wir uns zum Herrgott. Wir beherrschen viel mit unserer Technik und können fast alles bewerkstelligen, aber diese kleine Zunge, dieses kleine Instrument halten wir nicht immer im Zaum. Heraus kommt Haß, Neid, Verleumdung, Desinformation und Lüge und es sind die Gründe für Kriege und Auseinandersetzungen. Mit dieser Zunge können wir aber auch Worte des Trostes, -der Versöhnung, -der Liebe und der Aufmunterung sprechen. Als Bergsteiger wissen wir - wie wichtig es ist sich richtig zu verhalten, richtig zu greifen, richtig zu steigen und den Markierungen zu folgen. Wenn wir diese Zunge beherrschen, dann werden wir geordneter und friedlicher leben und auch die Ewigkeit in Gott erkennen. Amen Pfarrer Rabl Stainach Als Einziger stieg ich am Südostgrat ab, es war mir nach dem Menschengewühl am Gipfel nicht unrecht. Alle anderen haben es verständlicher Weise vorgezogen über das Multereck oder nördlich wieder in das Tal zu gehen. Vom Multereck her hörte ich auch dann noch, leicht verweht den Trompetenklang der drei Jodlerbläser. Plötzlich traute ich meinen Augen nicht! Ganz aufgeregt kam ein junges, hübsches Mädchen, zu mit herauf gerannt. Ihre Schwester hat am Südostgrat einen Kreislaufkollaps erlitten, sie benötigte dringend Hilfe - stammelte sie. Inzwischen waren auch die vielen Leute, die sie auf dem Gipfel gesehen hat und von denen sie Hilfe erwartet hatte, alle verschwunden. Die Ruhe ist dem Menschen heilig, nur Verrückte haben es eilig. - Heißt es im Volksmund. Die Ruhe bewahren zu können ist eine der wertvollsten Eigenschaften im Leben. – Es heißt nicht umsonst am Grab: Gott gib ihm die ewige Ruhe, bei Belästigungen wird der Ausdruck: Laß mich in Ruhe - verwendet. Ich habe mich auch schon oft verstiegen und kenne den Zustand, bei dem jedes Denken und Handeln wie gelähmt ist und nur mehr der Todesabgrund eine magische Anziehungskraft ausübt. Von oben ist keine Hilfe zu erwarten, es sind bereits alle abgestiegen, versuchen wir doch zuerst Selbsthilfe, die Bergrettung kann ich ja immer noch verständigen. – Sagte ich. Da denke ich an eine Episode von Toni Adam: Eine Sau streikt kurz vor dem Stall, in dieser Notlage holte man den Toni. Er zeigte der Sau die Wanderkarte und konnte sie überzeugen, dass es dumm ist - sich so kurz vor Daheim auszuruhen. Der Kreislaufpatientin ging es schon etwas besser, bei den spontanen Aufstieg hatte sie den Luftdruck Unterschied nicht verkraftet. Sie und ihr Begleiter waren auch nicht frei von Schwindel, ich gab ihnen durch die Felspassagen mein Geleit mit der Seilsicherung. Am Schuttkegel der Großen Schneegrube empfahl ich mich, um wie gewöhnt am Geschiebe mit den Schuhen abzufahren. Hier wurden alle idealen Voraussetzungen für einen Bergunfall geschaffen, ein Wettersturz wäre für die rucksacklosen, leichtbekleideten, verantwortungslosen Touristen tödlich gewesen. Als sie dann unversehrt bei der Grimming Hütte eintrafen kam ich in den Genuß, auf ihre Kosten einen Krug Bier zu trinken zu können und dies war kein schlechter Lohn. Vor der Grimming Hütte hatte sich nun eine ansehnliche Gesellschaft eingefunden. Einige Leute davon kannte ich bereits von der Biwak Einweihung am Gipfel her. Die Jodlerbläser spielten auf meinen besonderen Wunsch: Der Text davon war mir bereits bekannt, um so neugieriger war ich auf die Melodie - sie hat mich dann auch sehr beeindruckt, denn die Bläser hatten ihr Bestes gegeben. Nach diesem ereignisreichen Tag bin ich den Versuchungen des Alkohols anheim gefallen. Dabei habe ich mich mit einem starkgewichtigen Ausseer Beamten bei der Einnahme von Spirituosen, besonders angefreundet. Es war, oder er ist ein ehrlicher Beamter, er sagte: – Er könne niemanden etwas zu Leide tun, denn er tue ohnehin nichts. Wir waren auch die zwei letzten Gäste vom RUDI dem Grimming Hüttenwirt. Die Nacht war rabenschwarze als wir aufbrachen, mein Kamerad mußte nach Trautenfels ich nach Nieder Stuttern. Beide litten wir bereits unter erheblichen Gleichgewichts Störungen. Mein Freund sank öfters nieder, auch ich konnte mich schon schwer auf den Beinen halten. Vor der langen Stiege, die in der totalen Finsternis des Waldes endet, scheiterte mein Versuch den Kameraden wieder aufzurichten. Obwohl wir uns dabei nicht mehr sahen verloren wir uns trotzdem aus den Augen. Es lastete schon ein gewisser Alpdruck auf mir - der angebrochene Montag war ja für mich ein Arbeitstag. Mit Händen und Füßen schaffte ich die Treppe und dann den Abstieg in langsamer Ernüchterung. Auch die Fahrt mit dem Fahrrad von Niederstuttern nach St. Martin und weiter mit dem Auto nach Wien, verlief ohne größere Schwierigkeiten. TEILÜBERSCHREITUNG ZUR SCHISUCHE ⇑ Lärchkogel Gamsspitz Multereck Hoher Grimming Gipfel Biwak 20. bei Nebel und teilweise Regen weiter Überschreitung Schartenspitze Scharte Kleiner Grimming ⇓ Nordabstieg Kulm Fr. 19990821. 4. Grimming Längsüberschreitung 2004
Nach
vielen Spekulationen und
reichlicher Überlegung,
zwischen dem Wasserfallweg
zur Hesshütte und der Anton
Schubert Gedenkhöhle in der
Südwand des Kleinen Östein,
entscheide ich mich für den
Grimming.
Ödsteinerinnerungen Auf
der virtuellen Suche nach
dem Wasserfallweg bin ich
auf die Hesshütte
gelangt. Einst zu Pfingsten
am, 19740602 habe ich wegen
Überfüllung auf einer
Gastzimmerbank dieser Hütte
genächtigt.
Alte Erinnerungen an den »Grossen Ödstein« tauchen auf, fast wäre es in diesem Jahr was geworden aber dann zog ich die Grimming Längsüberschreitung vor. Nun bei dieser Niederschrift bin deshalb eingangs wieder im Gesäuse angelangt- wo auch noch nicht aller meiner Tage Abend sein wird. Der Grimming ist nicht nur ein imposanter Berg sondern er bietet auch auch ein weites Feld der Begehungen. Da ich seillos bin muss ich mich zurückschrauben das heisst: Die Untere Weissrinnspitze, die Kalte Rinne, die Steinfeldrinne, das Feiglkar, die Suche nach dem Grimmingdom und der Nordwandjägersteig scheiden aus. Das angesagte herbstliches Traumwetter tritt immer mehr in Erscheinung. Wenn der Morgen dämmert ist allein schon die Fahrt zum Grimming, am Bösen- und Triebenstein, der Hochhaide und dem Dürrenschöberl vorbei, beim ersten Blickkontakt mit dem Altvater ein Erlebnis. Nun der Berg rückt immer näher und wieder ist eine Entscheidung zu treffen und sie ist der Pürgger Lärchkogelweg. Pürgger Lärchkogelweg58 Nun
heisst es den Einstieg mit
dem Markierungsbeginn
zu finden, sobald man in den
Wald eintaucht ist es mit
der Sicht vorbei. Diesmal
soll es anderst sein, vor
einigen Jahren hatte ein
Sturm erstmals im gesamten
Bundesgebiet, so auch am
Grimming, gewaltige
Windbrüche im Forst
verursacht und einiges
freigelegt. Die entwurzelten
oder geborstenen Baumstämme
sind bereits entfernt es
blieben die Kahlflächen als
neues Geländeprofil. Ohne
mich länger zu konzentrieren
schreite ich, in meiner
Ungeduld, mit erstaunlichem
Antrieb auf gut Glück auf
einer Schneise bergwärts.
Ich erreiche bereits eine
stattliche Höhe doch die mir
vertrauten Geländezeichen
vor allen aber die Höhle,
tauchen nicht auf. Wo bin
ich den nun wieder gelandet?
Es sind die
Lawinenspaltkeile der,
Untergrimmer Schütt wo ich
im vergangenen Jahr am
ersten Tag bei der
Grimmingumrundung geschlafen
habe.
Zu weit links und weit zu hoch hat mich mein Überschwang hinauf getrieben, dies bedeutet einen Wandfussabstieg und einen beschwerlichen Latschenritt durch Neuland. So wie der Grimming ein nicht für jeden zugänglicher Berg ist, so soll auch der Lärchkogelweg ein nicht für jeden gangbarer Anstieg bleiben. Es ist meine 10. Lärchkogelwegbegehung zur vierten Längsüberschreitung und blicke ich zurück; so war es mir erst ein paar mal gelungen den Einstieg auf Anhieb zu finden. Im vergangenen Jahr mit dem Grimming Franz und seinen Gästen war ich zu weit recht, wie beim richtigen Anstieg war auch dort eine Höhle und ein ahnliches Terrain, erst nach dem Wandeinstieg bemerkte ich meinen Irrtum. Lärchkogelsteigbuch Nahe der Ewigkeit Die
Höllenfahrt in der
Weissrinnspitz Südwand Der sich
aufbäumende Hengst im
Hamburger Kamin Der
Kreuzweg durch die Zinnoberwandrinne und zu
guter letzt die
Schlüsselstelle des
Lärchkogelweges, an diesen
vier Abschnitten war ich der
Ewigkeit schon sehr nahe
gekommen. Ein Baum am
Abgrund war mein
Lebensretter als ich einst
am feuchten Felsband der
Schlüsselstelle den Halt
verloren hatte. Toni Adam
schaffte den
Lärchkogelweg in
eineinhalb Stunden,
ich aber lasse mir dafür den
gesamten Tag Zeit.
Es war Sonntag`s um 5:00 Nachmittag, als wir mit unförmigen Säcken, die angestopft mit Hobelspänen und Rohölflaschen waren, Pürgg verließen und den Steig über den Lärchkogel einschlugen. Sepp der vor mir ging bot einen komischen Anblick. Der Sack stand weit über seinen Kopf und reichte bis zu den Kniekehlen und so schien es, als ob die Füße zum Sack gehörten und dieser sich fortbewegen würde. So keuchten wir die steilen Hänge zum Multereck, das wir nach 3 Stunden erreichten, empor. Vom Multereck zum Grimminggipfel ist es ein besinnlicher Spaziergang in der Abenddämmerung, als ich beim Kreuz ankam war es bereits finster. Das Grimming > wurde vom neuen Hüttenwirt der Grimminghütte gestiftet. Im Biwak war bereits ein Linzer Bergkamerad. Gämsen und Hirsche In
der Gesellschaft eines Gams
verharrte ich bis zum
Sonnenaufgang am Gipfel des
Hohen Grimmings. Auch beim
Abstieg in die Scharte gibt
es einige längere schöne
Gämsenanblicke. Bei einer
Gemse verharre auch ich
länger und imitiere den
Gämsenpfiff, die Reaktion
ist: Ein wütendes
zweimaliges Stampfen mit dem
rechten Vorderlauf. Nach
den brenzligen
Gratstellen auf des Messers
Schneide habe ich eine Rast
zum musizieren verdient. Zu
den Wänden des
Grimminggipfelaufbau's und
hinab ins Kar ist ein
besonderes Echo. Von oben
gesehen laufen, bei diesem
schönen Herbstwetter bei dem
alles am Horizont sichtbar
ist, viele Leute wie die
Ameisen dem Grimming hinauf
und hinunter. Meine letzte
Längsüberschreitung, von der
ich annahm sie wäre wirklich
die letzte gewesen, war in
der entgegengesetzten
Richtung zur Adam
Biwakeinweihung. Auf der Schartenspitze,
der sogenannten "Dame des
Hauses Adam" wurde das
> von der
Familie Adam gestiftet. Ein
oder zwei Stunden Rast ich
blicke nicht auf die Uhr -
doch bei meinem Abgang
stosse ich schlaftrunken mit
meiner Birne gegen den
Querbalken des
Gipfelkreuzes.
Am Zwölfer bin ich dann der erste Besucher im Jahre 2004. Die Ergründung des Krautschwellerloches wäre auch einmal ein sich lohnendes Unterfangen. Von meiner Trägheit des Vortages habe ich mich gut erholt, bei meiner Rast am Krautschwellereck verabschiedet sich die Sonne, ich aber schreite weiter. Von der St. Martiner Scharte in den Krungler Wald hinunter ist ohnehin Gehgelände, später in der Dunkelheit schalte ich zeitweise die Taschenlampe ein. Zuerst dachte ich an die Rücklichter eines Autos, doch es sind die Lichter eines Hirschen in denen sich der Schein meiner Lampe spiegelte. Es ist für beide Seiten eine ungewöhnliches Zusammentreffen und es wird ein Geheimnis bleiben - wer mehr überrascht war: Der Hirsch oder ich? Wenn man einmal in Schwung ist dann geht es durch dick und dünn, wobei mir die Futtertrogtiere das Dickicht durchgänglicher und die Steilhänge durch Steige begehbarer gemacht hatten. Dann kommt noch der Weg von Heilbrunn über Kulm zur Ausgangsstelle der Abzweigung nach Pürgg. Um halbzwölf war ich beim Auto. Wird es diesmal wirklich die letzte Längsüberschreitung gewesen sein? Frage ich mich abschließend. GESAMTFUHREN WEST-1 WEST-2 OST-1 OST-2
DIE
GROSSE SCHNEEGRUBE
Zwischen St. Martin und Trautenfels heißt
der Talboden des Ennstales: Die
Ennswiesen. Von der
Ennswiesen mit einer Seehöhe von 640 m
erhebt sich der Grimming 1711 m
hoch zu seiner Gesamthöhe von 2351 m. Er
galt lange Zeit als der höchste Berg der
Steiermark und die relativ höchste
Bergerhebung der grünen Mark ist er ja
immer noch geblieben. Dass
Außergewöhnliche an diesem Felsmassiv,
zwischen dem Dachstein und dem Toten
Gebirge ist die hervorragende, ohne
Fortsetzung und weithin sichtbare
Einzelerscheinung. Im Osten plätschert
der am Schönberg entspringende
Grimmingbach, am Fuße des
Multereckes zum Ennsboden hinunter. Im
Westen wird die auf der Ödenalm
entspringende Salza
durch eine gewaltige Mauer im Pass Stein,
zu einem kilometerlangen, einem Fyord
ähnlichen, Stausee.
Ein
Grimming - Vorbote der Tressenstein mit seinen streckt seinen Ausläufer einladend bis
Trautenfels hin. Ein stummes Willkommen und
ein Anerbieten: - Komm doch zu mir
herauf! Der Regen hatte
nachgelassen, mein Weg war mit
Schneeglöckchen gesäumt, Kuckucksrufe
erklangen und beflügelnden meine
Wanderlust. Beim ersten Kuckucksruf mit
Geldmünzen zu rasseln - bringe Reichtum
heißt es. Ich mußte mich mit dem
Schlüsselbund bescheiden - Was sollte dies
aber bewirken? - Vielleicht Reichtum an
Schlüssel für verschlossene Türen.
Auf
der Höhe der Grimming Hütte begann neuer
Schnee, ab dem Wandeinstieg lag darunter
noch der Alte. Es folgte eine mühselige
Prozedur der Fortbewegung, die Abzweigung
zum Multereck habe ich nicht wahrgenommen,
so landete ich ungewollt in der Großen
Schneegrube. Bei meinen Alleingängen kommt
es mir auch zu Gute, die Grenzen meiner
Leistung abschätzen zu können. Das
bedeutet, - Umkehr bei Angst oder wenn es
ein Sicherheitsgebot erfordert, auch wenn
es kurz vor dem Ziel ist. Die Berge, die
Natur sind für mich Stätten der geistigen
und körperlichen Regenerierung, ohne sie
hätte mein Leben weniger Sinn.
Tief unter mir, aber doch schon über dem Tressenstein, begann im aufwärts Kreisen der Höhenflug eines Adlers. Innerhalb kurzer Zeit schwebte er dann schon über mir, vor den Wänden des Südostgrates gesellte sich sein Weibchen zu ihm - dann verschwanden beide in den niederziehenden Wolken. Was die da oben wohl zu suchen hatten? - Frühlingszeit ist ja auch Paarungszeit, doch hier sah es nach Winter aus. Ja
fliegen!
Ein uralter Traum des Menschen, fliegen
war auch der Mittelpunkt von vielen meiner
Träume. Ist es den vermessen den Wunsch zu
verspüren: - Mit sanften Flügelschlag
gleich dem Adler empor schweben zu wollen?
Tänzelnde Schneeflocken und die
Botschafter der Nacht hüllten mich langsam
ein, es war Zeit sich um eine Herberge
umzusehen. Weder eine Höhle noch eine
Felsnische boten sich dazu an, so begann ich
ein Schneeloch zu graben. Diese Arbeit
führte ich mit besonderen Fleiß durch, denn
je länger ich mich damit beschäftigen würde
um so kürzer würde dann auch die Nacht
werden, nach Mitternacht stieß ich dann in
etwa zwei Meter Tiefe auf den, mit Krummholz
bewachsenen, Boden.
Nachdem ich meine Liegestatt mit Latschen
Zweigen gerichtet hatte, begab ich mich,
in der Hoffnung auf einen wohlverdienten
Schlaf, zur Ruhe. Aber es sollte wie so
oft im Leben, alles ganz anders kommen als
ich es geplant hatte: Starke Zahnschmerzen
begannen mich zu quälen, sie peinigten
mich bis zum Wahnsinn. Es blieb mir nichts
anders übrig als mein hart erkämpftes
Domizil zu verlassenen. Ich war traurig,
zu sehr hatte ich mich auf den nächsten
Frühlingstag, inmitten eines
Wintermärchens, in der Schneegrube,
gefreut. Die grausame Qual hielt
mich beim Abstieg auf Trapp, sie ließ mich
auch auf der Bank vor der Grimminghütte
nicht lange ruhen. Der angebrochene
Tag brachte Regen, mir bescherte er das Ende
meiner Pein durch den Verlust eines Zahnes
beim Zahnarzt in Stainach. ⇑⇓Trautenfels Große
Schneegruben Biwak 19850401-02
Es war ein
schneereicher Winter, mit Lawinenabgängen
bis zu den Talböden, der zu Ende ging, oder
besser gesagt gehen sollte. Einige Männer
waren gerade beschäftigt die kreuz und quer
liegenden, von den Lawinen geborstenen
Baumstämme zu verarbeiten. In guter
Stimmung schritt ich auf einen Forstweg
in Richtung Wolkengrube dahin, —
Wanderungen brachten immer schöne
Erlebnisse warum sollte es nicht auch
diesmal so sein? Meine
Gedanken gingen ihre eigenen Wege, ermuntert
von dem Rhythmus des Gehens. Überall
lockt das Abenteuer der Schöpfung, -
Schneerosen blühten als die ersten Zeichen
des Lenzes, stets wird man innerlich
bereichert und sogar die Erinnerung an das
Erlebte hat eine beruhigende Nachwirkung.
Hurtig huschten zwei grazile Rehe an mir
vorbei, mein Blick verfolgte die
lieblichen Geschöpfe, — über dem Saum der
Wegböschung hinauf wo sie im Wald
verschwanden. Dort oben sah ich auch
auf einem Baum ein Marterl.
Allmählich hatte sich
ein prächtiges Wetter entwickelt, die Sonne
kam zaghaft zum Vorschein, ich wechselte vom
Forstweg auf die, von der Wolkengrube
herabführende, Lawinenbahn. Nach dem
anfänglichen Versinken und dem mühseligen
Weiterkommen wurde die Schneedecke später
tragend. Je weiter ich nach oben vordrang
desto mehr Schnee war vorhanden, nach der
letzten überwundenen Anhöhe lag plötzlich
das gesamte Kar der Wolkengrube, ganz in
Weiß gehüllt, vor mir. Es war als wäre
ich in den tiefsten Winter zurückgesetzt
worden. Doch was da!
Da war ein runder, schwarzer, wie eine Oase erscheinender Fleck, inmitten dieser weißen Schneewüste, er zog mich automatisch an. Es ist ein idyllischer Platz an dem ich das Wanderer Gedenk Buch hinterlegte und auch nächtigte, ein Ort der sicher meinem Freund August Krainer+ auch gefallen hätte. Er sah auch aus wie eine schwarze Insel inmitten eines Schneemeeres. Eine hohe Zwillingstanne mit eineinhalb Meter Stammdurchmesser und einem weit ausladenden Astwerk hatte eine daneben stehende starke Erle umgebogen und um diese Baum Veteranen herum war der Schnee kreisförmig geschmolzen. Mein
Vorhaben zur Jausengrube vorzudringen war
aussichtslos, statt dessen wollte ich mich
etwas am beginnenden Südgrat umsehen und
landete schließlich in einer Höhle. Sie zu
erforschen erschien mir sinnvoller als im
morschen Schnee des steilen Terrain
Rückschritte zu erleben.
Der anfangs mit herrlichen weißen Kalkblüten verzierte Gang, der keine nennenswerten Erweiterungen und Verzweigungen aufweist, führt weit in den Berg hinein. Es gibt einige Enggassen mit einem Durchmesser von einem halben Meter und schlammbedeckten Boden, die auch jeder Höhlenforscher kennt. Doch warum steigt man auf die Berge und warum kriecht man in Löcher? Die Antwort ist spontan: Auch wenn es durch den Dreck geht macht es Spaß, denn es geschieht ja freiwillig. Erlebnisreicher ist die AntonSchubert Gedenk Höhle in der Südwand des Kleinen Ödsteines, in der ich eine Gedenktafel an diesen Bergliteraten errichtet habe. In einer unterirdischen Schlucht Fortführung, beginnt ein über einem Überhang versteckter, senkrecht nach oben und dann, wie über des Messers Schneide gewendet, senkrecht nach unten führender Umkehrkamin, der in den mit Kalkblüten bewachsenen Gedenkraum führt. Von ihm aus gelangt man, nach einem kurzen Gang, in den inmitten der Südwand befindlichen Wintergarten. Am
Eingang der Südgrathöhle hatte ich es mir
bequem gemacht, nach dem stundenlangen
Aufenthalt in der Finsternis, genoß ich die
Wärme der Sonne. Auch dieser Ort wäre für
eine Nächtigung, mit dem Vorteil eines
gänzlichen Wetterschutzes, bestens geeignet.
Doch alles hat einmal ein Ende, nur die
Wurst hat zwei, dies allerdings nur solange,
bis man in ein Ende beißt. - Dann
wird es der Anfang vom Ende der Wurst.
Dass Faulheit ein Motiv für Kreativität und
Erfindergeist sein kann wird, von den
Arbeitgebern, selten anerkannt. Doch, damit
unnötige Anstrengungen vermieden werden
können, befleißigt sie oft das Denkvermögen
erheblich.
Die dabei entstehenden Ideen können auch in den Betrieben ihren wirtschaftlichen Niederschlag finden. Allerdings unterscheidet sich die intelligente Faulheit von der profanen Faulheit: Im ersten Fall sucht man nach einer Lösung, um sich unnötigen Aufwand zu ersparen. Im zweiten Fall tut man aus Veranlagung nichts. Nichts zu tun, um nichts falsch zu machen ist, wird niemanden befriedigen. Ich biete Hundert Schilling für den Faulsten von euch. – Sagte ein Herr zu DREI FAULPELZEN die in der Sonne lagen. Zwei davon sprangen auf und riefen: - Ich bin der Faulste geben sie den Hunderter mir! Der Dritte aber sprach: - Stecken Sie ihn in meine Tasche, dann haben sie den Beweis, dass ich der Faulste bin. Er war ein typischer Homofaulus. In meinem Fall hätte ein Homofaulus Verhalten zu einem Hungertod und später zum Skelett geführt. Es lagen ja schon einige Knochen am Höhleneingang herum.
Was ist nun zu tun? – Fragte sich auch
schon der Göttervater Zeus und schneuzte
sich kräftig. Ich fragte mich wie
ich den beträchtlichen Höhenunterschied
vom Höhlenausgang bis zum Waldrand ohne
körperliche Anstrengung überwinden könnte?
Der Stein des Weisen war nicht zu
finden. Spitze Steine hatten mir
allerdings schon in der Höhle beim
Kriechen die Hose aufgerissen. Eine
Steinplatte die groß genug wäre, um auf
ihr sitzend hinabzureiten, fand ich auch
nicht, - deshalb blieb nur mehr ein
Kunststoff Sack gefüllt mit Schnee als
Lösung. Ihn nahm ich zwischen die Beine,
setzte mich drauf und schon ging es
abwärts. Dabei häufte sich unter mir
immer mehr Schnee an, zeitweise saß ich
wie auf einem Schneethron. Der Thron
erreichte eine stattliche Größe, ich
fiel herunter und das Spiel begann
wieder von neuen.
Alles im allen und konkret um nichts, nur um des seligen Kaisers Bart willen, politisch ausgedrückt: — Es hat mich sehr gefreut. Der Kaiser Franzl, dem das alte Grimming Gipfel Kreuz gewidmet war, hatte einst bei der Eröffnung der Staatsoper in Wien eine derart falsche Bemerkungen ausgesprochen, dass daraufhin der verantwortliche Architekt Selbstmord verübt hatte. Von da an sagte der Franzl bei jeder Gelegenheit nur mehr: Es hat mich sehr gefreut. Doch wer hätte damals gedacht, dass des Kaiser Franzels Bart in der Artikulation der Gehirn Akropaten der Politik, unsterblich zu Ehren kommt. Von den Kaiserlichen hängt, in der Steiermark in manchen Dachböden noch ein Bild vom Erzherzog Hansl. Auch sein Jodler: – Wo ich geh und steh, tut mir mein Herz so weh! Erinnert an ihn aber auch daran, dass Herzkrankheit ein altes Leiden ist. Die kleine Frau-, der kleine Mann von der Straße, die Gewöhnlichen und Normalsterblichen, haben zum Unterschied von den Besseren Hohen Tieren das größte Privileg im Leben, sie können auch normal sterben. Was bei Franko, Tito und Breschnev nicht der Fall war und bei Voitilla nicht der Fall sein wird. Jedes Leben auch das Menschliche kann heute durch Maschinen verlängert werden, aber welchen Sinn hat dies? Wer stirbt denn schon gern abnormal, wer hat es gerne wenn seine Überreste sterblich bleiben würden. Von sterblichen Überresten, wird deshalb nur bei dem Tod von gekrönten Häuptern, wie zum Beispiel bei der Überführung der Gebeine der seligen Zita von Rußland in die Kaiserkruft nach Wien, gesprochen. Hier handelt es sich um eine Ente es müßte heißen: Die Überreste der Sterblichen. Normalsterbliche bleiben allerdings auch bei globalen Gipfeltreffen ausgesperrt um vor den Abnormalen geschützt zu sein. Auch innerlich erfüllt von meiner Bergfahrt, Schnee war mir durch die Löcher meiner Hose eingedrungen, kam ich zum Stillstand. Nun half mir keine Idee und keine Sänfte mehr weiter ich mußte mich, mit des Schusters Rappen ins Tal befördern. Was man so alles, auch ohne Gipfel bestiegen zu haben, in nur zwei Tagen in den Bergen erleben kann dachte ich, — bevor ich in meiner gewohnten Umgebung in das Reich der Träume marschierte. ⇑⇓ Niederstuttern Wolkengruben Biwak 19920411-12 Ich
hatte mir vorgenommen die Herkunft des
Grimming Baches zu erkunden. Es war bewölkt
mit teilweisen Aufhellungen als ich vom
Parkplatz, in dem von Tauplitz
weiterführenden Tal, per Schi weiter
wanderte. Ein Schneewieserl ist eine
motorisierte kleine Raupe, mit der die
arrivierten Jäger und die Beschicker der
Wildfütterungen heutzutage im Winter
unterwegs sind, eine solche Schneewieserl
Spur erleichterte mir mein Fortkommen. Eine
herrschaftliche Jagdresidenz und dann später
Almhütten, die nur mit dem Dach aus dem
Schnee hervorragten, stehen vor der nun
kommenden Talabzweigung.
Der unangenehmer Silogeruch ging von der frischen Befüllung einer Hochwild Futteranlage aus. Um dem Geruch auszuweichen ließ ich den Grimmingbach in der linken klammartigen Talverengung liegen, ich wählte die rechte Tal Abzweigung. Dadurch verließ ich auch die Spuren des Schneewieserls und befand mich, außer dem Zuchtwild, in einer unberührten Winterlandschaft. An einer großen, im Talboden alleinstehenden und von Wildlosung umgebenen Standfichte ist ein Marterl angebracht. Nach dem Talschluß
erreichte ich eine Bergeinsattelung, dichter
Schneefall begann, Nebel fiel ein und der
aufkommende Wind trieb mich zurück in das
windgeschützte Tal. aus ein Tauplitz Karfr
mittelmäßig 19920417
Nach dem Aufgang in die Wolkengrube, stieg
ich mit Steigeisen in einer Schlucht zum
beginnenden Südostgrat. Dort oben ist am
Felsenhang, vom Krummholz umgeben, ist
eine exponierte Stelle - ein idealer Platz
um ein Osterfeuer abzubrennen. Nun war
auch für das erforderliche Brennmaterial
zu sorgen, dabei leistete mir der
mitgenommene Fuchsschwanz wertvolle
Dienste. In dem Latschengestrüpp waren
viele Dürrlinge, so hatte ich bald einen
ansehnlichen Haufen von Brennholz
zusammengetragen.
Es dämmerte und wurde langsam finster aber die Sicht blieb erhalten. Auf der Ennswiesen und auf den Berghängen der Niederen Tauern brannten schon vereinzelt kleine Feuer, sie dürften wohl den Bewachern des angehäuften Feuerholzes zur Erwärmung dienen. Aus purer Bosheit entstanden auch viele Volksbräuche: Wie zum Beispiel das Umschneiden- oder das Köpfen vom Wipfels des Maibaumes, nach seiner Aufstellung in der ersten Maiennacht. Wie zum Beispiel das vorzeitige Abbrennen des Osterfeuers am Karsamstag vor der Dunkelheit. Deshalb werden die Maibäume und die Osterfeuer in diesen bedrohlichen Zeiten sehr streng bewacht. Alle Jahre wieder habe ich in der Kukula Hütte am Maibaum- aufstellen und umschneiden teilgenommen. Einmal haben wir in den Stamm, mit der Hilfe eines früher von den Bauern zum Brunnenrohr - Herstellung verwendeten Holzbohrers, ein drei Meter langes Armierungseisen eingezogen. Zusätzlich haben wir den Stamm auch außen mit Eisen bewährt und überließen den Brauchtumstätern den unbewachten Baum. Sie entfernten die sichtbaren Eisen Sicherungen, haben aber dann mit der Motorsäge eine böse Überraschung erlebt. Vor lauter Wut darüber schafften sie es dann dem Baum einfach auszureisen. Alte Bräuche verschwinden kommen aber wieder zum Vorschein. Nach jahrelangen ungetrübten Maibaum Aufstellungen, auf der einsamen im Wald befindlichen Kukula Hütte in Öblarn, wurde die Bewachung des Baumes vernachlässigt. Letztes mal gab es ein freudiges und ein betrübtes Ereignis: Freudig deshalb weil der alte Brauch wieder auflebte, betrübt deshalb weil der Maibaum während unser Festlichkeit vor der Hütte - hinter der Hütte gefällt wurde. Ich hier oben, war vor einer Brandstiftung eines Brauchtums Pyromanen am Osterfeuer sicher. Ganz im Gegenteil ich wäre froh gewesen, wenn mir wer den Stapel angezündet hätte. Die klare Nacht ermöglichte die Sicht auf die vielen Feuerzeichen, auch mir gelang es kurzzeitig die Flammenbrut bis zu vier Metern Höhe zu treiben. Der Widerschein meines Feuers hob sich auch in der noch immer schneebedeckten Wolkengrube ab und wurde auch von den Grubenwänden reflektiert. Ich aber zog mich zur Zwillingstanne, meinem Nachtlager, zurück. Meine frühzeitige Auferstehung war ungewollt, starker Regen hatte eingesetzt und die Dichtheit meines Biwak Sackes war auch nicht mehr die, wie sie einst gewesen war. Mein Biwakieren war nicht immer wählerisch gewesen, oft mußte auf spitzigen Steinen geschlafen werden, oft war es eiskalt und ich versuchte mich mittels einer Kerze oder mit dem Feuerzeug zu wärmen. Diese Versuche hatten dann auch Brandlöcher als Spuren hinterlassen. - Einmal bei einem Biwak unter dem Trojani, hatte ich das Zelt mittels Spirituskocher beheizt, dabei bin ich eingeschlafen. Der Kocher ist umgekippt und hat ein gewaltiges Loch in den Zeltboden gebrannt. Ansonsten hatte ich aber mit dieser Zelt Heiztechnik nur gute Erfahrungen gemacht. Eine Ausnahme hatte allerdings andere Ursachen: — Im Appelhaus im Toten Gebirge war ein Almabtrieb Hüttenfest mit sechs Geigern, ich biwakierte mit meinem damals dreijährigem Sohn in Hüttennähe und heizte das Zelt. Betrunkene glaubten wir wären ein Liebespaar und rissen das Zelt nieder. Ich hatte mich damals schützend über die Flamme gestellt es passierte nichts, mein Sohn Christian begann jedoch zu schreien und die Betrunkenen verzogen sich in ihrer Peinlichkeit. In letzter Zeit benutze ich, aus Gründen der Flexibilität nur mehr den Biwaksack. Nun aber zurück zur Gegenwart, die nun bei der Niederschrift auch schon wieder Vergangenheit ist. Da ich die Schi mit hatte, verließ ich in der bewährten Spitzen Kehrtechnik, die Wolkengrube. Man fährt dabei kreuz und quer hin und her und die Fahrtrichtungsänderung erfolgt durch Umdrehen im Stand. ⇑⇓Nieder Stuttern Kars. 19920418-19 Nach der erfolgloser Suche des Biwaknacht. Fortsetzung der Suche: Unter der Schneedecke hat ein niedergedrückter Laubwald geschlummert, die Bäume hatten sich alle wieder aufgerichtet und bedeckten die gesamte Wolkengrube. Im Wald einen einzelnen Baum zu suchen ist immer schwierig, erst von einer Anhöhe aus sah ich die Gedenkbuch Zwillingstanne in der Wolkengrube. Weiterwanderung zur Jausengrube bei Schönwetter. Jausengruben Anhöhe Wanderer
Gedenkstation Toni 19870819 bis 19871026
und 19920812 bis 19920815 ⇑⇓ Espang
Wolkengruben Biwak Di 11 ⇒ Jausengrube
Sonne 19920812
Bei meinem Abgang hatte
die Kulm Bäuerin noch zu mir noch gesagt: -
Du willst doch heute nicht noch auf den
Grimming gehen? – Das ist ja weit zu
gefährlich. — Heutzutage ist ja fast
alles gefährlich. Antwortete ich und mit
einem Grüß Gott verabschiedete ich mich
von ihr. Das war um 14:00 gewesen, nun nur
noch einige hundert Meter unter der Biwak
Schachtel kehrte ich um.
Instinktiv hatte ich
wahrgenommen – es war nicht die Neugierde
der Bäuerin sondern die Sorge gewesen
weshalb sie mich angesprochen hatte. In dem
Schneesturm war eine Orientierung nicht mehr
möglich, es erschien mir deshalb sinnvoll –
mich auf meinen schon verwehenden Spuren,
schleunigst zurückzuziehen. Beim Wandabstieg
tauchten über Bad Mitterndorf zwei
eigenartige und bedrohliche schwarze
Wolkengebilde auf: Eines mit der Form eines
Schwammes, das andere in der Form eines
Hammers.
Unten im Wald hatte
ich einst einen Unterstand gerichtet. Eine
Felsennische abgedeckt mit den Brettern
einer verfallenen Hütte, dort wollte ich
nächtigen. In diesem Unterschlupf wurde es
aber dann trotz eines Lagerfeuers
ungemütlich, ein starker Gußregen drang
überall durch. So zog ich mich auch von
hier zurück. Nun war überhaupt nichts mehr
zu sehen, aus dem Regenguß wurde ein
Schneesturm. Nach der Kreuzung mit dem
Forstweg hatte ich die größten Probleme -
die Wegfortsetzung zu finden.
Diesmal hatte mich der Berg in meiner
Jämmerlichkeit vertrieben, trotzdem war
ich froh zwar total durchnäßt aber
trotzdem mit heiler Haut davongekommen zu
sein. Es war nach langer Zeit für mich
trotzdem wieder eine Bereicherung
besondere Art, die mir der Allvater, auch
in seiner Abweisung, zu Teil kommen lassen
hatte. Der Spruch vom Glück im Unglück
bleibt aber dem Erblasser vorbehalten.
Bevor er verschied sprach er: Glück im
Unglück ist:
Vom Parkplatz
ennstalseitig durchwanderte ich den Pass
Stein, es war bewölkt, bis auf den Talgrund
war Neuschnee gefallen. Bisher habe ich den
Stausee immer nur von oben gesehen, wie ein
Fjord zieht er sich kilometerweit zwischen
den schroffen Abbruchskanten und
Ausbuchtungen des Kammgebirges und des
Grimmingstockes entlang und endet beim
Kurhotel Heilbrunn.
Der ergiebige
Schneefall hatte zur Folge, - dass Almvieh
wurde schon frühzeitig vom Kammgebirge,
über einen Güterweg in den Pass Stein,
abgetrieben. Das war auch die Erklärung
von dem, zu hören gewesenen, Gebimmel und
Gebrumme. Seitdem der Pass Stein für den
öffentlichen Verkehr gesperrt wurde ist er
für Füßgänger, Läufer und Radfahrer ein
besonderer, landschaftlicher Erholungsraum
geworden.
Mir bot er einen angenehmen Spaziergang,
in Heilbrunn löschte ich den Durst am
freien Thermenbrunnen und ging dann
dorthin zurück woher ich gekommen war.
Nach dem Rückweg war es auch an der Zeit
mich dem eigentlichen Grund meiner
Anwesenheit, dem Umschneiden des Kukula
Hütten Maibaumes zu widmen. 19960907
OSTERFEUER im SCHNEE 2003 GRIMMING KREUZE JUBILÄUM
1903 - 2003 100 J. Kaiserkreuz 15 J.
Kaiser-Lenaukreuz am
Krippelberg in Burgenland. 50 J. ÖAV Grimmingkreuz.
Im dreifachen Jubiläumsjahr der
Gipfelkreuze, wurde am Karsamstag,
am Zehner des westlichen Grimming
Kammes erstmals ein Osterfeuer
entflammt.
20030418 Karfreitag: Es ist kein besonderes Wetter – aber es ist trotzdem ein besonderer Tag, denn drei Tage Aufenthalt am Grimming liegen vor mir. Dementsprechend schwer und umfangreich ist mein Gepäck. Für dieses besonderer Vorhaben habe ich auch mein, seit zehn Jahren nicht mehr benutztes Kuppelzelt hervor geholt und mitgenommen. Für ein Zelt benötigt man zum Aufstellen immer eine halbwegs ebene Fläche, weiters ist es auch ein Gewichtsproblem, aus diesen Gründen hatte ich den Bewacksack vorgezogen, er ermöglichte mir auch Nächtigungen im unwegsamen Gelände. Nun gehe ich von Heilbrunn ab – es ist schon lange her als ich diesen Weg einst erstmals beging. Brav schreite ich wieder schnurstraks über die erste Erhebung und muss, so wie beim ersten mal, wieder weit bergab in die Einsattelung, zu spät kommt mir die Erinnerung. Dabei geht doch der Weg ganz gemächlich auf der linken Seite der Erhebung oberhalb Kurhauses vorbei. Nicht immer sind die Folgen der Vergeßlichkeit so geringfügig: Denke ich. Der markierte Weg führt nun an der Abbruchskante zum Stausee aufwärts, nach der Abzweigung des zum Stausee hinab gehenden Steiges, hört er aber auf. Von einem Stausee kann man wohl zu dieser Jahreszeit nicht sprechen, hier auf der oberen Hinterberger - Seite ist nur das schlammige Bett zu sehen. Das angesammelte Wasser wurde wohl im Winter zur Stromerzeugung verwendet. Nach einer Teilstrecke auf sanften Waldboden stoße ich dann auf den mir schon bekannten Hohlweg. Es ist wohl ein typisches Aprilwetter, kaum scheint einige Minuten die Sonne brennend heiß und ich will sie in ruhender Lage genießen, setzt sofort wieder, wie in tiefsten Winter, ein Schneetreiben mit großen Flocken ein. Ähnlich ist es mit der Aussicht; zwischen dem vollständigem dichten Nebel gibt es immer wieder schöne Tal- und Höhenblicke. Ich habe es nicht eilig und lasse keinen Augenblick der Gegenwart unbeachtet vorüber gehen. Da sich mein Schlafgemach ohnehin im Rucksack befindet – kann ich mir diesen Luxus leisten. So bummle ich dahin, setzte oder lege mich nieder und genieße dann wieder jeden Schritt der mich höher bringt. Als erstes Zeichen des Lenzes blühen schon die Schneerosen, bei der Scheune für die Wildfütterung wende ich mich, zum Unterschied von meiner ersten Wanderung, nach links und stoße auf einen vom Schnee gräumten Forstweg. In der Zeit meines bisherigen Lebens hat es derartige Forst – Windbrüchen noch nicht gegeben, Das Außergewöhnliche daran ist; sie sind nicht örtlich begrenzt, der Sturm hatte in der gesamten Steiermark aber auch in anderen Gebieten gewütet. Der Weg geht nun schon sehr lange, ohne besonderer Steigung ostwärts? Ja, ja die Forstwege die haben es schon in sich, nur die Eingeweihten wissen wohin sie führen. Im Gebiet der, Starzenalm bei Öblarn, ist einst ein Pensionist nur mit letzter Kraft dem Labyrinth entronnen, nachdem er die Orentierung verloren hatt landete er im Walchental. Auch wir hatten in diesem Wegsystem, bei unser Jubiläums Wanderung zum Waidhofsee, zwei Vermißte die wir nur mit der Hilfe der Feuerwehr finden konnten, zu verzeichnen. Ich folge nun aber, in dem bereits aufgearbeiteten Windbruchgebiet, einer der senkrecht aufwärts führenden Spuren, von den riesigen Forstmaschinen, die heute vorwiegend bei Großforstbesitzern eingesetzt werden. Nachdem sie aus ist setzte ich in dem Tiefschnee mein Firngleiter Patent ein: Auf die Unterseite dieser Kurzschi ziehe ich ein verknotetes Leinennetz auf – es wirkt wie ein Steigfell. Mit der Schnurbindung kann ich die Gleiter auch verkehrt, also mit der Spitze nach hinten anlegen – bei Schneesteilstellen steigt man damit stufenähnlich. Dadurch, aber vor allem auch in der Abfahrtsmöglichkeit liegt der gewaltige Vorteil gegenüber den wieder in Mode gekommenen alten Schneeschuhen. Später stoße ich allerdings wieder auf den geräumten Weg - er hätte mich anstrengungslos aufwärts geleitet, jedoch genauso gut hätte er mich auch in die Irre leiten können. Nicht alle WEGE führen nach Rom.Nach dem Ende des Weges beginne ich, durch den sich lichtenden Wald, mit den eigentlichen Aufstieg in das freie Gelände. Das Durchschreiten der Baumgrenze ist immer wieder und bei jeder Witterung ein einzigartiges Erlebnis. Der Tag ist vollständig ausgefüllt, vor dem Zehner finde ich am Höhenkamm eine schneefreie Mulde, schlage das Zelt auf und verbringe die Nacht höchst komfortabel. Karsamstag: Ich traue kaum meinen Augen, mein Zelt ist zur Hälfte eingeschneit ich fühle mich in den tiefsten Winter hinein versetzt. – Es ist schon lange her als ich einst über der Wolkengrube am beginnenden Südostgrat ein Osterfeuer abgebrannt hatte. Diesmal will ich das gleiche Unternehmen aber besser vorbereiten. Aus diesem Grunde hatte ich mir eine geschärfte Hacke mitgenommen, zuerst heißt es aber einen geeigneten Feuerplatz zu suchen. Es ist mir allerdings klar – dies konnte nur der Zehner sein, jedoch auf diesem blanken Felsspitz wächst kein Krummholz – das heißt: Der Tagesablauf ist bereits vorgezeichnet. Der Gipfel des Zehners ist von einer über die senkrechte Südflanke überhängende Schneewächte bedeckt, nach einigem Sondieren finde ich den felsigen Untergrund für das Feuer. Nun gilt es den ganzen Tag genügend Brennmaterial auf den Gipfel zu tragen. Als Zeichen eines einstigen stolzen Baumes stand auch ein einzelner dicker Fichtendürrling in der Nähe meines Zeltes, er lieferte mir Holz für eine länger anhaltender Brenndauer. Das Wetter ist tagsüber so winterlich wie die Landschaft. Ich erinnere mich; einmal habe ich in der Osternacht in der Wandfußhöhle der Kleinen Schneegrube verbracht, es war genau so wie heute dichter Nebel und nur einmal hatte ich ganz kurz, einen Talblick. Wie wird es aber nun heute in der Nacht sein? Selbstverständlich wäre mir an der freien Sicht meines Brauchtumsfeuers viel gelegen. Aber auch wie so viele Schicksalsschläge des Lebens – soll oder muss man auch das Wetter hinnehmen wie es ist. Letzten Endes wollte ich mir in erster Linie selbst ganz eigennützig mit diesen drei Tagen am Grimming eine große Freude bereiten, was mir aber schon ohnehin ja größten teils gelungen ist. Der Abend beginnt zu dämmern und siehe da: Auf einmal war das Schneegestöber wie weggeblasen und die Sicht ist rundherum frei, die untergehende Sonne läßt noch kurz die rötlich verblaßende Silhouette des Dachsteinstockes erscheinen, ehe sie sich gänzlich zurückzog. Ähnlich wie der Brauch des vorzeitigen boshaftigen Umschneidens des frisch aufgestellten Maibaumes in der ersten Maiennacht, gibt es auch den Brauch des vorzeitigen boshaftigen anzünden eines fremden Osterfeuers. Aus diesem Grunde müssen Osterfeuerhaufen und Maibäume in der fraglichen Zeit immer gut bewacht werden. Hier bei mir oben wird mir ganz sicher niemand mein Feuer vorzeitig abbrennen – denke ich. Nun steht eine harte Geduldsprobe bevor, der Tag ist wie im Flug vergangen doch jetzt zieht sich jede Minute schier endlos dahin. Es brannten bereits die kleinen Feuer der - Bewacher von den großen Feuerstellen, bei mir hier am Zehnerspitz steht eine etwa zwei Meter hohe Pyramide bereit um entzündet zu werden. Es ist bereits ganz dunkel, im Ennsboden, im Hinterbergtal und auf vielen Berghängen entflammt ein Feuer nach dem anderen. Es ist eigenartig; am Ziel erinnert man sich wehmütig an den zurückgelegten Weg, – man wird nachdenklich. Einem Regenbogen kann man sich nie vollständig nähern – ähnlich ist es auch mit unseren Zielen bestellt. Hinter jeder geöffneten Tür gibt wieder viele verschlossene Pforten. Bevor man sich nun eine weitere Schlüsselsuche als Ziel setzt, sollte man zuerst alle vorhandenen Freiraume ausschöpfen. Die Lehre von den vier Elementen Feuer, Erde, Luft und Wasser ist uralt, bereits die alten Griechen ordneten ihnen viel Mystisches und Seelisches zu. Von der Erde bist du gekommen und zur Erde kehrst du zurück, oder alles Leben kam aus dem Wasser, wird bei gewissen Anlässen immer wieder zitiert. In der Reihung der Grundelemente steht aber das Feuer nicht umsonst an der ersten Stelle. Aus dem Feuer ist alles erstanden, ohne dem Feuerball Sonne gäbe es kein Leben auf unserer Erde, dass einst auch unsere Erde ein Feuerball war, daran erinnert der Vulkanismus.Ich erinnere mich nun an eine Vorerhebung des Husarentempels dem Phönixberg, in dessen Gipfelbuch der Feuervogel Phönix beschrieben wurde. In Flammen geboren in FLAMMEN gestorben, dies wäre der hypothetische Kurznachruf für diesen Kimnaras der Unsterblichkeit. DER
FEUERVOGEL PHÖNIX
Im
Garten des Paradieses, unter
dem Baume der Erkenntnis,
stand ein Rosenstrauch. Hier,
in der ersten Rose, wurde
ein Vogel geboren, dessen
Flug war wie der des Lichts,
herrlich war seine Farbe und
herrlich sein Gesang. Als
aber Eva die Frucht der
Erkenntnis brach und sie und
Adam aus dem Garten des
Paradieses gejagt wurden,
fiel vom flammenden Schwerte
des strafenden Engels ein
Funken in das Nest des
Vogels und zündete es an.
Der Vogel starb in den
Flammen, aber aus dem
glühenden Ei flog ein neuer,
der einzige, der stets
einzige Vogel Phönix.
Die Sage meldet, daß er in Arabien nistet und sich selbst jedes hundertste Jahr in seinem Neste verbrennt, und ein neuer Phönix, wieder der einzige in der Welt, fliegt aus dem glühenden Ei empor. Der Vogel umflattert uns, schnell wie das Licht, herrlich von Farbe und herrlich klingt sein wundersamer Sang. Wenn die Mutter an der Wiege ihres Kindes sitzt, schwebt er über dem Kopfkissen und weht mit den Flügeln einen Glorienschein um des Kindes Haupt. Er fliegt durch die Stuben der Genügsamkeit, und Sonnenglanz breitet sich darüber und die ärmliche Kommode duftet nach Veilchen. Doch der Vogel Phönix ist nicht allein der Vogel Arabiens. Er flattert im Nordlichtschein über die Eisfelder Lapplands, er hüpft zwischen den gelben Blumen in Grönlands kurzem Sommer, er schläft auf der Mitternachtssonne und er schwebt regungslos aber respektvoll über dem Monolith Grimming. Über Faluns Kupferfelsen ist er zu sehen, er segelt auf dem Lotosblatt mit den heiligen Fluten des Ganges hinab und des Hindumädchens Augen leuchten bei seinem Anblick. Den Vogel Phönix, kennst du ihn nicht? Den Vogel des Paradieses, des Gesanges heiligen Schwan. Auf dem Thespiskarren saß er einst wie ein geschwätziger Rabe und schlug mit den schwarzen, hefetriefenden Flügeln umher. Über Islands Sängerharfe glitt des Schwanes roter, klingender Schnabel; auf Shakespeares Schultern saß er wie Odins Rabe und flüsterte ihm Unsterblichkeit ins Ohr. Beim Sängerfeste flog er durch der Wartburg Rittersaal und rastete im goldenen Haar der Loreley. Den Vogel Phönix kennst du ihn nicht? Er sang dir die Marsallaise vor, und du küßtest die Feder, die aus seiner Schwinge fiel. Im Paradiesesglanze kam er, und du wandtest dich vielleicht fort und dem Sperling zu, der mit Schaumgold auf den Flügeln dasaß. O, du Vogel des Paradieses! In jedem Jahrhundert erneut, in Flammen geboren, in Flammen gestorben, dein Bild hängt in Gold gefaßt in den Sälen der Reichen aber du selbst fliegst einsam und verirrt für die Armen umher – eine Sage nur: Du Vogel Phönix in Arabien! Im Garten des Paradieses, da du geboren wurdest unter dem Baume der Erkenntnis in der ersten Rose, küßte dich Gott und gab dir deinen rechten Namen - Poesie. Wann findest du zurück en die Feuergarten des Etna. Christian Anderson 1805 - 1875 wer sonst noch könnte so von dir erzählen? Der Freund aller Pyromanen, der gefürchtete Begleiter jedes ungewollten Brandes - der Wind, er hatte mir zuvor die Wolken ausgeräumt, er soll mir aber jetzt nicht den Feuerplatz mit Schnee zuwehen - sondern er soll mir mein Feuer anfachen und zu ungeahnter Höhe peitschen. Im windgeschüztem Bereich, des unter dem Schneeneeniveau liegenden, gut vorbereiteten Feuerstellengrundes, ist die Entzündung problemlos. Das Spiel des Windes, mit den unzählig gespaltenen Feuerzungen übertraf dann auch die ungeahntesten Erwartungen. Die Flammenpracht mit Höhepunkten von geschätzten vier Metern bleibt mir stundenlang erhalten. Nach Mitternacht sehe ich noch, vom Zeltlager aus, die Flammen auf dem Zehner leuchten und der Widerschein färbte die umliegende Schneelandschaft rosa. Ostersonntag: Dieser Tag ist zu schön für einen Abstieg; – denke ich. Der hart gefrorene Schnee eröffnete mir, in der Spitzenkehrtechnik mit den Firngleitern, einen erstaunlichen Aktionsradius. Diese Fahrweise mit der Umkehrung im Stillstand ist für Anfänger und ältere Leute sehr vorteilhaft. Ich strebe unter den Wänden ostwärts, denn dort bin ich bereits einmal von der Grimmingscharte nordwärts abgestiegen - landete aber dann im Zehnerkar. Hier sehe ich ein schräges Tiefenloch, aber leider ist es ohne Seil unzugänglich. Weiter unten stoße ich auf ein gut in Stand gehaltene alte Hütte – ein willkommener Platz mit Bank und Klapptisch, für eine Rast. Inzwischen war auch die Sonne über den Zwölfer geklettert, ich genoß die wärmenden Strahlen und auch meine letzten Nahrungsmittel. Die unfangreichen Utensilien wie Zelt, Biwacksack, Schlafsack und Isolationsmatte liegen und hängen zum trocknen. Nach einem Windbruchgelände in dem die Bäume noch wie bei einem frisch geworfenen Mikade lagen stieß ich wieder auf den Forstweg. Wer mag wohl der Herr Marchner sein der alle Marterl dieser Gegend so sorgsam und fachmännisch restauriert ? So auch das JohannGweßlerBaum in der Nahe des Weges, an einen ganz besonder Wild - Einstandplatz unter einer uralten Standfichte. Was bedeuten wohl drei Tage am Grimming? Sie sind wie ein Windhauch der schnell verweht, der aber als einprägsame Erinnerung erhalten bleibt. GRIMMING
RADRUNDFAHRT
20030624 NL0603 Wasserfall
Lessern
Ausgangspunkt Abzweigung
Pürgg: Hier beginnt auch der
historische Grimming Lärchkogelanstieg, wegen
der vielen Windbrüche ist es
aber besser weiter westlicher
anzusetzen und entlang des
Wandfußes bis zur
Wandfußhöhle, dem Beginn des
Weges, zurückzugehen.Sowie der gut in Stand gesetzte Fußweg zum Ende der Schlucht, ist ein ein einzigartiges Naturerlebnis. Der Weg am Berghang parallel zur Bahn ist zwar kein Radweg: Aber wer sein Fahrzeug liebt der schiebt. Auf einer Wiese zwischen dem Bahnhof Tauplitz und der Abzweigung Kulm ist neben der Straße das Marterl der Bergrettungsmänner Franz Meier, Karl Resch, die bei einem Rettungseinsatz am Grimming ihr Leben verloren. Von Klachau fuhr ich zum Pötschen Paul nach Kulm, grimmingseitig neben der Straße sah ich erstmals eine Narzissenwiese3 Frühling. Einem zuerst äsendens dann - durch mein Kommen gemächlich verhoffendes, stolzes Hirschtier, war die Wahrnehmung dieser Blumenpracht zu verdanken. Der Besuch beim Paul in der ehemaligen Jausenstation Grimminganstieg Kulm war sehr erfreulich. Trotz seines Alters und einigen Infarkten, einen Lungeninfarkt hatte er im Krankenhaus bekommen, ist Paul wohlauf. Die zu hohe Doppelbesteuerung durch den Säkelwart Adonis Grasser verhinderte die Weiterführung der Jausenstation. Von Kulm ging neben der Schanze steil bergab in den Hinterberg Talboden und weiter und für mich erstmals nach Krungl. Durch Kungl verläuft auch der Künstlerweg Viaritas von Pichl nach Tauplitz 12km 4-5 Gehstunden. Auch ein Radfahrer muss einmal auftanken, jedoch von einem Most und Schnapsgemisch ist aber abzuraten. In Heilbrunn beginnt der Stausee des Pass Stein. Salzakruzifix Salza Wallfahrtshöhle3 Der senkrechte Grimmingaufbau bei der Staumauer ist ein Terrain für Sportkletterer und wagemutige Westost - Überschreiter, für die historischen ostwest - Höhengrat Begeher war allerdings der Abschluß immer das Durchschwimmen des Stausees. Nach dem Mitterberg gelangt man nach Öblarn der Heimat von Paula165 an der Südfront des Grimmings entlang des Ennsboden kann die Jausengrube mit dem Grimmingtor, die Wolkengrube und die Kleine- und Große Schneegrube betrachtet werden, wobei die Kleine Schneegrube im Sommer fast gänzlich schneelos wird. Mein letzter Plan nach dem Museum Trautenfels Ehrenmal Trautenfels die Rundfahrt über Unterburg Haus Unterburg Nr.5 nach Pürgg Johanneskapelle29 Pürgg abzuschließen scheiterte, irrtümlich entschied ich mich für den rechten Weg der sich aber als Forstweg erwies. Am Klettergarten vorbei über Untergrimming Wegschild Untergrimming Gedenkstein gelangte ich schließlich zum Ausgangspunkt meiner erlebnisreichen Tagesreise. Ein weiteres Vorhaben, die Umrundung des Grimmings an den Wandfüßen vorzunehmen, war die Erkenntnis der Fahrt. Ein wunderschöner Tagesausflug 50km. Ausgangspunkt dieser Tour ist der Bahnhof Tauplitz im Ortsteil Klachau. Sie folgen dem Salzkammergut-Radweg R19, der zur größten Natur Skiflugschanze der Welt, dem Kulm größte erzielte Weite 209m führt. Unter den Nordabbrüchen des Grimmings geht am Rand einer bizarren Gebirgskulisse der Weg nach Krungl, weiter zum Thermalbad Heilbrunn und Sie erreichen, den Römerweg folgend, den in eine Urlandschaft eingebetteter Salza Stausee. Die Straße entlang des Sees ist für Wanderer und Radfahrer reserviert. Am Ende führt ein kurzer Anstieg zum Scheitelpunkt des Überganges vom Salzkammergut in das Ennstal. Das nachfolgende Gefälle bis zu 20% bedarf gute Bremsen. In Tipschern wird die Ennstal-Bundesstraße B320 gekreuzt. Es folgt eine Steigung auf den Mitterberg. Beim Gasthof Häusern im Wald folgen Sie der nach Osten führenden Straße zur höchsten Erhebung 845m dieser Rundfahrt. Nach flotter Fahrt wird Öblarn erreicht. Der R7, Ennstal-Radweg, nach Irdning und Trautenfels und anschließend der R19 bringt den Radler zum Ausgangspunkt Tauplitz zurück. Die Göttliche Komödie von Dante ist ein unerschöplicher Lesestoff - jedesmal beim Vertiefen in diese Lektüre gibt es neue Entdeckungen. Ähnlich geht es mit dem Grimming: Es sind Passagen die man bisher übegangen hatte, deren Sinn sich wie eine Parabel in der Unendlichkeit verlor - aber dennoch in Erinnerung blieb. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen ist Wittgenstein Tractatus-logico-philosophicus. Sein oder nicht sein, das ist die Frage die Shakespeare mit Hamlet stellt. In Bachlers Burgtheater war unlängst Hamlet ein blutverschüttendes Monster alias Nitsch mit entblößten Unterkörper. Was Schlimmeres könnte aber diesen Bemühungen wohl nicht begegnen, als wenn Jemand die unerwartete Entdeckung machen würde, dass es überall gar kein Erkenntnis aus Vernunftgründen gibt, bzw. noch geben könne. Dies stellt Kant in der Vorrede zu seiner Kritik der Vernunft fest. Wer nur als Esel in die Bibel schaut - wird kein Apostel werden. Wer mit sehenden Augen nur blind auf den Grimming geht - bleibt ein Esel. Das sind die Schlußfolgerungen im Jahr 2003, im Jahr der Bibel und im Jahr des Grimming. Es gibt nichts Schöneres, als dem Schweigen eines Dummkopf zuzuhören und ich bin heutzutage so weit, dass ich sagen kann: Ich habe mein Leben größtenteils gelebt. Das sind zwei Aussprüche des seligen Hr. Qualtinger. Das Leben besteht aber nicht nur aus den Abgründen der Seele und nicht nur aus ausgesprochenen Zitaten - sondern auch aus dem ungeplanten Unbekannten. Jeder, - auch ein BERG gehört letzten Endes nur sich selber. 20030923-26 Di, leichten Herzens aber mit schweren Gebäck dringe ich, von Trautenfels8 kommend, in die Welt des Grimming ein. Mein Vorhaben ist einige mir unbekannte Wandfüße zu erkunden und den Grimming zu umschreiten. Unter dem Tressenstein vorbei - durch Angern- und Buchwald ist noch gutes Gehgelände aber dann in der Untergrimminger Schütt ist es herrlich unwegsamer. Ein andauerndes, spätsommerliches Schönwetter sorgte und sorgt für klare Sternennächte und warme Sonnentage. 24.Mi. nach einer erholsamen Nacht am obersten Lawinenspaltkeil der Schütt, mache ich den Seitensprung zum Lärchkogel Steig und erlebe den Tagesanbruch von der oberen Kante der östlichen NO Wand. Im Steigbuch sind keine neuen Eintragungen. Von der Stelle an - wo ich im vergangenen Jahr mit dem Grimmingfranz und Pepi Vater und Sohn irrtümlich, statt dem Pürgger Lärchkogelweg in die östliche NO-Wand eingestiegen war, beginnt Neuland. Der Grimmingfranz und die beiden Pepi sind, außer mir, auch die seit vielen Jahren einzigen Lärchkogelwegbegeher. Die Natur, in ihrer Unberührtheit, ist keine Wildnis, sie ist ein Erlebnis. Spärliche Gämsen – Erscheinungen zeugen davon, der Urbestand des Wildes stimmt noch einigermaßen. Vor allem aber ist dieses Steilterrain für die heutige Jagdgesellschaft nicht meht attraktiv genug. Nun kommt ein Eintauchen im dichtem Krummholz und das ewige auf und ab an den Wandfüßen und Schuttkegeln ist das erschöpfende Tagesergebnis. 25.Do, nach einer Nacht hoch über dem Schober kommt ein konzentrierter Abstieg, bei dem mir die mitgeführte Seilausrüstung wertvolle Dienste leistet. Der Schober bei Girtstatt ist ein nördlicher Vorstoß vom Grimming der, wie sonst nur im Pass Stein, bis zur Talsohle reicht. Nordfront Er ist auch eine südwestliche Umbruchkante des Grimmingstockes. Die Fleichhackerriese, die Lahnriese, die Breitriese haben den gewaltigsten Geröllschub. Am dritten Tag der Wanderung stellt sich, wie von selber, eine schnellere Gangart ein. Weit unter den 2. Lärchkogel kreuze ich die Stribing durchschreite die Hirscheben quere das Leistental, den Langstein und den 3. Lärchkogel. Irgendwo im Krunglwald auf einer Wildfutterhütte ist ein Marterl angebracht. Grimming GlaubeMarterl50 Der Weg durch den Krunglwald nach Bad Heilbrun > ist lang aber fast zu bequem für meinen Geschmack. Um mein Ziel rechtzeitig zu erreichen verzichte ich auf die Begehung der linken Stauseeseite und wähle den, tagsüber wegen Sprengarbeiten gesperrte, asphaltierten Stauseeweg 26.Fr. In angenehmer Erwartung und ungeduldig kann ich, auf der Bank des ennstalseitigen Parkplatzes liegend den neuen Tag nicht mehr erwarten und tappe bereits im Dunkel los. Nach einem Abschneider hole ich mir, beim durchqueren der Salza, bewußt nasse Füße. Noch eingetaucht in der dämmernden Nacht und im Talnebel der Ennswiesen schlendre ich, ohne einen Menschen zu begegnen, durch St. Martin an der Hubertuskapelle vorbei - an den Waldrändern aber auch teilweise im Wald ostwärts. Der schöne Anblick vieler äsender Rehe erfreut mich, dann geht es an einigen Wildgehegen vorbei, auf Wildsteigen, auf Forstwegen und auch steiglos, bergan und bergab der Endstation zu. In seiner Vielseitigkeit bietet das Gelände immer wieder neue Erlebnisse, aber vor allem Schutz vor der heißen Sonne. Bei einer Pause, als ich mir einen Parasol brate, kommt eine große braune Raupe zweimal angekrochen - jedesmal weise ich sie ab. In Trautenfels angekommen stelle ich fest, dass sie sich trotzdem als blinder Passagier bei mir eingenistet hat. Sonnenuntergänge: "Das Haupt des Allvaters Grimming verschwand langsam unter einer Wolkenhaube die gegenüber, zum greifen nahe liegende, mit Schnee verhangene, Nordwand der Schartenspitze stand kurzzeitig im goldenen Hauch der Abendsonne. Dieser Hauch glitt langsam höher, bis dann nur mehr der Gipfel ein letztes mal aufflammte. Von Westen her zogen Wolkenbänke auf und verhüllten den Untergang der Sonne."
"Bald wurde auch ich umhüllt vom
Nebel des allgewaltigen Berges, es
dunkelte bereits als ich beim Biwak
ankam. Doch es war mir kein freundlicher
Empfang beschieden, der letzte Besucher
hatte die Türe offen gelassen, die
Diogenes Stube war voll geweht mit
Schnee und mußte geräumt werden". Textauszüge
aus Bewegter Schnee
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