Durch
das Internet gibt sehr seltene Zufälle,
unlängst bekam ich ein E-Mail von Jörn
Werner .
Wir waren beide an Bord der MS Borgesch
angeheuert, aber wie sich herausstellte
nicht im gleichen Zeitabschnitt. Sein Weg
war vom Seemann zum Künstler und die
öffentliche Galerie
seiner Bilder zeugt von seinem
Schaffensdrang und der Qualität seiner
Werke.
Marine
Erinnerungen
Knallstein
20110324
Unwillkürlich
kommt mir Sibirien und Archangelsk
in
Erinnerung, vor jeden Schiff stand
dort ein Soldat mit einer
Maschinenpistole und kontrollierte
alle an Bord und von Bord kommenden
Personen. Böse Matrosen
machten ihn betrunken und
nahmen ihn sein Waffe weg. Der gute
Mann war aber dann für immer
verschwunden. In Konstanza in
Rumänien ist mir bei den Landgängen
die ständige Leibesvisitation am
Hafentor lästig geworden. – "Geh
einfach stramm und aufrecht mit
stolzen Blick durch", hat
mir der alte Schmierer gesagt,
dieser Rat wirkte – ich konnte danach
ungehindert passieren. In Indonesien
war ein Militärputsch, trotzdem
machte ich einen ausgedehnten
Landausflug, mit einer Ritschka. Als
Unkundiger überließ ich dem Fahrer
die Route und landetet im einer
Freudenstätte im Urwald. Es
gab wohl schöne Frauen doch sie
spukten alle paar Minuten einen
gelben Saft aus. Ich vergnügte mich
unter der Mitwirkung bei einer Art
rhythmischen Konservendosen und
Blechtonnen Musik. Bei der
Rückfahrt, saß mein Fahrer hinten im
bequemem Sessel und fich trat die
Pedale, in einem Wald wurden wir
plötzlich von Soldaten umringt.
Es gab eine wilde bedrohliche Debatte –
von der ich kein Wort verstand, ich
zeigte aber keine Angst und bot mit
freundlicher Körpersprache mein letztes
Geld an und zeigte dann bedauernd meine
leeren Hosensäcke.
Zerlumpte
Gestalten
In Südamerika war ich einst mitten
im Urwald, unter vielen Schwarzen,
der einziger Weiße gewesen, aber
keiner davon hat mir damals
auch nur ein Haar gekrümmt. Ganz
im Gegenteil; aus der
furtartigen
Bachvergrößerung, in der wir zuvor
gebadet hatten, holten sie mit
Stangen eine Riesenschlange heraus
und sie luden mich und "Ramira
Ramirez" dann die einzige
Hütte ein.
" Zerlumpte Gestalten vor dem
Eingang der Bar Mogasor in Bonaventura
(Columbien) starrten mich mit stechenden
Augen an, als ich mit der Mestizin Marina
Ramirez an ihnen vorbeiging und das
Lokal dann zum Abendessen betrat."
Marina hatte mich an diesem Tag zu einer
Wanderung in das Landesinnere eingeladen.
Wir hatten einen herrlichen Tag bei einem
von einer Quelle gespeisten kleinen See im
Urwald zusammen mit Einheimischen, die
sich wie wir beim Bade erfrischten,
verbracht. Trotz unseres Hungers konnten
wir das reichliche Essen nicht
gänzlich verzehren. Nach einigen
Minuten kam große Bewegung in die
sechs Bettler vor der Tür, der
Tellerwäscher hatte ihnen unsere
Speisereste vorgesetzt und verbissen
kämpften sie um die größten Happen.
Seemanns Abend
Einst, bei einem geselligen
Seemanns Abend, auf dem Motorschiff, Luciana
während einer Ostseefahrt, überkam mich
ganz plötzlich ein unerklärlicher Anfall
von Kummer und Leid. In Helsinki erreichte
mich Vaters Brief, den er mir kurz vor
seiner lebensbedrohlichen Magenoperation,
geschrieben hatte. Datum und Uhrzeit
dieses Schreibens ergaben eine
Übereinstimmung mit dem Zeitraum meiner
Traurigkeit.
Jetzt
ist mein Karl tot, schrie die Mutter
entsetzt, sie hatte die letzten
Gedanken, des im Rußlandkrieg sterbenden
Sohnes, gefühlt. Vielleicht aber war ich
durch das Verlieren einiger mir
nahestehenden Menschen für das
Jenseitige sensibilisiert?
Gedankenübertragungen begreife ich, doch
Stimmen aus dem Schattenreich melden
sich nur mehr in Träumen.
GEDANKEN
und Träume überwinden Zeiten und
Räume.
Zuerst trifft es den Ortsfremden,
dann trifft es alle Ausländer
reicht das auch noch nicht, dann
müssen noch die Juden, Neger und
die Zigeuner herhalten. Ein
bleibendes Feindbild, bei dem
sich manche Domestiken
aber auch Amtspersonen ganz groß
aufspielen, sind auch immer
wieder die Krüppel, die
Schwächeren und die Wehrlosen.
Das Meer
strich der einsamen Insel die Haare aus der
Stirn und machte ihr eine stürmische
Liebeserklärung in seiner überschäumenden
Art. "Bei mir siehst du kein Land!" zischte
die Insel, schroff wie sie war, lag einfach
nur da, war unverschämt hübsch und übrigens
wesentlich jünger. Das Meer legte sich ihr
zu Füßen, und zweimal am Tag versuchte es
eine Umarmung, bis eines Nachts die Insel in
einer Welle von Lust und Laune versank.
GLITTERTINDEN
2464
m
Sie
lockten
mich
her
Berge,
FJORDE
und das Meer.
STERNE
ENTSINKEN
Erzähler
001-3
Schlummer säumst
nicht länger,
Sterne
entsinken der Nacht,
Gefiederte
Waldessänger,
Sind
zur Kantilene erwacht.
Längs
des Wandfuß Wiesen,
Silbern
blinkende Quellen,
Blumen,
Gräser sprießen,
Entrieseln
vielen Stellen.
ERWACHEN 003-5
Erwacht’
auf aus tiefen Schlaf
Es fielen blaue Schatten,
Als mich des Morgens Hauch traf
Und Tau lag auf den Matten.
Meine Wimpern waren betaut,
Ich fühlte mein Herz erbeben
Und eine Drossel sang vertraut,
Da musst ich mich erheben.
Säen,
keimen, gedeihen,
Unbekümmert
schweifen,
Jugend
Liebeleien,
Wachsen,
blühen reifen.
WASSERTÖNE 006-14
Es
tröpfelt, es gluckert,
Es flüstert, es summt,
Es säuselt, es pluppert,
Es murmelt und es brummt.
Es plätschert, es rauscht,
Es hüpft, es schnellt,
Es stolpert, es plauscht,
Es rinnt und es schwellt.
Es lauft, es springt,
Es hallt, es gellt,
Es spielt, es singt,
Es zischt und es schellt.
Es schießt, es hallt,
Es stürzt, es stöhnt,
Es strähnt, es fallt,
Es donnert und es dröhnt.
Es gähnt, es gießt,
Es töst, es schäumt,
Es schlummert, es fließt,
Es ruht und es träumt.
Von den hohen Bergen her,
Wer weiß wie er entsteht?
Fließt der Strom zum Meer,
Wer weiß wie er vergeht?
Quellen - Wasser quillt,
Voll Freude und Glück,
Zum Bach geschwillt,
Niemals aber zurück.
Wildbach - Gesaus,
Unbändige Leidenschaft?
Wasserfall - Gebraus,
Überschäumende Kraft.
Ständig
stilles Schwellen
Breiter
mächtiger Fluss,
Strom
und Meeres Wellen
Rauschender
Scheidegruss.
LIEBESABSCHIED
015-24
Gedanken
verweilen,
Höhere Bäume,
Stigmas verheilen,
Betörende Träume.
Junges Liebesleid
Zarte, süße Triebe
Erste Männlichkeit
Die erste Liebe!
Zündender Flug,
Brennende Sonne
Verzerrende Glut,
Himmlische Wonne.
Immer im Lenze,
Gelockerte Zügel
Berauschende Tänze
Gewachsene Flügel.
Rastlose Zeit,
Quelle und Strom,
Gehzeiten Kleid,
Ewiger Fron.
Der Liebe Macht
Trotzt den Gewalten,
Bei Tag und Nacht
Bei Jungen und Alten.
Wonne und Schmerz
Freude und Leid
Gebrochenes Herz,
Zum Scheiden bereit.
Liebe und Träume
Im Geiste verbinden
Zeiten und Räume
Trennen und finden.
Als
ich nun von dannen zog,
Da
fing es an zu schneien,
Hoch
über mir die Krähe flog,
Mit
Krächzen und mit Schreien.
Vom Geist der Nacht,
In banger Zuversicht,
Ein neuer Tag erwacht
Im fahlem Dämmerlicht.
Zum SCHIFF 025-27
Am
Strand stehe ich nun allein
Nun nach langer Wanderschaft,
Es glänzt das Meer im Widerschein
In seiner ganzen Fassungskraft.
Wallend auf sanften Wogen
Ein Schiff im hurt'gen Lauf,
Tief aus des Himmels Bogen,
Steigt nun die Sonne auf.
Munter
aber verschlafen
Im
hellem Sonnenlicht,
Am
Wege zum Hafen
Bangen
und Zuversicht.
Fahr
wohl an BORD 028-30
Es ruht das Meer
Ahoi alo
ahe!
Was willst du mehr
Auf hoher See.
Den Anker gelichtet,
Entbundener Zaum
Die Ferne gesichtet
Erfüllender Traum.
Ohne
Kummer und Sorgen
Jeden
Morgen jede Nacht,
Jede
Nacht jeden Morgen,
Gescherzt
und gelacht.
Am
MEER
dahin
Kapitän 031-36
Am
Meer dahin
In stürmender Flut,
Das ist mein Sinn
Und das ist mir gut.
Seeleut' und Matrosen!
Ich bin der Kapitän,
Wenn die Orkane tosen
Heißt es widersteh`n.
Ob Wonne oder Seelenpein,
Bei Stille oder Sturmgebraus,
Ob Wolken oder Sonnenschein,
Auf See, auf See ist mein Zuhaus'.
Aus Wellen und aus Wogen,
Ferne ein Schiff entsteigt
Und dann nach weiten Bogen
Sich es von dannen neigt.
Wo die Sonn’ erscheint,
Wo die Sonne vergeht,
Himmel und Meer vereint,
Solang’ die Erde sich dreht.
Wie
Ebbe und Flut,
Am
Meer dahin,
Das
gibt mir Mut,
Das
gibt mir Sinn.
Meine BRAUT !
1. Offizier
037-39
Von der Wiege bis zur Bahre
Ginge nur alles so gut aus,
So gut aus wie meine Haare,
Lebte ich in Saus und Braus.
Dem Seemann lockt die Ferne!
Sanfte Brisen und Sturmgesang,
Sonne, Wolken, Mond und Sterne,
Es ruft das Meer ein Leben lang.
Jahrelang bin ich an Bord
Das Meer wurd' mir vertraut,
Wilde Fahrt von Ort zu Ort
Das Schiff ist meine Braut.
BLÜTEN
im Tal
Traum 040-42
Silberne Wellen,
Gischtender Flaum,
Wandern und schwellen,
Im endlosen Raum.
Blätter im Wind
Wehender Duft,
Tanzendes Kind,
Würzige Luft.
Lachende
Maid
Leuchtende
Sterne,
Zur
Liebe bereit
Wäre
ich gerne.
TRAUM oder Wirklichkeit
? 043-48
Die
Augen weiden,
An der Gestirne Glanz,
Verklingendes Leiden,
Im nächtlichem Tanz.
Antlitz Gedicht,
Fühlen uns schauen
Im Wunderlicht
Der Seele vertrauen.
Sternschnuppe fällt,
Götter Lichterreigen
Den Wunsch gestellt:
"Gesund zu bleiben".
Funken verglühen
Träume der Nacht,
Knospen sie blühen
Mit lyrischer Kraft.
Wolken ziehen dahin
Endymion und Selene,
Seele und Sinn
Bogen und Sehne.
Flüchtiger
Traum,
Gestirne entweichen
Dämmernd am Saum
Des Tages Zeichen.
EOS
kommt hervor 049-59
Kaum geborene
Morgenzeit
Schatten die nicht frommen,
Auf dem Meere weit und breit
Das Dämmern hat begonnen.
Himmelsaugen, Mondgesicht
Rosenwolken Purpurkranz,
Scheiden hin im Morgenlicht,
Wandeln sich zu hellen Glanz.
Spielerisch in Herrlichkeit
Die See dampft und weht
Leuchtende Verborgenheit,
Eh` noch die Nacht vergeht.
Erster Flammenstrahl
In silbernen Aquarellen,
Reges Treiben überall
Über und unter Wellen.
Eos voller Eleganz,
Aus dem Rosen Tor
Wiegend sich im Tanz,
Im Safrankleid
empor.
Vorbei ist die Nacht
Blau wird das Meer,
Der Tag ist erwacht,
Banget nicht mehr.
Schleier sind gesunken,
Auf, auf! Nun ist es Zeit,
Augen schlummertrunken
Benetzt von Schläfrigkeit.
Der Sonne gleich, empor!
Um die sich alles dreht,
Aus dem Bett hervor,
Bis sie zur Ruhe geht.
Albatrosse,
munter streiten
Tummeln sich im Morgentanz,
Fische in der Strömung gleiten
Freuen sich im Lichterglanz.
Fische auch Fliegende
dabei
Unter frisch erblauten Zelt
Delphinenspiel,
Möwengeschrei,
In der neu erwachten Welt.
Vom
Morgentreiben angeglüht
Geht
es hurtig durch die Flut,
Gischt
in das Gesicht gesprüht
Frischer
Wind, die Fahrt ist gut.
SONNENGOLD und Wogengrün
060-66
Auf See! Auf See! Aber wohin?
So hab' ich es mir vorgestellt
Über die salzige Fluten dahin
Gerade so, wie es mir gefällt.
Wohin das Schiff mich trägt
Im endlosen weiten Meer?
Bis die letzte Stunde schlägt
Ohne Gunst der Wiederkehr.
Heilige Meeresflut,
Seemanns Leben,
Seemanns Blut,
Weiter schweben.
Im Meeresstrom zu treiben,
Auf blauer See zu gleiten
Ohne Kummer und Leiden
Zu unbekannten Weiten.
Von Winden getragen,
Steuern durch Wogen,
Geflügelt mit Behagen
Meeresstrom gezogen.
Zu unbekannten Zielen
Unermessliches
Meer,
Wo Sonnenlichter spielen
In den Triften hin und her.
Leise
rauschen Wellen
Wiegender
Sonnenglanz,
Sinken
und Schwellen,
Stampfen
und Tanz.
Hinab in's WELLENGRAB 067-75
Freundlich weh‘n die Abendwinde,
Über’s Meer ganz ohne Plagen,
Das Schiff zieht leicht und linde,
Zum Tor rollt Helios
den Wagen.
Der Abend naht dem
Sänger,
Der Sonnenschein wird blässer,
Die Schatten werden länger,
Die Nacht ruht im Gewässer.
Meeres Abendrot,
Goldener Schrein,
Letztes Aufgebot,
Helioses Daheim.
Der Tag war sehr gewogen
Noch glüht der Feuerbrand,
Der Abend kommt geflogen
Mit schattigem Gewand.
Möwen hoch am Himmel droben
Krächzen in der Abschiedsstund',
Purpurrot sind Wolk’ und
Wogen,
Fliegend durch der Sonne Rund.
Abschied birget Schmerz
Die Sonne sinkt hinunter,
Rührt manch' treues Herz,
Die Sonne sie geht unter.
Letzte Gnadenstrahlen
Einmal noch Karfunkel,
Schatten nieder fallen
Nächtliches Gemunkel.
Der Sonne nachgeflogen
Ein loses Rosenpfand,
Es winket auf den Wogen
Wo einst die Sonne stand.
Meeres Traumes Wellen
Sie schaukeln, wanken,
Für Schläfer Bettgesellen
Verwehen sie Gedanken .
GÄHNENDER
HÖLLENSCHLUND
076-85
Prüd' schleicht der Morgen rauf
Wenn er ohne Sonne anbricht,
Freudlos wird des Tages Lauf
Drückend wie ein Hohngedicht.
Ein Windzug angeschwellt
Auf grauer Wasserbahn,
Schäumend hinzugesellt
Der aufgewühlte Ozean.
Dann eine Stille
Als stünde die Welt,
Dann Satans Wille
Dazu noch gestellt.
Dunkle Wolken starke Winde,
Wogen stampfen ohnegleichen
Und ein Sturm als Angebinde
Luzifernos Höllenzeichen.
Schwarze Wolken bauen
Hohe Wettertürme auf,
Wellen peitschen brauen,
Stampfen mit Geschnauf.
Sturmgeheul, Winde brausen
Es ächzt und stöhnt die Flut,
Todes Inferno ohne Pausen,
Samuel fordert den Tribut.
Dunkler Höhen wilde Macht
Lässt Wolkenbrüche traufen,
Blitze zucken, Donner kracht,
Um alle hier nur zu ersaufen.
Wutgeschrei, ohmächtiger Zorn,
Tief gähnender Meeresschlund,
Sturzsee achtern und von vorn,
Aufbäumender Wogengrund.
Durch die finstr'e Wolkenwand
Feurig, zischender Wetterstrahl,
Stampfen, stöhnen, Geisterhand,
Weithin dröhnt der Donnerhall.
Der
Sturm zieht nun Hosen an,
Der
Kahn ringt mit den Wellen,
Er
wütet was er wüten kann
Mit
seinen düsteren Gesellen.
DER ALTE KAHN
Chor
086-95
Wogendes
Gefild’ auf hoher See,
Wallende Fluten der Gehzeiten
Zischende
Gischt wie Schnee
In
blauen unbegrenzten Weiten.
Bootsmann
Stimmt alle mit mir an
Das Lied vom alten Kahn,
Als ich stand am Steuerrad
Kam ich gleich vom Kurse ab.
Nichts war mir zu teuer
Verprasst
ist die Heuer,
Hab’
spendiert und geliebt
Wie
es sich gerade ergibt.
Zimmermann
Der Abschied fällt nicht schwer
Von ferne rauscht das Meer.
Aurora
die Berge umglänzt
Strände mit Palmen begrenzt.
An
Bord und auch an Land
Mit
Kraft und mit Verstand.
Fischer
grüßen in Fjorden,
Dann
das Kap des Norden.
Storekeeper
Nagt der Rost am Schiff
Umschiffen wir ein Riff.
Delphine in des Bug’s Welle
Auf Klippen steh'n Kastelle.
Backbord,
Steuerbord Luv und Lee
Dreißig
Tage schon auf hoher See.
Auch
Gevatter Klaubautermann
Singt
das Lied vom alten Kahn.
Schmierer
Barbaren die den Tod verhehlen,
Verkäufer sind es von den Seelen.
Hoch versichert nur zum Sinken,
Angeheuert werden zum Ertrinken.
Von
den Wellen ein gewiegt
Ihr
am Meeresgrunde liegt,
Fahre
wohl mein Kamerad,
Mordopfer
dieser Freveltat.
Chor
Wogendes Gefild’ auf hoher
See,
Wallende
Fluten der Gehzeiten
Zischende
Gischt wie Schnee
In
blauen unbegrenzten Weiten.
MEERESSTILLE
Erzähler 096-106
So Unermesslich ausgeweitet
Ruhig glänzend, ahnungsschwer,
Liegt es vor mir mir ausgebreitet
Unser aller ewig heiliges Meer.
Wenn ich vom Mastkopf schau:
Zieht von fern ein
Schiff daher,
Sonne, Wasser, Himmelsblau
In Demut schweigt das
Meer.
Unser Kahn gleich dem Nachen,
Gleicht dem flinken Kormoran.
Sieht so aus als würde lachen
Meer und Himmel froh sich an.
Oh! Freude, Freude ohne Reue
Die Sonne am Himmel glänzt,
Fest und schlicht wie ew'ge Treue
Stets wandellos und unbegrenzt.
Im Frieden schlummert
Ruhig das blaue Meer,
Wie die Liebe flimmert
Das Wasser ringsumher.
Frei und leicht dahingeflogen
Wallt in glatter See der Kahn,
Wie weiße Segel aufgezogen
Möwen auf der Freiheitsbahn.
Die weite See ist spiegelblank
Die würzigen Schwaden wallen,
Geschmeide tanzender Schwank
Im steten Werden und zerfallen.
Harmlos kost die blaue Weite
Nun ein lauer zarter Wind,
Möwen segeln im Geleite
Wellen regen sich gelind.
Durch
die satte Meeresweide
Grüne Furchen zieht das
Boot,
In dem ruhenden Geschmeide
Funkelnd, schimmerd
Abendrot.
ÄQUATORTAUFE
105-118
Opfergang
Taufkomitee dreistimmig
Nichts zählt was war zuvor
Die Zeit ist reif geworden,
Nun steht ihr vor des Südens Tor
Mit eurem Schmutz des Norden.
Für Neptuns gute Stimmung
Geschenke nun und Opfergaben,
Sorgt für des Neptuns Huldigung
Denn nur das Beste soll er haben.
Geizet
nicht mit euren Spenden
Götter
lieben Speise und Trank,
Ihre
Gunst nur kann bewenden
Eure
Schmerzen euren Zank.
Geometer
Die Peilung die ist der Beweis
Nun
kann die Taufe beginnen,
Wir
sind schon im Wendekreis
Heiliges
Wasser es soll rinnen.
Schandbrett
Richtschnur
Taufkomitee
dreistimmig
Kahlheit das erste Attribut
Kopfschmuck
abgeschoren,
Das
stillet euren Übermut
Nur
haarlos südgeboren.
Erzähler
Ein Pranger
nur für alle Köpfe
Der die Sitzenden verbindet
Für kleine und große Geschöpfe
Damit keiner mehr entschwindet.
Erst die Schnur mit großer Härte
Durch die Münder fest gespannt,
Zwecks Rasur der langen Bärte
Hin und hergezogen mit der Hand.
Rechts die Wangen eingeseift
Schaum mit einem Bürstenstreich,
Links die Wangen eingeseift
Schaum mir einem Bürstenstreich.
Der Barbier mit krummen Säbel
Gnadenlos und ohne zaudern,
Zielt nun auf die bärtigen Schädel
Die Delinquenten sie erschaudern.
Sie
springen alle auf mit Wucht
Schlimm
geht es den Kleinen,
Suchen
ihr Heil nun in der Flucht
Die
nur zappeln mit den Beinen.
NEPTUN
Erde und Meer Erschütterer
Im Wogenschlag der
Wellen,
Leben kommt vom Meere her
Wohin die Ströme schwellen.
Die Flut sie stampft und braust
Schnell schießt der Wetterstrahl,
Schlägt das Schiff mit harter Faust
Laut dröhnt der Donner Hall.
Am Horizont ein Feuerzeichen
Das Schiff im Schwanken,
Tag und Nacht entweichen
Versunken wie Gedanken.
So
Unermesslich ausgeweitet
Ruhig glänzend, ahnungsschwer,
Liegt es wieder ausgebreitet
Unser ewiges heiliges Meer.
Der
Himmel hat eine Träne geweint,
Die
hat sich ins Meer zu verlieren
gemeint.
Die
Muschel
kam und schloss sie ein;
Du
sollst nun meine Perle sein.
Du
sollst
nicht vor den Wogen zagen,
Ich
will hindurch dich ruhig tragen.
O
du mein Schmerz, du meine Lust,
Du
Himmelsträn' in meiner Brust
Gib,
Himmel, dass ich in reinem Gemüte
Den
reinsten deiner Tropfen hüte.
Friedrich
Rückert
1788 - 1866
Liebeserklärungen
an das Meer- “ La
Mer”
Zu dieser
wunderbaren nostalgischen Version in
französisch, gibt es eine
swingende und englische Variante
von Robbie Wiliams und
einen noch neueren deutschen Text
von Herrn Hirschhausen in seinem
Glücksbuch
La
Mer
Mensch, Meer, gut
siehst Du aus
Mensch, Meer, lang nicht gesehen
Du rauschst und berauschst
Mensch, Meer, sag, wer
Gibt Dir diese Kraft, ewig hin und
her?
Mensch, Meer, Du
hast keine Uhr
Gehst pünktlich und doch nach dem
Mond
Du weisst schon alles, Meer, was
lohnt
Mit Dir dikutier’n bei Deinem
Horizont
Oje, Du schmeckst
nach Salz
Hat wirklich nur Wind geheult?
Sehnst Du Dich still nach der
Schweiz?
Hast Du Freiheit Dir so
vorgestellt?
Mensch, Meer,
wenn Du Dich traust
Komm mit, ich zeig Dir Berlin
Und dann werden Du und ich nie
mehr
Allein um die Häuser ziehn.
Veröffentlicht in La
Mer Buchtipps,
Gefühle,
Leben,
Menschen,
Musik,
Rum-Philosophieren,
Schöne
Gedanken
„Wenn
Du ein Schiff bauen willst, dann
trommle nicht Männer zusammen um
Holz zu beschaffen, Aufgaben zu
vergeben und die Arbeit
einzuteilen, sondern lehre die
Männer die Sehnsucht nach dem
weiten, endlosen MEER.“
(Antoine
de Saint-Exupery -
französischer Schriftsteller und
Flieger, 1900 - 1944)
LUCONA
Die Lucona war ein Schwester Schiff der
Luciana
,
sie wurde von dem Seelen Verkäufer Udo
Proksch versenkt. Der
Versicherungs Betrug kam auf, einige
Besatzungs Mitglieder überlebten die
Zeitzünder Sprengung des Schiffes.
Ein
Versicherungsbetrug und sechsfacher
Mord durch die Versenkung des
Schiffes Lukona: ORF " Ein
Sprengstoffvergehen mit Folgen."
Jüngeren Lesern ist
der „Fall Lucona“ wahrscheinlich nicht
mehr bekannt. Es war dies eine der
spektakulärsten Kriminalaffären, die
es im Dunstkreis der österreichischen
Regierungsspitze jemals gab. Udo
Proksch, ein Wiener Gesellschaftslöwe,
Waffenhändler, Ostagent und Inhaber
des legendären Café Demel, ließ im
Jahr 1977 das Frachtschiff „Lucona“
mit wertlosem Schrott beladen, ließ es
auf rund 240 Millionen Schilling als
angebliche „Urananlage“
frachtversichern und schickte es auf
den Weg von Venedig nach Hongkong. Im
Laderaum befand sich eine
Sprengladung, die sich Proksch über
den damaligen
SPÖ-Verteidigungsminister (der später
erschossen aufgefunden wurde) aus
Bundesheerbeständen beschafft hatte.
Im Indischen Ozean wurde die
Sprengladung zur Explosion gebracht,
der Frachter sank, und sechs Matrosen
starben. Vergeblich versuchten Polizei
und Justiz insgesamt mehr als zehn
Jahre lang, Proksch und seine Mittäter
wegen Mordes und Versicherungsbetruges
anzuklagen. Es gelang nicht, denn
Proksch stand unter dem Schutz
einflussreicher Freunde aus der
Politik, die ihm über seinen Club 45,
eine Art „rote Loge“, verbunden waren.
Innenminister Karl Blecha, heute
SPÖ-Pensionistenpräsident, verbot
polizeiliche Ermittlungen, und
SPÖ-Außenminister (und später
Nationalratspräsident) Leopold Gratz
besorgte ihm Entlastungsdokumente, die
vom rumänischen Geheimdienst gefälscht
waren. Erst nach der Aufdeckung dieses
Polit-Skandals durch ein Buch
(Pretterebner, Der Fall Lucona) im
Jahr 1988 konnte der Massenmörder Udo
Proksch angeklagt und schließlich zu
lebenslanger Haft verurteilt werden,
und die Minister Gratz und Blecha
sowie andere hohe Funktionäre aus
Polizei und Justiz mussten ihre Ämter
niederlegen. Auch Heinz Fischer
gehörte dem Club 45 eine Zeitlang an.
Im Februar 1985 (Fischer war zu diesem
Zeitpunkt Wissenschaftsminister) hatte
ein mutiger Untersuchungsrichter
wieder einmal versucht, Udo Proksch zu
verhaften. Sofort bot sich Gratz
daraufhin dem Gericht als
Entlastungszeuge an, worauf Proksch
prompt wieder freigelassen werden
musste. Erst viele Jahre später wurde
Gratz deshalb wegen falscher
Zeugenaussage verurteilt. Um seinen Sieg über die
Justiz zu feiern, lud Proksch
seine engsten Freunde in den Club
45 ein. Auch Wissenschaftsminister
Fischer eilte herbei und stellte
seinen „Sinn für Gerechtigkeit“
unter Beweis. Er umarmte seinen
Freund, den Massenmörder, und rief
mit Tränen in den Augen aus:
„Schön, dass du wieder da bist!“
In Prokschs Gästebuch schrieb er:
„Qousque tandem abutere patientia
nostra?“ – Wie lange noch wird man
unsere Geduld missbrauchen?
Politisch geschadet hat diese
Beziehung Fischer nie. Sein damaliger
Parteifreund Egon Matzner sieht dies
so: „Der Unterschied zwischen denen,
die in Skandalen untergegangen sind,
und Heinz Fischer, der unangefochten
geblieben ist, besteht darin, dass er
so wie die anderen seine Hände in
jedem Dreck drinnen hatte, sie aber im
Gegensatz zu den anderen rechtzeitig
herauszog.“
20021212
3600 Tankschiffe mit nur einer
Haut und älter als zwanzig Jahre
sind als tickende Zeitbomben noch
immer auf unseren Meeren
unterwegs. Nun nach der PRESTIGE
Versenkung
- will die EU ab dem Jahre erst
2015 diesen Schiffen das Einlaufen
in Häfen verwehren.
Es wäre
unproblematisch gewesen, den
Katstrophen Tanker Prestige in einen
Hafen zu schleppen und das Öl
abzupumpen. 77.000 Tonnen
Schweröl waren geladen und in den
Tanks befinden sich noch rund
65.000 Tonnen - die nun als Zeitbombe
auf dem Meeresgrund lagern.
Als
ich einst zur See fuhr, wurde auch
ich von einem Seelenverkäufer für
den alten Tanker Richard
Kasalowsky angeheuert,
deshalb ist mir die Materie
bestens vertraut. Der
Versicherungsbetrug mit der
programmierten Sprengung der Lucona scheiterte -
weil ein Teil der Besatzung
ungeplant überlebte, die Prestige
wurde in der Hoffnung auf eine
kostenlose Entsorgung
außerhalb der
Hoheitsgewässer so wie die Lucona
an einer besonders tiefen Stelle
des Meeres versenkt wurde.
Es waren insgesamt 3
Schwesterschiffe: die Adriana,
Lucona und Luciana. Später dann in
Wien klagte mir ein Staatsanwalt
sein Leid im Fall Proksch, es war
ihm nicht beizukommen, da er von
allen Seiten geschützt wurde. Wenn
Wellenbrecher die Lukendeckel des
Laderaum durchschlagen sinkt ein
Frachtschiff sofort, diese waren
damals aus Holz aber mit einem
Eisenrahmen und zusätzlich mit
einer Persenning verschlossen.
In der Südsee, dem Versenkungsort
der Lucona gab es damals nur
ruhige See. Obwohl ich ihm auf
sein Verlangen dies schriftlich
gab, war es nutzlos. Erst viel
später wurde durch ein Spezial
Tiefseetauch - Verfahren, die
Sprengung aus dem Innerem des
Schiffskörpers, durch die an der
Sprenstelle nach außen gebogene
Schiffswand, nachgewiesen.
Die stolzen
Flammen der Griechen
........"Vermögen
sie hier auch noch zu sprechen,
lass mich, bis das die geteilte
Flamme sich zu uns hierher bewegt,
ein wenig weilen. Sieh hin, zu ihr
zieht die Begierde mich."
Sag ich drauf zum Meister. "Der
Bitte", spricht er, "muss
ich Lob erteilen, weil sie es
verdient; sie sei darum gewährt,
denn Griechen sind sie stolz auf
ihre Art." Der alten Flamme
größtes Horn beginnt zu flackern
erst und murmelnd sich zu regen, als
wäre sie vom Wind gefasst, um dann
hin und her die Spitze zu bewegen,
gleich einer Zunge, und deutlich
tönt und klar, dann aus der Flamme
uns dieses Wort entgegen.
"Wenn die Seele noch
den Leib zusammen hält , in
dem flüchtigen Erdenleben bedenke
– wozu das Dasein dir geschenkt!
Nicht
um zerstören sondern um zu
bewahren, nicht um List und Tücke
auszubrüten, sondern um Kunst,
Tugend und Wissenschaft zu
erstreben. Den Meinen schien dies
Wort ein Sporn zu sein. Hätte ich
gewollt, nicht konnte ich sie mehr
bezwingen, und rastlos ging
es ins weite Meer. Schon fünfmal
ward erschienen und verblasst der
bleiche Mond, seit wir, dem Glück
vertraut, durch den
verhängnisvollen Pass gesegelt,
als uns ein Berg erschien, von
Dunst verhüllt in weiter Ferne,
und schien so hoch zu ragen, wie
ich noch keinen auf der Erde
erschaut. Erst jubeln ließ er uns,
dann bang verzagen, denn einen
Orkan fühlt' ich entsteh'n, vom
neuen Land zu uns her fegend; er
ließ uns dreimal in den Fluten
wenden, dann
als das Schiff mit dem Heck empor
geragt, nach höh'rem Los, mit
dem Buge untergehen, bis über uns
die Wogen sich geschlossen."
Schon aufrecht stand und still
der Flamme Haupt, und
sie entfernte sich im tiefem
Schweigen, nachdem der Dichter
ihr die Flammenzunge kurz gelöst. Mit,
verwirrten, mit knisternden Gestöhn,
so seh' ich die stolzen Flammen der
Griechen nun von dannen weh’n.
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