1. Oktober 2002:
Ein gelungener Coup: Der Böblinger Hallensprecher annonciert vergangenen Samstag beim ARD-Oldie Verstehen Sie Spaß? als neuen Showmaster den Geronten Frank Elstner, und es erscheint, überraschend wie Kai aus der Kiste, Herr Schmidt (der ja gern auf fremden Tellern stochert), Riesenapplaus des Publikums nach einer
S c h r e c k s e k u n d e , denn vor Jahren setzte Herr Schmidt diese Show grandios in den Sand (und ist anscheinend immer noch davon traumatisiert), da er fürs große Crowd-Samstagabend-TV-Format absolut untauglich ist: er vermag nur, ¹/80 des deutschen Volkes zu enthusiasmieren und nicht ein ¹/8. Wir hatten erwartet, daß sich das Spielchen heute abend in der Show von Herrn Schmidt umgekehrt wiederholen würde, aber das geschah nicht: kein Glasauge weit und breit. Schade eigentlich.
Zurück aus den Niederungen der öffentlich-rechtlichen Unterhaltung brannte Herr Schmidt, die größte Subvention von Sat1, auf heimischem Boden ein Gag-Feuerwerk ab. Eine Studie, die uns Hausfrauen betrifft, an der Universität Glasgow habe herausgefunden, daß Putzen und Bügeln depressiv mache... in 200 Jahren gebe es keine Blondinen mehr (wie gut, daß es SPIEGEL ONLINE gibt)- wer moderiert dann Wetten, daß...? - Für Sie zu Hause: Ihre Frau hat keine Migräne, sie ist am Aussterben...
Power-Hans (Eichel) muß 10 Milliarden Subventionen abbauen- Privilegien werden gestrichen- hauptsächlich bei Unterprivilegierten. Herr Schmidt machte daraus eine Glanznummer. Sinnloser Gang eines simulierten ARD-Moderators, inklusive Kamera-Fehlschnitt, zu einem Tisch mit der Versuchsanordnung: eine altmodische Tafel-Waage, auf der einen Seite 1o Kilo Subventions-Gewichte, auf der andern Seite Symbole für Subventions-Sparmöglichkeiten bei Blumen, Hundefutter, Katzenfutter, Vogelfutter, Bewirtungskosten, Agrardiesel, Milch etc.
Irgendwie schaffte Herr Schmidt die Kurve zu postklimakterischen Besserverdiener-Frauen, die ihm immer, wenn ich morgens in meinem Park lustwandele, begegneten beim WALKING... mit Lidschatten in Krampfadernmagenta: dieser Frauentyp hält sich frisch, während der Alte die Tippse nagelt... wozu die Anstrengung? Es ist doch eh gelaufen...
Neuer Liebling des Monats: der Rowdy mit dem Karnickelgriff, Oliver Kahn... Julian Nida-Rümelin (des Kanzlers Kulturpudel), Dallas, Bibel.tv und Möllemann waren chancenlos.
Talkgast: in einem Recycling-Fummel die Plattenauflegerin Marusha, die von Leuten mit undifferenziertem Hörvermögen überschätzt wird.****
QUOTE: 1,01 Mio/ 9,1%
2. Oktober 2002:
Hatte Herr Schmidt, der Moderator der deutschen Einheit, einen Friseur-Unfall? Auf der Scheitel-Gegenseite klaffte im Haar eine Spät-Pimpf-Lücke...
Stand-up na ja: In Schleswig-Hostein gebe es für Schüler Workshops zum Saufen lernen- früher bei uns hieß das Klassenfahrt... Saufen oder kiffen nie gleichzeitig mit Ecstasy! Leider dementierte Herr Schmidt die Ente nicht, daß die Blonden in 200 Jahren aussterben würden- SPIEGEL ONLINE tat's heute.
Herr Schmidt zeigte den Titel vom neuen stern: das gleiche Foto von Joschka F. wie auf dem SZ-magazin vor 14 Tagen- dem Publikum war's egal, es ist eben nicht alles zwingend lustig, mußte Herr Schmidt zugeben.
Schwache Sprachparodie der Polit-Mumie Kohl zum Tag der der deutschen Einheit. Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen), die Flöte vom Dienst, pfiff Winds of Change (und wollte, begeistert über sich selbst, gar nicht mehr aufhören- ist er etwa mit Ilse Werner verwandt?), während Susanna, die Neger-Trägerin, unter dem Brandenburger Tor aus Pappe Limbo stümperte. Den Limbo mußte naturgemäß auch Herr Schmidt probieren, wobei das Brandenburger Tor zu Bruch ging. So ist er eben.
Herr Schmidt kündigte eine echte Quiz-Sensation an : Wer weiß alles über Andrack & Zerlett? Ein Klaus aus Lippe, ein Buchhalter-Nichts, das alle Vorurteile über diesen Berufsstand bestätigte, kassierte 400€. Herr Schmidt fragte ab, wem ein Babyfoto, der Lieblingscomic, der Kindheitsurlaubsort, die erste Schallplatte, eine Kinderzeichnung , ein Strandkorb zuzuordnen sei. Gähn, schnarch.
Immerhin erfuhr man, daß der Lieblingscomic von Herrn Schmidt als Kind BESSY war (Anmerkung: Der ungeheure Fernseherfolg von Lassie wurde zwar auch in einigen Comic-Adaptionen ausgeschlachtet, doch aufgrund der ungeheuren Beliebtheit der TV-Colliehündin startete in Belgien 1952 die bewußt ähnlich klingende Comic-Serie "Bessy", gezeichnet und erzählt von Willy Vandersteen und Karel Verschuere. Schon 1958 war die Serie in Deutschland in dem Comic-Magazin "Pony" zu finden, 1961 wurde sie in dem Heft "Felix" fortgesetzt und ab 1965 erhielt Bessy eine eigene Heftreihe. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Serie Bessy zwar im Fahrwasser von Lassie entstanden ist, sich aber im Laufe der Zeit eigenständig entwickelte. In ihrem charakterlichen Wesen [Tapferkeit, Anhänglichkeit, Klugheit] stehen sie sich aber in nichts nach und gehören somit beide zur großen Familie derjenigen Haustiere, die wohl jeder gerne zum Freund haben möchte.)
Beste Quiz-Pointe: Knecht Andrack, der tumbe Tor, hielt den großen Onkel für ein Geschlechtsteil. Natürlich konnte Herr Schmidt sich einen Gang über den großen Onkel nicht verkneifen.
Talkgast: die schauspielernde Dr.med. Christiane Paul- als wär's ein Auftritt von Marianne Koch, vor 3o Jahren. Gibt's denn gar nichts Neues mehr unter der Sonne?**
QUOTE: 1,85 Mio/ 14,7%
INTERMEZZO 6: GEGENGIFT
Kultfigur: Person, Persönlichkeit, in der eine bestimmte Gruppe die Verkörperung ihres eigenen Lebensgefühls, ihrer Wünsche und Vorstellungen sieht.
Duden, Das große Wörterbuch der Deutschen Sprache, Mannheim, 1999
Kult: (Kultus) [lat.], 1) Religionsgeschichte: die geregelte Form des Umgangs mit dem Göttlichen bzw. dem Heiligen, die gekennzeichnet ist durch: 1. die Intention der Verehrung der Gottheit, der Förderung des menschlichen Lebens oder der Abwehr schadenbringender Mächte; 2. den Kultort (Kultstätte, Kultraum, Sakralraum), in dem die Kulthandlungen (Ritus) wie Opfer, Initiationsriten, kultisches Mahl, Tänze, Prozessionen, Gebete u. a. vorgenommen werden; 3. die Kultgegenstände wie Bilder, Symbole, Opfergerät u. a.; 4. die heilige Zeit (Festzeit, Festtage), in der der Kult vollzogen wird.
2) allgemein: heute auch die unkritische Beteiligung von Menschengruppen an jeweils modernen Formen des Verhaltens, der Kleidung usw., der Verehrung einer Person sowie die übertriebene Sorgfalt im Umgang mit einer Sache.
Meyers Lexikon, Das Wissen von A-Z, 1993
Der Personenkult um die Medienstars läßt sich auf autoritäre Charakterstrukturen zurückführen. Die Wurzeln liegen in einer Erziehung, die von frühester Kindheit an eine freie Entfaltung verhindert und auf der Unterordnung gegenüber Autoritäten in fast allen Lebensbereichen basiert. Aus dieser Entwicklung heraus entsteht eine Persönlichkeitsstruktur, welche eine Orientierung an Führern, imaginären Göttern oder Stars sucht, die bis zur völligen Unterwerfung reichen kann. Die eigenen unterdrückten Bedürfnisse werden auf die Leitfiguren übertragen, und deren Werteordnung wird übernommen.
Anonymer Analytiker im Internet
4. Oktober 2002:
Seltsam: eigentlich weiß man –inzwischen- schon, wie die Show wird, wenn Herr Schmidt rauskommt- ein Blick ins Face und aufs Outfit genügt bereits. Heute kam er wieder in diesem ekelhaftem Rostbraun (das so blaß macht und nicht zum Grauhaar paßt), dazu ein hellblaues Hemd mit vorgestrigem Kragen und lachsfarbener Krawatte, und die Ärmel des Jacketts waren zu lang: ein klassischer Fall für die Altkleidersammlung. Und in den Nebencontainer am besten gleich die Ausstatterin.
Der Brief von Bush an Rau hätte Vorlage für eine grandiose Nummer sein können, wurde von Herrn Schmidt, dem Brandenburger Torwart, jedoch nur verbal als eine Art Begnadigung gewürdigt, in Erinnerung an Bushs texanische Gnadenlosigkeit. Naheliegend der Gag zur Enthüllung des renovierten Brandenburger Tors: Für Clinton war's der größte Reißverschluß seit Monica Lewinsky.
Helmut Zerlett und seine Schrammelbuben hatten den Cancan aus Offenbachs Orpheus in der Unterwelt nicht drauf: üben, üben, üben. Vorher.
Herr Schmidt kolportierte aus der Neuen Zürcher Zeitung den witzigsten Witz der Welt, der bei einer Internet-Umfrage unter 40 000 Usern ermittelt wurde. Er war so schlecht, daß wir ihn bereits vergessen haben und auch nicht aus dem Mitschnitt zusammenbacken wollen. Wenn es schon WITZE sein müssen, empfehlen wir diese (aber auch die müssen nicht sein).
Anschließend plünderte Herr Schmidt noch drei Reisekataloge für den Weihnachtsurlaub: ganz nett, aber zu lang (wieder diese Sendezeitschinderei). Die DomRep hatte es ihm angetan (All inclusive, Strandnähe, Fun). In den Prospekten sitzt immer eine Frau auf dem Bett; in einem Hotel gibt es einen 24-Stunden-Arzt-Service und Alkohol 24 Stunden an vier Bars. Herr Schmidt log dem Publikum vor, ab 26. Dezember im Hodelpa Caribe Club zu sein, aber Silvester möchte er auf dem Zimmer essen.
Wir dachten schon, Herr Schmidt ließe mal wieder seine soziale Ader zur Ader, als er einen Uraltfreund, der ihn vom Augsburger Stadttheater zum Düsseldorfer Kom(m)ödchen übergeführt hat (Ein großes Glück für die Menschheit, bemerkte dazu Knecht Andrack [mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen], die marklose Knochenbeilage der Show. Herr Schmidt: Mach 'ne Woche Urlaub extra. - Warum nicht länger?), den Kabarettisten MICHAEL QUAST, als Talkgast begrüßte- aber dieser hat eine phänomenale Begabung: er kann ganz toll akustisch einen Wassertropfen machen (und noch viel viel mehr). Was mag da wohl in dessen bisheriger Karriere schiefgelaufen sein? Ein solcher Extra-Dry-Man sollte unbedingt eine eigene TV-Show kriegen- er könnte aufräumen beim Youngster-Comedy-Abschaum à la Stefan Raab. WE WANT QUAST! Nur dieses Gastes wegen ****.
QUOTE: 1,04 Mio/ 7,6%
PS Im Web gefunden: ein höchst aufschlußreiches Interview mit Herrn Schmidt, aus der Stein- oder Bronzezeit. Es ergänzt wesentlich sein Psychogramm. Selbst bei bestem Willen gelang es uns nicht, es in unseren Ein- & Auslassungen unterzubringen. In bei Herrn Schmidt erlernter Manier bekennen wir offen unsere Integrationsunfähigkeit und präsentieren (selbstverständlich unautorisiert) das Interview hier.
8. Oktober 2002:
Bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises am
Samstag glänzte Herr Schmidt durch Abwesenheit, auf der Bühne nolens, im Parkett volens. Aber was sollte er
auch im Coloneum? Er hat den Preis ja bereits (mehrfach, wenn wir uns
richtig erinnern). Diese Art von Preisen dient der Steigerung des Marktwertes,
und der von Herrn Schmidt ist sowieso bereits gigantisch und kaum noch
steigerungsfähig, also lieber Couch & Chips. Und in der Glotze kam das
pelzige Dekolleté von Fummel-Knubbel Dirk Bach doch auch viel besser: so
richtig schön ekelhaft.
Nach den Geisterautos des Hintertreppenjournalisten
Ulrich Meyer (Der Täter war der Marder) feierten wir ein Wiedersehen mit
der lachsfarbenen Krawatte von Herrn Schmidt. Sein Stand-up: NRW, das beste
Bundesland der Welt, stellt mit Wolfgang Clement in Berlin den
Superminister, auch mit Abitur in NRW kann man es zu etwas bringen. Bis
2004 werde in den neuen Ländern jedes Dorf ein neues Trickfilmstudio haben:
Ossiwood. (Anspielung auf die Oberhausener Millionenpleite.)
Gutgemeinte Sprachkritik am inflationären Gebrauch von Super,
die im stupiden Publikum verpuffte- vielleicht war sie ja auch nicht super.
Wolfgang Clements Auf- oder Abstieg forderte Herrn Schmidt
zum großen Städtevergleich Düsseldorf-
Berlin heraus. Die Kriterien: Bummelfaktor: Kö – Kudamm, Partyfaktor: Love
Parade – Karneval, Bierfaktor, Geniefaktor: Joseph Beuys - Heiner Müller,
Luderfaktor: Ariane Sommer –Ute Ohoven, Symbolfigur-Faktor: Rädschläger
–Berliner Bär, Kabarett-Legendenfaktor: Lore Lorentz –Didi Hallervorden,
Medienstandortfaktor: Coloneum (in D'dorf!) –Babelsberg (Marlene Dietrich dreht da ja
noch heute!), Arenafaktor: Fortuna-Stadion –Olympia-Stadion,
Rennstreckenfaktor: Mörsenbroicher Ei - Avus, Entfernungsfaktor Düsseldorf –
Bochum (Clements Geburtsort)- Berlin, Intellektueller Spitzenprominenten-Faktor:
Campino –Udo Waltz (Frisööör)... Resultat: 11:6 Punkte für Düsseldorf...
kein schlechter Einfall, aber ohne jedes Timing... was reimt sich wohl auf Kürze?
Beim Party-Faktor fragte Herr Schmidt Knecht Andrack (mit
CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen): Gab's
Nazis im Kölner Karneval? Der Tropf meinte: Nein! (Anscheinend
ist ihm der widerwärtige Antisemitismus der Kölner Karnevalisten im Dritten
Reich nicht bekannt: 1936, als die Juden in Deutschland längst unter den Nürnberger
Rassegesetzen zu leiden hatten, konnte man im Kölner Rosenmontagszug eine
Gestalt sehen, die einen Paragrafen symbolisierte und mit schweren schwarzen
Stiefeln auf dem Ende einer großen Krawatte herumtrampelte. Der Träger der
Krawatte stellte die Karikatur eines Juden dar, der - so konnte man das Machwerk
deuten - regelrecht stranguliert wurde. Auch in den folgenden Jahren gab es
immer wieder unverhohlene antisemitische Hetze in den Rosenmontagszügen. Da
wurde mit dem Titel "Der Pirat von New York" der jüdische Bürgermeister
der Stadt, Laguardia, als überdimensionales Großmaul in einem Jauchefass
sitzend dargestellt. Dazu die Erklärung: "Sein Weltrekord. Die größte
Schnauze." Auf einem anderen Wagen suchte "der moderne Diogenes"
Kamele, dabei unterstützten ihn als orthodoxe Juden verkleidete Männer mit Bärten
und Hakennasen. Und dem Wagen voran schritt eine Fußtruppe mit dem Namen
"Ortsgruppe Tel Aviv". Aus einer Rezension zu Hildegard Brog: Was
auch passiert: D'r Zoch kütt! : die Geschichte des rheinischen Karnevals.
Frankfurt: Campus 2000.)
Herr Schmidt schloß das unleidliche Thema mit der verblüffenden
Erkenntnis: Der Zweite Weltkrieg war länger als eine Mozart-Sonate... Mozart
war kein Nazi... Tolles Gefühl, wenn ich abends noch die Geschichte klarstellen
kann.
Unser dritter Lacher: bei TV-Schnipseln vom Wochenende mit
der profunden Frage WARUM?. Zwar beim saublöden Raab geklaut, aber
ausbaufähig. Alter Theaterschnack: lieber gut geklaut, als selbst schlecht
erfunden.
Dann noch ein (entbehrlicher) Service fürs Volk: die österreichische
Fußballbundesliga samt geographischen Standorten (weil Christoph Daum ja in
Wien –nicht im alpinen Schneegebiet- einen neuen Job gefunden hat), bei denen
Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen)
erneut seine schon bekannte Ahnungslosigkeit bewies. Auch mit der Placierung von
Bad Honnef, Unkel und Linz am Rhein in NRW oder Rheinland-Pfalz hatte er
Schwierigkeiten. Solche geographischen Petitessen bedeuten für Herrn Schmidt
natürlich kein Problem: Was wir alles wissen, das ist der Wahnsinn...Wir
vergeuden uns hier abends in so einer Kaschperlsendung und haben wirklich ein
Wissen, das ist allumfassend.
Als Talkgast wiederum ein Litfaßsäulchen des Konzerns:
eine Dr. med.Verena Breitenbach, Gynäkologin
aus der Nähe von Ulm, die bei Pro7 eine medizinische Help-Show
moderieren wird. Der Hypochonder in Herrn Schmidt schmeichelte charmant: Ihre
Erscheinung hilft Ihnen im Fernsehen auch enorm. Wie bitte? Vulgär
geschminkter Riesenmund von Ohr zu Ohr, viel Zähne. Quietschstimme, schwäbisch
getönt. Zum Problem Soll ich mein Jungfernhäutchen wieder zunähen lassen?
empfahl Herr Schmidt: In den
Finger schneiden, wie früher. An dieser Dame wird das marode deutsche
Gesundheitswesen nicht genesen.***
QUOTE: 1,02 Mio/ 9,1%
9. Oktober 2002:
Die Comedy des Tages fand heute nicht bei Herrn Schmidt
statt, sondern auf der Pressekonferenz der Bahn AG zur neuen Tarifstruktur:
Bahnchef Mehdorn trat als Loriot auf und hatte auch eine Evelyn Hamann an seiner
Seite, die endlos Fahrpreisbeispiele vorlas. Leider wurde dieses Event von Herrn
Schmidt und den Seinen verpennt.
Saftloses müdes Stand-up: Die Autoren stellen fest,
ihre Manuskripte werden von immer wenigen Verlagen abgelehnt- das zur
Frankfurter Buchmesse... Da hat doch letzte Woche noch mein letzter Film
gefloppt- Schauspieler zur Insolvenz der Ufa-Kinokette.
Hauptact: Da die anstehenden politischen Aufgaben eines
Herkules bedürften, servierte Herr Schmidt eine trivialisierte Aufbereitung
seiner Genealogie- griechischer Mythos platt, in dürren Worten (die
Namen teilweise von Karten abgelesen), mit putzigen Figürchen. Eine zähe
Albernheit. Aber Hauptsache, die Werkstätten waren mal wieder beschäftigt.
Herrn Schmidt trieb die Ahnung eines Anrufs aus dem
Hauptquartier um: Du, das war's jetzt langsam!
Möge ein solcher Anruf noch lange auf sich warten lassen- auch wenn
bereits heute das Werbeaufkommen so spärlich war, daß Sat1 mit
Eigenwerbung die Löcher stopfen mußte.
Talkgast: die ehemalige grüne Gesundheitsministerin Andrea
Fischer, die neuerdings bei n (money)-tv den Grünen Salon
moderiert. Welch eine Karriere!*
QUOTE: 1,25 Mio/ 10,7%
INTERMEZZO 7: KASSENSTURZ
Pecunia non olet- wir gehören nicht zu denjenigen, die
Herrn Schmidt seine überdurchschnittlichen Einkünfte neiden. Er ist ein
leuchtendes Beispiel dafür, daß sich Leistung selbst hierzulande lohnen kann.
Es ist mehr als recht & billig, daß Herr Schmidt sich
von Sat1 nicht als leitender Angestellter bezahlen läßt (wie unter dem
Diktat der ARD), sondern als freier Unternehmer auftritt, der vom
Werbekuchen mehr als die Brösel einfordert: ein Werbeblock für mich, zwei für
euch- und immer noch macht der Sender durch Herrn Schmidt einen Riesenreibach.
Denn Sat1 ist nicht die Caritas.
Im Theater heute-Interview wurden Zahlen genannt,
die Herr Schmidt nicht dementierte und die mit Schätzungen anderer Quellen
einigermaßen übereinstimmen: danach zahlt
Sat1 pro fix-und-fertige Show an Bonito 100 000 €, das
macht bei ca. 170 Shows pro anno 17 Millionen €. In einem WamS-Interview
wurde das Einkommen von Herrn Schmidt
auf 7 Millionen € geschätzt, von ihm auch undementiert, da sicher zu
niedrig. Wir schätzen den Umsatz von Bonito auf 20 Millionen € pro
anno, von denen Herr Schmidt selbst die Hälfte, also 10 Millionen €,
kassiert, allerdings vor Steuer. Von der Kreativität seiner
Steuerberater dürfte abhängen, wieviel bei ihm landet: es sollten mindestens 6
Millionen € sein, wenn sie etwas taugen- wenn sie genial sind, natürlich
mehr. Herr Schmidt hat den Vorteil, daß er sein eigener Produzent ist und
grandios abschreiben kann.
Nur so läßt sich der immense Personalaufwand erklären,
den Herr Schmidt betreibt: die Firma hat ca. 90 Mitarbeiter, feste & freie-
für ca. d r e i Sendestunden (!) pro Sendewoche (wenn's gut läuft, füllt
die vierte Stunde, gestückelt, ja Werbung). Jedem Medien-Unternehmensberater
sträuben sich bei einer so üppigen Betriebswirtschaft die Haare (was kosten
allein Helmut Zerlett & seine Big Band!). Und Herr Schmidt, der TV-Sonnenkönig,
ist anscheinend höchst großzügig
gegenüber seinem Hofstaat (beste Catering-Kantine, luxuriöse Dienstreisen,
Fortbildungskurse, komfortabelste Büro-Ausstattungen, Cartier-Feuerzeug
für Susanna zu Weihnachten etc.), alles nach dem Motto altgedienter
Provinztheaterintendanten: Hauptsache, das Betriebsklima stimmt! Diese
soziale Einstellung ehrt Herrn Schmidt (auch wenn sie natürlich nicht nur altruistisch ist).
Als knickeriger Schwabe allerdings zeigt er sich, wenn's um das Peanuts-Honorar
für einen gesendeten Zuschauerwitz geht: NIX. Nicht mal läppische 100 €. Nur
DIE EHRE. Das ist unter Ihrem Niveau, Herr Schmidt. Da wird gespart am falschen
Ende- bei Ihrer K u n d s c h a f t.
Für jemanden, der in Herrn Schmidts Firma arbeitet, dürfte
vielleicht –falls er Hirn hat- die Vorstellung befremdend sein, daß der Boß
an einem einzigen Tag den Jahresverdienst etlicher seiner Zuarbeiter
einstreicht, für uns als Connaisseure jedoch nicht. Warum finden wir es absolut
unanstößig, daß Herr Schmidt wesentlich mehr als der Bundeskanzler verdient,
mehr als etliche Vorstandsvorsitzende großer börsennotierter Konzerne?
Vorstandsvorsitzende und ein Bundeskanzler sind austauschbar- Herr Schmidt ist
einmalig. Und im Vergleich zu Michael Schumacher und den ALDI-Brothers
ist er doch eine arme Kirchenmaus, oder? Und selbst Günter Jauch –dem
inzwischen angeblich halb Potsdam gehört- übertrumpft ja noch Herrn Schmidt,
der zudem an der Börse schmerzlichste Verluste erleiden mußte: der HErr hat's
gegeben, der HErr hat's genommen. Gelobt sei der HErr.
10. Oktober 2002:
Endlich, endlich in der Late Night Show die so langersehnte Elégance, der so lang ersehnte Luxus: Herr Schmidt ließ sich von Christian Bonnet, dem letzten lunetier écailliste in Frankreich, eine Onassis-Hammerbrille anmessen, aus echtem Schildpatt der Karette (Eretmochelys imbricata bissa : Pazifische Karette - Eretmochelys imbricata imbricata: Atlantische Karette) . 2000 € kostet das gute Stück (ohne Gläser). Herr Schmidt sagt JA zur Décadence, er gehöre nicht zur Schildkrötenlobby. Als Bewunderer von Joris-Karl Huysmans delektierte er sich an der Vergoldung einer Schildkröte und zeigte sich beeindruckt von einem seiner Romanhelden (Jean Des Esseintes), der aus ästhetischen Gründen seinen Dienern die Vermummung befahl, weil er ihre Häßlichkeit nicht ertrug. Wann ist es so weit, daß Zerlett & Band verschleiert auftreten?
Leute, werft eure Fielmann-Brillen weg! Das gilt natürlich nicht für Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen), der in seiner Geschmacklosigkeit Plastik vorzieht, er hat nicht das Onassis-Feeling, außerdem ist sein Gesicht nicht fein genug dafür. Jedesmal, wenn wir Herrn Schmidt mit seinem Knecht erleben, kommt uns der Titel eines Thomas-Bernhard-Stückes in den Sinn: Der Ignorant und der Wahnsinnige.
Gegen das absolute Brillen-Highlight waren zwei Petitessen chancenlos: Teamkollegen grüßen Verwandte & Bekannte aus dem verträumten romantischen Rahmen (mit einer Gummibären-Zierleiste)- Uwe grüßte Marco & Michaela. Na ja.
Und Hausmeister Peter Helf bei seiner Diät in der scheußlichen Bonito-Turnhallenkantine (wo ja auch die Weihnachtsfeierorgien stattfinden): 4,5 Kilo hat er bereits abgespeckt. Na ja.
Zum Schluß verhunzten die beiden türkischen Schwestern Ferhan & Ferzan Önder an zwei Flügeln Vivaldi. Wenn schon türkische Schwestern, die zusammen an zwei Flügeln spielen, dann Güher & Süher Pekinel.****
QUOTE: 1,18 Mio/ 10,5%
11. Oktober 2002:
Die plumpe Anke E. verzögerte den Beginn der Show von Herrn Schmidt- allmählich sollte da mal ein Anruf in der Sat1-Chefetage fällig werden.
Herr Schmidt in Höchstform: endlich wiedergefunden die zwischenzeitlich verschollene Gag-Kalaschnikow. Stand-up zum Welt-Alltag: In meinem Kühlschrank haben im Tiramisu die Salmonellen reingefeiert... die neuen Bio-Eier sind so gesund, Sie können die Pappe mitessen... Dann zum Kauf der WM- und Bundesliga-Fußballrechte für 3oo Millionen € durch Günter Netzer: Hat mich schon nachdenklich gemacht, was man sich als ARD-Mitarbeiter alles so leisten kann... Netzer: der Lebensabschnittspartner von Gerhard Delling... Und: Wir wären nicht Deutschlands Kultursender Nummer 1, wenn wir nicht darauf hinweisen würden: Heute vor 30 Jahren hat Joseph Beuys den berühmten Satz gesprochen: Jeder Mensch ist ein Künstler... Rainer Calmund ist ein ganzes Museum...
Herr Schmidt zitierte einen Peter Richter aus der FAS: das Publikum der Schmidt-Show, das sich über Ossi-Möbel amüsiert habe, verdiene es, daß man ihm mit seinen Philipp-Starck-Kerzenständern die Alessi-Pretiosen in Bruch schlägt. Herr Schmidt: Meine Philipp-Starck-Periode ist vorbei... Ich habe Wasserhähne jetzt kennengelernt, die präziser schließen...wenn ich höre, ein Hotel wurde von Philipp Starck eingerichtet, dann ist das toll, aber ich geh woanders hin.... und Alessi: ein Gott für mich- diese Löcher in den Obstkörben.
Hochkulturell ein kurzer Schlenker zur Frankfurter Buchmesse mit einem Zitat des spätpubertären Neu-Literaten David Foster Wallace: Ich weiß jetzt, wie Sonnenmilch riecht, wenn sie auf 20 000 Kilo Fett verteilt wird. Boshaftes Bilderrätsel von der Messe mit jeweils drei Fragen.
Dann eine exorbitante Glanznummer von Herrn Schmidt, mit Chancen für den Best-of-Olymp: Deutschland, deine Stühle. Ein Ionesco-Stühle-Sammelsurium, die Stühle einzeln klassifiziert und kommentiert von Herrn Schmidt- Antiquitäten: alt und kuschelig... gegen die Kälte in unserer Gesellschaft. Sein Lieblingsstuhl: der Talkstuhl von Alfred Biolek. Oder ist es ein Walter-Kempowski-Stuhl? Und was für einen Stuhl hat Günter Grass? Das beiläufig Superschlichte... bei Nobelpreisträgers zu Hause... Grass sitzt da, raucht und spricht ewige Weisheiten... während unsereins, der Kleinbürger, der Spießer versucht, übers Mobiliar sich in eine andere geistige Liga hochzubringen, hat der Nobelpreisträger einen superpopeligen Klappstuhl, weil er Äußerlichkeiten gar nicht braucht... Und dergleichen Schönes mehr: Hier kann man den Alturin riechen... anstatt ins Heim zu geben...... Nachbau des Freischwingermodells (Mies van der Rohe, aus Aachen, 1886-1969): keine reißfesten Nähte... Bistrostuhl hält lange: vier Wochen, wenn Sie Kinder haben... der Wir-wollen-nicht mehr-so spießig-leben-wie unsere-Eltern-Stuhl, daraus ißt man auch Tofu. Herr Schmidt besitzt selbst so eine Art Freischwingerstuhl mit Korbgeflecht, sitzt aber am liebsten auf einem Trip Trap-Stuhl: Holzgewordene Pädagogik... wächst mit dem Kind mit... immer wenn das Kind wächst, nachmittags oder so... der Hallenmehrzweckstuhl: eine Nummer in der Nummer...
Gerne sähen wir es, wenn sich Herrn Schmidts Show immer mehr zu einem JOURNAL DES LUXUS UND DER MODEN entwickelte. Gestern ja bereits ein höchst gelungener Auftakt. Herr Schmidt als arbiter elegantiarum: Als nächstes, schlagen wir vor, die Maßanfertigung von Schuhen, selbstverständlich nur bei John Lobb in London (Berluti/ Paris wird von Bubi Christian Kracht getragen, ist für Herrn Schmidt also untragbar); für 1500 € -preiswerter als die Onassis-Brille!- sind Sie dabei, Herr Schmidt. So ließe sich das ordinäre Projekt 04/06 geschmeidig ablösen durch ein Projekt zur Schürung des Sozialneids, das einen prickelnden Hauch von Klassenkampf in die bisweilen lahmende Late Night Show brächte. Weg vom Kleinbürgerlichen! Weg von der Nürtinger Rauhfaser - hin zur Goldledertapete!
Auch der Talkgast stimmte diesmal: Hape Kerkeling (etwas frisch hier), der sein 20jähriges Bühnenjubiläum feiern kann.*****
QUOTE: 1,15 Mio/ 10,2%
INTERMEZZO 8: KLEINES HARALD-SCHMIDT-ABC
A
ndrack, Manuel: Herrn Schmidts Knecht (mt CK, der Muskeln wie ein Tier
hat, genannt Bärchen), am besten
h i n t e r den Kulissen
B
onito: Comedy-Imperium auf Zeit, von Sat.1-Gnaden, in Köln-Bronx
C
omedy: Herr Schmidt im deutschen TV der Größte, z.Zt. (unter den Zwergen)
D
andyismus: bei Herrn Schmidt noch erheblich ausbaufähig
E jakulation: verbal sublimiert auch als trockener Witz möglich
F icken: früher für den Führer, heute für Herrn Schmidts nächste
Publikumsgeneration
G
eschlechtsverkehr: zum Glück kein Thema beim katholischen Herrn Schmidt
H
elmut Zerlett: leider nicht dubi-dubi-du, aber für 'n Porsche reicht's
I
ronie: Perlen vor die Säue geworfen- versteht das Volk
sowieso nicht
J ackpot: was am Jahresende für Herrn Schmidt auf dem Konto bleibt
K
rankeiten: der Stoff, aus dem Herrn Schmidts Alp- &Wunschträume als
Hypochonder sind
L angeweile: bisweilen verbreitet sie selbst auch Herr Schmidt
M adame Nathalie: manchmal eine Nervensäge
N
ürtingen: Heimatscholle (klebt oft peinlich an Herrn Schmidts Sohlen), trotzdem
Kreativitätsquell
O
ssis: beliebte Aggressionsattrappen für Herrn Schmidt
P
olen: das von Herrn Schmidt GELOBTE LAND
Q
uark: getretener wird breit, nicht stark (Herrn Schmidt ins Stammbuch
geschrieben, von J.W. Goethe)
R ütten, Peter: Chefautor von Herrn Schmidt, gescheiter Zeitgenosse,
Stimmwunder
S crewball Comedy: frech, unverschämt & schnell- Herr Schmidt kann's
(wenn er in Form ist)
T alkgäste: meistens kleine Gewerbetreibende, die nichts zu sagen haben
U rologe: Erzfeind von Herrn Schmidt
V
iagra: eines der Grundnahrungsmittel von Herrn Schmidt
W
erbung: Goldesel, der Euros scheißt
X
anthippen: Sammelbegriff für Herrn Schmidts Frauenfeindlichkeit (Bettina
Böttinger; klug: die Fraternisierung mit Alice Schwarzer)
Y
achten: davon besitzt Herr Schmidt bekanntlich zahllose
Z
ynismus: wird von Herrn Schmidt gern benutzt, leider oft zu soft
15. Oktober 2002:
Abenteuerlich die Formschwankungen von Herrn Schmidt: er kann genial sein, und er kann grottenschlecht sein. Heute mußten wir in die Grotte. Was lehrt uns das? Der Mensch ist kein Witz-Gag-Pointen-Automat.
Die 30 wichtigsten Männer im Fußball interessieren uns- n i c h t.
Eine neue Rubrik: Helmut Zerlett empfiehlt CDs- auf dieses product placement können wir getrost verzichten. Überdies ist Zerlett ein Jammerlappen, der sich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung als tragische Figur zu stilisieren versuchte. Dafür verdient er die Höchststrafe: zukünftig die Leitung des Kurorchesters in Bad Salzuflen oder Bad Oeynhausen.
Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen) wußte nichts mit dem Wort EPHEMER anzufangen: typisch- es bezeichnet ja i h n .
Herr Schmidt führte zwei Gesten vor, die er am Wochenende abgeguckt hatte: Armerudern von Tom Cruise in Minority Report und Laufen wie Ozzy Osborne.
Anschließend wollte Herr Schmidt demonstrieren, wie die Regierung sich flexibles Sparen vorstellt, verhedderte sich und gab's auf. War auch besser so.
Immerhin erfuhren wir –en passant-, daß Herr Schmidt mal vor neun Jahren Martha's Vineyard besuchte und beim Mieten eines Leihwagens keinen VIP-Rabatt erhielt: On this island everybody is a VIP. Es war Herrn Schmidt unfaßbar peinlich. Zu Recht.
Talkgast: der greise Ex-Fußballer Paul Breitner, der sich als Witzbold versuchte. Bauernstadl.*
QUOTE: 1,10 Mio/ 9,8%
16. Oktober 2002:
Immerhin eine leichte Steigerung zum Vortag. Aber Achtung, Herr Schmidt: Diesmal waren bereits etliche Werbespots (Ikea, FedEx, H & M, Porta, IBM, DKV, Ford, selbst Nescafé Nr.2) witziger als Ihre Show- wenn das so weitergeht, wäre das eine höchst innovative Entwicklung.
Herr Schmidt, der Koalitionsvertrag von Sat1, würdigte drei neue Superminster und Otto Schily als Alterspräsidenten des Deutschen Bundestags (ja: Tempus fugit!). Er gratulierte Günter Grass zum 75. in Reich-Ranicki-Manier: Mein liebärr Günterrr Grrrass. Für uns Gourmets war es selbstverständlich keine Überraschung, daß laut EU-Beschluß, Feta-Käse nur aus Griechenland kommen darf – wie Parmaschinken eben nur aus Parma (by the way: The name 'feta' means 'slice'. Perhaps its name comes from the way it is cut. Its color is white and it has irregular, small holes. It is the cheese with the largest consumption. It is made with sheep milk or a mixture of sheep and goat milk, providing that the amount of goat milk used does not supersede 30%); ähnlich sei Döner nur das, was aus Köln-Mülheim käme. Nicht verkneifen konnte Herr Schmidt sich den assoziierten Kalauer Feta-Foeten.
Zum Firmensport zerrte Herr Schmidt sein Team vor die Kamera: der Büroflur F 17 (mit einem Schwenk ins Chefbüro, wo auf einem Schreibtisch gerade gerammelt wurde) mußte als Bowling-Bahn herhalten (wieder alles ohne Timing) - Autor Markus warf eine Zehn, Herr Schmidt selbst, sympathisch unsportlich wie immer, hatte naturgemäß drei Fehlwürfe. Firmensport zur Gesunderhaltung des Teams, das um 12.30h bereits mit der Vorbereitung für die Abendsendung fertig sei- mit Sicherheit zu früh, wie wir heute wieder erleben mußten.
Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen) folgte dem Rat Hildegard von Bingens, indem er warmes Bier mit Honig trank, gegen eine Erkältung und andere Gebreste. Der Knecht schluckt offenbar alles.
Hat Herr Schmidt Lolita-Neigungen? Als Talkgast schon wieder eine Göre: Sarah Hannemann (12, fuchsige Haarmatte), hölzerne Darstellerin in dem (miserabel gecoverten) Klamauk-Trash Hilfe, ich bin ein Junge.**
QUOTE: 1,45 Mio/ 12,3%
17. Oktober 2002:
Heute wieder erstaunlich frisch, Herr Schmidt, der Alterspräsident von Sat1, der sich ganz politisch aktuell gab. Saddam Hussein habe seine Wahl mit 100% gewonnen- während die ARD noch in der ersten Hochrechnung nur auf 50% kam. Er habe es wie Schröder gemacht: voll auf den Irak gesetzt. Zur Lösung der niederländischen Regierungskrise empfahl er Milosevicz.
Herr Schmidt vergaß auch nicht Boris Becker, dessen Prozeß am 23. Oktober beginne. Live im TV der Gang in die Zelle, begleitet von Beckers Frage: Bin ich schon drin?
Helmut Zerlett präsentierte sich als Weinkenner und wußte, daß die Serviette um den Flaschenhals in Gastronomiekreisen CHARLY genannt wird, aber im Grunde piefig sei und nur auf dem Dorf benutzt werde. Herr Schmidt schlug eine eigene Wein-Show für Zerlett vor. Dieser verriet obendrein, daß er einmal mit seinem Duzfreund Wolfgang Tiefensee, dem Oberbürgermeister von Leipzig, in einem Hubschrauber zum Nürburgring geflogen sei, auf Kosten von BMW. Und Herr Schmidt wunderte sich.
Dann stellte er das neue Bundeskabinett (jung und dynamisch) vor- mit Jugendbildern: das reale Durchschnittsalter der Polit-Gruftis ist 59.
Japanische Wissenschaftler haben herausgefunden, daß Zwiebelenzyme verantwortlich sind für tränende Augen beim Zwiebelschneiden. Das mußte Herr Schmidt natürlich ausprobieren, aber es flossen keine Tränen, und er konnte den Lacher des Abends abschießen: Unser Hauptjob: Wir schälen die Zwiebeln für ALFREDISSIMO. Um Zwiebeln zu glasieren, hat Herr Schmidt zu Hause zehn Woks, da Pfannen Krebs verursachten. Teilweise trug Herr Schmidt beim Zwiebelschneiden eine Ozzy-Osbourne-Maske: Wenn jemand reinzappt, geht die Quote hoch: Was, Ozzy Osbourne, schneidet Zwiebeln?
Talkgast: die Ikone des deutschsprachigen Theaters und der begnadete Trinker (mit namensgraviertem Thekenstammplatz in der Paris Bar) Otto Sander. Er empfahl eine halbe bis ganze Flasche Rotwein täglich gegen Arteriosklerose, was das Spießerpublikum im Studio aufjaulen ließ. Außerdem stellte er ein Buch über sich vor (OTTO SANDER- Ein Hauch von Anarchie darf schon dabei sein) und erzählte Anekdoten aus der Kampfzeit der Berliner Schaubühne. Herr Schmidt verehrte dem heutigen Chefsprecher von E.ON eine Flasche Troplong Mondot (St. Emilion, 1995), die im Handel 67 £ kostet (ca. 100 €).
Zum Schluß machte Bro'Sis etwas Lärm.****
QUOTE: 1,30 Mio/ 11,3%
18. Oktober 2002:
Herr Schmidt anscheinend schon mit einem Bein in der Herbstpause: die Show nur noch als eine lästige Pflichtübung.
Einziger (& viel zu langer) Act: Rate die Berufe unserer phantastischen Bundestagsabgeordneten! Eine sympathische Publikums-Jutta aus Münster tippte meistens daneben angesichts der Porträt-Fotos (wie auch wir's getan hätten). Haben Sie noch Lust, oder langweilt's Sie? fragte Herr Schmidt Jutta und schob einen Trost-Fuffi 'rüber. Leider wurden WIR nicht gefragt. Eine Uraltnummer, für die Herr Schmidt Rente beantragen könnte.
Herr Schmidt bekannte, drei Unterlassungsklagen unterschrieben haben zu müssen. Wer die beleidigten Sieger waren, verriet er leider nicht. Offenbar gehen im Hause Bonito die Schmähungs-Anwälte ein und aus- UND DAS IST AUCH GUT SO.
Helmut Zerlett empfahl Ingwertee gegen kratzigen Hals. Das bemüßigte Herrn Schmidt zum Griff in die blödeste Kalauerkiste: er habe Ingwermatik studiert. Uaah.
Kollege Rüdiger Hoffmann stopfte mühsam mit einer seiner üblichen Beziehungskisten-Nummern Herrn Schmidts Faulheits-Loch.
Aimee Mann sang zum Schluß. Angenehme Stimme, aber die Person etwas starr & ziemlich langweilig.
Insgesamt: We were not amused. Durchstreichen und weitergehn. Abhaken und vergessen.*
QUOTE: 1,28 Mio/ 10,7%
Herr Schmidt & Co. verabschieden sich auf den Acker:
Kartoffelferien bis zum 29. Oktober 2002.
29. Oktober 2002:
Herr Schmidt und die Seinen zurück von der Feldforschung. Wenn einer eine Reise tut...
Herr Schmidt gab sich ganz en famille und erzählte -bestgelaunt- Schnurren aus seinem Kurzurlaub, nach dem Motto: Die Sendung mach ich mal ganz allein- ihr habt ja sowieso nix vorbereitet. Und er hat's dann auch mehr als solide durchgezogen. Zu dem Attribut Glänzend für die gesamte Show können wir uns trotzdem nicht durchringen: war doch ziemlich luftiges Schaumgebäck, wenig bißfest.
Herr Schmidt, der Herold des deutschen Pauschaltourismus und Bewährungshelfer von Boris Becker, urlaubte auf Gran Canaria- wie das Volk. Erste Sparmaßnahmen? Laut kress report verabschiedet sich Sat1 im nächsten Jahr von der Bundesliga- wie lange noch wird die Kohle für Herrn Schmidts Show glimmen?
Trotz weißen Rauchs aus den Gepäckfächern bei Condor zeigte sich Herr Schmidt begeistert von seinem Gran Canaria-Trip: Warum verlegt die Bundesregierung nicht ihren Sitz nach Gran Canaria?... Deutschland könnte so schön ein, wenn es 4000 Kilometer südlich läge. Letzteres denken wir auch.
Auf Gran Canaria geriet Herr Schmidt ins Visier zweier alter Fernsehhaß-Schrullen, für die er flugs die Namen Villarriba & Villabaja (wir erinnern uns an ein Geschirrspülmittel) erfand. Er trank Riesling Waltraut und trug zum Schwimmen blaue Shorts. Über den Weg liefen ihm Jochen Busse und Günter Wewel.
Helmut Zerlett urlaubte etwas eleganter: auf Mallorca, golfspielend. Auf dem Green traf er zufällig Sascha Hehn (Traumschiff) und Laurenz Meyer (CDU-Fuzzy); Clubmitglied Michael Douglas blieb unsichtbar. Ein Loch auf dem Golfplatz heißt Casa Claudia (Schiffer). Zerlett traf auch jemanden, der einmal in Herrn Schmidts Ex-Haus auf Mallorca gepinkelt hat.
Ein etwas müder Inseltest: Gran Canaria –Mallorca ging pari aus.
Nett der Hinweis auf die Website, die Flugmahlzeiten im Bild präsentiert. Herr Schmidt befand, daß er dringend einer Digicam bedürfe- wir können also einiges erwarten.
Talkgast Michaela Schaffrath alias Gina Wild (früher Porno-Queen, am vergangenen Wochenende Siegerin beim Frauenboxen auf RTL) war weniger peinlich als erwartet- auch wenn sie Haare auf den Zähnen hat.***
QUOTE: 1,09 Mio/ 9,2%
30. Oktober 2002:
Ein Wundertütenabend bei Herrn Schmidt: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, und jeder geht zufrieden aus dem Haus! (Goethe, Faust)
Zunächst wurde Loser Bayern München hämisch abgewatscht: Ist es nicht doch besser, wenn der Trainer kokst? Die nächste Ohrfeige für Kanzler Schröder, der bekanntlich seine Untertanen aufforderte, sich die Frage zu stellen: Was kann ich für Deutschland tun? Erfreulicherweise hatte Herr Schmidt die Antwort parat: NICHTS... der Kanzler färbt sich aus Sorge bald die Haare grau.
Musterung eines Fashion-Katalogs: Loden. Besonders angetan war Herr Schmidt von Lodenkotze und erinnerte einen Pennälerspruch: Klaus kommt in der Lodenjoppe, kriegt vom Lehrer Hodenkloppe.
Als neuen Besitzer von Sat1 begrüßte Herr Schmidt die Bayerische HypoVereinsbank und den Hamburger Heinrich-Bauer-Verlag und überlegte, ob er nun auf der hanseatischen Weihnachtsfeier Shanties singen solle.
Mit einer Top Coach Mappe spielte Herr Schmidt theoretisch durch, wie seine Show gebaut ist oder gebaut sein sollte. Das alles sei überflüssig, wenn er einem Kaninchen die Kehle durchbeiße und anschließend Günter Jauch als Gast hätte.
Um auch etwas zu sagen, sagte Helmut Zerlett, er stehe auf Röntgenaufnahmen und finde die Fotos supergeil. Zur Rheumaprophylaxe habe er seine Hände röntgen lassen. Herr Schmidt wagte die Diagnose: kein Rheuma, sondern Gicht- wegen Zerletts Alkoholkonsum.
Und noch eine Ohrfeige für den Kanzler: O Gott, er bügelt wieder! Mit Bügeln ist Schröders Verlegenheitsmotorik gemeint, einen Papierstapel exakt auf Kante zu bringen, ohne stoibereskes Gezappel. Bei der Regierungserklärung habe der Kanzler so exakt gebügelt, als wolle er den polnischen Putzfrauen in Berlin Konkurrenz machen.
Freudig griff Herr Schmidt Wolfgang Clements Phrase Wir brauchen eine Allianz der Erneuerung auf: durch die Biersauferei von Knecht Andrack (mit CK, der Muskeln wie ein Tier hat, genannt Bärchen) sei der Bierkonsum hierzulande um 20 Millionen Liter gesteigert worden- Andrack rettet Deutschland.
Und dann, dann das absolute Highlight, eine fabelhafte Nummer (muß für die Ewigkeit archiviert werden): Herr Schmidt erwarb sich unsterbliche Verdienste um die Mundhygiene, indem er gegen Mundgeruch einen ZUNGENSCHABER empfahl und vorführte: Sie werden damit 150- oder Sie enden mit Rheumaknoten an der Orgel.
Als Talkgast promotete der Schlauchbootlippenschauspieler Moritz Bleibtreu seinen Pizza-Film Solino und gab sich kosmopolitisch (Paris - New York – Rom – Venedig).*****
QUOTE: 1,72 Mio/ 15,0%
(Ist das Bonito-Dankesfreßpaket an den Bullen von Tölz auf dem Weg?)
31. Oktober 2002:
Zum ersten Mal war ein Talkgast besser als Herr Schmidt in der gesamten Show: Schauspieler Jürgen Vogel, der mit einem Ruinengebiß Karriere machte und seinen neuen Film Scherbentanz promotete.
Herr Schmidt trat in Roßapfelbraun auf, mit hellblauem Hemd und kanariengelber Krawatte- möge er doch endlich diese geschmacklose Gisela feuern, die ihm solche Klamotten aussucht. Soviel Vorstadt ist unerträglich.
Herr Schmidt kippte einen Kübel Hohn & Jauche aus über den neuen (potentiellen) Haupteigentümer der ProSiebenSat1 Media AG, den Heinrich-Bauer-Verlag, indem er hämisch dessen Drecks-Print-Produkte präsentierte- in der Tat ein Gully-Unternehmen: man kann gar nicht soviel fressen, wie man kotzen möchte, wenn man dessen Druckverbrechen besichtigt.
Unterirdisch schlecht war diese Show von Herrn Schmidt, aber für seinen Am-eigenen-Ast-Sägen-Mut bekommt er solidarisch selbstverständlich unseren höchsten Tapferkeitsorden. Nehmt euch in acht, Hamburger Bauern: wenn ihr volksverdummenden Profitgeier Herrn Schmidt ausknipst, wird es Krawall in der Republik geben- wie bei Augsteins Verhaftung, neulich vor 40 Jahren.*****
QUOTE: 1,27 Mio/ 9,4%
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