Site hosted by Angelfire.com: Build your free website today!

 

Der wohl berühmteste Knast

Das Zuchthaus Yuma

Gold- und Silberfunde und der Bau der Eisenbahn waren hauptsächlich der Grund für die steigende Kriminalität, besonders im südamerikanischen Westen. Der Ruf nach sicheren Gefängnissen und Zuchthäusern wurde immer lauter. Daraufhin beschloss das Parlament von Arizona im Jahre 1868 den Bau eines zentralen Zuchthauses. Aber erst 1875 wurde dieses Projekt verwirklicht, da Washington erst zu diesem Zeitpunkt bereit war, Gelder zu bewilligen. Das Zuchthaus sollte am Colorado River in der Nähe der Stadt Yuma gebaut werden. Nachdem die Stadt das Grundstück zu Verfügung gestellt, und Arizona eine Bundesanleihe von 25000 Dollar aufgenommen hatte, wurden die ersten Gebäude von sieben Häftlingen errichtet. Um Geld zu sparen, verwendete man Granit- und Kalksteine, die man in der Umgebung finden konnte. Außerdem wurden Lehmziegel benutzt, die auch schon die Mexikaner und Indianer zum Bau ihrer Hütten verwendeten.

Am 1. Juli bezogen die ersten Gefangenen ihre Unterkunft. Dabei handelte es sich um die Männer, die beim Bau der ersten Gebäude beteiligt waren. Der Gefangene mit der Nr. 1 hieß William Hall. Er musste eine lebenslange Haftstrafe wegen Totschlags absitzen. Der erste Direktor hieß George M. Thurlow. In kurzer Zeit wurden weitere Gebäude errichtet, wie z. B. eine Küche, eine Bäckerei und ein Fotostudio. Außerdem entstand ein Wasser- tank, der mit 100000 Liter Wasser aus dem Colorado River gefüllt werden konnte. Später wurde über diesem Tank ein Wachturm errichtet, von wo aus das gesamte Zucht- haus überblickt werden konnte. Die Gefängnismauer hatte eine Höhe von 4,8 bis 5,4 Meter. Sie war unten 2,5 Meter dick und verjüngte sich nach oben bis auf 1,5 Meter. Von hieraus konnten die Wärter den gesamten Zuchthaushof überwachen. Bald hatte der Komplex Platz für 32 Gefangene.

Für die Stadt Yuma war das Zuchthaus eine wahre Goldgrube. Durch die Lieferung diverser Güter an das Gefängnis florierten die ansässigen Geschäfte. Der Schiffsverkehr auf dem Colorado lebte auf, und viele Händler aus dem ganzen Land machten Station in der Stadt. Bald hatte der Ort sogar ein eigenes Stromnetz, das von einem Generator innerhalb des Gefängnisses gespeist wurde. So wurde aus dem kleinen Ort schon bald eine landesweit bekannte Stadt. Deshalb ist es auch kein Wunder, das die ansässige Zeitung über die Zustände im Zuchthaus nur positive Artikel veröffentlichte. Von einem "Reformzuchthaus" war die Rede, von komfortablen Zellen, und von einem humanitären Strafvollzug.

Tatsächlich sah die Wirklichkeit aber anders aus. Zwar gab es keine Unterschiede zu anderen Gefängnissen, was die Behandlung der Gefangenen betraf (strenge Verhaltens- regeln und Zwangsarbeit), das Zuchthaus von Yuma lag aber in einem Gebiet, in dem im Sommer eine Temperatur von über 45 Grad herrschen konnte. Körperliche Arbeit, die die Gefangenen bei diesen Temperaturen auf den Feldern oder in Steinbrüchen verrichten mussten, wurde zur Qual. In den Zellen, die teilweise mit 10 bis 12 Männer belegt waren, stieg die Luftfeuchtigkeit ins Unerträgliche. Im Winter hingegen, war es in den Zellen bitterkalt. Die Gefangenen hatten nur eine leichte Decke und eine Strohmatratze, sodass sie ihre Gefängniskleidung während der Nachtruhe nicht ausziehen konnten. Für die Notdurft gab es nur einen Eimer, der in einer Ecke stand und nur einmal am Tag geleert wurde. Bei diesen Temperaturen kam es oft zu Erkältungen mit anschließender Lungenentzündung. Außerdem gab es viele Fälle von Tuberkulose.

Im Jahre 1884 lag der Stand der Insassen bei 133. Mit der Eisenbahn, dem Schiff oder mit dem Pferd wurden die Gefangenen eingeliefert. Sie wurden dabei zunächst in Ketten gelegt, und dann auf den "Prison Hill" hinaufgetrieben. Manchmal wurden sie auch von einem vergitterten Gefangenenwagen abgeholt. Vor dem Haupttor, dem so genannten "Sallyport" wurden sie dann von bewaffneten Wächtern empfangen. Danach erhielten sie ihre Nummer und weitere Utensilien, wie Gefängniskleidung, Taschentücher, Handtücher und Zahnbürste. Bücher, eigenes Bettzeug und Fotos waren ebenfalls gestattet.

Wenn sich die Gefängnistore schlossen, war für viele Gefangene die Hoffnung dahin, das Zuchthaus jemals lebend zu verlassen. Dennoch gab es Insassen, die schon nach relativ kurzer Zeit begnadigt wurden. Einer davon hieß Frank Leslie, der wegen Mordes an einer Prostituierten zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Nach sieben Jahren wurde er wegen guter Führung entlassen. Es gab aber auch Gefangenen, die auf eine vorzeitige Entlassung nicht warten wollten. Zwar hatten einzelne Insassen kaum eine Chance, die gewaltigen Mauern zu überwinden, ein Gemeinschaftsausbruch erschien aber erfolg- versprechender zu sein. Im Juli 1884 kam es zu einer Gefängnisrevolte, dessen Anführer der Mexikaner Chico Wascaja war.

Dieser tötete zunächst einen Wächter mit einem Messer und schaltete dann mit dessen Gewehr den Wärter auf dem Wachturm aus, auf dem sich ein Maschinengewehr befand. Nachdem er einen weiteren Wächter umgebracht hatte, lief eine Gruppe von Gefangenen zum Haupttor, um es zu durchbrechen. Unterdessen hatte aber schon die Frau des Gefängnisdirektors Frank Ingalls den Wachturm bestiegen. Sie übernahm das Maschinen- gewehr, feuerte eine Gabe auf die Gefangenen und vereitelte so den Ausbruch. Einige Männer wurden getötet, andere standen mit erhobenen Händen an der Mauer. Noch im gleichen Jahr wurde ein zweites Maschinengewehr auf dem mittlerweile zweiten Wachturm aufgestellt.

Am 27. Oktober 1887 kam es zu einem weiteren Ausbruchsversuch. Zu diesem Zeit- punkt wurde das Zuchthaus von Thomas Gates geleitet. Der Mexikaner Librado Puebla - ein zu lebenslanger Haft verurteilter Mörder - nahm an jenem Tag Gates als Geisel, und lief mit weiteren sechs Gefangenen zum Haus des Direktors, nachdem er die Öffnung des Haupttors erzwungen hatte. Dort fand einer der Häftlinge einen Revolver, mit dem er das Feuer auf dem Wärter eröffnete, der auf dem Wachturm stand. Dieser erwiderte jedoch das Feuer und verletzte dabei Puebla. Weitere Wärter eilten herbei, um die Flüchtigen dingfest zu machen. Dabei kam es zunächst zu einem Handgemenge und schließlich fielen Schüsse. Drei der Häftlinge wurden dabei von den Wärtern getötet, drei weitere wurden verletzt. Als Thomas Gates schrie, man solle auf ihn keine Rücksicht nehmen, stieß Librado Puebla dem Direktor ein Messer in den Rücken und ins Genick. Dann wollte er ihm die Kehle durchschneiden. Im letzten Moment wurde Puebla jedoch von einer Kugel tödlich getroffen. Die Waffe wurden aber nicht von einem Wärter abgefeuert, sondern von dem Gefangenen Barney Riggs, der den im Handgemenge zu Boden gefallenen Revolver an sich nahm. Riggs rettete dem Direktor damit das Leben.

Die Verletzungen von Thomas Gates waren aber so schwer, dass er seinen Posten aufgrund einer bleibenden Behinderung aufgeben musste. Sein Schicksal konnte er wohl nicht ertragen, denn am 13. März 1896 begann er Selbstmord. In 33 Jahren gelang 26 Häftlingen die Flucht. Acht Männer wurden dabei erschossen, viele wurden wieder eingefangen, nur wenige sah man nie mehr wieder. Einer davon hieß Joe Boot, der die letzte Postkutsche im Wilden Westen ausgeraubt hatte. Die Häftlinge, die wieder zurückgebracht wurden, hatten Glück, wenn ihnen "nur" Ketten mit Eisenkugeln an den Füßen geschmiedet wurden.

Denn die härteste Strafe war die Einlieferung in die Dunkelzelle, auch "Snake Den" genannt. Hierbei handelte es sich um ein 3 x 3 Meter großes Loch, das in einen Felsen eingeschlagen wurde. Diese Zelle war völlig leer, es gab keine Decke, keine Matratze, nicht einmal einen Eimer zur Verrichtung der Notdurft. Es herrschte völlige Dunkelheit. Ein kleines Loch in der Decke sorgte für nur wenig Frischluft. Als Nahrung gab es nur Wasser und einen kleinen Laib Brot. Die Dunkelzelle wurde deshalb "Snake Den" genannt, weil die Häftlinge manchmal auch von Skorpionen oder Schlangen heimgesucht und sogar gebissen wurden.

Dennoch galt das Zuchthaus von Yuma als Mustergefängnis, denn die Gefangenen konnten dort lesen und schreiben lernen, und die medizinische Versorgung galt als vorbildlich. Unzählige Besucher ließen es sich nicht nehmen, gegen ein Eintrittsgeld durch das berühmte Gefängnistor ("Sallyport") zu gehen, den Gefangenen bei der Arbeit zuzuschauen und die Zellen zu besichtigen.

In der 33-jährigen Geschichte von Yuma waren 29 Frauen inhaftiert. Eine davon hieß Pearl Hart, die zusammen mit dem schon oben erwähnten Joe Boot die letzte Postkutsche überfallen hatte. Sie wurde aber wie viele anderen Frauen in Yuma vorzeitig wieder ent- lassen. 3069 Gefangene haben insgesamt in Yuma eingesessen, davon sind 111 ge- storben. Im Jahre 1907 war das Zuchthaus so überfüllt, dass die Behörden von Arizona beschlossen, in Florence ein neuer Gefängnis zu bauen. Daraufhin wurde das Zuchthaus von Yuma geschlossen. Der letzte Gefangene, der am 15. September 1909 seine Zelle verließ, hieß C. J. Jackson.

Richter und Gesetzeshüter

 

Der Marshal

Der Gesetzeshüter, der meistens innerhalb einer Stadt für Gesetz und Ordnung zu sorgen hatte, wurde Marshal genannt. Seine Befugnisse endeten an der Stadtgrenze. Der Marshal wurde von der Stadtverwaltung angestellt und bezahlt. Bei der Auswahl interessierte es niemanden, was für ein Vorleben die Bewerber hatten. Wichtig war nur, dass er mit Mut und Durchsetzungsvermögen für Ruhe in der Stadt sorgen konnte. So kam es öfter vor, das auch berüchtigte Killer das Amt übernahmen. Neben der Aufklärung von Verbrechen, die innerhalb der Stadt begangen wurden, war der Marshal u. a. auch für das Eintreiben der Steuern zuständig. Zur Unterstützung war ihm häufig noch ein Hilfsmarshal unterstellt. Außerdem gab es Situationen, in der der Marshal vorübergehend weitere Hilfspolizisten vereidigen konnte.

Der Sheriff

Im Gegensatz zum Marshal war der Sheriff für einen Bezirk zuständig. Er wurde in einer öffentlichen Wahl von der Bevölkerung gestellt, wobei seine Amtszeit 2 bis 4 Jahre betrug. Der Beruf des Sheriffs war ein sehr begehrter Job. Zwar lebte man gefährlich, da man häufig in Schießereien verwickelt wurde, die Arbeit wurde aber sehr gut bezahlt. So war der Sheriff auch für das Eintreiben der Steuern und Geldstrafen zuständig. An der Summe war er dann mit 5 Prozent beteiligt. Außerdem erhielt er für jede Festnahme eine Prämie. Er vollstreckte Haftbefehle und Urteile und war nicht selten als Henker tätig. Bei seiner Arbeit wurde der Sheriff von mehreren so genannten Deputy Sheriffs unterstützt.

Die Richter

Die meisten Richter in der Zeit des Wilden Westens waren alles andere als studierte Juristen. Viele kannten nicht einmal die Buchstaben des Gesetzes und fällten Urteile nach "dem gesunden Menschenverstand". Die Prozesse wurde an so genannten Gerichtstagen abgehalten, an denen der Richter erst aus der Ferne Anreisen musste. Dabei wurden sie oft mit Verachtung und Respektlosigkeit empfangen. Die Bevölkerung war oft der An- sicht, dass keine Richter gebraucht werden, und das man das Gesetzt selber in die Hand nehmen könne. Da es häufig keine Gerichtssäle gab, wurden die Verhandlungen in Saloons und Tanzhallen abgehalten. Ein Alkoholverbot gab es oft während der Ver- handlung nicht, sodass so manches Urteil lallend verkündet wurde. Auf welche Art und Weise ein Richter zu einem Ergebnis kam, und ob es den juristischen Regeln entsprach, interessierte niemanden. Wichtig war nur, dass ein nach dem Rechtsempfinden gerechtes Urteil ausgesprochen wurde.

Berühmtheiten

Bill Tighman
Chris Madsen
Henry Andrew "Heck" Thomas
John Henry Thompson
William Masterson
Dave Mather
Pat Floyd Garrett
Perry Owens
Thomas James Smith
Isaac Charles Parker
Roy Bean