"Mollerin (Helena Sybilla [auch Sibilla, Sibylla]) ein gelehrtes Frauenzimmer. Sie erblickte im Jahr 1669 das Licht der Welt, und war eine tochter des berühmten Professors zu Alt[d]orf, D. J o h. C h r i s t o p h W a g e n s e i l, unter dessen Anweisung sie sowol die Lateinischen als Griechischen Scribenten verstehen gelernet, als auch zu einer ausserordentlichen Fertigkeit in der Hebräischen, Italiänischen, und Frantzösischen Sprache und besondern Einsicht in den Philosophischen und anderen Wissenschafften gelanget. Die Gelehrte sogenannte Societas recuperatorum zu Padua, hat sie dahero unter ihre Mitglieder aufgenommen. Im Jahr 1692 verheyrathete sie sich mit Herrn D a n i e l W i l h e l m M o l l e r n, Professor zu Alt[d]orf, mit welchem sie bis 1712 eine vergnügte, aber unfruchtbare Ehe geführet [sie war seine zweite Frau, die erste Ehe Mollers war ebenfalls kinderlos, vgl. S. 937ff.]. Nach dessen Tode lebete sie beständig als Wittwe, bis sie endlich den 29sten September 1735 im 66sten Jahre ihres Alters zu Alt[d]orf gestorben. In die Stamm-Bücher pflegete sie zu schreiben, [eigentlich in griechischen Lettern:] exp theós exdixon omma. Siehe Acta Hist. Eccl. Tom. VIII, p. 279, u. s. Rannst Geneal. Archiv. XXXVIII Theil p. 708 u. s."
Peter Czoik: "Helene Sibylle Moller" (literaturportal-bayern.de): "Von bzw. über Helene Sibylle Moller sind zwei unselbständige Werke, ein lateinisches Epigramm auf den Tod ihres Vaters u.d.T. 'Arbore succisa quod Ergo ramus modo succi' (1715) sowie die Kasualschrift 'Foeminae Clarissimae Helenae Sibyllae Wagenseiliae S. P. D. Theodor Janson ab Ameloveen' (1726), überliefert".
Paulus Cassel [über Sidonia Hedwig Zauenemann]: "Erfurt und die Zäunemannin. Eine literarhistorische Skizze", Hannover: Carl Rümpler 1857, S. 7: "Schon dem Deutschland des 17. Jahrhunderts fehlte es nicht an weiblichen Dichterinnen [...]. Die Wagenseilin wurde in die italienische Academie der Recuperati aufgenommen. Weibliche gefeierte Mitglieder des Nürnberger Pegnitzordens waren die Mollerin , *) die Nutzelin , Limburgerin , Langin , Prutzelin und Stockfletin. Besondere Berühmtheit erwarb die Freiin von Seyffeneg, Obervorsetzerin und Zunftmeisterin der Lilienzunft. Die Pflaumin wurde die deutsche Sappho genannt. Die talentvolle Schwartzin starb leider schon im 17. Jahre [...].
*) Ein Lied auf diese Dame, von Bärholz verfaßt, lautete:
Wer spielt so trefflich hier? wer ist der hier schreibt?
Und allen Zedern sich auf ewig einverleibt?
Läßt Opitz oder Dach sich etwa wieder hören?
Will durch ein reines Lied Titz seinen Ruhm vermehren?
Ach nein! ein Frauenbild die goldnen Saiten treibt.
So wirds Westonia sein, die unvergessen bleibt?
Und die von Seyffeneg, die würdig höchsten Ehren?
Vielleicht ist's Schurmannin mit ihren klugen Lehren?
Nein, die hier spielet, ist die Edle Mollerin".
Ihr Ehemann war ebenfalls Professor zu Altdorf, hier eine Auswahl seiner Schriften (vgl. Zedler: S. 437/8, S. 439/40):
Erwähnungen in:
A New General Biographical Dictionary; Hugh James Rose at B. Fellowes; 1857
Moller, De Amazonibus, Altdorf, 1692, Bl. A2.
Johann Christopherus Wagenseil