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Greta Garbo: Anmerkungen

 

1941 hört die Filmkarriere der jungen Frau von Mitte Dreißig überraschend auf. Auch nach dem einen Fehlschlag von "Die Frau mit den 2 Gesichtern" bekommt sie weitere Rollenangebote von MGM und anderen Studios, zu den gewohnt attraktiven Konditionen. Den einzigen Flop in Ihrer Karriere hat ihr bereits das Publikum längst verziehen. Doch sie lehnt jedes Skript ab und zieht sich aus dem Filmgeschäft zurück.

Die Karriere der Garbo dauerte für damalige Hollywood-Verhältnisse recht lange: 15 Jahre. Vielleicht hatte das Publikum sich an der schönen geheimnisvollen Schwedin sattgesehen und suchte nach einem neuen Frautyp.

Mitte / Ende der Vierziger Jahre schien die Garbo in Vergessenheit zu geraten. Die Geschichte entwickelte eine Eigendynamik: Seltsamerweise verlangte das Kinopublikum in den Fünfziger Jahren nach alten Garbo Filmen, die es bald auch wieder gab. Für 10 Pfennige lag wieder der Filmkurier mit Fotos und Inhalt in braun-getöntem Schwarz/Weiß aus, als wären es Filme der eigenen Epoche. Für die damals Erstsehenden eine Art Premiere. Medien versuchten sie bis zu ihrem Tod 1990 - fast immer ergebnislos - aufzusuchen. Sie war zu einem nicht sichtbaren Phantom / Gespenst der Stadt New York geworden, um daß sich Legenden rankten, die auch die jungen Menschen zu interessieren schienen. Ab den Sechziger Jahren konnte man ihre Filme manchmal im Fernsehen ansehen. Italienische Kinobesitzer z.B. protestierten gegen den Einsatz von Garbofilmen um 20 Uhr Samstags im Fernsehen, da das Kinopublikum an diesem Tag teilweise lieber zu Hause blieb.
Greta Garbos Schauspielinteresse war nicht in erster Linie kommerzieller Natur, trotz hoher Gagen. Es gibt nicht eineWerbung mit ihrem Namen, keinen Fernsehauftritt und keine Interviews, abgesehen von ein paar spontanen Äußerungen der 19-jährigen kurz nach ihrer Übersiedlung von Berlin nach Kalifornien. Sie selbst erschien zu den Drehtagen oft nachlässig mit Joggingkleidung., die sie auch privat gerne trug. Doch im Studio wurde ihr Haar veredelt und Adrians Designerkleidung ihr Mantel, was in Amerika wie Europa die Modedesigner und Coiffeure für die garboeske Kundschaft kopierte. .

Sie kultivierte zeitlebens meist einen bescheidenen Lebensstil und war sehr sparsam. Durch ihre scheue und zurückhaltende Art hatte sie nicht viele Freunde. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Biographien von ihr, seit 1930 bis heute . Die alten Filmplakate zieren manche Gaststätte: Kneipen, Kinomuseen, Cocktail-Bars und kurioserweise Treffpunkte homosexueller Kultur beiderlei Geschlechts.

Ihr gelang es Kultstatus zu erreichen, ohne je eine PR-Agentur zu beauftragen, sie konnte einem Film mit mäßigem Drehbuch und spärlicher Handlung zum Erfolg verhelfen - nur durch ihre Präsenz.

 
Empfehle als Biografie z.B. die jahrelang recherchierten 700 Seiten von Barry Paris . Das Werk behandelt auch viele zeitgeitgeschichtlichen Ereignisse und schildert den Star mit Sympathie, Respekt und auch Kritik. Oder den schönen Bildband von Alexander Walker, der von der MGM autorisiert ist. D.h. was den deutschen Buchmarkt an momentaner Bestellbarkeit betrifft. Weltweit gibt es viele empfehlenswerte Bildbände, leider zum großen Teil nicht mehr im Handel. Viele Universitätsbibliotheken verleihen noch alte Publikationen , bis zurück in die Dreißiger Jahre als Erscheinungsjahr. Die auf Sensationsmeldungen aus Dritter Hand aufgebauten Skandalchroniken haben natürlich auch Greta Garbo versucht auszuforschen. Es gibt keine offiziellen Anhaltspunkte über irgendeine Beziehung von ihr, ausgenommen die Zeit mit John Gilbert. Nicht zu empfehlen (siehe Spiegel-Artikel über angebliche Freundschaft zu Mercedes de Acostsa).
In den Zwanziger und Dreißiger Jahren konnte Greta Garbo irgend eine - noch so banale - Sache machen, es wurde darüber gesprochen und geschrieben und war en vogue. Viele Frauen dieser Epoche kopierten ihre Verhaltensweisen. Alltägliche Tätigkeiten zu dieser Zeit bekamen durch Greta Garbo plötzlich Würde. Viele Frauen, die sie bewunderten gaben sich im Alltag geheimnisvoll und undurchsichtig wie sie. Sie war eine der wenigen Kulturschaffenden dieses Jahrhunderts, die alltäglichen Dingen Dramaturgie verlieh ohne dabei kitschig oder lächerlich zu wirken.

Das Phänomen Greta Garbo mit seiner aktuellen Medienresonanz gibt einige Rätsel auf. Vielleicht kommt einmal eine Renaissance ihrer Stummfilme im Fernsehen? Ich würde mich freuen.

© Zusammenstellung / Collaboration: Thomas Richter
- Frankfurt am Main-Riederwald / Germany

 

 

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