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Die Cowboys waren meist harmlos, jung und ohne Geld

 

Der wahre Cowboy nahm 1865 Gestalt an. Der Süden der USA hatte den Bürgerkrieg gegen die Nordstaaten verloren , Texas war bankrott. Zwar tummelten sich auf den Steppen und Hochebenen im südlichen Texas Millionen verwilderte Langhorn-Rinder.

Unauffällige Rinderhirten: Die Kriminalitätsrate unter Cowboys war gering, Ihr Durchschnittsalter betrug nur 24 Jahre.

Der Monatslohn der Cowboys, rund 50 Dollar, reichte gerade für erstklassige Stiefel und einen strapazierfähigen Hut. Ein eigenes Pferd konnte sich kaum einer der Rindertreiber leisten. Die im Film so glorreichen Männer waren in Wirklichkeit arm dran: "Wir schlafen in den Kleidern, die wir tagsüber tragen" notierte Adams. "Mäntel und Stiefel dienten als Kopfkissen, zwei Paar Wolldecken und eine Wagenplane als Lager". Der Rinderhirte Jo Mora: "Ein abgesessener Cowboy war ein ganz gewöhnlicher säbelbeiniger Mensch, der nach Pferden roch und oft an Furunkeln und Verdauungsstörungen litt".

Um das Vieh von den Prärien zur Schlachtbank zu führen, heuerte man jeden an, der ein Pferd besteigen konnte: Abenteurer and Landstreicher, Vorbestrafte and mißratene Söhne englischer Adelssippen, Voll- and Halbblutindlaner, ausgemusterte Soldaten and , sogar Seeleute. Ein Drittel der Arbeitskräfte kam aus Mexiko.

Ohne Ahnung von Ackerbau and Viehzucht kannten die Burschen jedes Rind vom Kälbchen bis zum Stier einfach »Kuh«. Das trug ihnen den Schimpfnamen »Kuh- Jungen« (Cowboys) ein. Ihre Barackenunterkunft, das Bunk house, bestand aus einem verlausten Schlafsaal, in dem bis zu vierzig Männer lagen. Die Betten standen wie Schiffskojen übereinander. Es stank nach Schweiß, alten Stiefeln and getrocknetem Kuhmist, nach dem Qualm der Petroleumlampe and dem Lakritzensaft in den Kautabakpriemen.

Fern jeder Zivilisation, schlug man die freie Zeit mit Poker, Domino and Mumbletypeg tot, einem Spiel mit Wurfmessern, die im Boden steckenbleiben mußten.

Beim "Round Up" fingen die Reiter herrenlose Tiere and Jungvieh mit Lassos ein. Die Rinder wurden zu Boden geworfen und mit glühendem Eisen, den Besitzstempeln, gebrandmarkt. Stierkälber kastrierte man.

Das größte Viehtreiben aller Zeiten

Es begann ca. 1865 und dauerte ca. 25 Jahre. Knapp 40000 Reiter lotsten annähernd zehn Millionen Rinder über die Prärie nach Sedalia (Missouri), Abilene (Kansas), Ogallala (Nebraska) and Cheyenne (Wyoming). 2000 bis 3000 Kilometer mußten jedesmal zurückgelegt werden, mitunter sogar 8000 Kilometer.Den Weitertransport nach Chicago besorgte die Eisenbahn. Zuchtvieh wurde noch weiter gen Norden getrieben - bis nach Montana und Kanada.

Die größte Herde war im Jahr 1869 auf dem »Trail«, wie man Weg and Treiben der Herds nannte: 15 000 Rinder. Die Longhorns, die nie einen Stall gesehen hatten, waren wild and aggressiv Die Spitzen ihrer Hörner ragten mehr als zwei Meter auseinander, vor ihnen flohen sogar Wölfe und Pumas Cowboys wurden aus dem Sattel geworfen, von Bullen angegriffen, von Pferden getreten. Staub und Sandstürme setzten ihnen zu, Präriebrand oder Treibsand bedrohten ihr Leben. Das Aufkommen des Stacheldraht erlaubte kapitalkräftigen Gesellschaften, fest umzäunte Weideareale anzulegen. Hier wurden gesunde und gut ernährte Tiere gezüchtet. Die Viehtreiberei lohnte sich nicht mehr.

Doch in der wahren Heldensaga des Wilden Westens war der Cowboy nur Statist. Die Hauptrollen spielten neben den "Blauröcken" der US-Kavallerie andere:

Frontiersmen, die Kühnsten der Kühnen, eroberten sich die Wildnis, in der die Indianer lebten. Die unsichtbare Grenze (frontier) zwischen dem Gebiet der Weißen und dem Land der Ureinwohner verschob sich von Jahr zu Jahr um durchschnittlich rund 30 Kilometer nach Westen.
Mountain Men (Männer der Berge), streiften jenseits von Missouri und Mississippi durch das Hochland der Rocky Mountains. Sie führten gegen Bezahlung die Wagenkolonnen der Siedler über die Pässe der Gebirge und steckten neue Routen ab. Mancher, der die Kriegsgebiete und die indianischen Stämme kannte, diente auch den US-Soldaten als Scout (Kundschafter, Pfadinder).
Rangers erfüllten zu Pferde Polizeiaufgaben in den unbesiedelten Weiten. So sicherten die Texas Rangers ihren Staat gegen mexikanische Banditen, illegale Einwanderer und Indianer. Daneben bewachten sie Postkutschen und Eisenbahnen.
Der United States Marshall (im Volksmund Federal Marshall) war oberster Polizeichef jedes Bundesstaates. Er verfolgte Kriminelle, die aus Bundesgefängnissen ausbrachen und Postkutschenräuber, wenn die US-Postkiste beschädigt oder gestohlen wurde. In den Landeskreisen (Counties) durfte er nur einvernehmlich mit dem County Sheriff oder dem County Marshall tätig werden.
Vigilanten (vigilant, englisch für wachsam) übten Selbstjustiz, weil Recht und Gesetz versagten, da amtliche Ordnungshüter fehlten oder selbst korrupt und verbrecherisch waren. Mitglieder der Vigilanz-Komitees, maskiert und vermummt, gaben sich erst zu erkennen, nachdem sie den Gejagten geschnappt hatten. Über die Sitzungen des "Gerichts" führte man Protokoll. Aber nicht die Anklage musste den Täter überführen. Der Beschuldigte hatte seine Unschuld zu beweisen. Ihm drohte Ausweisung unter Androhung von Prügel, Brandmarkung oder sofortiger Hinrichtung.
Forty-Niners "Neunundvierziger" hiessen die Goldgräber nach dem Jahr, in dem der Goldrausch ausbrach. Sie bevölkerten bis Ende der fünfziger Jahre die inneren Täler Kaliforniens und die westlichen Hänge der Sierra Nevada.
Holzfäller waren wie die Cowboys, Halbnomaden in der Wildnis. Sie raubten den Indianern ihre Wälder. Ein halsbrecherisches Werk. Unter den riesigen Sequien, Zuckerkiefern und Lebensbäumen wirkten die Arbeiter wie Ameisen. Weil die Basis der Bäume zum fällen zu breit war, standen die Männer mit doppelschneidiger Axt in zwei Meter Höhe auf einem Brett als Arbeitsplatz.

Mehr dazu in "Law & Order" und "Texas Ranger" sowie "Banditen" !

Warum wurden aus "Cowboy´s" Banditen ?

In vielen Fällen wurden aus arbeitslosen Cowboys Banditen, die z. B. in den Wintermonaten keine andere Möglichkeit sahen, als durch Raubüberfälle ihren Lebensunterhalt zu "verdienen". Ein Beispiel hierfür war die Doolin-Bande, die aus 13 ehemaligen Cowboys bestand.

Es gab aber auch Männer, die zunächst als Gesetzeshüter gearbeitet hatten. So waren z. B. die Brüder Bob, Emmett und Grat Dalton Deputy Marshals in Fort Schmith, bevor sie auf die andere Seite überwechselten. Die meisten Zeitgenossen sind sich einig, dass es unter den Banditen nur selten Feiglinge gab. Raubüberfälle auf Privatpersonen gab es kaum. Es wurden vielmehr Postkutschen, Banken und Eisenbahnen überfallen, und hier gab es immer ein gewisses Risiko. Denn die Männer auf der Postkutsche waren bis an die Zähne bewaffnet. Auch in den Banken und bei Eisenbahnüberfällen musste man mit bewaffneter Gegenwehr rechnen.

Aus diesem Grund wurden die Gesetzesbrecher auch manchmal von Teilen der Bevölkerung bewundert. Einer dieser Gesetzesbrecher war z. B. Sam Bass, der die Eigenart besaß, bei seinen Überfällen auf Postkutschen immer ein Gedicht zu hinterlassen. Er gehörte zu den wenigen Banditen, die es vermieden, Menschen zu töten.

Andere waren nicht so zimperlich. So war Jesse James, der in vielen Hollywood-Filmen als kühner Held dargestellt wurde, ein skrupelloser Killer. Neben den Postkutschen, auf die sich Sam Bass spezialisiert hatte, waren Eisenbahnen für die meisten Banditen ein beliebtes Ziel. Die Geschwindigkeit betrug bei den Zügen damals kaum mehr als 30 Meilen pro Stunde, und so konnten sie mit Pferden leicht eingeholt werden. Oder die Banditen warteten an einer bestimmten Stelle und legten dann einen Baum über die Gleise. Es kam auch vor, dass die Züge in der Dunkelheit durch eine rote Laterne gestoppt wurden, oder ganz dreiste Zeitgenossen ließen den Zug einfach entgleisen. Die Banditen der Reno-Bande bevorzugten Überfälle auf Eisenbahnen.

Banditen wurden höchstens 30 bis 35 Jahre alt. Wenn sie erwischt wurden - und das war meistens der Fall - gab es oft einen kurzen Prozess, der mit einem Todesurteil oder mit einer harten Gefängnisstrafe endete. Andere wurden von so genannten Vigilanten gestellt und kurzerhand aufgehängt.