armin peter zH
Verplemperte Zeiten
(Fünf Texte II, für UHURA III) für lidi/Uhura 3

25. April 1995 oder 50 Jahre danach
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Speckknödel und Fliegentunke (Ein Sonntag im September '94)
- Armer Seelentag - Ein Dienstag
- Heimat: Ein lückenhaftes Drehbuch
- Die Reise (Fragment)


Uhura Message 3

1998
Leibeigen eines Staates, sich anmaßt der Demokratie. Auf Ein- und Gleichheit eines vereinten Europas und seiner Sicherheiten scheißen. Sonnenklarer Nonsens, wirtschaftliche Kraft; klar wie der Ton eines Saxophons, gespielt von einer Frau. Leere Wortfetzen als Beruhigungsmittel im Kampf der Prozentpunkte; nicht aber ohne Rezeptschein und carta bollata.
Leibeigen im eigenen Staat, dessen Raumtemperatur die Politik gefrieren läßt. Dröhnende Motoren mit abgestandenem Diesel laufen, nach Blut der Jugos stinkend; wartungsanfälliger Mechanismus. Geigen, vor Urzeiten vom Himmel gefallen, aus der Traum vom Traum, die Regenbogenfarben verblaßt; nix beautyful. Neidvolle Blicke ins Deutschland der fünfziger Jahre; Medienzare Erben eines Königreichs, Dorn im Auge auch des Großvaters; großer vaterländischer Krieg, von Anfang an verloren und verkauft.
Leibeigen trotz fünfzigjährigem Frieden, Jahre der Korruption, Dekaden des Abfalles, Jahrzehnte der Dekadenz verlebt für die Katz'. Freiheit, die ich meine, wo bist du, wer befreit dich aus den Klauen eines Winters; verrecken wie einst in Stalingrad. Deutsche sind egal, Russen - Juden - andere Rassen, aber sechzig Millionen andere. Genfer Menschenrechtskonvention, Ethik und Moral, Vereinte Nationen, Völkerrecht, KSZE, Wien, Helsinki und andere Tagungsorte, wann wird etwas beschlossen, um der steuerlichen Ausbeutung vorzubeugen ?
Leibeigen wie Straßen-Feigen, dessen ohnmächtige korpulente Tränen ein Orchester dirigieren, zusammengewürfelt ausschließlich aus kleinen Leuten. Gedemütigtes, Frappiertes zum Nachtisch an einem Montag; ausgedrückte Zitronen und wie trockene Putzfetzen die Leiber derer, die am Wohlstand zerbrochen. Beleibte Glückseligkeit das Privileg einiger weniger, unter Tunis' Sonne den Germ aufgehen lassen. Dachau-Mauthausen-Auschwitz, was dagegen wir; spastisch apathisch es hallt, Haut und Knochen, Sehnen und Venen, sprödes Haar und Vegetieren im eigenen Kot. Glühend heiß der Straßenasphalt, ausgezehrte Gedanken verursachend, und nicht fähig zu reagieren. Heiße Luft das Regieren, Schutzfaktor eins, wenn überhaupt Creme, dann sicher mit dem bezahlt, vor dem unzählige Kleinsparer Luxus schreiben.
Leibeigen, kein Freund im Haus, der gewillt ist, als Leidensgenosse aufzutreten; die Rolle eines Statisten mir auferlegt ist. Das Drama befindet sich in der Schlußphase, bewußt hinausgezögerter Applaus, wer bereit ihn zu geben? Im Keller Vater heimwerkt, um der Neurose als Fünfziger, Frühpensionierter, zu entgehen; Tragik, kein Einzelschicksal, einer von vielen. So alt wie der Frieden will nimmer werden, frei möcht' sein und eigenen Leib haben. Frei von der Willkür eines Staates, demokratisch sich schimpft; legal-illegal, mir scheißegal.
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