mit Bezug zu: Jean Améry, "Die Kultur", Victor Klemperer: "Die unbewältigte Sprache - LTI. Notizbuch eines Philologen" (Darmstadt: Joseph Melzer Verlag 1966 = Ersterscheinung in der BRD, EA ist Berlin: Aufbau 1947), מלחמת ששת הימים (Sechstagekrieg, 5.-10. Juni 1967), Martha Gellhorn ("The Arabs of Palestine", in: "The Atlantic Monthly", October 1961; "[...] The refugees' misery is in the head", in: "The Nation", Autumn 1967, vol. 205, p. 395; "Die Araber von Palästina", Berlin: Tiamat 2024), William Roy Shelton: "Die Russen im Weltraum", übers. von Kurt Wagenseil, München: List 1968 (EA "Soviet space exploration. The first decade", New York: Washington Square Press 1968)
Vladimir Jankélévitch*: "Das Verzeihen. Essays zur Moral und Kulturphilosophie", hrsg. v. Ralf Konersmann, aus dem Französischen übersetzt von Claudia Brede-Konersmann, mit einem Vorwort von Jürg Altwegg, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003.
S. 271: "Die Verzeihung! Doch haben sie uns jemals um Verzeihung gebeten? Es ist die Verlorenheit und es ist die Verlassenheit des Schuldigen, die allein der Verzeihung einen Sinn und eine Existenzberechtigung geben würden. Wenn der Schuldige fett und gut genährt ist, prosperierend und reich gemacht durch das 'Wirtschaftswunder', ist die Verzeihung ein unheimlicher Scherz. Nein, die Verzeihung ist nicht für Schweine und ihre Säue gemacht. Die Verzeihung ist in den Todeslagern gestorben."
S. 272f.: "Noch warten wir auf die feierliche Geste der Wiedergutmachung oder des Widerrufs, die eine so schreckliche moralische Verantwortung den deutschen Intellektuellen auferlegte, den deutschen Professoren, den deutschen Philosophen und selbst (mir ist nicht nach Lachen zumute) den deutschen Moralisten, wenn es denn welche gibt. Doch die deutschen Intellektuellen und Moralisten haben nichts zu sagen. Damit haben sie nichts zu tun. [...]
Ganz Deutschland, seine Jugend, seine Denker, sie sind allesamt an der grauenvollsten Tragödie der Geschichte vorbeigegangen; sie haben keinerlei Beziehung zu den Millionen Vernichteten ohne Grabstätte, keinerlei Mittel, um dieses Unglück zu denken; sie fühlen sich überhaupt nicht schuldig, bekennen sich keines Unrechts schuldig. [...] Warum sollten wir jenen verzeihen, die so wenig und so selten ihre Untaten bedauern?"
Abb. Foto "Exterior view of the Apollo 204 spacecraft [Apollo 1 Mission] after the fire, which killed astronauts [Gus] Grissom, [Edward] White and [Roger] Chaffee on Jan. 27, 1967. Taken on 28 January 1967", NASA, von Kipp Teague, Public Domain (modifiziert). Das John F. Kennedy Space Center der NASA auf Merritt Island in Florida wurde von Juli 1962 bis November 1974 geleitet von Kurt Heinrich Debus, SS-Mitgliedsnummer 426.559 (ab Anfang 1939), 1933-1936 SA-Mitglied, 1942 Denunziation eines Kollegen, ab 1943 Heeresversuchsanstalt Peenemünde, Entwicklungsprogramm Aggregat 4 ("Vergeltungswaffe 2"), 1945 "Operation Paperclip". Trotz alledem vergibt der National Space Club of Florida seit 1990
einen "Debus Award".
[ Anmerkungen. annotations. remarques ]
* Werner Stegmeier: " Aporien des Verzeihens und Nicht-Verzeihens" (Transkript), Greifswald 2020, S. 1: "Vom Verzeihen - [Vladimir Jankélévitch] publizierte zwei Monographien dazu ['Le Pardon', Paris: Aubier-Montaigne 1967; 'Pardonner?', Paris: Le Pavillon / Roger Maria Editeur 1971] - schloß er die Deutschen, die er bis zur Heraufkunft des Hitler-Reiches hoch geschätzt, ja verehrt hatte, seither aus. Er gehörte zu denen, die das Ethische in die Höhen des vorbehaltlosen Entgegenkommens auch gegen moralisch Andersdenkende trieben, von der Toleranz (ohne Unmut) über die Gabe (ohne Gegengabe) und die Großmut (ohne Dank) bis zum Verzeihen (des Unverzeihlichen), um dann aber doch das Verzeihen in Frage zu stellen. Es war Unverzeihliches geschehen, das niemals verziehen werden konnte. Wenn etwas unverzeihlich war, dann 'das peinlich genaue, administrative, wissenschaftliche und metaphysische Massaker an sechs Millionen Juden [...], für das ein ganzes Volk mehr oder weniger verantwortlich ist, und dieses Volk hat im übrigen einen Namen.' (266)".
Abb.: Im Frühjahr 1967 wurde Ferdinand Wagenseil auf dem Westfriedhof in München beerdigt (Collage).
E-Mail: kriswagenseil [at] gmx [point] de