Kurt L. Wagenseil an Viktor Meyer-Eckhardt 1929-31

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Generation 12: Ende 19. Jahrh./ Beginn 20. Jahrh.

[KLW] 23.09.29 ("Adresse: [...] Villa Buenos-Aires Locarno - Minuzio Schweiz"): Angebot "eines englischen Freundes", "die Novelle 'die Gemme' [...] ins Englische zu übersetzen", "Mein Freund - The Hon. [Edward] Sackville-West"

[VME 27.09.29; KLW 04.10.29; VME 03.02.30]

[KLW] 27.II.30 (Agnesstraße 61): Mitteilung der Absage einer Veröffentlichung "Ihrer wirklich wundervollen Novelle in LIFE AND LETTERS"; der Herausgaber Desmond MacCarthy habe "meinem Freunde Sackville-West einen endgültig abschlägigen Bescheid erteilt"

[VME 29.04.30; KLW 06.05.30; VME 27.01.31]

[KLW] 04.02.31: "Ein Jugendfreund von mir (das heißt ein Freund, der aus meiner Schulzeit stammt, - denn letzten Endes bin ich heute erst 25 Jahre!) lebt seit mehreren Jahren in Tunis. Er ist ein Prinz Max zu Hohenlohe-Langenburg. Er hat in vielen interessanten Artikeln diese Gegenden in Nordafrika geschildert und ziemlich viel Geld damit verdient." Herr Doktor könnte ebenso aus seiner Reise Geld machen.

[VME] 09.02.31: "Sehr geehrter Herr Wagenseil,

Ueber nichts in Ihrem Briefe war ich so erstaunt, als über die grosse Jugend, deren Sie Glücklicher noch geniessen. Warum nur mag ich mir vorgestellt haben, dass Sie gut ein halbes Jahrhundert hinter sich hätten, ich also noch ein Jahrzehnt jünger wäre als Sie? Nun freut mich Ihre grosse Teilnahme an meinem Schaffen noch viel herzlicher als zuvor - und wenn ich bedenke, wie reich die Beziehungen sind, die Sie jugendlicher über einen so grossen Teil des Planeten schon sich erflochten haben, so muss ich doppelt in Ihnen den tätigen Geist erblicken, für den ich Sie schon früher hielt."

[KLW] 15.02.31: U.a. wird empfohlen, sich gegenüber dem Piper-Verlag "von befreundeter Seite" darauf zu berufen ("Beziehen Sie sich aber hier bitte nicht auf mich"), dass die Mann-Kinder eine Finanzierung über einen "Baedeker" zu Nordafrika erhalten hatten und jetzt über die Reviera schreiben; außerdem habe Kurt einem Freund Richard Hughes, "Verfasser des ausgezeichneten Buches 'A High-Wind in Jamaica'", geschrieben, da dieser "bis vor kurzem noch in Nord-Afrika" gewesen sei.

[KLW] 01.08.31 ("Toulon", Postkarte "Côte d'Azur" mit Abb. "The Torpedo Boat Cavalier of the Engineer, Firement and Divers School" und mit Stempel Paris): "Seit 6 Wochen bin ich in Südfrankreich. Mitte Aug. wieder in München u. werde Ihnen von dort aus ausführlicher schreiben. Hoffentlich war Ihre Reise recht erfolgreich. Vielen Dank für Ihre liebeswürdige Karte".

Zitation abgesprochen mit Heinrich-Heine-Institut, Literarische Nachlässe in rheinischen Archiven.

 

Erläuterungen:

(1) Viktor Meyer-Eckhardt (22.09.1889 als Viktor Meyer - 02.09.1952), Schriftsteller. Eckhardt ist der Geburtsname der Mutter; "Die Gemme" erschien in Jena 1926; die Novelle "Das Vergehen des Paul Wendelin" (1922), die sich mit der Rolle der Offiziere im Ersten Weltkrieg kritisch auseinandersetzte, gehörte zu den von den Nazis 1933 verbrannten Büchern (Bettina Heyl: Victor Meyer-Eckhardts Erzähltexte über die französische Revolution, in: Osman Durrani, Julian Preece [Hrsg.]: Travellers in Time and Space, Reisende durch Zeit und Raum. Der deutschsprachige historische Roman, Amsterdam/New York 2001, S. 91-110, hier S. 97 mit Anm. 22).

(2) Richard Arthur Warren Hughes (19.04.1900-28.04.1976), "The Innocent Voyage" (Harper, 1929) erschien später im gleichen Jahr als "A High Wind in Jamaica" in den USA; 1938 "In Hazard"; ab 1961 "The Human Predicament" mit 1. Teil "Fox in the Attic". S.a. Hughes, R. mss., 1777-1981, Papers of Richard Arthur Warren Hughes at the Lilly Library, Indiana University, Bloomington, Indiana.

(3) Es handelt sich wohl nicht um Maximilian Egon Maria Erwin Paul Prinz zu Hohenlohe-Langenburg (geb. 19.11.1897 in Rothenhaus bei Komotau, Böhmen, Österreich-Ungarn; gest. 13.08.1968 in Marbella, Málaga, Spanien; vgl. Ulrich Schlie: "Max Egon Prinz zu Hohenlohe-Langenburg. Staatswissenschaftler, Großgrundbesitzer und Privat-Diplomat im Dritten Reich, 1897-1968", in: "Lebensbilder aus Baden-Württemberg", Band 23, Stuttgart 2010, S. 444-471; Lothar Höbelt: "Prinz Max Egon zu Hohenlohe-Langenburg (1897-1968). Ein unzeitiger Prophet der Westbindung", in: Alma Hannig, Martina Winkelhofer-Thyri [Hrsg.]: "Die Familie Hohenlohe. Eine europäische Dynastie im 19. und 20. Jahrhundert", Böhlau: Köln 2013, S. 287-306).

Vielmehr handelt es sich um Max Karl Joseph Maria Prinz zu Hohenlohe-Langenburg (geb. 21. Juli 1901 in Toblach, Tirol, Österreich-Ungarn; gest. 27. Juli 1943 in Stuttgart, hingerichtet). In einem der Folgebriefe von Kurt heißt es, dass seit Jahren kein Kontakt bestehe.

(4) Es handelte sich nicht um einen "Baedekker": "Was nicht im 'Baedeker' steht war eine von 1927 bis 1938 im Piper Verlag München herausgegebene Buchreihe von insgesamt 17 Bänden, die sich als alternative Reisebeschreibungen im feuilletonistischen Stil verstanden", hier Klaus Mann zusammen mit Erika Mann: "Das Buch von der Riviera oder was nicht im Baedekker steht, Ein Reisebuch", München: Piper 1931. Zu den Manns siehe auch den Artikel Querido-Verlag.

 

Adressregister
Register der Überlieferung der Übersetzungen bis 1950
Kurt Wagenseil (1904-1988)
Hans B. Wagenseil (1894-1975)

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E-Mail: kriswagenseil [at] gmx [point] de