Ludwig Bäumer:

Ludwig Bäumer (* 1. September 1888 in Melle; gest. 28. August 1928 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Kommunist. Bäumer studierte nach dem Abitur in Hannover Rechtswissenschaften in Marburg und Göttingen, brach das Studium 1910 jedoch ab und ging in die Künstlerkolonie Worpswede. Hier freundete er sich mit dem Künstler Heinrich Vogeler und dessen Frau Martha an. In der Folgezeit entwickelte sich zwischen Bäumer und Martha Vogeler eine intensive Liebesbeziehung, die bis 1919 anhielt. Ludwig Bäumer war Mitarbeiter von Franz Pfemfert bei dessen Zeitschrift Die Aktion, in der eine Reihe expressionistischer Gedichte von ihm erschienen. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Unteroffizier teil, wandelte sich dann jedoch zum Kriegsgegner und war während der Novemberrevolution in Bremen als kommunistischer Politiker aktiv. Ende 1918 war er Delegierter auf dem Gründungsparteitag der KPD in Berlin. Im Januar 1919 wurde er Mitglied des Rates der Volksbeauftragten der Bremer Räterepublik, nach deren Niederschlagung er in Haft saß. Im Juni 1919 trat Ludwig Bäumer aus der KPD aus. 1919 erschien seine Schrift Das Wesen des Kommunismus. 1920 schuf Kurt Schwitters ein MERZ-Porträt von ihm. Bäumer wohnte bis 1922 in Worpswede, zuletzt als Geschäftsführer eines Lokals. 1922 heiratete er Romaine Taylor-Wagenseil, mit der er 1923 nach Bayern zog. Später lebte er als freier Schriftsteller in München und Berlin. 1927 malte Christian Schad sein Porträt. Ludwig Bäumer starb am 28. August 1928 durch Selbstmord in Berlin.

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David Erlay, "Von Gold zu Rot. Heinrich Vogelers Weg in eine andere Welt", 2004. Das Buch hat ein Register und listet über 30 Stellen zu Ludwig Bäumer. S. 270: "Bäumer verschwindet bald aus Worpswede. Das Ehepaar [mit Romaine] lebt fortan in Bayern, u.a. in München, wo Bäumer häufig in den Künstlerlokalen 'Brennessel' und Café Stephanie - hier hatte vormals auch Lenin verkehrt - anzutreffen ist, später in Berlin". S. 274/5 erwähnt für 1925 München und für 1928 Berlin im Kontext von Bäumers Freitod.

David Erlay, "Kaiser und Kaisen. Bremer Geschichte(n)", 2018, Kapitel "Den letzten blieb nur die Dunkelheit. 4. Februar 1919: Schwarzer Tag für rote Hoffnungen - Mit der Räterepublik war kein Staat zu machen", S. 25-51, darin S. 48-51 Fußnote zu Ludwig Bäumer, schließend mit: "Bald gab es auch nichts mehr zu reden, ist Bäumer eingegangen in die Statistik der männlichen Selbstmörder des Jahres 1928 in Berlin. Einer von 1.020 ist er da, der Gestrandete aus dem fernen Melle. Oder ein Unvollendeter, 'tanzender Stern' (wie es in einem Gedicht von ihm heißt)? Kein Gedanke jedenfalls an eine Gedenktafel, dort, wo Ludwig Bäumer gewohnt, gewirkt, gehofft und sicher auch gelitten hat. (Als Untergetauchter? Doch obwohl er in Berlin nie im Adressbuch stand: Er war da)."

Siehe auch: Christian Schad, Porträt des Schriftstellers Ludwig Bäumer, 1927, Christian Schad Stiftung Aschaffenburg / VG BILD-KUNST, Bonn Repro: Kai-Annett Becker, Berlinische Galerie.

Karl Jakob Hisch: [Selbstportrait]. Mit einer Widmung: "Hannover den 13.10.[19]13 L[udwig] B[äumer] gewidmet", 1913 [epub.ub.uni-muenchen.de].
Karl Jakob Hirsch: [Leierkastenmann]. Mit einer Widmung: "Ludwig Bäumer von Karl Hirsch. Worpswede 1913" [epub.ub.uni-muenchen.de].
Ludwig Bäumer: "Das jüngste Gericht", Reihe "Der Rote Hahn", Band 16, Berlin-Wilmersdorf: Aktion 1918.
Ludwig Bäumer: "Das Wesen des Kommunismus", Hannover: Steegemann 1919.
Ludwig Bäumer: "Worpswede", Schrift von Hans Saebens, Schmuck von Walter Müller, Worpswede: Künstler-Presse Worpswede G.m.b.H. 1923.

Theo Neteler: Ludwig Bäumer. Melle, Hannover, Worpswede, München, Berlin. Eine Spurensuche; Vortrag, gehalten im Barkenhoff auf Einladung der Heinrich-Vogeler-Gesellschaft / Verein Barkenhoff Worpswede e.V. und der Barkenhoff-Stiftung Worpswede am 12. Mai 2017, S. 18: "Die Wagenseils zogen 1921/22 von München nach Worpswede. Bäumer heiratete Romaine einen Tag nach ihrer Scheidung im Mai 1922, wie David Erlay in seinem Buch 'Von Gold zu Rot' (2004) schreibt*, und zieht 1923 mit seiner Frau nach Bayern, zunächst nach Garmisch. Dort besaßen die Schwiegereltern eine Villa. Am Morgen des 9. November 1923 (Hitlerputsch) fuhren K[arl] J[akob] Hirsch und L. Bäumer gemeinsam von Garmisch, wo Hirsch Bäumer besuchte, nach München. Später nahm das Ehepaar Bäumer seinen Wohnsitz in München. [...] Das Paar bekommt einen Sohn: Jochen. Bäumer adoptiert Yvonne, Tochter von Hans B. Wagenseil, am 25. April 1922 geboren. [...] Bäumer verfolgte nun verschiedene Pläne, die aber scheitern. So versucht er schließlich in Berlin einen Neustart. U.a. schwebt ihm ein Magazin für die Lufthansa vor, die sich aus zwei Fluggesellschaften am 6. Januar 1926 als Deutsche Luft Hansa A.G. zusammengeschlossen hatte. Das Magazin sollte sich nur durch Anzeigen finanzieren; Kurzgeschichten und Gedichte will Bäumer beisteuern. Auch dieses Projekt scheitert. Seine Schriftstellertätigkeit ist endgültig vorbei. Gelebt haben muss er wohl von dem Geld seiner Frau, die nach dem Tod ihres Vaters eine Monatsrente bezog. Das war bei Martha Vogeler nicht anders gewesen. 'Ludwig Bäumer verbrauchte recht viel für sein Leben', klagte sie noch später. Aufgrund der absoluten Perspektivlosigkeit, wohl auch infolge seiner Labilität nimmt sich Ludwig Bäumer am 29. August 1928 das Leben (Gas). Seine Frau ist im fünften Monat schwanger. Das Kind erhält den Namen Lucy Gertrud. Im März 1934 zieht Romaine von Berlin nach Turin in die Nähe ihrer Mutter. David Erlay hat noch die Möglichkeit gehabt, mit Romaine Bäumer/Wagenseil/Taylor persönlich Kontakt aufzunehmen."

* Diese Angabe ist irrtümlich und kann korrigiert werden durch eine antiquarisch aufgetauchte "Heiratsurkunde des ledigen Schriftstellers Rudolf Karl Ludwig Bäumer mit der geschiedenen Romaine [Gertrud] (?) Wagenseil [geborene] (?) Taylor, Mitteilung der Eheschließung von Ludwig Bäumer von Worpswede zurzeit wohnhaft in Rieder-Bühl und Romaine Wagenseil Taylor von Ostendorf Kreis Osterholz, zurzeit wohnhaft in Rieder-Bühl", Datum 5. Dezember 1922. Vom Standesbeamten unterschrieben und an das Standesamt Worpswede adressiert (bebuquin.de).

Register der Überlieferung der Übersetzungen bis 1950
Adressregister
Personenregister
Künstlerkommunen - artists' communities

Kurt Wagenseil (1904-1988)
Hans B. Wagenseil (1894-1975)

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