Christopher Wimmer: "Land der Utopie? Alltag in Rojava", Hamburg: Edition Nautilus 2023

mit Bezug zu: Hamburg: MaD-Verlag → Edition Nautilus, Grenzbegriffe "Indien", "Orient", Darmstadt 1969-1972 → Frankfurt 1970-1972 → Berlin: März 1972-1983Ursula Pommer (Neil Postman: "The Disappearance of Childhood", Gerhard Zwerenz: "Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond"), Carlos Castaneda (Syndikat: "Der gläserne Zaun. Aufsätze zu Hans Peter Duerrs 'Traumzeit'", 1983), "Nominalismusproblem"

 

S. 15f.: "Der 19. Juli 2022 ist ein brütend heißer, wolkenloser Tag. [...] Der Hitze zum Trotz versammeln sich an diesem Tag mehrere tausend Menschen im zentralen Fußballstadion der nordsyrischen Großstadt Qamişlo.

Das Stadion ist bunt geschmückt. Gelb, grün und rot sind die dominanten Farben. Neben dieser Trikolore der syrisch-kurdischen Freiheitsbewegung finden sich gelbe Flaggen des multiethnischen Militärbündnisses SDF (Syrian Democratic Forces; Demokratische Kräfte Syriens), das für ein säkulares, demokratisches und föderal gegliedertes Syrien steht, sowie die gelben und grünen Fahnen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG (Yekîneyên Parastina Gel) und der Frauenverteidigungseinheiten YPJ (Yekîneyên Parastina Jin). Beide Milizen sind Teil der SDF.

Zahlreiche Besucher*innen des Fests haben Fähnchen, Plakate, Schals oder Anstecker dabei, die ihre Verbundenheit mit der Freiheitsbewegung ausdrücken, die die Autonomieregion in Nord- und Ostsyrien derzeit verwaltet. Überlebensgroß und zentral platziert prangt mehrfach das Portrait Abdullah Öcalans, des von der Türkei inhaftierten Gründers der Arbeiterpartei Kurdistans (Partiya Karkerên Kurdistanê; PKK). Er wird vor Ort als Vordenker und Symbol der autonomen Region angesehen.

Im Stadion werden Reden gehalten. Musiker*innen spielen traditionelle kurdische und arabische Volks- und Revolutionslieder, Trommeln ertönen und immer wieder rufen die Besucher*innen Parolen. 'Bijî Berxwedana Rojava' (Es lebe der Widerstand von Rojava) oder 'Jin, Jiyan, Azadi' (Frau, Leben, Freiheit). [...] Sie feiern an diesem Tag den 19. Juli 2012, an dem die sogenannte Rojava-Revolution ihren Anfang nahm. [...] Im Windschatten des Syrien-Krieges hatten die kurdisch dominierten Regionen in Nord- und Ostsyrien, auch bekannt unter dem Namen 'Rojava' (kurdisch: Westen; für Westkurdistan), ihre Autonomie vom syrischen Staat des Machthabers Baschar al-Assad erklärt. Seitdem versuchen die Menschen nun, eine Gesellschaft aufzubauen, die auf Basisdemokratie, Geschlechtergerechtigkeit, multiethnischem Miteinander und Ökologie beruht [...]".

Abb. "Sunrise in the Syrian Kurdish city of Derik, Rojava AANES" (2015) von Janet Biehl unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 2.0 (modifiziert).

 

E-Mail: kriswagenseil [at] gmx [point] de