Hilde und Paul Hamann

mit Bezug zu: Kurt Wagenseil, Hans B. Wagenseil, Künstlerkommunen / artists' communities, "Bloomsbury Group" (Harold Nicolson)

 

In London findet 1930 in der Warren Gallery die "Exhibition XV, Mask Portraits by Paul Hamann. Ship Pictures by John Craske" (Fisherman and Mine Trawler, London 1930) statt. Die Einleitung zu dem Katalog schrieb Harold Nicolson. Paul Hamann bezeichnet seine seit 1926 entstehenden "Lebensmasken" oder "Lebend-Abform[en]" (Werbebroschüre Gleiwitzer Kunstguss, Berlin Gleiwitz o.A.) auch als "Galerie bedeutender Zeitgenossen" (ebd., S. 2, zitiert nach Jens Kremb: "Die verlorene 'Galerie bedeutender Zeitgenossen' - Lebendmasken von Paul Hamann und eine wiederentdeckte Büste des John Heartfield", arthistoricum.net, Heidelberg, 2015, S. 1). Nr. 109 der 116 Masken stellt Kurt Wagenseil dar.

In London, the Warren Gallery hosts "Exhibition XV, Mask Portraits by Paul Hamann. Ship Pictures by John Craske" (Fisherman and Mine Trawler, London 1930). Harold Nicolson wrote the introduction to the catalogue. Paul Hamann also refers to his "life masks" or "Lebend-Abform[s]" (advertising brochure Gleiwitzer Kunstguss, Berlin Gleiwitz o.A.), created since 1926, as a "gallery of important contemporaries" (ibid., p. 2, quoted from Jens Kremb: "Die verlorene 'Galerie bedeutender Zeitgenossen' - Lebendmasken von Paul Hamann und eine wiederentdeckte Büste des John Heartfield", arthistoricum.net, Heidelberg, 2015, p. 1). No. 109 of the 116 masks represents Kurt Wagenseil.

 

Maike Bruhns: "Kunst in der Krise", Bd 1: "Hamburger Kunst im 'Dritten Reich'", Bd. 2 "Lexikon der Hamburger Künstler", Hamburg Dölling und Galitz Verlag 2001.

Band 2, S. 175: "Hilde Hamann, geb. Guttmann. Künstlername Higu Hamann[.] Malerin, Keramikerin, Emailleurin[.] 26.2.1898 Breslau - 1.11.1987 London[.]

Biographie[:] Ihr Vater war Hutfabrikant in Breslau; sie wuchs mit zwei Schwestern auf, Friedel und Toni. Nach dem Tode des Vaters zog die Familie 1908 nach Berlin, von dort nach Dresden. [...] Als Friedel im Jahr 1913 starb, nahm sich die Mutter das Leben. Hilde zog darauf zu ihrer Schwester nach Hamburg, wo sie 1918 ein Studium an der KGSchule bei Prof Czeschka in Elfenbeinschnitzerei und Stoffmalerei begann. Sie setzte es in München im Atelier von Hans Hofmann mit Malerei fort. 1920 heiratete sie den Bildhauer Paul Hamann, ein Jahr darauf kam ihre Tochter Yvonne zur Welt. Bis 1926 lebten sie, abgesehen von häufigen Hamburg-Aufenthalten vorwiegend in der Künstlerkolonie Worpswede in einem alten Bauernhaus, das sie umbauten. Bernhard Hoetger malte das Badezimmer aus. Zu ihm Tetjus Tügel und Heinrich Vogeler entstand eine freundschaftliche Beziehung [...]. Auf eine Empfehlung von Richard Luksch konnten sie 1923 mit Stipendium eine Studienreise nach Italien unternehmen. 1924/25 setzte Hilde Hamann ihre Ausbildung sechs Monate bei Fernand Léger in Paris fort. [...]

1926 zog das Paar nach Berlin in die Künstlerkolonie am Breitenbachplatz, wo sie eine Lebensfreundschaft mit Bernhard und Sylvia Klein schlossen. 1930 arbeitete die Malerin drei Monate in London. Nach der Machtübernahme emigrierte die Familie nach Paris, 1936 siedelte sie nach London über. Ab 1938 war Hilde Hamann Mitglied im FDKB [Freier Deutscher Kulturbund in England, Freier Deutscher Kulturbund in Großbritannien] und gründete im selben Jahr mit ihrem Mann eine private Kunstschule in West-Hampstead. 1940 trennte sich das Paar [...]. Sie mußte bis 1972 im Brotberuf Keramik herstellen, ihre künstlerische Tätigkeit blieb auf die Freizeit beschränkt. 1954 kehrte sie erstmals nach Deutschland, nach Worpswede zurück. [...] Nach Paul Hamanns Tod kaufte sie 1974 ein Haus in Hampstead [...]".

S. 177: "Paul Hamann[.] Bildhauer, Zeichner, Graphiker[.] 8.12.1891 Hamburg - 16.1.1973 London[.]

Biographie[:] Paul Hamann war der Sohn des Musikers Alfred (Heinrich) Hamann, und seine Mutter stammte aus Schleswig-Holstein. Er wuchs mit einem Bruder und einer Schwester auf. [...] 1910-14 studierte er an der LKSchule Hamburg bei Richard Luksch. Während eines Aufenthalts in Paris im Jahre 1913 arbeitete er erfolgreich bei Rodin. Er befreundete sich mit Richard Dehmel. [...] Als Vorsitzender des Vereins 'Künstlerfest Hamburg' war er bis 1933 an der Organisation, Festdekorationen, Revuen und Almanachen beteiligt. [...] Mit André Mandeville, Eva Leidmann, seiner Frau Hilde und anderen gründete Hamann 1924 die 'Groupe artistique franco-allemand'. [...] Auf Einladung Sir Harold Nicolsons hielt er sich 1929/30 längere Zeit in London auf. Er besaß Verbindung zur 'Novembergruppe', zu Ernesto de Fiori, Hermann Haller und Renée Sintenis."

S. 178: "Hamann emigrierte 1933 unmittelbar nach den Übergriffen der Nazis auf die Künstlerkolonie am Breitenbachplatz in Berlin, aus Abneigung gegen den NS und um seine Frau zu schützen. Er selbst war durch seinen jüdischen Vater gefährdet, seine Mutter war Christin. Er fuhr zunächst allein nach Paris, im Juli 1933 folgten Hilde und Yvonne. Sie nahmen einige Kunstwerke mit, die nach ihrer Weiterwanderung nach England in Paris verlorengingen. In einem Atelier der Cité Fleurie arbeiteten sie in den Häuschen der Weltausstellung von 1890. André Gide, Jean Cocteau und Man Ray kamen als Auftraggeber in das Atelier, César Domela war ihr Nachbar. Die ersten zwei Jahre waren hart, weil sie ohne jegliche Unterstützung von Porträt- (Cocteau) und Friedhofsaufträgen leben mußten. 1936 gingen sie mit Hilfe Harold Nicolsons nach London, wo Hamann Freunde hatte. Sie [...] fanden Kontakt zu anderen Emigranten, wie Fred Uhlmann und Renée Mendel. [...] Hamann wurde 1940 zunächst im Warth Mill Internment Camp interniert, wo er unter heftigen Depressionen litt. [...] Am 11. Januar 1941 kam er frei".

Band 1, S. 509: "Frühlingsgöttin[.] Muschelkalk, 1925, Hansestadt Hamburg, Hammer Park[.]

Die 'Stehende' gehörte in eine Reihe großer weiblicher Gartenfiguren, die Paul Hamann in Hamburg fertigte. 1925 hatte ihm der Senat den Auftrag zu der Muschelkalkstele erteilt, 1927 wurde sie im Hammer Park aufgestellt. Zeitzeugen berichteten später, daß das Kunstwerk in der damaligen Zeit eine kleine Sensation darstellte - eine Nackte im Park! Junge Mädchen gingen verschämt daran vorbei und wagten angeblich kaum, einen Blick dorthin zu werfen. Der Volksmund machte sich einen spöttischen Reim auf die Figur: 'Im Hammer Park, da steht ein nacktes Mädchen - 'I gitt' - wie man nur sowas machen kann. Nicht Hemden, Höschen - nicht das kleinste Fädchen von Garderobe hat das Kindchen an. Die Hände hält es um den Leib gebogen als tät ihr weh der Blinddarm irgendwo [...]' Bei seiner ersten Rückkehr nach Hamburg im Jahre 1953 suchte der Bildhauer die Skluptur und fand sie unversehrt auf. Der Rhododendron hatte sie umwachsen und den Blicken der Öffentlichkeit entzogen. So konnte sie überdauern. Paul Hamann hatte man vergessen".

 

Register der Überlieferung der Übersetzungen bis 1950
Personenregister (Übersetzungen etc.)
Adressregister
Künstlerkommunen - artists' communities
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