Site hosted by Angelfire.com: Build your free website today!

Haldirs Tod 11

Home
Guestbook
Links
About
Gallery
Fanfiction
Email me!
Weblog (german)
Tell a friend!

 

• Haldirs Tod 1 • Haldirs Tod 2 • Haldirs Tod 3 • Haldirs Tod 4 • Haldirs Tod 5 • Haldirs Tod 6 • Haldirs Tod 7 • Haldirs Tod 8 • Haldirs Tod 9 • Haldirs Tod 10 • Haldirs Tod 11 • Haldirs Tod 12 • Haldirs Tod 13 • Haldirs Tod 14 •

~*~*~*~

Haldir lag auf seinem Bett. Die warme Abendluft wehte durch das Fenster über ihm herein; ließ die dünnen Gardinen aufbauschen und sich wie einen Schleier über seinen nackten Körper erheben. Er schloß die Augen.

Die Stunden vergingen so quälend langsam. Und sie wurden zu Tagen, Nächten, Wochen. Seit zwei dieser Wochen war er nun in Edoras, hatte ein Zimmer in Méduseld bezogen. Über zwanzig Tage, seit er Aragorn das letzte Mal gesehen hatte.

Der Vorhang berührte ihn am Bauch, und Haldir spürte ein Kitzeln. Er lächelte. Es war fast so, als würden die Haare eines gewissen Waldläufers über seine Rippen gleiten. Seufzend stellte er fest, daß er Aragorn vermißte. Sehr vermißte.

Er änderte seine Position, rollte sich auf die Seite, um durch das enge Gitter der Fensterbrüstung hinaus auf die vom Sonnenuntergang beleuchtete Stadt zu sehen. Seltsam waren sie, die Menschen. Seltsam und interessant. Wenn man ihnen noch beibringen konnte, daß baden kein Zwang, sondern ein Vergnügen war, dann würden sie aber durchaus erträgliche Mitbewohner sein.

Es klopfte an der Tür. Das Klopfen war Haldir schon bekannt; ein leises, sanftes Pochen. Kein menschliches Pochen. Menschen pochten an der Tür, als wollten sie sie einschlagen. Dieses stille Klopfen war elbisch.

Er war dezent genug, sich das Leinenlaken bis zur Brust hochzuziehen, drehte sich aber nicht um. "Komm herein, Naergilien."

Für Menschen nicht hörbare Fußtritte kamen auf ihn zu. "Haldir, sut naa lle umien sina re?" sprach die sanfte Stimme.

"Mir geht es gut, danke." Er rollte herum, konnte aber ein Stöhnen nicht unterdrücken, als er seinen Rücken biegen mußte.

"Das glaube ich nicht, mein Hauptmann," sprach die Elbin sanft und setzte sich neben ihn auf das Bett. "Es war gut von der Lady, mich zu schicken, um auf Euch zu achten. Ihr sollt Euch schonen."

"Schonen," seufzte Haldir, "ich liege seit fast drei Wochen herum und tue nichts. Ich durfte noch nicht einmal herreiten. Ich mußte in einem Wagen liegen. Wie lange soll ich mich noch schonen?"

Sie lächelte. "Bis Euer Taur'ohtar wieder zurückkommt, mein Nwalmaer. Oder bis ihr nicht mehr stöhnt, wann immer Ihr Euch umdreht."

"Ihr nennt mich 'Mein Unwilliger'?" Haldir hob die Augenbrauen hoch und packte die silberblonde Elbenfrau am Unterarm. "Naergilien, hütet Eure Zunge. Ich mag vielleicht verletzt sein, aber ich bin nicht unfähig, mich gegen Eure Anschuldigungen zu wehren."

Ihr Lachen erhellte den Raum. "Ai! Haldir! Ihr tut mir weh! Die Menschen haben Euch verroht!"

Der Klang schnell herannahender Pferdehufe von draußen verhinderte sämtliche Aktionen, die Haldir gerade einfielen, um vorlaute Elbenfrauen vom Reden abzuhalten. Er drehte sich um und starrte durch das Gitter, während Naergilien sich erhob und neben das Kopfteil des Bettes ans Fenster stellte, um hinauszusehen.

Der Tumult, der draußen losbrach, als der Bote die Nachricht hinausschrie und dann vor Erschöpfung von seinem schweißnassen Pferd fiel, war unglaublich.

Haldir und Naergilien sahen sich an. In seinen Augen war Ungläubigkeit zu sehen - und Hoffnung.

"Habe ich das richtig verstanden?" fragte er. Die dunkle Nachricht von König Théoden Tod war das letzte, was sie von den Schlachtfeldern gehört hatten; aber das, was er gerade vernommen zu haben glaubte, ließ ihn die anteilsmäßige Trauer am Tode des Königs von Rohan vergessen.

"Ja," antwortete sie tonlos, während sie sich von ihm wegdrehte, um eine Träne aus ihrem Auge zu wischen. "Sie haben gesiegt. Der Krieg ist vorbei, Sauron ist gefallen."
Sie verließ den Raum, wollte nicht, daß er ihre Tränen sah.
Wenn der Krieg vorbei war, würde Aragorn zurückkommen, um seinen Geliebten nach Minas Tirith zu holen. In den letzten Wochen war ihr Haldir sehr ans Herz gewachsen, und es tat ihr weh, auch, wenn sie nicht wußte, warum.
Eine seltsame Vorahnung kam in ihr auf, aber sie wußte nicht, wie sie diese deuten sollte.

Als sie am nächsten Morgen wieder in sein Zimmer kam, war es leer. Auch seine Sachen waren verschwunden. Ein Blick aus dem Fenster sagte ihr, daß er draußen war, bei den Menschen, die damit beschäftigt waren, einen Wagen zu beladen, der nach Minas Tirith aufbrechen sollte.

So nicht, dachte sie. So einfach wirst Du mich nicht los, Nwalmaer. Du wirst nicht allein gehen. Sie glitt mit schnellen, geräuschlosen Schritten durch das Zimmer, um ihre eigenen Sachen zu holen.

Haldir war gerade dabei, auf den Wagen zu steigen, als er sie herankommen sah. "Was macht ihr hier, Lady Naergilien?"

"Meine Pflicht erfüllen. Ich wurde gesandt, um auf Euch aufzupassen," meinte sie scheu; doch Haldir sah, daß diese Scheu nur ein Vorwand war.
"Ich brauche kein Kindermädchen," sagte er mit ernstem Gesicht, "geht zurück nach Lothlórien und richtet-"

"Nein, Hauptmann," sagte sie, "ich richte gar nichts. Auch nicht 'aus'. Es reicht, wenn einer von uns beiden vor seinen Pflichten als Galadhrim davonläuft - und ich bin das nicht." Mit diesen Worten kletterte sie neben ihn auf die Ladefläche des Wagens.

Haldir seufzte. Warum mußten Elbenfrauen so stur sein? Fast wie Menschenmänner.

~*~*~ Vier Wochen später... ~*~*~

Haldir erwachte dadurch, daß jemand an seiner Schulter rüttelte. "Mh?"
"Wir sind da," flüsterte seine 'Krankenschwester', "Minas Tirith! Ich kann den weißen Turm sehen!"

Der Galadhrim erhob sich ächzend, die Wochen auf dem Wagen, die endlos schleppende Langsamkeit, waren kaum für ihn zu ertragen gewesen.
Endlich. Endlich war er da und würde ihn wiedersehen.
Den Blick über das Land streifen lassend, erblickte er die weiße Stadt im grau des frühen Morgens. Sein neues Zuhause. Er lächelte.

Als sie in die Stadt einfuhren, war das erste bekannte Gesicht, was er vom Wagen aus erblickte, das von einem der Zwillinge. "Elladan!", rief er ihm zu.

Der Peredhel drehte sich herum. Diese Stimme kannte er. Konnte es sein...?

"Haldir?" fragte er und ging auf den Karren zu. "Was tust Du hier? Wie- wie kommst Du hierher?"

Der blonde Elb lächelte. "Ich komme, um Aragorn zu sehen, wir waren fast vier Wochen unterwegs."

Elladan sah auf die Elbenfrau, die neben Haldir saß. Ihr Haar war silbern wie das von Haldir, und sie trug ein einfaches Kleid, wie es die Rohirrimfrauen gewöhnlich trugen. "Und Du hast Besuch mitgebracht! Sag, Haldir, wer ist diese Maid?"

"Das ist Naergilien. Die Lady aus Lothlorien hat sie geschickt, um..." Haldir dachte nach, einen Moment zu lang für seine Begleiterin.

"Die Lady hat mich gesandt, um Haldir zu pflegen; aber in den letzten Wochen war dazu kaum Gelegenheit. Der Weg war holprig, und ich bin nicht sicher, ob das den Verletzungen wirklich gut getan hat."

Elladan lachte. "Mylady, ihr habt wahrlich eine schwere Aufgabe gehabt, wenn ihr Euch um Haldir kümmern mußtet. Ich bin Elladan Peredhel, Sohn von Elrond. Lasst mich Euer Führer in dieser Stadt sein, ich und mein Bruder werden Euch gern herumführen und ein Quartier für Euch suchen."

"Ich danke Euch," sagte Naergilien, "doch zuerst würde ich gerne ein Bad nehmen; und vielleicht einen Schneider für ein paar neue Kleider aufsuchen."

Haldir fühlte sich übergangen. "Wo ist er," fragte er nur, "ich will zu ihm."

"Fahr nur zum Palast hinauf," sagte Elladan, während er die Hand von Naergilien ergriff, "meinen Bruder wirst Du dort treffen, er wird Dich zu Aragorn bringen. Sage ihm, ich habe einen Edelstein aus Lothlórien eingesammelt, und er möge sich bald in unserem Quartier einfinden."

Naergilien lächelte traurig, als sie den Wagen mit Haldir davonfahren sah. "Sagt, wie kommt ein so schönes Lächeln zu so einem traurigen Namen?" sprach Elladan und entriß sie aus ihren Gedanken, als er sie die Straße hinunter führte.

Haldir sah ihr hinterher. Seltsam, dachte er. Plötzlich tut es mir leid, daß sie nicht mehr hier ist. Er hatte sich während der Reise sehr an Naergilien gewöhnt.

Der Palast tauchte vor ihm auf; Haldir war überwältigt von der Größe. Elrohir stand auf dem Vorplatz und schien ihn bereits zu erwarten. "Haldir, mein Freund," sagte er, "es ist schön, Dich wiederzusehen. Sogar Deine Haare wachsen wieder." Er strich durch die schulterlangen Haare des Galadhrim.

"Elrohir, es freut mich, Dich wiederzusehen. Dein Bruder läßt Dir ausrichten, er hätte da was für Euch."

Eine schlanke, blonde Gestalt kam aus den Türen; als Haldir sie sah, lächelte er noch breiter. "Legolas, alter Freund! Auch Du bist noch gesund und am Leben!"
Legolas schien erstaunt, als er die Treppen hinunterrante. "Was tust Du hier, Haldir? Haben Dich die Nachrichten nicht erreicht?"

Nun war Haldir überrascht. "Nachrichten? Was für Nachrichten?"

Elrohir und Legolas tauschten einen ernsten Blick aus, der Haldir seltsam vorkam. Er trat einen Schritt zurück. "Was ist passiert, Legolas?" flüsterte er. "Ist Aragorn etwas zugestoßen?" Sein Herz schien sich zu verkrampfen.

"...zugestoßen, nein, so würde ich das nicht nennen. Ich denke aber, es ist das Beste, wenn er es selber erklärt. Komm rein, ich helfe Dir."

Legolas legte den Arm um Haldirs Taille und stützte ihn, als sie die Stufen zum Palast hinaufstiegen. Haldir drehte sich noch einmal um und ließ einen Blick über die Stadt schweifen, die im rot der gerade aufgehenden Sonne erstrahlte.

Legolas entließ ihn an der Tür zur Kammer des Königs. "Ich denke, er schläft wohl noch," sagte Legolas, "er war sehr müde nach all diesen Schlachten. Du solltest ihn wecken, ich denke, das kannst Du allein. Wir werden uns später wiedersehen."

Haldir öffnete die Tür, schlüpfte hinein und schloß sie hinter sich. Dann sah er sich um.
Der Raum war groß; dunkle geschnitzte Möbel standen überall herum. Das größte darin war ein riesiges, mit rotem Samt abgedecktes Himmelbett. Und in diesem schlief, nur halb mit dem weißen Laken zugedeckt, Aragorn. Haldir spürte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten, und ging langsam hinüber zum Bett.

~ wird fortgesetzt... ~

Ha! Bin ich nicht gemein...?