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Haldirs Tod 3

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Gegen Nachmittag fand auch Gimli Gloinssohn auf der Suche nach Legolas den Weg zu Haldirs Bett.

Für einen Moment starrte er in das ausdruckslose Gesicht des Galadhrim.
Wie seltsam diese Elben doch waren, dachte er. Hätte er es nicht von den anderen gewußt, er hätte angenommen, hier auf einen toten Körper mit weit offenen Augen zu starren.

Sein Blick wanderte zu der Bauchwunde, deren Verbände trotz der Tatsache, daß sie an jenem Tage bereits mehrfach gewechselt worden waren, schon wieder in einem rötlichen Ton schimmerten.

"Wie hoch kann der Blutverlust eines Elben eigentlich sein, bevor er stirbt?" fragte er sorgenvoll.

Legolas sah Gimli an. "Mein Volk verträgt eine Menge. Wir heilen recht schnell und auch Blutverlust können wir meist ohne Probleme ausgleichen."

"Warum wacht er dann nicht auf?"

Der blonde Prinz seufzte.

"Weil er es noch nicht kann. Sein Körper braucht alle Kraft, um seine Wunden zu heilen. Müßte er auch noch sein Bewußtsein aufrecht erhalten, wäre das zu viel für ihn."

"Mh," murmelte Gimli in seinen Bart und trat einen Schritt vor, um das Gesicht des komatösen Elben genauer zu betrachten, "was denkt ihr denn, Herr Elb, was diesem Krieger helfen könnte?"

Der Angesprochene zuckte die Schultern. "Ich weiß es nicht. Mithrandir sagt, wir müßten mit ihm sprechen, ihm einen Grund geben, wieder aufzuwachen. Da ich nicht weiß, was ich ihm sagen soll, habe ich schon den ganzen Tag für ihn gesungen."

"Gesungen?" Die Stirn des Zwerges legte sich in Falten und in jenem Moment fühlte er ein noch größeres Mitleid für den verletzten Hauptmann. "Legolas, du weißt, daß Haldir Deinen Gesang nicht schätzt. Das hat er dir schon Lothlórien gesagt."
"Ich weiß," lächelte Legolas, "und das ist genau der Grund, wieso ich dies tue. Ich denke, vielleicht wird er ob meines Gesanges wütend und wacht deshalb auf."

Gimli dachte kurz nach. Der Gedanke an sich war nicht so schlecht. "Vielleicht sollte ich dann auch etwas singen?"

"Lieber nicht," antwortete der Prinz vorsichtig, "ich wollte ihn wütend machen und nicht in die Flucht schlagen."

Das bärtige Gesicht des weißen Zauberers kam hinter dem Vorhang hervor. "Wie geht es ihm?"

"Das wissen wir nicht," antworteten Elb und Zwerg unisono.

"Wir wollten reiten, um uns die Schäden rund um die Hornburg ansehen. Wie sieht es mit euch beiden aus, kommt ihr mit uns?"

Elb und Zwerg sahen sich an. "Wir dachten, es soll immer jemand bei ihm sein?"

Gandalf lächelte. "Lasst ihm ein paar Stunden Ruhe. Ich habe gehört, daß du, Legolas, heute den ganzen Tag für ihn gesungen hast. Es wird wohl reichen, wenn wir heute abend wieder zu ihm kommen; dann kann er sich bis dahin... ausruhen."

Legolas verzog sein Gesicht ob der Bemerkung, die eindeutig darauf abzielte, ihn vom Singen abzuhalten. Er stand auf und betrachtete den Zwerg, der immer noch interessiert die Züge des Galadhrim studierte. "Gimli, kommst du?"

Und die drei verließen das Krankenbett.

Dunkelheit, nichts als Dunkelheit umschloß Haldirs Seele. Für kurze Momente war ihm, als hätte er Legolas singen gehört. Dies brachte ihn dazu, sich tiefer in die Dunkelheit zurückzuziehen. Auf keinen Fall würde er Legolas singen hören wollen.
Langsam aber sicher fragte sich Haldir, wo er sich eigentlich befand. Er kam zu keinem Schluß. Wie er es Jahrtausende lang gelernt hatte, versuchte er, die Situation zu analysieren. Wenn er nicht wußte, wo er war, mußte er sich zuerst daran erinnern, woher er kam.
Ein goldenes Blinken kam ihm in den Sinn. Das Blinken einer Rüstung, die ihm angelegt wurde.
Und an mehr konnte er sich nicht erinnern.

Aragorn seufzte, als er in der Dämmerung des anbrechenden Abends den Saal der Verletzten betrat. All die Toten, die den ganzen Tag über von ihm und den anderen zusammengetragen wurden, hatten ihre Spuren auf seinem Gemüt hinterlassen. Die Brüder von Haldir hatte er auch unter den Toten ausmachen können; mittlerweile waren ihre Körper dem Feuer übergeben worden.

Müde und erschöpft setzte er sich auf den Rand von Haldirs Bett und stützte seinen Kopf in die Hände, deren Ellbogen auf seinen Knien ruhten. Krieg war so sinnlos, so vernichtend, so fordernd. Er war nicht sicher, wie lange er der Belastung all dessen noch stand halten würde.
Der Geruch seiner eigenen Hände war, trotzdem er sie gründlichst gewaschen hatte, trotz allen Wassers und aller Seife für ihn noch fast unerträglich.

"Haldir, mein Freund," sagte er leise, sich langsam umdrehend, "im Moment könnte ich dich bei mir brauchen, wirklich."

Der Galadhrim starrte mit ausdruckslosen Augen ins Leere.

Ein Lichtblitz regte sich wieder im Dunkeln. Haldirs Seele fixierte den Funken, der klar und deutlich vor ihr glimmte. Und dann hörte sie die Stimme, diesmal klar und deutlich.

"Ich brauche deinen Zuspruch, Haldir, ich brauche Deinen Trost. Ich wünschte, du könntest mich in Deine Arme nehmen."

Die Seele driftete auf das deutlicher und größer werdende Leuchten des Punktes in der Dunkelheit zu.

Aragorn legte sich seufzend neben den Elben, seine eine Hand fand den gewohnten Platz auf dessen Hüfte; während die andere, auf den Ellbogen gestützt, sich auf Haldirs Haupt heruntersenkte und den Haaransatz strich.

"Ich vermisse dich, Haldir. Der Tag war so schwer. Ich sehne mich nach deiner Berührung, deinem Lachen, deiner Stimme."

Die Stimme war so deutlich wie niemals zuvor; der Lichtpunkt war zu einem grellen Leuchten geworden, welches die Dunkelheit verdrängte.
Und Haldir spürte, wie sich Kopfschmerz um seine Seele ausbreitete und sein Brustkorb sich hob und senkte. Das grelle Licht wurde von der warmen Dunkelheit der Nacht verdrängt.
Der Elb begriff, daß er nun wieder durch seine eigenen Augen sah und blinzelte.

Etwas hatte sich an Haldirs Ausdruck verändert, stellte Aragorn fest, als er in sein Gesicht blickte. Während er noch versuchte, herauszufinden, was das war, da hoben und senkten sich die Lider des Elben plötzlich in schneller Folge und er konnte ein geräuschvolles Einatmen wahrnehmen.

Was Aragorn nicht zu hoffen gewagt hatte, war eingetreten. Der Galadhrim war erwacht.

Aragorn. Er konnte ihn sehen, direkt vor sich.
Im selben Moment fühlte er die Dunkelheit wieder über sich hereinbrechen; aber sie warf seine Seele nicht zurück.
Es war eine andere Art von Dunkelheit; eine schreckliche Dunkelheit, die seine Seele fast erdrückte.
Er kannte diese Dunkelheit, es war der finstere Schmerz seines Körpers, der, nachdem er mit seiner Seele wieder in den Körper zurückgekehrt war, ihn mit voller Gewalt erwischte.

Ein Wimmern kam über die Lippen des Elben. Und Aragorn verstand. Haldir war zu sich gekommen und von dem Schmerz, dem ihm seine Wunden verursachten, fast betäubt.

"Haldir... du bist... wach...," flüsterte er schwach. Er küßte die Stirn des Galadhrim.

Haldir drehte seine Augen und sah Aragorn an. Ein schwacher Gedanke daran, was er in der Dunkelheit gehört hatte, überkam ihn.

"Aragorn...," flüsterte er leise und fast unhörbar.

"Haldir?" fragte Aragorn und da er bemerkte, die schwach die Stimme des Elben war, näherte er sein Gesicht an dessen, bis ihre Nasen sich berührten; eine fast zärtliche Geste.

"Aragorn... Legolas..."

Aragorn runzelte die Stirn. "Was ist mit Legolas, Haldir? Soll ich Legolas holen?"

"Nein," Haldir fühlte, wie ihn die Kraft zu sprechen wieder verließ, "Bitte... sag Legolas... egal, was passiert... er soll nicht mehr..."

"Ja, Haldir? Was soll ich Legolas sagen?"

"...nicht mehr singen, bitte...," seufzte Haldir und eine wohlige Ohnmacht, die dem normalen Schlaf der Elben gleichkam, überfiel ihm. Diesmal war er sicher, daß er wieder erwachen würde, denn trotz der Dunkelheit um ihn herum hörte er Aragorns erleichtertes Lachen und fühlte, wie sich die starken Arme des Waldläufers um seine Schultern legten und ihn die ganze Nacht hindurch wärmten.

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