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Haldirs Tod 2

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Die Rohirrim brachten den bewußtlosen, aber mit offenen Augen starr nach oben blickenden Elben in die Hornburg, ins notdürftig eingerichtete Lager für die Verletzten.
Gandalf war der erste, der sich am Krankenlager des Hauptmannes einfand.

Nachdem er ihn eine Weile beobachtet hatte, traf auch Legolas ein und warf dem alten Zauberer einen fragenden Blick zu. Gandalf schüttelte traurig den Kopf.
"Er ist im Koma, Legolas. Sein elbischer Körper kämpft mit den Verletzungen. Ich bin nicht sicher, wer den Kampf gewinnen wird."

Legolas setzte sich an den Rand des Krankenbettes und betrachtete Haldirs feine Züge, die so seltsam entspannt aussahen, obwohl er wußte, wie sehr Haldirs Körper geschunden worden war. Dann blickte der Elb aus Düsterwald zu dem Mann im weißen Mantel hoch.
"Mithrandir, kannst du nicht etwas für ihn tun? Ihm helfen, den Kampf zu gewinnen?"

Wieder schüttelte der bärtige Maia den Kopf.
"Das liegt nicht in meiner Macht, Legolas. Seine Verletzungen sind sehr schwer. Diesen Kampf muß er alleine kämpfen und ich hoffe, er hat den Mut und die Kraft, das durchzustehen."

Legolas seufzte tief und sein Elbenherz wurde schwer. "Der letzte Überlebende der Galadhrim, die auf Helms Klamm kämpften. Ich hoffe, er wird diesen Kampf gewinnen."

Gandalf legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Er ist stark, Legolas. Haldir hat immer bekommen, was er wollte. Bei jedem anderen würde ich jede Hoffnung fahren lassen; aber nicht bei diesem Elben aus dem Goldenen Wald. Bleibe eine Weile bei ihm. Sprich zu ihm. Vielleicht können wir ihn so dazu bringen, wieder aufwachen zu wollen."

Und Legolas war allein, mit einem Elben, von dem er zwar hoffte, aber dennoch bezweifelte, daß er ihn hören konnte. Er ließ seinen Blick am Körper des Galadhrim heruntergleiten und spürte starkes Mitleid in sich aufsteigen.

Die Verbände der Bauchwunde waren rot durchtränkt von Haldirs Blut; den Rücken konnte er von seiner Position aus nicht sehen, da er vor Haldir saß. Man hatte den Elben auf die Seite gelegt, um keinen Druck auf eine der beiden Wunden auszuüben.
Die Beine hatte man geschient. Zusätzlich zu Haldirs Annahme, daß beim Fall auf seine Knie die Beinpanzerung zerbrochen war, waren auch noch seine Kniescheiben beim Aufprall auf den kopfsteingepflasterten Klammwall zerschellt.

"Ach, Haldir, warum mußtest Du herkommen?" fragte Legolas mit sanfter Stimme. "War es nur, weil Du den Befehl erhalten hast? Oder war es wegen Aragorn? Kannst Du ihn nicht gehen lassen?"

Doch Haldirs Ausdruck blieb unverändert.

Legolas begann, leise für Haldir zu singen. Er erinnerte sich, daß Haldir ihm einst gesagt hatte, daß er, Legolas, wohl der schlechteste elbische Poet und Sänger in Mittelerde sei und selbst der einfachste der Hobbits das Metrum und die Stimme besser im Griff habe als der Prinz von Düsterwald.

Vielleicht, so dachte Legolas, würde sein Gesang eine Reaktion in Haldir hervorrufen. Wenn er sich schon nicht an seinem Gesang erfreuen konnte, dann würde er ihn vielleicht erzürnen und das war ja auch eine Art, jemanden zu wecken. Er wollte für Haldir da sein, so lange er konnte; so lange, bis seine Pflichten ihn wieder zu sich riefen.

Gegen Mittag kam auch Aragorn an Haldirs Krankenbett. Er löste Legolas bei Haldir ab, damit der Prinz wenigstens etwas essen konnte; denn das hatte er seit dem Tage vor der Schlacht nicht mehr getan. Aragorn zog die Vorhänge um das Krankenbett zu und setzte sich an den Bettrand. Was er dem Galadhrim zu sagen hatte, ging niemanden etwas an.

Er nahm Haldirs Hände in seine eigenen, beugte sich nach vorne und flüsterte in Haldirs Ohr, während er seine Wange in einer Hand hielt und mit dem Daumen die Seite der feinen, elbischen Nase streichelte.

"Du würdest," begann er flüsternd und spürte, wie seine Augen sich mit Tränen füllten, "mir nicht glauben, liebster Haldir, wie sehr mich Deine Ankunft am gestrigen Tage erfreut hat. Du würdest mir wohl auch nicht glauben, wenn ich dir sagte, daß ich mich unendlich dafür schäme, dich auf dem Klammwall liegen gelassen zu haben. Ich bin nur ein Mensch, Haldir. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hielt dich für tot."

Aragorn seufzte tief, als er seine zweite Hand auf die andere Seite von Haldirs Gesicht legte und ihn sanft auf die Stirn küßte.

"Ich hoffe, du, mein liebster Hauptmann, kannst mir irgendwann einmal meine Menschlichkeit und meine Fehler verzeihen. Andererseits," Aragorn legte seinen Kopf neben den von Haldir auf das Kissen und sah in die weit geöffneten, ausdruckslosen Augen des Galadhrim, "meine Menschlichkeit ist ja genau das, was du geliebt hast, nicht wahr? Sie ist das, was du vermißt hast. Zumindest sagtest du mir, du würdest Sie vermissen. So, wie ich dich jetzt vermisse."

Haldirs Seele driftete durch die Dunkelheit. Es war wie ein freier Fall, aber ohne den Luftzug, schwerelos, ohne Gefühle, Berührungen, ohne seine Sinne.
Und irgendwo aus der Dunkelheit, weit weg von ihm, drangen wenige Worte zu seinem schwerelosen Geist vor.

‚Du...Liebster...wie... unendlich...ich... dich... vermisse...‘

Haldir versuchte, die Stirn zu runzeln; aber er spürte, daß seine Seele, welche die Worte gehört hatte, nicht in der Lage war, über seinen Körper zu herrschen. Doch er kannte die Stimme. Aragorn. Wie sehr er sich sehnte, aus der Dunkelheit hervorzutreten und seinen Geliebten in seine Arme zu schließen.

"Deine Augen," fuhr Aragorn fort, "sind immer noch so schön und stolz wie damals. Als wir uns das erste Mal trafen. Du erinnerst dich? Vierzig Jahre ist das jetzt her."

‚Vierzig Jahre...‘

Haldir erinnerte sich so gut, was vor vierzig Jahren passiert war. Der junge Ziehsohn von Herrn Elrond auf Besuch in Lothlórien. Der menschliche junge Ziehsohn von Herrn Elrond. Wie hatte er ihn damals bei seiner Ankunft verachtet.

Wie sehr hatte er wenige Wochen später bedauert, daß er schon abreisen mußte.

"Erinnerst du dich noch? Du warst der Erste, der mir das Bogenschießen beibrachte. Ach Haldir, wie gerne würde ich heute an deiner Seite Bogenschießen."

‚Wie gerne... an deiner Seite...‘

Etwas regte sich in der Dunkelheit, die Haldir umgab. Wie ein Lichtblitz. Wie der Kopf einer winzigen, polierten Rüstungsniete, der in der Dunkelheit weit entfernt aufblitzt.

Haldirs Seele wandte sich erstaunt dem Lichtblitz zu.

Aragorn hörte Schritte nahen, die außer einem Waldläufer niemand gehört hätte und wußte genau, zu wem diese Schritte gehörten, denn es gab nur noch zwei Elben in der Hornburg - und einer davon lag vor ihm.
Er hob seinen Kopf vom Kissen und richtete sich auf; Haldir gleichmütig betrachtend und dabei verstohlen mit dem Handrücken eine Träne fort zu wischen, die den Weg seine Wange hinunter gefunden hatte.

Der Lichtblitz flackerte, wechselte ständig die Position. Haldirs Seele sah sich verzweifelt in der Dunkelheit um, konnte aber nirgends den Lichtblitz in einer festen Position ausmachen, so sehr sie sich auch bemühte.

Legolas öffnete den Vorhang. "Aragorn, wie geht es Haldir?"
"Ich weiß es nicht," antwortete Aragorn, "ich habe versucht, mit ihm zu reden, aber nichts passiert."
"Du weißt aber," sagte der Prinz aus Düsterwald, "daß wir Elben Zeit brauchen?"

"Zeit, Zeit!" murmelte Aragorn. "Zeit ist das, was wir hier nicht haben. Ich kann nicht den ganzen Tag hier sitzen und..." Es fehlten ihm die Worte, um seinen Satz zu vollenden. Um einzugestehen, was er fühlte.

"...deinem Liebsten zureden, wenn du nicht weißt, ob er Dich hört? Aber Aragorn, hat Dir Herr Elrond nicht beigebracht, daß es nicht darauf ankommt, wie lange man braucht, sondern nur, daß das Ergebnis richtig ist?"

Aragorn wußte nicht, worüber überraschter sein sollte; über den ‚Liebsten‘ oder die spitze Bemerkung über die Erziehungsmethoden seines elbischen Ziehvaters.
"Legolas... du – du weißt...? Aber... woher?"

Das ihm zugehörige, engelsgleiche Lächeln überkam die fein gemeißelten Gesichtszüge des blonden Elbenprinzen.
"Aragorn, Sohn von Arathorn," tadelte er, "ich bin nicht SO blind. Du magst andere belügen, vielleicht sogar dich selber, was Haldir betrifft; aber mich wirst du nicht täuschen."

"Seit wann...?" Aragorn war unsicher, ob er Legolas überhaupt noch ins Gesicht sehen konnte und zog es aus diesem Grunde vor, den Boden zu hypnotisieren.

"Den Gedanken," antwortete Legolas, "hatte ich schon in Caras Galadhon. Aber gestern abend, als er mit seinen Truppen herkam, da habe ich es in Haldirs Augen gesehen – und in deinen."

Aragorn seufzte tief.

Eine Stimme kam durch den Raum. "Ist Herr Aragorn hier? Der König wünscht ihn zu sprechen."

Wieder seufzte Aragorn. "Wirst du bei ihm bleiben. Legolas? Wirst du nach ihm sehen, bis ich wieder da bin?"

"Das werde ich, Aragorn," war die Antwort des Elbenprinzen.

Der Lichtblitz verglühte vollkommen und zeigte sich nirgends mehr in der Dunkelheit. Haldirs Seele überließ sich wieder dem Treiben in der Schwerelosigkeit.

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