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Haldirs Tod 13

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Anmerkung:
In diesem Kapitel habe ich ein "No-no" der Fanfiction getan: Ich habe teilweise einen Liedtext versteckt. (Soll man nicht machen, weil's angeblich immer schief geht, aber ich denke, es passte doch ganz gut...)
Es ist das Lied, was ich hier grade aktuell beim Schreiben dieses Kapitel auf Dauerrepeat in verschiedenen Versionen höre.
Wer findet ihn (und kann dann auch noch sagen, was es ist)? ;-) Tip: es ist ein englisches Lied. Am Anfang des nächsten Kapitels könnt ihr nachlesen, was es war.
Und, wer's rausgefunden hat, kann dann noch mal versuchen, wie sich dieses Kapitel hier wohl liest, wenn dieses Lied ab der Stelle, wo ich den Text versteckt habe, als Hintergrund läuft. Ich möchte fast wetten, es liest sich... anders.
Ich habe mich des weiteren bemüht, hier halbwegs Tolkien-Canon zu schreiben. Ob es mir gelungen ist, mögt ihr entscheiden.

Gegen Nachmittag überquerte Naergilien den Vorplatz des Palastes und sah zu den hohen Mauern des Gebäudes auf. Sie schauderte. Diese Kälte und Leere ohne die Pflanzen; wie konnten die Menschen so leben?

"Kommt," rief Elladan ihr zu, der sie begleitete. Er drehte sich herum und sah den seltsamen Ausdruck in ihrem Gesicht. "Was ist mit euch?", fragte er.

Sie seufzte. "Nichts, Lord Elladan. Es ist nichts. Ich habe mich nur gefragt..." Sie biß auf ihre Unterlippe. "...wie können die Menschen so leben? So kalt, so steinern. Ich könnte das nicht."

Er legte den Arm um die Elbin. "Naergilien, dies hier ist eine Stadt der Menschen. So, wie ihnen unsere Häuser fremd sind, ist und dies hier unbekannt. Aber man gewöhnt sich daran." Er führte sie die weißen, marmornen Stufen des Palastes hinauf; bemerkte, wie sie zitterte. "Es ist gut," flüsterte er beruhigend.

Sie liefen durch die Gänge, und Naergilien dachte, daß sie vergehen würde, verloren wäre, dahinschwinden müßte, würde sie in einem solchen Haus leben müssen.
Die Steine waren kalt; unter ihren Füßen, an ihren Händen, wenn sie über die Wände strich. Alles hier war tot; nichts lebendig, wie in ihrem Goldenen Wald.
Rohan - ja, Rohan war noch erträglich gewesen; mit den einfachen Holzbauten, der offenen Architektur. Aber das hier war ein Gefängnis. Ein Gefängnis aus toten, kalten Steinen.
Tief in ihrem Innern wußte sie, daß Haldir, was auch immer passieren würde, hier nicht glücklich werden würde.

"Er ist jetzt hier," sagte Elladan und wies auf die Tür. Sie seufzte. "Danke an Euch, Lord Elladan. Ohne Euch hätte ich diesen Weg weder gefunden, noch hätte ich ihn gehen können."

Er nickte wissend. "Geht hinein. Wir sehen uns heute abend." Mit diesen Worten lief er den Gang hinunter.

Naergilien sah ihm hinterher und fühlte sich plötzlich entsetzlich allein. Sie schloß die Augen, atmete tief durch und öffnete die Tür.

Das Zimmer war erdrückend. Trotz der hohen Fenster, durch welche das Licht des Tages hineinschien. Die schweren Möbel schienen die Zimmerdecke hinunterzuziehen; alles war so dunkel und bedrückend. So befremdet war sie, daß sie Haldir, der in einem Sessel saß, nicht einmal bemerkte. Eine Träne lief einsam ihre Wange hinunter, und sie schlug die Hände vor das Gesicht.

Haldir hatte sie von dem Moment lang beobachtet, als sie zur Tür hineingekommen war. Sie war so anders, so fremd in dieser Umgebung. Sie passte nicht hierher. Ihr freier, freundlicher Geist, dessen Präsenz er sonst sehr deutlich wahrnehmen konnte, war bedrückt, niedergepreßt.

Und dann sah er ihre Träne, die auf ihrer Wange glitzerte, noch bevor sie von ihren Händen verdeckt werden konnte.

Naergilien spürte, wie sich zwei Arme um ihre Schultern legten. "Was ist mit dir?" hörte sie Haldirs Stimme. Doch die Sprache war ihr angesichts der steinernen Mauern, die ihren Geist zu erdrücken schienen, verloren gegangen. Und so lehnte sie sich einfach gegen ihn, ließ ihren Tränen freien Lauf.

Er wollte einen Einwand bringen, etwas sagen, wie er es immer tat. Doch er blieb still.
Haldir wußte, was Naergilien bedrückte. Wäre er nicht wegen Aragorn hier; hätte er niemals zuvor die Häuser und Städte der Menschen gesehen - er wäre genauso erschrocken wie diese Waldelbin, die Lothlorien zum allerersten Male verlassen hatte.
Kurz entschlossen hob er sie hoch und trug sie zum Bett. Er wunderte sich; sie war derartig abwesend, daß sie noch nicht einmal protestierte, als er ihr leichtes Gewicht auf seine Arme nahm.
Wie leicht sie ist, dachte er. Kurz erinnerte er sich an das Gewicht von Aragorn, welches er noch wenige Stunden zuvor auf seinem Körper gespürt hatte. Das hier war etwas anderes; ein anderes Wesen.
Haldir lächelte grimmig. Ein Wesen, was ihm in den letzten Wochen sehr geholfen hatte. Und nun - nun brauchte dieses Wesen seine Hilfe. Er legte sich neben sie auf das Bett.

Sie öffnete ihre Augen und sah in seine. Er lag einfach da und sah sie an, den Kopf auf eine Hand gestützt. Wie seltsam er in dieser Umgebung aussah. Ganz anders als in Lothlorien. So... menschlich.

Seine Haare hingen ungeflochten über seine Schultern; das sonst so leuchtende, helle Gesicht erschien stumpf im gedämpften Licht des Raumes, und auf seinen Wangen sowie in seinen Augen konnte sie sehen, daß er geweint hatte, irgendwann im Laufe des Tages.
Das war nicht mehr der stolze Hauptmann der Galadhrim, den Naergilien schon als Kind verehrt hatte. Vor ihr lag ein gebrochenes Wesen.

"Haldir-" begann sie.
Er drückte einen Finger auf seine Lippen. "Shhht."

"Du hast viel Schmerz in Dir, Haldir. Du bist nicht mehr der, den ich mal kannte."

Er war erstaunt. "Du hast gelernt, durch meine Augen in meine Seele zu sehen."

Sie lächelte leidvoll. "Deine Augen sind wie offene Türen für mich. Und ich sehe, daß Deine Seele stumpf geworden ist. Laß mich Dir helfen; ich bin hier genauso verloren wie Du."

Er drehte sich weg von ihr, starrte die Decke an, und erinnerte sich, daß er dies vor einigen Stunden schon einmal getan hatte. "Ich weiß nicht mehr, wo meine Seele ist. Ich glaube, ich habe sie schon auf Helms Klamm verloren, bei meinen Brüdern." Tränen liefen seine Wangen hinunter, doch er schämte sich ihrer nicht.

Immer noch lächelte Naergilien. "Deine Seele ist schon noch da, sie schläft nur irgendwo, glaube ich. Soll ich dir helfen, sie wieder nach Hause zu holen?"

Er drehte sich wieder zurück zu ihr, eine einsame Träne lief seinen Nasenrücken hinunter. "Du weißt nicht, was du da sagst. Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst."

"Doch, Haldir," flüsterte sie, "ich weiß es. Ich habe heute schon lange genug mit den Zwillingen geredet, und ich weiß sowohl, was geschehen ist, als auch, was noch passieren wird."

Seine Hand strich über ihr Gesicht. "Dann," flüsterte er, "bist du heute genauso mächtig wie die Herrin unseres Goldenen Waldes."

Sie fing die Träne an seiner Nase mit dem Zeigefinger, führte sie an ihren Mund, trank den salzigen Geschmack. "Laß mich Deine Seele wecken, Haldir."

Naergilien rollte sich vorsichtig auf den Hauptmann, dessen Tränen nicht versiegen wollten. "Shhht, mein Hauptmann, keine Tränen mehr. Das ist es nicht wert."

"Ich bin kein Hauptmann mehr," seine Stimme war kaum noch hörbar, "ich bin nichts mehr. Nie wieder werde ich so sein wie früher. Und die Dunkelheit, in der ich war... sie scheint immer noch da zu sein, nie wieder werde ich voll im Licht stehen."

Ihre eigenen Tränen mischten sich mit seinen. "Du wirst für mich immer der Hauptmann der nördlichen Grenze sein, komme was wolle." Vorsichtig, eigentlich mit Ablehnung rechnend, senkte sie ihren Mund auf seinen; streichelte dabei seine Wangen.

Ihre Lippen berührten sich, und es war für sie, als wären Sterne aufgegangen. Warm und weich war er, nicht so kalt wie seine verhärteten Gesichtszüge. Naergilien spürte seine weiche, warme Zunge, wie sie über ihre Lippen strich, und wenn sie es sich auch nicht eingestehen wollte und niemals eingestehen würde - von diesem Augenblick an war sie verloren.
Verloren in seinen Augen, die wie dunkle, tiefgründige Seen waren; verloren in der Umarmung, die sie teilten, verloren an seine Seele, die genau wie ihre eigene so traurig war.

Das war ihre Natur; es lag in ihrem Namen, seit sie vor fast tausend Jahren als Kind ihre Eltern verloren hatte, die kurz nach ihrer Geburt von Orks zerrissen worden waren. Die Kreaturen hatten das Baby zurückgelassen, doch Lothlóriens Elben hatten es rechtzeitig gefunden. Haldir hatte sie gefunden, doch sie mutmaßte, daß er sich daran gar nicht mehr erinnern würde, wie er sie nach Caras Galadhon getragen hatte und bei Zieheltern abgab.
Der Name, den man ihr gegeben hatte, war Naergilien - der traurige Stern; und das war sie immer gewesen.

Es war wie ein Rausch, ein Rausch der Sinne und der Traurigkeit, die in ihren beiden Seelen wohnte; doch für diese kurzen Momente waren ihre beiden Seelen frei von der Last, die sie trugen - die junge Elbin schon ihr ganzes Leben, der Galadhrim in der Form erst seit diesem Morgen.

Seufzend bemerkte sie, wie er ihr Kleid abstreifte; jeden Zentimeter ihres schlanken Körpers mit Küssen bedeckte. Sie spürte seine Haut unter ihren Händen, fühlte die Narben des Kampfes, bemerkte, wie er unter ihr zitterte und auch, wie sie selber erbebte.

So viele Jahre hatte sie ihn beobachtet, zu ihm aufgesehen. Heimlich hatte sie zugeschaut, wenn er in Lothlóriens Wasserfällen badete, wie er mit seinen Brüdern von den langen Wachen heim kam. Sie hatte vieles gesehen, was sie vielleicht nicht hätte sehen sollen; die Blicke, die Berührungen, die er und seine Brüder austauschten. Das alles hatte sie nicht gestört.

Haldir hatte vollkommen die Kontrolle über die Zeit verloren. Die weiche, warme Haut Naergiliens deckte ihn zu; es war kein Raum da für die schwarzen Gedanken, die seine Seele vergifteten. Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden. Weiche Haut verwandelte sich in ein Feuermeer, seine eigene wie auch ihre, und er spürte, wie Schweiß in seinen Wunden brannte, aber es war ein angenehmer, ertragbarer Schmerz. Vergessen waren Gesetze, Könige und Schlachten.

Was sie dann aber getroffen hatte, war der Tag, an dem die Gemeinschaft im Goldenen Wald eingetroffen war. Sie hatten den Blick zwischen dem Menschen und ihrem Hauptmann gesehen, und hatte gewußt, das hier kein Platz für sie war - weder in Blicken noch in Gedanken, die sie im vorausgehenden Jahrtausend immer wieder für ihn empfunden, zu ihm geschickt hatte.

Er hatte die Position gewechselt, lag nun über ihr, sah tief in ihre Augen.
"Rette mich," flüsterte er, "ich will nicht wieder zurück in diese Dunkelheit. Sag meinen Namen, hol mich zurück."
Mit diesen Worten schob er sich in sie, und Naergilien, der traurige Stern von Caras Galadhon, rief seinen Namen zum ersten Mal in ihrem Leben laut, aber in dieser Stunde nicht zum letzten Mal.

Wenn, so dachte sie, dies die Rettung für ihn war, würde sie seinen Namen bis ans Ende ihres unsterblichen Lebens auf ihren Lippen behalten; wenn nur alles immer so bleiben könnte wie in dieser Sekunde.
Sie kannte die Dunkelheit, sie kannte sie so gut; jede Nacht ihres Lebens, in jedem traumlosen Schlaf, hatte sie sie umgeben.
Und in einer dieser Nächte, vor einigen Wochen, hatte sie ihn gesehen; hatte seine Seele beobachtet, wie sie durch die Dunkelheit driftete, sich suchend umsah. Doch wie schon in all den Jahren zuvor, als sie ihn im wachen Zustand in den Wasserfällen beobachtet hatte, hatte er sie nicht bemerkt.

"Ich war immer bei dir, in all deinen dunklen Stunden," flüsterte sie in sein Ohr. "Du hast mich nur nicht gesehen, weil dort kein Raum für mich war."
Ihrer beider Feuer nährte sich dem Höhepunkt; es war ein atemloses Staunen, eine Leidenschaft, die weder Haldir noch Naergilien für möglich gehalten hätten. Ein warmes Licht, welches durch ihre beiden Körper floß, als wären sie von der Nacht in die Sonne gedriftet. Als es so weit war, riefen beide den Namen des anderen; und es war für einen Moment lang so, als würde die Welt stillstehen.

Sie hatte gebettelt, bis die Lady Galadriel sie gehen ließ; sie nach Rohan schickte, um den Galadhrim zu pflegen. Es war gar nicht so einfach gewesen, die Lady von der Notwendigkeit ihrer Reise zu überzeugen; aber letztendlich hatte sie es geschafft. Sie wollte so gerne bei ihm sein, bei dem Galadhrim, den sie schon tausend Jahre bewunderte.

Sie lagen nebeneinander, auf dem weichen, großen Bett des Königs, und sahen sich an.
"Ich danke Dir für Deine Hilfe," sagte er zärtlich.
Naergilien lächelte. "Mein Hauptmann," sagte sie und strich über sein Gesicht, bis sie bemerkte, wie die für kurze Zeit verlorenen harten Gesichtszüge des Galadhrim zurückkehrten.
"Geh jetzt, Naergilien," sagte er, "geh zurück nach Lothlorien. Du gehörst nicht hierher."

Ihr Herz wollte aussetzen. "Aber - Haldir - ich-"

Er legte einen Finger auf ihre Lippen. "Das war keine Bitte, das war ein Befehl. Geh zurück. Ich brauche Dich hier nicht mehr; ich habe aber noch etwas zu erledigen."

Sie erhob sich wie in Trance, zog ihr Kleid an, ging zur Tür.

"Wir werden uns nicht wiedersehen," sagte sie mit dem Rücken zu ihm, und es war weniger eine Frage als eine Feststellung.
"Du hast recht, Naergilien. Überbringe der Lady Galadriel meine Grüße, entschuldige mich bei ihr."
Sie drehte sich herum und sah ihn an. "Ist er es wert, Haldir?"
Er seufzte tief. "Ja, das ist er. Ich habe mein Herz und meine Seele an ihn gebunden. Ich konnte es dank dir heute für ein paar Stunden vergessen; aber es bleibt eine Tatsache."
"Weiß er das?"
"Ich glaube, ja, aber er kennt nicht die Auswirkungen."
Sie nickte kurz, verließ den Raum, stolperte halb tränenblind den Gang hinunter.

Du, Haldir, dachte sie, weißt auch etwas nicht.

Und er spürte nicht, wie ihr Herz und ihre Seele, welche sie in den Stunden zuvor unbemerkt an ihn gebunden hatte, einen Teil seiner Traurigkeit mit sich nahmen.

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