Hans Reisiger und der "Gesang von der offenen Landstraße"

mit Bezug zu: Kurt Wagenseil, Hans B. Wagenseil, "Bloomsbury Group" (Harold Nicolson, Lytton Strachey, H.G. Wells)

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Walter Ernst Hans Reisiger (* 22. Oktober 1884 in Breslau; † 29. April 1968 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Übersetzte Harold Nicolson "Friedensmacher 1919", 1933; und "Nachkriegsdiplomatie", 1934, für den S. Fischer-Verlag in Berlin. Von 1907 bis 1911 lebte er als freier Schriftsteller in Florenz und Rom, in den Zwanziger- und Dreißigerjahren in der Schweiz, in Tirol und München und von 1938 bis 1945 in Berlin. Als "Thomas Manns liebster und ältester Freund" gibt er die Vorlage ab für die Figur des Rüdiger Schildknapp im "Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde", Stockholm: Bermann-Fischer 1947 (Peter de Mendelssohn: "Nachbemerkungen zu Thomas Mann", Band 1, Frankfurt/Main: S. Fischer Taschenbuch 1982, S. 145). Das von Mann im Mai 1938 vermittelte Angebot, in die USA zu emigrieren und dort einen Lehrstuhl an der University of California in Berkeley zu übernehmen, lehnte er ab.

Mit Walt Whitman (1819-1892) und Daniel Defoe (1660-1731), aber auch George Meredith (1828-1909) und Stephen Crane (1871-1900) bestand ein Teil seines anfänglichen Übersetzungsprogramms gerade nicht aus zeitgenössischen Autor*innen. Gleichzeitig wurden einige dieser bewährten Autor*innen mehrfach übersetzt. Reisiger ist bis ca. 1948 ein typisches Beispiel für ein eher unauffälliges Übersetzen. Dagegen stehen die Veröffentlichungen im Drei-Masken-Verlag 1921, 1929 und 1930 sowie die im Wiener Exilverlag Bermann-Fischer, Berlin: S. Fischer zugehörig, erschienenen Bände 1937/1938. Der Drei-Masken-Verlag veröffentlicht seit 1910 insbesondere Manuskriptdrucke für Theater und Oper.

Im Anthropos-Verlag im oberbayrischen Prien erschien neben der Übersetzung eines Titels von Eduard Carpenter auch Hans Reisiger: "Von innerer Freiheit", 1923, mit den Kapiteln "Verweile doch", "Auf Schneeschuhen", "Erinnerung" und "Amselkonzert".

Stephanie Wollmann, Michael Niehaus, Wim Peeters, Horst Gruner: "Erfolg. Institutionelle und narrative Dimensionen von Erfolgsratgebern (1890-1933)", Bielefeld: Transkript Verlag 2021, S. 232: "Der heutzutage unbekannte Verlagsort Prien in Oberbayern, aber auch der Verlagsname - Anthropos-Verlag -, könnten die Vermutung aufkommen lassen, es handle sich hier um ein weiteres, eher abseitiges Produkt innerhalb des Ratgebersegments. Weit gefehlt. Der Anthropos-Verlag war in der Weimarer Zeit mit einer ganzen Reihe von lebensreformerischen Büchern erfolgreich, und Reinhold Gerling (1863-1930) hat in diesem Rahmen eine große Anzahl vielfach wiederaufgelegter Bücher aus diesem und angrenzenden Themenbereichen verfasst. Gerling war ein Vielschreiber, der zu allen möglichen zeitgenössischen (Mode-)Themen veröffentlicht hat, zum Hypnotismus, zur Willensschulung, zur Menschenkenntnis oder zur Sexualpädagogik. Er gehört im Ratgeberbereich zu den wenigen Bestsellerautoren, die im frühen 20. Jahrhundert in mehreren Sprachen sechsstellige Verkaufszahlen erzielt haben. Auch Tatmensch erlebt bereits im Erscheinungsjahr 1921 vier Auflagen, was für eine etwas aufwendigere Publikation mit einem Umfang von 250 Seiten bemerkenswert ist".

"Weltbühne", 2. Juni 1925: Hans Reisiger bespricht Thomas Manns Roman "Der Zauberberg":

"Denn diese andre Sphäre stellt sich dar als ein mit allem Comfort ausgestattetes Lungensanatorium auf der Höhe von Davos. Hans Castorp, der wohlgepflegte junge Hanseat mit 20 000 Mark Jahresrente, macht vor seinem Eintritt in eine Werft einen Abstecher in diese erhöhten Gegenden der Erdrinde, um seinen lungenkranken Vetter, den ungeduldig seine Rückkehr zum Soldatenberuf ersehnenden Fahnenjunker Joachim Ziemsen, auf drei Wochen zu besuchen und sich selbst eine kleine Erholung zu gönnen. Aber kaum ist er auf scheinbar so harmlose Weise aus seinem gewohnten Daseinsbereich abgewichen, so greifen mit undeutlicher Gewalt zwei Mächte nach ihm, die wie der Troll im nordischen Märchen bald sich riesenhaft auszudehnen, bald zusammenzuschrumpfen scheinen: Raum und Zeit. Sie machen gleichsam gemeinsames Spiel: der Raum verändert die Zeit, die Zeit den Raum. Hamburg, in etwa 24 Eisenbahnstunden erreichbar, rückt alsbald in eine gespenstische Ferne, und die Zeit verschrumpft in der Gleichförmigkeit dieses erhöhten, abgesonderten Erdenraums auf nicht minder gespenstische Weise, sodaß schließlich die sieben Jahre, um Hans Castorp, um es sogleich zu sagen, hier oben verbringt, wie ein dünnes Nichts verfliegen, während wiederum die kurzen, genau geregelten Zäsuren, die den Tag dieser Krankheitswelt teilen, eine verwirrende Ausdehnungsfähigkeit dieses rätselhaften Elements Zeit erweisen, indem etwa die Minuten des Fiebermessens, mit dem Thermometer im Mund, oder ein paar Stunden auf dem Liegestuhl schlechthin ins Maßlose zu wachsen scheinen. Hier waltet etwas, was die Grundbegriffe einer scheinbar gesicherten bürgerlichen Existenz - ob krank oder nicht krank - auf die Probe stellen: etwas, was die fragwürdige Absolutheit zivilisierten Daseins unwiderstehlich vor die schwindelerregende Relativität kosmischer Maße rücken soll. Es handelt sich in diesem Roman nicht darum, irgendein interessantes oder heldisches oder auch nur unterhalotsames Tun und Geschehen darzustellen, sondern darum, eine Alltagspsyche unsrer heutigen Erdenepoche in all ihren Regungen und Möglichkeiten den Wirkungen des Daseins als solchen auszusetzen, so, wie man eine Bazillenkultur besonderer Belichtung aussetzt".

 

Abb. Daniel Defoe: "Život a podivuhodná dobrodružství Robinsona Krusoa" ("The life and the strange adventures of Robinson Crusoe", Czech edition), 1894, illustrations by Walter Paget, S. 125 ("found the footprint of the can[****]ls").

 

Weitere Übersetzungen:

Walt Whitman: "Grashalme" ["Walt Whitman and the World", hrsg. von Ed Folsom und Gay Wilson Allen, Iowa City: University of Iowa Press 1995, S. 442: "Translations of all or parts of fourty-six poems"], Berlin: S. Fischer 1919.*

Daniel Defoe**: "Leben und wunderbare Abenteuer des Robinson Crusoe, Seemanns aus York, der 28 Jahre lang ganz einsam auf einer unbewohnten Insel an der Küste Amerikas nahe der Mündung des großen Stromes Orinoko lebte, wohin er als einziger Überlebender der ganzen Mannschaft durch Schiffbruch verschlagen war. Nebst einem Bericht über seine ebenso wunderbare Befreiung durch Piraten. Beschrieben von ihm selbst" [The Life and strange surprising adventures of Robinson Crusoe], mit 60 Zeichnungen von Ernst Penzoldt, München: F. Hanfstaengl 1921 (2. Auflage München: F. Hanfstaengl 1948).****

Claude Farrère**: "Die Todgeweihten" [Les Condamnés à mort], München: Drei-Masken-Verlag 1921, 2. Auflage 1922.

Walt Whitman: "Gesang von der offenen Landstraße" [Song of the Open Road], Lauenburg/Elbe: A. Saal 1922.*

Walt Whitman: "Werk", 2 Bände, Berlin 1922.

H. G. Wells**: "Geheimkammern des Herzens" [The secret Palaces of the heart], München: Kurt Wolff 1923.

Eduard Carpenter: "Das Wechselspiel von Liebe und Tod. Eine Studie über die menschliche Entwicklung und Verwandlung" [Drama of Love and Death], Prien Obb.: Anthropos Verl. 1924.

George Meredith: "Der Egoist", Leipzig 1925.

Rudyard Kipling**: "Kim", Leipzig: P. List 1925.

Rudyard Kipling**: "Puck vom Buchsberg", Leipzig: P. List 1925.

Lytton Strachey**: "Queen Victoria", Berlin: S. Fischer 1925.

Rudyard Kipling**: "Die schönste Geschichte der Welt", Leipzig: P. List 1927.

Rudyard Kipling**: "Bilanz", Leipzig: P. List 1927.

Elizabeth Madox Roberts: "Seit Menschengedenken", Berlin: S. Fischer 1928.****/17

Clare Sheridan**: "Ich, meine Kinder und die Großmächte der Welt", Leipzig: P. List 1928.

Lytton Strachey**: "Elisabeth und Essex", Berlin: S. Fischer 1929.

Robert C. Sherriff: "Die andere Seite", München: Drei-Masken-Verlag 1929 (Drama), 1930 (Roman).

Warner Fabian [d.i. Samuel Hopkins Adams]: "College-Girls. Ein Roman unter amerikanischen Studentinnen" [EA "Unforbidden fruit", New York: Boni & Liveright 1928, Cleveland & New York: International Fiction Library 1928, London: Stanley Paul 1928***], Berlin: Ullstein 1930.

Helen Zenna Smith [d.i. Evadne Price]: "Mrs. Biest pfeift. Frauen an der Front" [Not So Quiet. Stepdaughters of War], Berlin: S. Fischer 1930.

Vladimir Mikhailovich Kirchon u. A. Ouspensky: "Rost", Berlin: Drei-Masken-Verlag 1930.

Mohandas Karamchand Gandhi: "Mein Leben", Leipzig: Insel 1930.

Rudyard Kipling**: "Wie spricht der Hund?", Leipzig: P. List 1931.

Carlo Sforza: "Gestalten und Gestalter des heutigen Europa", Berlin: S. Fischer 1931.

Antoine de Saint-Exupéry: "Nachtflug", Berlin: S. Fischer 1932 (spätere Auflage Berlin: S. Fischer 1959).****/17

Carlo Sforza: "Europäische Diktaturen", Berlin: S. Fischer 1932.

Lytton Strachey**: "Geist und Abenteuer", Berlin: S. Fischer 1932.

Carlo Sforza: "Die feindlichen Brüder", Berlin: S. Fischer 1933.

Robert C. Sherriff: "Badereise im September", Berlin: S: Fischer 1933.

Robert C. Sherriff: "Grüne Gartentüren", Berlin: S. Fischer 1936.

Peter Fleming: "Mit mir allein", Berlin: Rowohlt [1936].

Stephen Crane: "Das blaue Hotel", Berlin: Herbig [1937].

Lytton Strachey**: "Macht und Frömmigkeit. Florence Nightingale, Kardinal Manning", Berlin: S. Fischer 1937 (übersetzt zusammen mit Wolfgang von Einsiedel).

Edwin Philip O'Donnell: "Das große Delta", Wien: Bermann-Fischer 1937.

Cecil Lewis: "Schütze im Aufstieg", Berlin: Rowohlt 1937.

Ella Maillart: "Verbotene Reise", Berlin: Rowohlt [1938].

Joseph Conrad: "Geschichten vom Hörensagen", Berlin: S. Fischer 1938 (übersetzt zusammen mit Richard Kraushaar).

Elisabeth I.: "Elizabeth, Königin von England", Wien: Bermann-Fischer 1938.

Frederic Prokosch: "Sieben auf der Flucht", Stuttgart / Berlin: Rowohlt [1939].

Michael Egan: "Er soll dein Herr sein", Berlin: Kiepenheuer [1940].

Ella Maillart: "Turkestan solo", Stuttgart / Berlin: Rowohlt [1941].

Giuseppe Valle: "Meine dreißig Fliegerjahre", Leipzig: L. List 1941.

Maffio Maffii: "Kleopatra", Leipzig: L. List [1943].

Walt Whitman: "Tagebuch 1862-1864, 1876-1882" [Specimen Days and collect], Berlin: Suhrkamp 1946.

Walt Whitman: "Demokratische Ausblicke", Berlin: Suhrkamp vorm. S. Fischer 1948.

Freya Stark: "Die Südtore Arabiens", Hamburg: Rowohlt 1948.****/17

Stephen Crane: "Im Rettungsboot", Bergen II/Obb.: Müller & Kiepenheuer 1948.

Jean-Paul Sartre: "Die Mauer" [Le Mur], Stuttgart / Hamburg: Rowohlt 1950 (übersetzt zusammen mit Heinrich Wallfisch).

Gustave Flaubert: "Ein einfältig Herz" [Un coeur simple], Potsdam: Rütten & Loening 1950 [dnb.de].

Gustave Flaubert: "Madame Bovary", Hamburg: Rowohlt 1952.

David Garnett: "Meine Frau die Füchsin. Der Mann im Zoo", Hamburg: Rowohlt 1952 (übersetzt zusammen mit Maria von Schweinitz).

Rudyard Kipling**: "Geschichten aus Indien****/8", Wiesbaden: Insel 1957.

Antoine François Prévost D'Exiles: "Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut", Reinbek: Rowohlt 1961.

 

[ Anmerkungen. annotations. remarques ]

1. "Open Road", 3. "College Girls", 4. "Robinson Crusoe", 6. Herbartianismus, 8. Grenzbegriffe wie "Indien" oder "der Orient", 9. "Magie", 10. "nuda veritas", 11. Jean-Jacques Rosseau, 12. "The Smith and the Devil", 13. "Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosphie", 14. Alfred Dreyfus und die "Intellektuellen", 15. Dürrenmatts Komödie und Jaspers' "Nurtragisches", 16. "Was ist Antisemitismus?"

* Walt Whitman: "Gesang von der freien Straße" [Song of the Open Road], in: "Grashalme" [EA Brooklyn / New York 1855], Übersetzung aus dem Amerikanischen von Johannes Schlaf [EA Leipzig: Insel 1907], Ausgabe Rottenburg am Neckar: Verlag Deutsche Volksbücher GmbH [1940].

S. 169: "1.
Zu Fuß und fröhlichen Herzens schlage ich die freie Straße ein,
Gesund, frei, vor mir die Welt;
Vor mir der lange, braune Pfad, der mich führt, wohin ich nur will.
Fortan verlang' ich kein Glück; ich selbst bin das Glück.
Fortan wimmere ich nichts mehr, verschiebe nichts mehr, brauche nichts.
Vorbei sind die Klagen zwischen dumpfen vier Wänden und Bibliotheken, vorbei gallige Kritik.
Rüstig und zufrieden schreit' ich die freie Straße hin.
Die Erde: und das ist genug.
Ich brauche die Sternenbilder nicht näher.
Ich weiß, sie sind, wo sie sind, an guter Stelle.
Ich weiß, sie genügen denen, die ihnen angehören.
(Noch trage ich hier meine köstlichen alten Lasten.
Ich trage sie, Männer und Frauen, trage sie mit mir, wo immer ich schreite.
Ich schwöre, es ist mir unmöglich, sie los zu werden.
Ich bin damit gefüllt und werde sie wieder füllen.)".

"1. // Afoot and light-hearted I take to the open road, / Healthy, free, the world before me, / The long brown path before me leading wherever I choose. // Henceforth I ask not good-fortune, I myself am good-fortune, / Henceforth I whimper no more, postpone no more, need nothing, / Done with indoor complaints, libraries, querulous criticisms, / Strong and content I travel the open road. // The earth, that is sufficient, / I do not want the constellations any nearer, / I know they are very well where they are, / I know they suffice for those who belong to them. // (Still here I carry my old delicious burdens, / I carry them, men and women, I carry them with me wherever I go, / I swear it is impossible for me to get rid of them, / I am fill'd with them, and I will fill them in return.)".

Hans Reisiger übersetzte im Unterschied zu Johannes Schlaf "open road" - wörtlicher im Attribut, aber bestimmter im Gegenstand - mit "offene Landstraße".

** Diese Autor*innen wurden auch von den Wagenseil-Brüdern übersetzt.

*** Tim Satterthwaite: "Modernist Magazines and the Social Ideal", London: Bloomsbury Publishing 2020, S. 257, Anm. 53: "College Girls was the French title of the novel Unforbidden Fruit (1928) by the American author Warner Fabian (Samuel Hopkins Adams). The book's popular success lay in its risqué depictions of the sexual exploits of 1920s female students. In Lynn Peril's account: "Fabian offered a less innocent voyeurism to adult readers seeking a titillating look at the collegiate flapper and her bold new sexuality." Lynn Peril, College Girls: Bluestockings, Sex Kittens, and Coeds, Then and Now (New York and London: W.W. Norton, 2006), 101".

Abb. Würzburger Abendblatt, Nr. 298, Freitag, 14. Dezember 1866, S. [5], "Beilage", "Empfehlenswerte Festgeschenke für die Jugend [...] A. Märchen und Sagen. [...] B. Robinsonaden".

**** Auswahl der Übersetzungen und Nacherzählungen des Robinson-Stoffes im deutschen Sprachraum bis dahin:

Johann Heinrich Campe: "Robinson der Jüngere", Hamburg: beim Verfasser und in Commission bei Carl Ernst Bohn 1779 [deutschestextarchiv.de].

Johann Heinrich Campe: "Robinson Crusoe des Aelteren wunderbare Schicksale zu Wasser und zu Lande. Zwei Theile in einem Bande", 16., neu bearbeitete rechtmäßige Original-Auflage, Leipzig: Expedition des Campe'schen Robinson 1822 [leopard.tu-braunschweig.de].

"Der ächte englische Robinson Crusoe, seine ersten Seefahrten, sein Schiffbruch und achtundzwanzigjähriger Aufenthalt auf einer unbewohnten Insel, so wie seine spätern merkwürdigen Reisen und Abenteuer bis zum Ende seines Lebens. Nach der ursprünglichen Erzählung Daniel [De]Foe's vollständig übertragen. Mit Nachrichten über des Verfassers Leben und 50 Kupfern", Kupfertafeln teilw. signiert von A. Gnauth, Wagner, Stuttgart: Karl Erhard 1837.

Ludwig von Alvensleben: "Abenteuer des Robinson Crusoe. Nach Grandville", Leipzig: Baumgärtner 1841.

O.L.H. [O.L. Heubner]: "Robinson Crusoe. Nach Karl Böttger's deutscher Bearbeitung neu erzählt", Leipzig: Wigand 1857.

Ludwig Hüttner: "Daniel de Foë's Robinson Crusoë. Neu bearbeitet", Leipzig: Otto Spamer 1864.

Gustav Adolf Graebner: "Robinson Crusoe. Mit Unterstützung von Gelehrten und Schulmännern für die Jugend bearbeitet von G[ustav] A[dolf] Gräbner. Bevorwortet von C. Kühner", Leipzig: Gustav Gräbner 1865.*****

Karl Altmüller: "Leben und Abenteuer des Robinson Crusoe. Aus dem Englischen übersetzt", Hildburghausen / Leipzig: Bibliographisches Institut 1869.

A. Tulsten: "Robinson Crusoe. Aus dem Englischen übersetzt", Leipzig: Reclam [um 1886].

Amalie Eichler: "Robinson Crusoe. Bearbeitet nach Joachim H. Campe. Mit vielen Farbendruckbildern", 4. Auflage, Fürth: G. Löwensohn [1893].

Hermann Ullrich: "Leben und Abenteuer des Robinson Crusoe. Neu aus d. Englischen übersetzt und mit literarhistorischer Einleitung versehen", neue, revidierte und verbesserte Auflage, Berlin: Hendel 1905.

Hans Bodenstedt: "Robinson Crusoe. Für die Jugend neu bearbeitet. Mit einem Begleitwort von August Scholz. Illustrationen von Hans Bruch und Karl Simunek", Berlin: Paul Oestergaard [um 1912].

Adolf Voelckers: "Robinson Crusoe. Singspiel in zwei Aufzügen mit Benutzung bekannter Melodien", Reihe "Jugend- und Volksbühne", Heft 194, Leipzig: A. Strauch [1913].

Karl Henninger: "Leben und Abenteuer des Robinson Crusoe. Auf Grund der englischen Ausgabe des Daniel Defoe dargestellt", Reihe "Schaffsteins Volksbücher für die Jugend", Bd. 90, Köln: Schaffstein [1913].

Fried Stern: "Aus dem Tagebuch des Robinson Crusoe. Verse und Bilder", [Frankfurt am Main: Knauer] 1913.

Wilhelm Grünewald: "The Robinson Reader. Lehrgang d. englischen Sprache im Anschluß an Defoes 'Robinson Crusoe'", Berlin / Braunschweig / Hamburg: Westermann 1914.

"Robinson Crusoes Leben und Abenteuer. Aus dem Englischen", Reihe "Deutsche Jugendhefte", Nr. 11, Donauwörth: L. Auer 1914.

Ludwig Tesar: "Robinson Crusoe von Daniel Defoe. Nach dem englischen Original u. älteren Uebersetzungen bearbeitet. Bilder von Ernst Liebenauer", Reihe "Gerlach's Jugendbücherei", Heft 32, Wien / Leipzig: Gerlach & Wiedling [1914].

"Robinson Crusoe. Für die Jugend bearbeitet", Reutlingen: Ensslin & Laiblin [1914].

Eduard Drexl: "Robinson Crusoe. Neu erzählt", Regensburg: Habbel [1914].

Johannes Meyer: "Robinson Crusoe. Seine Geschichte, Eigenart und pädagogische Bewertung zum 200. Jahrestage seines Erscheinens", Reihe "Friedrich Mann's pädagogisches Magazin", Heft 724, Langensalza: Beyer 1919 [dnb.de].

Eugenie Stein: "Robinson Crusoe. Aus dem Englischen übersetzt und bearbeitet", Reihe "Konegens Kinderbücher", Bd. 67/69, Wien / Leipzig: Konegen [1919].

"Robinson Crusoe. Mit 85 Zeichnungen von [Richard] Seewald. Nach der ersten deutschen Übertragung von L. E. Vischer", Museumsausgabe, München: Goltzverlag 1919.

"Das Leben und die ganz ungemeinen Begebenheiten des weltberühmten Engelländers Robinson Crusoe. Mit 12 Steinzeichnungen von Walther Klemm", Leipzig: F. Dehne 1919.

Friedrich Meister: "Robinson Crusoe. Seine Lebensschicksale, Erfahrungen und Abenteuer. Nach dem englischen Original von Daniel Defoe. Für die deutsche Jugend bearbeitet", Leipzig: Abel & Müller [1920].

Otto Ernst: "Daniel Defoes Robinson Crusoe", Stuttgart / Berlin / Leipzig: Union [1920].

Ottmar F. H. Schönhuth: "Robinson Crusoe's Seefahrten und Abenteuer. Eine Erzählung für die Jugend", Reutlingen: Enßlin & Laiblin [1921].

Reinhard Woller: "Robinson Crusoes Leben und seltsame Abenteuer. Aus dem Englischen übertragen. Mit 8 farbigen [Tafeln] u. 40 schwarzen Bildern von Karl Mühlmeister", Stuttgart: K. Thienemann 1921.

Johannes Jastrow: "Robinson Crusoe", Leipzig: Hegel & Schade, 1922.

Max Fuchs: "Robinson Crusoe. Nach Campe für die Jugend bearbeitet", Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag 1922.

"Robinson Crusoe. Mit 20 Original Radierungen von Fritz Heubner", Reihe "Die Drucke des Bücherwinkels", Druck 1, München [Karlstr. 20]: Der Bücherwinkel 1922.

Fritz Mücke: "Robinson Crusoe. Für die Jugend bearbeitet", Leipzig: Leipziger Graph. Werke 1922.

Will Vesper****/7: "Leben und Abenteuer des Robinson Crusoe. Nach den besten deutschen Übersetzungen neu erzählt. Geschmückt mit 91 farbigen getuschten eingedruckten Federzeichnungen von Hans Pape", Reihe "Der Blumengarten", [Bd. 6], Oldenburg: Gerh. Stalling 1922.

Otto Bürger: "Die Robinson-Insel. Eine wahrhaftige Reise ins Land von Robinson Crusoe", 2. Auflage 4.-8. Tsd., Leipzig: Dieterich'sche Verlbh. 1922.

[...]

***** "Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur. Von 1850 bis 1900", hrsg. von Bettina Hurrelmann, Gisela Wilkending, Maria Michels-Kohlhage, Otto Brunken, Stuttgart: Metzler 2008, Sp. 632: "Die am weitesten verbreitete und erfolgreichste Robinsonade der zweiten Jahrhunderthälfte war jedoch eine ausgesprochen belehrende, eigens für die Jugend als Schullektüre konzipierte Bearbeitung von Campes Robinson der Jüngere. In der zeitgenössischen Pädagogik hatte sich eine Diskussion über den didaktischen Stellenwert des Robinsonstoffes entwickelt; in der Kulturstufentheorie der Herbartianer****/6 bildete er einen festen Lehrplanbestandteil: Im Rahmen der von Tuiskon Ziller 1863/64 abgehaltenen sog. ›Robinsonkonferenzen‹ wurde beschlossen, dass fortan der Robinson Crusoe einen festen Platz innerhalb des 'Lectionsplanes [...] und zwar als Mittelpunkt für den gesammten Unterricht des II. Schuljahres und als Vorbereitung für den eigentlichen Geschichtsunterricht' einnehmen solle (Gustav Adolf Gräbner: *Robinson Crusoe, Leipzig 1865, S. IX). Mit der Konzeption zweier verschiedener Textausgaben (für Kinder, für die Jugend) wurden renommierte Pädagogen beauftragt (vgl. Liebs 1977, S. 170 ff.)".

****/6 "Herbartianismus ist eine frühe pädagogische Theorie, die auf Johann Friedrich Herbart (1776-1841) zurückgeht. Er fand bis hinein in die 1920er Jahre auch über Deutschland hinaus zunehmende Verbreitung. [...] Dem Herbartianismus lagen zwei wesentliche Ideen zugrunde: Die Formalstufentheorie und die Idee des pädagogischen Lehrplans. Die Formalstufentheorie beschreibt zwei Bereiche: die Vertiefung und die Besinnung. [...] Zum pädagogischen Lehrplan gehörte die Interessentheorie. Aus dieser entwickelte der Herbartianer Tuiskon Ziller den sogenannten Kulturstufenplan. Dort wird ein pädagogisches Verfahren beschrieben, bei der im Unterricht jede geschichtliche Epoche dem Alter eines Schülers zugeordnet wird" (WP 2021, unter Bezug auf Kathleen Cruikshank und Michael Knoll: "Herbart in Amerika. Vom Anfang und Ende eines einflußreichen Reformkonzepts", in: Bildung und Erziehung Nr. 47, 1994, S. 149-164).

****/7 Zu Will und Bernward Vesper siehe Artikel "Die Kultur. Eine unabhängige Zeitung mit internationalen Beiträgen".

****/8 Beschreibung Ausgabe Rudyard Kipling: "Die besten Geschichten aus den indischen Bergen" [EA "Plain Tales from the Hills", Kalkutta / London: Thacker 1888], übersetzt von Marguerite Thesing [EA "Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen", Potsdam: Gustav Kiepenheuer Verlag 1925], Köln: Anaconda 2015, Umschlag: "Lange bevor er sein berühmtes 'Dschungelbuch' schrieb, machte sich Rudyard Kipling einen Namen mit meisterlichen Schilderungen aus dem anglo-indischen Milieu. Das britische Kolonialreich war ihm wohlvertraut, er lebte als Reporter in Lahore und schrieb zahlreiche atmosphärische Geschichten [...]. Sie erzählen von Soldaten und klugen Kindern, von Verbannten, verbotenen Liebschaften und den vielen Facetten des Lebens in Britisch-Indien".

Grenzbegriffe wie "Indien" oder "der Orient" haben in der Geschichte des europäischen Kolonialismus eine Entwicklung durchgemacht, die auch nach der militärisch durchgesetzten Zeit der Kronkolonie "Britisch-Indien" (1858-1947), dem Zerfall des Osmanischen Reiches 1922 usw. nachwirkt.

[...]

****/17 In Kurt Wagenseils Bibliothek, Stand 2002, vorhanden sind Elisabeth Madox Roberts: "Seit Menschengedenken", 1928; Harold Nicolson: "Friedensmacher 1919", 1933; Freya Stark: "Die Südtore Arabiens"; Antoine de Saint-Exupéry: "Nachtflug", 1959.

 

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Personenregister (Übersetzungen etc.)
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