mit Bezug zu: artists' communities - Künstlerkommunen (Alfred Sohn-Rethel)
¶ Alfred Sohn-Rethel, "der zum erweiterten Kreis der Kritischen Theorie* gezählt werden kann" ("Warenform und Denkform", Manuskript teilw. 1936/37, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970), stammte aus einer Familie von Malern mit großbürgerlicher Verwandtschaft. Damit er nicht auch noch Maler würde, sollte er in einem amusischen Haushalt aufwachsen. Zu Weihnachten 1915 wünschte Alfred Sohn-Rethel sich von seinem Pflegevater, dem Düsseldorfer Stahlindustriellen Ernst Poensgen, die drei Bände des Kapitals, die er auch erhielt und dann äußerst gründlich zu studieren begann. Ein Abriss zu seiner Einordnung in den Marxismus und in Abgrenzung von und Vergleich mit demjenigen Anarchismus, wie ihn Erich Mühsam vertrat und dem in dessen Nachfolge wohl auch Hans B. Wagenseil nahestand.
¶ Alfred Sohn-Rethel, "who can be counted among the extended circle of Critical Theory*" ("Commodity Form and Thought Form", partly written in 1936/37, published Frankfurt: Suhrkamp 1970), came from a family of painters with upper middle-class relatives. So that he would not also become a painter, he was to grow up in an Amusian household. For Christmas 1915, Alfred Sohn-Rethel asked his foster father, the Düsseldorf steel industrialist Ernst Poensgen, for the three volumes of Capital, which he received and then began to study extremely thoroughly. An outline of his position in Marxism and in differentiation from and comparison with the anarchism represented by Erich Mühsam and to which Hans B. Wagenseil was probably close.
Abb. "Paper-Bag Machine. No 220,925. Patented Oct. 28, 1879. [...] Inventor Margareth E. Knight", Public Domain (modifiziert).
MEW 23, "Das Kapital" [EA 1868], Bd. I, Berlin: Dietz 1962, S. 399: "Eine auf der Londoner Industrieausstellung von 1862 ausgestellte amerikanische Maschine zur Bereitung von Papiertüten schneidet das Papier, kleistert, faltet und vollendet 300 Stück per Minute. Der innerhalb der Manufaktur geteilte und in einer Reihenfolge ausgeführte Gesamtprozeß wird hier von einer Arbeitsmaschine vollbracht, die durch Kombination verschiedner Werkzeuge wirkt. Ob nun eine solche Arbeitsmaschine nur mechanische Wiedergeburt eines komplizierteren Handwerkszeuges sei oder Kombination verschiedenartiger, manufakturmäßig partikularisierter einfacher Instrumente - in der Fabrik, d.h. in der auf Maschinenbetrieb gegründeten Werkstatt, erscheint jedesmal die einfache Kooperation wieder, und zwar zunächst (wir sehn hier vom Arbeiter ab) als räumliche Konglomeration gleichartiger und gleichzeitig zusammenwirkender Arbeitsmaschinen"; S. 405: "Die große Industrie mußte sich also ihres charakteristischen Produktionsmittels, der Maschine selbst, bemächtigen und Maschinen durch Maschinen produzieren. So erst schuf sie ihre adäquate technische Unterlage und stellte sich auf ihre eignen Füße. Mit dem wachsenden Maschinenbetrieb in den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts bemächtigte sich die Maschinerie in der Tat allmählich der Fabrikation der Werkzeugmaschinen. Jedoch erst während der letztverfloßnen Dezennien riefen ungeheurer Eisenbahnbau und ozeanische Dampfschiffahrt die zur Konstruktion von ersten Motoren angewandten zyklopischen Maschinen ins Leben".
MEW 23, "Das Kapital" [EA 1868], Bd. I, Erstes Buch "Der Produktionsprozeß des Kapitals", Erster Abschnitt "Ware und Geld", 1. Kap. "Die Ware", Berlin: Dietz 1962, S. 49, 1. Satz: "Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine 'ungeheure Warensammlung'(1), die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware [Fußnote: Karl Marx, 'Zur Kritik der Politischen Ökonomie', Berlin 1859, pag. 3. <⃒Siehe Band 13, S. 15>⃒]".
MEW 13, "Zur Kritik der Politischen Ökonomie" [EA 1859], Berlin: Dietz 1961, S. 15: "Auf den ersten Blick erscheint der bürgerliche Reichtum als eine ungeheure Warensammlung, die einzelne Ware als sein elementarisches Dasein. Jede Ware aber stellt sich dar unter dem doppelten Gesichtspunkt von Gebrauchswert und Tauschwert (1) [Fußnote: Aristoteles, 'De Republica', L. I, C. 9 (edit. I. Bekkeri, Oxonii 1837). 'Denn zweifach ist der Gebrauch jedes Guts ... Der eine ist dem Ding als solchen eigen, der andre nicht, wie einer Sandale, zur Beschuhung zu dienen und austauschbar zu sein. Beides sind Gebrauchswerte der Sandale, denn auch wer die Sandale mit dem ihm Mangelnden, z.B. der Nahrung austauscht, benutzt die Sandale als Sandale. Aber nicht in ihrer natürlichen Gebrauchsweise. Denn sie ist nicht da des Austausches wegen. Dieselbe Bewandtnis hat es auch um die andern Güter.']."
MEW 13, "Einleitung [zur Kritik der Politischen Ökonomie]" [Manuskript 1857, EA Karl Kautzky, "Die neue Zeit" 1903], Berlin: Dietz 1961, S. 615: "Der vorliegende Gegenstand zunächst die materielle Produktion. In Gesellschaft produzierende Individuen - daher gesellschaftlich bestimmte Produktion der Individuen ist natürlich der Ausgangspunkt. Der einzelne und vereinzelte Jäger und Fischer, womit Smith und Ricardo beginnen, gehört zu den phantasielosen Einbildungen der 18.-Jahrhundert-Robinsonaden, die keineswegs, wie Kulturhistoriker sich einbilden, bloß einen Rückschlag gegen Überverfeinerung und Rückkehr zu einem mißverstandnen Naturleben ausdrücken. So wenig wie Rousseaus contrat social, der die von Natur independenten Subjekte durch Vertrag in Verhältnis und Verbindung bringt, auf solchem Naturalismus beruht. Dies Schein und nur der ästhetische Schein der kleinen und großen Robinsonaden**. Es ist vielmehr die Vorwegnahme der 'bürgerlichen Gesellschaft', die seit dem 16. Jahrhundert sich vorbereitete und im 18. Riesenschritte zu ihrer Reife machte".
MEW 13, "Einleitung [zur Kritik der Politischen Ökonomie]" [Manuskript 1857, EA Karl Kautzky, "Die neue Zeit" 1903], Kapitel 3: "Methode der politischen Ökonomie", Berlin: Dietz 1961, S. 622f.: "Als Kategorie führt dagegen der Tauschwert ein antediluvianisches [vorsintflutliches] Dasein. Für das Bewußtsein daher - und das philosophische Bewußtsein ist so bestimmt -, dem das begreifende Denken der wirkliche Mensch und daher die begriffne Welt als solche erst das wirkliche ist, erscheint daher die Bewegung der Kategorien als der wirkliche Produktionsakt - der leider nur einen Anstoß von außen erhält -, dessen Resultat die Welt ist; und dies ist - dies ist aber wieder eine Tautologie - soweit richtig, als die konkrete Totalität*** als Gedankentotalität, als ein Gedankenkonkretum, in fact ein Produkt des Denkens, des Begreifens ist; keineswegs aber des außer oder über der Anschauung und Vorstellung denkenden und sich selbst gebärenden Begriffs, sondern der Verarbeitung von Anschauung und Vorstellung in Begriffe. Das Ganze, wie es im Kopfe als Gedankenganzes erscheint, ist ein Produkt des denkenden Kopfes, der sich die Welt in der ihm einzig möglichen Weise aneignet, einer Weise, die verschieden ist von der künstlerischen, religiösen, praktisch-geistigen Aneignung dieser Welt. Das reale Subjekt bleibt nach wie vor außerhalb des Kopfes in seiner Selbständigkeit bestehn; solange sich der Kopf nämlich nur spekulativ verhält, nur theoretisch. Auch bei der theoretischen Methode daher muß das Subjekt, die Gesellschaft, als Voraussetzung stets der Vorstellung vorschweben. Aber haben diese einfachen Kategorien nicht auch eine unabhängige historische oder natürliche Existenz vor den konkretem? Ça dépend. <⃒Das kommt darauf an.>⃒".
MEW 42, Manuskript der "Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie" [Manuskript 1857/58, EA Moskau: Pavel Veller 1939-1941 / Berlin: Dietz 1953], Berlin: Dietz 1983, S. 154: "In diesem ersten Abschnitt, wo Tauschwerte, Geld, Preise betrachtet werden, erscheinen die Waren immer als vorhanden. Die Formbestimmung einfach. Wir wissen, daß sie Bestimmungen der gesellschaftlichen Produktion ausdrücken, aber diese selbst ist Voraussetzung. Aber sie sind nicht gesetzt in dieser Bestimmung. Und so in der Tat erscheint der erste Austausch als Austausch des Überflusses nur, der nicht das Ganze der Produktion ergreift und bestimmt. Es ist der vorhandne Überschuß einer Gesamtproduktion, die außerhalb der Welt der Tauschwerte liegt. So auch noch in der entwickelten Gesellschaft tritt dies an der Oberfläche als unmittelbar vorhandne Warenwelt hervor."
MEW 23, "Das Kapital" [EA 1868], Bd. I, Berlin: Dietz 1962, S. 49, 2. u. 3. Satz: "Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache (2) [Fußnote: 'Verlangen schließt Bedürfnis ein; es ist der Appetit des Geistes, und so natürlich wie Hunger für den Körper ... die meisten (Dinge) haben ihren Wert daher, daß sie Bedürfnisse des Geistes befriedigen.' (Nicholas Barbon, 'A Discourse on coining the new money lighter. In answer to Mr. Locke's Considerations etc.', London 1696, p. 2, 3.)]".
MEW 23, "Das Kapital" [EA 1868], Bd. I, 22. Kapitel: "Verwandlung von Mehrwert in Kapital", Berlin: Dietz 1962, S. 623, Anm. 41: "So fremd ihm [John Stuart Mill] der Hegelsche 'Widerspruch', die Springquelle aller Dialektik, so heimisch ist er in platten Widersprüchen."
MEW 23, "Das Kapital" [EA 1868], Bd. I, 24. Kapitel: "Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation", Berlin: Dietz 1962, S. 742: "Obgleich die ersten Anfänge kapitalistischer Produktion uns schon im 14. und 15. Jahrhundert in einigen Städten am Mittelmeer sporadisch entgegentreten, datiert die kapitalistische Ära erst vom 16. Jahrhundert"; S. 743: "Somit erscheint die geschichtliche Bewegung****, die die Produzenten in Lohnarbeiter verwandelt, einerseits als ihre Befreiung von Dienstbarkeit und Zunftzwang; und diese Seite allein existiert für unsre bürgerlichen Geschichtschreiber. Andrerseits aber werden diese Neubefreiten erst Verkäufer ihrer selbst, nachdem ihnen alle ihre Produktionsmittel und alle durch die alten feudalen Einrichtungen gebotnen Garantien ihrer Existenz geraubt sind. Und die Geschichte dieser ihrer Expropriation ist in die Annalen der Menschheit eingeschrieben mit Zügen von Blut und Feuer."
MEW 23, "Das Kapital" [EA 1868], Bd. I, Vorwort zur ersten Auflage, Berlin: Dietz 1962, S. 16: "Zur Vermeidung möglicher Mißverständnisse ein Wort. Die Gestalten von Kapitalist und Grundeigentümer zeichne ich keineswegs in rosigem Licht. Aber es handelt sich hier um die Personen nur, soweit sie die Personifikation ökonomischer Kategorien sind, Träger von bestimmten Klassenverhältnissen und Interessen. Weniger als jeder andere kann mein Standpunkt, der die Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation als einen naturgeschichtlichen Prozeß auffaßt, den einzelnen verantwortlich machen für Verhältnisse, deren Geschöpf er sozial bleibt, sosehr er sich auch subjektiv über sie erheben mag."
MEW 24, "Das Kapital" [EA Engels 1885, Manuskript 1870], Bd. II, Dritter Abschnitt "Die Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals", 18. Kapitel: "Einleitung", Berlin: Dietz 1963, S. 351: "Der unmittelbare Produktionsprozeß des Kapitals ist sein Arbeits- und Verwertungsprozeß, der Prozeß, dessen Resultat das Warenprodukt und dessen bestimmendes Motiv die Produktion von Mehrwert. Der Reproduktionsprozeß des Kapitals umfaßt ebensowohl diesen unmittelbaren Produktionsprozeß, wie die beiden Phasen des eigentlichen Zirkulationsprozesses, d.h. den gesamten Kreislauf, der als periodischer Prozeß - Prozeß, der sich in bestimmten Perioden stets von neuem wiederholt - den Umschlag des Kapitals bildet."
MEW 25, "Das Kapital" [EA Engels 1894, Manuskript 1864/65], Bd. III, Dritter Abschnitt "Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate", 13. Kapitel: "Das Gesetz als solches", Berlin: Dietz 1983, S. 223: "Die progressive Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Es ist damit nicht gesagt, daß die Profitrate nicht auch aus andren Gründen vorübergehend fallen kann, aber es ist damit aus dem Wesen der kapitalistischen Produktionsweise als eine selbstverständliche Notwendigkeit bewiesen, daß in ihrem Fortschritt die allgemeine Durchschnittsrate des Mehrwerts sich in einer fallenden allgemeinen Profitrate ausdrücken muß".
MEW 25, "Das Kapital" [EA Engels 1894, Manuskript 1864/65], Bd. III, Siebenter Abschnitt "Die Revenuen und ihre Quellen", Kapitel 52 "Die Klassen", Berlin: Dietz 1983, S. 892: "Die Eigentümer von bloßer Arbeitskraft, die Eigentümer von Kapital und die Grundeigentümer, deren respektive Einkommenquellen Arbeitslohn, Profit und Grundrente sind, also Lohnarbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer, bilden die drei großen Klassen der modernen, auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden Gesellschaft. In England ist unstreitig die moderne Gesellschaft, in ihrer ökonomischen Gliederung, am weitesten, klassischsten entwickelt. Dennoch tritt diese Klassengliederung selbst hier nicht rein hervor. Mittel- und Übergangsstufen vertuschen auch hier (obgleich auf dem Lande unvergleichlich weniger als in den Städten) überall die Grenzbestimmungen. Indes ist dies für unsere Betrachtung gleichgültig. Man hat gesehn, daß es die beständige Tendenz und das Entwicklungsgesetz der kapitalistischen Produktionsweise ist, die Produktionsmittel mehr und mehr von der Arbeit zu scheiden und die zersplitterten Produktionsmittel mehr und mehr in große Gruppen zu konzentrieren, also die Arbeit in Lohnarbeit und die Produktionsmittel in Kapital zu verwandeln. Und dieser Tendenz entspricht auf der andern Seite die selbständige Scheidung des Grundeigentums von Kapital und Arbeit [Anm. 58] oder Verwandlung alles Grundeigentums in die der kapitalistischen Produktionsweise entsprechende Form des Grundeigentums."
Anm. 58: "F. List bemerkt richtig: Vorherrschende Selbstbewirtschaftung bei großen Gütern beweist nur Mangel an Zivilisation, an Kommunikationsmitteln, an einheimischen Gewerben und an reichen Städten. Man findet sie deshalb in Rußland, Polen, Ungarn, Mecklenburg überall. Früher war sie auch in England vorherrschend; mit dem Aufkommen des Handels und der Gewerbe trat aber Zerschlagung in mittlere Wirtschaften und Verpachtung an ihre Stelle ('Die Ackerverfassung, die Zwergwirthschaft und die Auswanderung', 1842, p. 10)".
MEW 23, "Das Kapital" [EA 1868], Bd. I, Nachwort zur zweiten Auflage 1873, Berlin: Dietz 1962, S. 25ff.: "Die im 'Kapital' angewandte Methode ist wenig verstanden worden, wie schon die einander widersprechenden Auffassungen derselben beweisen. [...] Meine dialektische Methode***** ist der Grundlage nach von der Hegelschen nicht nur verschieden, sondern ihr direktes Gegenteil. Für Hegel ist der Denkprozeß, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle. Die mystifizierende Seite der Hegelschen Dialektik habe ich vor beinah 30 Jahren, zu einer Zeit kritisiert, wo sie noch Tagesmode war. Aber grade als ich den ersten Band des 'Kapital' ausarbeitete, gefiel sich das verdrießliche, anmaßliche und mittelmäßige Epigonentum, welches jetzt im gebildeten Deutschland das große Wort führt, darin, Hegel zu behandeln, wie der brave Moses Mendelssohn zu Lessings Zeit den Spinoza behandelt hat, nämlich als 'toten Hund'. Ich bekannte mich daher offen als Schüler jenes großen Denkers und kokettierte sogar hier und da im Kapitel über die Werttheorie mit der ihm eigentümlichen Ausdrucksweise. Die Mystifikation, welche die Dialektik in Hegels Händen erleidet, verhindert in keiner Weise, daß er ihre allgemeinen Bewegungsformen zuerst in umfassender und bewußter Weise dargestellt hat. Sie steht bei ihm auf dem Kopf. Man muß sie umstülpen, um den rationellen Kern in der mystischen Hülle zu entdecken."
MEW 19, Karl Marx: "Kritik des Gothaer Programms. Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" [Manuskript 1875, EA Engels in: "Die Neue Zeit", 1. Band, 1890-91, Nr. 18], Berlin: Dietz 1962, S. 18: "'Erhebung der Arbeitsmittel zu Gemeingut'! Soll wohl heißen ihre 'Verwandlung in Gemeingut'. Doch dies nur nebenbei". [ Anmerkungen. annotations. remarques ]
1. Kritische Theorie, 2. Robinsonaden, 3. Totalität, 4. Geschichtliche Bewegung, 5. "Meine dialektische Methode", 6. Positivismusstreit, 7. "Lenin's 'materialistic' criticism", 8. Vereinigung internationaler Verlags-Anstalten, 9. Kautschuk, 10. "Schwierigkeit [...] psychologischer Art", 11. Freuds Schriften, 12. Verhältnis von Soziologie und Psychologie
Bild "Institut für Sozialforschung, Frankfurt" von Frank C. Müller unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 (2016, modifiziert). Gründung 1923, offizielle Eröffnung: 22. Juni 1924. Reihe "Schriften des Instituts für Sozialforschung", Bände 1-5, Leipzig 1928-1931, Paris 1934-1936, umfassend Band 1: Henryk Grossmann: "Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems. (Zugleich eine Krisentheorie)", Leipzig 1929; Band 2: Friedrich Pollock: "Die planwirtschaftlichen Versuche in der Sowjetunion 1917-1927", Leipzig 1929; Band 3: Karl August Wittfogel: "Wirtschaft und Gesellschaft Chinas. Versuch der wissenschaftlichen Analyse einer großen asiatischen Agrargesellschaft. Band 1: Produktivkräfte, Produktions- und Zirkulationsprozeß", Leipzig 1931; Band 4: Franz Borkenau: "Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild. Studien zur Geschichte der Manufakturperiode, Philosophie", Paris: Librairie Félix Alcan 1934; Band 5: "Studien über Autorität und Familie. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung", Paris: Librairie Félix Alcan 1936.
* "Nachtrag", in: Zeitschrift für Sozialforschung, VI, Heft 3, "Philosophie und kritische Theorie", zitiert nach Max Horkheimer: "Traditionelle und kritische Theorie" [EA 1937], Frankfurt: S. Fischer 1992, S. 1-64, insb. S. 56: "Theorie im traditionellen, von Descartes begründeten Sinn, wie sie im Betrieb der Fachwissenschaften überall lebendig ist, organisiert die Erfahrung auf Grund von Fragestellungen, die sich mit [1937: 'im Zusammenhang mit'] der Reproduktion des Lebens innerhalb der gegenwärtigen Gesellschaft ergeben. Die Systeme der Disziplinen enthalten die Kenntnisse in einer Form, die sie unter den gegebenen Umständen für möglichst viele Anlässe verwertbar macht. Die soziale Genesis der Probleme, die realen Situationen, in denen die Wissenschaft gebraucht, die Zwecke, zu denen sie angewandt wird, gelten ihr selbst als äußerlich. - Die kritische Theorie der Gesellschaft hat dagegen die Menschen als die Produzenten ihrer gesamten historischen Lebensformen zum Gegenstand. Die Verhältnisse der Wirklichkeit, von denen die Wissenschaft ausgeht, erscheinen ihr nicht als Gegebenheiten, die bloß festzustellen und nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit vorauszuberechnen wären. Was jeweils gegeben ist, hängt nicht allein von der Natur ab, sondern auch davon, was der Mensch über sie vermag. Die Gegenstände und die Art der Wahrnehmung, die Fragestellung und der Sinn der Beantwortung zeugen von menschlicher Aktivität und dem Grad ihrer Macht".
** Zu Daniel Dafoe und der Überlieferung und Variation des "Robinson Crusoe"-Stoffes in deutscher Übersetzung siehe den Artikel über Hans Reisiger.
*** S. Carsten Rohde: "Totalität. Zu einem Schlüsselbegriff der modernen Romantheorie und seiner Dekonstruktion im Werk Robert Menasses", in: "Études Germaniques", 2011/4 (n° 264), S. 903-935, Anm. 108: "Vgl. Nietzsche (Anm. 100), Bd. 3, S. 481: 'Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Giebt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts?' Und bei Nietzsche wie Dostojewskij hat dieser Fall letztlich mit dem Zusammenbruch des religiösen Weltbildes zu tun? 'Gott ist todt!' Vgl. auch Henry Miller: Wendekreis des Krebses. Übers. v. Kurt Wagenseil, Stuttgart/München: Deutscher Bücherbund, 1992, S. 295f.: 'Er [sc. Dostojewskij] legte die ganze Stufenleiter vom Abgrund bis zu den Sternen zurück.'".
Theodor W. Adorno****/6: "Die Aktualität der Philosophie" [Antrittsvorlesung 1931], in: "Philosophische Frühschriften", Bd. 1 GA, hrsg. von Rolf Tiedemann, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 325-344, insb. S. 326: "Die Krise des Idealismus kommt einer Krise des philosophischen Totalitätsanspruches gleich".
Theodor W. Adorno****/6: "Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben" [geschrieben zw. 1934 und 1947], Frankfurt am Main: Suhrkamp 1951, MM 29/17, S. 57: "Das Ganze ist das Unwahre".
Theodor W. Adorno****/6 / Max Horkheimer: "Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente", Amsterdam: Querido-Verlag 1947 [EA Privatkopien 1944 / New York: New York Institute of Social Research 1944], S. 203: "Zwischen Antisemitismus und Totalität bestand von Anbeginn der innigste Zusammenhang. Blindheit erfaßt alles, weil sie nichts begreift".
Theodor W. Adorno****/6: "Negative Dialektik", Suhrkamp: Frankfurt am Main 1966, S. 357: "Daß es geschehen konnte, inmitten aller Tradition der Philosophie, der Kunst und der aufklärenden Wissenschaften, sagt mehr als nur, daß diese, der Geist, es nicht vermochte, die Menschen zu ergreifen und zu verändern. In jenen Sparten selber, im emphatischen Anspruch ihrer Autarkie, haust die Unwahrheit. Alle Kultur nach Auschwitz, samt der dringlichen Kritik daran, ist Müll".
Theodor W. Adorno****/6: "Erziehung nach Auschwitz" [EA Hessischer Rundfunk, 18.04.1966], in: "Gesammelte Schriften", Band 10, Suhrkamp: Frankfurt am Main 2003, S. 674: "Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran, daß ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu sollen. Ich kann nicht verstehen, daß man mit ihr bis heute so wenig sich abgegeben hat. Sie zu begründen hätte etwas Ungeheuerliches angesichts des Ungeheuerlichen, das sich zutrug".
**** Alfred Sohn-Rethel: "Zur kritischen Liquidierung des Apriorismus. Eine materialistische Untersuchung. (Mit Randbemerkungen von Walter Benjamin)", in: "Warenform und Denkform" [Manuskript teilw. 1936/37, EA 1970], Frankfurt: Europäische Verlagsanstalt 1971, S. 27-100, insb. S. 49f.: "Endlich hat Engels in seiner Studie über den 'Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats' [EA Hottingen-Zürich: Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei 1884] der bei Marx nur formal behandelten Genesis der Warenform geschichtlich nachzuforschen versucht. Die Schrift, mit der uns eine kritische Auseinandersetzung hier aus Raumgründen unmöglich ist, will u.a. die Lücke auffüllen, die Marx in seiner Warenanalyse dadurch hatte bestehen lassen, daß er das als Kennzeichen des entwickelten Warentauschs für ihn ausschlaggebende Privateigentum nicht erklärt. Engels verfolgt die Bildung des Privateigentums speziell in der Antike und legt dabei seiner Analyse die Annahme von der Priorität des Warentauschs und der Geldentwicklung vor der Ausbeutung zugrunde. Dadurch wird aber unsrer Ansicht nach diese Annahme, die für den Kapitalismus, wenn auch nicht einschränkungslos, zutrifft, auf Produktionsverhältnisse angewandt, für welche sie keine Richtigkeit hat. Gegenüber der Engelsschen vergleiche man die Auffassung Rosa Luxemburgs in ihrer nachgelassenen 'Einführung in die Nationalökonomie' [Manuskript 1909/10, 1916; EA Berlin: E. Laub 1924], von der die unsrige stark beeinflußt ist".
Rosa Luxemburg: "Einführung in die Nationalökonomie" [Manuskript 1909/10, 1916; EA Berlin: E. Laub 1924], Werke, Bd. 5, Berlin: Dietz 1975, S. 650ff.: "Das 'Haften an der Oberfläche' der Wirtschaftsgeschichte ist eben kein Zufall bei der bürgerlichen Wissenschaft. Die einen von den bürgerlichen Gelehrten, wie Friedrich List, machen Einteilungen nach der äußeren Natur der wichtigsten Nahrungsquelle und stellen Epochen der Jägerei, der Viehzucht, des Ackerbaues und des Gewerbes auf - Einteilungen, die nicht einmal für eine äußere Kulturgeschichte ausreichen. Andere, wie Professor Hildebrand, teilen nach der äußeren Form des Austausches die Wirtschaftsgeschichte in Natural-, Geld- und Kreditwirtschaft ein oder, wie Bücher, in tauschlose Wirtschaft, in eine solche mit direktem Austausch und eine dritte mit Warenumlauf. Noch andere, wie Grosse, nehmen zum Ausgangspunkt bei der Beurteilung der Wirtschaftsform die Verteilung der Güter. Mit einem Wort, die Gelehrten der Bourgeoisie schieben in den Vordergrund der geschichtlichen Betrachtung Austausch, Verteilung, Konsumtion - alles, nur nicht die gesellschaftliche Form der Produktion, das heißt dasjenige, was gerade in jeder historischen Epoche ausschlaggebend ist und woraus sich Austausch und seine Formen, Verteilung und Konsumtion in ihrer besonderen Gestalt, jedesmal als logische Folgen ergeben. Warum dies? Aus demselben Grunde, der sie bewegt, 'die Volkswirtschaft', das heißt die kapitalistische Produktionsweise, als die höchste und letzte Stufe der Geschichte der Menschheit hinzustellen und ihre weitere weltwirtschaftliche Entwicklung mit ihren revolutionären Tendenzen in Abrede zu stellen. Die gesellschaftliche Gestaltung der Produktion, das heißt die Frage nach dem Verhältnis der Arbeitenden zu den Produktionsmitteln, ist der Kernpunkt jeder wirtschaftlichen Epoche, sie ist aber auch der wunde Punkt jeder Klassengesellschaft. [...] Nur wer sich über die spezifischen ökonomischen Eigentümlichkeiten der urkommunistischen Gesellschaft, aber nicht minder über die Besonderheiten der antiken Sklavenwirtschaft und der mittelalterlichen Fronwirtschaft klare Rechenschaft ablegt, kann mit voller Gründlichkeit erfassen, warum die heutige kapitalistische Klassengesellschaft zum erstenmal geschichtliche Handhaben zur Verwirklichung des Sozialismus bietet und worin der fundamentale Unterschied der sozialistischen Weltwirtschaft der Zukunft von den primitiven kommunistischen Gruppen der Urzeit besteht".
Friedrich Engels bezieht sich auf die Arbeiten von Johann Jakob Bachofen, "Das Mutterrecht. Eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur", Stuttgart: Krais und Hoffmann 1861 [archive.org]; und Lewis Henry Morgan, "League of the Ho-dé-no-sau-nee, or Iroquois", Rochester: Sage & Brother / New York: M.H. Newman & Co. 1851 [archive.org]; "Ancient Society, Or: Researches in the lines of human progress from savagery through barbarism to civilisation", London: Macmillan 1877, Reprint New York: Holt 1907 [archive.org]; auf deutsch: "Die Urgesellschaft", aus dem Englischen von Wilhelm Eichhoff unter Mitwirkung von Karl Kautsky, Stuttgart: J. H. W. Dietz 1891.
Vergleiche zur fortgesetzten Diskussion innerhalb und jenseits der Archäologie auch den Artikel zu Lord William Taylour.
***** Vgl. auch: Zur "dialektischen Methode".
****/6 Zu Karl Popper und Theodor W. Adorno vgl. auch Artikel "Die Kultur. Eine unabhängige Zeitung mit internationalen Beiträgen".
II. Bezug Wagenseils: Eine direkte Bekanntschaft von Alfred Sohn-Rethel mit einem der Wagenseils ist nicht bekannt, auch keine direkten Bezüge letzterer auf Marx oder Engels; falsche Lenin-Zitate bewerben die Übersetzung der antibolschewistischen "Erinnerungen" der Prinzessin Olga Valerianowna Palej durch Kurt Wagenseil (Anzeige im Börsenblatt für den dt. Buchhandel, 28. Apr. 1925). Mit der Künstlerkolonie Wilmersdorf gibt es aber ein gemeinsames Umfeld, aus dem sich auch ein Teil der zum "Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror" 1933 Beitragenden - nach einem Grünen Fragebogen im Hessischen Staatsarchiv hat auch Kurt etwas beigetragen und nicht lediglich ein Exemplar weitergegeben - rekrutierte, d.h. auch zu Zeiten, für die bislang noch keine passenden und sicher zuordenbaren Wohnadressen gefunden wurden. Schließlich boten nahezu alle Künstler*innenkommunen, die die Wagenseil-Brüder besuchten oder bewohnten, Gelegenheit mit sozialistisch oder anarchistisch gestimmten Menschen in Kontakt zu kommen.
In der Bibliothek Kurt (Stand 2002) Armin T. Wegner: "Der Talaat Pascha. Stenographischer Prozeßbericht" (Berlin: Dt. V.f. Politik&Geschichte 1921)*, Ernst Drahn: "Lenin. Eine Bio-Bibliographie" (Berlin: Prager 1924, vgl. Drahn: "Unterirdische Literatur im revolutionären Deutschland während des Weltkrieges" [archive.org], mit Susanne Leonhard, Berlin-Fichtenau: Verlag Gesellschaft und Erziehung G.m.b.H. 1920), B. Traven: "Das Totenschiff" (Berlin: Gutenberg 1928) und "Caoba" (Hamburg: Krüger 1950), Leo Trotzki: "Mein Leben. Versuch einer Autobiographie", übers. von Alexandra Ramm-Pfemfert (Berlin: S. Fischer 1930), Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi: "Stalin & Co." (Leipzig/Wien: Paneuropa 1931), Maxim Gorki: "Meine Kindheit" (Stockholm: Neuer Verlag 1945) und "Geschichten von Landstreichern" (Leipzig: Insel 1948), vier Werke von Simone de Beauvoir (Hamburg: Rowohlt 1949-56: "Alle Menschen sind sterblich", 1949, "Amerika, Tag und Nacht", 1950, "Das andere Geschlecht", 1952, "Die Mandarins von Paris", 1956), acht Werke von Jean-Paul Sartre (Hamburg: Rowohlt 1949-1965, darunter "Baudelaire. Ein Essay", 1949, "Der Ekel", 1949, von dem vierbändigen Romanzyklus "Wege der Freiheit" Band 1, "Zeit der Reife", 1949, und Band 3, "Der Pfahl im Fleische", 1951; in der Exceldatei fehlt, aber vorhanden war auch: "Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie", Hamburg: Rowohlt 1962), Iring Fetscher: "Kommunismus. Von Marx bis Mao Tse-tung" (München/Wien/Basel: Desch 1969), Diether Stolze und Michael Jungblut: "Der Kapitalismus. Von Manchester bis Wall Street. Texte, Bilder und Dokumente" (München: Desch, 1969), Maria Matray und Answald Krüger: "Der Tod der Kaiserin Elisabeth von Österreich oder Die Tat des Anarchisten Lucheni" (München: Desch 1970), Alexander Ziegler: "Labyrinth. Report eines Außenseiters"** (München: Desch 1970) und Alexander Solschenizyn: "August Vierzehn" (Neuwied: Luchterhand 1972).
Kurt schreibt aber in einem Brief an Alexander von Bernus vom 08.04.1946: "Leider ist der größte Teil meiner Bibliothek vor zwei Jahren verbrannt". Übersetzungen von Albert Maltz: "The Underground Stream" (1940)***, "The Cross and the Arrow" (1944); "World Communism, 1964-1969. A Selected Bibliography", US Senate 1971, S. 110, Nr. 1543: "After 20 years. Alternatives to the cold war in Europe", dt.; Henri Barbusse, George Orwell****, Michail Michailowitsch Soschtschenko, Tibor Mende, Ernest Reynaud*****. Begegnung mit Nancy Cunard.
Zu Erich Mühsam****/6, Ernst Toller, Oskar Maria Graf, aber auch demgegenüber Prinzessin Olga Valerianowna Palej****/7 siehe den Artikel von Grete Lichtenstein.
Die konservative Presse rechnet Hans B. Wagenseil mal zu den "Spartakus-Leute[n]"****/8 (Neue Tageszeitung Gießen, 29.11.1918), mal zu "revolutionären Internationalisten" (Münchner Neueste Nachrichten, 05.12.1918), die Zeitung "De Wapens neder. Maandorgaan van de Internationale Anti-Militaristische Vereeniging in Nederland" nennt ihn, Jahrgang 15, Heft 12, 01.12.1919, S. 4, einen Korrespondenten, "een titel geïnspireerd op de roman Die Waffen nieder! van Bertha von Suttner****/9" (oorlogsbronnen.nl); "[d]e anarchistische beweging in Nederland kende verschillende richtingen en organisaties. De belangrijkste organisatie was de Internationale Anti Militaristische Vereniging (IAMV) uit 1904" (heerenveenmuseum.nl). Zum Rundschreiben der "War Resisters' International", einer anderen antimilitaristischen Organisation, verfasst Hans B. 1921 eine Stellungnahme (Brief an Armin T. Wegner, vor dem 11. Mai 1921, mit einseitigem Auszug aus Plato: "Die Verteidigung des Sokrates"****/10, außerdem enthalten die Kommentare Formulierungen wie "Die Organisation muß sich zur antikapitalistischen Tendenz bekennen"; "Die Werbearbeit nach außen soll stets den Kapitalismus als Kriegsherd prägen", "Der Sabotierungswille muß selbstredend immer Gesetz sein", "Meist ist der Gedankenapparat [ergänzt: nicht nur] [eingeklammert: des Handarbeiters] zu schwerfällig, um sich selbst die Gründe zu formulieren, die ihn innerlich zur Militärdienstablehnung dumpf berechtigen").
Im Text "Seltsames Mexiko****/11" von Hans B. Wagenseil (Central-Volksblatt für das gesamte Sauerland, Nr. 218, 22.09.1934) heißt es, "Massenproduktion mag ihre Berechtigung haben, aber noch gehört ihr nicht die ganze Welt!"; im Text "Deutsch" (Hamburger Nachrichten, 12.11.1930), "[a]uch Anna muß studieren - einen kurzgefaßten Leitfaden für Esperanto****/12".
Kurt Wagenseil wiederum schreibt am 03.04.1948 an Henry Miller, "[y]ou are right, the European situation seems hopeless, and we can only hope to get the permission to leave before Generalissimo Stalin will send his sbirri also to this remote and peaceful little lake". Hans B. Wagenseil sagt im Zeugenstand im Wiedergutmachungsprozess für Kurt 1951 aus, allerdings unter der Vorgabe, nicht dem Kommunismus nahestehend erscheinen zu dürfen: "Mein Bruder hat sich mir gegenüber politisch auch geäussert, in der Richtung, dass das NS-Regime zum Kriege führe und dass das durch diesen Krieg angestrebte Resultat dem russischen Ergebnis ähneln würde" (München I, EK 28/51, Landgerichte_36490, Bl. 39).
[ Anmerkungen. annotations. remarques ]
* "Der Prozess Talaat Pascha. Stenographischer Bericht über die Verhandlung gegen den des Mordes an Talaat Pascha angeklagten armen Studenten Salomon Teilirian vor dem Schwurgericht des Landgerichts III zu Berlin, Aktenzeichen: C. J. 22/21, am 2. u. 3. Juni 1921", mit einem Vorwort von Armin T. Wegner und einem Anhang, die stenographische Aufnahme erfolgte durch Georg Elgard unter Mitwirkung von Ludwig Becker u. Reg. R. Dr. Müller, Mitglied des stenographischen Landesamtes Braunschweig, Berlin: Deutsche Verlagsgesellschaft f. Politik u. Geschichte 1921 [dnb.de].
** Zu Alexander Ziegler "Labyrinth. Report eines Außenseiters" (München: Desch 1970) vgl. auch Artikel "Die Kultur. Eine unabhängige Zeitung mit internationalen Beiträgen".
*** G.K.: "Vorwort", in: Albert Maltz: "Der unterirdische Strom", übersetzt von Kurt Wagenseil [EA Berlin: Dietz 1948], Berlin: Aufbau 1957, S. [5]f.: "'Ich will so hart sein wie die Wahrheit und so unbeugsam wie die Gerechtigkeit - ich habe den festen Willen - ich werde keine Ausflüchte machen, ich werde keine Nachsicht fordern, ich werde nicht einen Zoll zurückweichen - und ICH WERDE GEHÖRT WERDEN!' Diese Worte William Lloyd Garrisons, des amerikanischen Vorkämpfers für die Abschaffung der Sklaverei, aus seiner ersten Nummer der Zeitung 'The Liberator' (1831) zitierte Albert Maltz am 11. Juli 1947 in Los Angeles auf einer von der Sparte Literatur der Organisation 'Fortschrittliche Bürger Amerikas' einberufenen Konferenz über die Gedankenkontrolle in den Vereinigten Staaten. Sie sind ein Zeugnis des Stolzes auf die demokratischen Traditionen seines Volkes. Genau zwanzig Wochen später hatte er sich wegen seines Eintretens für die Souveränität des Volkes zusammen mit neun anderen Filmschaffenden vor der antiamerikanischen Verschwörung, die sich 'Ausschuß für unamerikanische Tätigkeit' nennt, zu verantworten. Trotz Verfolgung und Gefängnisstrafe stand Maltz weiter zu seinen Zielen und setzte seinen Kampf für die demokratischen Rechte des Menschen fort. Diese Beharrlichkeit, am menschlichen Gewissen, an der persönlichen Aufrichtigkeit trotz Rückschlägen und Unterdrückung festzuhalten, wird, so erkannte Maltz, das Geschick des amerikanischen Volkes bestimmen. Er läßt darum den Helden seines ersten, 1940 erschienenen Romans sagen: 'Der Mensch muß zu seinen Zielen stehen. Das - nichts Geringeres als das ist der unterirdische Strom seines Lebens.' Dieser unterirdische Strom im Leben des einzelnen vereinigt sich mit den Strömungen der Millionen seines Volkes zu einem gewaltigen Sturzbad, das alle jene Hindernisse hinwegspülen wird, die sich ihm entgegenstellen. Die gleichen Kräfte, die Maltz einkerkerten, ihn ins Exil nach Mexiko trieben und die heute noch die Macht haben, den Strom aufzuhalten, hat der Autor in dem Roman charakterisiert. Das Geschehen führt uns zurück in den Februar 1936 nach Detroit [...]".
**** Frühe dt. Orwell-Rezeptionen****/13 (neben Adorno bzw. Horkheimer via Mangold am 19. November 1953, siehe "Dialektische Methode"):
Georg H. Huntemann: "Der Gedanke der Selbstentfremdung bei Karl Marx und in den Utopien von E. Cabet bis G. Orwell", in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Vol. 6, Nr. 2, 1954, S. 138-146, insb. S. 143f.: "Wird in der Mätopie (so wollen wir die Utopie des 20. Jahrhunderts ihrem Charakter gemäß jetzt nennen [griech. 'Möchte der Ort nicht sein']) die Gesellschaft, die Gemeinschaft zum fördernden Moment, indem sie den Menschen als Gattungswesen freilegt, so wird nun das Kollektiv zum drohenden Schreckgespenst, das den einzelnen erdrückt und ihn zum hilflosen und gesichtslosen Bestandteil einer Maschinerie macht, zu einem Menschen, 'der weder trauert noch fröhlich ist, sondern einfach schmucklos, wie eine gutfunktionierende Verdauungsmaschine" [E. v. Kuehnelt-Leddin: 'Moskau 1997', Zürich 1949, S. 133]. Und in '1984' weist der Kommissar, der an der Stelle des Bürgers bei den Utopisten und an der Stelle des Proletariats bei Karl Marx der herrschende gesellschaftliche Typ geworden ist, den Außenseiter, der ein Einzelleben führen will, darauf hin, daß der Einzelne nichts ist, 'er besitzt nur insoweit Macht, als er aufhört ein Einzelner zu sein', denn 'die Stärke der Zelle ist die Stärke des Organismus' ['Georg Orwell': '1984', Zürich 1950, S. 307]. Die Sinnfrage, die von den Eutopisten dahin beantwortet wird, daß man auf ein Paradies, das allen Menschen Glück und Zufriedenheit, ihr eigentliches Leben bringt, hoffen darf, wird von den Mätopisten abgelöst durch das Gespenst der Sinnlosigkeit. 'Wenn sie sich ein Bild von der Zukunft ausmalen wollen, dann stellen sie sich einen Stiefel vor, der in ein Menschenantlitz tritt immer und immer wieder' ['Georg Orwell, op. cit. 311']".
Peter Ludes: "Liebe für sich als Aufhebung der Entfremdung", in: Soziale Welt, 27. Jahrg., Heft 3, 1976, S. 371-398, insb. S. 392: "Als sie gefaßt wurden und einer der Männer Julia einen Faustschlag in die Magengrube versetzte, war es Winston, 'als könnte er den Schmerz am eigenen Leib spüren' [George Orwell: '1984', übersetzt von Kurt Wagenseil, Gütersloh o.J., S. 233]. Und als Winstons Körper und Intellekt schon ganz gebrochen waren, vollkommen Instrument der Partei, schrie er im Schlaf: 'Julia! Julia! Julia, Geliebte! Julia!' [ebd., S. 292]. 'Er hatte im Geist nachgegeben, jedoch gehofft, sein Herzinneres unversehrt zu bewahren.' [ebd.]. Ehe Julia und Winston zum ersten Mal Geschlechtsverkehr miteinander hatten, hatte Julia 'sich die Kleider vom Leib gerissen und schleuderte sie beiseite, mit der gleichen herrlichen Bewegung, als ob damit eine ganze Zivilisation weggewischt zu werden schien' [ebd., S. 133]. Nach dem Geschlechtsverkehr dachte Winston: 'Früher, mußte er denken, sah ein Mann den Leib eines Mädchens an und fand ihn begehrenswert, und damit Schluß! Aber heutzutage gab es so etwas wie reine Liebe oder reine Lust (als unpolitisches Rückzugserlebnis) überhaupt nicht mehr. Keine Gefühlsregung war ungebrochen, denn alles war mit Angst und Haß durchsetzt. Ihre Umarmung war ein Kampf gewesen, der Höhepunkt ein Sieg. Es war ein gegen die Partei geführter Schlag. Ein politischer Akt.' [ebd., S. 134]. Nach allen Folterungen, die er erlitten hatte, konnte Winston immer noch sagen: 'Julia habe ich nicht verraten.' [ebd., S. 285]".
Kurt Wagenseils Übersetzung erschien 1950 zuerst im Diana-Verlag.
***** OVB Rosenheim, 02.01.1971, S. 20: Jean Ernest Reynaud (1806-1863): "Die Tage des Anarchisten", übersetzt von Hans B. Wagenseil: "Zweifellos haben die Jahre kurz vor Anbruch der 'Belle Epoque' eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer heutigen Zeit. Damals versetzten anarchistische Gewalttäter und vor allem ein gewisser Ravachol heute ein legendärer Name [François Claudius Koenigstein, oder Ravachol, 14. Okt. 1859 - 11. Jul. 1892] - ganz Paris in berechtigten Schrecken. Alles was in diesen Jahren 1889 bis 1891 die Pariser Polizei dachte und tat, geschah in Beziehung auf Ravachol. In den verschiedenartigsten Stellungen und Gewandungen war sein Bild verbreitet. Es klebte an jedem Straßenzaun. In jedem Einbrecher, jedem Taschendieb, jedem Spitzbuben überhaupt sah man den berühmten Banditen. Das Personal der Polizeikommissariate mußte vermehrt werden, um die zahllosen Anzeigen zu prüfen, denen man schließlich nicht mehr die geringste Beachtung schenkte. Nur hin und wieder wurde eine kleine Stichprobe gemacht, wobei sich dann die sonderbarsten Dinge ereigneten. Die Welt lachte nur aus dem Grund nicht darüber, weil die Polizei sich hütete, ihre Hereinfälle an die große Glocke zu hängen. [...] Ravachol wurde einige Monate später in einem Restaurant nach wütender Gegenwehr überwältigt. Tags darauf ereignete sich am Boulevard Magenta eine fürchterliche Explosion, bei der jenes Restaurant zerstört wurde und der Besitzer, der Angeberdienste geleistet hatte, nebst 20 Gästen den Tod fand. So war jene Zeit: Mitten im Triumph der Industrie und der Wissenschaft ein Romantizismus und eine Freiheit der Sitten, der Literatur, des Verbrechens, wie sie nie mehr erreicht wurde. Der gottbegnadete Künstler wandelte mitten unter Dirnen und Meuchelmördern, und mehr als ein Mädchen, das von der Sittenpolizei aufgegriffen wurde, hatte die größten Maler und Dichter der Zeit einen Degas, einen Toulouse-Lautrec, einen Copée, einen Baudelaire, einen Richepin, einen Charles Maurras, einen Maurice Barrès - zu ihren Meisterwerken begeistert. Wer erinnert sich nicht an die Strophe Verlaines: 'Ihr lieber, seiten harmonischer Leib, zart und welß wie eine Rose, rein und rosig wie eine Lilie unter purpurnem Himmel...'? Das Wesen, dem diese Zeilen gewidmet waren, stand nach wenigen Monaten bereits vor der Polizei, auf der Straße aufgelesen, krank, bettelarm, verworfen...".
Fig. aus: Le Figaro (Bibliothèque Nationale de France), 1892 ("Arrestation de Ravachol"), Public Domain (modifiziert).
****/6 S.a. Erich Mühsam: "Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus?", in: "Die Internationale. Zeitschrift für die revolutionäre Arbeiterbewegung, Gesellschaftskritik und sozialistischen Neuaufbau", hrsg. von der Freien Arbeiter-Union Deutschlands, Anarcho-Syndikalisten, Berlin, Jg. 5, Heft 6 (Juni 1932), Heft 7 (Juli 1932) und Heft 8 (August 1932); Fanal-Verlag Erich Mühsam 1933, in: Erich Mühsam: "Prosaschriften II", hrsg. von Günther Emig, Berlin: Verlag europäische Ideen 1978, S. 251-298 [wikisource.org].
Erich Mühsam: "Der politische Hexenkessel", in: "Fanal", 5. Jahrgang, Nr. 5, Februar 1931, S. 97-106 [a-bibliothek.org], Zitat S. 105: "Es gibt nämlich ein Element im Hexenkessel der Politik, das weder die Marxisten noch die Ludendorffe in ihre Rechnung zu stellen pflegen. Sie glauben, alle geschichtlichen Ereignisse unterliegen bestimmten ewig waltenden Gesetzen, die die Einen in der Entwicklung der Produktionsformen, die Andern in den mystischen Finsternissen höllischer Gewalten vermuten. Sie verkennen, indem sie beide die Personen, welche die öffentlichen Geschicke lenken, für abgefeimte Taschenkünstler halten, für Eingeweihte in verborgene Systeme, die tätigste Macht, in allen Obrigkeiten und Staatsorganen: das ist die wichtig aufgeblasene Dummheit, der allüberall Generalvollmacht gegeben wird, den Verstand der Völker zur Geltung zu bringen".
Erich Mühsams Schriften und die Zeitschrift "Fanal" erscheinen im Fanal-Verlag.
Vgl. auch zum Verhältnis von Sozialismus und Anarchismus:
MEW 19, Friedrich Engels: "Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" [EA 1880], Berlin: Dietz 1962, S. 224: "Der Staat wird nicht abgeschafft, er stirbt ab."
Wolfgang Eßbach: "Max Stirner, Geburtshelfer und böse Fee an der Wiege des Marxismus", in: Karl Marx, Friedrich Engels: "Die Deutsche Ideologie", hrsg. von H. Bluhm, Berlin: De Gruyter 2009, S. 165 ff.: "Mit der Veröffentlichung von 'Sankt Max' intervenierte Bernstein in die komplexe intellektuelle Diskurslage um 1900. Pessmistische Intellektuelle wie Eduard von Hartmann und Julius Bahnsen hatten sich von Stirner inspirieren lassen (vgl. Hartmann 1869, 611f., Heydorn 1996, 38). Zu Beginn der 1890er Jahre entdeckten hellhörige Zeitgenossen in den Texten von Friedrich Nietzsche die Stimme Max Stirners (vgl. Jantz 1994, 212, 333, 343; Laska 2000, 49)".
MEW 3, Karl Marx, Friedrich Engels u.a.: "Die Deutsche Ideologie" [Manuskript 1845/46, Teildruck "Sankt Max" von Eduard Bernstein bereits in: "Dokumente des Sozialismus", Band 3/4, 1903/04, EA MEGA I, Abteilung I, Band 5: "Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten, Feuerbach, B[runo] Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten", im Auftrage des Marx-Engels-Lenin-Instituts Moskau herausgegeben von V. Adoratskij, Berlin 1932], Berlin: Dietz 1969, S. 229: "Die Kommunisten predigen überhaupt keine Moral, was Stirner im ausgedehntesten Maße tut. Sie stellen nicht die moralische Forderung an die Menschen: Liebet Euch untereinander, seid keine Egoisten pp.; sie wissen im Gegenteil sehr gut, daß der Egoismus ebenso wie die Aufopferung eine unter bestimmten Verhältnissen notwendige Form der Durchsetzung der Individuen ist. Die Kommunisten wollen also keineswegs, wie Sankt Max glaubt und wie ihm sein getreuer Dottore Graziano (Arnold Ruge) nachbetet (wofür ihn Sankt Max, Wigand, p. 192, einen 'ungemein pfiffigen und politischen Kopf' nennt), den 'Privatmenschen' dem 'allgemeinen', dem aufopfernden Menschen zuliebe aufheben - eine Einbildung, worüber sie sich Beide bereits in den 'Deutsch-Französischen Jahrbüchern' die nötige Aufklärung hätten holen können. Die theoretischen Kommunisten, die einzigen, welche Zeit haben, sich mit der Geschichte zu beschäftigen, unterscheiden sich gerade dadurch, daß sie allein die Schöpfung des 'allgemeinen Interesses' durch die als 'Privatmenschen' bestimmten Individuen in der ganzen Geschichte entdeckt haben. Sie wissen, daß der Gegensatz nur scheinbar ist, weil die eine Seite, das sogenannte 'Allgemeine', von der andern, dem Privatinteresse, fortwährend erzeugt wird und keineswegs ihm gegenüber eine selbständige Macht mit einer selbständigen Geschichte ist, daß also dieser Gegensatz fortwährend praktisch vernichtet und erzeugt wird. Es handelt sich also nicht um eine Hegelsche 'negative Einheit' von zwei Seiten eines Gegensatzes, sondern um die materiell bedingte Vernichtung einer bisherigen materiell bedingten Daseinsweise der Individuen, mit welcher zugleich jener Gegensatz samt seiner Einheit verschwindet."
****/7 Ein Jahr nach den "Souvenirs de Russie" der Prinzessin Palej (Paris: Plon-Nourrit 1923) erscheint erstmals ein Brief, den Marx am 8. März 1881 an die russische Narodniza mit Nähe zu dem nihilistischen Anarchisten Sergei Netschajew, der späteren marxistischen Autorin Wera Iwanowna Sassulitsch, schrieb, einschließlich vier - weitaus umfangreicherer - Entwürfe aus dem späten Februar bis frühen März 1881: "When he [Marx] received a query from the Russian radical Vera Zasulich, asking whether the Russian rural communes could become the basis for a new collective society or whether her homeland would have to pass through a capitalist stage, Marx intensified his already deep study of Russian social and economic history" (Franklin Rosemont: "Karl Marx and the Iroquois", in: "Arsenal. Surrealist Subversion", No. 4, Chicago: Black Swan Press 1989, S. 201-213 [PDF, Zitat S. 208). Aus dem Französischen ins Russische übersetzt erschienen Brief und Entwürfe zuerst im "Arkhiv K. Marksa i F. Engel'sa", Kn. I, Moskva, 1924. Es folgte eine deutsche Übersetzung in der Zeitschrift "Marx-Engels-Archiv. Zeitschrift des Marx-Engels-Instituts in Moskau", Band 1, Frankfurt: Marx-Engels-Archiv-Verlagsgesellschaft 1926, S. 318-342 (bibliographische Angaben nach Shizuma Hinanda: "On the Meaning in Our Time of the Drafts of Marx's Letter to Vera Zasulich (1881). With Textual Criticis", in: スラヴ研究, Vol. 20, 1975, S. 69-80). Die Einzelhefte erschienen bereits 1925, der Verlag hing mit dem Institut für Sozialforschung in Frankfurt zusammen. Marx' Antwort "was a stunning blow to the self-assured, dogmatic smugness of the Russian 'Marxists' who not only refused to publish the letter but pretended that it did not exist" (Rosemont, a.a.O., S. 208).
Abb. "Rosa Luxemburg nella sua casa di Berlino", 1907, Public Domain (modifiziert).
****/8 Zu den "Spartakusleuten" vergleiche Burkhard Asmuss: "Der Spartakusbund", Berlin: Deutsches Historisches Museum 2011: "Anfang 1915 formierte sich um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg [beide 1871-1919] der radikale Kern der innerparteilichen Opposition gegen die sozialdemokratische Burgfriedenspolitik. Diese zunächst nach ihrer Zeitschrift 'Die Internationale' benannte Gruppe bekannte sich zum sozialistischen Internationalismus und forderte die sofortige Einstellung aller Kriegshandlungen".
Rosa Luxemburg: "Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus", Berlin: Buchhandlung Vorwärts Paul Singer G.m.b.H. 1913 [Ausgabe Berlin: Vereinigung Internat. Verl.-Anst. 1923 in digitale-sammlungen.de]; "Die Akkumulation des Kapitals oder Was die Epigonen aus der Marxschen Theorie gemacht haben. Eine Antikritik", Leipzig: Frankes Verlag G.m.b.H. 1921 [digitale-sammlungen.de], S. 117f. mit Bezugnahme auf eine Besprechung des ersten Bandes durch Gustav Eckstein im "Vorwärts", "im Januar 1913" [Gustav Eckstein: "Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals. Eine Besprechung", 16. Februar 1913, "Vorwärts", 30. Jg., Nr. 40, 3. Beilage, S. 13], "der mich [...] wegen der 'Katastrophentheorie' denunzierte": "Der heutige Imperialismus ist nicht, wie im Bauerschen Schema, der erste Auftakt zur Expansion des Kapitals, sondern nur der letzte Abschnitt seines geschichtlichen Expansionsprozesses: er ist die Periode der allgemeinen verschärften Weltkonkurrenz der kapitalistischen Staaten um die letzten Reste des nichtkapitalistischen Milieus der Erde. [...] Wie die Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Indien nicht bloß eine prometheische Leistung des menschlichen Geistes und der Kultur war, als welches sie in der liberalen Legende erscheint, sondern, unzertrennlich davon, eine Serie herodischer Massenmorde an den primitiven Völkern der Neuen Welt und grandiosen Sklavenhandels mit den Völkern Afrikas und Asiens, so ist in der imperialistischen Schlußphase die wirtschaftliche Expansion des Kapitals unzertrennlich von der Serie Kolonialeroberungen und Weltkriege, die wir erleben. [...] Der Glaube an die Möglichkeit der Akkumulation in einer 'isolierten kapitalistischen Gesellschaft', der Glaube, daß 'der Kapitalismus auch ohne Expansion denkbar' sei, ist die theoretische Formel einer ganz bestimmten taktischen Tendenz. Diese Auffassung zieht dahin, die Phase des Imperialismus nicht als historische Notwendigkeit, nicht als entscheidende Auseinandersetzung um den Sozialismus zu betrachten, sondern als boshafte Erfindung einer Handvoll Interessenten".
****/9 Bertha von Suttner: "Die Waffen nieder! Eine Lebensgeschichte", Band 1, Band 2, Dresden und Leipzig: E. Pierson's Verlag 1899 [austria-forum.org].
****/10 In Kurts Bibliothek, die wahrscheinlich auch Bestände von Hans B. Wagenseil enthält, ist Plato: "Die Verteidigung des Sokrates / Kriton", Insel-Bücherei Nr. 9, Leipzig: Insel [ca. 1912].
****/11 Vgl. André Breton: "Souvenir du Mexique", in: "Minotaure" Revue, n. 12-13, 1939, S. 31-48, insb. S. 41: "Les routes mexicaines s'engouffrent dans les zones mêmes où se complait l'écriture automatique [...]"; "Die Straßen Mexikos münden unmittelbar in jene Zonen, wo die écriture automatique [die surrealistische Methode des automatischen Schreibens] beheimatet ist".
****/12 "Esperanto Leitfaden. Praktische Einführung in die Esperantosprache", Berlin: Esperanto Verlag Müller & Borel 1908 (34 S.); Jean Borel: "Vollständiges Lehrbuch der Esperanto-Sprache mit Übungen, Syntax und Proben aus Poesie und Prosa", Berlin: Esperanto Verlag Müller & Borel 1908 (146 S.); Ludwik Lejzer Zamenhof: "Esperanto [esperanto, englisch, französisch, deutsch, russisch, polnisch]. Universal-Wörterbuch der internationalen Sprache", Warszawa: Gins, 1894 [anno.onb.ac.at].
****/13 Zum 200. Geburtstag von Karl Marx am 5. Mai 2018 macht das Magazin "stern" ein sog. Share-Pic und lässt den Philosophen darauf selbst eingestehen: "Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, daß sich vieles ändern läßt, bloß nicht der Mensch". Wahrscheinlich ist die Quelle dieses Satzes aber tatsächlich eine verkürzte Wiedergabe des Klappentextes einer deutschen Ausgabe von George Orwell: "Farm der Tiere" [EA "Animal Farm", London: Secker & Warburg 1945; übersetzt von N. O. Scarpi, d.i. Fritz Bondy, Zürich: Amstutz, Herdeg & Co. 1946], Ausgabe ergänzt um Orwells Essay "The Freedom of the Press", Zürich: Diogenes 1974: "Dem Roman liegt die Überzeugung zugrunde, daß alle Revolutionen letzten Endes nur eine Verschiebung im Kaleidoskop der Macht herbeiführen, daß die Grundstruktur der Gesellschaft aber immer die gleiche bleibe". Die älteste gefundene Falschzuschreibung des Satzes an Marx, in wörtlicher Übereinstimmung mit der Formulierung im "stern", stammt aus Dieter Balkhausen: "Die dritte industrielle Revolution. Wie die Mikroelektronik unser Leben verändert", München: Goldmann 1980, S. 239, fortgesetzt mit: "So sprach resignierend der revolutionäre Geist Karl Marx, dessen Thesen den Kommunismus wissenschaftlich untermauerten. Er dachte dabei an die Wirkungen von politischen Umstürzen, die er als konsequente Folge der ersten industriellen Revolution voraussagte".
Register der Überlieferung der Übersetzungen bis 1950
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