Anita von Einsiedel, geb. Sternberg, verh. Emden (1888-1973)

Bezug zu den Biographien Kurt Wagenseil, Hans B. Wagenseil

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Inhaltsverzeichnis (table of contents)

I. Leben (life)
II. Wilhelm Hausensteins Tagebuch, verarbeitet von Martin Walser (the diary of Wilhelm Hausenstein, quoted by Martin Walser)
III. Rosemarie von Wedel ("Sparrow. The Wartime Journey of Rosemarie Von Wedel", edited by Ursula Perrin, Stillwater/Oklahoma: Stillwater Press, 2002)
IV. Nennungen in Briefen von Kurt Wagenseil (the countess mentioned in the letters of Kurt Wagenseil)
V. Gerhardt zitiert Widerstandskreis (Gerhardt quoted resistance circle from US Military Document POLAD 729/45)
VI. Nazigegner, Spion und Ascona-Soziograph Curt Riess (Nazi opponent, spy and sociograph of Ascona Curt Riess)
VII. Wilhelm Roloff und Lexi von Alvensleben: Verwandtschaft mit Adolkar von Einsiedel (Wilhelm Roloff and Lexi of Alvensleben: relatives of Adolkar of Einsiedel)
VIII. Nachbarschaft zu Frick: "Fühlung" mit dem Widerstand im Umfeld von Kempfenhausen (neighborhood to minister Frick: contact with resistance in the environment of Kempfenhausen)
IX. Maler Freiherr Leo von König (Leo of Koenig, painter of Berlin's Secession)
X. "Aus der Verlustliste des anderen Deutschlands": Kontakte zu den "Deutschen Blättern" in Chile ("From the loss list of the other Germany": Contacts to the "Deutsche Blätter" in Chile)
XI. Kurt Wagenseil 1944 beim Abhördienst "Seehaus" (Kurt Wagenseil 1944 at the bugging service "Seehaus")
XII. Widerstandsgruppen, Verfolgung etc. in München (resistance circles, persecution etc. in Munich)
XIII. Ernö Szép: "Zerbrochene Welt. Drei Wochen 1944", aus dem Ungarischen von Ernö Zeltner, München: dtv 2014 (Ernö Szép: "The Smell of Humans. A Memoir of the Holocaust in Hungary", Budapest: Corvina in association with Central European University Press, 1994)
XIV. Thea Sternheim, Tagebücher 1948 (diaries)
XV. Erich Maria Remarque

 

V. Gerhardt zitiert "Widerstandskreis" (US Military Document POLAD 729/45)

Uta Gerhardt: "Denken der Demokratie. Die Soziologie im atlantischen Transfer des Besatzungsregimes. Vier Abhandlungen", Stuttgart: Steiner 2007, I. "'applying psychiatric therapy to Germany'. Die Denkfigur Reeducation in den amerikanischen Sozialwissenschaften und der Besatzungskonzeption", S. 33-98, ins. S. 86: "Etwa listet der Mikrofiche POLAD 729/45, ein OMGUS-Dokument, die Namen von Nazigegnern auf, die ein amerikanischer Bürger, zusammen mit dem aus Berlin im Jahr 1941 emigrierten Pianisten Henry Clay zusammengetragen hatte. Unter anderem wurden dort die Mitglieder des - indessen der Gestapo zum Opfer gefallenen - Widerstandskreises um die Gräfin Einsiedeln in Starnberg genannt[:] [Studienrat] Hans Wollenberg, [...] Kurt Wagenseil, [...] Regierungspräsident Ernst von Harnack, Berlin-Zehlendorf [Fn. 180: 'A List of Anti-Nazi-Germans Who Can Be Used By The Allied Military Government Or Who Can Recommend Others Who Are Trustworthy (Recommended by Charles O'Neill, 6 West 70th St., New York, N.Y.* in collaboration with Henry Clay, pianist, in Berlin till '41. Recently discharged from US Army G-2), RG 84 OMGUS POLAD 729/45'; POLAD = 'Political Adviser', OMGUS = 'Office of Military Government for Germany (U.S.)']".

Den Mikrofilm zitiert auch William Stivers: "Victors and Vanquished. Americans as Occupiers in Berlin 1945-49", in: "Armed Diplomacy: Two Centuries of American Campaigning", hrsg. v. TRADOC/CSI, Fort Leavenworth/Kansas: Combat Studies Institute Press, 2003, S. 157-176, insb. S. 173, Anm. 8: "Memo, [Kurt Riess for Alan Dulles], 5 Mar 45, Subject: Anti-Nazi Groups in Germany and Austria, POLAD file 729/45, BAK". Rebecca Böhling: "A Question of Priorities. Democratic Reform and Economic Recovery in Postwar Germany. Frankfurt, Munich, and Stuttgart under U.S. Occupation 1945-49", Providence: Berghahn Books, 1996, S. 70 nennt "lists of reliable anti-Nazis": "RG 84, POLAD/ 729/45, 2 of 2; POLAD/732/24, 1 and 2 of 2; RG260, USGCC/44-45/4/5, 2 of 4, IfZ."

Die OMGUS-Datenbank des Instituts für Zeitgeschichte, München, schlüsselt POLAD 729/45 auf als "Germans seeking employment or denazification clearance from MG; lists of anti-nazi Germans from friends in USA; Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus; Curt Riess reports; Free Germany Movement, etc.", "Schlagwörter: BesZone allg. 3#Aktivitaeten~ BesZone allg. 3#Bedienstete@Deutsche~ Entnazifizierung 1~ Verbaende 2#Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus", Personen: Curt Riess, 01.01.1945.

* Die Charles O'Neill zugeordnete Adresse 6 West 70th Street, New York, gehört zu einer 1896/7 erbauten Synagoge, "Congregation Shearith Israel is the first Jewish congregation in North America, founded in 1654, and was the only Jewish Congregation in New York City until 1825" (Nr. 2-8). 2007 wurden im Zuge eines Protests gegen ein Bauvorhaben aus historischen bautechnischen Vereinbarungen von 1897 und 1941 zitiert (protectwest70.org, 2022).

Bild von Gryffindor unter Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA 3.0, 2010 (modifiziert).

 

(1) Zu Ernst von Harnack (15. Juli 1888 - 05. März 1945) vgl. Gedenkstätte Deutscher Widerstand (gdw-berlin.de): "Sohn des bekannten Gelehrten Adolf von Harnack, ist Jurist und überzeugter Sozialdemokrat. Er ist verheiratet mit Anna Wiggert, mit der er fünf Kinder hat. Bis zum Staatsstreich Papens gegen Preußen wirkt er als Regierungspräsident in Merseburg und wird dann in den einstweiligen Ruhestand versetzt. [...] Er hat familiäre Verbindungen zu Arvid Harnack, Hans von Dohnanyi und den Brüdern Bonhoeffer, politische zu Julius Leber, Wilhelm Leuschner, Jakob Kaiser und Carl Goerdeler. In die Attentatspläne ist Harnack offenbar nicht unmittelbar eingeweiht, aber mit den Zielen des Staatsstreichs vertraut. Am 28. September 1944 wird er verhaftet, am 1. Februar 1945 vom Volksgerichtshof unter Freisler zum Tode verurteilt und am 5. März 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet." Siehe Helmuth James Graf von Moltke: "Briefe an Freya 1939-1945", hrsg. von Beate Ruhm von Oppen, München: Beck 2007, erw. 3. Auflage, S. 338: "Berlin, den 15.12.41 [...] abends bin ich bei Peters zusammen mit Harnack" mit Anm.: "[...] Sozialdemokrat, ehemaliger Regierungspräsident von Merseburg; schlug sich dann mit verschiedenen Tätigkeiten durch und spann oppositionelle Verbindungen, z.B. mit Beck, Goerdeler, Leber und Mierendorff; Anfang 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet"; S. 376: "Berlin, den 10.6.42 [...] Gestern mittag aß ich mit Harnack, den ich also als Rekruten geworben habe. Er hat mir wieder nicht ganz gut gefallen, aber ich habe die Zuversicht, daß er sich einordnen und richtig mitziehen wird. Sonst ist von ihm nicht viel zu berichten". Vgl. auch Thomas Kaufmann: "Die Harnacks und die Seebergs. Nationalprotestantische Mentalitäten im Spiegel zweier Theologenfamilien", in: "Nationalprotestantische Mentalitäten. Konturen, Entwicklungslinien und Umbrüche eines Weltbildes", hrsg. von Manfred Gailus und Hartmut Lehmann, Göttingen: Vadenhoeck & Ruprecht 2005, S. 165-222, insb. S. 188, Anm. 98 unter Bezugnahme auf Axel von Harnack: "Ernst von Harnack (1888-1945). Ein Kämpfer für Deutschlands Zukunft", Schwenningen 1951, S. 64: "In einer der letzten überlieferten Äußerungen Ernst von Harnacks vor seiner Hinrichtung begründete dieser seine Haltung des Widerstands vor allem mit der verpflichtenden Treue zu den Überzeugungen seines Vaters Adolf: 'Ich habe auch für meinen Vater Zeugnis abzulegen [...]'"; Johannes Tuchel: "' - und ihrer aller wartete der Strick.' Das Zellengefängnis Lehrter Strasse 3 nach dem 20. Juli 1944", Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Reihe A, Band 7, Berlin: Lukas Verlag 2014, S. 165: "Andreas Hermes notierte: 'Zu Beginn der vergangenen Woche wurden 2 Todeskandidaten abgeholt, der frühere Staatssekretär in der Reichskanzlei Kempner [Franz Kempner], der zusammen mit mir am 11.1.45 [...] verurteilt wurde und der frühere Regierungspräsident von Merseburg [...]. Nun sind wir noch zu 9 in einer Reihe ganz allein D 4 im obersten Stock' [Anm. 491: ACDP, Bestand 01-090-176/3, Haftbrief von Andreas Hermes vom 11. März 1945]".

Uta Gerhardt zitiert zu Harnack aus dem Mikrofilm u.a.: "Nicht nur machte er sein Haus zu einer Zufluchtsstätte für Verfolgte, sondern er verwandte sich mehrfach persönlich für Verfolgte bei der Gestapo, wobei er ein hohes persönliches Risiko einging und auch oft Erfolg hatte" (a.a.O., S. 86f.).

Die erste Ehefrau Adolkars von Einsiedel hieß Manuela Harnack (geb. 6. Feb. 1890). Das Verhältnis dieser Familien zueinander ist aber noch ungeklärt.

 

(2) Zu Studienrat Hans Wollenberg zitiert Gerhardt (S. 86): "[E]in glühender Anti-Nazi. Er hat geistig außerordentlich unter den Nazis gelitten. Ein sensibler, künstlerischer Mensch - Lehrer am Gymnasium für Latein und Griechisch. Absolut vertrauenswürdig. Einer derjenigen, die traurig sagten: 'Unter diesem Regime muss man sich schämen, Deutscher zu sein.' Ausgezeichnet geeignet für Reeducation-Aufgaben." Wahrscheinlich ist er identisch mit dem Autor der zweiten Auflage einer Schulausgabe von "Cicero, Rede für T. Annius Milo (1.-M.), bearbeitet von Hans Wollenberg (Stud.-Rat: Arndt-Gymnasium, Berlin-Dahlem)" (Philologische Wochenschrift, Band 50, 1930, S. 695). In "Dahlemer Blätter. Aus Schule und Heim der Arndt=Schule", 32. Jg., Nr. 2, 2. Halbjahr 1957, finden sich die Texte W.: "Studienrat i.R. Hans Wollenberg ✟" (S. 9f.: "Er war eigentlich kein Studienrat [...]") und Rolf Richter (AGD, 1920-32): "Erinnerungen an Studienrat Hans Wollenberg" (S. 10f.: "Den Lehrplan wandelte er souverän ab; ich glaube kaum, daß jenes Lustspiel des Plautus darauf zu finden war, das er mit uns in Unterprima las, zu dessen Hauptfiguren ein Freudenmädchen und ein Zuhälter zählten [...] So viel könnte man noch erzählen von unserer 'Knille', jeder wüßte etwas [...]. Bis 1943 hat Dr. Wollenberg noch am AGD gewirkt, später sich ganz in sein Gehäus zurückgezogen, eingekapselt, auch für gute Freunde kaum erreichbar, bis er in diesem Jahr den Weg zum Hades angetreten hat"). Briefe eines Hans Wollenberg an Jürgen Kuczynski (Wirtschaftshistoriker, im engl. Exil vom O.S.S. als Statistiker rekrutiert) in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Kuczynski-Nachlass (Signatur: Kuc2-1-W318, Berlin, 23.11.1946-30.09.1947; 6 Br., 2 Postkt.). Inhaltlich verhalf Kuczynski dem Lehrer, der zunächst aus Dresden schrieb, später aber wieder in Dahlem wohnte, zu einer neuen Anstellung in Berlin, Lateinunterricht betreffend.

 

(3) Siehe auch den Artikel von Kurt Wagenseil: Abschnitt XII. Kurt selbst hatte wohl außerdem - allerdings keinen aktuelleren - Bezug zu dem 1943 hingerichteten "Jugendfreund" Max Karl Joseph Maria Prinz zu Hohenlohe-Langenburg (Briefwechsel mit Viktor Meyer-Eckhardt, 04. Feb. 1931). Sein Bruder Hans B. hatte Bezug zu dem 1934 von der SS ermordeten Erich Mühsam (diverse Zeugnisse in Zeitungen 1918/9, Brief von Zenzl Mühsam an Erich Mühsam, 15. Feb. 1920, nach Freilassung Mühsams 1925 gemeinsam Beiträge in Zeitschrift "Das Gesindel. Zeitschrift für Menschlichkeit") und zu Armin Theophil Wegner (Internationale antimilitaristische Vereinigung, 1921), dessen Inhaftierung 1933 vorübergehend war, so dass er ins Exil fliehen konnte. In beiden Fällen ist aber auch unklar, ob die Kontakte nicht bereits vor 1933 abbrachen.

Weiterhin hervorzuheben ist unter den Freunden und Bekannten, die ins Exil gingen, interniert oder ermordet wurden, Hans Reichel, der mit Hans B. in eine Schulklasse ging (1919 inhaftiert für Fluchtbeihilfe Ernst Tollers, nach dem Briefwechsel an Miller sah Kurt ihn 1935 zuletzt in Paris (ggf. tatsächlich bereits 1934), Freundschaft zwischen Reichel und Henry Miller ab 1937, ab 1939 in diversen Lagern in Frankreich interniert, vgl. Deborah L . Browning: "Life and Death in Sublimation. The Artistic Survival of Hans Reichel in World War II France", in: American Imago, Volume 75, Number 4, Winter 2018, S. 563-609). Vor 1945 haben die Wagenseils keinen direkten Bezug zu Starnberg, abgesehen von Anita (in weiterem Radius noch die ehemalige Villa in Gauting, Bezüge von Hans B. zum Ammersee sowie die bislang nur in einem späteren Brief von John Grotrian genannte, sonst unübliche Vorkriegsadresse "Villa Brückner in Steinebach", d.i. am Wörthsee), aber am 7. Feb. 1949 wird gegenüber Henry Miller der Tod der Schwester Reichels [Grete Lichtenstein] erwähnt, "who lived in the house next to ours in Starnberg [...]. She was a great friend of Ellen".

Für die Jahre zuvor ist bemerkenswert, dass bereits in einem Schreiben der Polizeidirektion München von 30.1.1935 steht: "Außerdem besteht der Verdacht, dass Wagenseil das Ausland, vornehmlich England, mit Greuelnachrichten versorgt" (München I, EK 28/51, Landgerichte_36490, Bl. 64). Karl Dachgruber wiederum sprach in seiner eidesstattlichen Erklärung vom 28. März 1947, die der Wiedergutmachungsakte von Kurt beiliegt, von "wichtigem Material", das 1939 nicht in Besitz der Gestapo gelang (München I, EK 28/51, Landgerichte_36490, Bl. 7), in seiner Denunziation, nach seiner Verhaftung durch die Gestapo im Verhör erpresst, war von dem "englischen Flieger-Offizier [...] namens Grotrian, der in geheimer Mission hier war" und von einer "Paßfälscherzentrale in Berlin" die Rede (München I, EK 28/51, Landgerichte_36490, Bl. 67).

James Knapp-Fisher, unter dessen Londoner Adresse Kurt 1948/1949 für Briefe erreichbar ist, traf gemeinsam mit Roger Hinks den dt. Widerstandsvertreter Adam von Trott zu Solz (Kreisauer Kreis) Ende Oktober 1943 für das "Political Intelligence Department" (Arbeitskreis Zukunft braucht Erinnerung). In seinem Verlag erschienen bereits 1931-35 in acht Teilen "Sidgwick & Jackson's New Term German Texts" von Henri Lassalle (Pseudonym für Henry Rushton Hall) und Kurt Wagenseil.

Bezüglich des Abhördienstes Seehaus, zu dem Kurt 1944 versetzt wurde, findet sich, dass die meisten der dort Tätigen als Antinazis unter den Eingeweihten der deutschen Widerstandsbewegung bekannt gewesen sein sollen und der 'Sabotage-Club' genannt wurden (Willi A. Boelcke: "Die Macht des Radios. Weltpolitik u. Auslandsrundfunk 1924-1976", Frankfurt am Main: Ullstein, 1977, S. 479; siehe unten).

Hans B. Wagenseil wiederum erwähnt in seinem Brief an "Reinhold Schneider, Berlin" vom 27. Sept. 1940, in dem er für die amerikanische Verlegerin Blanche Knopf um die Übersetzungsrechts für "Das Leiden des Camoes" fragt: "Ich würde es [das Buch] mit Ihrer Antwort durch die schwedische Gesandschafts-Kurierpost nach New York weiterleiten".

Ein interessantes Detail ist zudem, dass zwischen dem 15. Juli und dem 1. November 1944 - nach bisheriger Datenlage - keine Erstveröffentlichungen von Übersetzungen erschienen und neben drei Anekdoten nur schon Vorhandenes - vielleicht durch Hans B. - eingeschickt worden ist. Ähnlich auffällig ist die letzte Erstveröffentlichung im Jahr 1942 am 1. September erschienen, also die Lücken entsprächen den Zeiten der beiden großen Verfolgungswellen (siehe Register der Überlieferung der Übersetzungen bis 1950). Schließlich schreibt Kurt in einem Brief an Alexander von Bernus vom 08.04.1946: "Leider ist der größte Teil meiner Bibliothek vor zwei Jahren verbrannt".

 

(4) Der Mikrofilm OMGUS POLAD 729/45 umfasst insgesamt ca. 120 Seiten, die Liste der Amerikaner Charles O'Neill und Henry Clay fünf Seiten, mit Schreibmaschine getippt (um 1941) und zusätzlich mit Randnotizen einer Hand versehen, "filed on November 23 '45". Sie enthält 25 Einträge zu Personen. Die Angabe Uta Gerhardts, dass es sich um einen zusammenhängenden Widerstandskreis handele, dem Anita von Einsiedel vorstehe, ist Interpretation Gerhardts. Dass er der Gestapo zum Opfer fiel, könnte als Schlussfolgerung lediglich mit dem Umstand zusammenhängen, dass u.a. Ernst von Harnacks Hinrichtung bekannt war. Anita spielt aber eine besondere Rolle:

"7. Countess Anita v. Einsiedel - had house at Feldafing am Starnbergersee. She is a very important person to find being the core of a large anti-Nazi group of pre-Nazi officials. If you find this lady, she can lead you to innumerable important people who can be of help to you. She is also important because she will be able to tell you where [a] Count Bernsdorf and [b] Frau v. Scala are (No. 5 and 6).
8. She can also bring you together with [c] Baroness Medi Leonardi, a real Mme. de Stael, who is an Austrian and not only very anti-Nazi but definitely pro-Allied (as are most of her set). She speaks excellent French and English, is extremely energetic, young, and adaptable. She could be used for any position.

(Countess Einsiedel, No. 7, can be found through mostly anyone of the Muenchen aristocracy, including [d] Baroness Regina v. Cramer-Klett, No. 10, or Countess Faber-Castell [e], whom I do not know, but who is a good friend of hers and well-known in Bavaria.[)]

9. Kurt Wagenseil, translator of English novels into German. Very well education. Very pro-Allied. A close friend of Herbert [!] Nicolson [...]. I don't need to detail Kurt's sentiments toward the Nazis. Kurt can be found through Ellen v. Scala (No. 6) or Countess Einsiedel (No. 7)."

Ernst von Harnack ist Nr. 18 ("Am Fischtal 8", siehe auch Gedenktafel), Freiherr Leo von Koenig Nr. 19: "Berlin-Charlottenburg 2, Frauenhoferstrasse 27. [...] Uncle of Baron v. Cramer, famous tennis champion, who was imprisoned by the Nazis after his return from a tournament in Egypt, on a charge of having expressed anti-Nazi sentiments [f] [Gottfried von Cramm?]. Baron [eigentlich Freiherr] v. Koenig's two daughters were pupils of Henry Clay (see first page heading). [...] Close friends of Frau v. Scala (No. 6) and [g] Charito Caballero (No. 20)." Zur letzteren heißt es: "Senorita Charito Caballero, Kaiserallee 27, Berlin. Genuinely pro-Allied. Daughter of Spanish Consul in Munich under the king. Grew up in Germany; close friend of countess Einsiedel (No. 7) and Baroness Regina v. Cramer-Klett (No. 10). Violently opposed to Nazis. Speaks English, Spanish, French and German perfectly." Auf der letzten Seite nach Nr. 25 wird Anita noch einmal genannt: "Ask Ellen v. Scala (No. 6), Countess Einsiedel (No. 7) or Count Bernsdorf (No. 5) about a Herr von Prietwitz (?)". Studienrat Hans Wollenberg (Nr. 3) "is a nephew of Therese Schmidt (No. 1)". Zu dieser wiederum heißt es: "[E]xposed herself to Gestapo terror by sheltering Jewish pupils of mine during SS raids - brought food to them etc. A wonderful character. She was the nucleus of a large group of anti-Nazis and although too old to be of any practical assistence herself will know innumerable people who would prove helpful, including her daughter Frl. Toni Schmidt, who will be with her if she is still alive". Zu "Frau Ellen v. Scala" heißt es: "[A] real cosmopolite - brillantly educated - speaks perfect French, English (lived eight years in London) and good Italian. Nucleus of strong anti-Nazi clique. She knows everybody - important diplomats, minister, and people prominent in public life in pre-Hitler days. Frau v. Scala would be ideal as interpreter. My best friend for ten years - absolutely dependable. Was last at Feldafing am Starnbergersee, OBD".

Die erwähnte Hand vom November 23 '45 hat einzelne Namen abgehakt: Nr. 3 Wollenberg, Nr. 9 Kurt Wagenseil, Nr. 17 Rev. Dr. Bruck ("spiritual adviser of the Cramer-Klett family (No. 10) and Pastor of the Castle Chapel at Schloss Hohenaschau"), Nr. 18 Ernst von Harnack, Nr. 22 [h] Fritz Riemann ("Psychiatrist") sowie Nr. 23 Bastian und Eva Müller.

Schließlich in Büchern oder anderen Medien wiederfinden lassen sich noch Nr. 4 [i] Isa Gruner ("Nos. 1, 2, 3 and 4 can be located at Matterhornstrasse 16, Berlin-Schlachtensee" [Bekennende Kirche?]), Nr. 12 [j] Helmuth Dahlke, Nr. 13 Hans-Erich Riebensahm (Pianist und Klavierpädagoge; "can be found through Ellen v. Scala"), Nr. 14 [k] Herta Kröhling ("can be found, however, through Riebensahm [...] or Ellen v. Scala"), Nr. 16 Franz Josef Schoening ("publisher of the Catholic Monthly 'Hochland' in Bavaria, until the Nazis stopped publication") und Nr. 21 [l] Maria Scarzanella ("Berlin [...], Muenchenerstrasse 15. [...H]er salon was composed exclusively of enemies of Nazism, for which she was justly famous").

Quelle: BArch Koblenz, IfZ München, OMGUS POLAD 729/45, Blatt [98]-[102], "A List of Anti-Nazi Germans who can be used by the Allies Military Government or who can recommend others who are trustworthy (Recommended by Charles O'Neill, [...] in collaboration with Henry Clay, pianist, in Berlin till '41 [...])", Bildausschnitt Blatt [98]. Hinweis: Das Bundesarchiv möchte über jede Zitation ihrer Dokumente informiert werden.

 

Abb. Vorlage "Positionskarte Berlin" von TUBS via OpenStreetMap unter Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA 3.0, 2009 (modifiziert: Adresspunkte; lila: Bezug Kurt oder Hans B., siehe Adressregister; rot: Bezug Liste O'Neill/Clay; schwarz: Sonstiges wie das Funkhaus in der Masurenstraße, die schwedisch-lutherische Victoria-Kirche in der Landhausstraße oder das Alsenviertel, das historische Botschaftsviertel).

[a] Da Nr. 5 auf S. 2 der Liste beschrieben wird als "former secretary at German Embassy in London (up to the Hitler Regime)", handelt es sich um Albrecht Theodor Andreas Graf von Bernstorff (geb. 6. März 1890 in Berlin; durch die SS ermordet vermutlich 23. oder 24. April 1945 ebenda). Vgl. Otto Langels: "Albrecht Graf von Bernstorff. Diplomat und NS-Widerstandskämpfer", Deutschlandfunk 06.03.2015: "Zugleich knüpft er Kontakte zu Widerstandskreisen, darunter zur sogenannten Teegesellschaft Johanna Solfs, einer Diplomatenwitwe [in der Alsenstraße 9 im historischen Alsenviertel*; Anm.]. Die Gruppe versteckt Verfolgte und verhilft ihnen zur Flucht ins Ausland. Als Bernstorff im Mai 1940 von einer längeren Auslandsreise zurückkehrt, wird er festgenommen und ins KZ gebracht. Der Vorwurf: Er sei bei Kriegsausbruch nicht unverzüglich nach Deutschland zurückgekehrt. 'Er war in der Schweiz und kam erst ein bisschen später zurück und wurde deswegen dann einige Monate in Dachau inhaftiert, aber dann hat man ihn wieder entlassen.' Am 30. Juli 1943 wird er - neben anderen Mitgliedern des Solf-Kreises** - erneut verhaftet. Der Gestapo war es gelungen, einen Spitzel in die Gruppe einzuschleusen. Bernstorff kommt in das Berliner Gestapo-Gefängnis und schließlich in das KZ Ravensbrück"; ebenda: "Ekkehard Klausa von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand: 'Er war ein liberaler Konservativer, er war, wie andere Freunde von ihm auch, etwa Adam von Trott zu Solz, stark geprägt durch das Ausland. Er war weltoffen, anglophil. [...] Er war unter den Diplomaten, die von vornherein systemkritisch waren. Andere Diplomaten haben ja erst allmählich gemerkt, was für ein schreckliches Regime, das war. Er wusste es von vornherein, und die Nazis wussten, dass er es wusste'".

 

[ Anmerkungen. annotations. remarques: Verbindungen zum Solf-Kreis, Rolle der schwedischen Kirche im Umfeld des Solf-Kreises ]

* "Die schönen, mit ostasiatischen Kunstwerken geschmückten Räume Alsenstraße 9 stellten einen der wenigen Salons dar, die Berlin besaß", Ernst von Harnack: "Jahre des Widerstands 1932-1945", hrsg. von Gustav-Adolf von Harnack, Pfullingen: Neske Verlag 1989, S. 89. Der Kontext ist ein Brief Harnacks aus dem Juli 1944 an Dr. Werner Best, "de[n] führende[n] Gestapo-Jurist[en]" (S. 82): "Sie werden sich erinnern, daß ich mich bei Ihnen nur für einwandfreie Persönlichkeiten verwandt habe" (S. 88), es geht um den Geheimen Legationsrat a.D. Dr. Richard Kuenzer, Hanna Solf und Gräfin Ballestrem, "die Tochter von Exzellenz Solf": "Meine Beziehungen zum Hause Solf gehen auf meinen heimgegangenen Vater zurück. Zwischen beiden Männern bestand ein freundschaftliches, auf gegenseitiger Schätzung beruhendes Verhältnis" (S. 89).

** "In Hanna Solfs Salon trafen sich Diplomaten aus dem Auswärtigen Amt wie der Gesandte Dr. Otto Kiep, der von seinem Posten als Generalkonsul in New York 1933 abgelöst worden war, weil er an einem Bankett zu Ehren Albert Einsteins teilgenommen hatte, Legationsrat Hilger von Scherpenberg (er war Schwiegersohn des ehemaligen Reichsbankpräsidenten und Wirtschaftsministers Hjalmar Schacht), der Botschaftsrat i. R. Albrecht Graf von Bernstorff, Industrielle wie Nikolas von Halem und Publizisten wie Karl Ludwig Freiher von Guttenberg, der Herausgeber der regimekritischen katholischen Zeitschrift 'Weiße Blätter'", Ernst Benz: "Im Widerstand. Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler", München: Beck 2019, S. 376f. Johanna "Hanna" Susanne Elisabeth Solf, geb. Dotti (geb. 14. November 1887 in Neuenhagen bei Berlin; gest. 4. November 1954 in Starnberg): "Am 10. September 1943 ließ der Spitzel Paul Reckzeh auf Befehl des SS-Sturmbannführers Kriminalrat Herbert Lange die Teegesellschaft von Elisabeth von Thadden festnehmen. [...] Am 12. Januar kamen auch in die Wohnung der Solfs in Garmisch Beamte der Gestapo, um sie festzunehmen und nach München zu bringen. Dort wurde Hanna Solf in einem Turmzimmer ohne Fenster von zwei Beamtinnen festgehalten. Nach drei Tagen verbrachte man sie nach Berlin, [...]. Von Berlin, wo sie verhört worden war, kam Solf in das KZ Sachsenhausen. Obwohl sie gequält und beinahe jeden Tag verhört wurde, verriet sie keines der Mitglieder des Solf-Kreises. Am 15. März 1944 kam sie ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. [...] Nach ihrer Entlassung musste Hanna Solf erfahren, dass über 70 Angehörige des Solf-Kreises den Rollkommandos zum Opfer gefallen waren***. Sie selbst wog nur noch 42 Kilogramm. Im Zuge der Nürnberger Prozesse sagte Hanna Solf als Zeugin aus. Nach einem etwa einmonatigen Aufenthalt bei ihrem Sohn Hans Heinrich in England zog sie nach Starnberg, wo sie bis zu ihrem Tode am 4. November 1954 lebte" (WP, 2023 mit Bezug auf "Lexikon des deutschen Widerstandes", hrsg. von Wolfgang Benz und Walter H. Pehle, Frankfurt am Main: S. Fischer 2001, S. 298-300).

*** Nicht verhaftet wurde aber etwa Maria Helene Françoise Izabel Gräfin von Maltzan, Freiin zu Wartenberg und Penzlin, geboren am 25. März 1909 in Militsch/Schlesien, gestorben am 12. November 1997 in Berlin: "Sie nahm Kontakt mit dem Jesuitenpater Muckermann auf, der eine katholische Widerstandsgruppe leitete, und bot ihm ihre Hilfe an. In seinem Auftrag schmuggelte sie antifaschistisches Pressematerial ins Ausland und beteiligte sich an einer Rettungsaktion, bei der Juden schwimmend über den Bodensee an die Schweizer Grenze gebracht wurden. Auch bei der von der schwedischen Kirchengemeinde in Berlin [Victoria-Kirche, Landhausstraße 26-28; Anm.] durchgeführten Rettungsaktion 'Schwedenmöbel' half sie mit - in Möbelkisten, die schwedische Staatsbürger nach Hause schicken durften, wurden Verfolgte versteckt und so außer Landes gebracht. In Berlin nahm Maltzan regelmäßig an den Tagungen des Solfkreises teil, einer nach Hanna Solf benannten Widerstandsgruppe, deren Mitglieder später fast alle von der Gestapo verhaftet und vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurden. Die Aufnahme von jüdischen und kommunistischen Flüchtlingen war auch für Maltzan immer mit Lebensgefahr verbunden" (Beitrag von Ulla Schweers, fembio.org, 2012, siehe auch Gedenktafel Detmolder Str. 11, Wilmersdorf; WP zudem: "In Zusammenarbeit mit der Schwedischen Kirche [...] verhalf Maltzan von Nazis Verfolgten zur Flucht, besorgte falsche Pässe und führte die Flüchtenden durch die Kanalisation von Berlin"; Maria von Maltzan: "Schlage die Trommel und fürchte dich nicht. Erinnerungen", Frankfurt: Ullstein 1997 [EA 1986]****; mehrere Dokus und Spielfilme, wie imbd tt0089161: "Versteckt", englisch: "Forbidden", Regie: Anthony Page, GB-USA-D 1984, die Figur und Geschichte der Nina von Halder entspricht der Maria von Maltzans, basierend auf dem Drehbuch von Leonard Gross, in den Hauptrollen Jacqueline Bisset und Jürgen Prochnow).

**** "Mit Tamara und Lucie ging ich auch zur Schwedischen Kirche, wo ich sie Pfarrer Myrgren vorstellte" (Maria von Maltzan, a.a.O., Kapitel "Meine russischen Kinder", S. 187); "Erik Perwe, der im Herbst 1944 einen größeren Transport von Juden nach Schweden vorbereitete, flog, um Pässe und Geld zu besorgen, von Tempelhof aus in Richtung Heimat. Über der Ostsee wurde die Maschine jedoch abgeschossen. Sein Nachfolger wurde der dreißigjährige Seemannspfarrer Erik Myrgren, mit dem ich dann in gleicher Weise wie mit seinem Vorgänger eng zusammengearbeitet habe" (Kapitel "Zusammenarbeit mit verschiedenen Widerstandsgruppen", S. 167f.; Birger Forell 1929-42*****, Erik Perwe 1942-44, Erik Myrgren 1944-45); "[ü]ber Pfarrer Sivkovicz hatte ich seit 1940 Kontakt zur Schwedischen Kirche in Berlin, die zahllosen von den Nazis Verfolgten half, Deutschland zu verlassen" (S. 161); "[w]as mich bei diesen Treffen von Widerständlern im Laufe der Zeit sehr bedenklich stimmte, war, daß immer wieder neue Gesichter in der Gruppe Solf autauchten. Wie recht ich mit meinen Befürchtungen hatte, stellte sich im Januar 1944 kurz vor der Zerschlagung des Kreisauer Kreises heraus. [...] Einige Tage zuvor war einer jener Fluchthelfer, der für die Gruppe Solf als 'Schwarzer Schwimmer' Leute über den Untersee genannten Teil des Bodensees brachte, ausgefallen. Da ich als ausdauernde Schwimmerin bekannt war, wurde ich gefragt, ob ich nicht einspringen könnte" (S. 168, zeitlich relativ unmittelbar vor Hanna Solfs Verhaftung in Garmisch, S. 170); "[a]n die Ausweise, die wir benötigten, sind wir auf allen möglichen und unmöglichen Wegen gekommen. Vom Polizeirevier in der Landhausstraße haben wir sogar gelegentlich Blanko-Ausweise bezogen, weil dort ein Familienvater saß, der von den Schweden mit Lebensmitteln bedacht wurde" (S. 166); "[i]m Sommer [1934] kamen, wie jedes Jahr, meine englischen Freunde, die Fleetwood-Heskeths, nach Bayern, wo sie ein Haus in Pöcking, in der Nähe des Starnberger Sees, mieteten. Ich war oft bei ihnen draußen" (S. 104, Kapitel "Rückkehr ins Reich" nach einem Kapitel "Afrika"); "[Anfang 1934] Der Münchner Freundeskreis war kleiner geworden, und politische Gespräche wurden nur noch in gedämpftem Ton geführt" (S. 103).

***** Wahrscheinlich wurde ab 1938 begonnen, Reisepässe zu fälschen: "Ab 1938 wurde in Reisepässen von Juden ein 'J' gestempelt [...]. Die Telefonverbindungen wurden überwacht. Für Forell und seine Nachfolger konnte die Hilfsarbeit deshalb nur unter größter Geheimhaltung erfolgen. Lediglich eine Handvoll verschwiegener Mitarbeiter war eingeweiht, es gab keinerlei schriftliche Aufzeichnungen, auch keine Gästebücher. Im Falle einer Verhaftung durch die Gestapo sollte niemand das aufgebaute Netzwerk preisgeben können. Diese damals notwendigen Schutzmaßnahmen führten dazu, dass auch heute niemand die häufig gestellte Frage beantworten kann, wie viele Personen durch die schwedische Victoriagemeinde und namentlich durch den Einsatz ihrer Pfarrer gerettet worden sind" (Sven Ekdahl: "Helfer in der Not. Der humanitäre Einsatz der schwedischen Victoriagemeinde in Berlin während der Nazidiktatur", svenskakyrkan.se, 2012). Vgl. auch Eberhard Röhm: "Juden, Christen, Deutsche, 1933-1945", Stuttgart: Calwer Verlag 2004, S. 548: "Die Nachfolger Forells traten in seine Fußstapfen [...]. Eine von Perwes Methoden war offenbar, halb 'legale', halb 'gefälschte' schwedische Pässe auszustellen"; Harald von Koenigswald: "Birger Forell. Leben und Wirken in den Jahren 1933-1958", Berlin: Eckart-Verlag 1962.

Bild "Berlin, Schwedische Kirche in Wilmersdorf" (1928) von Bundesarchiv, Bild 102-05416 unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 (modifiziert).

 

[b] Zu Ellen von Scala vgl. Roger Packman Hinks: "The Gymnasium of the Mind. The Journals of Roger Hinks, 1933-1963", Cambridge: Russell 1984, S. 14: "28 August 1935. Hamburg is a charming place. [...] The atmosphere is anything but Nazi. [...] I had tea with some friends of May Voss called Merck the other day; and last night I dined with old Frau Waechter, Ellen von Scala's mother. In both houses I found an intelligent and sympathetic interest in what was going on in London. That self-absorption in the affairs of the Reich, which makes Berlin seem so provincial at times, is not nearly so oppressive in Hamburg. One is aware of the sea and the outer air here"; S. 23: "18 February 1936, Knesebeckstrasse 8-9, Charlottenburger 2, Berlin. [...] I dined with Frau von Scala and Ernst Kantorowicz, the historian of Frederick II.". Es handelt sich um denselben Kunsthistoriker Roger Hinks wie in V.3*. Siehe außerdem Aufbau / Otra Alemania (Exilpresse), Bd. 12, Nr. 40, 04.10.1946, S. 19, Felix Stössinger: "Der Dichter Arno Nadel" [1873-1943]: "Noch 1936 konnte Nadel mit Unterstützung einer Gönnerin, Ellen von Scala, als Privatdruck eine kleine Auswahl aus seinem Gedichtswerk 'Das Leben des Dichters' herausgeben, das einen anderen Dichter unendlich entzückte. Camill Hoffmann - beide sind vielleicht im selben Gasofen denselben Tod gestorben." Arno Nadel wurde im März 1943, Camill Hoffmann im Oktober 1944 im KZ Auschwitz ermordet. "Das Leben des Dichters" erschien bereits 1935 in Berlin bei Victor Otto Stomps. Ob es sich bei der folgend genannten Ellen bereits um Ellen von Scala handelt, ist ungeklärt; in Leo Baeck Institute, New York: "Arno Nadel Collection 1911-1973", S. 135ff., Esther E. Lowey: "On Arno Nadel[.] Letter to Arno Nadel's daughter and son-in-law Detta & Arsene Okum 4=16=85" [5685 = 1924/25]: "THank you for telling me about Ellen -- too bad that you don't seem to be able to get together - I can understand her inability to change her life at this point".

Eine Ellen Waechter, Schwester von Richard Hermann George Francesco Waechter, heiratete am 16. Nov. 1905 Arthur von Scala "at the Parish Church of St. James, Westminster, in the county of London". Nach dem Dokument war sie zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt, er 29 und "Stockbroker". Angegeben werden auch die Väter Gustav Waechter, "Merchant", und Arthur von Scala, "Austrian Government Official"; außerdem als "residence at the time of marriage" für ihn das "Carlton Hotel Pall Mall" und für sie "48 Queensborough Terrace" in London, anwesend waren Ernest Wolkenstein, Richard Waechter und A.E. Shipley (Frank Gent: "The Schiff Family: Waechter Family", blogspot.com, 18. April 2019).

 

[ Anmerkungen. annotations. remarques: Vermittelt Kontakte über u.a. Wilmersdorfer Kirche zur schwedischen Sigtuna-Gruppe einerseits, eventuell aber auch Verbindung nach England andererseits ]

* Die Treffen von Adam von Trott zu Solz mit Roger Hinks und James Knapp-Fisher in Schweden Ende Oktober 1943 - Trotts Ankunft fällt auf den 27. Oktober, ein Treffen der beiden Agenten mit Moltke fand am 30. Oktober statt (Arbeitskreis Zukunft braucht Erinnerung), zu einem "längeren abendlichen Gespräch [mit Trott] in der Privatwohnung** von Hinks und Knapp-Fisher" kam es Anfang November (Carlos Collado Seidel: "Geheimdienste, Diplomatie, Krieg. Das Räderwerk der internationalen Beziehungen", Münster: Lit 2013, S. 35) - geschahen in Vermittlung durch Inga Kempe, "geb. Carlström", die Adam von Trott zu Solz "in ihrem Elternhaus kennenlernte, wo er durch ihre Schwester Eva von Bodelschwingh eingeführt war" (Clarita von Trott zu Solz: "Adam von Trott zu Solz. Eine Lebensbeschreibung", Berlin: Lukas Verlag 2009, S. 279); "Inga Almstrom wird in Veröffentlichungen oft als Inga Kempe bezeichnet. Diesen Namen trug sie jedoch erst seit 1957, nach ihrer zweiten Eheschließung" (Martin Wein: "Willy Brandt. Das Werden eines Staatsmannes", Berlin: Aufbau 2003, S. 461, Anm. 61); der Geburtsname der Schwestern Eva und Inga ist aber eigentlich Carlgren (Björn Ryman: "Die schwedische Sigtuna-Gruppe und ihre Beziehungen zum Widerstand in Deutschland und Norwegen"***, in: "Die Ökumene und der Widerstand gegen Diktaturen. Nationalsozialismus und Kommunismus als Herausforderung an die Kirchen", hrsg. von Joachim Garstecki, Stuttgart: Kohlhammer 2007, S. 71-86, insb. S. 79); "Inga Almström Kempe hat 1958 einen genauen Bericht über ihre Kontakte zu Adam von Trott 1942-1944 auf Englisch geschrieben. Kopie in NEI [Archiv des Nordischen Ökumenischen Instituts; Kyrkans hus Arkiv, Uppsala]: 'You are only 35. - No, Adam said, I am at least 60 and I will never be younger - I think I have done what I was supposed to do - and I am ready to die, but still there are a few things to do" (ebd., S. 83, Anm. 31); "Hendrik Lindgren, Adam von Trotts Reisen nach Schweden 1942-1944, in: VfZ [Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte] 18. 1970, S. 274-[3]29, hier 280, weist überzeugend nach, daß Inga Almström-Kempe in ihrem Bericht von 1958 die Schwedenbesuche AvTs verwechselt hat. Auch sonst fehlen stichhaltige Beweise dafür, daß AvT im Februar 1944 oder später von den Briten zum Kommen aufgefordert wurde. Zudem sagte Roger Hinks aus, daß er AvT nur einmal getroffen hat (vgl. BAK, N 1416:4)" (Benigna von Krusenstjern: "'daß es Sinn hat zu sterben - gelebt zu haben'. Adam von Trott zu Solz 1909-1944. Biographie", Göttingen: Wallstein 2013, S. 583, Anm. 36).

** "1 November 1943, Birger Jarlsgartan 18, Stockholm. By a miracle Jimmy [Knapp-Fisher] has succeeded in finding a flat which suits us both and which we can have for a year, and possibly longer" (Roger P. Hinks, a.a.O., S. 101). Die Edition der Journals ist selektiv und übergeht die Tätigkeit für das Political Intelligence Department. Knapp-Fisher wird eingeführt als "[a] London publisher friend": am 11. August 1938 erreicht Hinks von Stockholm kommend "Stettinerbhf. at 18.13, and found Jimmy Knapp-Fisher and Helene von Nostitz waiting for me at the barrier" (S. 47), "breakfast" (12. August) und "lunch with Jimmy, Helene" (13. August, S. 48). S. 39f.: "1 October 1937. In the new number of the Criterion there is an interesting, if somewhat fantastic, essay by Henry Miller on the diary of Anaïs Nin [...]. The interest of Henry Miller's essay lies in his remarks on the problem of the diary, as such. He makes the excellent point that we should look to a diary not so much for the truth about things as for its indication to the world of the author's struggle to be free of the obsession for truth. This obsession, of which everyone who has ever kept a diary must be conscious, takes the form of a passionate conviction that everything must somehow be preserved [...]". S. 83: "7 February 1942, North British Hotel, Edinburgh. Somehow (but I cannot quite imagine how) I have succeeded in tidying up my affairs into a tolerably neat-looking bundle, and have arrived here on my way to Sweden for the second time in two months. This time for good: in theory I shall be coming back for three weeks in the summer: but in practice I may well be isolated in Stockholm till the end of the war. Isolated, I said: but of course from the European point of view Stockholm is less isolated than London - and for me Europe is the world". Auf den Eintrag vom 1. November 1943 (S. 101f.) folgt direkt: "16 January 1944, London". S. 108: "15 June 1944, Sigtuna. Working in the library here [...] at least, I cannot get any sense out of London when I write home on tatical subjects like propaganda - and we are left here, high and dry in Sweden, free to meditate on the eternal problems of European civilization".

*** "Harry Johansson ist Akteur und Mittelpunkt hinter der Bühne von Sigtuna während der ganzen Zeit. Er hat Verbindung zu allen Engagierten in Berlin, Genf, Oslo, Stockholm und an verschiedenen anderen Plätzen" (Ryman, a.a.O., S. 74f.); "Alice und Harry Johanssons Heim, Drakegården in Sigtuna, diente als Rendevouz für das Zusammentreffen am 31. Mai 1942 zwischen Bischof George Bell von Chichester und Dietrich Bonhoeffer aus Berlin, der damals für die Abwehr arbeitete" (ebd., S. 77; siehe auch unten bei der Exilzeitung "Deutsche Blätter"); "[d]ank der Sigtuna-Gruppe und ihrer Kontakte zu Eugen Gerstenmeyer konnte das Evangelische Hilfswerk enge und starke Beziehungen zum offiziellen Schweden und zur schwedischen Kirche entwickeln. Vieles an Schwedenhilfe bis hin zur 'Schwedensuppe', resultierte aus den Bemühungen, die Gerstenmeyer und seine schwedischen Netzwerke etabliert hatten. Hier war auch das Bodelschwingh-Carlgren Netzwerk tätig" (ebd., S. 86).

Bild "Hauptstraße von Sigtuna" ("Stora gatan har samma sträckning som för tusen år sedan") von Wikiwand unter Creative-Common-Lizenz CC-BY-SA 2.5 (modifiziert). Sigtuna ist eine Stadt in der schwedischen Provinz Stockholms län und der historischen Provinz Uppland. Das Sigtuna Museum zeigt eine historische Fotografie von Drakegården, das Haus ist in ähnlichem Stil gehalten: "Mitt under brinnande världskrig 1942 möttes här den internationella motståndsrörelsen".

 

[c] Zu Mädi Leonardi vgl. Helmuth James Graf von Moltke: "Briefe an Freya 1939-1945", hrsg. von Beate Ruhm von Oppen, München: Beck 2007, S. 256: "Berlin, den 23.6.41 ...Heute esse ich mit Leverkühn, morgen mittag Dohnanyi, nachmittag Mädi, abends Yorck/Einsiedel [Peter Graf Yorck von Wartenburg/Horst von Einsiedel]. Ein grosses Programm. Ich muss aber diese Woche hauptsächlich an der Fortsetzung meines Referats für Gladisch arbeiten" mit Anm. "Mädi: Leonardi, Verwandte", laut Register, S. 675, "Cousine"; S. 257: "[Berlin] 25.6.41 [...] Nach dem Essen ging ich zu einer Besprechung und zum Tee erschien Mädi, die mich nur besuchen wollte. Sie war nett wie immer, obwohl es mühsam ist, nur zuzuhören, wie sie letztlich nur von sich berichtet und ihren Meinungen". Es gibt in Moltkes "Briefen an Freya" noch eine weitere verwandte Person mit dem Namen Leonardi: Großtante Baroness Leonardi, geb. Gräfin Bethusy-Huc (S. 474). Vgl. auch Jochen Köhler, Gabriella Sarges-Köhler: "Helmuth James von Moltke. Geschichte einer Kindheit und Jugend", Hamburg: Rowohlt 2008, S. 19: "Ella Gräfin von Moltke, eine geborene Bethusy-Huc und die Mutter Helmuths [das meint Helmuth James' Vater; seine Mutter ist Dorothy Rose-Innes, 'Südafrikanerin britischer Abstammung'], also Dorothys künftige Schwiegermutter war angesichts des Elends ihres ältesten Sohnes nicht verzweifelt und hatte nicht die Hoffnung aufgegeben".

[d] Regina Maria Scholastika Freiin von Cramer-Klett (geb. 4. September 1907, gest. 7. Januar 1977) war Tochter von Theodor Freiherr von Cramer-Klett (O'Neill & Clay, S. 3: "this family is not of those aristocratic Junker families that became rich and powerful under Hitler. On the contrary, they became steadily more impoverished and were forced to live unter relatively straightened circumstances").

[e] Es kommen mehrere Gräfinnen Faber-Castell infrage: "Schlimme Anfeindungen aufgrund ihrer Herkunft musste Graf Rolands erste Frau erfahren. Gräfin Alix-May, geborene Frankenberg-Ludwigsdorf, stammte aus der Bankiersfamilie Oppenheim. Ihr Großvater Eduard Oppenheim war vom jüdischen zum christlichen Glauben konvertiert. In Franken, wo die anitsemitische Hetze durch den Gauleiter und Stürmer-Herausgeber Julius Streicher besonders perfide war, wurde die jüdische Abstammung der Gräfin bald Anlass gezielter Polemik. Noch vor der Machtübernahme berichtete die NS-Presse negativ über sie. [...] Alix-May flüchtete in die Tschechoslowakei, nachdem die Ehe mit Roland, die seit langem kriselte, 1935 geschieden worden war" (Uwe Neumahr: "Das Schloss der Schriftsteller. Nürnberg '46. Treffen am Abgrund", München: Beck 2023, S. 75). Gräfin Katharina von Faber-Castell, geb. Sprecher von Bernegg, genannt "Nina", zweite Frau Rolands, verheiratet 1938, erscheint ambivalent: "Die Bleistiftfirma in Stein existierte nicht mehr. 242 Menschen waren ums Leben gekommen, die vor dem Krieg für das Unternehmen gearbeitet hatten. Da die Fabrik von Bombenangriffen weitgehend verschont geblieben war, konnte in den Gebäuden bereits 1945 die Produktion von medizinischen Gerät begonnen werden. Die Faber-Castells sahen sich unterdessen ihres Stammsitzes beraubt. Sie arrangierten sich jedoch bald mit den Umständen und pflegten ein gutes Verhältnis zu den Besatzern, nicht zuletzt, um den Wiederaufbau der Firma in die Wege zu leiten. Verantwortlich dafür waren auch das soziale Geschick Gräfin Katharinas, ihre verwandschaftlichen Bindungen sowie Bekanntschaften aus der Vergangenheit. Als junge Frau hatte sie nach dem Besuch des Konservatoriums in Zürich ab 1934 eine Ausbildung zur Konzertpianistin in Berlin absolviert. [...] Der amerikanische Geheimdienst vermutete 1945, dass es ihr familiärer Hintergrund war, der sie frühzeitig mit Größen der NS-Bewegung in Kontakt treten ließ. Eine dieser Größen, der ehemalige Gestapo-Chef Rudolf Diels, verkehrte nun, nach dem Krieg, auch in Dürrenhembach, und aus einem freundschaftlichen Verhältnis mit Gräfin Katharina wurde bald mehr" (ebd., S. 77f.).

[f] "Leo von König wird in Braunschweig in die Adelsgeschlechter der Freiherren von König und derer von Cramm geboren" (sammlung.buchheimmuseum.de). Chris Bryant, "The Glamour Boys. The Secret Story of the Rebels who Fought for Britain to Defeat Hitler", London: Bloomsbury 2020, bespricht neben der Internierung und Freilassung Kurt Wagenseils auch die Verfolgungen der homosexuellen Tennisspieler Viktor Cazalet und Gottfried von Cramm. Leo von König porträtierte "Tennisspieler Gottfried von Cramm, 1936" (Pfalzgalerie Kaiserslautern: "Leo von König. Gedächtnisausstellung", 25. August bis 29. September 1974, Nr. 52).

[g] Zu Charito Caballero vgl. Eva-Maria Herbertz: "Leben in seinem Schatten. Frauen berühmter Künstler", München: Allitera Verlag 2010, Kapitel "'Ich würde alles wieder genauso machen' Anna von König (1897-1992)", S. 64-74, insb. S. 65: "Auf einem großen Bild mit dem Titel 'Spanierinnen im Fenster' gruppieren sich drei Frauen im weißen Rahmen eines weit geöffneten Fensters. Auf dem Fensterbrett liegen drei Äpfel. Die beiden aparten Frauen im Vordergrund, zwischen ihnen ein Korb mit Obst, tragen tief dekolletierte Kleider. Ihre schmalem Gesichter sind hell beleuchtet. Die dritte unscheinbar gekleidete Frau steht im verschatteten Hintergrund. Ihr Kopf wird oberhalb der Stirn von einem Rollladen überschnitten, an welchem ihre emporgestreckte rechte Hand sich festhält. In der linken Hand hält Anna von König einen Apfel, worauf ihr ernster, nachdenklicher Blick ruht. Die Frauen im Vordergrund sind Schwestern, Charito Caballero und Lola von Grunelius. Eingehend hatte sich Leo von König mit dem Mythos beschäftigt, nach dem Paris einen goldenen Apfel, von der Göttin Eris mit der Aufschrift 'Die Schönsten' versehen, an Aphrodite, Göttin der Liebe, übergab und damit Zwietracht säte. Vor diesem Hintergrund hatte der Maler bereits 1921 und 1922 zwei Gemälde mit dem Titel 'Parisurteil' geschaffen. Zehn Jahre liegen zwischen dem Porträt 'Mont Blanc' (1930) und dem Gruppenbild mit Anna von König (1940); auf beiden hält sie einen Apfel in der Hand".

[h] Fritz Riemann (geb. 15. September 1902 in Chemnitz; gest. 24. August 1979 in München) war ein deutscher Psychoanalytiker, Psychologe, Psychotherapeut und Autor. WP: "1943 wurde Fritz Riemann zum Kriegsdienst eingezogen und als Sanitäter ausgebildet. Er assistierte einem Internisten in Russland. 1944 bekam er Flecktyphus, den er nur dank einer vorausgegangenen Impfung überlebte. Er wurde in Holland wieder eingesetzt und kam in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 freikam". Hauptwerk: "Grundformen der Angst und die Antinomien des Lebens", Basel/München: Ernst Reinhardt 1961.

[i] "Isa Gruner erinnerte sich gemeinsam mit Alice Salomon im April 1948 an die Gottesdienste 'in der kleinen Dahlemer Dorfkirche, wo wir in der großen Notzeit der Bekennenden Kirche so oft zusammen Pfarrer Hildebrandt gehört hatten" (Holger Roggelin: "Franz Hildebrandt. Ein lutherischer Dissenter im Kirchenkampf und Exil", Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999, S. 90, unter Bezug auf Joachim Wieler: "Er-Innerung eines zerstörten Lebensabends. Alice Salomon während der NS-Zeit (1933-1937) und im Exil (1978-1948)", Darmstadt 1987, Anhang S. IV).

[j] Eventuell handelt es sich um den Ko-Autoren eines philosophischen Aufsatzes, Howard Becker und Helmut Dahlke: "Max Scheler's Sociology of Knowledge", in: "Philosophy and Phenomenological Research", Vol. II, 1942, S. 310-22. O'Neill/Clay, S. 3, schreiben, "[m]arried to a French woman. Both possess a broad intellectual background".

[k] Zu Herta Kröhling vgl. "Artur Schnabel. Musiker. Musician. 1882-1951", hrsg. von der Akademie der Künste, Berlin, Stiftung Archiv, 2001, S. 9: "Ende 1938 verließ er [Artur Schnabel] auch Italien und übersiedelte nach New York. Schnabels persönliche Unterlagen verblieben in Italien. Die langjährige Freundin der Familie, Herta Kröhling, versteckte sie auf einem Bauernhof in den Bergen in der Nähe des Comer Sees". Sie war Regie-Assistentin bei dem Stummfilm "Das Kalte Herz. Ein Märchenfilm von Karl Ulrich Schnabel, frei nach Wilhelm Hauff" (Dreharbeiten 1931-33; Karl Ulrich ist Sohn Arturs), fertiggestellt und veröffentlicht im Jahr 2016 von Raff Fluri und Ann Mottier-Schnabel, mit einer Original-Musiktonspur von Robert Israel (vgl. schnabelmusicfoundation.com [PDF]). Vgl. auch Raff Fluri: "Franz Schnyder und 'Das Kalte Herz'", in: Burgdorffer Jahrbuch 2019, S. 93-118 [PDF], insb. S. 100f.: "Die Lektüre der Tagebücher von Karl Ulrich Schnabel gibt Aufschluss darüber, wie er überhaupt auf 'Das Kalte Herz' gekommen ist. [...] Bereits drei Tage später begann er gemeinsam mit einer guten Freundin, Herta Kroehling, das Filmmanuskript für 'Das Kalte Herz' zu schreiben. Schon am 14. Mai [1932] fanden die ersten Probeaufnahmen statt. [...] Am 10. Juni stellte Herta Kroehling ihm Elfriede Gärtner vor, die Anfang der 1930er-Jahre am Landestheater in Braunschweig spielte. Sie sollte die weibliche Hauptrolle an der Seite von Franz Schnyder übernehmen".

[l] Eine Maria Scarzanella (geb. nach 1911) findet sich als Tochter von Giovanni Scarzanella, aus Fusine, Zoldo Alto, Vénétie, Italien, und Caterina Majori aus Cortina d'Ampezzo, Belluno, Italien, verheiratet mit einem Herrn "? Paconnu" (nach Danièle Scarzanella-Debenedetti, geneanet.org). Zur Adresse Schöneberg, Münchener Str. 15, findet sich noch der Eintrag: "Joseph, Fanny geb. Sternberg (64 J.) *20.9.1877 in Berlin-Spandau[,] Tharandter Str. 1 in Wilmersdorf (1939)[,] Münchener Str. 15 in Schöneberg (1942)" in der Liste "Deportation 1942": "Nach sieben Transporten im November 1941 aus dem 'Altreich' brachen die Deportationen nach Minsk vorerst ab. Aber schon im Mai 1942 nahm das Reichsicherheitshauptamt (RSHA) die 'Judendeportationen' nach Minsk wieder auf. Nun gelangten die Deportierten nicht wie im Vorjahr in das Minsker Ghetto, sondern wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Maly Trostinez ermordet" (Projekt "Berlin - Менск. Unvergessene Lebensgeschichten", 2012). Das Gebäude war allerdings ein Mehrparteienhaus: je fünfmal taucht die Adresse auf im "Jüdischen Adressbuch für Gross-Berlin", Ausgaben 1928/29 und 1931/32, darunter ein "Martin Holdheim". "Fr. E. Holdheim" war 1928 Beisitzerin eines "Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen" ("Jüdisches Jahrbuch für Gross-Berlin", 2. Jg., 1928, S. 180). Auch ein Friedrich Hartmann wohnte dort - allerdings erst belegt für nach Kriegsbeginn - laut "Deutschem Reichs-Bau-Adreßbuch", Band 8, 1940, S. 119.

Abb. Karte (modifiziert) aus G[ustav] A[dolf] Horst: "Der Starnberger See, Bavaria. Eine Wanderung durch seine Uferorte", Holzschnitte von H. Wolf, British Library HMNTS 10231.i.1., München 1876, S. 101.

 

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