Hans B. Wagenseil 1894-1975: 7. Materialien, Briefe

[ Hans B. Wagenseil: Inhaltsverzeichnis ]

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7. Materialien, Briefe

- Ein Romanfragment "Zwei Welten" (PDF, Auszüge) liegt als Manuskript in München. Die dortige Universität verwaltet den Nachlaß von Ruth Gassner-Hirsch, Gattin des Graphikers und Schriftstellers Karl Jakob Hirsch (vgl. Biographie Ludwig Bäumer). Zwischen ihr und Hans bestand eine briefliche Korrespondenz von 1965-1971.

- 2004 erschien im Donat Verlag von David Erlay Von Gold zu Rot. Heinrich Vogelers Weg in eine andere Welt. In der Zeit der Künstlerkommune Worpswede trafen Vogeler und Wagenseil aufeinander, in vielfacher Beziehung.

- Über seine Bekanntschaft mit dem jüd. Maler Thomas Theodor Heine kann man in den Arbeiten von Thomas Raff, "Thomas Theodor Heine. Der Biss des Simplicissimus". Bd. I., Das künstlerische Werk. Katalog zur Ausstellung im Lenbachhaus, München und im Bröhan-Museum, Band II. "Der Herr der roten Bulldogge", Berlin. Leipzig 2000; und "Zwischen Idylle und Weltgeschichte - Thomas Theodor Heine und Diessen am Ammersee", 1998 nachlesen.

- In Ursula Weyrer, "Das Silberboot. Eine österreichische Literaturzeitschrift (1935-36, 1946-52)", Innsbrucker Beiträge zur Kulturwiss. Bd. 22, Innsbruck 1984, gibt es einen Abschnitt über Hans als Übersetzer, S. 135: "Hans B. Wagenseil, den Übersetzer von Faulkner und Steinbeck, konnte Schönwiese nicht ausfindig machen. Das lakonisch anonyme Schreiben vom 11. Juli 1935 an die Redaktion spricht für sich selbst: 'Herr W. kann Ihrer liebenswürdigen Aufforderung leider zur Zeit nicht nachkommen, da er sich in Schutzhaft befindet.'", mit Anm. 5: "silberboot"-Archiv. Unveröffentlicht" (Nachlass Ernst Schönwiese, Signatur: ÖLA 20/93, Österreichische Nationalbibliothek). Soweit bislang bekannt, war Kurt ab Februar in sog. "Schutzhaft" und ab 23. März im Konzentrationslager Dachau interniert.

- In einer Biographie (fechenbach.de) des Malers Hans Reichel (1892-1958) steht für diesen: "1904: Hans Reichel besucht die Realschule in Wasserburg am Inn. Die Entdeckung der Natur, Freundschaft mit Hans Wagenseil." 1929 lässt Reichel sich in Paris, Hotel des Terrasses, nieder; Freundschaft mit Brassaï, Hanns und Ilse Lamers, Wolfgang Paalen, Frau Strölein- Hirsch, Cardinaux, Brignoni, Geer van Velde, 1932 Bekanntschaft mit Jeanne Bucher, 1933 zurück in München, 1937 Umzug in die Impasse du Rouet (Freundschaft mit Henry Miller, Anaïs Nin, Alfred Perlès, Lawrence Durrell und Betty Ryan), 1939 wird Reichel im Lager Meslay du Maine interniert, 1952 Wiedersehen mit Miller (vgl. auch die Biographie von Hans Reichels Schwester Grete Lichtenstein).

- In Fotokopie von ihm vorliegend: Süddeutsche Freiheit, Nr. 2, 1918 (1, 2, 3) / hs. Manuskript "Die schlagende Stunde" (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, siehe Eliot-Briefwechsel) / gedruckt: "Die Zigarette" (siehe Zeitschrift "Karussell" 1947, FAZ 1951) (1, 2, 3, 4) / Typoskript für schwabenpress: "Die treue Nymphe" (1, 2, 3, 4; 20.7.78) / "Ein psychologisches Rätsel" (Die Presse 2/3.9.19??) / "Dr. Trompete" (1, 2; Dt. Zt. Bohemia 12.11.1933) / Typoskript für schwabenpress: "Mit Spritzvorrichtung" (1, 2, anderer Abdruck: Nordwest-Zeitung 1967) / Typoskript biographisch über Kriegsdienstverweigerung (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16; tw. hs. ergänzt, ohne "schwabenpress") / "Kleine Tragödie" (Zeitung und Datum unbekannt; anderer Abdruck in Zeitschrift "Jugend" 1936) / Typoskript "Diese Nacht in einem fernen Land" (1, 2; 30.10.80; Datum kann nicht stimmen) / "Ein Millionenauftrag" ( 1, 2; RZ - Illustrierte Romanzeitung, Nr. 24, anderer Abdruck in Thuner Tagblatt 1967) / Typoskript mit Absender Kurt "Nächtliche Versuchung" von Hans B. (1, 2, 3) / entspr. "Großvater" (1, 2) / "Winnetous Braut" (Die Presse, 10./11. Sept. 1966; anderer Abdruck in OVB Rosenheim 1976) / "Ueber die Wahrheit von Harold Nicolson" (Die Presse 13./14.12. 1969) / "Das Leid auf der Welt von Leo Tolstoi" (3.12.1971) / "Harold Nicolson: Homers schäbige Götter" (Süddt., 14./15. 1. 1961) / "Die andere Stimme Amerikas von Harold Nicolson" (FAZ 9.4.1953) / Gedanken in apokalyptischer Zeit von Emmanuel Mournier" (Rhein-Neckar-Zeitung, 6./7. Dez. 1969)

- Zudem Mappe mit "Chrysanthemenblüten", "Nächtliche Romantik. Auf einem Floß von Südamerika nach Polynesien", "Sy laaste stompie" ("Seine letzte Zigarette", übersetzt auf Afrikaans[?]), "'Eine Änderung war um 1910 eingetreten'. Dem Gedächtnis Virginia Woolfs" (Rhein-Neckar-Zeitung, Samstag 19. April 1947), "Leitfaden für Schüchterne" von Harold Nicolson [um 1947 wegen Ankündigung dt. Übers. von Small Talk], "In einer afrikanischen Herberge" von Sir Hedley Chilvers (Neue Illustrierte, 09.07.1950; als "Tiertragödie im Busch" in mehreren Versionen 1937), "Der Mann, der durch die Wand gehen konnte. Eine Erzählung von Marcel Aymé" (ein Abdruck in story 1946/47 gefunden), William Somerset Maugham: "Der Drachen" (Kölnische Illus. v. 16.6.1949), "Der Falschspieler" von W. Somerset Maugham, "Der Nachmittag eines Fauns" von Dorothy Parker (Neue Illustrierte vom 22.09.1949), "Kosmische Harmonie" von Henry David Thoreau (Neue Zeitung vom 15.05.1949) u.a. nach 1947.

- Pseudonyme: Hans von Wogau (Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. 54. Jahrgang herausgegeben von Werner Schuder, Berlin: Walter de Gruyter, 1963, S. 687).

Briefe von, an oder über H.B.

- Kreszentia Mühsam, Christlieb Hirte, Uschi Otten: "Zenzl Mühsam. Eine Auswahl aus ihren Briefen", Schriften der Erich-Mühsam-Gesellschaft, Heft 9, Lübeck 1995, S. 29: "München, am 15. Febr. 1920 Mein teurer lieber Gatte! [Erich Mühsam war in der Nacht zum 19. April 1919 verhaftet worden und seitdem in Haft...] Ich habe mir unser Schlafzimmer sehr nett gemacht, der Maison schenkte mir schon vor ein paar Monaten sehr schönen Stoff für Vorhänge, da meine alle vollkommen in Fetzen geschossen waren., die habe ich gestern und heute genäht, und sie sehen schön aus. Blumen, die mir Nexö schenkte, stehen auf dem Fensterbrett und ein sehr nettes Stoff-Figürchen, das mir der liebe Hans Wagenseil schenkte, er ist jetzt vollkommen weg, nach Italien vorderhand. Jetzt sieht das Schlafzimmer wieder ganz nett aus, nur die Löcher an der Wand, die aber sollen bleiben, solange ich da bin, es soll jeder Mensch sehen, wie sie hausten. Ein Schuß neben meinem Kleiderschrank ist ein Rätsel, der kann nicht von der Höhe her sein, ich glaub, die haben noch in der Wohnung aus Gaudi geschossen."

- In den Briefen des T.S. Eliot geht es um ein Ansinnen Kurts, zwei Kurzgeschichten von Hans im "New Criterion" abzudrucken. Eliot lehnt im Brief an Kurt vom 14. August 1926 aus dem "[Sanatorium de la Malmaison]" die Kurzgeschichte "Verkommenes Subjekt" ab, "because we never publish contributions which have already appeared elsewhere", will "Die schlagende Stunde" aber prüfen lassen (The Letters of T. S. Eliot Volume 3: 1926-1927, 2012, S. 252). Am 20. August, zurück in London, schreibt Eliot an Alec Randall:"Do you know anything about a German named Wagenseil? I have been pestered with letters from his brother, who wants me to publish something" (S. 256). Am 22. November 1926 schreibt Eliot wieder an Randall: "Many thanks for your kindness in reporting on that little story". Die Anmerkung 1 rezitiert Randalls Brief: "It is not worth publishing. If ever you want a German short story for publication, I could suggest a hundred suitable ones." (S. 319). Die Fußnote 2 zur allerersten Antwort an Kurt vom 9. Juli aus London erläutert: "Hans B. Wagenseil published in the Neue Rundschau in 1929 a translation of VW's story 'An Unwritten word'" (S. 214).

- Kopie, Brief von Th.Th. Heine an Kurt Wagenseil vom 9.4.1947 aus dem Exil (1, 2); Brief von Thomas Raff, 24.03.2003 (1, 2 über Edith Wagenseil, 3 mit Briefen Th. Th. Heine an Franz Schoenberger, 4 mit Auszug Brief Heine an Kurt; vgl. Raff: "Die Wahrheit ist oft unwahrscheinlich: Thomas Theodor Heines Briefe an Franz Schoenberner aus dem Exil", 2004, S. 179, 194, 395; insb. S. 395: "In den Jahren 1933-39 kümmerte er sich um die Heine-Damen in Diessen und half ihnen bei dem erzwungenen Auszug. Johanna Heine war wohl eng mit ihm befreundet. An seinen Neffen Erich Seemann schrieb Heine am 13. VIII. 1946: 'Sonst ist mir über ihn nichts bekannt, ausser dass er ein sehr unbegabter Schriftsteller ist, als Uebersetzer soll er besser sein' [MSML]"; "Das Testament der Johanna Heine wurde am 19. April 1942 verfaßt und ist im Staatsarchiv München [AG München, NR 1942/3000] erhalten. Der erste Satz lautet: 'Als meinen Haupterben setze ich ein Herrn Hans Beppo Wagenseil, Schriftsteller.' Die Testamentverfügung wurde auch per Einschreiben nach Oslo an Heine geschickt, ist aber dort anscheinend nicht angekommen"). Vgl. auch Versteigerungskatalog [Nagel?] mit Th.Th. Heine, "Engel", 1910(?), Provenienz Wagenseil; Neumeister, Auktion 381, Kat.-Nr. 282, 26. Sept. 2018, Th. Th. Heine, "Das rote Wrack" [ext.], "Illustrationsvorlage für die politische Zeitschrift "Simplicissimus", 1907 (Jg. 11), Heft 47, S. 759", Provenienz: "Hans B. Wagenseil [...]. Seitdem in Familienbesitz". Hans veräußerte die geerbten Werke Heines.

- Im Kalliope-Verbund finden sich Briefe an Armin Theophil Wegner (1886-1978), Deutsches Literaturarchiv Marbach, Archiv, Worpswede, Kelheim, München, 1921 [und o.D. = auch 1921]. - 4 Br. 5 Bl., dabei: Wagenseil, Hans: Stellungnahme zum Rundschreiben der War Resisters' International, 3 Bl.; zwei Briefe Wegner an Hans B., Neuglobsow am Stechlinsee, 11.05.1921 (Anfrage der Gründung eines örtlichen Arbeitsausschusses in München), 02.09.1921 (u.a. Missverständnisse in Bezug auf Zugehörigkeiten einzelner zu bestimmten antimilitaristischen Bewegungen) - 3 Bl, Durchschl. Außerdem zwei Briefe an Georg Schwarz 1951 und einen an Walter Kolbenhoff 26.04.1949. Auch Edith Wagenseil schrieb 1949/50 Briefe, aber an Frau Kolbenhoff (betreffs Hundezucht und Interesse an Welpen); es gibt eine Übersetzungsprobe für den Piper-Verlag, genauer ein Vorwort Marcel Prousts. An Wegner o.D. schreibt er u.a. "ich habe ein so tiefes Misstrauen gegen München - den Ton, das 'Aroma' oder wie Sie's nennen wollen dieser Stadt [...]. Nirgends ist es so schwer, aus ernst-Gewolltem kein Café-Stefanie-Geschwätz zu machen!" (mit Klammer: "Münchner Literatur-Kneipe", Gäste während ihrer Zeit in München waren u.a. Kurt Eisner, Paul Klee, Gustav Landauer, Heinrich Mann, Erich Mühsam, Ernst Toller, B. Traven und Frank Wedekind). Der Bund der Kriegsdienstgegner (BdK) wurde 1919 gegründet, die War Resister's International 1921. Zeitschriften: Der Kriegsdienstgegner (1926-1930, Vorläufer: "Bulletin", 1.1923-10.1926), Friedenswacht (1919-1927), Friedensfront, "Organ der Internationale der Kriegsdienstgegner (Deutscher Zweig)" (1929-1933), Tätigkeitsbericht des Bundes der Kriegsdienstgegner (1924-1930). "Zahlenmäßig kam der BdK, dessen herausragende Persönlichkeit Helene Stöcker war, über 3.000 Mitglieder (1926) nicht hinaus", Zerschlagung 1933. Schriftleiter Friedrich, an den Wegner die Stellungnahme weiterleiten soll, ist wahrscheinlich der Anarchist Ernst Friedrich, vgl. "Krieg dem Kriege!", Berlin: Verlag "Freie Jugend" 1924 (vgl. Übersicht im Artikel Fanal-Verlag).

- Einen Brief an Arthur Rümann (Herrsching, 18.07.1954) gibt es in der Münchner Stadtbibliothek, einen an Erich Rothacker (Holzhausen/Ammersee, 25.03.1947), zuvor einen von Erich Rothacker (15.03.1947) gibt es in der ULB Bonn.

- Die UNC Libraries, Chapel Hill, Louis Round Wilson Special Collections Library, Collection Number: 11043, J.M. Dent & Sons Records, 1834-1986, listet in Folder 1770 Briefkorrespondenz mit Hans (1939), Absender Georgenstraße, München. Diese Adresse nennt John Grotrian in seinem Brief, der den Akten des Wiedergutmachungsprozesses von Kurt Wagenseil beiliegt, als eine von mehreren "Vorkriegsadressen" Kurts. Inhaltlich wird nach den Rechten von Zora Neale Hurston: "Voodoo Gods" (Dent, 1939) gefragt, das ursprünglich als "Tell my horse : voodoo and life in Haiti and Jamaica" bei J.B. Lippincott um 1938 erschienen war. Dent wollte Brief an Lippincott in Philadelphia weiterleiten, die Historical Society of Pennslyvenia hat aber keine Korrespondenz diesbezüglich im Nachlass des Verlages (Collection 3104).

- Ein Brief im Nachlass von Reinhold Schneider vom 27.09.1940, mit Adresse den "Deutschen Verlages" in Berlin (Signal Übersetzungsbüro) und untypischer Unterschrift von Hans könnte eigentlich von Kurt stammen, der für diesen 1940-45 dienstverpflichtet wurde. "Ich habe mich leider - außer einem seit Jahren im Werden begriffenen Roman - leider immer nur als Übersetzer fremdsprachiger Autoren betätigen können".

- Die Schillergesellschaft listet einen Briefwechsel zwischen Hans B. Wagenseil und Katharina Kippenberg 1934-1937 und 1944 Anton Kippenberg (Insel), einen Brief an den Suhrkamp Verlag von Hans 11.09.1956 (initiative Bewerbung um die Übersetzung von Colin Wilson: 'The Outsider') und einen Brief vom 02.02.1928 von Virginia Woolf an Max Rychner über Hans B. Wagenseil (Clive Bell empfahl Verlag und Übersetzer). Insel lehnt (18.02.1934; 16.03.1934) Übersetzung von Virginia Woolf: "Joseph Conrad" ab, sendet aber zwei Bücher zu, Woolf: "Orlando" (mit Zitat von Hans B. auf dem Umschlag), D.H: Lawrence: "Der Z[...] und die Jungfrau" (als Dank für früheren "Essay über Lawrence" von Hans); der Druck von Valérys Aphorismen wird aber unbestimmt zugesagt. Hans fragte wohl in einem nicht erhaltenen Brief vom 18.05.1934 nach Virginia Woolf: "Flush" und bittet - in einer Postkarte vom 19.05.1934 - um Weiterleitung an den S.Fischer-Verlag, in dem das Buch tatsächlich erschienen war. Insel lehnt (27.06.1936) Übersetzung von Lord Berners: "The Camel" (London: Constable & Co. Ltd., 1936) ab. Diese wurde von Hans (17.06.1936) mit der Erwähnung empfohlen, "daß Lord Berners und Mrs. Guiness an Frau Dr. Goebbels geschrieben haben [...] Da sich mein Bruder gerade in England befindet und so die Regelung beschleunigen und unterstützen kann, wäre ich Ihnen für baldige Erledigung dankbar". Insel lehnt (08.06.1937) Vita Sackville-West: "Verführer in Ecuador" ab, Hans wünscht Zurücksendung des Manuskripts (15.06.1937, "Savoy Hotel London"). Schließlich fragt er den Insel-Verlag, ob sie noch ein Exemplar von X. Takeutschi: "Die Wahrheitssucher" "mit Einl. von Wilh. Solf" (Xzo Takeutschi: "Die Wahrheitssucher. Gespräche und Betrachtungen eines Japaners. Leipzig: Insel, 1923) auftreiben könnten (19.02.1944), was verneint wird (26.02.1944, "Berlin-Schlachtensee, Marinesteig 3").

- In Tutzing befindet sich außerdem ein Brief von Hans an Mutter Malvine (1, 2, undatiert: 18.1. [wegen Berlin nach 1940]; neben einem Brief aus Ambach an sie von 1946) und die abgebildete Casino-Eintrittskarte von 1929.

- Bundesarchiv Nachlässe: N 1132/13 Wilhelm Heile als Lektor - Buchbesprechungen 1938-1939, enthält "Wagenseil, Hans B. - Ist jeder Mensch käuflich?".

Weitere biographische Zeugnisse

- De wapens neder; maandorgaan van de Internationale Anti-Militaristische Vereeniging in Nederland (Redacteur: Ds. N. J. C. Schermerhorn, Administrateur: Johnny Harinck, s'Gravenhage), jrg 15, 1919, no 12, 01-12-1919, S. 4 nennt "correspondent Hans Wagenseil, Hohenzollernstr. 99, München". Auch "L'art libre", Bruxelles, Ausgabe 1er février 1920, S. [7]f., zweiseitiger Aufruf "Y.A.M.V. Union Internationale antimilitariste", S. 8, re. Sp.: "Nous espérons rencontrer aussi notre correspondant, Hans Wagenteil (Hohenzollernstrasse, 99, Munich),- un Allemand qui; refusa de faire son service militaire et qui a fait partie des C. O. anglaise Le Prof. G.-F. Nicolai (Uhlandstrasse, 145, Berlin W. 15), auteur de 'Die Biologie des Krieges' viendra, si c'est possible."

- Thomas Mann: "Tagebücher 1918-1921", Tagebücher, Bd. 1, hrsg. von Peter de Mendelssohn, Berlin: S. Fischer, 2003, S. 108: "Sonnabend, den 14. XII. [1918]. Werbebrief der Frau v. Bissing für die nationalliberale Partei, die ich aber nicht goûtiere. Man wird besser thun, sich, wenn denn schon organisiert sein soll, der 'deutschen Volkspartei' anzuschließen. Die neuen Zeitschriften u. Zeitungen schießen aus dem Boden: 'Der Ararat', 'Die süddeutsche Freiheit'. Ganz übel: 'Die Republik', Chefredakteur W. Herzog. Dachte daran, dem elenden Schieber das Gesudel zurückzuschicken, aber warum sich schmutzige Rache zuziehen". Dazu Anmerkungen, S. 617: "2) 'Der Ararat': Erschien seit 13.12.1918 als vierseitige Flugblatt im Verlag Hans Goltz. [...] Stellte im Dezember 1921 das Erscheinen ein. 3) 'Die süddeutsche Freiheit': Münchner Montags-Zeitung, erschien seit 18.11.1918. Verantwortlicher Redakteur war Hans B. Wagenseil, später Gustav Klingelhöfer. Zu den Mitarbeitern gehörten Erich Mühsam und Walther von Hollander. 4) 'Die Republik': Literarisch-politische Zeitschrift, 1918-1919".

- In "Bremer Passagierlisten. Ein Gemeinschaftsprojekt mit der Handelskammer und dem Staatsarchiv Bremen" findet sich für die Fahrt am 17. April 1935 (Archiv Ident.Nr.: AIII15-17.04.1935_N, Abfahrtshafen: Bremen, Unternehmer: Nordd. Lloyd, Bremen, Ankunftshafen: Southampton, England) der Eintrag "III.Klasse [Nr.] 11 Wagenseil Hans m led [bisheriger Wohnort] Hamburg Deutsch [Staat oder Provinz] Hamburg Kaufmann [Ziel der Reise] Hamburg". Wahrscheinlich handelt es sich dabei aber um den 1953 bei einem Yachtunfall tödlich verunglückten gleichnamigen Versicherungskaufmann aus Hamburg (Hamburger Abendblatt, 06.08.1953, "Rettung aus der Brandung", dpa). In "De Indische Mercuur" vom 27. Augustus 1920, No. 35, S. 624, finden sich "Passagiersljisten". Unter "Uitgande Passagiers. Nederlandsche Mail. Passagiers per s.s. 'Johan de Witt' van Amsterdam naar Batavia [frühere Hauptstadt von Niederländisch-Indien, heute die indonesische Hauptstadt Jakarta] vertrocken 21. Augustus 1920" findet sich ein "H. Wagenseil".

- Paul Morands Syracuse (U.S.A.), "Tapuscrit" war lot 155 in der Auktion vom 15. Mai 2001, "Manuscripts whose Original Manuscript 'Travels at the end of the Night' of Cel at Piasa" (Drouot Montaigne - Salle Vuillard - 15, av Montaigne 75008 - Paris), mit Beschreibung "Exemplaire Wagenseil. Ajoutée une lettre dactylographiée, du 13 octobre 1927, de l'Institut International pour l'Étude des Langues et des Civilisations".

- Sabine Knopf: "Katharina Kippenberg. 'Herrin der Insel'", Beucha: Sax-Verlag 2010, S. 53: "Es spricht für den Spürsinn der aufgeschlossenen Verlegerin, dass sie schon damals manchen später sher berühmten Autor der englischen bzw. amerikanischen Literatur, wie David Lawrence ('Söhne und Liebhaber', 'Liebende Frauen', 'Der Regenbogen'), Aldous Huxley (fünf Bücher, darunter 'Kontrapunkt der Liebe') oder Virginia Woolf ('Orlando', 'Mrs. Dalloway', 'Die Fahrt zum Leuchtturm') für den Verlag entdeckte. Für Virginia Woolf interessierte sie sich, weil diese neben James Joyce die wichtigste Vertreterin der Darstellung tiefenpsychologisch grundierte Bewusstseinsströme in der zeitgenössischen Literatur war. 1930 sorgte Katharina durch den Abdruck einer Rezension von Klaus Mann und eines Beitrages von Hans B. Wagenseil für eine zunehmende Würdigung der Erzählkunst Virginia Woolfs im deutschsprachigen Raum."

- Philippine Magazine, Band 35, Heft 8 (August) 1938, S. 398: "Letter from one Hans B. Wagenseil, read as follows: 'Dear Sir, ... I am very much interested in your [Arturo B. Rotor's] book of short stories, 'The Wound and the Scar' of which I have read a very favorable review [Pearl S. Buck]. Would you please write me, if the German translation rights of your book are still free, as I am convinced that I could publish some of the stories."

- Oskar Loerke: "Was sich nicht ändert: Gedanken und Bemerkungen zu Literatur", 1996, S. 74: "In den Band eingelegt ist ein Zeitungsausschnitt unbekannter Herkunft, wahrscheinlich aus dem Jahre 1930, mit Bemerkungen Paul Valérys, übertragen von Hans B. Wagenseil, unter dem Titel Nachdenkliches."

- Cicely Greig: "Ivy Compton-Burnett. A memoir", 1972, S. 40: "In England our support came from German scholars, a society called the Goethe Society, refugee German Jews and pacifists. English contributors wrote on Goethe and Rilke and Thomas Mann and the Germans wrote on Virginia Woolf and T. S. Eliot and Aldous Huxley. No one wrote on Ivy Compton-Burnett, but Rudolf Jung knew of my admiration for her and asked if she had ever been translated into German. He knew, he told me, Hans Wagenseil who was brilliant at translation work and was Virginia Woolf's translator. Ivy liked the idea of having him to translate A House and its Head and asked me to bring Rudolf to tea. He remembers nothing of the tea-party except his awe of Ivy and the charm of Margaret Jourdain. I remember his speaking of his admiration for Charles Morgan which provoked a groan of disapproval from me, and a quick look at Ivy as I didn't know what her feelings about him were. Ivy said smoothly, and quietly: 'I think him awful. Have some more lettuce,' while Rudolf went on talking about Morgan to Margaret who listened with her usual courtesy. Later I sent my precious copy of A House and Its Head - the first edition from Boot's Library - to Hans Wagenseil who found the book 'extremely difficult', and quite the hardest he had ever been asked to translate."

- Heinz Piontek: "Stunde der Überlebenden. Autobigraphischer Roman", Würzburg: Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn 1989, S. 478f.: "Den vielleicht allerersten der neuen Namen hatte ich mir, gemessen an meinem damaligen Münchner Zeitpunkt, genau vor einem Jahr eingeprägt, nämlich im Oktober 45 - als ich jene sechs Seiten, mit denen die Neue Zeitung gestartet war, wie Blätter aus einem Lehrbuch studiert hatte. Unvergeßlich ihre Frontseite: Direkt unter den Opening Words von Dwight D. Eisenhower, General of the Army, USA, war eine großformatige, perfekt gezeichnete Karikatur wiedergegeben. Im Mittelpunkt stand, vorgebeugt mit geballten Fäusten, der leibhaftige Hitler, der auf seine am runden Tisch versammelten militräischen Oberbefehlshaber wahnsinnig einschrie. Auf den zweiten Blick erst entdeckte man, daß unter den Mützenschirmen der Feldmarschälle Totenschädel hervorgrinsten, aus den Ärmeln ihrer Uniformen sich knöcherne Hände schoben. Die Arbeit eines Geistersehers! Dieser Zeichner hatte seinen Namen auf ein Kürzel reduziert: Low. In jenen Jahren der berühmteste englische Karikaturist, während des Krieges Hitlers schärfster Gegner mit der Zeichenfeder. Mit Low an der Spitze müßte er sich eigentlich in Bewegung setzen, der Zug der Namen. Jetzt habe ich Low vorweggenommen. Auch ein Katalog ist es nicht geworden. Also werden sie in hellen Haufen dahinziehen, vorbeischwärmen. Bloß die ersten Namen habe ich, nicht grundlos, aus einem einzigen Kunstfach zusammengestellt. (Wer sich aus Namen nichts macht, kann die Seiten leicht überschlagen.) Friedrich Domin - Maria Nicklisch - Peter Lühr [...S. 480, Z. 3] Remigius Netzer - Nino Erné - Hans B. Wagenseil - Fred Hepp [...S. 481...] Damals, nach zwölf Jahren vaterländischer Enge, strengster Bewachung der Grenzen, wobei jeder Import nach geistigen Schmuggelgut raffiniert durchkämmt wurde, flogen endlich auch unsere Tore zu den großen Lagern der Völker auf: Pablo Picasso - [...] Jean Cocteau - Jean-Paul Sartre - André Gide - Paul Claudel - Francois Mauriac - Evelyn Waugh - Joyce Cary - Graham Greene - William Saroyan - John Dos Passos - Sherwood Anderson - John Steinbeck - Ernest Hemingway - [...]. Über dieser Menge, die das Interesse eines Zwanzigjährigen erregte, stand in seinem Geist eine glänzende Wolke zwischen Himmel und Erde. Dort schwebten, webten die Namen derer, die in seiner Zeit für einzigartig galten, aber dieser Zeit, wörtlich oder gleichnishaft, schon entrückt waren. Etwa Rilke, Hofmannsthal, Kafka, Thomas Mann oder auch Bartók und Strawinsky oder Beckmann und Kubin."

- "Ein Sommer in Holzhausen. Geschichten und Fotografien", hrsg. von "Unser Dorf" Erhaltungs- und Verschönerungsverein Holzhausen am Ammersee e.V., Utting 2002, S. 30: Heinz Rohrmoser: "Dann hätt's mi fast z'riss'n. Der Wagenseil war a Schriftsteller, und der hat beim Siebold drobm g'wohnt - damois Siebold, heit Rattenhuber - und der hat hoit 'as Bier aa recht gern mögn. Er und der Haugg Ferdl, des war'n zwoa so Spezl, der Haugg, der den Vater Lech in Landsberg da g'macht hat. Eines Tages in der Früah geh i hoit aa in' Stoi und schaug hint' beim Fenster naus. Kimmt da Wagenseil grad mit seim Radl daher. Schiabt des Radl umeinand so in Schlangalinien, auf amoi, watsch, foit a um, da liegt a beim Mayr in der Odllacka drin! Hinterm Misthauf'n war a so a Odlgruabn, die war so vielleicht 30 Zentimeter tiaf, und da hat 's an Wagenseil neighaut. Mei hab' i g'lacht und hab' mi gfreit, wia der da drinliegt. Und nacha geht a raus aus der Gruabn, stellt si ans Radl hi und schaugt recht damisch, legt sei Radl auf d' Straß' hi und geht nomoi z'ruck. Dann buckt a si, g'langt nei und hoit an Huat raus und setzt den Huat auf. Jetzt is eam nomoi die ganze Supp'n runterkemma. Dann hätt 's mi fast z'riss'n. Dann is a schee g'mechlich wiader weidaganga. Sei Frau [Edith?] war a recht a giftig's Luader, die wird eam richtig freindli empfanga habm".

- Der Verband Deutscher Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V. in "Der Übersetzer. Diskussionsbeiträge und Informationen", Nr. 1, 1. Jg., Stuttgart, 10. Juni 1964, begrüßt auf S. 4 Hans B. Wagenseil als neues Mitglied.

- Gespräch mit Christian Wagenseil, 31.08.2022: 1913 hätte Hans eine kaufmännische Lehre beginnen sollen, versteckte sich aber stattdessen in einem Zug nach Triest. Der Vater Armin Wagenseil habe, von Speiseröhrenkrebs bereits schwer gezeichnet, den Zug noch vor der Abfahrt erfolglos durchsucht. Zwei Tage später sei Armin verstorben. Wahrscheinlich im Anschluss, nach anderer Darstellung aber bereits mit sechszehn (d.i. 1910), war Hans bei einem Zirkus untergekommen. Er trat als Fahrradkünstler auf und tourte mit diesem u.a. durch Frankreich. Im Zirkus hatte er ein Verhältnis mit der Artistin Consuela Naut. Andere Erzählungen gehen darum: Hans und Romaine hätten um 1920 beinahe den Stachus gekauft. Zudem hätte Hans eine Silberplatte im Kopf gehabt, wohl weil in den 1920ern ein "Bauarbeiter" mit ihm im Münchner Hofbräuhaus eine Schlägerei begonnen hatte. Die Villa habe Hans während der Weltwirtschaftskrise 1929 veräußert - für eine besondere Briefmarke, das "Basler Täubchen" (die wiederum als Provenienz den Grafen Adolkar von Einsiedel haben soll). Schließlich habe Kurt aus Ängsten vor dem Finanzamt Übersetzungen auch im Namen von Hans eingereicht. Und Hans lebte in Tutzing zum Teil mit im Haus bei Kurt, Ellen und den Kindern (neben seiner Blockhütte am Ammersee) und hätte häufig Unterstützung gebraucht (darum geht es auch eingangs im Brief von Wally Wolff vom 25.07.1955, siehe zu ihr den Artikel von Kurt: " ich fürchtete mich so sehr, keine guten Nachrichten betr Jhres Bruders zu erhalten, dass ich es immerwieder unterliess. So feige ist man manchmal. Nun hat sich aber zum Glück alles gut gegeben, und ich bin sehr froh mit Jhnen Allen. Ist er nur vorübergehend in Turin, oder will er ganz dortbleiben? [...] Arbeiten Sie jetzt wieder allein für Desch, oder immer noch in Gemeinschaft mit Jhrem Bruder? Und zahlt er denn jetzt endlich etwas ans[...] ger? Gottseidank, dass es mit den Wohnungen jetzt etwas leichter ge[worden] zu sein scheint! Hoffentlich finden Sie etwas gut passendes [...]"). Allerdings habe Hans an der Rohfassung der Übersetzung des Sexus mitgeschrieben (im Artikel Kurts finden sich auch Briefe von Hans an Henry Miller und von Miller an Hans). Auf der anderen Seite seien die Cocteau-Übersetzungen etwa in Wirklichkeit von Kurt (und das beträfe insbesondere Übersetzungen aus dem Französischen).

Der "Zirkus" war um 1913 auch ein beliebtes expressionistisches Bildmotiv, z.B. bei August Macke, "Zirkus", 1913, Ernst Ludwig Kirchner, "Zirkus (Zirkusreiterin)", 1913/14; zu ihm schreiben die Münchner Pinakotheken: "In den Themen Varieté und Zirkus spiegelt sich die Konfliktsituation des spätbürgerlichen Bohemien und gebildeten Künstlers: Die Inszenierung von Abenteuer, unverfälschtem Leben, Kraft und Aggressivität ist Konsequenz eines ausgeklügelten Dressurakts. Hier ist der vermeintliche Freiraum des Großstädters, der sich das Abenteuer mit einer Eintrittskarte erkauft, um es aus gesicherter Distanz zu betrachten, statt es zu suchen und selbst direkt zu erleben. 'Cirkus' spiegelt somit deutlich die Bewunderung des Künstlers für eine exotisch fremde Gegenwelt, die ihm jedoch auch zum Gleichnis der eigenen Situation wird". Weitere Werke sind: Alexander Vasilievich Shevchenko, "Der Zirkus", 1913 (Nizhny Novgorod, State Museum of Art); Paul Kuhfuss, "Artisten in der Manege des Zirkus Busch", circa 1913 (Auktion mutualart.com, Mar 19, 2020 - Mar 21, 2020). Prototypisch ist Georges Seurat, "Le Cirque", 1890/91 (Musée d'Orsay, Paris).

- Im "Der Spiegel" der entsprechenden Woche (Nr. 45/1971) heißt es unter "Diese Woche im Fernsehen": Durch Interviews mit den Schriftstellern Rolf Hochhuth, Ernst Kreuder, Susanne Leonhard, Peter Jokostra, Walter Mehring, Friedrich Schnack, Siegfried von Vegesack sowie dem Henry-Miller-Übersetzer Kurt Wagenseil will "Aspekte"- Mitarbeiter Werner Hildenbrand auf "den unwürdigen" und "sozial eindeutig deklassierten Status" des alternden Schriftstellers in der Bundesrepublik hinweisen. (5. November 1971, 21.50 Uhr, "Ausgeschrieben oder abgeschrieben? Wenn deutsche Schriftsteller alt werden", Film von Werner Hildenbrand). Zu sehen ist aber Hans B., mit falscher Einblendung "u.a. Henry Miller": "Und hatte das Glück dann, dass ich wieder einem alten Freund begegnete, mit dem ich nie ganz außer Kontakt war, nebenbei bemerkt, den ich schon jahrelang kenne, zu dem hab ich dann gesagt, hörmal, so schaut's aus, und der hat ein Hotel gepachtet, und sagt großzügig, hier paß auf, komm doch zu mir. Da sag ich: Mein Gott, das ist alles gut und schön gesagt, gä, aber wie steht es denn mit den Finanzen? Da sagt er: Das kriegen wir schon hin, jetzt mach hier keine langen Geschichten. Also so[...] ich zog zu ihm. Den einzigen Nutzen, den ich ihm gebracht habe, ich spielte manchmal an der Rezeption dann den versierten Portier. [...] Schluss Erfolg, ich landete hier im Krankenhaus, weil ich mir zu allem Überfluss ein sogenanntes Emphysem angelacht habe und warte jetzt eigentlich der Dinge, die da kommen sollen. Tja, wenn ich jetzt mal so überlege, wie das alles so gekommen ist, es ist nicht so mit einem Ruck auf einmal die Änderung da, sondern es [...], still wird es um einen, ich meine jetzt die Aufträge, die Nachfrage, und dann: gibt ja auch junge Leute, die wollen auch noch ran. Mit Recht! Ich kann nur hoffen, dass vielleicht manche meiner früheren Freunde [unter die ...?], aber das ist ja kein Standpunkt. Ich weiß es ehrlich gesagt eigentlich nicht. Das Einzige, was ich dagegen in die Waagschale zu werfen habe, ist, dass ich mein ganzes Leben lang in diesem Sinne ein unsicherer Kandidat war, ich habe einfach das [...] Leben gewagt, und es wird mich auch jetzt nicht lange fragen, es wird schon über mich bestimmen, hoffen wir, dass es einigermaßen gnädig ist. Das ist alles, was ich eigentlich dazu sagen kann. Auch hier, wenn ich jetzt das betrachte: ich sitze da ganz gemütlich in einem Krankenhaus und meine Krankenversicherung, die ist - Entschuldigung, wenn ich da mit so ganz persönlichem [...]kram komm - die ist unterversichert. Das wollte ich korrigieren. Geht nicht mehr. [...] ist zu alt. Jetzt heißt's: schlag dich durch. So schaut die Situation aus. Könnte sagen: Lass mich weiter munter bleiben und nicht deprimiert werden, denn sonst ist's ganz aus. Das ist eigentlich alles, was ich [...] antworten kann."

- Walter Bauer: "Liebe zu Deutschland heißt Leiden an Deutschland. Briefe aus Kanada 1962-1976", ausgewählt, herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Otto Röders, Gifkendorf: Merlin Verlag 1983, S. 352ff. "An Grete Gaupp, Toronto, den 21. November 1971": "My dear Gauppin, [...] Was du mir über die Fernsehsendung 'Ausgeschrieben oder abgeschrieben' berichtet hast [...], hat mir zugesetzt, und ich will am nächsten Samstag oder Sonntag etwas dazu sagen; ich sollte es nicht nur bei dem Worte 'zugesetzt' lassen. Ich kannte sie ja alle, Ernst Kreuder, Wagenseil (ein vorzüglicher Übersetzer); von Jokostra hörte ich durch Albert Steen, meinen alten Freund und Buchhändler in Bremen; er dürfte mit mehr Recht - wenn es da Recht oder Unrecht gibt - verbittert sein, denn er verließ Ostdeutschland. Es war ehrenwert von Hochmuth, dem Tertianer als Dramatiker, sich der alten, vergessenen Schriftsteller anzunehmen; aber ich bezweifle, daß sich die Situation ändern wird; und sie könnte sich nur ändern, wenn für Freischaffende eine feste Alterspension eingerichtet wird. Aber mir scheint, als sollte etwas ganz anderes betont werden (ich weiß nicht, ob Hochmuth das getan hat): von einigen Bestsellerautoren, deren Bücher gehen, weil sie einen Marken-Namen tragen (Böll, Grass) abgesehen, ist die Zeit der 'freischaffenden' Künstler vorbei. Der Begriff des 'Künstlers', des 'Poeten', der beruflos seiner Berufung folgt (ich möchte das Wort Berufung beinahe in Anführungszeichen setzen), gehört genauso dem neunzehnten Jahrhundert an wie die Begriffe Marxismus, Kapitalismus, Liberalismus und dergleichen. Wer - so fürchte ich - Gedichte schreibt oder Romane oder Bilder malt, tut es auf sein eigenes Risiko, und dieses Risiko wird zunehmen, und vielleicht werden immer weniger es eingehen wollen. Ich weiß es nicht, aber ich fürchte, daß es so sein wird. Und mir scheint, als erwiese sich auch der alte Gedanke, daß Schriftsteller, Poeten, Maler, Komponisten den 'Geist' ihres Landes verträten, als Illusion. Ich drücke diesen Gedanken sicherlich zu scharf aus, ich muß darüber nachdenken. Dabei ist es natürlich - und absurderweise so, daß trotz des gleichmacherischen 'amerikanischen' Einflusses auf Lebenstil etc. überall die Völker in den gleichen alten Häusern leben und daß ihr Nationalismus blüht. Aber ich spreche aus der Position des Außenseiters, und vielleicht sollte ich dazu überhaupt nichts sagen. Mir tun die alten, vergessenen Schriftsteller leid, die zu ihrer Zeit ihr Bestes gaben und sich nun durch ihr Alter quälen, und vielleicht ist nichts tragischer als der Selbstmord alter Künstler. Georg von der Vring war siebzig, als er in die Isar ging, ein vergessener Mann. Er war ein feiner Poet. Aber ich will darüber mehr sagen. Ich glaube nicht, daß ich das noch könnte: ein Manuskript nach dem anderen an Redaktionen schicken wie Ernst Kreuder es tut; ich könnte es nicht. Und genau das würde passieren, wenn ich in Deutschland lebte. Ich weiß nicht, was hier passieren wird, wenn ich in zwei Jahren spätestens pensioniert werde. Das wird von Umständen abhängen und von mir selber. Das Vergessensein habe ich, wie Du weißt, schon praktiziert, es kann mir eigentlich nicht mehr sehr zusetzen."

 

Register der Überlieferung der Übersetzungen bis 1950
Personenregister (Übersetzungen etc.)
Adressregister

Künstlerkommunen - artists' communities

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E-Mail: kriswagenseil [at] gmx [point] de